Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
Wie prangt im grünen Lindenkranz,
Der schönen Hauptstadt alter Glanz!
Da zog nach dreißigjähr'gem Strauß
Die Taube wit dem Oelzweig aus
Vom Rathausgiebel hoch ins Blau
Durch Deutschland über Berg und Au.
O Münsterland, Westsalenland,
Ich grüße dich, mein Heimatland!
Westfalenvolk, du frei Geschlecht,
Ihr starken Männer, schlicht und echt,
Ihr milden Frauen, treu und zart,
Die ihr bewahrt die deutsche Art
Auf roter Erde weitem Rund,
Ich grüß' euch all' aus Herzensgrund.
Tu trautes Land, Westfalenland,
O schirm dich Gott, mein Heimatland!
Joseph W o r m st a l l.
3. Der Name „Westfalen".
Nachdem im zweiten Jahrhundert unserer Zeitrechnung die
Sachsen aus der cimbrischen Halbinsel aufgebrochen waren und
sich nach Süden, andere germanische Stämme besiegend und mit
ihnen sich vereinigend ausgebreitet hatten, finden wir bei ihnen
seit etwa 800 n. Chr. 4 je nach den Wohnsitzen benannte Gruppen:
die Nordelbinger, nördlich von der Elbe, die Ostfalen östlich von der
Leine nach der Elbe zu, die Engern, Anger- oder Wiesenbewohner
in einem breiten Striche an beiden Ufern der Weser, die Westfalen
zwischen Weser und Niederrhein. Falen wird gar verschieden er-
klärt. Einige denken an Falen = Fohlen, dem springenden Pferde
in des alten Herzogs Wittekinds Wappen und in dem des Herzog-
tums Vraunschweig. Andere leiten von Vandalen ab, nehmen Be-
zug auf den Grenzpfahl, oder bringen es mit dem fahlen — blonden
Haaren, die jetzt noch fo häufig bei den Bewohnern sich finden,
oder mit Phol — dem Lichtgotte Baldnr in Verbindung. Die
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Extrahierte Personennamen: Joseph_W
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Westsalenland Westfalenland Sachsen Westfalen Niederrhein
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Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 5 —
stellen. Die Haupt- und Residenzstadt wurde Kassel. Zu dem
Königreiche wurden die von dem Kaiser unterworfenen Länder
links von der Elbe gelegt. Von den jetzt zur Provinz Westfalen
gehörigen Paderborn, Minden, Ravensberg, Corvey, Rietberg, wäh-
rend andere aus dieser Provinz dem Großherzogtum Berg unter
Murat zugeteilt wurden. Außerdem gehörten zu dem neuen König-
reiche die Altmark, Magdeburg, Halberstadt, Hohnstein, Hildes-
heim, Goslar, Quedlinburg, das Eichsfeld, Mülhausen, Nordhausen,
Stolberg-Wernigerode, Göttingen, Grubenhagen mit dem andern
Hohnstein und Elbingerode, Osnabrück, das sächsische Mansseld,
Gommern, Querfurt, Treffurt, das brauufchweigisch-wolfenbüttelsche
und die kurhessischen Länder, letztere mit Ausnahme von Hanau
und Katzenelnbogen, zugeteilt. Die Herrlichkeit des neuen Reiches
hörte aber zur Freude aller Vaterlandsfreunde bald auf, als der
Jerome es nach der Niederlage der Franzosen am 16., 18. und
19. Oktober 1813 verließ und nimmer wiederkehrte.
Den Namen westfälische Länder oder Provinzen führten ferner
alle die Gebietsteile, die Preußen in der jetzigen großen Provinz
Westfalen vor 1815 besaß und wiedergewonnen hatte.
Seit dem Wiener Kongreß erhielten dann diese Gebiete mit
den neuen andern, die hinzukamen, am 1. Oktober 1815 nicht mit
Unrecht die Gesamtbezeichnung „Provinz Westfalen", weil sie zum
größten Teile innerhalb der Grenzen des ältsächsischen Westfalen-
landes lagen.
3. Ein vorläufiger Blick in die Provinz Westfalen.
Unfre Heimatprovinz, so erzählt der Lehrer und spätere Buch-
druckereibesitzer Engelbert Hegener zu Lippstadt, ist ein gar
schönes, von Gott gesegnetes Land. Das haben Westfalens
Kinder zu allen Zeiten tief gefühlt und durch treue Liebe
und Anhänglichkeit bekundet. Nur wenige Gegenden unseres
preußischen Vaterlandes dürften in der Beschaffenheit der
Oberfläche eine größere Abwechselung und Mannigfaltigkeit
darbieten. Um dir eine Vorstellung davon zu geben, will ich
dich in Gedanken nach einem Punkte führen, von dem man den
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Geschlecht (WdK): koedukativ
— 16 —
Tie kleine Osper (Espe) fließt bei Petershagen in die Weser. Die
Große Aue entsteht aus der Vereinigung mehrerer Bäche, die vom
nördlichen Abhange des Wiehengebirges im Kreise Lübbecke kommen,
fließt durch Moore und flaches Land bis zur nördlichen Grenze dieses
Kreises. Kurz vor der Grenze nimmt sie die Kleine Aue oder die
Große Tiek von Westen und von Osten die Wickeriede aus den
Mindener Mooren, die an der Ostgrenze des Kreises Lübbecke und
des Regierungsbezirks Hannover entlang lausend, unterhalb
Ströhen auf. Von Osten sließt der Weser die andere Aue fast
Petershagen gegenüber und die Gehle nebst der Ilse südlich Schlüssel-
bürg gegenüber zu.
Die Strecke der Weser von Münden bis Minden ist besonders
lieblich durch die schönen Höhen mit ihren Wäldern, Schlössern
und Ruinen, durch die Thalkessel mit ihren Wiesen, reichen Feldern
und freundlichen wohlhabenden Ortschaften. Die Schifffahrt ist nicht
unbedeutend. Viele historische Erinnerungen reizen und befriedigen
unsere Wißbegierde. Freilich Schiller, der nie dort war, wußte
von der Anmut und Bedeutung der Weser. In seinen Distichon über
die deutschen Flüsse steht unter der Überschrift Weser:
Leider von mir ist garnichts zu sagen; auch zu dem kleinsten
Epigramme, bedenkt, geb' ich der Muse nicht Raum.
Aber wenn Karl Büchner in seinem „Liede von den deutschen
Strömen" diese am Schlüsse auffordert:
So rauscht, ihr Ströme, denn zusammen
In ein gewaltig Heldenlied,
Zum Himmel schlagt, ihr hellen Flammen,
Die ihr im tiefsten Herzen glüht;
Eins wollen wir uns treu bewahren,
Doch eins erwerben auch zugleich:
Du, Herr, beschütz es vor Gesahreu,
Und zu uns komm dein freies Reich!
fo hat er vorher preisend auch die Weser mit den Worten begrüßt:
So nah dem hochbeglückten Lande,
Wo Zwingherrn-Blnt die Erde trank
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Extrahierte Ortsnamen: Petershagen Lübbecke Hannover Petershagen Minden
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Geschlecht (WdK): koedukativ
— 18 —
Sie sah in ihrer Wälder Schoß
Des Adlers Siegerflügel wanken
Und von der deutschen Arme Stoß
Der ew'gen Roma Säulen schwanken.
Und als mit fester Eisenhand
Held Karl das deutsche Zepter führte,
Da war es, wo im Weserland
Sich manche Stimme mächtig rührte.
Da hörte man des Kreuzes Ruf
Mit hellem Klang von den Gestaden
Und sah der Frankenrosse Huf
Sich in den nord'fchen Wellen baden.
Und so erzählt sie manchen Traum
Aus ihrer Vorzeit grauen Tagen
Und sieht dabei des Lebens Baum
Stets frisch an ihren Ufern ragen.
Es glänzen in der lichten Flut
Der Klöster und der Burgen Trümmer,
Des Mondes und der Sonne Glut,
Des Turmes und der Segel Schimmer.
So rollt sie durch ihr Felsenthor,
Durch immer wechselnde Gefilde
Die Welle leicht und frisch hervor
Wie jugendliche Traumgebilde.
In ihren Tiefen, klar und rein,
Hörst du es seltsam wehn und rauschen
Und kannst bei stillem Abendschein
Der Nixe Wanderlied belauschen.
2. All der Weser.
Hier Hab' ich so manches liebe Mal
Mit meiner Laute gesessen,
Hinuuter blickend ins weite Thal,
Mein selbst und der Welt vergessen.
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Geschlecht (WdK): koedukativ
— 28 —
waren zu einer großen Blüte gelangt: und die ganze Provinz war
durchdrungen von der lebendigen Überzeugung, daß sie all' diese
Segnungen nächst Gott vorzugsweise der landesväterlichen Für-
sorge ihrer Fürsten verdanken habe. Darum sollte der Ge-
deuktag in der Hauptstadt der Provinz festlich begangen werden, und
Se. Majestät der König selbst hatten mit dem königlichen Hause
die Teilnahme an dem Feste huldvollst zugesagt.
Der Beginn der Huldigungsfeier und der hieran sich knüpfen-
den Festlichkeiten in Münster wurde demgemäß am 18. des ge-
nannten Monats gegen 7 Uhr durch feierliches Glockengeläute in
allen Kirchen der Stadt verkündet.
Viele Tausende von Menschen, die von nah und fern herbei-
geeilt waren, um Zeugen der dem geliebten Herrscherpaare dar-
gebrachten Huldigung und Verehrung zu sein, durchströmten die
im herrlichsten Festesschmuck prangenden, beflaggten Straßen; über-
all herrschte eine freudige, durch die schöne Witterung noch mehr
gehobene Stimmung.
Se. Majestät der König und die königliche Familie geruhten,
nm 10 Uhr dem Gottesdienste in der evangelischen Kirche beizu-
wohnen, während in gleicher Weise die katholischen Mitglieder der
Stände, Behörden und Deputationen zur feierlichen Andacht sich
im Dome vereinigt hatten. Dann erfolgte die erneute Huldigung.
Vor dem Schlosse war über dem Hauptportal iu der ganzen
Länge der nach der Frauenstraße gekehrten Front eine 25 Meter
lange, 6 Meter breite Tribüne errichtet und mit farbigem Tuche,
Laubwerk und Fahnenstangen festlich ausgeziert. Im Hintergrunde
dieser Tribüne, gerade vor der Mitte des Haupteinganges zum
Schlosse, war auf einer mäßigen, den freien Uberblick des großen
und herrlichen neuen Platzes begünstigenden Erhöhung, unter einem
mittelst goldener Krone gehaltenen Baldachin von rotem Sammet,
der königliche Thron aufgestellt.
Sobald der König und die königliche Familie aus dem Schloß-
saale heraustraten, stimmte der Sängerchor den Festgesang an. Nach
demselben trat der Landtagsmarschall vor und hielt namens des
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— 29 —
Westsälischen Provinzial-Landtages folgende Ansprache an Se.
Majestät:
„Ew. Majestät haben die hohe Gnade gehabt, mit Ihrer Ma-
jestät der Königin und dem gesamten königlichen Hause die heutige
Jubelseier Ihrer getreuen Westfalen durch Allerhöchstihre persön-
liche Gegenwart verherrlichen zu wollen; und es ist vor allem
der allerunterthänigste Dank, den ich Ew. Majestät im Namen der
ganzen Provinz hierfür auszusprechen habe.
Diese Jubelfeier, die wir heute nach einem fünfzigjährigen
Zeitabschnitte begehen, ist eine in allen Herzen um so tiefer ge-
fühlte, als noch mancher unter uns weilt, der als Jüngling die
Befreiungskriege mitgekämpft hat und der Erbhuldigung noch ein--
gedenk ist, die wir an dieser Stelle Ew. Majestät Hochseligem Herrn
Vater, dem in Gott ruhenden Könige Friedrich Wilhelm Iii. glor-
reichen Andenkens, in Freudigkeit und hochgehobener Stimmung ge-
leistet haben. Und wenn wir jetzt wiederum hier zusammenstehen,
um die Rückkehr unter ein väterliches Regiment, dessen Segnungen
wir während eines halben Jahrhunderts nun dankend genießen,
zu seieru, dann, Ew. Majestät, geziemt es wohl dem ernsten Sinne
des Westfalen, daß er nicht etwa ausbricht in ungemessenen Jubel
über eine glücklich überstandene Vergangenheit, sondern daß er
vielmehr, eingedenk dieser Vergangenheit, feierlich gelobe, mit echtem,
deutschem Sinne sür Wahrheit und Recht an angestammter Sitte
und Gesinnung und damit nur um so fester auch au Ew. Majestät
königlichem Hause, als seinen angestammten Herrschern von Gottes
Gnaden, in gottessürchtiger Treue und Ergebenheit zu halten bis
in den Tod. lind damit, Landsleute, die ihr euch als die Vertreter
der einzelnen Landesteile und Kreise zu dieser feierlichen Handlung
hier eingefunden habt, fordere ich euch auf, die Erbhuldigung hiermit
feierlichst wiederholend, mit mir einzustimmen in den freudigen Ruf:
Gott segne und erhalte unser erhabenes Herrscherpaar! Hoch
lebe König Wilhelm! Hoch lebe Königin Augusta! Hoch!
und abermals Hoch und nochmals Hoch !"
Ein donnerndes, ununterbrochenes Echo des Hochrufs ertönte
von allen auf dem Platze Versammelten.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Wilhelm
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Regionen (OPAC): Westfalen
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Geschlecht (WdK): koedukativ
— 86
Wo man der Tändelei nicht hold.
Nicht Herzen kauft um eitel Gold,
Da ist der roten Erde Land,
Vom Fels zum Meer als treu bekannt.
Wo aus den laubgewölbten Hallen
Ein moosbedecktes Strohdach blickt,
Und alte Sagen wiederhallen,
Ter Heidemann den Wanderer schrickt.
Wo jungfräulich und sonnenklar
Ein Herz dir schlägt so treu und wahr,
Und dich im Leid noch an sich preßt,
In Not und Tod dich nicht verläßt,
Da ist der roten Erde Land,
Vom Fels zum Meer als treu bekaunt.
Mein Heimatland, wie deine Eichen
Laß Gott uns stehn in Kampf und Not,
Laß nimmer uns von Tugend weichen,
Getreu dir sein bis in den Tod.
Das Schwert heraus für Reiches Recht
Und nie der Leidenschaften Knecht,
Auch viel zu stolz zur Niedertracht
Und frei und offen durch die Wacht,
Gar still im Glück und still im Schmerz,
So fährst du wohl, Westfalenherz.
Karl Prü«er.
Das westfälische Femgericht.
Das westfälifche Femgericht war die einzig in Westfalen zwischen
Weser und Rhein durch Jahrhunderte gebliebene Fortsetzung der
karolingisch-kaiserlichen Grafengerichte. Tie landesherrlichen, öffent-
lichen Gerichte galten zur Zeit des Faustrechts und der Wirren
gar wenig, und ein jeder that, was ihm gefiel, und die Schwachen
waren die Beute der Mächtigen. Da kamen die Femgerichte auf.
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Extrahierte Personennamen: Heidemann Karl_Prü«er Karl
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Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 114 —
stimmung über die Geschäfte, die ich übernehmen, und über die Per-
sonen, mit denen ich verhandeln soll. Sobald ich von der Krankheil
genesen bin, reise ich zu Ew. Majestät!"
Als diese Antwort am königlichen Hofe bekannt wurde, war
Freude überall. — Die Königin Louise schrieb an ihren Vater!
„Stein kommt, und mit ihm kehrt meine Hoffnung wieder!"
Schon im September des Jahres 1807, zwei Monate nach
dem unglücklichen Frieden von Tilsit, war Stein beim Könige.
Und beide gewannen mit jedem Tage mehr Vertrauen zu einander.
Sie arbeiteten mit einander und setzten ihre ganze Kraft daran,
das Preußenland wieder stark und mächtig zu machen, damit es
dereinst das Joch der Knechtschaft abschütteln könne.
Der König erließ nun die von Stein verfaßte Verordnung,
daß die Leibeigenschaft oder Erbnnterthänigkeit der Bauern, die
bis dahin noch in vielen Teilen des Landes bestanden hatte, völlig
aufhören solle. Auch der geringste Unterthan solle frei sein und
nicht mehr mit Leib und Leben, mit Weib und Kind einem anderen
zu eigen gehören. Schon im Jahre 1808 erschien die preußische
Städteordnung. Darin war vorgeschrieben, wie es in Zukunft
mit der Verwaltung der städtischen Angelegenheiten gehalten werden
solle. Auch dieses wichtige Gesetz zeigte bald seine heilsamen Fol-
gen. Mit der Zeit ist manches an demselben geändert worden: die
Hauptbestimmungen aber sind bis auf den heutigen Tag beibe-
halten.
Noch viel Segen hätte der große Mann in der schweren Prü-
fungszeit stiften können; aber — er mußte vor den Franzosen fliehen,,
zuerst nach Wien, dann nach Petersburg. Denn er hatte an einen
Freund einen Brief geschrieben, in dem er sein Herz ausschüttete
und seiner Feindschaft gegen den fremden Unterdrücker freien Lauf
ließ. Aber der Brief fiel auf seiner weiten Reise an die mecklen-
burgische Ostseeküste ein ein französischen Marschall in die Hände.
Der sah nun zwar, daß er nicht an ihn gerichtet sei; weil er aber
wußte, daß er von Stein kam, so war er doch begierig, seinen
Inhalt zu erfahren. Und kaum hatte er ihn gelesen, so schickte
er ihn dem Kaiser Napoleon. Ter entbrannte vor Zorn. „Stein
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Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
(Wort.
Westfalens Kinder kennen und lieben ihre in Erdkunde und
Geschichte, in Handel und Wandel gleich bedeutsame und eigenartige
Provinz so sehr, als daß nicht längst, von noch altern Überlieferungen
abgesehen, seit der Zeit des Karthäusermönchs Werner Rovelink aus
Laer im Münsterlande und seiner Schrift: Vom Lobe des alten
Sachsenlandes, nun- Westfalen genannt, 1476 zahlreiche Darstel-
lungen der ganzen teuren Heimat, oder ihrer einzelnen Gebiete und
Orte in ausführlichen Beschreibungen, kuizen Abrissen, romantischen
und ästhetischen Schilderungen, in volkstümlichen Einzelbildern,
Märchen, Sagen, geschichtlichen Erzählungen, epischen und lyrischen
Gedichten, hochgelehrten Forschungen und Untersuchungen von ihnen
vorhanden wären. Das hat alles der Verfasser, auch ein Lands-
mann von Kindesbeinen an und von gleichem Heimatsgefühle be-
seelt, freudig und dankbar, auch ausgiebig benutzt, und hinzugethan,
was er selbst mit Lust ergründet und seit seinen jungen Jahren
bis ins Alter hinein auf seinen Wanderungen selbst geschaut und
im Verkehr mit dem Volke erfahren hat. Er wollte wenigstens den
Versuch wagen, das Zerstreute sichtend zu sammeln und in zusam-
meuhängender durchsichtigen und geordneten Weise nicht für die Ge-
lehrteu, aber wohl für die Gebildeten ein Bild der .Heimat zu
entrollen, auf dem sie sich zurechtfinden und auf dessen Grunde den
Kreis ihres Wohnorts und der engeren Umgebung durch eigene
Bemühung näher kennen und verstehen können. Wenn mich nicht
alles täuscht, kommt diesem Bestreben ein reges Verlangen ent-
gegen. Bei aller Vaterlands- und Weltliebe klingt es doch laut
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— 43 —
bröckeln, um dann die Trümmer desto sicherer zermalmen zu können.
Tie Rächer kamen und schwanden wie Schatten der Nacht. Jetzt
hier, jetzt dort fiel ein Römer im Waldesdickicht. Tie Toten zu
zählen, die im Tunkel des Waldes verröchelten, vermochte Varns
nicht. Ta befahl er, geschlossenen Marsch zu halten; doch war es
in der Wildnis unmöglich. Endlich neigte sich der Tag, und Varus
gebot dem Heere, Halt zu machen, sich zu verschanzen, so gut es
ginge, und zu verbrennen, was vom Gepäck überflüssig sei und im
Zuge nur hindern könne.
Am andern Tage rückte das Heer, immer von den Germanen
umschwärmt, doch iu bester Ordnung, in der Ebene weiter, die sich
an der Werre ausbreitet, und kam in ein dichtbewaldetes, sumpfiges
Thal in der Gegend von Detmold. Da ward auf einmal jeder Busch
lebendig; aus jeder Bergschlucht raschelte es wie viele hundert
Schlaugen empor, und die uralten Bäume schüttelten, wie sonst
nach dem Wetter Regentropfen, jetzt Lanzen ohne Zahl auf die
Römer herab. Der Himmel wollte auch nicht feiern und half den
Deutschen mit Sturm und Regen. Von den Güssen unterwühlt,
sank die deutsche Erde unter des Römers Füßen ein. Schritt für
Schritt kämpft der Feind um den Boden, auf dem er steht, um
den Weg, um jeden Baum, um jeden Stein, und kommt nicht eher
zu Atem, als bis die Nacht hereinbricht. Ta läßt Varus abermals
Lager schlagen, und ermattet sinken die Römer hin; in jedem
Augenblick scheucht das Kriegsgeheul der Germanen sie aus der
kurzen Nachtruhe empor.
Als der dritte Tag anbrach, entdeckten die Römer erst, wie licht
es in ihren Reihen geworden war. Mann an Mann geschlossen,
brechen sie auf und kommen aufs offene Land, das die Senne heißt.
Da sehen sie mit Grausen die ganze Macht aller Eidgenossen vor
sich entfaltet. Ringsum Deutsche, nirgends ein Ausweg! Für alle
Tapferkeit ist nichts mehr feil als der Tod. Jauchzend stürzen jetzt
die Eidgenossen in die gelockerten Reihen der verzweifelten Römer.
Wie die Saat unter Hagelschloßen, sinken die Tapfersten unter
deutscheu Hieben hin. Des Feindes Scharen sind zersprengt; nur
einige verirrte Hausen versuchen noch Gegenwehr. Doch bald wird
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