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in einer Gegend Überfluß an Früchten war, während in der anderen der größte Mangel herrschte. Hungersnot und Seuchen entvölkerten Städte und Dörfer. Die Arzneikunst stand noch auf einer sehr niederen Stufe. Alte Weiber, Scharfrichter, Hirten und Bader gaben aus Kräutern selbst bereitete Arzneimittel; oft schrieben sie auf Zettel geheimnisvolle Worte und Zeichen. Diese Zettel mußten die Kranken am Hals tragen und das sollte helfen. Durch monatlichen Aderlaß suchte man seine Gesundheit zu erhalten. Die jetzigen Ärzte dagegen lehren uns, kein Tröpflein des kostbaren Lebenssaftes zu verschwenden. Unter dem niederen Volke herrschte Aberglaube, Roheit und Unwissenheit in schrecklichem Maße, am meisten auf dem Laude. Das Leben in den Holz- und Lehmhütten auf dem Dorfe war noch immer ein armseliges und das Los der Bauern ein trauriges. Wohl waren die Fronen und Abgaben geregelt und die sonstigen Lasten der Leibeigenschaft gemildert worden, aber es blieben noch Lasten genug, für den armen Mann. Den Zehnten, Hand- und Spanndienste (Fronen) mußte er leisten. Zur Bestellung der Felder blieb ihm kaum die nötige Zeit, weil er für seinen Herrn wöchentlich 2—3 Tage arbeiten mußte. Die eigenen Äcker wurden dabei von den zahlreichen Hirschen und Rehen abgefressen oder von Rudeln Wildschweinen zerwühlt. Wehe dem Bauern, der sich im Zorn au diesen Vernichtern seiner Ernte vergriss! Ein Herzog in Schwaben ließ denen, die mit Schußwaffen in feinem Jagdgebiete getroffen wurden, die Augen ausstechen. Wenn des Bauern Feld voll goldener Ähren stand, dann kam nicht feiten der Gras mit feinem Jagd-gefolge und Pferde, Hunde, Jäger und Treiber jagten mitten darüber und zerstampften die Früchte. Was der Landmann auf dem Feld oder im Stall hatte, davon mußte er noch den zehnten Teil des Erträgnisses (d. i. der Zehnt) an die Kirche abliefern. Starb der Bauer, so nahm fein Herr das beste Stück Vieh und die weinende Witwe hatte sogar noch den „Sterbeguldeu" zu bezahlen.
Trotz all der Härte des Lebens fanden die Bauern doch noch Zeit und Lust zum Vergnügen. Musik und Tanz spielen dabei die Hauptrolle. Der Tanz fand meist im Freien statt und war ein wildes Springen und Hüpfen. Auch das Kegelspiel war sehr beliebt. Bei allen Vergnügungen wurde tüchtig Bier oder Wein getrunken. Herrenloses Gesindel, Gauner, Bettler und Zigeuner streiften im Lande umher und wo man ihnen nicht gutwillig etwas gab, da stahlen sie, was sie erwischen konnten. Wer wollte dann den Verbrechern nacheilen, um sie zur Strafe zu ziehen?
Die Einkünfte, welche der Herzog von Bayern bezog, bestanden in den Erträgnissen der Münzstätten, der Zölle und Bergwerke, sowie ans Steuern, die zweimal des Jahres, im Frühjahr und Herbst von den Untertanen erhoben wurden. Die Herzoge waren bestrebt, durch Mehrung des Hausbesitzes und durch Verbesserung der Bergwerke ihre Einnahmen zu
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dadurch sein Gewissen beruhigen wollen; denn all das war schon zu Ingelheim geschehen. Nun verschwindet Tassilo für immer im Kloster. So endete der letzte Herzog der Agilolsinger.
Wie sah es in Bayern unter der Herrschaft der Agilolsinger aus?
Die Bajuwarier wohnten noch immer auf einzelnen Höfen, die sie sich dort errichteten, wo gerade eine Quelle oder ein Wald zur Ansiedelung einluden; auch die halbverfallenen Überreste römischer Städte dienten als Wohnsitze. Das Haus war aus Holz gebaut. Mr Klöster wurde» aus Stein aufgeführt. Neben dem Wohnhaus, jedoch abgesondert, standen Badehaus, Backofen, Küche, Stall und kleinere Wirtschaftsgebäude. Rings um dieselben lag Ackerland, das der Besitzer bebaute. Das ganze Gehöft wurde von einem Holzzauue umschlossen, der nach seiner gewöhnlichen Höhe einem mittelgroßen Manne bis zur Brust reichte. Der Zaun bestand aus oben spitzigen Pfählen, die in den Boden eingeschlagen und mit Weiden durchflochten waren. Ein auf einen Stab gesteckter Strohwisch warnte, wie noch heute, vor dem Betreten eines Weges oder eines Ackers. Die meisten unserer Borfahren waren Landleute. Sie bebauten ihre Felder mit Getreide und trieben Viehzucht. Wälder wurden ansgereudet (Bäume umgehauen); der Boden gab gutes Ackerland. Man pflanzte, namentlich bei den Klöstern, Obstbäume und zwar meist Apfel- und Birnbäume und legte Weingärten an. Der Wein soll gegen Norden zu gar sauer gewesen sein und doch war er ein begehrtes Getränke. In den Forsten gab es noch viele wilde Tiere: Bären, Wölfe, Auerochsen, Riesenhirsche. Sie mit Hunden zu jagen, war eine Lieblingsbeschäftigung der Männer. Reichen Ertrag lieferten die Salzquellen bei Reichenhall. Die Frauen webten wollene und leinene Tücher.
Bayern war zur Zeit der Agilolsinger in keinem guten Ruf. Räuber lauerten an den Wegen auf fremde Wanderer; eine Reife durch das Land war gefährlich. Die Wege waren schlecht, bis auf die früher vou den Römern angelegten. Nur selten führte eine hölzerne Brücke über einen Fluß; man mußte an einer seichten Stelle (Furt) das andere Ufer gewinnen. Es war ein geringer Berkehr und wenig Handel int Lande. Das fremde (fränkische) Geld war selten; man tauschte Waren gegen Waren.
Die Bajuwarier bestatteten ihre Toten in die Erde. Sie wurden aus ein Brett gelegt und in das Grab gesenkt. Die früher übliche Verbrennung der Leichen war um diese Zeit schon abgeschafft.
Obgleich das Volk recht wenig gelehrt gewesen sein mag, so muß doch schon außer bei den Geistlichen auch bei den Höhergestellten das Schreiben geübt worden sein. Es gibt schon schriftliche Verträge beim An- oder Verkauf von Grundbesitz. Jener Zeit entstammt auch das Wessobrunner Gebet, eines der ältesten Denkmäler unserer deutschen Sprache. Es wurde im Kloster Wessobrunn am Fuße des Peißenberges in Oberbayern auf-
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46
blieben größere Plätze zwischen den Gebäuden frei, die dann mit
Bäumen und Sträuchern bepflanzt wurden. Rasenplätze und Blumen-
beete wurden angelegt, Bänke aufgestellt, manchmal ein Brunnen
errichtet. (Beispiele solcher Anlagen in unserer Stadt.) An den
Nachmittagen und Abenden sieht man Frauen in diesen Anlagen
sitzen, mit Handarbeiten beschäftigt, sich unterhaltend oder aus die
Kinder acht gebend, die sich auf dem Spielplatz umhertreiben. Auch
Arbeiter benützen die Mittagszeit und die Abende zum Aufenthalt
im Freien. Größere Anlagen bei der Stadt (wo?) geben Gelegen-
heit zu längeren Spaziergängen. Breite, wohlgepstegte Wege sind
angelegt und werden von Baumgruppen und Baumreihen beschattet.
(Baumarten, Täfelchen mit Namen.) Zur Seite der Wege grüne
Rasenplätze (immer kurz geschnittenes Gras) und darauf blühende
Sträucher und künstlich angelegte Blumenbeete, die bei den ver-
schiedenen Farben der Blumen aussehen, als wäre ein Teppich aus-
gebreitet. Wir kommen zu einem großen Bassin mit einem Spring-
brunnen, zu kleinen Teichen mit Enten und Schwänen. Bänke sind
am Wegrand aufgestellt und Spielplätze für Kinder hergerichtet. In
einer Restauration können wir einkehren, etwas zehren und einer
Musikkapelle zuhören.
4. Gartenkolonie, Gartenstadt.
Viele Städter möchten gern ein eigenes Stück Land bebauen.
Draußen bei den letzten Häusern der Stadt sind noch freie Plätze,
Wiesen und Felder. Hier pachten sich die Leute ein Stückchen Land
und legen ein Gärtchen an. Mit Draht oder Holz wird es umzäunt,
eine Laube oder ein Bretterhänschen hineingebaut. Manche richten
sich dieses wie ein Stübchen ein, schmücken es mit Tapeten und
Bildern, stellen einen Tisch und Bänke hinein. Das Land wird
nun umgegraben, eingeteilt, Wege werden angelegt, Beete abgesteckt,
dieselben besät und bepflanzt. Bald sieht das Gärtchen freundlich
aus. Allerlei Gemüse- und Blumenpflanzen stehen auf den Beeten
und Rabatten. Schlingpflanzen oder wilder Wein rankt sich an
dem Häuschen empor. Jedes sucht sein Gärtchen am schönsten her-
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59
nicht gab, wurden alle Waren mit Wagen selbst in die fernsten
Länder gebracht. (Wie kostspielig, langsam und unsicher gegen heute!)
Auch der Besuch fremder Gegenden und Länder war nicht so leicht
möglich als heute.
Wie staunten die Leute in unserer Stadt, als sie zum erstenmal
die Eisenbahn sahen, bei der die Wagen von einem Dampfwageu
gezogen so schnell auf den Schienen dahinfuhren, daß kein anderes
Fahrzeug folgen konnte! Es war ein besonderes Ereignis, als
der erste Zug zwischen Nürnberg und Fürth verkehrte. Im
Jahre 1835 wurde diese Bahn als erste im ganzen Land gebaut.
Von nah und fern waren die Leute gekominen um dieses neue Ver-
kehrsmittel zu befrachten. Manche glaubten ein Wunder zu sehen
und hielten die Eisenbahn für eine gar gefährliche Sache. (Denk-
mal zur Erinnerung an die Einweihung dieser ersten Bahn am
Ludwigsbahnhof.)
4. Der Kanal.
Ein weiterer Verkehrsweg aus der Stadt ist der Kanal. Der
Kanal ist eine Wasserstraße und das Mittel zum Verkehr ist
das Schiff.
Das Schiff als Verkehrsmittel.
Bau der Kanalschiffe: aus Holz mit verschiedenen Teilen aus
Eisen. Nach vorne läuft das Schiff spitzig zu (warum?). Der
oben weite Raum im Schiff wird nach unten enger (Kiel). Viel
Platz zum Unterbringen dessen, was man mit dem Schiff fortschaffen
will. (Steinwürfel zum Pflastern der Straßen, Sand- und Ziegel-
steine zum Hausbau, Zement, Holz, Balken u. s. w.). Aufenthalts-
raum für die Begleiter des Schiffes. Ander Hinterseite das Steuer.
(Zweck.) Wir haben beobachtet, daß ein vollständig beladenes Schiff
tiefer im Wasser einsinkt als ein leeres.
Das Wasser trägt das Schiff, doch muß dieses auch im Wasser
fortbewegt werden. Ein einziges Pferd bringt vom Ufer aus ein
voll beladenes Schiff langsam vorwärts. (Beachte, wie das Pferd
zieht und wie das Steuer gebraucht wird!)
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Extrahierte Ortsnamen: Nürnberg Ludwigsbahnhof Kiel
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Man mußte zuerst die Richtung bestimmen und anzeigen (messen,
abstecken). Soweit es möglich war, wählte man den kürzesten Weg,
die gerade Verbindung zwischen zwei Orten. Wir sehen aber (Karte
und Wirklichkeit), daß die Straßen nicht immer in gerader Richtung
fortgehen. Es wurde nötig dieselben so zu bauen, weil man oft
einem zur Anlage eines Weges wenig passenden Stück Land aus-
weichen mußte. Die Straßen wurden z. B. um unbequeme Er-
höhungen oder Vertiefungen des Bodens, um nasse und sumpfige
Strecken herumgeführt, wenn auch der Weg dadurch länger wurde.
(Umweg.) Wo Straßen durch Wald gebaut wurden, mußten die
Bäume niedergehauen werden. Über Gewässer, Bahnlinien, größere
Vertiefungen des Erdbodens führen Brücken.
Damit schwere Fuhrwerke im lockeren Boden nicht einsinken und
mit den Rädern stecken bleiben, mußte die Straße fest gemacht
werden. Ein Grund wurde ausgegraben, mit großen Steinbrocken
gefüllt, kleinere Steine, Sand und Erde kamen oben auf. Damit
das Regenwasser, das die Straßen aufweichen würde, ablaufen kann,
wurden diese in der Mitte etwas erhöht. In den Gräben an den
Seiten fließt das Wasser fort.
Breite, besonders gut gebaute Straßen heißen Hauptstraßen oder
Landstraßen; schmälere, weniger gepflegte werden nur Wege und
wenn sie nicht befahren werden können, Fußwege genannt. Der
Wanderer benützt lieber Fußwege, da angenehmer darauf zu gehen
ist. (Weniger Staub, Grasdecke.) Die Fahrwege werden durch den
Verkehr abgenützt. Bei nassem Wetter lassen schwere Wagen Ver-
tiefungen zurück, in denen das Regenwasser stehen bleibt. Der
Wegmacher bessert die entstandenen Schäden aus. (Steine liegen
in Haufen an der Seite der Straße bereit.) Angepflanzte Bäume
auf beideu Seiten der Straße (Allee) machen den Weg schattig.
Wegweiser zeigen an, wohin die Straßen führen. Sie sind be-
sonders dort nötig, wo zwei Wege auseinander gehen oder sich kreuzen
(Kreuzwege). Die Größe der auf der Straße zurückgelegten Strecke ist
aus Steinen zu ersehen, die in Entfernungen von je 1 Kilometer am
Wege stehen. (Nach 50 Kilometern größere Steine.) Die Ent-
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Verfügung. Unterhaltungen und Vergnügungen möchten die Städter
nicht entbehren.
Andere Wohnplätze: Märkte, Weiler, Einöden.
3. Die Bahn.
Für die Eisenbahnen, die von der Stadt aus nach allen Rich-
tungen fahren, sind besondere Wege geschaffen. Die schnell dahin-
brausenden Züge können nicht die Straßen benützen, da sie den
Wagen und Fußgängern gefährlich würden. Der Weg der Eisen-
bahn ist erhöht, sie fährt auf einem Damm. Niemand soll diesen
betreten. Schienen, auf denen die Räder der Eisenbahnwagen leicht
dahinrollen, sind an querliegenden, in die Erde eingebetteten Holz-
balken befestigt. (Je 2 Schienen für Züge, die sich begegnen.)
Auch den Schienenweg hat man so angelegt, daß er nicht allzusehr
steigt und fällt. Wo größere Erhebungen im Wege standen, führte
man die Bahn unten durch. (Tunnel.) Uber Gewässer und Straßen
fährt die Bahn auf Brücken. (Eiserne und steinerne Eisenbahn-
brücken.) Wo ein Weg und die Bahn sich in gleicher Höhe kreuzen,
sind Schranken angebracht, die geschloffen werden, wenn ein Zug
kommt. Wege verbinden auch die kleinsten Orte, Eisenbahnlinien
nur größere Orte (warum?). Wo die Züge halten, Reisende ein-
und aussteigen, ist eine Station, bei jeder Station ein Bahnhof, je
nach der Größe des Verkehrs größer oder kleiner. (Bahnwärter-
haus.)
Die von unserer Stadt ausgehenden Bahnlinien.
Die Bahnlinien verbinden die Stadt mit der Umgebung (Nah-
verkehr, Vorortsverkehr) und weiter entfernten Orten (Fernverkehr).
Was in der Stadt hergestellt wird, kann schnell, sicher und ohne
große Kosten in die fernsten Gegenden versandt und das, was man
in der Stadt braucht, von auswärts bezogen werden. Wir können
von der Stadt aus zur Erledigung von Geschäften oder zu andern
Zwecken bequem näher oder fern liegende Orte erreichen. Das
Leben und Treiben auf dem Bahnhof unser Stadt zeigt uns, wie
notwendig die Bahn ist. In alter Zeit, als es eine Bahn noch
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Die Ebene.
Von einem über alle Gebäude der Stadt hinausragenden Punkt
können wir die Stadt und die umliegende Gegend überschauen.
Nach allen Seiten haben wir einen freien Ausblick in das vor uns
liegende Stück Land. Erst in weiter Ferne hebt sich der Boden und
hält unsern Blick auf. Würden sich solche Erhebungen nahe bei der
Stadt finden, wäre eine freie Umschau uicht möglich. Eine Gegend,
die sich so überblicken läßt, bei der das Land keine besonderen,
größeren Erhebungen zeigt, heißt Ebene. Nürnberg liegt in einer
Ebene. Die Lage in der Ebene hat für die Stadt große Vorteile.
Eine große Stadt breitet sich nach allen Seiten immer mehr aus.
Diese Erweiterung wird bei ebenem Boden nicht aufgehalten,
während größere Erhebungen in einer Richtung oder gar im Um-
kreis dem Bau der Häuser und der Anlage von Straßen hinderlich
wären. (Schon der Burgberg, hinter dem ein Teil der Stadt liegt,
hindert den Verkehr und man will deshalb einen Burgbergtunnel
bauen.) Ein anderer Vorteil der ebenen Lage der Stadt sind die
bequemen Verbindungswege der Stadt mit der Umgegend, auf denen
ein schneller und sicherer Verkehr möglich ist. In alter Zeit war
es für eine Stadt vorteilhaft in ebener Gegend zu liegen, da man
herankommende Feinde rechtzeitig bemerken und sich gegen ihre An-
griffe schützen konnte.
Rings um die Stadt, mit Ausnahme der Westseite, ist die
Nürnberger Ebene mit Wald bedeckt, der an einzelnen Stellen, be-
sonders im Süden und Osten, nahe an die Häuser heranreicht.
(Vorteil für die Stadtbewohner. — Gartenstadt.) Lorenzer Forst
im Süden und Sebalder Forst im Norden der Stadt. Wir finden
fast nur Föhrenwald, weil auf dem unfruchtbaren Sandboden der
Nürnberger Ebene nur der Kiefernbaum gedeiht. Die zwischen den
Waldpartien liegenden Strecken sind mit Heidekraut und Ginster-
pflanzen bewachsen, die sich mit solchem Boden begnügen. (Bienen-
zucht in der Nürnberger Gegend. Heidekraut beliebte Bienen-
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2<*
Das Deutsche Reich.
Staatliche Zugehörigkeit. Anteil am Iura haben, wie wir sahen, folgende
Staaten: 1. die Schweiz (die bei Schaffhausen aufs rechte Rheinuser herüberreicht);
2. Baden, 3. hohenzollern; 4. Württemberg- 5. Bayern (die Kreise Schwaben
und Neuburg, Mittelfranken, Gberpfalz, Oberfranken).
Verkehrsleben. Oas talreiche Juragestein setzt dem Lahnverkehr keine
besonderen Hindernisse entgegen- so queren es folgende wichtige Linien:
a) München-Ingolstadt-Nürnberg (Tunnels),-
b) Augsburg- Donauwörth-Ansbach -
c) Ulm-Geislingen-Stuttgart (über den seit alters wichtigen „Geislinger
Steig").
Rückblick auf das Südo st deutsche Dreieck.
Es umfaßt etwa 1/10 des Deutschen Reiches (über 50 000 qkm); häufiger als
in den meisten anderen Gegenden des deutschen Vaterlandes fallen hier Nieder-
schlage und das Rlima ist hier rauher und kälter als im übrigen Deutschland mit
Ausnahme von dessen äußerstem Nordosten. Überwiegend nährt sich die Be-
völkerung von Landwirtschaft, sie ist darum auch verhältnismäßig dünn (4—5 Itctll.,
also nicht ganz 1/13 der Gesamtbevölkerung des Reiches).
Oer Mehrzahl nach gehört die Bevölkerung zum bayrischen Volksstamme
und es überwiegt das katholische Bekenntnis.
Ii. Oas Südwestdeutsche Becken.
Wir betreten nun zum erstenmal das Innere des nordwesteuropäischen
Schollenlandes. Aus diesem und manchem anderen Grunde nannten wir ja den
Jura ein „Scheidegebirge".
lvir denken uns fünf Gesteinsplatten aus verschiedenen Gesteinsarten über-
________ einandergelegt. Es handelt sich um
i folgende Gesteine:
Im.........|j.........1. 3 Uta mit seinen uns schon be-
4 kannten Eigenschaften;
'////////////////////ff//////////////// 2. Neuper, ein blätteriges Gestein
^ ^ von grauer, bläulicher, grünlicher
oder rötlicher Zarbe, mit Lagern
von Salz, Gips, Ton und Mergel durchsetzt; letzterer brauchbar als
Dungmittel und zur Zementbereitung;
Z. Muschelkalk, so genannt wegen seines Reichtums an Muschelschalen
einstiger Meerestiere, stellenweise ebenfalls salz- und gipshaltig;
4. Luntsand st ein, wegen der meist schwärzlichen Streifen im roten
oder gelblichen Gestein; er setzt Wasser und Wind nur geringen Wider-
stand entgegen und verwandelt sich unter ihrem Einfluß in Sandstaub;
5. U r g e st e i n , d. h. ältestes, härtestes Gestein.
Diese Ge st eine liegen aber jetzt nicht übereinander,
wie das ursprünglich der § all war, sondern neben-
einander. Wie kommt das?
Wenn wir Steinplatten erhitzen und dann rasch abkühlen, bekommen sie
möglicherweise Sprünge. Auch die gewaltige Plattenlage des Südwestdeutschen
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Die deutschen Alpen. 5
Täler sind übrigens sehr oft völlig wagrecht mit Geröll und Schutt vom Wasser
bedeckt worden,- aber hier fehlt es zumeist an tieferem Humus). Wohl aber wachsen
allenthalben bis in die höhe von 2000 m Grasarten und andere treffliche
Futterpflanzen. Daher ist der Feldbau ganz allgemein mehr und mehr
aufgegeben worden und an seine Stelle traten Viehzucht und Milch-
Wirtschaft.
Oie Bewohner sind gezwungen die Stellen, an denen Futterpflanzen wachsen
können, möglichst auszunützen- denn ein großer Teil des Gebietes spielt schon des-
wegen für das Wirtschaftsleben keine Rolle („ist unproduktiv"), weil hier das nackte
Gestein zutage tritt. Zur Ausnützung der höher gelegenen Bergwiesen (Matten,
Almen) dient die Alm- oder Sennwirtschaft. Eine entsprechende Anzahl von
Rindern nämlich, bewacht von einigen Leuten (Sennen), die sich auch auf die
Verarbeitung der gewonnenen Milch (Käseoereitung) verstehen, bleibt die ganze
gute Jahreszeit auf den (meist umfriedeten) Almen- die Almhütten dienen Mensch
und Vieh als Unterkunftstätte. (Sennküchen dagegen heißen die im Tal gelegenen
Anstalten, an die von den Lauern regelmäßig eine vorher verabredete Menge
Milch zur Verarbeitung geliefert wird.) Oie Abfälle bei der Käsebereitung dienen
der Schweinezucht. Immer zahlreicher aber werden fabrikartige Be-
triebe, die sich mit der Verwendung der Milch beschäftigen, sei es durch
Herstellung feinerer Käse oder durch Gewinnung von Trockenmilch, Milchzucker
u. dgl. oder endlich durch Schokoladebereitung.
Groß ist auch der W a I b r e i ch t u m des Gebietes. Nadelwald herrscht
vor, in der höhe von 1300—1400 m verschwinden die Laubbäume überhaupt.
Über einer gewissen höhe (in den deutschen Alpen 1600—1800 m) verkümmert
jedoch selbst das Nadelholz zu Legföhren (Krummholz, Latschen). An der
Baumgrenze und an Stellen, die Wind und Wetter besonders preisgegeben
sind, erscheinen die verwitterten, zerzausten „Wettertannen". Auch der Wald-
reichtum spielt im Erwerbsleben der Bewohner eine Rolle: als Jäger, Holzarbeiter,
in Sägewerken sowie durch Holzschnitzerei suchen sie Verdienst und
Erwerb,- immer mehr holz wird ferner in den sog. Holzschleifereien zu einer drei-
artigen Masse zerrieben und in den Papierfabriken weiterverarbeitet.
Früher wurde ferner auch in den deutschen Alpen nach Eisenerzen geschürft.
Immer noch von Bedeutung sind die Kohlen gruben von Penzberg, Miesbach
und Hausham- seit Jahrhunderten schon werden die Berchtesgadener
S a l z l a g e r ausgebeutet. Mancherorts bricht man Marmor (Untersberg,
Kiefersfelden am Inn).
Immerhin sind die Erwerbsmöglichkeiten in den Alpen beschränkt. Daher
ist die Bevölkerung ziemlich dünn. Sie suchte freilich schon früh
in sog. Hausindustrien einen Nebenerwerb,- die erwähnte Holzschnitzerei
ist z. B. als solche in Berchtesgaden (Spielzeug), Mittenwald (Musikinstrumente)
und Gberammergau (Figuren, insbesondere Kruzifixe) seit langem eingebürgert.
Im Allgäu (Lindenberger Gegend) hat sich eine Hausindustrie (Strohhutflechterei)
heute zur Großindustrie entwickelt, die alljährlich Millionen von hüten liefert.
In neuerer Zeit haben sich auch sonst die wirtschaftlichen Verhältnisse zum
Teil geändert:
1. Oie ungeheuren Wasserkräfte der Bergflüsse mit ihrem starken Gefäll
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Das Deutsche Reich.
1. Bayern mit der schönen Inselstadt Lindau (prächtiger Hafen).
2. Württemberg mit Zriedrichshafen (Lahn nach Ulm).
3. Baden mit Konstanz, der größten Stadt am See, von deren Münster-
turm aus man einen einzigartigen Blick über den See genießt.
(4. Schweiz mit R 0 r s ch a ch und Komansfyotn.
5. Österreich mit B t e g e n 3 am Zuß des Pfänder, eines beliebten
Aussichtsberges.)
Auch die Bodensee-G ürtelbahn hat eine große Verkehrsbedeutung.
Der Bodensee (62 km lang, 250 m tief, 540 qkm groß = y^Vo Deutschlands),
im Umriß einem Stiefelzieher vergleichbar, ist wiederholt schon 3ugefroren (vgl.
Gedicht von Schwab „Der Heiter und der Bodensee"),- man hat ausgerechnet,
daß auf dieser Kläche dann sämtliche Menschen der Erde aufgestellt werden
könnten!
Das Donautal in Deutschland. Die Donau entspringt bekanntlich im
Schwarzwald aus Brege und Brigach und durchbricht dann dreimal den
Iura:
1. auf eine weite Strecke hin
| etwa vom Zusammenfluß
^ ^ der (tzuellflüsse bis gegen
Jura^V-^ Sigmaringen;
1, 2. in der Gegend von Neu-
Jurau—\___-_ bürg a. Donau, dessen
~~ prachtvolles Schloß (pfäl-
zischer tdittelsbachcr) auf
Bayer.wald W ___ einem Iurafelsen über
3. dem Zlusse thront,-
Donaulaufw. Hochebene 3- in..^ ®e9«n». w° Ktt-
1 zwischen Ulm u Donauwörth, muhl und Naab munden,
2 bei Welte nbvurg, hier bildet sie das be-
3. bei Donaustauf. rühmte Durchbruchstal
bei Kloster Umtenburg,
L's- 8- nicht weit von Oelheim
mit der Befreiungshalle.
von Regensburg ab etwa fließt sie meist nahe an den Granit- und
Gneiswänden des Bayrischen Waldes hin, die sie dann in
der Gegend um die alte Bischofsstadt Passau ebenso durchbricht wie die beiden
hier mündenden Nebenflüsse Inn und Ilz (ebenfalls sehr malerische Täler).
Erst von R e g e n s b u r g an ist das Donautal eine wichtige Der-
fehrslinie: hier läuft in derselben Richtung eine Weltverkehrslinie vom
Rhein (und Holland) her nach Wien und dem Grient, auch beginnt bei Regensburg
Zrachtschiffahrt (auch Kettenschiffahrt); ab Passau verkehren Personendampfer.
Die größte deutsche Stadt an der Donau ist U l m (56 000 E.) in Württemberg,
mit dem bayrischen Neuulm zusammen ein wichtiger Waffenstützpunkt; es liegt
in einer fruchtbaren, zum Gemüsebau (Ulmer Spargel) wohlgeeigneten Mulde
und treibt eine ganze Anzahl von blühenden Gewerben (Gießereien, Färbereien,
Möbelfabriken, Bierbrauereien usw.),- der Turm des herrlichen Münsters, das
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Extrahierte Personennamen: Württemberg Welte
Extrahierte Ortsnamen: Ulm Deutschlands Deutschland Sigmaringen Donau Ulm Donauwörth Donaustauf Oelheim Donautal Rhein Holland Wien Donau Württemberg Bierbrauereien