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ihr Verfolger immer näher und näher kommt. Da drückt das Hünen-
kind in ihrer Seelenangst ihrem Tiere die Fersen ties in die Weichen,
und dieses wagt den Spruug von jener Stelle, wo die Hexen ihre
nächtlichen Feste zu seiern pflegten, bis aus den gegenüberliegenden
Felsen. Der Sprung gelingt, und auf dem Felfeu bleibt von dem
wuchtigeu Aufschlagen ein großes Hufzeichen zurück. Ihre Krone war
aber der Prinzessin im Fluge über den Abgrund vom Haupte gefallen
und in den Wellen des Bergstromes begraben; und der Böhmenkönig,
welcher iu wilder Raserei ebeusalls den kühnen Sprung wagte, war
in die Tiefe gefallen, und zu ewigem Gedächtnis wird nach seinem
Rainen der Fluß die Bode genannt.
3. Die Selke entspringt am Unterharze und ist ein Nebenfluß
der Bode. Von Alexisbad an beginnen die Felsbildungen, welche
bei dem sagenreichen Mägdesprung ihre bedeutendste Höhe erreichen.
4. Tie Wipper durchfließt deu Unterharz, gleichlaufend mit der
Selke und mündet in die Saale. In ihrem breiten Wiefenthale
treffen wir nur vereinzelt Klippen an.
6*
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 130 —
Störer. In der Kirche ging die Traufeierlichkeit ohne Störung
vor sich. Nach der Rückkehr war Tanz und Schmaus in Hansens
Hause und bis zum frühen Morgen ertönten die frohen Stimmen
der Hochzeitsgäste, deren Scherze bald die Wolken von der Stirn
der Neuvermählten scheuchten.
In ungetrübtem Glück verflogen die ersten Wochen dem jungen
Paare, in fröhlicher Arbeit und aufrichtiger Liebe genossen sie ihr
Leben. Tie bösen Worte des Bruders waren fast vergessen. Dieser
jedoch, wenn er nicht mit seinen Zechgenossen beisammen war, brütete
dumpfe Rachepläne. So beaufsichtigte er eiues Tages die Feldarbeit
seiner Untergebenen, und wie er so die Straße lang sah, erblickte er
plötzlich den Gegenstand seiner Rache, den ihm tötlich verhaßten
Bruder. Schnell schickte er seine Arbeiter heim, und auf die Pflug-
schaar gestützt, erwartete er die Aukunft des Bruders, der ein sröh-
liches Liedchen trällernd, mit dem Pfluge über der Schulter heim
zu seinem Weib eilte. Da ergriff der wilde Bruder seine Pflugschaar
und holte mit den Worten: „Stirb, Räuber meines Glückes!" zu
einem tötlichen Schlage aus. Erschreckt sprang Hans zur Seite und
benutzte sein Pflugschaar ebenfalls als Wehr. Nnn folgte Schlag
auf Schlag, bis beide tötlich getroffen zur Erde sanken. Ein leises
„Ich vergebe dir! — — Leb wohl, Gretchen!" aus dem Munde
des einen, ein dumpfes „Zwei Fliegen auf einen Schlag!" aus dem
Munde des andern.
Vergebens erwartete am Abend Margaretha ihren Gatten,
Stunde auf Stunde verrann, noch kehrte er nicht heim. Nichts
Gutes ahnend läuft sie hinaus in die finstere Nacht, bis sie ihren
Mann und daneben den wilden Jürge — beide in ihrem Blute
liegend — findet. Verzweifelt wirft sie sich aus den Geliebten und
suchte vergeblich, ihn mit Küssen zu erwecken. Ihr Glück war für
immer dahin, Wahnsinn nahm ihre Sinne gefangen. Täglich saß
sie auf dem Grabe ihres Mannes, den Hügel mit Waldblumen
bestreuend. Nach Verlauf eines Jahres ward sie eines Morgens
von den Nachbarn tot dort ausgefunden.
Zum Andenken an dieses gransig-romantische Ereignis erhebt
sich an der Chaussee, die von Minden nach Bückeburg führt, links
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
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TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Schmaus Hans Margaretha
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 174 —
geworden. Der letzte Sprößling, Kuno, liebte die holdselige Tochter
Hilda — sie soll nach anderen Gertrud geheißen haben — des
reichen Grafen von Rieneck auf dem gegenüberliegenden Berge nahe
bei Rödinghausen und wurde wiedergeliebt. In einer Sommer-
nacht war er einst im Walde. Ta ertönte ein leiser Pfiff und
plötzlich trat ein altes, gebeugtes Mütterchen vor ihn hin und sprach:
„Kehre heim, sonst bist du ein Kind des Todes," und das Weib
oerschwand im Walde. Hinter ihm rauschte es, und als sich der Lynt-
burger umsah, stürzte ein verkappter Ritter auf ihn zu und nun
begann ein erbitterter Kampf. Die langen Schwerter fuhren durch
die Luft und trafeu die eisenfesten Panzer so hart, daß die Funken
stoben. Ta fuhr Lyntbnrgs Schwert sausend hernieder und zu
Tode getroffen sank der Meuchelmörder zur Erde. Der Lyntburger
löfete seiuen Harnisch, nahm die eiserne Sturmhaube vom Haupte
und der kühle Wind erfrischte das erhitzte Gesicht; dann legte er sich
unter eine dicke Buche und schlief vor Ermattung ein. Am anderen
Morgen trat das graue Mütterchen an den Schläfer heran und rief
ihm mit gellender Stimme zu: „Tu bist jetzt Sieger im heißen
Streit geweseu, aber es kommt die Zeit, daß dein Schwert wird
Unglück über dein Haupt bringen." Als der Ritter sich nach dem
Weibe umschaute, war es im Walde verschwunden. Nun ging der
Jüngling zu dem toten Ritter, öffnete ihm das Visier, und als
er das starre Gesicht erblickte, schrie er laut auf, er hatte seinen Vet-
ter, den Stromberger, der auch um die Tochter des Ritters Rieneck
freite, erschlagen. Hilda verachtete den Stromberger. Darüber er-
bittert, hatte er beschlossen, Kuno zu töten. Kuno eilte zu seinem
kranken Vater und erzählte, was im Walde geschehen war. „O,
mein Sohn," so sprach der Vater, „fliehe, bald werden die Strom-
berger kommen und die Burg zerstören, wenn sie dich hier finden."
Nun sattelte er sein Pserd und verließ trauernd die väterliche Burg.
Tie Söhue aus den umherliegenden Burgen stellten sich als
Freier der schönen Hilda ein; aber vergebens, auch die edelsten
Jünglinge mußten abziehen, sie fanden keine Gnade vor den Augen
des Burgfräuleius; denn Kuno von Lyntberg besaß voll und ganz
ihr Herz. Täglich stand sie auf dem Erker und schaute sinnend in
das Thal, dabei flössen Thränen aus ihren Augen. Sie dachte an
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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TM Hauptwörter (200): [T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 185 —
das Wort erstarb ihm im Munde, denn gewappnete Reiter sprengten
über die Straße dem Johannisthore zu. Einer derselben, Veit von
Köln, hielt sein Roß an und rief: „Grüß Euch Gott, Meister
Hildebrand! Wollt Ihr mit uns ausziehen? Es geht auf Euren
Busenfreund, den Raufbolden von Sodom-Enger los!" „Topp,"
rief Hildebrand, „ich bin dabei!" Sprach's, kleidete sich schnell
zu Hause in ein Kriegsgewand, bestieg seinen Gaul und kam eben
vor dem Johannisthore an, als Bischof Ludwig mit seinen Getreuen
fortsprengen wollte. Hildebrand gesellte sich zu der Schar, und
im gestreckten Galopp flog der Zug dahin. Graf Simon war wieder
ins Bistum gefallen, hatte gesengt und geplündert und zog ge-
mächlich mit seinem Raube an Geld und Geldeswert, an Rindern,
Pferden und Schafen seines Weges nach Enger zu. An einen
Feind dachte er nicht. Plötzlich stürmte eine Schar Bewaffneter
auf ihn los und griff ihn wütend an. Unerschrocken wehrte sich
Simon mit den Seinen und warf jeden, der in seine Nähe kam,
nieder. Da drang ein gewaltiger Mann auf ihn ein, es war der
Schlächtermeister Hildebrand. Seine Schläge dröhnten auf dem
Panzer des Grafen, und Simon wankte im Sattel, doch hätte
er sich des Gewaltigen wohl noch erwehrt, aber der grimmige
Schmied Kurt Weber aus Osnabrück kam dem Hildebrand zu Hülfe.
Sie rissen den Grafen vom Rosse, und gefangen war der Raufbold.
Die Lipper flohen wild davon und ließen alle Beute im Stiche.
Das gab einen Jubel unter der Osnabrückischen Schar. Bischof
Ludwig lobte vor allen Edeln und Kämpen den Schlächtermeister
und versprach glänzende Belohnung. Dann brachte man frohlockend
den Gefangenen nach Osnabrück und sperrte ihn in einen festen
Turm, der „Buck" genannt.
Zu Burg Enger war alles in der größten Bestürzung. Schimpf-
lich in die Flucht geschlagen, verlustig der schönen Beute, ver-
wnndet und obendrein des Herrn beraubt, zitterte man vor Angst
und erwartete, die Osnabrücker würden spornstreichs mit Macht die
Burg belagern und nicht eher ruhen, bis sie in Schutt und Asche
läge. So schnell als möglich verrammelte man das Burgthor, zog
die Zugbrücken auf, schleppte große Wurfsteine auf die Türme
und Mauern und machte die Bogen und Pfeile fertig. Diese An-
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem]]
TM Hauptwörter (200): [T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Personennamen: Hildebrand Ludwig Ludwig Simon Simon Hildebrand Simon Kurt_Weber Ludwig Ludwig
214
die Streitigkeiten. Straenraub entehrt nicht, nur mu er auerhalb der Grenzen geschehen. Nach ihrer Ansicht ist er ein Mittel, junge Leute zu be-schftigen und vom Miggang abzuhalten. Macht daher ein Edler in den Volksversammlungen bekannt, er wolle einen Streifzug ausfhren, wer Lust hierzu htte, mge sich erklären, so stehen alle auf, denen das Unternehmen und der Anfhrer gefllt, sagen ihren Beistand zu und erhalten noch vom Volke vieles Lob. Folgt einer von ihnen nicht auf dem Zuge, so betrachtet man ihn als einen Flchtling und Verrter, er findet in keiner Beziehung mehr Glauben. Fremde darf man nicht mihandeln; ihre Person ist, aus welchen Absichten sie auch immer das Land betreten, heilig und unverletzlich; jedes Haus steht ihnen offen und freie Tafel zu Gebote.
Ein Stamm hat die fruchtbaren Gaue beim Hercyner- Walde (das Waldgebirge des mittleren Deutschlands) in Germanien besetzt und sich da an-gesiedelt. Wer ein guter Fugnger ist, durchluft den hercynischen Wald der Breite nach in 9 Tagen. Es giebt in diesem Walde, wie bekannt, viele Tiere, die man sonst nirgends antrifft. Die ausgezeichnetsten und merk-wrdigsten sind etwa folgende. Ein groes Tier, ein Hirsch von Gestalt, mit einem Hrne zwischen den Ohren mitten auf der Stinte, das grer und gestreckter ist, als die uns bekannten Geweihe. An der Krone teilen sich Enden, wie Palmenzweige, sehr breit auseinander. Ferner das Elentier, der Ge-statt und den bunten Flecken nach einem Rehe gleich, doch etwas grer und ohne Hrner. Die dritte Gattung sind die Auerochsen, wie man sie nennt, etwas kleiner als Elefanten, an Gestalt, Farbe und Krperbau wie Stiere. Ihre Strke ist eben so groß als ihre Geschwindigkeit. Sie schonen nichts, was sie erblicken, weder Menschen noch Tiere. Man fngt sie eifrig in Gruben und ttet sie. Mit dieser Arbeit hrtet sich die Jugend ab und be-schstigt sich mit Jagden solcher Art. Wer die meisten Tiere erlegt hat und zum Beweise davon die Hrner vor dem Volke zeigt, erhlt groes Lob. Das Tier lt sich, selbst jung gefangen, doch nicht an Menschen gewhnen und zahm machen. Seine Hrner sind viel grer, auch anders geformt und gestaltet als bei unseren Ochsen. Man sucht sie sorgfltig, fat den Rand mit Silber ein und gebraucht sie auf vornehmen Tafeln als Pokale.
Der Stamm der Sueven ist der bei weitem grte und kriegslustigste von allen Germanen. Hundert Gaue soll er zhlen, und aus jedem ziehen jhrlich tausend Krieger zum Kampfe der die Grenze. Die brigen, welche zu Hause bleiben, erwerben fr sich und jene die Nahrungsmittel. Im folgenden Jahre stehen diese zur Abwechselung unter den Waffen und bleiben jene in der Heimat. So wird weder der Ackerbau noch das Kriegshandwerk vernachlssigt.
Aber getrennte, bestimmten Personen zugehrige cker giebt es nicht. Auch ist es nicht gestattet, an einem Orte um des Ackerbaues willen lnger als ein Jahr zu bleiben. Das Weidwerk betreiben sie mit Vorliebe. Diese Beschftigung nhrt durch die Art der Speise wie durch die tgliche bung und Ungebundenheit des Lebens ihre Krfte und macht sie zu Menschen von ungewhnlicher Krpergre. Dazu sind sie gewhnt, trotz des kalten Himmelsstriches auer Fellen, die wegen ihrer geringen Gre einen betrchtlichen Teil des Krpers unbedeckt lassen, keine Kleidung zu tragen und in den Flssen zu baden.
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— 108 —
2) Die Hunnen. Ein wildes Reitervolk, gelblichen Gesichts, klein von Gestalt, mit schwarzem Haar und schrägliegenden Augen. (Bild!) Wir werden später noch mehr von ihnen hören, auch von ihrem Könige Etzel.
3) Markgraf; Mark ^ Grenzland, Markgraf — ein Beamter, der das Grenzland bewachen mußte.
4) Gefippen ^Verwandten; Sippschaft ^ Verwandtschaft.
5) Spielleute wurden als Boten zur Einladung nach Worms geschickt — fahrende Sänger, wie wir sie bereits auf der Ritterburg kennen lernten.
6) Dietrich von Bern. Diet-rich — Volks-fürst; König der Goten: diese waren von dem Huunenkönig Etzel bezwungen, Dietrich war also Etzels Lehensmann. Was folgt daraus?
7) Hagen und Volker auf der Wacht. Volker ^Volk-her, d. i. Herr des Volkes. Volker kann nicht nur das Schwert führen; er ist auch eiu Spielmann, und die Fiedel ist fein treuer Begleiter. In Freude und Schmerz, in Not und Tod weiß er sie zu spielen. So auch in dieser Stunde der höchsten Gefahr. Was er dabei fühlt und denkt, das sagt uns dies Gedicht:
Volkers Nachtgesang.
Die lichten Sterne funkeln hernieder kalt und stumm, von Waffen klirrt's im Dunkeln, der Tod geht außen um.
Schweb hoch hinauf mein Geigenklang, durchbrich die Nacht mit klarem Sang!
Du weißt den Tod von dannen
zu bannen.
Wohl finster ist die Stunde, doch hell sind Mut und Schwert; in meines Herzens Grunde steht aller Freuden Herd.
O Lebenslust, wie reich du blühst, o Heldenblut, wie kühn du glühst!
Wie gleicht der Sonn' im Scheiden ihr beiden!
Ich denke hoher Ehren, sturmlust'ger Jugendzeit, da wir mit scharfen Speeren hinjauchzten in den Streit.
Hei, Schildgekrach, im Sachsenkrieg!
Auf unsern Bannern saß der Sieg, als wir die ersten Narben
erwarben.
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Extrahierte Personennamen: Etzel Dietrich Lehensmann Hagen Volker Volker_^Volk-her Volker Volkers_Nachtgesang
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b. Die Rache (am ungetreuen Knappen).
Der Knecht hat erstochen den edeln Herrn, der Knecht wär' selber ein Ritter gern.
Er hat ihn erstochen im dunkeln Hain und den Leib versenket im tiefen Rhein.
Hat angelegt die Rüstung blank, auf des Herrn Roß sich geschwungen frank.
Und als er sprengen will über die Brück', da stutzet das Roß und bäumt sich zurück.
Und als er die güldenen Sporen ihm gab, da schlendert's ihn wild in den Strom hinab.
Mit Arm, mit Fuß er rudert und ringt, der schwere Panzer ihn niederzwingt. uhiand.
c. Ritter Götz von Berlichingen und sein junger Knappe Georgs)
(Ritter Götz von Berlichingen lauert mit mehreren Reitersknechten und seinem Knappen Georg in einer Herberge im tiefen Walde seinen Feinden auf. Er hat zwei Reiter ausgesandt, die nach dem Feinde spähen sollen.
Götz (vor der Tür unter der Linde). Wo meine Knechte bleiben! Auf und ab muß ich gehen, sonst übermannt mich der Schlaf. Fünf Tage und Nächte schon auf der Lauer. Es wird einem sauer gemacht, das bischen Leben und Freiheit. Dafür wenn ich dich habe, Weislingen, will ich mir's wohl sein lassen. (Schenkt ein.) Wieder leer! Georg! So lang's daran nicht mangelt und an srischem Mut, lach ich der Fürsten Herrschsucht und Ränke. — Georg! -— Schickt ihr nur euern gefälligen Weislingen herum zu Vettern und Gevattern, laßt mich anschwärzen. Nur immer zu. Ich bin wach. Du warst mir entwischt, Bischof! So mag denn dein lieber Weislingen die Zeche bezahlen. — Georg! Hört der Junge nicht? Georg! Georg!
Der Bube (im Panzer eines Erwachsenen). Gestrenger Herr! Götz. Wo stickst du? Hast du geschlafen? Was zum Henker treibst du für Mummerei? Komm her, du siehst gut aus. Schäm dich nicht, Junge. Du bist brav! Ja, wenn du ihn ausfülltest! Es ist Hansens Küraß?
Georg. Er wollt ein wenig schlafen und schnallt ihn aus. Götz. Er ist bequemer als feilt Herr.
Georg. Zürnt nicht. Ich nahm ihn leise weg und legt ihn an, und holte meines Vaters altes Schwert von der Wand, lief auf die Wiese und zog's aus.
Götz. Und hiebst um dich herum? Da wird's den Hecken und Dornen gut gegangen sein. Schläft Hans?
1) Mit verteilten Rollen gelesen, oder dramatisch gestaltet, fesselt diese Szene das Interesse des Knaben in außerordentlicher Weise.
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TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Extrahierte Personennamen: Georg Götz Hansens_Küraß Georg Götz Georg Götz Hans
— 78 —
Hardenberge, von den Gleichen, vom jpentstein, von Adelebsen, von Stockhausen, von Kerstlingerode und viele andere vornehme Herren mit ihren Frauen und Töchtern. Knappen, Knechten und Troßbuben, ritten zu unsern Toren ein und wohnten während der Festtage in unserer Stadt. Dann gab es allemal ein buntes Leben und Treiben in den Straßen und Herbergen und Häusern Göttingens. Denn mit den Rittern kamen auch andere Gäste, die nicht geladen waren: Händler und Gaukler, Spielleute, Sänger, Taschenspieler, selbst Bettler, Diebe und anderes fahrendes Volk, sowie große Scharen von Zuschauern und Neugierigen. Die Burg des Herzogs, die Häuser der wohlhabendsten Bürger und alle Herbergen waren voll von fremden Gästen-, ja viele, die in der Stadt keinen Raum mehr finden konnten, schlugen vor dem Weender-tore in der Nähe des Turnierplatzes ihre Zelte aus. Zu Ehren der fremden Herren waren die Häuser mit kostbaren Stoffen und Teppichen behängt. Aufgestellte Schilde, ausgehängte Banner und Wappen zeigten, wo die einzelnen Ritter und Herren ihre Wohnung hatten. Troßbuben durchzogen lärmend die Straßen, klopften an die Häuser und forderten Futter für die Pferde, Essen und Trinken für sich und ihre Her reu; denn nach altem Brauch mußten die Bürger den eingeladenen Rittern und ihrem Gefolge neben der Wohnung auch Nahrung liefern. An bestimmtem Platze mußten sich die Ritter Beim Turniervogt zur Wappen sch au einfinden, ihre Wappen prüfen lassen und nachweisen, daß ihre Ahnen auch schon Ritter gewesen. Das war die Ahnenprobe.
2. Verlauf des Turniers.
Endlich kam die Stunde des Turniers. Die Turnierrufer
ritten durch die Straßen und schrieen: „Wappnet Euch, gute
Ritter, wappnet Euch! Tragt stolzen Mut und zieht freudig auf’s-Feit)!" Dann sammelten sich die Haufen, und langsam in würdevollem Schritt zogen sie unter dem Banner ihrer Führer hinaus; Trompeten und Pauken erschollen, und in froher Erwartung hoben sich Mann und Roß. Draußen hatten sich schon große Scharen von Zuschauern eingesunden; auch der Herzog, feine Gemahlin
und die übrigen Ehrengäste hatten auf der Tribüne Platz ge-
nommen ; sie erwarteten die Ankunft des Zuges der Ritter. Siehe da, jetzt kommt er durch das Weeudertor, hält hinter den Schranken des Turnierplatzes; hei, wie das glänzt und schimmert! Jeder Kämpfer trägt feine schönste und prächtigste Rüstung. Ein enges, ans Stahlringen geflochtenes Gewand umhüllt den Leib; ein reich gestickter Wappenrock fällt darüber. Das Haupt ist ganz vom Helm umschlossen; nur ein schmaler Streif gestattet den Augen einen Durchblick. Auf dem Helme prangt das Wappenzeichen; auch vom Schild und Wappenrock erstrahlt es in bunten Farben.
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung]]
70 —
Götz. Ihr seid mübe, Bruder Martin, und ohne Zweifel bnrstig! (Der Bub kommt.) Da kommt der Wein eben recht.
Martin. Für mich einen Trunk Wasser. Ich bars keinen Wein trinken.
Georg (geht noch einmal, um Wasser zu holen, und kehrt zurück).
Götz (zu Georg heimlich). Geh auf den Weg nach Dachsbach
und leg bich mit dem Ohr auf die Erbe, ob bu nicht Pferbe
kommen hörst, und sei gleich Uneber hier. (Georg läuft hin.)
Götz. Ein Glas, Bruder Martin, wirb euch nicht im Schlafe stören. Ihr seib heute viel gegangen. (Trinkt ihm zu.) Alle Streiter!
Martin. In Gottes Namen! (Sie stoßen an und sprechen eine Zeitlang mit einander.)
Georg (kommt zurückgesprungen). Herr! ich höre Pferbe im
Galopp! Zwei! Es sinb sie gewiß.
Götz. Führe mein Pferb heraus! Hans soll aufsitzen. (Er setzt den Helm auf und nimmt die Lanze. Die zwei Knechte kommen. Götz redet heimlich mit ihnen.
Götz. In den Haslacher Walb also. (Kehrt sich zu Martin.) Lebt wohl, werter Bruder Martin. (Küßt ihn.)
Martin. Vergeht mein nicht, wie ich Euer nicht vergesse. (Götz ab.)
Georg. Ehrwürbiger Herr, Ihr schlaft boch bei uns?
Martin. Kann ich ein Bett haben?
Georg. Nein, Herr! ich kenne Betten nur vom Hörensagen, in unsrer Herberge ist nichts als Stroh.
Martin. Auch gut. Wie heißt bu?
Georg. Georg, ehrwürbiger Herr!
Martin. Georg, ba hast bu einen tapfern Patron.
Georg. Sie sagen, er sei ein Ritter gewesen; das will ich auch sein.
Martin. Warte! (Zieht ein Gebetbuch hervor und gibt dem Buben einen Heiligen.) Da hast bu ihn. Folge feinem Beispiel, sei brav und furchte Gott! (Martin geht.)
Georg. Ach ein schöner Schimmel! wenn ich einmal so einen hätte! — und die golbene Rüstung! — Das ist ein garstiger Drach — jetzt schieß ich nach Sperlingen —- Heiliger Georg! mach mich groß und stark, gib mir so eine Lanze, Rüstung und Pferb, dann laß mir bte Drachen kommen!
' (Göthe. Aus „Götz von Berlichingen".)
4. Der Ritterschlag oder die Schwertleite.
Ziel: Wie der Knappe Dietrich von Pleffe die Ritterwürbe erhielt.
I. Mnschauen.
A. Vorbereitung.
1. Hier kommt es zunächst baraitf an, die bisherigen Vor-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
Extrahierte Personennamen: Martin Martin Georg Georg Georg Götz Martin Martin Georg_( Götz Götz Götz Martin Martin Martin Georg Martin Georg Martin Georg Georg Martin Georg Georg Martin Martin Georg
— 282 —
Des Himmels Feuer splittert das Geäst:
Die Krone sinkt; der Eiche Stamm steht sest. —
Im Osten wird es hell; — ein Sonnenstrahl Flammt zündend auf, trifft Eich' und Fels zumal.
Und aus der Tiefe grollt's wie dumpf Gewirr Von Stimmen, wie von Waffen dumpf Geklirr. —
Da kracht der Fels und klafft zum weiten Riß;
Der Tag verscheucht die trage Finsternis,
Und aus dem zack'gen Tor zum Lichte dar Tritt hochgewachsen eine Männerschar;
In einer Hand den Bogen samt dem Pfeil,
Die andre schwingt ein wuchtig steinern Beil.
Ihr Auge sieht, vom Bann der Nacht befreit,
Zum ersten Mal die Welt, so frei, so weit;
Stolz fliegt der Blick umher, voll Drang zur Tat,
Ins frische Leben sucht der Fuß den Pfad. —
Von wilden Rossen stürmt heran ein Hanf:
Die Männer schar hat ihn ereilt im Lauf.
Hinauf! Die Mähne fliegt, die Nüster schnaubt,
Das Auge blitzt; hoch trägt der Mann das Haupt.
Und in die Nacht des Waldes sprengt der Troß:
Der erste Sachs — das erste Sachsenroß! —
v. Vincke.
B. Abstraktion.
a. Übertragung auf andere Verhältnisse.
Nicht bloß das Vordringen der Sachsen brachte den Sachsen-nd zu Wege; unsern Vorfahren drohten auch andre Feinde; z. V.? Die Römer. Und wie an Weser und Unterelbe, so entstanden auch in andern Gegenden große Vereinigungen der Völkerschaften. Also? Volkerbündnisse. Die Zeit, in der sich die Volkerbündnisse bildeten, ging durch mehrere Jahrhunderte, sodaß etwa ums Jahr 500 die wichtigsten Bündnisse da waren.
b. L)auptzusammenfassung.
Lölkerbündnisse (200—500). In den ältesten Zeiten sahen sich die einzelnen deutschen Volksstämme als Feinde an und führten oft Krieg miteinander. Durch den Andrang der Römer und anderer mächtiger Nachbaren wurden die alten Deutschen genötigt, sich enger aneinander zu schließen. Frühere Feinde wohnten friedlich beisammen; Völkerschaften vereinigten sich und schlossen Bündnisse. So entstanden in unserm Vaterlande die Völkerbündnisse. An der Unterelbe und auf beiden Seiten der Weser entstand der Sachsenbund; aus den Völkerschaften an Werra und Fulda, am Main, Mittel- und Unterrhein bildete sich der Bund der Franken. Am Neckar und Oberrhein wohnten die Alemannen,
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