Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 130 —
Störer. In der Kirche ging die Traufeierlichkeit ohne Störung
vor sich. Nach der Rückkehr war Tanz und Schmaus in Hansens
Hause und bis zum frühen Morgen ertönten die frohen Stimmen
der Hochzeitsgäste, deren Scherze bald die Wolken von der Stirn
der Neuvermählten scheuchten.
In ungetrübtem Glück verflogen die ersten Wochen dem jungen
Paare, in fröhlicher Arbeit und aufrichtiger Liebe genossen sie ihr
Leben. Tie bösen Worte des Bruders waren fast vergessen. Dieser
jedoch, wenn er nicht mit seinen Zechgenossen beisammen war, brütete
dumpfe Rachepläne. So beaufsichtigte er eiues Tages die Feldarbeit
seiner Untergebenen, und wie er so die Straße lang sah, erblickte er
plötzlich den Gegenstand seiner Rache, den ihm tötlich verhaßten
Bruder. Schnell schickte er seine Arbeiter heim, und auf die Pflug-
schaar gestützt, erwartete er die Aukunft des Bruders, der ein sröh-
liches Liedchen trällernd, mit dem Pfluge über der Schulter heim
zu seinem Weib eilte. Da ergriff der wilde Bruder seine Pflugschaar
und holte mit den Worten: „Stirb, Räuber meines Glückes!" zu
einem tötlichen Schlage aus. Erschreckt sprang Hans zur Seite und
benutzte sein Pflugschaar ebenfalls als Wehr. Nnn folgte Schlag
auf Schlag, bis beide tötlich getroffen zur Erde sanken. Ein leises
„Ich vergebe dir! — — Leb wohl, Gretchen!" aus dem Munde
des einen, ein dumpfes „Zwei Fliegen auf einen Schlag!" aus dem
Munde des andern.
Vergebens erwartete am Abend Margaretha ihren Gatten,
Stunde auf Stunde verrann, noch kehrte er nicht heim. Nichts
Gutes ahnend läuft sie hinaus in die finstere Nacht, bis sie ihren
Mann und daneben den wilden Jürge — beide in ihrem Blute
liegend — findet. Verzweifelt wirft sie sich aus den Geliebten und
suchte vergeblich, ihn mit Küssen zu erwecken. Ihr Glück war für
immer dahin, Wahnsinn nahm ihre Sinne gefangen. Täglich saß
sie auf dem Grabe ihres Mannes, den Hügel mit Waldblumen
bestreuend. Nach Verlauf eines Jahres ward sie eines Morgens
von den Nachbarn tot dort ausgefunden.
Zum Andenken an dieses gransig-romantische Ereignis erhebt
sich an der Chaussee, die von Minden nach Bückeburg führt, links
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Extrahierte Personennamen: Schmaus Hans Margaretha
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Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 65 —
Und bäumt die schlanken Vorderfüße
Und bringet seine besten Grüße.
Da sprach der Sachse: „Siehe da,
Das ist des Sachsenvolkes Bild!"
Der Franke reichet ihm die Hand.
„Das war ein Wort zu seiner Zeit!
Du sollst von sränkscher Großmut hören;
Dem Kampf der Völker will ich wehren.
Tu, denke dieser Stunde heut,
Ich bin der König Karl genannt."
Der Sachse reicht ihm auch die Hand.
„Hast sränk'sche Großmut du genannt,
So lern auch Sachsentreue kennen!
Ich will dir deinen Gastfreund nennen:
Herr Karl, du bist in mächt'ger Hand,
Ich bin der Wittekind genannt."
Da rief der Karl: „Ja, treu und frei?
Das edle Roß, das ist dein Bild!
Nun soll der goldne Frieden tagen;
Tu sollst die Herzogskrone tragen;
Das weiße Roß, das führ im Schild,
Für ewig sei es treu und frei!"
Freiherr Max von Der.
Der Besuch Wittekinds bei Karl dem Großen.
Ehe der Friede zwischen Karl und den Sachsen geschlossen war,
sprach der tapfere Wittekind zu seinem Waffenbruder Albion: „Auf,
laßt uns gehen, wir wollen Karl in seiner Burg besuchen und sehen
seine Macht, denn er ist der höchste in seinem Lande!" Da zogen
die kühnen Helden hin, ein Bettlergewand verhüllte ihre starken
Glieder; sie wollten unerkannt sein und selber sehen und prüfen.
Furcht war nicht in ihren mutigen Herzen. Sie wanderten und
wanderten manchen Tag, und wo sie hinkamen, die Christen speisten
sie. Da fragten sie sich einander: „Sind das die Christen?" Sie
Schulze, Heimatskunde. g
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Karl Karl Max_von_Der Max Karl_dem_Großen Karl Karl Karl Karl Karl
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Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
Gemahlin gab. Seinen bisherigen Wohnsitz zu Hermannsbnrg,
das von ihm seinen Namen hat, vertauschte Hermann mit Lüneburg
und erbaute daselbst auf dem Kalkberge eine Burg. Daneben im
Michaeliskloster wurde er 973 begraben. Uber seine und der Sachsen
Sinnesart überhaupt ist uns solgende Erzählung aufbewahrt.
Es war um das Jahr 940 n. Chr., da hütete nicht weit von
Hermannsbnrg, im Land-Kreise Celle, ein vierzehnjähriger Knabe die
Herde seines Vaters auf der Weide. Da kam ein prächtiger Zug von
gewappneten Rittern daher gezogen, stolz zu Roß. Ter Knabe sieht
mit Lust die blinkenden Helme und Harnische, die glänzenden Speere
und die hohen Reitersleute an. Die aber biegen plötzlich von der sich
krümmenden Straße ab und kommen querfeldein auf die Stelle
zugeritten, wo er das Vieh weidet; und das Feld ist doch keine
Straße, und es gehört doch seinem Vater! Er besinnt sich kurz,
geht kühn auf die Ritter zu, stellt sich ihnen in den Weg und ruft
;hnen entgegen: „Kehret um, die Straße ist euer, das Feld ist
mein!" Ein hoher Mann, auf dessen Stirn ein majestätischer Ernst
thront, reitet an der Spitze des Zuges und sieht verwundert den
Hirten an, der es wagt, ihm entgegenzutreten. Er hält sein Roß
zurück und hat seine Freude an dem mutigen Knaben, der so kühn
und furchtlos seinen Blick erwidert und nicht vom Platze weicht.
„Wer bist du, Knabe?" — „Ich bin Hermann Billnngs ältester
Sohn und heiße auch Hermann, und dies ist meines Vaters Feld,
ihr'dürft nicht hinüberreiten!" — „Ich will's aber, Knabe," er-
widerte der Ritter mit drohendem Ernst, „weiche, oder ich stoße
dich nieder!" Dabei erhebt er den Speer. Der Knabe aber bleibt
furchtlos steheu, sieht mit blitzendem Auge zu dem Ritter hinauf
und spricht: „Recht muß Recht bleiben, und ihr dürst nicht über
das Feld reiten, ihr reitet denn über mich hinweg!" — „Was
weißt du von Recht, Knabe?" — „Mein Vater ist der Billung,
und ich werde es nach ihm; vor einem Billung darf niemand das
Recht verletzen!" — Da ruft der Reiter uoch drohender: „Ist
denn das recht, Knabe, daß du deinem Könige den Gehorsam ver-
sagest? Ich bin Otto, dein König!" — „Ihr seid Otto, unser
König, Deutschlands Hort und der Sachsen Zierde, von dem mein
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Extrahierte Personennamen: Hermann_mit_Lüneburg Ernst Hermann_Billnngs Hermann Ernst Otto Otto
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Celle Deutschlands Sachsen
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Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 161 —
Tie Mutter erzählte schon vorhin davon und ich wußte nicht, was
das bedeuten sollte!" Alle waren einen Augenblick still, Mutter
und Tochter vor Angst, der Knabe innerlich froh, Berthulf und die
Gäste in tiefen, ernsten Gedanken. Endlich Hub der mit dem blutigen
Kopftuche an und sprach: „Ich will dir nur sagen, abtrünniger
Landsmann, daß du vor zwei furchtbaren Richtern stehst! Ich bin
der Herzog Widukind, und dieser ist der Herzog Albion." Da schrie
die Frau vor Schrecken laut auf und nahm ihre Tochter in die
Arme. Berthulf aber faßte die beiden Herzöge scharf ins Auge und
sprach: „Ich habe schon längst einmal gewünscht, euch zu schauen,
weil ihr zwei große Kriegshelden seid und wohl verdient, für meinen
lieben Herrn Jesus zu fechten. Jetzt kommt ihr mir freilich un-
gelegen, und ich werde wohl mein Leben vor euch lassen müssen.
Haltet nur Maß mit eurer Rache und schonet Hütte und Weib und
Kinder!" — „Das wird noch darauf ankommen!" antwortete Albion,
sich zornig von seinem Sitz erhebend und das Schwert aus der
Scheide reißend. Widukind faßte nach der blanken Streitaxt, die er
hinter sich an die Wand gelehnt hatte, und stand ebenfalls vom
Sessel auf. Beide waren furchtbar anzusehen in ihrem Zorne. Ter
Knabe hatte indessen das Beil genommen und es dem Vater ge-
geben. Tann riß er einen Brand aus dem Feuer, stellte sich neben
ihn und sagte: „Vater, wir wehren uns doch?" — „Versteht sich,"
sprach Berthulf, seine Waffe fest fassend, „wir werden fechtend
sterben wie ehrliche Sachsen." — „Sterben?" lachte der Knabe,
„das ist noch die Frage, der Feind ist ja auch nur zu zweien."
Ta sahen sich die Herzöge staunend an und senkten Streitaxt
und Schwert. Widukind aber sagte: „Frieden! — Ich verlange
nichts weiter, als zu hören, wie ein so echter Sachse sich zu der
Lehre des Gekreuzigten hat bekennen mögen." — „Tas will ich euch
recht gern erzählen," antwortete Berthulf; sie setzten sich, ihre
Waffen ablegend, ruhig um das Feuer, und Berthulf begann folgen-
dermaßen: „Ich war noch ein wilder Jüngling, etwa neunzehn
Jahre alt, da zog ich einmal auf die Jagd mit Armbrust und
Bolzen durch den Forst. Ta begegnete mir ein Christenpriester in
langen, weißen Kleidern; der ging hier durch unsere Gauen, um die
Schulze, Heimatskunde. 11
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Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 174 —
geworden. Der letzte Sprößling, Kuno, liebte die holdselige Tochter
Hilda — sie soll nach anderen Gertrud geheißen haben — des
reichen Grafen von Rieneck auf dem gegenüberliegenden Berge nahe
bei Rödinghausen und wurde wiedergeliebt. In einer Sommer-
nacht war er einst im Walde. Ta ertönte ein leiser Pfiff und
plötzlich trat ein altes, gebeugtes Mütterchen vor ihn hin und sprach:
„Kehre heim, sonst bist du ein Kind des Todes," und das Weib
oerschwand im Walde. Hinter ihm rauschte es, und als sich der Lynt-
burger umsah, stürzte ein verkappter Ritter auf ihn zu und nun
begann ein erbitterter Kampf. Die langen Schwerter fuhren durch
die Luft und trafeu die eisenfesten Panzer so hart, daß die Funken
stoben. Ta fuhr Lyntbnrgs Schwert sausend hernieder und zu
Tode getroffen sank der Meuchelmörder zur Erde. Der Lyntburger
löfete seiuen Harnisch, nahm die eiserne Sturmhaube vom Haupte
und der kühle Wind erfrischte das erhitzte Gesicht; dann legte er sich
unter eine dicke Buche und schlief vor Ermattung ein. Am anderen
Morgen trat das graue Mütterchen an den Schläfer heran und rief
ihm mit gellender Stimme zu: „Tu bist jetzt Sieger im heißen
Streit geweseu, aber es kommt die Zeit, daß dein Schwert wird
Unglück über dein Haupt bringen." Als der Ritter sich nach dem
Weibe umschaute, war es im Walde verschwunden. Nun ging der
Jüngling zu dem toten Ritter, öffnete ihm das Visier, und als
er das starre Gesicht erblickte, schrie er laut auf, er hatte seinen Vet-
ter, den Stromberger, der auch um die Tochter des Ritters Rieneck
freite, erschlagen. Hilda verachtete den Stromberger. Darüber er-
bittert, hatte er beschlossen, Kuno zu töten. Kuno eilte zu seinem
kranken Vater und erzählte, was im Walde geschehen war. „O,
mein Sohn," so sprach der Vater, „fliehe, bald werden die Strom-
berger kommen und die Burg zerstören, wenn sie dich hier finden."
Nun sattelte er sein Pserd und verließ trauernd die väterliche Burg.
Tie Söhue aus den umherliegenden Burgen stellten sich als
Freier der schönen Hilda ein; aber vergebens, auch die edelsten
Jünglinge mußten abziehen, sie fanden keine Gnade vor den Augen
des Burgfräuleius; denn Kuno von Lyntberg besaß voll und ganz
ihr Herz. Täglich stand sie auf dem Erker und schaute sinnend in
das Thal, dabei flössen Thränen aus ihren Augen. Sie dachte an
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Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 175 —
Kuno, daher der tiefe Schmerz; Jahre lang hatte Hilda schon um
Kuno getrauert, aber der, den sie liebte, blieb verschwunden. Ter
Vater hatte für Hilda einen Freier bestimmt, trotzdem erklärte sie,
niemals heiraten zu wollen. Aber des Vaters Starrsinn ließ sich
nicht so leicht brechen, dieses wußte auch Hilda. Eines Tages
sammelten sich in dem weiten Burghofe viele Ritter aus den
deutschen Gauen, und darüber verwunderte sich Hilda sehr. Ein
Herold trat in den Kreis der Ritter, entfaltete eine Pergament-
rolle, und man vernahm die Worte: „Ich, der Graf von Rieneck,
thue hiermit kund und zu wissen, daß ich demjenigen, der mich beim
Schwerterkampfe in den Sand streckt, meine Tochter Hilda zum
Weibe gebe." Als Hilda diese Worte hörte, stieß sie einen gellenden
Schrei aus und stürzte ohnmächtig zu Boden. Vom Vater hatte sie
kein Erbarmen zu erwarten, das wußte sie nur zu gut.
Am andern Tage begann der Kampf. Ein Ritter nach dem
andern wurde von Rieneck aus dem Sattel gehoben und schon
wagte es niemand mehr, mit dem siegreichen Ritter zu kämpfen.
Ta sprengte ein schwarzgekleideter Ritter in den Burghof, neigte
sein Haupt und sprach: „Wie ich vernommen, soll um den Besitz
des Burgfräuleins gekämpft werden, wie man um einen goldenen
Kranz kämpft. Ich, der Lyntburger, gebe mein Leben für die
Maid dahin." Zornentbrannt zog Rieneck sein Schwert, und nun
begann ein furchtbarer Kampf. Kunos Schwert sauste Hernieder
und tätlich getroffen sank Rieneck zur Erde. Vom Erker aus hatte
Hilda dem Zweikampf zugeschaut, und als sie den Vater sinken
sah, stieß sie einen furchtbaren Schrei aus. Kuno erblaßte, warf
sein Schwert weit von sich und verschwand.
Das Burgfräulein, obwohl namenloses Weh im Herzen, trug
das herbe Loos in frommer Ergebung. Auf dem Gesteine, welches
das Blut des geliebten Vaters getrunken hatte, ließ sie ein Kreuz
aufrichten mit dem Bilde dessen, der für die Sünden der Welt frei-
willig den bittersten Tod gestorben. Wenn der Schmerz sie über-
mannte, eilte sie zu dem Kreuze und flehte im heißen Gebete zu
dem Allbarmherzigen um den Frieden ihrer Seele, — und er ward
ihr gewährt. Sie sagte sich los von der Erde und nahm den Schleier.
Die prächtige Burg Rieneck wurde zu einem Kloster Nonnenstein
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 439 —
Indessen war auch Engelberts Charakter nicht ganz ohne
Flecken. Namentlich ließ er sich von seiner Herrschsucht oft zu
sehr fortreißen, und gegen den Adel des Landes verfuhr er mit
übergroßer Strenge. Das war die Ursache seines schrecklichen Todes.
Graf Friedrich von Isenburg, ein Schwager des obengenannten
Heinrich von Limburg, Schirmvogt der Abteien Essen und Werden,
wurde von seinen Schutzbefohlenen verklagt. Als Engelberts Zurecht-
Weisungen fruchtlos blieben, ließ er den Jfenburger nach Soest
zu einer Versammlung der Großen des Landes vorladen. Der
trotzige Ritter erschien, konnte sich nicht rechtfertigen und ward
von dem Erzbischof derb zur Rede gestellt. Darüber ward Friedrich
voll Zorns und schwur Rache in seinem Herzen. Mit ihm ver-
einigten sich andere Unzufriedene, und es wurde beschlossen, daß
man den Erzbischof überfallen und aus dem Wege räumen wolle.
Unterdes heuchelte Friedrich Freundschaft und Ergebenheit, Engel-
bert zog mit einigen vornehmen Geistlichen, einem Edelknaben und
mehreren Reitern von Soest nach Schwelm, wo er eine neue Kirche
einzuweihen gedachte.
In einem Dickicht unweit Gevelsberg hatte sich der Isen-
burger mit seinen Spießgesellen und einigen gedungenen Meuchel-
mörderu verborgen, um das Opfer seiner Rache zu erwarten. Als
der Erzbischof nun auf der Straße dahinzog, stürzten sie hervor.
Das Gefolge ergriff feige die Flucht. Nur zwei Reiter und der
Edelknabe setzten sich zur Wehr; doch wurden sie bald überwältigt,
gebunden und in das nahe Gebüsch geschleppt. Engelbert selbst
focht mit Löwenmut, und fast wäre es ihm gelungen, sich durch-
zuschlagen, hätte ihn nicht Geribert von Rinkerode an seinem
langen Gewände zur Erde gezogen. Nun fiel die Rotte in grau-
famer Wut über den Wehrlosen her; mit 47 Wunden bedeckt
hauchte er seinen Geist aus, und die blutdürstige Schar sprengte
auf einem Seitenwege davon. Dies geschah am 9. November 1226.
Der Edelknabe, seinem Gebieter im Glück und Unglück getreu,
wankte zu der Stätte, von der er das Stöhnen des Sterbenden
vernommen hatte. Starres Entsetzen ergriff ihn bei dem Anblicke
des zerfleischten Leichnams. Erst am Abend kommt ein Baners-
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Extrahierte Personennamen: Engelberts Friedrich_von_Isenburg Friedrich Heinrich_von_Limburg Heinrich Engelberts Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Engelbert
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 51 —
Da steht dein Mal, vom Meister aufgerichtet,
Ein Menschenalter hat er dran gebaut.
So lange wir gesungen und gedichtet,
Gekämpft, geworben um die hohe Braut, —
Und hier dein Volk, — es braucht nicht zu erröten,
Hennann vor dir, es hielt am Grenzwall stand;
' Wir rangen so wie du in heißen Nöten,
Und nun schan's an, dein deutsches Vaterland!
Einst, wenn sich schon um deine Tempelsäulen
Des Epheus grüne Ranke lieblich schlingt,
Und wenn dein Erz in wildem Sturmes Heulen
Wie Memnons Bild bei Sonnenaufgang klingt,
Sei du ein Mahner, Schildwacht uusrer Ehre,
Ter Nachwelt sei ein Rufer in dem Streit:
Seht hier des Vaterlandes beste Wehre,
Das Schwert Armins, der deutschen Einigkeit!
Felix Dahn.
7. Die Sachsen und Franken, Karl der Große und Wittekind
in Westfalen.
Ums Jahr 200 begann eine große Veränderung in den Ge-
bieten der germanischen Völker. Aus Norden, von der cimbrischen
Halbinsel kommend, drang ein anderer altdeutscher Stamm über
die Elbe vor. Die fremden Männer zeichneten sich ans durch Mut
und Körperkraft, Tracht und Bewaffnung. Ihr langes Haar wallte
frei über die Schulter herab; an der Seite trugen sie eine messer-
artige Waffe, den Sahs oder Sax. Als sie in Hadeln ans Land
steigen wollten, wehrten es ihnen die dortigen Einwohner. Da
gebrauchte ein Sachsenjüngling, der Sage nach, eine List. Er laufte
für Spangen und andere Schmucksachen einen Mantel voll Erde,
überstreute damit auf dem linken Elbufer eine weite Landfläche und
behauptete nun, daß Grund und Boden ihm gehöre. In großen
Scharen gesellten sich seine Volksgenossen zu ihm, um ihr so er-
worbeues Eigentum zu behaupten. Es gelang; .und nun drangen
die Sachsen immer weiter nach Süden vor. Die Langobarden
4 *
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
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Extrahierte Personennamen: Hennann Felix_Dahn Felix Karl_der_Große Karl
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 182 —
gingelte et still die ganze Höhe und besetzte alle Zugänge. Brinker
klopfte an die Clever Pforte, gab vor, sein Weib sei todkrank,
und bat, der Burgkaplan möge ihm ein Tränklein geben.
Der alte Pförtner ahnte nichts Böses und öffnete die Thür. Aber
kaum hatte er es gethan, so packte ihn eine Faust und riß ihn
heraus. Eine Menge Lippischer Reisige drang in die Pforte, stürmte
in den Burghof und erschlug, was sich zur Wehr setzte. Tapfer
kämpften die Ravensberger, doch die Übermacht erdrückte sie, und
die Lipper hatten die Burg erobert. Mit genauer Not entrannen
Gräfin Adelheid und ihre Kinder durch einen unterirdischen Gang
und flohen nach Ratzeburg. Fast zehn Jahre war der Ravensberg
in den Händen der Grafen zur Lippe, die zu jener Zeit über-
mächtig im Angerer Gaue waren, denn die Partei der Welsen
hatte die Oberhand. Da rüstete sich auch die Partei der Waib-
linger, an ihrer Spitze der Erzbischof von Köln, die Grafen von
Arnsberg und von der Mark, und zu ihnen hielten viele Ritter
und Herrn, auch die Ravensberger Dienstmannen. Fast ganz West-
falen war in Waffen gegen einander. Hart an dem Dorfe Brechten
bei Dortmund standen auf dem Wülfrich oder Wolfskampe am
14. August 1254 beide Heere in langen Schlachtreihen. Graf Bern-
hard von der Lippe und sein Bruder Bischof Simon von Pader-
born führten das Welsenheer; Graf Engelbrecht von der Mark und
der Erzbischof von Köln die Waiblingen Da klang die Trompete,
da tönte der Schlachtruf über die Heide. Graf Engelbrecht flog
auf seinem Falben vor die Schlachtlinie und befahl den Angriff
mit Lanze und Schwert. Im selben Augenblicke hob auch Graf
Bernhard seinen Hengst und stürzte mit den Lippern znm
Angriffe hervor. Mutig sprengten die Anführer voran, es wurde
auf beiden Seiten mit wildem Mute gekämpft. Tausende sielen,
den ganzen Tag raste die Schlacht, endlich mußten die Lipper
weichen, in wilder Flucht eilten sie davon, Bischof Simon wurde
gefangen, der Welfen Macht war gebrochen.
Die Ravensberger Dienstmannen dachten nun an die Er-
oberung des Ravensberges, aber Gras Bernhard ließ die Feste
scharf bewachen. Endlich wurde sie doch genommen. Durch einen
unterirdischen Gang, nur Wenigen, und den Lippern gar nicht
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann]]
TM Hauptwörter (200): [T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
Extrahierte Personennamen: Brinker August Simon_von_Pader- Engelbrecht Engelbrecht Bernhard Simon Bernhard
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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das Wort erstarb ihm im Munde, denn gewappnete Reiter sprengten
über die Straße dem Johannisthore zu. Einer derselben, Veit von
Köln, hielt sein Roß an und rief: „Grüß Euch Gott, Meister
Hildebrand! Wollt Ihr mit uns ausziehen? Es geht auf Euren
Busenfreund, den Raufbolden von Sodom-Enger los!" „Topp,"
rief Hildebrand, „ich bin dabei!" Sprach's, kleidete sich schnell
zu Hause in ein Kriegsgewand, bestieg seinen Gaul und kam eben
vor dem Johannisthore an, als Bischof Ludwig mit seinen Getreuen
fortsprengen wollte. Hildebrand gesellte sich zu der Schar, und
im gestreckten Galopp flog der Zug dahin. Graf Simon war wieder
ins Bistum gefallen, hatte gesengt und geplündert und zog ge-
mächlich mit seinem Raube an Geld und Geldeswert, an Rindern,
Pferden und Schafen seines Weges nach Enger zu. An einen
Feind dachte er nicht. Plötzlich stürmte eine Schar Bewaffneter
auf ihn los und griff ihn wütend an. Unerschrocken wehrte sich
Simon mit den Seinen und warf jeden, der in seine Nähe kam,
nieder. Da drang ein gewaltiger Mann auf ihn ein, es war der
Schlächtermeister Hildebrand. Seine Schläge dröhnten auf dem
Panzer des Grafen, und Simon wankte im Sattel, doch hätte
er sich des Gewaltigen wohl noch erwehrt, aber der grimmige
Schmied Kurt Weber aus Osnabrück kam dem Hildebrand zu Hülfe.
Sie rissen den Grafen vom Rosse, und gefangen war der Raufbold.
Die Lipper flohen wild davon und ließen alle Beute im Stiche.
Das gab einen Jubel unter der Osnabrückischen Schar. Bischof
Ludwig lobte vor allen Edeln und Kämpen den Schlächtermeister
und versprach glänzende Belohnung. Dann brachte man frohlockend
den Gefangenen nach Osnabrück und sperrte ihn in einen festen
Turm, der „Buck" genannt.
Zu Burg Enger war alles in der größten Bestürzung. Schimpf-
lich in die Flucht geschlagen, verlustig der schönen Beute, ver-
wnndet und obendrein des Herrn beraubt, zitterte man vor Angst
und erwartete, die Osnabrücker würden spornstreichs mit Macht die
Burg belagern und nicht eher ruhen, bis sie in Schutt und Asche
läge. So schnell als möglich verrammelte man das Burgthor, zog
die Zugbrücken auf, schleppte große Wurfsteine auf die Türme
und Mauern und machte die Bogen und Pfeile fertig. Diese An-
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem]]
TM Hauptwörter (200): [T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Personennamen: Hildebrand Ludwig Ludwig Simon Simon Hildebrand Simon Kurt_Weber Ludwig Ludwig