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1. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 130

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 130 — Störer. In der Kirche ging die Traufeierlichkeit ohne Störung vor sich. Nach der Rückkehr war Tanz und Schmaus in Hansens Hause und bis zum frühen Morgen ertönten die frohen Stimmen der Hochzeitsgäste, deren Scherze bald die Wolken von der Stirn der Neuvermählten scheuchten. In ungetrübtem Glück verflogen die ersten Wochen dem jungen Paare, in fröhlicher Arbeit und aufrichtiger Liebe genossen sie ihr Leben. Tie bösen Worte des Bruders waren fast vergessen. Dieser jedoch, wenn er nicht mit seinen Zechgenossen beisammen war, brütete dumpfe Rachepläne. So beaufsichtigte er eiues Tages die Feldarbeit seiner Untergebenen, und wie er so die Straße lang sah, erblickte er plötzlich den Gegenstand seiner Rache, den ihm tötlich verhaßten Bruder. Schnell schickte er seine Arbeiter heim, und auf die Pflug- schaar gestützt, erwartete er die Aukunft des Bruders, der ein sröh- liches Liedchen trällernd, mit dem Pfluge über der Schulter heim zu seinem Weib eilte. Da ergriff der wilde Bruder seine Pflugschaar und holte mit den Worten: „Stirb, Räuber meines Glückes!" zu einem tötlichen Schlage aus. Erschreckt sprang Hans zur Seite und benutzte sein Pflugschaar ebenfalls als Wehr. Nnn folgte Schlag auf Schlag, bis beide tötlich getroffen zur Erde sanken. Ein leises „Ich vergebe dir! — — Leb wohl, Gretchen!" aus dem Munde des einen, ein dumpfes „Zwei Fliegen auf einen Schlag!" aus dem Munde des andern. Vergebens erwartete am Abend Margaretha ihren Gatten, Stunde auf Stunde verrann, noch kehrte er nicht heim. Nichts Gutes ahnend läuft sie hinaus in die finstere Nacht, bis sie ihren Mann und daneben den wilden Jürge — beide in ihrem Blute liegend — findet. Verzweifelt wirft sie sich aus den Geliebten und suchte vergeblich, ihn mit Küssen zu erwecken. Ihr Glück war für immer dahin, Wahnsinn nahm ihre Sinne gefangen. Täglich saß sie auf dem Grabe ihres Mannes, den Hügel mit Waldblumen bestreuend. Nach Verlauf eines Jahres ward sie eines Morgens von den Nachbarn tot dort ausgefunden. Zum Andenken an dieses gransig-romantische Ereignis erhebt sich an der Chaussee, die von Minden nach Bückeburg führt, links

2. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 65

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 65 — Und bäumt die schlanken Vorderfüße Und bringet seine besten Grüße. Da sprach der Sachse: „Siehe da, Das ist des Sachsenvolkes Bild!" Der Franke reichet ihm die Hand. „Das war ein Wort zu seiner Zeit! Du sollst von sränkscher Großmut hören; Dem Kampf der Völker will ich wehren. Tu, denke dieser Stunde heut, Ich bin der König Karl genannt." Der Sachse reicht ihm auch die Hand. „Hast sränk'sche Großmut du genannt, So lern auch Sachsentreue kennen! Ich will dir deinen Gastfreund nennen: Herr Karl, du bist in mächt'ger Hand, Ich bin der Wittekind genannt." Da rief der Karl: „Ja, treu und frei? Das edle Roß, das ist dein Bild! Nun soll der goldne Frieden tagen; Tu sollst die Herzogskrone tragen; Das weiße Roß, das führ im Schild, Für ewig sei es treu und frei!" Freiherr Max von Der. Der Besuch Wittekinds bei Karl dem Großen. Ehe der Friede zwischen Karl und den Sachsen geschlossen war, sprach der tapfere Wittekind zu seinem Waffenbruder Albion: „Auf, laßt uns gehen, wir wollen Karl in seiner Burg besuchen und sehen seine Macht, denn er ist der höchste in seinem Lande!" Da zogen die kühnen Helden hin, ein Bettlergewand verhüllte ihre starken Glieder; sie wollten unerkannt sein und selber sehen und prüfen. Furcht war nicht in ihren mutigen Herzen. Sie wanderten und wanderten manchen Tag, und wo sie hinkamen, die Christen speisten sie. Da fragten sie sich einander: „Sind das die Christen?" Sie Schulze, Heimatskunde. g

3. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 70

1900 - Minden i. W. : Volkening
Gemahlin gab. Seinen bisherigen Wohnsitz zu Hermannsbnrg, das von ihm seinen Namen hat, vertauschte Hermann mit Lüneburg und erbaute daselbst auf dem Kalkberge eine Burg. Daneben im Michaeliskloster wurde er 973 begraben. Uber seine und der Sachsen Sinnesart überhaupt ist uns solgende Erzählung aufbewahrt. Es war um das Jahr 940 n. Chr., da hütete nicht weit von Hermannsbnrg, im Land-Kreise Celle, ein vierzehnjähriger Knabe die Herde seines Vaters auf der Weide. Da kam ein prächtiger Zug von gewappneten Rittern daher gezogen, stolz zu Roß. Ter Knabe sieht mit Lust die blinkenden Helme und Harnische, die glänzenden Speere und die hohen Reitersleute an. Die aber biegen plötzlich von der sich krümmenden Straße ab und kommen querfeldein auf die Stelle zugeritten, wo er das Vieh weidet; und das Feld ist doch keine Straße, und es gehört doch seinem Vater! Er besinnt sich kurz, geht kühn auf die Ritter zu, stellt sich ihnen in den Weg und ruft ;hnen entgegen: „Kehret um, die Straße ist euer, das Feld ist mein!" Ein hoher Mann, auf dessen Stirn ein majestätischer Ernst thront, reitet an der Spitze des Zuges und sieht verwundert den Hirten an, der es wagt, ihm entgegenzutreten. Er hält sein Roß zurück und hat seine Freude an dem mutigen Knaben, der so kühn und furchtlos seinen Blick erwidert und nicht vom Platze weicht. „Wer bist du, Knabe?" — „Ich bin Hermann Billnngs ältester Sohn und heiße auch Hermann, und dies ist meines Vaters Feld, ihr'dürft nicht hinüberreiten!" — „Ich will's aber, Knabe," er- widerte der Ritter mit drohendem Ernst, „weiche, oder ich stoße dich nieder!" Dabei erhebt er den Speer. Der Knabe aber bleibt furchtlos steheu, sieht mit blitzendem Auge zu dem Ritter hinauf und spricht: „Recht muß Recht bleiben, und ihr dürst nicht über das Feld reiten, ihr reitet denn über mich hinweg!" — „Was weißt du von Recht, Knabe?" — „Mein Vater ist der Billung, und ich werde es nach ihm; vor einem Billung darf niemand das Recht verletzen!" — Da ruft der Reiter uoch drohender: „Ist denn das recht, Knabe, daß du deinem Könige den Gehorsam ver- sagest? Ich bin Otto, dein König!" — „Ihr seid Otto, unser König, Deutschlands Hort und der Sachsen Zierde, von dem mein

4. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 161

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 161 — Tie Mutter erzählte schon vorhin davon und ich wußte nicht, was das bedeuten sollte!" Alle waren einen Augenblick still, Mutter und Tochter vor Angst, der Knabe innerlich froh, Berthulf und die Gäste in tiefen, ernsten Gedanken. Endlich Hub der mit dem blutigen Kopftuche an und sprach: „Ich will dir nur sagen, abtrünniger Landsmann, daß du vor zwei furchtbaren Richtern stehst! Ich bin der Herzog Widukind, und dieser ist der Herzog Albion." Da schrie die Frau vor Schrecken laut auf und nahm ihre Tochter in die Arme. Berthulf aber faßte die beiden Herzöge scharf ins Auge und sprach: „Ich habe schon längst einmal gewünscht, euch zu schauen, weil ihr zwei große Kriegshelden seid und wohl verdient, für meinen lieben Herrn Jesus zu fechten. Jetzt kommt ihr mir freilich un- gelegen, und ich werde wohl mein Leben vor euch lassen müssen. Haltet nur Maß mit eurer Rache und schonet Hütte und Weib und Kinder!" — „Das wird noch darauf ankommen!" antwortete Albion, sich zornig von seinem Sitz erhebend und das Schwert aus der Scheide reißend. Widukind faßte nach der blanken Streitaxt, die er hinter sich an die Wand gelehnt hatte, und stand ebenfalls vom Sessel auf. Beide waren furchtbar anzusehen in ihrem Zorne. Ter Knabe hatte indessen das Beil genommen und es dem Vater ge- geben. Tann riß er einen Brand aus dem Feuer, stellte sich neben ihn und sagte: „Vater, wir wehren uns doch?" — „Versteht sich," sprach Berthulf, seine Waffe fest fassend, „wir werden fechtend sterben wie ehrliche Sachsen." — „Sterben?" lachte der Knabe, „das ist noch die Frage, der Feind ist ja auch nur zu zweien." Ta sahen sich die Herzöge staunend an und senkten Streitaxt und Schwert. Widukind aber sagte: „Frieden! — Ich verlange nichts weiter, als zu hören, wie ein so echter Sachse sich zu der Lehre des Gekreuzigten hat bekennen mögen." — „Tas will ich euch recht gern erzählen," antwortete Berthulf; sie setzten sich, ihre Waffen ablegend, ruhig um das Feuer, und Berthulf begann folgen- dermaßen: „Ich war noch ein wilder Jüngling, etwa neunzehn Jahre alt, da zog ich einmal auf die Jagd mit Armbrust und Bolzen durch den Forst. Ta begegnete mir ein Christenpriester in langen, weißen Kleidern; der ging hier durch unsere Gauen, um die Schulze, Heimatskunde. 11

5. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 174

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 174 — geworden. Der letzte Sprößling, Kuno, liebte die holdselige Tochter Hilda — sie soll nach anderen Gertrud geheißen haben — des reichen Grafen von Rieneck auf dem gegenüberliegenden Berge nahe bei Rödinghausen und wurde wiedergeliebt. In einer Sommer- nacht war er einst im Walde. Ta ertönte ein leiser Pfiff und plötzlich trat ein altes, gebeugtes Mütterchen vor ihn hin und sprach: „Kehre heim, sonst bist du ein Kind des Todes," und das Weib oerschwand im Walde. Hinter ihm rauschte es, und als sich der Lynt- burger umsah, stürzte ein verkappter Ritter auf ihn zu und nun begann ein erbitterter Kampf. Die langen Schwerter fuhren durch die Luft und trafeu die eisenfesten Panzer so hart, daß die Funken stoben. Ta fuhr Lyntbnrgs Schwert sausend hernieder und zu Tode getroffen sank der Meuchelmörder zur Erde. Der Lyntburger löfete seiuen Harnisch, nahm die eiserne Sturmhaube vom Haupte und der kühle Wind erfrischte das erhitzte Gesicht; dann legte er sich unter eine dicke Buche und schlief vor Ermattung ein. Am anderen Morgen trat das graue Mütterchen an den Schläfer heran und rief ihm mit gellender Stimme zu: „Tu bist jetzt Sieger im heißen Streit geweseu, aber es kommt die Zeit, daß dein Schwert wird Unglück über dein Haupt bringen." Als der Ritter sich nach dem Weibe umschaute, war es im Walde verschwunden. Nun ging der Jüngling zu dem toten Ritter, öffnete ihm das Visier, und als er das starre Gesicht erblickte, schrie er laut auf, er hatte seinen Vet- ter, den Stromberger, der auch um die Tochter des Ritters Rieneck freite, erschlagen. Hilda verachtete den Stromberger. Darüber er- bittert, hatte er beschlossen, Kuno zu töten. Kuno eilte zu seinem kranken Vater und erzählte, was im Walde geschehen war. „O, mein Sohn," so sprach der Vater, „fliehe, bald werden die Strom- berger kommen und die Burg zerstören, wenn sie dich hier finden." Nun sattelte er sein Pserd und verließ trauernd die väterliche Burg. Tie Söhue aus den umherliegenden Burgen stellten sich als Freier der schönen Hilda ein; aber vergebens, auch die edelsten Jünglinge mußten abziehen, sie fanden keine Gnade vor den Augen des Burgfräuleius; denn Kuno von Lyntberg besaß voll und ganz ihr Herz. Täglich stand sie auf dem Erker und schaute sinnend in das Thal, dabei flössen Thränen aus ihren Augen. Sie dachte an

6. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 175

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 175 — Kuno, daher der tiefe Schmerz; Jahre lang hatte Hilda schon um Kuno getrauert, aber der, den sie liebte, blieb verschwunden. Ter Vater hatte für Hilda einen Freier bestimmt, trotzdem erklärte sie, niemals heiraten zu wollen. Aber des Vaters Starrsinn ließ sich nicht so leicht brechen, dieses wußte auch Hilda. Eines Tages sammelten sich in dem weiten Burghofe viele Ritter aus den deutschen Gauen, und darüber verwunderte sich Hilda sehr. Ein Herold trat in den Kreis der Ritter, entfaltete eine Pergament- rolle, und man vernahm die Worte: „Ich, der Graf von Rieneck, thue hiermit kund und zu wissen, daß ich demjenigen, der mich beim Schwerterkampfe in den Sand streckt, meine Tochter Hilda zum Weibe gebe." Als Hilda diese Worte hörte, stieß sie einen gellenden Schrei aus und stürzte ohnmächtig zu Boden. Vom Vater hatte sie kein Erbarmen zu erwarten, das wußte sie nur zu gut. Am andern Tage begann der Kampf. Ein Ritter nach dem andern wurde von Rieneck aus dem Sattel gehoben und schon wagte es niemand mehr, mit dem siegreichen Ritter zu kämpfen. Ta sprengte ein schwarzgekleideter Ritter in den Burghof, neigte sein Haupt und sprach: „Wie ich vernommen, soll um den Besitz des Burgfräuleins gekämpft werden, wie man um einen goldenen Kranz kämpft. Ich, der Lyntburger, gebe mein Leben für die Maid dahin." Zornentbrannt zog Rieneck sein Schwert, und nun begann ein furchtbarer Kampf. Kunos Schwert sauste Hernieder und tätlich getroffen sank Rieneck zur Erde. Vom Erker aus hatte Hilda dem Zweikampf zugeschaut, und als sie den Vater sinken sah, stieß sie einen furchtbaren Schrei aus. Kuno erblaßte, warf sein Schwert weit von sich und verschwand. Das Burgfräulein, obwohl namenloses Weh im Herzen, trug das herbe Loos in frommer Ergebung. Auf dem Gesteine, welches das Blut des geliebten Vaters getrunken hatte, ließ sie ein Kreuz aufrichten mit dem Bilde dessen, der für die Sünden der Welt frei- willig den bittersten Tod gestorben. Wenn der Schmerz sie über- mannte, eilte sie zu dem Kreuze und flehte im heißen Gebete zu dem Allbarmherzigen um den Frieden ihrer Seele, — und er ward ihr gewährt. Sie sagte sich los von der Erde und nahm den Schleier. Die prächtige Burg Rieneck wurde zu einem Kloster Nonnenstein

7. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 439

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 439 — Indessen war auch Engelberts Charakter nicht ganz ohne Flecken. Namentlich ließ er sich von seiner Herrschsucht oft zu sehr fortreißen, und gegen den Adel des Landes verfuhr er mit übergroßer Strenge. Das war die Ursache seines schrecklichen Todes. Graf Friedrich von Isenburg, ein Schwager des obengenannten Heinrich von Limburg, Schirmvogt der Abteien Essen und Werden, wurde von seinen Schutzbefohlenen verklagt. Als Engelberts Zurecht- Weisungen fruchtlos blieben, ließ er den Jfenburger nach Soest zu einer Versammlung der Großen des Landes vorladen. Der trotzige Ritter erschien, konnte sich nicht rechtfertigen und ward von dem Erzbischof derb zur Rede gestellt. Darüber ward Friedrich voll Zorns und schwur Rache in seinem Herzen. Mit ihm ver- einigten sich andere Unzufriedene, und es wurde beschlossen, daß man den Erzbischof überfallen und aus dem Wege räumen wolle. Unterdes heuchelte Friedrich Freundschaft und Ergebenheit, Engel- bert zog mit einigen vornehmen Geistlichen, einem Edelknaben und mehreren Reitern von Soest nach Schwelm, wo er eine neue Kirche einzuweihen gedachte. In einem Dickicht unweit Gevelsberg hatte sich der Isen- burger mit seinen Spießgesellen und einigen gedungenen Meuchel- mörderu verborgen, um das Opfer seiner Rache zu erwarten. Als der Erzbischof nun auf der Straße dahinzog, stürzten sie hervor. Das Gefolge ergriff feige die Flucht. Nur zwei Reiter und der Edelknabe setzten sich zur Wehr; doch wurden sie bald überwältigt, gebunden und in das nahe Gebüsch geschleppt. Engelbert selbst focht mit Löwenmut, und fast wäre es ihm gelungen, sich durch- zuschlagen, hätte ihn nicht Geribert von Rinkerode an seinem langen Gewände zur Erde gezogen. Nun fiel die Rotte in grau- famer Wut über den Wehrlosen her; mit 47 Wunden bedeckt hauchte er seinen Geist aus, und die blutdürstige Schar sprengte auf einem Seitenwege davon. Dies geschah am 9. November 1226. Der Edelknabe, seinem Gebieter im Glück und Unglück getreu, wankte zu der Stätte, von der er das Stöhnen des Sterbenden vernommen hatte. Starres Entsetzen ergriff ihn bei dem Anblicke des zerfleischten Leichnams. Erst am Abend kommt ein Baners-

8. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 51

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 51 — Da steht dein Mal, vom Meister aufgerichtet, Ein Menschenalter hat er dran gebaut. So lange wir gesungen und gedichtet, Gekämpft, geworben um die hohe Braut, — Und hier dein Volk, — es braucht nicht zu erröten, Hennann vor dir, es hielt am Grenzwall stand; ' Wir rangen so wie du in heißen Nöten, Und nun schan's an, dein deutsches Vaterland! Einst, wenn sich schon um deine Tempelsäulen Des Epheus grüne Ranke lieblich schlingt, Und wenn dein Erz in wildem Sturmes Heulen Wie Memnons Bild bei Sonnenaufgang klingt, Sei du ein Mahner, Schildwacht uusrer Ehre, Ter Nachwelt sei ein Rufer in dem Streit: Seht hier des Vaterlandes beste Wehre, Das Schwert Armins, der deutschen Einigkeit! Felix Dahn. 7. Die Sachsen und Franken, Karl der Große und Wittekind in Westfalen. Ums Jahr 200 begann eine große Veränderung in den Ge- bieten der germanischen Völker. Aus Norden, von der cimbrischen Halbinsel kommend, drang ein anderer altdeutscher Stamm über die Elbe vor. Die fremden Männer zeichneten sich ans durch Mut und Körperkraft, Tracht und Bewaffnung. Ihr langes Haar wallte frei über die Schulter herab; an der Seite trugen sie eine messer- artige Waffe, den Sahs oder Sax. Als sie in Hadeln ans Land steigen wollten, wehrten es ihnen die dortigen Einwohner. Da gebrauchte ein Sachsenjüngling, der Sage nach, eine List. Er laufte für Spangen und andere Schmucksachen einen Mantel voll Erde, überstreute damit auf dem linken Elbufer eine weite Landfläche und behauptete nun, daß Grund und Boden ihm gehöre. In großen Scharen gesellten sich seine Volksgenossen zu ihm, um ihr so er- worbeues Eigentum zu behaupten. Es gelang; .und nun drangen die Sachsen immer weiter nach Süden vor. Die Langobarden 4 *

9. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 182

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 182 — gingelte et still die ganze Höhe und besetzte alle Zugänge. Brinker klopfte an die Clever Pforte, gab vor, sein Weib sei todkrank, und bat, der Burgkaplan möge ihm ein Tränklein geben. Der alte Pförtner ahnte nichts Böses und öffnete die Thür. Aber kaum hatte er es gethan, so packte ihn eine Faust und riß ihn heraus. Eine Menge Lippischer Reisige drang in die Pforte, stürmte in den Burghof und erschlug, was sich zur Wehr setzte. Tapfer kämpften die Ravensberger, doch die Übermacht erdrückte sie, und die Lipper hatten die Burg erobert. Mit genauer Not entrannen Gräfin Adelheid und ihre Kinder durch einen unterirdischen Gang und flohen nach Ratzeburg. Fast zehn Jahre war der Ravensberg in den Händen der Grafen zur Lippe, die zu jener Zeit über- mächtig im Angerer Gaue waren, denn die Partei der Welsen hatte die Oberhand. Da rüstete sich auch die Partei der Waib- linger, an ihrer Spitze der Erzbischof von Köln, die Grafen von Arnsberg und von der Mark, und zu ihnen hielten viele Ritter und Herrn, auch die Ravensberger Dienstmannen. Fast ganz West- falen war in Waffen gegen einander. Hart an dem Dorfe Brechten bei Dortmund standen auf dem Wülfrich oder Wolfskampe am 14. August 1254 beide Heere in langen Schlachtreihen. Graf Bern- hard von der Lippe und sein Bruder Bischof Simon von Pader- born führten das Welsenheer; Graf Engelbrecht von der Mark und der Erzbischof von Köln die Waiblingen Da klang die Trompete, da tönte der Schlachtruf über die Heide. Graf Engelbrecht flog auf seinem Falben vor die Schlachtlinie und befahl den Angriff mit Lanze und Schwert. Im selben Augenblicke hob auch Graf Bernhard seinen Hengst und stürzte mit den Lippern znm Angriffe hervor. Mutig sprengten die Anführer voran, es wurde auf beiden Seiten mit wildem Mute gekämpft. Tausende sielen, den ganzen Tag raste die Schlacht, endlich mußten die Lipper weichen, in wilder Flucht eilten sie davon, Bischof Simon wurde gefangen, der Welfen Macht war gebrochen. Die Ravensberger Dienstmannen dachten nun an die Er- oberung des Ravensberges, aber Gras Bernhard ließ die Feste scharf bewachen. Endlich wurde sie doch genommen. Durch einen unterirdischen Gang, nur Wenigen, und den Lippern gar nicht

10. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 185

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 185 — das Wort erstarb ihm im Munde, denn gewappnete Reiter sprengten über die Straße dem Johannisthore zu. Einer derselben, Veit von Köln, hielt sein Roß an und rief: „Grüß Euch Gott, Meister Hildebrand! Wollt Ihr mit uns ausziehen? Es geht auf Euren Busenfreund, den Raufbolden von Sodom-Enger los!" „Topp," rief Hildebrand, „ich bin dabei!" Sprach's, kleidete sich schnell zu Hause in ein Kriegsgewand, bestieg seinen Gaul und kam eben vor dem Johannisthore an, als Bischof Ludwig mit seinen Getreuen fortsprengen wollte. Hildebrand gesellte sich zu der Schar, und im gestreckten Galopp flog der Zug dahin. Graf Simon war wieder ins Bistum gefallen, hatte gesengt und geplündert und zog ge- mächlich mit seinem Raube an Geld und Geldeswert, an Rindern, Pferden und Schafen seines Weges nach Enger zu. An einen Feind dachte er nicht. Plötzlich stürmte eine Schar Bewaffneter auf ihn los und griff ihn wütend an. Unerschrocken wehrte sich Simon mit den Seinen und warf jeden, der in seine Nähe kam, nieder. Da drang ein gewaltiger Mann auf ihn ein, es war der Schlächtermeister Hildebrand. Seine Schläge dröhnten auf dem Panzer des Grafen, und Simon wankte im Sattel, doch hätte er sich des Gewaltigen wohl noch erwehrt, aber der grimmige Schmied Kurt Weber aus Osnabrück kam dem Hildebrand zu Hülfe. Sie rissen den Grafen vom Rosse, und gefangen war der Raufbold. Die Lipper flohen wild davon und ließen alle Beute im Stiche. Das gab einen Jubel unter der Osnabrückischen Schar. Bischof Ludwig lobte vor allen Edeln und Kämpen den Schlächtermeister und versprach glänzende Belohnung. Dann brachte man frohlockend den Gefangenen nach Osnabrück und sperrte ihn in einen festen Turm, der „Buck" genannt. Zu Burg Enger war alles in der größten Bestürzung. Schimpf- lich in die Flucht geschlagen, verlustig der schönen Beute, ver- wnndet und obendrein des Herrn beraubt, zitterte man vor Angst und erwartete, die Osnabrücker würden spornstreichs mit Macht die Burg belagern und nicht eher ruhen, bis sie in Schutt und Asche läge. So schnell als möglich verrammelte man das Burgthor, zog die Zugbrücken auf, schleppte große Wurfsteine auf die Türme und Mauern und machte die Bogen und Pfeile fertig. Diese An-
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