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1. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 120

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 120 — Verstärkungen herbeizuführen. Inzwischen machte Schwerin mit der Infanterie einen neuen, furchtbaren Angriff, in welchem zum erstenmale im ernsten Gefechte die eisernen Ladestöcke zur Verwendung kamen, so daß es den Preußen möglich war, in derselben Zeit, in welcher die Österreicher dreimal schossen, fünf Schüsse abzufeuern. Die Folge dieses Schnellfeuers war, daß die Österreicher in wilder Flucht sich zurückzogen und dem preußischen Heere den Ruhm ließen, seine Kraft, die seit langen Jahren nur auf dem Exerzierplätze geglänzt hatte, nun auch auf dem Schlachtfelde bewährt zu sehen. Nach dem Siege von Mollwitz eroberte Friedrich die Festungen Brieg und Neiße, besetzte Breslau und ließ sich im November von sämtlichen Ständen der eroberten Lande huldigen; im April 1742 erfolgte die Einnahme von Glatz. Inzwischen hatte Maria Theresia, gegen die Frankreich, Bayern und Spanien einen Bund geschlossen hatten, dem auch Friedrich beigetreten war, in Ungarn Hilfe gefunden. Ein neues Heer unter Karl von Lothringen rückte von Wien her durch Böhmen vor. Friedrich, der unterdessen seine Reiterei vermehrt und besser ausgebildet hatte, eilte ihm entgegen und erfocht bei Chotusitz und Czaslau (1742) einen entscheidenden Sieg. Friede. Bald darauf wurde zu Breslau der Friede geschloffen, in welchem Österreich Schlesien einschließlich der Grafschaft Glatz, ein Gebiet von ungefähr 650 Quadratmeilen mit 1200000 Einwohnern, an Prenßen abtrat. Maria Theresia rief, als sie in die Abtretung dieses schönen und reichen Landes einwilligte: „Ich verliere den schönsten Edelstein aus meiner Krone!" Die Friedensjahre von 1742—1744. Sorge für Schlesten. Nach Beendigung des ersten schlesischen Krieges wandte Friedrich seine ganze landesväterliche Sorge dem neu erworbenen Lande zu, das unter österreichischer Herrschaft sehr vernachlässigt worden war. Er stürzte die Priester- und Adelsherrschaft, legte den Bewohnern möglichst geringe Lasten auf, führte eine rasche Justiz und eine gute Verwaltung ein und brachte Ackerbau, Handel und Gewerbe schnell empor, so daß der Wohlstand und die Ertragsfähigkeit des Landes in kurzer Zeit verdreifacht wurden. Infolge dieser Wohlthaten, sowie der Leutseligkeit und Freundlichkeit, womit der König, der öfter die ganze Provinz bereiste und sich überall nach Handel und Gewerbe erkundigte, jedem seiner neuen Unterthanen begegnete, war man bald im ganzen Lande mit dem neuen Regiuiente wohl zufrieden.

2. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 121

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 121 — Verbesserung des Heeres. Da der König von vornherein die Befürchtung hegte, Maria Theresia, die nur mit Widerstreben in die Abtretung Schlesiens gewilligt hatte, könne ihm das neu erworbene Land wieder zu entreißen suchen, so arbeitete er nach dem Friedensschluß fortgesetzt an der Vermehrung und Verbesserung des Heeres, namentlich der Kavallerie, die zwar während des Krieges schon bedeutende Fortschritte gemacht, aber sich der österreichischen noch nicht ebenbürtig gezeigt hatte. Mehrere Hnsaren-Regimenter, die als leichte Kavallerie gegen die Kroaten und Panduren der Österreicher Verwendung finden sollten, wurden neu formiert. Um die Ausbildung dieser neuen Truppe hat sich besonders Oberst (später General) von Zieten sehr verdient gemacht. Bald sollte das Heer zu neuen Thaten berufen werden. Erwerbung von Ostfriesland. Vorher aber machte Friedrich noch eine Erwerbung auf friedlichem.wege, indem Ostfriesland an Preußen fiel. Schon Friedrich Iii. erhielt 1695 gegen Abtretung des Kreises Schwiebus die Anwartschaft auf dieses Land, das dann, nachdem der letzte Fürst von Ostfriesland im Jahre 1744 ohne männliche Nachkommen starb, von Friedrich Ii., ehe noch andere Bewerber mit ihren Ansprüchen auftreten konnten, in Besitz genommen wurde. Das Fürstentum zählte 54 Quadratmeilen mit 97000 Einwohnern und war wegen feiner Lage an der Nordsee für Preußen von großer Wichtigkeit. Der zweite schlesische Krieg. Veranlassung. Inzwischen hatte Maria Theresia, von den Ungarn auss kräftigste unterstützt, mit gutem Erfolge den Kampf gegen Frankreich und Karl von Bayern, der inzwischen als Karl Vii. zum beutfchen Kaiser gekrönt worben war, fortgesetzt und die Feinde bis an den Rhein zurückgedrängt. Sie schloß mit England, Holland und Sardinien ein Schutz- und Trutzbündnis zur Behauptung aller ihrer Staaten. Da auch Sachsen diesem Bunde beitrat, so war Friedrich mit Recht um Schlesien besorgt. Er nahm daher die Unterstützung des deutschen Kaisers zum Vorwanbe und rückte im August 1744 mit 80000 Mann kaiserlicher Hilfsvölker in Böhmen ein. Krieg. Prag wurde von allen Seiten eingeschlossen und nach kurzer Belagerung mit Sturm genommen. Die Preußen drangen von hier weiter nach Süden vor, sahen sich aber wegen Mangels an Lebensmitteln, schlechter Witterung und der Feindseligkeit der Bewohner genötigt, sich nach Schlesien zurückzuziehen, wohin ihnen die Österreicher folgten. Hier

3. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 139

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 139 — reisen, um unterirdische Schätze aufzusuchen. Namentlich erfuhren durch des Königs Bemühungen der Steinkohlenbergbau und das Eisenhüttenwesen in Schlesien einen bedeutenden Aufschwung, so daß nicht nur der Wohlstand des schlesischen Volkes sich mehrte, sondern auch die Einkünfte des Staates wesentlich erhöht wurden. In Eberswalde errichtete er auf eigene Kosten eine Eisen- und Stahlfabrik und ließ aus Suhl, wo diese Industrie damals schon in hoher Blüte stand, hundert Familien von Messer- und Scherenschmieden kommen. Um der Industrie seines Landes mehr Absatz zu verschaffen, verbot er fremde Fabrikate entweder ganz und gar oder belegte sie mit hohen Steuern. Handel und Verkehr. Mit der Hebung der Gewerbthätigkeit stand die Förderung des Handels und Verkehrs in engster Beziehung. Fort und fort nahm Friedrich auf die Verbesserung der Landwege und Heerstraßen Bedacht. Der Bau von Kanälen, womit man schon nach dem zweiten schlesischen Kriege begonnen hatte, wurde eifrig fortgesetzt. Nach der Eroberung Westpreußens (S. u.) wurde 1772—1775 der Bromberger Kanal gegraben, durch welchen alle Flüsse zwischen Elbe und Weichsel in Verbindung gebracht wurden. Auch durch andere zweckmäßige Einrichtungen wurde der Handel in hohem Grade gefördert. Um den Kaufleuten bei augenblicklichen Verlegenheiten gegen geringen Zinsfuß Geld zu verschaffen, gründete der König in Berlin die Königliche Bank, welche durch Provinzialbanken ihre Thätigkeit bald auf alle Landesteile ausdehnte. Zur Hebung des Seehandels wurde die Seehandlungsgesellschaft ins Leben gerufen, welche zur festeren Begründung das Monopol des Salzhandels erhielt. Heerwesen. Neben den ans die Förderung des Wohlstandes gerichteten Maßregeln wurde die Erhaltung eines kriegstüchtigen Heeres nicht versäumt, um jederzeit bereit zu sein, die mit so großen Opfern neu erworbenen Gebiete und die errungene Großmachtstellung Preußens zu verteidigen. Aus diesem Grunde wurde die Armee bis auf 200 000 Manu vermehrt und durch tüchtige Ausbildung stets in Kriegsbereitschaft gehalten. Die wenigsten Soldaten waren Landeskinder, die meisten Söldner, die in ganz Deutschland angeworben wurden. Indessen schwebte auch Friedrich dem Großen schon der Gedanke an eine allgemeine Heerespflicht vor, der aber erst später seine Verwirklichung sand. Die eigentliche Übungszeit der Soldaten, die zwar sehr streng, aber doch menschlich behandelt wurden, dauerte jährlich zwei Monate; die Inländer wurden während der übrigen Zeit beurlaubt. Alljährlich bereiste der König die einzelnen Provinzen und besichtigte die Truppen, um sich mit eigenen

4. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 142

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 142 - suchte er auch feinem Volke ein reges Interesse für dieselben einzuflößen. Zunächst wandte er sein Hauptaugenmerk ans die Volksbildung. Nachdem er schon in den ersten Jahren seiner Regierung den Adel zur Errichtung von Schulen aufgefordert hatte, erließ er im Jahre 1763 das General-Landfchulreglemeut, das sehr zweckmäßige Bestimmungen über Schulpflicht, Schulbesuch, Art und Weise des Unterrichts u. f. w. enthielt, die teilweise noch heute Giltigkeit haben. Bei dem Widerstände der Gemeinden und namentlich des Adels hatten feine Bemühungen nicht überall den gewünschten Erfolg, besonders auch deshalb nicht, weil es an den erforderlichen Geldmitteln fehlte. Vor allen Dingen mangelte es auch an geeigneten Lehrkräften; die Lehrer waren vielfach Handwerker und ans dem Dienst entlassene Soldaten, deren Unterrichtserfolge ihrem kärglichen Lohne entsprachen. Friedrich unterstützte daher die Gründung der ersten Lehrerseminare, um durch bessere Vorbildung der Lehrer eine Hebung der Volksbildung herbeizuführen. Wie die Volksschule, so erfuhren auch alle höheren Bilduugsanstalten eine zweckentsprechende Ausgestaltung. Dem Könige gelang es, viele bedeutende Gelehrte für die preußischen Universitäten Halle, Frankfurt und Königsberg zu gewinnen. Auch die schönen Künste erfuhren durch Friedrichs Fürsorge eine wesentliche Förderung. In den letzten Jahren ließ er zahlreiche große Bauten aufführen, so z. B. das Schloß Sanssouci und das nicht weit davon gelegene Neue Palais. Der Tiergarten wurde in einen schönen Park umgewandelt und der Wilhelmsplatz in Berlin mit Denkmälern berühmter Feldherren geziert. Dadurch, daß Friedrich einen Kreis von Gelehrten und Künstlern an seinen Hof berief, wurde Berlin der Mittelpunkt des geistigen Lebens und Schaffens in Norddentschland und übte einen segensreichen Einfluß aus auf unser ganzes Vaterland. Friedrichs Erwerbungen bei der ersten Teilung Polens. Obwohl Friedrichs letzte Lebenszeit ganz und gar friedlicher Thätigkeit gewidmet war, so hat er doch noch eine für fein Land sehr bedeutungsvolle Erwerbung gemacht bei der im Jahre 1772 erfolgten ersten Teilung Polens, durch welche das Bistum Ermeland, Westpreußen (mit Ausnahme der Städte Danzig und Thorn) und der Netzedistrikt an Preußen kamen. Dadurch war die Lücke zwischen Ostpreußen und dem Mittelpunkte des preußischen Staates ausgefüllt. Nun nannte sich Friedrich, weil er jetzt ganz Preußen besaß, nicht mehr König „in", sondern König „von" Preußen. Nachdem er sich am 27. September 1772 in Marienburg hatte huldigen lassen, wandte er der neuen Provinz, die arg verwildert war und fast einer Wüste glich, feine ganze landesväterliche Güte zu.

5. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 77

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 77 — Seine Kriege. Teilnahme am dreißigjährigen Kriege. Friedrich Wilhelm, der durch die Gründung eines ihm allein ergebenen Heeres dem Kaiser gegenüber freier geworden war, that nun sofort die nötigen Schritte, um mit den Schweden ein friedliches Verhältnis anzubahnen. Er schloß mit ihnen einen zweijährigen Waffenstillstand, nach welchem jeder Teil vorläufig das behielt, was er besaß. Den Kaiser, dem die eigenmächtige Handlungsweise des Kurfürsten mißfiel, wußte er durch Lift zu beruhigen. Er vermehrte sein Heer allmählich bis auf 8000 Mann, trat aber während der ferneren Dauer des Krieges weder auf die Seite der Schweden noch auf die der Kaiserlichen, um mit Hilfe seiner Heeresmacht bei dem Friedensschlüsse möglichst günstige Bedingungen zu erzielen. Inzwischen war man in ganz Deutschland des langen Krieges müde geworden und sehnte sich nach Frieden, der endlich im Jahre 1648 zu Münster und Osnabrück geschlossen wurde. Es gelang dem Kurfürsten indessen nicht, die Herrschaft über ganz Pommern zu erlangen, auf welches Land er nach des alten Herzogs Tode berechtigte Ansprüche hatte. Er bekam nur Hinterpommern und Kammin, sowie die Stifter Halberstadt, Magdeburg und Minden als weltliche Fürstentümer. Wenn er auch für den Verlust in Pommern reichlich entschädigt war, so schmerzte es ihn tief, daß er die pommerfchen Küstenländer nicht erhielt, weil er schon damals den kühnen Plan gefaßt hatte, Preußen zu einer Seemacht zu erheben. Die Erwerbung der schönen Länder im Innern Deutschlands aber war, was man allerdings erst später anerkannte, insofern von hoher Bedeutung, als durch dieselben das bis dahin von Brandenburg gänzlich getrennte Herzogtum Preußen mit dem mittleren Deutschland in eine immer innigere und folgenreichere Berührung kam. Der schwedisch-polnische Krieg. In Schweden legte Königin Christine, die Tochter Gustav Adolfs, im Jahre 1654 freiwillig die Krone nieder, welche nun an den von ihr zum Nachfolger bestimmten Herzog Karl Gustav von Pfalz-Zweibrücken, ihren Vetter, überging. Da aber aiich der König Johann Kasimir von Polen Ansprüche auf den schwedischen Thron machte, kam es zwischen beiden zu einem Kriege. Friedrich Wilhelm suchte in demselben zuerst den Frieden zu vermitteln. Die Schweden indessen zogen durch Pommern und die Neumark nach Polen, welches Land sie schnell besetzten. Als sie hierauf auch den Kurfürsten bedrängten, der einstweilen nur sein Herzogtum Preußen zu schützen gesucht hatte, sah sich dieser genötigt, den Vertrag zu Königsberg zu schließen, durch welchen

6. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 58

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 58 — den Markgrafen Albrecht von Aus back, der mit dem brandenbnrgischen Fürstenhause und dem polnischen Königshause verwandt war, zum Hochmeister. Albrecht weigerte sich von vornherein, Polen den Lehnseid zu leisten, so daß es zum Kriege kam, der indessen von beiden Seiten ohne besonderen Erfolg geführt wurde. Nachdem derselbe zwei Jahre das Land verheert hatte, schloß man einen vierjährigen Waffenstillstand. Inzwischen hatte die von Wittenberg ausgegangene Reformation auch in Preußen Eingang und Verbreitung gefunden. Als infolgedessen viele Ritter aus dem Orden austraten und zu weltlichen Beschäftigungen übergingen, verwandelte Albrecht auf Luthers Rat im Jahre 1525 das Ordensland in ein weltliches, von der Lehnshoheit der Krone Polens abhängiges Herzogtum. Die Brüder Albrechts wurden mitbelehnt, indes wurde bestimmt, daß das Herzogtum erst nach dem Erlöschen des Mannesstammes an Polen fallen solle. Der Ritterorden wurde trotz des Widerspruches des Papstes aufgelöst; viele Ritter traten in den weltlichen Dienst des Herzogs, nahmen Ehrenstellen und Landgüter an und vermählten sich. Mitbelehnung Joachims Ii. mit Preußen. Der lebhafte Wunsch des Kurfürsten Joachim Ii. von Brandenburg war es nun, die Mitbelehnung über Preußen zu erlangen, damit dieses Land beim Aussterben der fränkischen Linie der Hohenzollern an Brandenburg fallen sollte. Seine Bemühungen scheiterten jedoch an dem Widerstände der polnischen Großen. Erst als Herzog Albrecht gestorben und sein Sohn Albrecht ebenfalls für die Mitbelehnung gewonnen war, gelang es durch Überredung und reiche Geldgeschenke, die polnischen Stände für diesen Plan geneigt zu machen, und so erfolgte endlich auf dem Reichstage zu Lublin (1569) die Mitbelehnung Brandenburgs mit dem Herzogtum Preußen, welches Ereignis von dem prachtliebenden Kurfürsten durch glänzende Freudenfeste gefeiert wurde. Johann Georg (1571—1597). Strenge und Sparsamkeit. Da Johann von Küftrin keine männlichen Nachkommen hinterließ, so vereinigte der Sohn Joachims Ii., Johann Georg, auch die Neumark wieder mit den übrigen Landesteilen. Er war, als er die Regierung übernahm, bereits ein gereifter Mann, da er im 46. Lebensjahre stand. Bei seinem ernsten, kalten und strengen Wesen, seiner Ordnungsliebe und Sparsamkett war ihm schon als Kurprinz das verschwenderische Leben an seines Vaters Hofe in tiefster Seele zuwider gewesen. Nach seinem Regierungsantritte wurden sofort sämtliche Räte

7. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 119

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 119 — Einer der wichtigsten Grundsätze, denen Friedrich gleich nach seinem Regierungsantritte Geltung verschaffte, war der der religiösen Duldung, die sich in den Worten ausspricht: „In meinen Staaten kann jeder nach seiner Fa^on selig werden". „@o zeigte sich der neue Monarch gleich anfangs dazu berufen, nicht allein die überlieferte Macht zu erweitern, sondern auch den Gedanken und Jdeeen einer Zeit, deren Kind er war, eine Geltung zu verschaffen, die weit über den begrenzten Raum des preußischen Staates hinausging." Der erste schlesische Krieg. Veranlassung. In demselben Jahre, in welchem Friedrich Ii. den preußischen Königsthron bestieg, starb Kaiser Karl Vi., der letzte männliche Sproß des Herrscherhauses der Habsburger. Laut der pragmatischen Sanktion folgte ihm in den österreichischen Erblanden seine Tochter Maria Theresia in der Regierung. Indessen erhob auch der Kurfürst Karl Albert von Bayern auf die österreichischen Länder Ansprüche, die von Frankreich und Spanien unterstützt wurden. Diesen Zeitpunkt hielt daher Friedrich für geeignet, um seine Erbansprüche auf die schlesischen Herzogtümer Jägerndorf, Liegnitz, Brieg und Wohlan, die schon zu Zeiten des großen Kurfürsten an Brandenburg fallen sollten, aber von Österreich in Besitz genommen worden waren, geltend zu machen. Krieg. Mit 30000 Mann rückte er im Dezember 1740 in Schlesien ein und war in kurzer Zeit im Besitze des ganzen Landes. Sein offenes, freundliches Wesen und die vorzügliche Haltung seiner Truppen gewannen ihm schnell aller Herzen. Die Evangelischen nahmen die Brandenburger als Beschützer ihres Glaubens von vornherein mit Freuden auf. Sobald Friedrich sich Schlesiens bemächtigt hatte, bot er Maria Theresia seine Hilfe an, wenn sie bereit fei, Schlesien an ihn abzutreten. Diese aber, von England unterstützt, wies seine Forderungen entrüstet zurück und beeilte sich, die Räumung Schlesiens mit Waffengewalt zu erzwingen. Sie entsandte ihren erfahrenen Feldmarschall Neipperg nach Schlesien, und im April 1741 kam es zwischen diesem und den Preußen unter Friedrichs Führung zur Schlacht bei Mollwitz. Beide Heere waren an Stärke etwa gleich; da jedoch die österreichische Kavallerie der preußischen an Zahl und Ausbildung weit überlegen war, so verlief die Schlacht anfänglich ungünstig für die Preußen, so daß Friedrich, dadurch beunruhigt und seiner geringen Kriegserfahrung nicht trauend, das Kommando dem General von Schwerin übergab, während er selbst das Schlachtfeld verließ, um

8. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 144

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 144 — denn auf viele Meilen weit war kein Schneider zu finden, wenn er nicht abenteuernd durch das Land zog. Wer ein Haus bauen wollte, der mochte zusehen, wo er von Westen her Handwerker gewann. Es war in der That ein verlassenes Land, ohne Zucht, ohne Gesetz, ohne Herrn; es war eine Einöde; auf 600 Quadraiineileu wohnten 500000 Menschen, nicht 850 auf der Meile. Bis zur Gegenwart erhielt sich in Ermeland, der Landschaft um Heilsberg und Braunsberg, mit zwölf Städten und hundert Dörfern, die Erinnerung, daß zwei preußische Trommelschläger mit zwölf Mann das ganze Ermeland durch vier Trommelschläge erobert hatten. Und darauf begann der König in seiner großartigen Weise den Anbau des Landes, und Westpreußen wurde, wie bis dahin Schlesien, fortan sein Lieblingskind, das er mit unendlicher Sorge, wie eine treue Mutter, wusch und bürstete, neu kleidete, zur Schule und Ordnung zwang und immer im Auge behielt. Noch dauerte der Streit zwischen den Fürsten um den Erwerb, da warf er schon eine Schar seiner besten Beamten in die Wildnis; die Landschaften wurden in kleine Kreise geteilt; die gesamte Bodenfläche war in kürzester Zeit abgeschätzt und gleichmäßig besteuert, jeder Kreis mit einem Landrate, mit Post und Gesundheitspolizei versehen. Neue Kirchengemeinden wurden wie durch einen Zauber ins Land gerufen, eine Compagnie von 187 Schullehrern wurde in das Land geführt, — Hausen von deutschen Handwerkern wurden geworben, vom Maschinenbauer bis zum Ziegelstreicher hinab. Überall begann ein Graben, Hämmern, Bauen, die Städte wurden nun mit Menschen besetzt, Straße auf Straße erhob sich aus den Trümmerhaufen. Im ersten Jahre nach der Besitznahme wurde der große Kanal gegraben, welcher in einem Laufe von drei Meilen die Weichsel durch die Netze mit der Oder und Elbe verbindet; ein Jahr nachdem der König den Befehl erteilt, sah er selbst beladene Oder-kühne von fünfunddreißig Meter Länge nach dem Osten zur Weichsel einfahren. Durch die neue Wasserader wurden weite Strecken Land entsumpst und sofort durch deutsche Ansiedler besetzt. Unablässig trieb der König, er lobte und schalt; wie groß der Eifer seiner Beamten war, sie vermochten selten ihm genug zu thun. Dadurch geschah es, daß in wenigen Jahrzehnten das wilde slavische Unkraut, welches dort auch über deutschen Ackerfurchen aufgeschossen war, gebändigt wurde, daß auch die polnischen Landstriche sich an die Ordnung des neuen Lebens gewöhnten, und daß Westpreußen in den Kriegen seit 1806 sich fast ebenso preußisch bewährte wie die alten Provinzen." Friedrichs Persönlichkeit. Friedrich der Große war von mittlerer Größe und ebenmäßigem Wüchse. Seine großen, blauen Augen waren durchdringend und brachten besonders diejenigen in Verwirrung, welche kein gutes Gewissen hatten. Obwohl der König in der Nähe recht gut sah, mußte er, um entferntere Gegenstände wahrzunehmen, sich schon im ersten schlesischen Kriege eines Fernglases bedienen. Sein Gang war rasch und stolz, doch etwas nachlässig. Für gewöhnlich trug er hohe, über die Kniee gehende Militär-stiesel und einen blauen Rock mit roten Aufschlägen. Auf der Brust glänzte der Schwarze Adlerorden, auf dem Haupte saß ein großer, dreieckiger Hut, und in der Hand hielt er in der Regel einen Krückstock, der

9. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 154

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 154 — Krieg in Holland. -- In einen ernsten Streit wurde er bald nach feinem Regierungsantritte mit der Repnblik Holland verwickelt, wo fein Schwager, der Erbstatthalter Prinz von Oranien, von einer sogenannten Patriotenpartei hart bedrängt wurde. Als nun feine Schwester, die Gemahlin des Prinzen von Oranien, auf einer Reife nach dem Harz eine bittere Kränkung erfuhr, forderte Friedrich Wilhelm, der die Behandlung feiner Schwester als einen ihm selbst angethanen Schimpf ansah, oon den Holländern Genugthuung, und als ihm diese nicht gewährt wurde, besetzte er, ohne Widerstand zu finden, mit feinen Truppen ganz Holland und fetzte den (Srbftatthalter wieder in feine Rechte ein. Für Preußen hatte dieser Kriegszug, der sechs Millionen Thaler kostete, feinen Vorteil. Verhalten im Türkenkriege. — Ebensowenig nützte der König seinem Staate durch sein Verhalten im Türkenkriege, welchen Österreich und Rußland mit der Absicht führten, die Osmanen aus Europa zu vertreiben und sich in ihr Reich zu teilen. Friedrich Wilhelm, welcher fürchtete, jene beiden Nachbarn könnten zu mächtig werden, schloß mit Holland und England ein Bündnis zum Schutze der Türkei. Zu einem Kriege Preußens mit Österreich kam es indessen nicht, denn als kurz darauf der österreichische Kaiser Joseph Ii. starb, schloß sein friedlich gesinnter Nachfolger Leopold Ii. mit Friedrich Wilhelm den Vertrag von Reichenbach, nach welchem auch bald mit den Türken ein Friede zustande kam. Teilungen Polens. — Unter Friedrich Wilhelm gewann Preußen einen bedeutenden Länderzuwachs durch die Teilungen Polens. In der zweiten Teilung (1793) erhielt es außer Danzig und Thorn das so- genannte Großpolen, etwa 1000 Quadratmeilen mit mehr als einer Million Einwohner. Aus diesen so erworbenen Gebieten wurde die Provinz „Südpreußen" gebildet. In der dritten Teilung (1795) fiel an Preußen das Land links der Weichsel mit der Hautstabt Warschau, aus dem es die Provinzen Neuostpreußen und Neuschlesien bildete. Unser Vaterland war abermals um fast 1000 Quadratmeilen mit einer Million Einwohner gewachsen. Indessen war das bei der zweiten und dritten Teilung Polens gewonnene Land — ungeheure, öde Weiten mit einer der preußischen feindseligen Bevölkerung — ein wenig wertvoller und unsicherer Erwerb. Erwerbung von Ansbach und Bayreuth. — Wichtiger war die Erweiterung des preußischen Gebietes durch die Fürstentümer Ansbach und Bayreuth, welche durch einen Erbvertrag mit dem letzten Markgrafen 1792 an Preußen abgetreten wurden. Das Haus Brandenburg gelangte dadurch wieder in den Besitz der Stammlande, ans denen einst Burggraf

10. Vaterländische Geschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 78

1895 - Neu-Ruppin : Petrenz
— 78 — Preußen, das bisher ein polnisches Lehen war, für ein Lehen der Krone Schwedens erklärt wurde. Außerdem erhielt der Kurfürst das Bistum Ermeland als Lehen, mußte dafür jedoch den Schweden die preußischen Seehäfen öffnen, ihnen den ungehinderten Durchzug durch fein Land gestatten und 1500 Mann als Hilfstruppen bewilligen. Später trat er offen auf Schwedens Seite und schlug in Verbindung mit diesen in der dreitägigen Schlacht bei Warschau (28. bis 30. Juli 1656) den ebenso übermütigen wie schwachen Polenkönig Johann Kasimir, der ein gewaltiges Heer gesammelt hatte und noch kurz vor dem Beginne des Kampfes von einer solchen Siegesgewißheit erfüllt war, daß er prahlte: „Die Schweden habe ich für die Tataren zum Frühstück bestimmt, dem brandenbnrgischen Kurfürsten aber werde ich ein stilles Plätzchen anweifen, wo weder Sonne noch Mond scheint". Nach der Schlacht von Warschau hatte Friedrich Wilhelm, dessen Truppen unter Führung kriegstüchtiger Generale (Sparr und Derfflinger) glänzende Beweise ihrer Tapferkeit an den Tag gelegt hatten, zur Fortsetzung des Krieges mit den sehr geschwächten Polen wenig Neigung, weil er fürchtete, Schweden könnte zu mächtig und übermütig werden. Da versprach ihm Karl Gustav im Vertrage zu Labiau Preußen nebst dem Bistnm Ermeland als unabhängiges Herzogtum, und im folgenden Jahre (1657) gab auch Polen im Vertrage zu Weh lau feine Einwilligung dazu, daß das bisherige polnische Lehen Preußen in ein souveränes Herzogtum verwandelt wurde. Der Kurfürst versprach dem Könige von Polen im Falle eines Krieges 1500 Mann Hilfstruppen, wogegen jener sich verpflichtete, das Herzogtum zu schützen, wenn Friedrich Wilhelm infolge des Vertrages einen Angriff zu erleiden hätte. An dem ferneren Kriege gegen die Schweden, die auch von Holland und Dänemark angegriffen wurden, nahm der Kurfürst nun im Bunde mit Polen und dem Kaiser teil. Kurl Gustav kämpfte zunächst glücklich in Dänemark, wurde aber daun zu Lande und zur See hart bedrängt, so daß er sich durch seine bedrohte Lage gezwungen sah, Friedensverhandluugeu anzuknüpfen. Plötzlich ereilte ihn d^r Tod, und die vormuudschaftliche Regierung für feinen minderjährigen Sohn beeilte sich, den schon eingeleiteten Frieden abzuschließen. Das geschah im Jahre 1660 zu Oliva, einem Kloster in der Nähe von Danzig. Zwar gelang es dem Kurfürsten von Brandenburg nicht, die Vertreibung der Schweden aus Pommern durchzusetzen, aber die Unabhängigkeit im Besitze von Preußen wurde von allen Mächten anerkannt. In dem Herzogtum selbst aber fand er noch längere Zeit heftigen Widerstand bet den Ständen, die, bevor er den Landtag berufen, weder die
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