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1. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in mehrklassigen Volksschulen - S. 79

1881 - Merseburg : Steffenhagen
79 Mosquitoküste befuhr, verwehrte man ihm auf Haiti die San-düng. Gebrochen an Leib und Seele kehrte er nach Spanien heim und sank wenige Jahre nachher ins Grab. Seine Gebeine fanden zuerst zu St. Domingo auf Haiti und dann zu Havanna aus Cuba eine Ruhestätte. Der von ihm entdeckte Erdteil aber wurde nach dem Florentiner Amerigo Vespucci, der die erste genauere Beschreibung desselben lieferte, Amerika genannt. (Weitere Entdeckungen.) Colnmbus' Erfolge feuerten zu weiteren Unternehmungen an. So entdeckte der Venetianer Sebastian Cabot von England aus die Küste von Labrador, und der Portugiese Cabral sand, aus der Fahrt nach Indien westwärts getrieben, das nach seinem Färbeholze benannte Brasilien. Die Spanier richteten ihr Angenmerk mehr aus die Erforschung der Inseln und Länder Mittel-Amerikas. Sie befuhren die Küsten von Venezuela, Neugranada und Darien, überstiegen den Kamm der Cordilleren aus der Landenge von Panama und drangen bis an das Gestade des stillen Weltmeeres vor. Dann wandten sie sich weiter nördlich, entdeckten Florida und Yucatan und gelangten endlich nach dem herrlichen, mit Städten und Dörfern besäeten und von einer gebildeten und kunstreichen Bevölkerung bewohnten Mexiko, das der kühne Ferdinand Cortez mit geringer Mannschaft nach hartnäckigen Kämpfen in Besitz nahm. Einige Jahre später entdeckte und eroberte Franz Pizarro das nicht minder reiche, auf der gleichen Stufe der Entwickelung stehende Peru. § 51- Die Vorläufer der Reformation. (Ursachen der Reformation.) Je mehr die Päpste weltlicher Macht und Herrlichkeit nachjagten, desto mehr gerieten Zucht und Sitte bei ihnen m Verfall. Die meisten derselben waren im hohen Grade prachtliebend und verschwenderisch, einige überließen sich sogar einem Wandel, der schlechthin verabscheuungswürdig genannt werden nutzte. Nicht minder entartet zeigte sich die übrige Geistlichkeit, von den Bischöfen bis herab zu den Bewohnern der Klöster, hinter deren Mauern oft die unnatürlichsten Laster und Verbrechen hausten. Mit der Tatenlosigkeit der1 Geistlichen aber hielt das Überhandnehmen der Irrlehren und Mitz6tauche deichen Schritt. Menschenlehre verdrängte allmählich die Lehre der Schrift, und damit nicht das Irrige vom Volke erkannt würde verbot man der Jugend die Bibel in die Hände zu geben und verschrie das Studium derselben als Ketzerei. Zu den Grundirrlehren der römischen Kirche gehörten die Lehren von der Recht-l^^igung durch gute Werke, vom überfließenden Schatz der Heiligen, über welchen der Papst zu verfügen habe, Vom Fegfeuer, in dem die Seelen der Verstorbenen gelautert würden, u. a. m. Einer der schreiendsten Mißbrauche \

2. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in mehrklassigen Volksschulen - S. 80

1881 - Merseburg : Steffenhagen
80 war neben dem Heiligen- und Reliquiendienst der Ablaßhandel. Anfänglich verstand man unter Ablaß nur ein Erlassen der Kirchenstrafen, später aber dehnte man die Wirkung desselben auf die Sünde selbst aus, und zuletzt erklärte man sogar, durch dieses-Mittel auch den Seelen im Fegfener Hilfe leisten zu können. (Petrus Waldus.) Einer der ersten Männer, welche den Versuch machten, die Gebrechen der Kirche zu heilen, war Petrus Waldus, ein angesehener Kaufherr zu Lyon. Bei seinem Forschen nach Wahrheit endeckte er eine lateinische Bibel und fand, daß die damals geltenden Lehren mit denen der Schrift nur wenig übereinstimmten. Da verteilte er seine Güter an die Armen und gründete einen Verein znr Verbreitung des lauteren Wortes Gottes. Aber obgleich die Waldenser ein Leben in strenger Sittenzucht und thätiger Liebe führten und ihnen nichts Unchristliches vorgeworfen werden konnte, so sprach doch der Papst den Bann über dieselben aus, und es ergingen die heftigsten Verfolgungen wider sie. Petrus Waldus soll nach Böhmen geflohen und dort ums Jahr 1197 gestorben sein. (Johann Wycliffe.) Ein anderer Vorläufer der Reformation trat zwei Jahrhunderte später in England auf. Johann.wycliffe. Professor an der Universität Oxford, predigte und schrieb scharf gegen die Laster der Geistlichkeit, gegen die Üebergriffe des Papsttums und gegen die Irrlehren und Mißbräuche der Kirche. Der Papst forderte'ihn zur Verantwortung, doch der König nahm ihn in seinen Schutz, und Wycliffe blieb so gut wie unangefochten. Nach seinem Tode erst wurde er als Ketzer verdammt und die Ausgrabung und Zerstörung seiner Gebeine und die Verbrennung seiner Schriften angeordnet und vollzogen. (Johann Huß.) Wycliffe's Bahnen folgte der Böhme Johann Hnß, Professor an der Universität zu Prag und Prediger an der Bethlehemskirche daselbst, ein Mann von umfassenden Kenntnissen und aufrichtiger Frömmigkeit. Seine Angriffe galten anfänglich nur der Sittenlofigkeir der Geistlichen und den Anmaßungen der Päpste. Da lernte er die Schriften Wycliffe's kennen, und nun wandte er sich in Gemeinschaft mithierony mus von Prag, der in Oxford ftudirt hotte, auch gegen gewisse Lehren der Kirche, namentlich gegen die Lehre vom Abendmahl, vom Fegfener und vom Ablaß. Der Papst untersagte ihm das Predigen und forderte ihn nach Rom, und als Huß, vom König Wenzel geschützt, keine Folge leistete, wurde über ihn wie über Hieronymus der Bann ausgesprochen. (Huß-Märtyrertod.) Huß und Hieronymus standen mit ihren Bestrebungen nicht allein, die ganze Christenheit sehnte sich nach einer Reformation der Kirche an Haupt und Gliedern. Ein allgemeines Concil zu Kost ui tz, das Dank den Bemühungen Kaiser Sigismund's zusammentrat, sollte das Werk in die

3. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in mehrklassigen Volksschulen - S. 83

1881 - Merseburg : Steffenhagen
im Aufträge seines Ordens eine Reise nach R o m. Mit der größten Ehrfurcht betrat er den Sitz des Papsttums; keine Messe, keine Wallfahrt versäumte er, um den damit verbundenen Ablaß zu verdienen. Doch indem er es that, war ihm zu Mut, als ob eine Donnerstimme ihm zurief: „Der Gerechte lebt seines Glaubens !" Den bleibendsten Eindruck aber machte auf ihn das leichtfertige, lasterhafte Treiben, dem er Iberall begegnete, und das er in der Hauptstadt der Christenheit' am wenigsten erwartet hatte. Kurze Zeit nach seiner Rückkehr ernannte ihn die Universität zum „Doctor der heiligenschrist", was ihn noch mehr anspornte, in dem teuren Gottesworte zu forschen. Dabei erkannte er immer deutlicher, in welchen Irrtümern die Kirche gefangen lag, und immer mehr erschien ihm die Rechtfertigung aus dem Glauben als der Kern aller Christenlehre. 53. Beginn der Reformation. Die 95 Sätze und der Reichstag zu Worms. (Der Ablaßkrämer Tetzel.) Um seine stets leere Kasse zu füllen, schrieb Papst Leo X im Jahre 1517 einen allgemeinen Ablaß aus und übertrug die Verkündigung desselben im nördlichen Deutschland dem Erzbischof Albrecht von Mainz. Dieser wählte zu Ablaßverkäufern Männer, deren Frechheit die höchsten Einnahmen versprach. Der unverschämteste von allen war der Dominikanermönch Johann Tetzel, der die Städte und Dörfer Thüringens, Sachsens und Brandenburgs durchzog und seine Ware in marktschreierischer Weise feil bot. Für jede Art von Sünde, selbst für erst zu begehende hielt er Ablaßzettel in Bereitschaft, und ebenso wollte er gegen Geld die Seelen der Verstorbenen aus dem Fegfener befreien. Sein Wahlspruch lautete: „Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt." (Die 95 Sätze.) Auch in die Nähe von Wittenberg kam Tetzel. Da trat Luther zuerst in scharfen Predigten gegen den' Unfug aus, und als das nicht half, schrieb er 95 Sätze wider den Miß- pi. mr. brauch des Ablasses und schlug sie an die Schloßkirche zu L 1517 Wittenberg, jedermann auffordernd, mit ihm über die Richtigkeit derselben zu disputieren. Damit hatte er einen Funken in die Gemüter geworfen, der bald zur Hellen Flamme emporschlagen sollte. Seine Sätze durchflogen in unglaublich kurzer Zeit ganz Deutschland und Europa, und von allen Seiten jubelte man dem kühnen Mönche zu, der es mit dem Papste aufzunehmen gewagt. ^(Die Unterredungen zu Augsburg und Altenburg.) Als die £>ache immer größeres Aufsehen machte, forderte der Papst Luther ans, sich binnen 60 Tagen in Rom zu stellen. Doch Kurfürst Friedrich der Weise bewirkte, daß die Vernehmung in Augsburg vor .dem dort zum Reichstage anwesenden Kardinal Ca je-tan stattfand. Als dieser indes von keiner Verteidigung hören wollte, sondern einfachen Widerruf verlangte, kehrte Luther auf deu

4. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in mehrklassigen Volksschulen - S. 85

1881 - Merseburg : Steffenhagen
auch nicht an solchen, welche, wiewohl vergeblich, auf sofortige Ver-Haftung desselben drangen. Einen Monat später indes sprach der Kaiser Die Acht über Luther aus, allen Behörden iye Gefangen-nehmung und Auslieferung des Ketzers anbefehlend. (Lutber auf der Wartburg.) Um Luther den Nachstellungen seiner Feinde zu entziehen, ließ ihn Friedrich der Weise auf der Heimkehr durch den Thüringer Wald scheinbar überfallen und auf der festen Wartburg in Sicherheit bringen. Nur wenige wußten davon, und sein Verschwinden erregte einerseits Trauer und Bestürzung, anderseits Jubel und Frohlocken. Aber in der Verborgenheit begann Luther ein Werk, das wesentlich dazu beitrug, der kirchlichen Bewegung den Sieg zu verschaffen: die Bibelübersetzung. Schon 1522 erschien das Neue Testament und 1534 die ganze heilige Schrift im Drucke. § 54. Die Wiedertäufer und der Bauernkrieg. (Die Bilderstürmer.) Ermutigt durch die bisherigen Erfolge ließen sich einige Wittenberger Anhänger Luthers, an ihrer Spitze der Professor Karlstadt, zu höchst bedenklichen Schritten hinreißen: sie stürmten die Kirchen, warfen die Bilder hinaus und zertrümmerten die Altäre. Mit den „Bilderstürmern" verband sich eine andere, noch weit schwärmerische Partei, die aus Zwickau herübergekommenen „Zwickaner Propheten" oder „Wiedertäufer", welche die Kindertaufe verwarfen, den geistlichen Stand abgeschafft' wissen wollten und sich göttlicher Offenbarungen rühmten. Die Nachricht davon schreckte Luther aus seiner stillen, aber segensreichen Thätigkeit auf. Trotz aller Abmahnungen kehrte er von der Wartburg zurück und predigte eine Woche hindurch mit so überzeugender Kraft gegen die Neuerer, daß diese Wittenberg verlassen mußten. ^ V5)er Bauernkrieg.) Luther's Lehren von der evangelischen Freiheit auch auf die bürgerliche beziehend, hoffte der vielfach geknechtete Bauernstand, die Reformation werde ihm zugleich die Erfüllung seiner teils billigen, teils überspannten Wünsche bringen. Eine allgemeine Erregung bemächtigte sich der Gemüter, und' die Wiedertäufer thaten das Ihre, um das Feuer zu schüren. Der Hauptführer derselben war Thomas Münzer, ein ehemaliger Prediger, dessen aufrührerische Reden vorzugsweise dazu beitrugen, daß der große Bauernkrieg zum Ausbruch kam. In ganzi525 Schwaben, Franken und Thüringen trat das Landvolk unter die Waffen, plünderte die Kirchen und Klöster, brannte die Burgen und Schlösser nieder und mißhandelte die Geistlichen und Edelleute. Auf die Kunde von solchen Greuelthaten forderte Luther, der anfangs zur Sühne geredet, alle Welt auf, die räuberischen und mörderischen Bauern wie „tolle Hunde" totzuschlagen. Den besser geordneten und kampfgeübteren Truppen der Fürsten und Herren vermochten denn auch die Rebellen nicht zu wider-

5. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in mehrklassigen Volksschulen - S. 89

1881 - Merseburg : Steffenhagen
wort, sondern das lautere Gotteswort lehren zu wollen. Bald griff er indes auch die äußeren Einrichtungen und Gebräuche der Kirche an, und gegen den Ablaßkrämer Samson eiferte er mit solchem Erfolg, daß demselben die Thore Zürichs verschlossen wurden. Sein Anhang mehrte sich mit jebem Tage, und eine Reihe öffentlicher Disputationen, welche die Gegenpartei veranlaßte, trugen nur bazn bei, das Reformationswerk zu förbern. Auf Zwingli's Betreiben schaffte der Rat von Zürich das Klosterwesen ab, erlaubte den Geistlichen zu heiraten, entfernte die Bilber und allen sonstigen Schmuck aus bett Kirchen und gestattete die Feier des Abenbmahts nach evangelischer Weise. Wie Zürich so führten auch Bern, Basel, St. Gallen und anbete Stabte die Reformation ein, während die übrigen schweizer Kantone der römischen Kirche treu blieben. (Religionsgespräch zu Marburg.) So sehr auch sonst Luther und Zwingli miteinander übereinstimmten, hinsichtlich berabenb-mahls lehre hegten sie wesentlich verschiebene Ansichten. Luther hielt an der wirklichen Gegenwart Christi im Abendmahl fest, Zwingli sah in dem letzteren eine bloße Gedächtnisfeier des Erlösungstodes Jesu und erklärte die Worte „das ist" mit „das bedeutet". Ein Zusammengehen der 6eiben Parteien erschien aber bringenb wünschenswert, und so fauben sich auf Veranlassung des Lanbgrasen von Hessen der Wittenberger und der Züricher Reformator in Begleitung ihrer Freunbe zu einem Religions-aespräch in Marburg ein. In vielen, weniger wichtigen 1529 Punkten gab Zwingli bereitwillig nach; nur in Betreff der Abenb-mahlslehre blieb er bei seiner bisherigen Auffassung stehen, und auch Luther ging von der {einigen nicht ab. So kam keine Einigung zu stände, und die Spaltung zwischen Lutheraner und Reformierten, wie man die Selben Religionsparteien von jetzt ab nannte, wurde noch erweitert. (Zwingli's Ausgang.) Zwei Jahre später brach der Glaubenshaß m der Schweiz in offenen Krieg aus. Die katholischen Kantone sielen in das Gebiet von Zürich ein und besiegten die weit schwächeren Gegner in bet Schlacht bei Kappel. Zwingli, der als Feldprediger am Kampfe teilgenommen, lag verwundet unter einem Baume, als ein feindlicher Krieger herzukam und ihm den Tobes-streich versetzte. Sein Leichnam wurde gevierteilt und verbrannt und die Asche in den Wind gestreut. (Johann Calvin.) Dochzwiugli'swerk sollte nicht untergehen, der Franzose Johann Calvin setzte es fort. Aus Frankreich vertrieben, kam er nach Genf, wo ihn die Freunde bestimmten, an dem Aufbau der ^evangelischen Kirche mitzuwirken. Nun versuchte Calvin, an Stelle der dort herrschenden Ueppigkeit und Weltlust ein Leben von apostolischer Einfachheit und Sittenstrenge zu begründen. Sein Bemühen hatte denn auch solchen Erfolg,

6. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in mehrklassigen Volksschulen - S. 90

1881 - Merseburg : Steffenhagen
90 daß Genf bald als Muster ernsten christlichen Wandels allen reformierten Gemeinden voranleuchtete. Betreffs der Abendmahlslehre näherte er sich der Auffassung der Lutheraner, entfernte sich aber wieder von ihnen durch Aufstellung des Lehrsatzes von der Gnadenwahl: Gott habe von Anfang an einige Menschen zur Seligkeit bestimmt, andere nicht. — Die wichtigste Bekenntnisschrift der deutschen Reformierten ist der Heidelberger Katechismus. § 57. Der schmalkaldische Krieg und der Augsburger Religionsfriede. 'Ausbreitung der evangelischen Lehre.) Noch keine drei Jahrzehnte waren seit dem 31. Oktober 1517 verflossen, und die Reformation hatte sich nicht nur in fast allen Teilen Deutschlands, sondern auch über dessen Grenze hinaus Bahn gebrochen. In Deutschland traten die meisten weltlichen Fürsten und freien Städte der Sache des Evangeliums bei, selbst in den Gebieten der katholischen Herren fand die gereinigte Lehre vielfach Eingang. Der bedeutsamste Sieg aber, den die 'Reformation auf deutschem Boden errang, war die Einführung derselben in Brandenburg, dessen Fürsten im Laufe der Zeit die mächtigsten Schirmherren des evangelischen Glaubens geworden sind. Am 1. 1539november 1539 empfing Kurfürst Jo achi m Unliebst seinem ganzen Hofe und vielen Edlen des Landes zu Spaudau das Abendmahl nach Christi Einsetzung, und am folgenden Tage wohnte er zu Berlin dem ersten evangelischen Gottesdienste in deutscher Sprache bei. Eins der ersten Länder außerhalb des deutschen Reichs,^ in welchem die Reformation eine feste Stätte fand, war Preußen. Dort wurde sie, wie bereits erwähnt, durch den Hochmeister Albrecht von Hohenzollern eingeführt, der das bisherige Ordensland in ein weltliches Herzogtum verwandelte und sich zum erblichen Herzog desselben erklärte. Von Preußen aus verpflanzte sich dann Lnther's Lehre auch nach Livland, Kurland und Esthlaud. Ebenso gelangte der evangelische Glaube in den nordischen Reichen von Dänemark, Norwegen und Schweden, von England und Schottland zur Herrschaft. Von der Schweiz aus verbreitete sich der Calvinismus hauptsächlich über die Niederlande und Frankreich, in welch' letzterem Lande seine Bekenner unter dem Namen „Hugenotten^ eine mächtige Partei bildeten. Sogar in Spanien und Italien gewann die Reformation ihre Anhänger, konnte indes bei den heftigen Verfolgungen durch die Inquisition, welche alle der Ketzerei Verdächtigen zum Feuertode verurteilte, nie zur Geltung gelangen. ^Das Tridentiner Concil.) Daß die Ausbreitung der evangelischen Lehre in Deutschland keine größere Schwierigkeiten erfuhr, verdankte man vorzugsweise dem Umstande, daß Karl V durch fast ununterbrochene Kriege vom Reiche ferngehalten wurde.' Kaum aber sah der Kaiser die äußeren Kämpfe wenigstens vorläufig

7. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in mehrklassigen Volksschulen - S. 40

1881 - Merseburg : Steffenhagen
40 der Bekenner, so daß das Wort zur Wahrheit wurde: „Das Blut der Märtyrer ist der Same der Kirche." . 8 29. Constantin der Große. Sieg des Christentums über das Heldentum. (Constantin der Große? Um das große Rach bester zu schützen, ernannte Kaiser Diocletian kräftige Feldherren zu Mitregeuten. Einer derselben war Coustantiuus Chlorus, dem in gleicher Eigenschaft sein Sohn Coustautiuus folgte, welcher schließlich durch Ueberwindung sämtlicher Neben-324 buhler die Alleinherrschaft erlangte. Constantin bekundete sich als eui in jeder Hinsicht tüchtiger Monarch. Er verteidigte mit Nachdruck die Grenzen des Reichs, schuf eine geordnete Verwaltung beförderte Wissenschaften und Künste und sorgte für Belebung, des Handels und der Gewerbe. An der Stelle des alten Byzanz erbaute er eine neue Hauptstadt, welche den Namen Cou-stautiuopel empfing und binnen kurzem zu beträchtlicher Größe emporstieg. i^Constautin's Uebertritt zum Christentum.) Den höchsten Ruhm hat sich Constantin dadurch erworben, daß er dem Chri-ftentnme zum Siege verhalf. Schon sein Vater und mehr noch seine Mutter Helena hatten sich dem Evangelium zugeneigt, und ihr Beispiel blieb nicht ohne Einfluß auf den Sohn. Als er gegen seinen Mitkaiser Maxentins zu Felde zog, sah er, wie erzählt wird, in den Wolken ein großes Kreuz mit der Umschrift: „In diesem Zeichen wirst du siegen!" Sofort setzte er das Kreuz in seine Fahne, und kaum hatte er den Gegner überwunden, als er durch ein Gesetz den Christen völlig freie Religwnsübung gestattete. Noch entschiedener trat er für das Christentum als Alleinherrscher ein. Er gebot die Feier des Sonntags, zog christliche Geistliche in den Kreis seiner Vertraute» und ließ manche prächtige Kirche erbauen. Die Taufe empfing er indes erst anf seinem Sterbebette. (Kirchenversammluug zu Nicäa.) Früh schon führten die religiösen Forschungen zu Spaltungen und zur Bildung von Sekten. Ar ins, ein Presbyter (Aeltester) zu Alexandrien, stellte die Ansicht auf, Christus sei nicht gleiches Wesens mit dem Vater, sondern nur der erste unter den Geschaffenen. Seine Lehre fand viele Anhänger, aber auch viele Gegner. Da berief Constantin eine allgemeine 325 Kirchenversammlung nach Nicäa in Kleinasien, an welcher 318 höhere Geistliche teilnahmen. Hier wurde die Lehre des Arius als ketzerisch verdammt und ein Glaubensbekenntnis abgefaßt, das den Namen des nicäischen führt. Später kam dazu noch ein anderes, welches nach Athanasius, dem Hauptgegner des Arius, das athanasionische genannt wird. (Weitere Ausbreitung des Christentums. Auf Constantin den Großen folgten seine drei Söhne und nach deren Tode sein Neffe Julian der Abtrünnige, welcher das Heidentum wieder herzu-

8. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in mehrklassigen Volksschulen - S. 138

1881 - Merseburg : Steffenhagen
Herzen, Hunger, Durst und Müdigkeit waren vergessen, und mit frischem Mute ging man auf der gamen Linie zum Angriff vor. Der Kronprinz nahm Ch lum, den Mittelpunkt der östreichischen Stellung, Herwart von Bittenfeld verdrängte die Sachsen nach hartem Kampfe aus Problus, und in kurzem wandte sich die gesamte feindliche Armee zur regellosen Flucht. (Fried e mit ^Oestreich.) Nun brach das siegreiche Heer nach Süden auf und zog durch Böhmen und Mähren auf Wien los, während ein Seitenkorps die Karpathen überstieg und die Gegner bei Blumen au, in der Nähe von Preßburg, in die Enge trieb. Da erfolgte der Abschluß eines Waffenstillstandes und vier Wochen später, ant 23. August, der Friede von Prag. Oestreich mußte aus dem deutschen Bunde ausscheiden, sein Recht auf Schleswig-Holstein aufgeben und 60 Millionen Mark Kriegskosten bezahlen; Italien erhielt die Provinz Venetien, trotzdem es zu Lande und zu Wasser geschlagen worden war. (Der Mainseldzug und die Gründung des norddeutschen Bundes.) Den gleichen Erfolg hatte der Feldzug der Mainar-mee unter Vogel v on Falk enstein, später unter Manteuffel. Obwohl die Preußen den gegenüber stehenden süddeutschen Truppen bei weitem nicht gewachsen waren, drangen sie doch in einer Reihe siegreicher Gefechte (bei Dermbach, Kis sin gen, Asch affen-bürg, Ta über-Bischofs he im) über den Main vor. Die Gegner baten um Frieden, den man ihnen auch unter billigen Bedingungen gewährte. Hannover, Kur Hessen, Nassau und Frankfurt jedoch sowie Schleswig-Holstein wurden der preußischen Monarchie einverleibt. Sämtliche Staaten nördlich vom Main vereinigten sich zu einem norddeutschen Bunde, mit welchem die süddeutschen Staaten in ein Schutz- und Trutzbündnis traten. § 83. Der deutsch-französische Krieg. Von Weißenburg bis Sedan. (Veranlassung des Krieges). Preußens Erfolge, ohne Napoleons Mitwirkung oder Zustimmung errungen, hatten die Eitelkeit der Franzosen schwer verletzt. „Rache für Sadowa!" halte es durch ganz Frankreich wieder, und im Stillen bereitete man alles für den Krieg vor. Nun hatten die Spanier ihre Königin Jsabeua vertrieben und die Krone dem Erbprinzen Leopold von Hohenzollern angeboten, der sich nach einigem Zögern auch bereit erklärte, die Wahl anzunehmen. Darin erblickte Frankreich eine Beeinträchtigung seines Ansehns, und als der Prinz infolge dessen wieder zurücktrat, forderte es sogar durch den Botschafter Beuedetti vom Könige Wilhelm das förmliche Versprechen, für alle Zukunft die Thronbesteigung eines Hohenzollern in Spanien verhindern zu wollen. Mit Entrüstung wies der König, der sich zum Gebrauche des Bades in Ems aufhielt, das beleidigende Ansinnen zurück und weigerte sich,

9. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in mehrklassigen Volksschulen - S. 39

1881 - Merseburg : Steffenhagen
39 (Ignatius von Antiochien.) Ignatius war ein Schüler des Apostels Johannes und lange Jahre Bischof der Gemeinde zu Antiochien. Da kam Kaiser Trajan nach der genannten Stadt und stellte eine Untersuchung wider die Christen an. Eine heftige Verfolgung drohte über dieselben Hereinzubrechen. Doch Ignatius 'wandte den Sturm ab, indem er den kaiserlichen Zorn auf sich allein lenkte. Er wurde verurteilt, nach Rom geführt und dort den wilden Tieren vorgeworfen zu werden. Der Tag seiner An-tunst in der Hauptstadt war auch der Tag seines Todes. In der Mitte vieler Gläubigen ging er betend zum Kampfplatze. Bald hatten die Löwen ihn zerrissen; die wenigen Knochen, die sie übrig ließen, wurden in Antiochien bestattet. (Justin der Märtyrer.) Justiuus war der Sohn eines heidnischen Vaters zu Sychem in Samaria und hatte sich eine ausgezeichnete Bildung erworben. Aber alles Wissen ließ sein Herz leer .und kalt, bis er durch einen ehrwürdigen Greis das Christentum kennen lernte. Von jetzt ab war sein ganzes Streben nur darauf gerichtet, die Wahrheit und Göttlichkeit der Lehre Jesu vor aller Welt darzuthun. Doch diese hervorragende Thätigkeit zog ihm den besonderen Haß der Widersacher zu. Er wurde unter Kaiser Marc Aurel ins Gefängnis geworfen und erst gegeißelt und dann enthauptet. (Polykarp von Smyrna.) Während der Regierung Mcnx An-rel's starb auch Bischof Polykarp von Smyrna, gleich dem Ignatius ein Schüler des Apostel Johannes, den Tod des Märtyrers. Er war bereits 90 Jahre alt, als der Sturm der Verfolgung zum Ausbruch kam. Der Statthalter wünschte den ehrwürdigen Greis zu relteu und rief ihm zu: „Schone deines Alters, schwöre bei den Göttern und fluche Christo!" Doch Polykarpus erwiderte: „Sechsundachtzig Jahre habe ich ihm gedient, und er hat mir nie etwas zu leide gethan; wie sollte ich meinen König lästern, der mich selig gemacht!" Der Statthalter drohte mit wilden Tieren, mit Martern und Feuersqual. Ruhig entgegnete der Bischof; „Du drohest mit einem Feuer, das nur einen Augenblick brennt und bald verlischt; aber du weißt nichts von dem ewigen Feuer des Gerichts, welches den Gottlosen aufbehalten ist." Jetzt verkündete ein Herold dem versammelten Volke: „Polykarpns hat bekannt, daß er ein Christ sei!" und tausend Stimmen antworteten : „Das ist der Vater der Christen, der so viele gelehrt hat, nicht mehr zu opfern und anzubeten!" Er wurde verurteilt, lebendig verbräunt zu werden, und mit Heiterkeit und unter Lobpreisungen ging er in den Tod. (Wirkung der Verfolgungen.) Alle Verfolgungen waren indes nicht vermögend, eine Lehre zu unterdrücken, die nicht von dieser Welt ist. ' Die Glaubensfreudigkeit, mit der die Jünger des Gekreuzigten Qualen und Tod ertrugen, mehrte stets die Zahl

10. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in mehrklassigen Volksschulen - S. 41

1881 - Merseburg : Steffenhagen
stellen suchte. Seitdem kam kein Heide wieder auf den römischen Thron, und so erhielt das Christentum bald im ganzen Reiche Geltung. Auch in anderen Ländern schlug das Evangelium im 4. Jahrhundert Wurzel. Bei den Westgoten 'fand es hauptsächlich durch die Bemühungen des Bischofs Ulfilas Eingang, der fast die gesamte heilige Schrift in die gotische Sprache übersetzte. Ebenso wurden die Ostgoten, Vandalen, Burgunder und Lougobarden bis zu Beginn der Völkerwanderung für die christliche Lehre gewonnen. (Ambrosius.) Einer der berühmtesten Kirchenlehrer jener Zeit ' war Ambrosius. Er bekleidete anfangs das Amt eines Statthalters von Mailand, bis ihn die Stimme des Volkes auf den bischöflichen Stuhl dieser Stadt berief. 22 Jahre lang leitete er nun die Angelegenheiten der abergläubischen Christenheit, mit einem Ansehn, dem sich selbst Kaiser*Theodosius beugen mußte. Die größten Verdienste erwarb er sich durch Ausbildung des Gottesdienstes mittelst Kirchengesang, Liturgie und Predigt, wie benn der sogenannte „ambrosianische Lobgesang" von ihm herrühren soll. (Augustinus.) Nicht minder berühmt als Ambrosius war Augustinus. Er wurde in Nordafrika als der Sohn eines heidnischen Vaters und einer christlichen Mutter, der frommen M ouika, geboren und gelaugte frühzeitig zu großer Gelehrsamkeit. Doch all sein Ruhm vermochte die Mutter nicht über das lasterhafte Leben des Jünglings zu trösten, und oftmals flehte sie weinenb den Herrn an, ihn auf den rechten Weg zu führen ober ihn hin-wegzunehmen von der Erbe. Und der Sohn so vieler Gebete und Thränen sollte nicht verloren gehen. In Mailanb lernte Augustinus den Ambrosius kennen, und die erusteu Mahnungen des heiligen Mannes brangen mächtig zu seinem Herzen. Mit Eifer las er die Bibel, und bald war das Wunber seiner Bekehrung vollbracht. Er ließ sich taufen, begab sich später in die Heimat zurück und wurde zum Bischof von Hippo. (Bona) erwählt, um 35 Jahre lang durch die Machl seines Geistes die afrikanische Kirche zu beherrschen. (Entstehung des M'önchwesens.) Zur Zeit der Christenverfolgungen floh Paulus aus Theben in Egypten in die nahe Wüste und lebte bis an sein Ende in einer Felsenhöhle neben einer Quelle und einem Palmbaum. Sein Beiipiel fanb viele Nachahmer und bald waren die egypüschen Wüsten mit Einsiedlern oder Eremiten angefüllt. Antonius, ein Landsmann des Paulus, sammelte mehrere dieser Eremiten zu gemeinsamer Handarbeit und Betrachtung des göttlichen Worts um sich, und Pachomius vereinigte die Söhne' der Wüste in eingehegten Plätzen ober abgeschlossenen Gebäuden und legte ihnen das Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams auf. Solche abgesonderte Wohnungen nannte man Klöster, die Angehörigen der
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