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1. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 130

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 130 — Störer. In der Kirche ging die Traufeierlichkeit ohne Störung vor sich. Nach der Rückkehr war Tanz und Schmaus in Hansens Hause und bis zum frühen Morgen ertönten die frohen Stimmen der Hochzeitsgäste, deren Scherze bald die Wolken von der Stirn der Neuvermählten scheuchten. In ungetrübtem Glück verflogen die ersten Wochen dem jungen Paare, in fröhlicher Arbeit und aufrichtiger Liebe genossen sie ihr Leben. Tie bösen Worte des Bruders waren fast vergessen. Dieser jedoch, wenn er nicht mit seinen Zechgenossen beisammen war, brütete dumpfe Rachepläne. So beaufsichtigte er eiues Tages die Feldarbeit seiner Untergebenen, und wie er so die Straße lang sah, erblickte er plötzlich den Gegenstand seiner Rache, den ihm tötlich verhaßten Bruder. Schnell schickte er seine Arbeiter heim, und auf die Pflug- schaar gestützt, erwartete er die Aukunft des Bruders, der ein sröh- liches Liedchen trällernd, mit dem Pfluge über der Schulter heim zu seinem Weib eilte. Da ergriff der wilde Bruder seine Pflugschaar und holte mit den Worten: „Stirb, Räuber meines Glückes!" zu einem tötlichen Schlage aus. Erschreckt sprang Hans zur Seite und benutzte sein Pflugschaar ebenfalls als Wehr. Nnn folgte Schlag auf Schlag, bis beide tötlich getroffen zur Erde sanken. Ein leises „Ich vergebe dir! — — Leb wohl, Gretchen!" aus dem Munde des einen, ein dumpfes „Zwei Fliegen auf einen Schlag!" aus dem Munde des andern. Vergebens erwartete am Abend Margaretha ihren Gatten, Stunde auf Stunde verrann, noch kehrte er nicht heim. Nichts Gutes ahnend läuft sie hinaus in die finstere Nacht, bis sie ihren Mann und daneben den wilden Jürge — beide in ihrem Blute liegend — findet. Verzweifelt wirft sie sich aus den Geliebten und suchte vergeblich, ihn mit Küssen zu erwecken. Ihr Glück war für immer dahin, Wahnsinn nahm ihre Sinne gefangen. Täglich saß sie auf dem Grabe ihres Mannes, den Hügel mit Waldblumen bestreuend. Nach Verlauf eines Jahres ward sie eines Morgens von den Nachbarn tot dort ausgefunden. Zum Andenken an dieses gransig-romantische Ereignis erhebt sich an der Chaussee, die von Minden nach Bückeburg führt, links

2. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 174

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 174 — geworden. Der letzte Sprößling, Kuno, liebte die holdselige Tochter Hilda — sie soll nach anderen Gertrud geheißen haben — des reichen Grafen von Rieneck auf dem gegenüberliegenden Berge nahe bei Rödinghausen und wurde wiedergeliebt. In einer Sommer- nacht war er einst im Walde. Ta ertönte ein leiser Pfiff und plötzlich trat ein altes, gebeugtes Mütterchen vor ihn hin und sprach: „Kehre heim, sonst bist du ein Kind des Todes," und das Weib oerschwand im Walde. Hinter ihm rauschte es, und als sich der Lynt- burger umsah, stürzte ein verkappter Ritter auf ihn zu und nun begann ein erbitterter Kampf. Die langen Schwerter fuhren durch die Luft und trafeu die eisenfesten Panzer so hart, daß die Funken stoben. Ta fuhr Lyntbnrgs Schwert sausend hernieder und zu Tode getroffen sank der Meuchelmörder zur Erde. Der Lyntburger löfete seiuen Harnisch, nahm die eiserne Sturmhaube vom Haupte und der kühle Wind erfrischte das erhitzte Gesicht; dann legte er sich unter eine dicke Buche und schlief vor Ermattung ein. Am anderen Morgen trat das graue Mütterchen an den Schläfer heran und rief ihm mit gellender Stimme zu: „Tu bist jetzt Sieger im heißen Streit geweseu, aber es kommt die Zeit, daß dein Schwert wird Unglück über dein Haupt bringen." Als der Ritter sich nach dem Weibe umschaute, war es im Walde verschwunden. Nun ging der Jüngling zu dem toten Ritter, öffnete ihm das Visier, und als er das starre Gesicht erblickte, schrie er laut auf, er hatte seinen Vet- ter, den Stromberger, der auch um die Tochter des Ritters Rieneck freite, erschlagen. Hilda verachtete den Stromberger. Darüber er- bittert, hatte er beschlossen, Kuno zu töten. Kuno eilte zu seinem kranken Vater und erzählte, was im Walde geschehen war. „O, mein Sohn," so sprach der Vater, „fliehe, bald werden die Strom- berger kommen und die Burg zerstören, wenn sie dich hier finden." Nun sattelte er sein Pserd und verließ trauernd die väterliche Burg. Tie Söhue aus den umherliegenden Burgen stellten sich als Freier der schönen Hilda ein; aber vergebens, auch die edelsten Jünglinge mußten abziehen, sie fanden keine Gnade vor den Augen des Burgfräuleius; denn Kuno von Lyntberg besaß voll und ganz ihr Herz. Täglich stand sie auf dem Erker und schaute sinnend in das Thal, dabei flössen Thränen aus ihren Augen. Sie dachte an

3. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 185

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 185 — das Wort erstarb ihm im Munde, denn gewappnete Reiter sprengten über die Straße dem Johannisthore zu. Einer derselben, Veit von Köln, hielt sein Roß an und rief: „Grüß Euch Gott, Meister Hildebrand! Wollt Ihr mit uns ausziehen? Es geht auf Euren Busenfreund, den Raufbolden von Sodom-Enger los!" „Topp," rief Hildebrand, „ich bin dabei!" Sprach's, kleidete sich schnell zu Hause in ein Kriegsgewand, bestieg seinen Gaul und kam eben vor dem Johannisthore an, als Bischof Ludwig mit seinen Getreuen fortsprengen wollte. Hildebrand gesellte sich zu der Schar, und im gestreckten Galopp flog der Zug dahin. Graf Simon war wieder ins Bistum gefallen, hatte gesengt und geplündert und zog ge- mächlich mit seinem Raube an Geld und Geldeswert, an Rindern, Pferden und Schafen seines Weges nach Enger zu. An einen Feind dachte er nicht. Plötzlich stürmte eine Schar Bewaffneter auf ihn los und griff ihn wütend an. Unerschrocken wehrte sich Simon mit den Seinen und warf jeden, der in seine Nähe kam, nieder. Da drang ein gewaltiger Mann auf ihn ein, es war der Schlächtermeister Hildebrand. Seine Schläge dröhnten auf dem Panzer des Grafen, und Simon wankte im Sattel, doch hätte er sich des Gewaltigen wohl noch erwehrt, aber der grimmige Schmied Kurt Weber aus Osnabrück kam dem Hildebrand zu Hülfe. Sie rissen den Grafen vom Rosse, und gefangen war der Raufbold. Die Lipper flohen wild davon und ließen alle Beute im Stiche. Das gab einen Jubel unter der Osnabrückischen Schar. Bischof Ludwig lobte vor allen Edeln und Kämpen den Schlächtermeister und versprach glänzende Belohnung. Dann brachte man frohlockend den Gefangenen nach Osnabrück und sperrte ihn in einen festen Turm, der „Buck" genannt. Zu Burg Enger war alles in der größten Bestürzung. Schimpf- lich in die Flucht geschlagen, verlustig der schönen Beute, ver- wnndet und obendrein des Herrn beraubt, zitterte man vor Angst und erwartete, die Osnabrücker würden spornstreichs mit Macht die Burg belagern und nicht eher ruhen, bis sie in Schutt und Asche läge. So schnell als möglich verrammelte man das Burgthor, zog die Zugbrücken auf, schleppte große Wurfsteine auf die Türme und Mauern und machte die Bogen und Pfeile fertig. Diese An-

4. Das Mittelalter - S. 8

1881 - Paderborn : Schöningh
Jagd, welche in den wildreichen Wäldern reichen Ertrag lieferte. Gleich nach dem Schlafe, den sie gewöhnlich bis in den Tag ausdehnten, badeten sie in kaltem, öfter noch in warmem Wasser Dann speisten sie und gingen bewaffnet an ihre Geschäfte und ebenso oft zu Trinkgelagen. Tag und Nacht fortzutrinken brachte keine Schande, und oft entstand blutiger Streit unter den Trunkenen. Auch wichtige Angelegenheiten, Wahl der Oberhäupter, Krieg und Frieden wurden meistens beim Gelage verhandelt, aber erst am folgenden Tage ward der entscheidende Beschluss gefasst. Das Würfelspiel trieben sie mit solcher Leidenschaft, dass sie nach Verlust ihrer ganzen Habe ihre eigene Person und Freiheit auf einen Wurf setzten. Gastfreundschaft übten sie in ausgedehntem Masse; jeder gab nach Vermögen von den Vorräten des Hauses, und waren diese aufgezehrt, so trat der Wirt mit seinem Gaste ungeladen in das nächste Haus, wo ihnen eine gleich freundliche Aufnahme gewiss war. Ausgezeichnet war ihre Sittenreinheit; Vielweiberei war bei ihnen fast unbekannt, nur die Vornehmen gingen bisweilen standeshalber mehrere Ehebündnisse ein. Die Mitgift brachte nicht das Weib dem Manne, sondern der Mann dem Weibe zu; geschenkt wurden nicht Schmucksachen zu weiblicher Tändelei, sondern Ochsen, ein gezäumtes Ross, Schild, Lanze und Schwert, alles Geschenke, welche die junge Frau erinnern sollten, dass sie des Mannes Genossin sei im Frieden und Krieg, in Lust und Gefahr. Die Reinheit der Ehe wurde streng bewahrt, dem seltenen Ehebruch folgte die Strafe allgemeiner Verachtung. Die untreue Frau ward nackt und bloss aus dem Hause gestossen und unter Schlägen aus dem Dorfe getrieben; niemand reichte ihr die Hand zu neuem Ehe-bündniss. Wie bei den meisten Naturvölkern, galt auch bei den Germanen die Pflicht der Blutrache, doch konnte selbst der Mord mit Geld gesühnt werden. Ihre Art des Begräbnisses war prunklos, nur beim Tode der Vornehmen wurden mit der Leiche auch Streitrosse und Waffen verbrannt; das Grab bezeichnete ein einfacher Rasenhügel. Feinere Künste waren ihnen fremd; doch hatten sie Lieder zur Verherrlichung der Götter oder berühmter Helden und kannten auch schon Schriftzeichen (Runenschrift). — So erscheinen die Germanen als ein einfaches Naturvolk, bereits über den Standpunkt des rohen Nomadenlebens erhaben und mit

5. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte vom Ausgange des Dreißigjährigen Krieges bis 1815 - S. 57

1907 - Paderborn : Schöningh
Posilge: Die Schlacht bei Tannenberg, 15. Juli 1410. 57 schleppten viele in die Gefangenschaft. Auch begingen sie in den Kirchen groe Freveltat an dem Sakrament; sie zerrieben es in den Hnden, warfen es unter die Fe und hatten ihren Spott darber. Diese Greuel und Laster gingen dem Meister, dem ganzen Orden und allen Rittern und Knechten gar sehr zu Herzen, und sie zogen mit ein-trchtigem Mute und Willen dem Könige entgegen von Lbau gen Tannen-berg,1 ein Dorf im Gebiete von Osterode. Sie trafen aus des Knigs Heer, ohne da diesem ihre Ankunft verraten war; denn sie hatten mit groer Eile bis Tagesanbruch wohl an drei Meilen zurckgelegt. Und als sie der Feinde ansichtig wurden, ordneten sie sich und erwarteten des Feindes Anzug bei drei Stunden. Der König schickte mittlerweile die Heiden zum Vorstreite, die Polen waren noch ungeordnet. Htten die Ordensgebietiger den König von ihrer Aufstellung aus angegriffen, so mochten sie Gut und Ehre erworben haben. Das geschah leider nicht; sie wollten ritterlich mit ihm streiten. Und der Ordensmarschall sandte dem Könige (nach Kriegs-gebrauch) zwei Herolde zu mit zwei bloen Schwertern, da sein Heer sich nicht ferner im Walde verberge, sondern, um Streites zu pflegen, hervor-kme auf das Feld. Da zog die Heidenschaft zuerst in den Kampf, und durch die Gnade des Herrn wurde sie geschlagen. Die Polen kamen ihnen aber zu Hilfe, und es erhob sich ein groer Streit. Der Meister schlug sich mit den Seinen dreimal durch mit Macht, und der König war gewichen, also da das Ordensheer den Siegesgesang anhub: Christ ist erstanden." Da sprengten des Knigs Hilfsvlker und Sldner herbei, trafen auf die Ordenskrieger und umgaben sie. Und sie erschlugen den Meister und die groen Gebietiger und gar viele Brder des Ordens; die Fahnen des Meisters und des Ordens warfen sie zu Boden. Etliche Bsewichter. Ritter und Knechte von Kulmerland unterdrckten ihr Banner ^ und mehrere andere und entwichen aus dem Streithausen wie Verrter. Nun wurden die Streiter des Ordens von Tataren und Polen in die Flucht geschlagen, also da der König mit den Seinen das Feld behielt. Htte man ihn nicht zu gering geachtet, wren des Ordens Sachen besser bestellt gewesen. So griff der Meister immer mit seiner ganzen Streitmacht den König an, während dieser mit neuen, frischen Haufen stritt. Das brachte dem Orden groen Schaden, und dem Könige und den Seinen diente es zu Glck und Segen. So wurde der Meister, Herr Ulrich von Jungingen, und der oberste Marschall, Grokomtur und Tresler erschlagen, und es kam von den Ge-bietigern niemand davon als die Komture von Elbing, Danzig und Balga; __ 1 Die Polen nennen die Schlacht nach dem an Tannenberq grenzenden Ort Grunfeld, polnisch Grunwald". bundes $ic,e tru9 bcr 6etrteri'^c Nikolaus von Renys, das Haupt des Eidechsen-

6. Deutsche Geschichte bis zum Ausgange des Dreißigjährigen Krieges - S. 128

1906 - Paderborn : Schöningh
128 Aus der hfischen Zeit. verlobt. Der König umarmte sie voll Liebe und verlobte sich mit ihr. indem er sie vor aller Augen kte und die Ringe mit ihr wechselte." Aus der Chronik von @t. Blasien. Blume a. a. O. Ii, 179. c. Aus dem Frauendienst" des Minnesngers Ulrich von Lichtenstein. (Kurz a. a. O. S. 94.) Ulrich von Lichtenstein, aus einem angesehenen Geschlechte der Steier-mark entsprossen, wurde am Anfange des 13. Jahrhunderts geboren. Schon frhe wurde er belehrt, da nur getreuer Dienst einer hohen Frau wahre Wrdigkeit und Freude gewhre, so da er sich schon im zwlften Jahre eine Herrin whlte, der er sein Leben widmete. Fnf Jahre lang lebte er bei ihr als Edelknabe; aber auch als er auf Befehl des Vaters scheiden mute, blieb fein Herz bei ihr. Er kam nun zum Herzog Heinrich, dem Bruder Leopolds des Tugendhaften von sterreich, der ihn nicht nur in den ritterlichen bungen unterrichtete, sondern ihn auch hfisch von Frauen sprechen und in Briefen se Worte dichten lehrte. Nach seines Vaters Tode zog Ulrich in die Burg seiner Ahnen, wo er sich im Turnieren bte. Als im Jahre 1223 Herzog Leopold der Glorreiche von sterreich seine Tochter Agnes mit einem Fürsten von Sachsen vermhlte, wurde Ulrich zum Ritter geschlagen. Bei dieser Gelegenheit sah er auch seine Herrin wieder, ohne ihr jedoch aus Furcht vor den Sphern ein Wort zu sagen. Erst spter lie er ihr durch eine Verwandte ein Lied berreichen, in welchem er sie um ihre Einwilligung bittet, sich ihrem Dienste weihen zu drfen. Die Dame lobte zwar das Lied, sie verschmhte aber seinen Dienst, besonders wegen seines migestalteten Mundes, weshalb er sich in Graz eine seiner drei Lippen (er hatte eine Hasenscharte) von einem Wundarzte abnehmen lie. Zwar fhrte ihn sein mutiger Entschlu noch nicht zum Ziele, doch blieb er seiner Dame standhaft ergeben, dichtete und sendete der Herrin seine Lieder, die sie ihm jedoch zurckschickte. Da sah er. da etwas hinein-geschrieben war; weil er aber nicht lesen konnte und sein Schreiber nicht bei ihm war. trug er es zehn Tage und Nchte auf seinem Herzen, bis der Schreiber kam, der ihm im heimlichen Zimmer die acht Reimzeilen vorlas; darin hie es, da mancher spreche, was seinem Herzen fremd sei. Der Spruch: Wer wnscht, was er nicht soll, versagt sich selbst." war dreimal wiederholt. Dies betrbte ihn, doch trstete ihn der Gedanke, da es doch von ihr komme. Er zog nun berall hin, wo es zu turnieren gab, und erwarb sich manchen Preis. An einem Turnier zu Brixen wurde ihm ein Finger durchstochen, zu dessen Heilung er nach Bozen ritt. Hier wurde ihm das Glck zuteil, durch einen Boten seiner Herrin zu vernehmen, da sie seinen Unfall im Frauendienste beklage. Sie schickte ihm vier Bchlein, damit er sich nach Rittersitte durch Lesen und Gesang die Weile krze. Am folgenden

7. Handbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte - S. 43

1894 - Paderborn : Schöningh
— 43 — 4 Vgl. das Gedicht: Pipin Pipin der Kurze war nicht groß, Doch Karls des Großen Vater, In aller Weise fehlerlos, Ein treuer Volksberater. Der beste Held im Frankenreich, Der Kirche Wohlgefallen, An Weisheit nur sich selber gleich, An Tapferkeit vor allen. War nicht geboren auf dem Thron, Doch für den Thron geboren. Znm Herrscher war des Hammers Sohn Von Gottes Gnad' erkoren. Papst Zacharias sprach dies Wort: „Des Königs Würd' und Namen Gebührt der Völker starkem Hort!" Und alle Welt sprach: „Amen." Doch unser Held, der Kurze, schien Zu klein manch kleinen Geistern, Die maßen mit den Augen ihn Und hatten viel zu meistern. Des schwieg der Held und ritterlich Sinnt er den Hohn zu dämpfen, Und lädt zum Spiele männiglich, Wo wilde Tiere kämpfen. Schon eilt das Volk herbei mit Drang, Die stolzen Großen alle, Sie nahen beim Trompetenklang Mit lautem Waffenschalle. Still sitzt Pipin, gedankenschwer, Wie nahend Ungewitter Wirft er nur Blitze um sich her. — Da rauscht herauf das Gitter. Ein grimmer Len, ein wilder Stier, ■ Die stürzen in die Schranken, Begegnen sich mit Kampfbegier, Und keiner wollte wanken. Jetzt aber faßt des Leuen Zahn Den Ur in dem Genicke Und reißt ihn nieder auf den Plan, Blut, Feu'r und Wut im Blicke. der Kurze. | „Wer ist von euch," — so fragt Pipin | Und blitzte durch die Reihen — | „Wer ist von euch so stark und kühn, j Entreißt die Beut' dem Leuen?" j Da machen große Augen zwar Ringsum die großen Leute; Doch jeder bebt vor der Gefahr, ! Und keiner will zum Streite. ! Und wie noch alle schweigend stehn I Und an dem Kamps verzagen, Sieht man Pipin zum Kampfplatz gehn, | Allein den Kampf zu wagen. Er ruft den blut'geu Löwen an Mit donnergleicher Stimme; Der stürzt auf ihn mit Wut heran Und brüllt vor wildem Grimme. I Und alles Volk sieht es mit Graus, 1 Pipin nur ohne Grausen: ] Sein gutes Schwert zur Scheid' heraus, j Läßt's durch die Lüfte sausen. i Und schlägt den Löwen in den Bart, | Daß tot er niederstürzet; ! Das war ein Streich nach Heldenart, s Mit Heldenkraft gewürzet! I Nun rafft der wilde Ur sich auf, ’ Den neuen Feind er wittert, Und rennt heran mit vollen: Lauf, I Daß Schrank' und Boden zittert. ; Doch unser Held steht mauerfest | Und wankt nicht von der Stelle, I Das Schwert er wieder sausen läßt ’ Und schwingt's mit Blitzesschnelle. ; Und trifft den Schnaubenden so gut ! Dicht an des Nackens Rande — ! Da spritzt zum Himmel schwarzes Blut, I Das Haupt stürzt hin zum Sande. i „Wie nun, ihr großen Recken, ihr, ! Was dünkt euch von dem Kleinen? 1 Mag nun der Held im Kampfrevier j Euch groß genug erscheinen?" —

8. Handbuch für den Unterricht in der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 280

1895 - Paderborn : Schöningh
280 hatte der General Franfecky, der sich in dem Swiebwalde, 2 km stlich von Sadowa, gegen die dreifache bermacht 6 (Stunden lang behauptete. Zu Tausenden sanken seine Tapfern in dem grlichen Kugelregen dahin. Die ganze Heldenschar schien eine Beute des Todes zu werden. Trotz aller Anstrengung der Preußen wollten die sterreicher nicht weichen. Sehr schlimm stand es um die Mittagsstunde. Die preuischen Truppen waren aufs hchste ermdet; berall zeigte sich ein Stillstand, und fast glaubte man, die Schlacht werde verloren gehen. Manches Herz schlug voll Unruhe. Mit Sorgen und Bangen schauten der König und seine Umgebung nach der Seite, woher der Kronprinz kommen sollte.14 Kommt er?" Ist er da?" waren die Fragen, die tausendmal von Mund zu Munde gingen. Endlich erschien der hei ersehnte Kronprinz, wie einst Blcher bei Waterloo, noch zur rechten Zeit. Da pltzlich auf der Hh' von Lipa Dampf, Kanonendonner, Schwerterblitzen! Der Kronprinz kommt! Fritz Wilhelm fliegt'zum Kainpf, Mit seinem Schwert den Aar zu schtzen. Das rasche Zollernblut, der Held so treu, Er wirft sein Kriegsschwert in die Wage, Lt los die Lwen, los den Nachodleu; Von Lipa rauscht's wie heller Siegesschrei, Das Schwert hebt sich zum letzten Schlage. Wie eine mit rasender Schnelligkeit lausende Flamme pflanzt sich der Ruf: Der Kronprinz ist da!" von Glied zu Glied fort. Die Ermattung ist vergessen, die Wunden brennen nicht, die alte Kraft durchstrmt die Glieder all der Tausende, die dort unten im heien Kampfe stehen und den Boden ringsum sich mit Geschossen des Feindes pflastern sehen. Nicht umsonst ist gekmpft worden, die ungeheuer Opfer sind nicht vergeblich gebracht; das Preußen des groen Kurfrsten, des groen Friedrich wird nicht unterliegen am Tage des 3. Juli: Der Kronprinz ist da! Mit neuem Mute gingen die Preußen wieder ins Feuer. In Ostreichs Flanke strzt ein Lavastrom Der Garde Feuerglut hernieder, Und wie im Sturm bricht Preuens Knigssohn Des Feindes starre Eisenglieder. Noch einmal fhret Benedek fein Heer Verzweifelnd zu dem letzten Ringen. Auf Preuens Herz wirft er sich wild und schwer, Doch Manstein trotzet wie ein Fels im Meer, Da senkt der Doppelaar die Schwingen. Die Anhhen, welche den sterreichern eine so starke Stellung geboten hatten, wurden in strmendem Anlaufe genommen. Damit war der Kampf

9. Handbuch für den Unterricht in der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 202

1895 - Paderborn : Schöningh
202 Ei, es ist gut, Da sich nicht knnen die Russen brsten, da sie allein ihre Wsten Trnken knnen mit Feindesblut. Nicht im kalten Rußland allein, Auch in Meien, auch bei Leipzig an der Pleien Kann der Franzose geschlagen sein. Die seichte Plei' ist von Blut geschwollen, Die Ebenen haben so viel zu begraben, Da sie zu Bergen uns werden wollen. Wenn sie uns auch zu Bergen nicht werden, Wird der Ruhm zum Eigentum Auf ewig davon uns werden auf Erden. (Fr. Rdert.) Die Leipziger Schlacht. Wo kommst du her iu dem roten Kleid? Und frbst das Gras auf dem grnen Plan?" Ich komm' aus blutigem Mnnerstreit, Ich komme rot von der Ehrenbahn. Wir haben die blutige Schlacht geschlagen. Drob mssen die Mtter und Brute klagen, Da ward ich rot."" Sag an, Gesell, und verknde mir, Wie heit das Land, wo ihr schlugt die Schlacht?" Bei Leipzig trauert das Mordrevier, Das manches Auge voll Thrnen macht, Da flogen die Kugeln wie Winterflocken, Und Tausenden mute der Atem stocken Bei Leipzig der Stadt."" Wie heien, die zogen ins Todesfeld Und lieen fliegende Banner ans?" Es kamen Völker aus aller Welt, Die zogen gegen Frankreich aus, Die Russen, die Schweden, die tapfern Preußen Und die nach dem glorreichen Ostreich heien, Die zogen all' ans."" Wem ward der Sieg in dem harten Streit? Wein ward der Preis mit der Eisenhand?" Die Welschen hat Gott wie die Spreu zerstreut, Die Welschen hat Gott verweht wie den Sand: Viele Tausende decken den grnen Rasen, Die briggeblieben entflohen wie Hasen, Napoleon mit.""

10. Sammlung vaterländischer Dichtungen - S. 165

1899 - Paderborn : Schöningh
Vaterländische Dichtungen. 165 Nun laßt das Liebchen fingen, Daß helle Funken springen! Der Hochzeitsmorgen graut. — Hurra, du Eisenbraut! Hurra! Theodor Körner. 120. Der Trompeter an der Katzbach. (26. August 1813.) Von Wunden ganz bedecket, Der Trompeter sterbend ruht, An der Katzbach hingestrecket, Der Brust entströmt das Blut. Brennt auch die Todeswunde, Doch sterben kann er nicht, Bis neue Siegeskunde Zu seinen Ohren bricht. Und wie er schmerzlich ringet In Todesängsten bang, Zu ihm herüber dringet Ein wohlbekannter Klang. Das hebt ihn von der Erde! Er streckt sich starr und wild — Dort sitzt er aus dem Pferde Als wie ein steinern Bild! Und die Trompete schmettert — Fest hält sie seine Hand — Und wie ein Donner wettert Viktoria in das Land. Viktoria! — so klang es, Viktoria! — überall, Viktoria! — so drang es Hervor mit Donnerschall.
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