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1. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 83

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
83 ihr Verfolger immer näher und näher kommt. Da drückt das Hünen- kind in ihrer Seelenangst ihrem Tiere die Fersen ties in die Weichen, und dieses wagt den Spruug von jener Stelle, wo die Hexen ihre nächtlichen Feste zu seiern pflegten, bis aus den gegenüberliegenden Felsen. Der Sprung gelingt, und auf dem Felfeu bleibt von dem wuchtigeu Aufschlagen ein großes Hufzeichen zurück. Ihre Krone war aber der Prinzessin im Fluge über den Abgrund vom Haupte gefallen und in den Wellen des Bergstromes begraben; und der Böhmenkönig, welcher iu wilder Raserei ebeusalls den kühnen Sprung wagte, war in die Tiefe gefallen, und zu ewigem Gedächtnis wird nach seinem Rainen der Fluß die Bode genannt. 3. Die Selke entspringt am Unterharze und ist ein Nebenfluß der Bode. Von Alexisbad an beginnen die Felsbildungen, welche bei dem sagenreichen Mägdesprung ihre bedeutendste Höhe erreichen. 4. Tie Wipper durchfließt deu Unterharz, gleichlaufend mit der Selke und mündet in die Saale. In ihrem breiten Wiefenthale treffen wir nur vereinzelt Klippen an. 6*

2. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 130

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 130 — Störer. In der Kirche ging die Traufeierlichkeit ohne Störung vor sich. Nach der Rückkehr war Tanz und Schmaus in Hansens Hause und bis zum frühen Morgen ertönten die frohen Stimmen der Hochzeitsgäste, deren Scherze bald die Wolken von der Stirn der Neuvermählten scheuchten. In ungetrübtem Glück verflogen die ersten Wochen dem jungen Paare, in fröhlicher Arbeit und aufrichtiger Liebe genossen sie ihr Leben. Tie bösen Worte des Bruders waren fast vergessen. Dieser jedoch, wenn er nicht mit seinen Zechgenossen beisammen war, brütete dumpfe Rachepläne. So beaufsichtigte er eiues Tages die Feldarbeit seiner Untergebenen, und wie er so die Straße lang sah, erblickte er plötzlich den Gegenstand seiner Rache, den ihm tötlich verhaßten Bruder. Schnell schickte er seine Arbeiter heim, und auf die Pflug- schaar gestützt, erwartete er die Aukunft des Bruders, der ein sröh- liches Liedchen trällernd, mit dem Pfluge über der Schulter heim zu seinem Weib eilte. Da ergriff der wilde Bruder seine Pflugschaar und holte mit den Worten: „Stirb, Räuber meines Glückes!" zu einem tötlichen Schlage aus. Erschreckt sprang Hans zur Seite und benutzte sein Pflugschaar ebenfalls als Wehr. Nnn folgte Schlag auf Schlag, bis beide tötlich getroffen zur Erde sanken. Ein leises „Ich vergebe dir! — — Leb wohl, Gretchen!" aus dem Munde des einen, ein dumpfes „Zwei Fliegen auf einen Schlag!" aus dem Munde des andern. Vergebens erwartete am Abend Margaretha ihren Gatten, Stunde auf Stunde verrann, noch kehrte er nicht heim. Nichts Gutes ahnend läuft sie hinaus in die finstere Nacht, bis sie ihren Mann und daneben den wilden Jürge — beide in ihrem Blute liegend — findet. Verzweifelt wirft sie sich aus den Geliebten und suchte vergeblich, ihn mit Küssen zu erwecken. Ihr Glück war für immer dahin, Wahnsinn nahm ihre Sinne gefangen. Täglich saß sie auf dem Grabe ihres Mannes, den Hügel mit Waldblumen bestreuend. Nach Verlauf eines Jahres ward sie eines Morgens von den Nachbarn tot dort ausgefunden. Zum Andenken an dieses gransig-romantische Ereignis erhebt sich an der Chaussee, die von Minden nach Bückeburg führt, links

3. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 174

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 174 — geworden. Der letzte Sprößling, Kuno, liebte die holdselige Tochter Hilda — sie soll nach anderen Gertrud geheißen haben — des reichen Grafen von Rieneck auf dem gegenüberliegenden Berge nahe bei Rödinghausen und wurde wiedergeliebt. In einer Sommer- nacht war er einst im Walde. Ta ertönte ein leiser Pfiff und plötzlich trat ein altes, gebeugtes Mütterchen vor ihn hin und sprach: „Kehre heim, sonst bist du ein Kind des Todes," und das Weib oerschwand im Walde. Hinter ihm rauschte es, und als sich der Lynt- burger umsah, stürzte ein verkappter Ritter auf ihn zu und nun begann ein erbitterter Kampf. Die langen Schwerter fuhren durch die Luft und trafeu die eisenfesten Panzer so hart, daß die Funken stoben. Ta fuhr Lyntbnrgs Schwert sausend hernieder und zu Tode getroffen sank der Meuchelmörder zur Erde. Der Lyntburger löfete seiuen Harnisch, nahm die eiserne Sturmhaube vom Haupte und der kühle Wind erfrischte das erhitzte Gesicht; dann legte er sich unter eine dicke Buche und schlief vor Ermattung ein. Am anderen Morgen trat das graue Mütterchen an den Schläfer heran und rief ihm mit gellender Stimme zu: „Tu bist jetzt Sieger im heißen Streit geweseu, aber es kommt die Zeit, daß dein Schwert wird Unglück über dein Haupt bringen." Als der Ritter sich nach dem Weibe umschaute, war es im Walde verschwunden. Nun ging der Jüngling zu dem toten Ritter, öffnete ihm das Visier, und als er das starre Gesicht erblickte, schrie er laut auf, er hatte seinen Vet- ter, den Stromberger, der auch um die Tochter des Ritters Rieneck freite, erschlagen. Hilda verachtete den Stromberger. Darüber er- bittert, hatte er beschlossen, Kuno zu töten. Kuno eilte zu seinem kranken Vater und erzählte, was im Walde geschehen war. „O, mein Sohn," so sprach der Vater, „fliehe, bald werden die Strom- berger kommen und die Burg zerstören, wenn sie dich hier finden." Nun sattelte er sein Pserd und verließ trauernd die väterliche Burg. Tie Söhue aus den umherliegenden Burgen stellten sich als Freier der schönen Hilda ein; aber vergebens, auch die edelsten Jünglinge mußten abziehen, sie fanden keine Gnade vor den Augen des Burgfräuleius; denn Kuno von Lyntberg besaß voll und ganz ihr Herz. Täglich stand sie auf dem Erker und schaute sinnend in das Thal, dabei flössen Thränen aus ihren Augen. Sie dachte an

4. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 185

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 185 — das Wort erstarb ihm im Munde, denn gewappnete Reiter sprengten über die Straße dem Johannisthore zu. Einer derselben, Veit von Köln, hielt sein Roß an und rief: „Grüß Euch Gott, Meister Hildebrand! Wollt Ihr mit uns ausziehen? Es geht auf Euren Busenfreund, den Raufbolden von Sodom-Enger los!" „Topp," rief Hildebrand, „ich bin dabei!" Sprach's, kleidete sich schnell zu Hause in ein Kriegsgewand, bestieg seinen Gaul und kam eben vor dem Johannisthore an, als Bischof Ludwig mit seinen Getreuen fortsprengen wollte. Hildebrand gesellte sich zu der Schar, und im gestreckten Galopp flog der Zug dahin. Graf Simon war wieder ins Bistum gefallen, hatte gesengt und geplündert und zog ge- mächlich mit seinem Raube an Geld und Geldeswert, an Rindern, Pferden und Schafen seines Weges nach Enger zu. An einen Feind dachte er nicht. Plötzlich stürmte eine Schar Bewaffneter auf ihn los und griff ihn wütend an. Unerschrocken wehrte sich Simon mit den Seinen und warf jeden, der in seine Nähe kam, nieder. Da drang ein gewaltiger Mann auf ihn ein, es war der Schlächtermeister Hildebrand. Seine Schläge dröhnten auf dem Panzer des Grafen, und Simon wankte im Sattel, doch hätte er sich des Gewaltigen wohl noch erwehrt, aber der grimmige Schmied Kurt Weber aus Osnabrück kam dem Hildebrand zu Hülfe. Sie rissen den Grafen vom Rosse, und gefangen war der Raufbold. Die Lipper flohen wild davon und ließen alle Beute im Stiche. Das gab einen Jubel unter der Osnabrückischen Schar. Bischof Ludwig lobte vor allen Edeln und Kämpen den Schlächtermeister und versprach glänzende Belohnung. Dann brachte man frohlockend den Gefangenen nach Osnabrück und sperrte ihn in einen festen Turm, der „Buck" genannt. Zu Burg Enger war alles in der größten Bestürzung. Schimpf- lich in die Flucht geschlagen, verlustig der schönen Beute, ver- wnndet und obendrein des Herrn beraubt, zitterte man vor Angst und erwartete, die Osnabrücker würden spornstreichs mit Macht die Burg belagern und nicht eher ruhen, bis sie in Schutt und Asche läge. So schnell als möglich verrammelte man das Burgthor, zog die Zugbrücken auf, schleppte große Wurfsteine auf die Türme und Mauern und machte die Bogen und Pfeile fertig. Diese An-

5. Das Altertum - S. 214

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
214 die Streitigkeiten. Straenraub entehrt nicht, nur mu er auerhalb der Grenzen geschehen. Nach ihrer Ansicht ist er ein Mittel, junge Leute zu be-schftigen und vom Miggang abzuhalten. Macht daher ein Edler in den Volksversammlungen bekannt, er wolle einen Streifzug ausfhren, wer Lust hierzu htte, mge sich erklären, so stehen alle auf, denen das Unternehmen und der Anfhrer gefllt, sagen ihren Beistand zu und erhalten noch vom Volke vieles Lob. Folgt einer von ihnen nicht auf dem Zuge, so betrachtet man ihn als einen Flchtling und Verrter, er findet in keiner Beziehung mehr Glauben. Fremde darf man nicht mihandeln; ihre Person ist, aus welchen Absichten sie auch immer das Land betreten, heilig und unverletzlich; jedes Haus steht ihnen offen und freie Tafel zu Gebote. Ein Stamm hat die fruchtbaren Gaue beim Hercyner- Walde (das Waldgebirge des mittleren Deutschlands) in Germanien besetzt und sich da an-gesiedelt. Wer ein guter Fugnger ist, durchluft den hercynischen Wald der Breite nach in 9 Tagen. Es giebt in diesem Walde, wie bekannt, viele Tiere, die man sonst nirgends antrifft. Die ausgezeichnetsten und merk-wrdigsten sind etwa folgende. Ein groes Tier, ein Hirsch von Gestalt, mit einem Hrne zwischen den Ohren mitten auf der Stinte, das grer und gestreckter ist, als die uns bekannten Geweihe. An der Krone teilen sich Enden, wie Palmenzweige, sehr breit auseinander. Ferner das Elentier, der Ge-statt und den bunten Flecken nach einem Rehe gleich, doch etwas grer und ohne Hrner. Die dritte Gattung sind die Auerochsen, wie man sie nennt, etwas kleiner als Elefanten, an Gestalt, Farbe und Krperbau wie Stiere. Ihre Strke ist eben so groß als ihre Geschwindigkeit. Sie schonen nichts, was sie erblicken, weder Menschen noch Tiere. Man fngt sie eifrig in Gruben und ttet sie. Mit dieser Arbeit hrtet sich die Jugend ab und be-schstigt sich mit Jagden solcher Art. Wer die meisten Tiere erlegt hat und zum Beweise davon die Hrner vor dem Volke zeigt, erhlt groes Lob. Das Tier lt sich, selbst jung gefangen, doch nicht an Menschen gewhnen und zahm machen. Seine Hrner sind viel grer, auch anders geformt und gestaltet als bei unseren Ochsen. Man sucht sie sorgfltig, fat den Rand mit Silber ein und gebraucht sie auf vornehmen Tafeln als Pokale. Der Stamm der Sueven ist der bei weitem grte und kriegslustigste von allen Germanen. Hundert Gaue soll er zhlen, und aus jedem ziehen jhrlich tausend Krieger zum Kampfe der die Grenze. Die brigen, welche zu Hause bleiben, erwerben fr sich und jene die Nahrungsmittel. Im folgenden Jahre stehen diese zur Abwechselung unter den Waffen und bleiben jene in der Heimat. So wird weder der Ackerbau noch das Kriegshandwerk vernachlssigt. Aber getrennte, bestimmten Personen zugehrige cker giebt es nicht. Auch ist es nicht gestattet, an einem Orte um des Ackerbaues willen lnger als ein Jahr zu bleiben. Das Weidwerk betreiben sie mit Vorliebe. Diese Beschftigung nhrt durch die Art der Speise wie durch die tgliche bung und Ungebundenheit des Lebens ihre Krfte und macht sie zu Menschen von ungewhnlicher Krpergre. Dazu sind sie gewhnt, trotz des kalten Himmelsstriches auer Fellen, die wegen ihrer geringen Gre einen betrchtlichen Teil des Krpers unbedeckt lassen, keine Kleidung zu tragen und in den Flssen zu baden.

6. Der erste selbständige Geschichtsunterricht auf heimatlicher Grundlage - S. 108

1904 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 108 — 2) Die Hunnen. Ein wildes Reitervolk, gelblichen Gesichts, klein von Gestalt, mit schwarzem Haar und schrägliegenden Augen. (Bild!) Wir werden später noch mehr von ihnen hören, auch von ihrem Könige Etzel. 3) Markgraf; Mark ^ Grenzland, Markgraf — ein Beamter, der das Grenzland bewachen mußte. 4) Gefippen ^Verwandten; Sippschaft ^ Verwandtschaft. 5) Spielleute wurden als Boten zur Einladung nach Worms geschickt — fahrende Sänger, wie wir sie bereits auf der Ritterburg kennen lernten. 6) Dietrich von Bern. Diet-rich — Volks-fürst; König der Goten: diese waren von dem Huunenkönig Etzel bezwungen, Dietrich war also Etzels Lehensmann. Was folgt daraus? 7) Hagen und Volker auf der Wacht. Volker ^Volk-her, d. i. Herr des Volkes. Volker kann nicht nur das Schwert führen; er ist auch eiu Spielmann, und die Fiedel ist fein treuer Begleiter. In Freude und Schmerz, in Not und Tod weiß er sie zu spielen. So auch in dieser Stunde der höchsten Gefahr. Was er dabei fühlt und denkt, das sagt uns dies Gedicht: Volkers Nachtgesang. Die lichten Sterne funkeln hernieder kalt und stumm, von Waffen klirrt's im Dunkeln, der Tod geht außen um. Schweb hoch hinauf mein Geigenklang, durchbrich die Nacht mit klarem Sang! Du weißt den Tod von dannen zu bannen. Wohl finster ist die Stunde, doch hell sind Mut und Schwert; in meines Herzens Grunde steht aller Freuden Herd. O Lebenslust, wie reich du blühst, o Heldenblut, wie kühn du glühst! Wie gleicht der Sonn' im Scheiden ihr beiden! Ich denke hoher Ehren, sturmlust'ger Jugendzeit, da wir mit scharfen Speeren hinjauchzten in den Streit. Hei, Schildgekrach, im Sachsenkrieg! Auf unsern Bannern saß der Sieg, als wir die ersten Narben erwarben.

7. Der erste selbständige Geschichtsunterricht auf heimatlicher Grundlage - S. 68

1904 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 68 — b. Die Rache (am ungetreuen Knappen). Der Knecht hat erstochen den edeln Herrn, der Knecht wär' selber ein Ritter gern. Er hat ihn erstochen im dunkeln Hain und den Leib versenket im tiefen Rhein. Hat angelegt die Rüstung blank, auf des Herrn Roß sich geschwungen frank. Und als er sprengen will über die Brück', da stutzet das Roß und bäumt sich zurück. Und als er die güldenen Sporen ihm gab, da schlendert's ihn wild in den Strom hinab. Mit Arm, mit Fuß er rudert und ringt, der schwere Panzer ihn niederzwingt. uhiand. c. Ritter Götz von Berlichingen und sein junger Knappe Georgs) (Ritter Götz von Berlichingen lauert mit mehreren Reitersknechten und seinem Knappen Georg in einer Herberge im tiefen Walde seinen Feinden auf. Er hat zwei Reiter ausgesandt, die nach dem Feinde spähen sollen. Götz (vor der Tür unter der Linde). Wo meine Knechte bleiben! Auf und ab muß ich gehen, sonst übermannt mich der Schlaf. Fünf Tage und Nächte schon auf der Lauer. Es wird einem sauer gemacht, das bischen Leben und Freiheit. Dafür wenn ich dich habe, Weislingen, will ich mir's wohl sein lassen. (Schenkt ein.) Wieder leer! Georg! So lang's daran nicht mangelt und an srischem Mut, lach ich der Fürsten Herrschsucht und Ränke. — Georg! -— Schickt ihr nur euern gefälligen Weislingen herum zu Vettern und Gevattern, laßt mich anschwärzen. Nur immer zu. Ich bin wach. Du warst mir entwischt, Bischof! So mag denn dein lieber Weislingen die Zeche bezahlen. — Georg! Hört der Junge nicht? Georg! Georg! Der Bube (im Panzer eines Erwachsenen). Gestrenger Herr! Götz. Wo stickst du? Hast du geschlafen? Was zum Henker treibst du für Mummerei? Komm her, du siehst gut aus. Schäm dich nicht, Junge. Du bist brav! Ja, wenn du ihn ausfülltest! Es ist Hansens Küraß? Georg. Er wollt ein wenig schlafen und schnallt ihn aus. Götz. Er ist bequemer als feilt Herr. Georg. Zürnt nicht. Ich nahm ihn leise weg und legt ihn an, und holte meines Vaters altes Schwert von der Wand, lief auf die Wiese und zog's aus. Götz. Und hiebst um dich herum? Da wird's den Hecken und Dornen gut gegangen sein. Schläft Hans? 1) Mit verteilten Rollen gelesen, oder dramatisch gestaltet, fesselt diese Szene das Interesse des Knaben in außerordentlicher Weise.

8. Der erste selbständige Geschichtsunterricht auf heimatlicher Grundlage - S. 78

1904 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 78 — Hardenberge, von den Gleichen, vom jpentstein, von Adelebsen, von Stockhausen, von Kerstlingerode und viele andere vornehme Herren mit ihren Frauen und Töchtern. Knappen, Knechten und Troßbuben, ritten zu unsern Toren ein und wohnten während der Festtage in unserer Stadt. Dann gab es allemal ein buntes Leben und Treiben in den Straßen und Herbergen und Häusern Göttingens. Denn mit den Rittern kamen auch andere Gäste, die nicht geladen waren: Händler und Gaukler, Spielleute, Sänger, Taschenspieler, selbst Bettler, Diebe und anderes fahrendes Volk, sowie große Scharen von Zuschauern und Neugierigen. Die Burg des Herzogs, die Häuser der wohlhabendsten Bürger und alle Herbergen waren voll von fremden Gästen-, ja viele, die in der Stadt keinen Raum mehr finden konnten, schlugen vor dem Weender-tore in der Nähe des Turnierplatzes ihre Zelte aus. Zu Ehren der fremden Herren waren die Häuser mit kostbaren Stoffen und Teppichen behängt. Aufgestellte Schilde, ausgehängte Banner und Wappen zeigten, wo die einzelnen Ritter und Herren ihre Wohnung hatten. Troßbuben durchzogen lärmend die Straßen, klopften an die Häuser und forderten Futter für die Pferde, Essen und Trinken für sich und ihre Her reu; denn nach altem Brauch mußten die Bürger den eingeladenen Rittern und ihrem Gefolge neben der Wohnung auch Nahrung liefern. An bestimmtem Platze mußten sich die Ritter Beim Turniervogt zur Wappen sch au einfinden, ihre Wappen prüfen lassen und nachweisen, daß ihre Ahnen auch schon Ritter gewesen. Das war die Ahnenprobe. 2. Verlauf des Turniers. Endlich kam die Stunde des Turniers. Die Turnierrufer ritten durch die Straßen und schrieen: „Wappnet Euch, gute Ritter, wappnet Euch! Tragt stolzen Mut und zieht freudig auf’s-Feit)!" Dann sammelten sich die Haufen, und langsam in würdevollem Schritt zogen sie unter dem Banner ihrer Führer hinaus; Trompeten und Pauken erschollen, und in froher Erwartung hoben sich Mann und Roß. Draußen hatten sich schon große Scharen von Zuschauern eingesunden; auch der Herzog, feine Gemahlin und die übrigen Ehrengäste hatten auf der Tribüne Platz ge- nommen ; sie erwarteten die Ankunft des Zuges der Ritter. Siehe da, jetzt kommt er durch das Weeudertor, hält hinter den Schranken des Turnierplatzes; hei, wie das glänzt und schimmert! Jeder Kämpfer trägt feine schönste und prächtigste Rüstung. Ein enges, ans Stahlringen geflochtenes Gewand umhüllt den Leib; ein reich gestickter Wappenrock fällt darüber. Das Haupt ist ganz vom Helm umschlossen; nur ein schmaler Streif gestattet den Augen einen Durchblick. Auf dem Helme prangt das Wappenzeichen; auch vom Schild und Wappenrock erstrahlt es in bunten Farben.

9. Der erste selbständige Geschichtsunterricht auf heimatlicher Grundlage - S. 70

1904 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
70 — Götz. Ihr seid mübe, Bruder Martin, und ohne Zweifel bnrstig! (Der Bub kommt.) Da kommt der Wein eben recht. Martin. Für mich einen Trunk Wasser. Ich bars keinen Wein trinken. Georg (geht noch einmal, um Wasser zu holen, und kehrt zurück). Götz (zu Georg heimlich). Geh auf den Weg nach Dachsbach und leg bich mit dem Ohr auf die Erbe, ob bu nicht Pferbe kommen hörst, und sei gleich Uneber hier. (Georg läuft hin.) Götz. Ein Glas, Bruder Martin, wirb euch nicht im Schlafe stören. Ihr seib heute viel gegangen. (Trinkt ihm zu.) Alle Streiter! Martin. In Gottes Namen! (Sie stoßen an und sprechen eine Zeitlang mit einander.) Georg (kommt zurückgesprungen). Herr! ich höre Pferbe im Galopp! Zwei! Es sinb sie gewiß. Götz. Führe mein Pferb heraus! Hans soll aufsitzen. (Er setzt den Helm auf und nimmt die Lanze. Die zwei Knechte kommen. Götz redet heimlich mit ihnen. Götz. In den Haslacher Walb also. (Kehrt sich zu Martin.) Lebt wohl, werter Bruder Martin. (Küßt ihn.) Martin. Vergeht mein nicht, wie ich Euer nicht vergesse. (Götz ab.) Georg. Ehrwürbiger Herr, Ihr schlaft boch bei uns? Martin. Kann ich ein Bett haben? Georg. Nein, Herr! ich kenne Betten nur vom Hörensagen, in unsrer Herberge ist nichts als Stroh. Martin. Auch gut. Wie heißt bu? Georg. Georg, ehrwürbiger Herr! Martin. Georg, ba hast bu einen tapfern Patron. Georg. Sie sagen, er sei ein Ritter gewesen; das will ich auch sein. Martin. Warte! (Zieht ein Gebetbuch hervor und gibt dem Buben einen Heiligen.) Da hast bu ihn. Folge feinem Beispiel, sei brav und furchte Gott! (Martin geht.) Georg. Ach ein schöner Schimmel! wenn ich einmal so einen hätte! — und die golbene Rüstung! — Das ist ein garstiger Drach — jetzt schieß ich nach Sperlingen —- Heiliger Georg! mach mich groß und stark, gib mir so eine Lanze, Rüstung und Pferb, dann laß mir bte Drachen kommen! ' (Göthe. Aus „Götz von Berlichingen".) 4. Der Ritterschlag oder die Schwertleite. Ziel: Wie der Knappe Dietrich von Pleffe die Ritterwürbe erhielt. I. Mnschauen. A. Vorbereitung. 1. Hier kommt es zunächst baraitf an, die bisherigen Vor-

10. Der erste selbständige Geschichtsunterricht auf heimatlicher Grundlage - S. 282

1904 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 282 — Des Himmels Feuer splittert das Geäst: Die Krone sinkt; der Eiche Stamm steht sest. — Im Osten wird es hell; — ein Sonnenstrahl Flammt zündend auf, trifft Eich' und Fels zumal. Und aus der Tiefe grollt's wie dumpf Gewirr Von Stimmen, wie von Waffen dumpf Geklirr. — Da kracht der Fels und klafft zum weiten Riß; Der Tag verscheucht die trage Finsternis, Und aus dem zack'gen Tor zum Lichte dar Tritt hochgewachsen eine Männerschar; In einer Hand den Bogen samt dem Pfeil, Die andre schwingt ein wuchtig steinern Beil. Ihr Auge sieht, vom Bann der Nacht befreit, Zum ersten Mal die Welt, so frei, so weit; Stolz fliegt der Blick umher, voll Drang zur Tat, Ins frische Leben sucht der Fuß den Pfad. — Von wilden Rossen stürmt heran ein Hanf: Die Männer schar hat ihn ereilt im Lauf. Hinauf! Die Mähne fliegt, die Nüster schnaubt, Das Auge blitzt; hoch trägt der Mann das Haupt. Und in die Nacht des Waldes sprengt der Troß: Der erste Sachs — das erste Sachsenroß! — v. Vincke. B. Abstraktion. a. Übertragung auf andere Verhältnisse. Nicht bloß das Vordringen der Sachsen brachte den Sachsen-nd zu Wege; unsern Vorfahren drohten auch andre Feinde; z. V.? Die Römer. Und wie an Weser und Unterelbe, so entstanden auch in andern Gegenden große Vereinigungen der Völkerschaften. Also? Volkerbündnisse. Die Zeit, in der sich die Volkerbündnisse bildeten, ging durch mehrere Jahrhunderte, sodaß etwa ums Jahr 500 die wichtigsten Bündnisse da waren. b. L)auptzusammenfassung. Lölkerbündnisse (200—500). In den ältesten Zeiten sahen sich die einzelnen deutschen Volksstämme als Feinde an und führten oft Krieg miteinander. Durch den Andrang der Römer und anderer mächtiger Nachbaren wurden die alten Deutschen genötigt, sich enger aneinander zu schließen. Frühere Feinde wohnten friedlich beisammen; Völkerschaften vereinigten sich und schlossen Bündnisse. So entstanden in unserm Vaterlande die Völkerbündnisse. An der Unterelbe und auf beiden Seiten der Weser entstand der Sachsenbund; aus den Völkerschaften an Werra und Fulda, am Main, Mittel- und Unterrhein bildete sich der Bund der Franken. Am Neckar und Oberrhein wohnten die Alemannen,
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