304
Iv. Bilder aus der Erdkunde,
8. Bei Leipzig auf dem Plane, o herrliche Schlacht!
da brach er den Franzosen das Glück und die Macht;
da liegen sie sicher nach blutigem Fall,
da ward der Herr Blücher ein Feldmarschall.
9. Drum blaset, ihr Trompeten: Husaren, heraus!
du reite, Herr Feldmarschall, wie Winde im Saus,
dem Siege entgegen, zum Rhein, übern Rhein,
du tapferer Degen, in Frankreich hinein!
E. 3k. Arndt.
296. Am Rheinstrom.
Mächtig wälzt der Rhein seine Wogen in dem breiten Bette dahin.
Klar blinkt uns sein grünliches Wasser entgegen. Seine Breite ist so beträcht-
lich, daß unsere Stimme nur mit Mühe hinüber zum anderen Ufer schallt.
Die Berghöhen auf beiden Seiten sind unten mit grünen Reben, oben mit
herrlichen Waldungen geschmückt. Oft auch heben sich steile Felsen mit wunder-
lichen Zacken fast senkrecht in die Höhe. Das Echo giebt unseren Ruf mehr-
mals zurück. Hier strecken sich in langer Reihe die blinkenden Häuser eines
Dorfes oder Städtchens am Ufer hin und spiegeln sich in den klaren Fluten;
dort krönt eine halbverfallene Burg, in der vor Hunderten von Jahren starke
und tapfere Ritter hausten, den Gipfel eines Berges. — Dann und wann
rauscht ein Dampfschiff vorüber; stromauf- oder stromabwärts durchschneidet
es, von der sicheren Hand des Steuermanns gelenkt, die Fluten. Es ist von
Reisenden dicht besetzt, die bald rechts bald links ihren Blick wenden, um die
freundlichen Städte und Dörfer, die reichen Saatfelder, die herrlichen Wein-
berge, die hohen Berge mit ihren Wäldern und alten Burgen zu betrachten.
— Jetzt arbeitet sich keuchend ein Dampfer den Strom hinauf; er schleppt
noch vier oder fünf schwerbeladene Schiffe hinter sich her. Seine kräftige
Maschine zerteilt die Fluten mit solcher Gewalt, daß die Wellen brausend
und schäumend gegen die Ufer schlagen und sich erst nach und nach wieder
beruhigen. Still und unhörbar dagegen wie ein Schwan gleitet das Segel-
schiff dahin, während der leichte Kahn von dem kräftigen Ruderschlage des
Schiffers schnell vorwärtsgetrieben wird. — Auf dem jenseitigen Ufer braust
ein Eisenbahnzug vorüber und läßt einen langen Streifen zurück; auf einige
Zeit verschwindet der Zug im Tunnel, der durch den Berg gehauen ist.
Horch! welch laute Stimmen erschallen jetzt von dem Flusse herüber?
Seht, eine dunkle Masse kommt langsam näher! Es ist eine Menge großer
tannener Stämme, zu einem Floße vereinigt; mitten darauf steht ein Bretter-
häuschen, von dessen Spitze ein rotes Fähnchen lustig im Winde flattert.
Viele kräftige Männer sind nötig, um das Floß zu lenken, damit es nicht das
richtige Fahrwasser verfehlt und auf einer Sandbank oder an einer Felsklippe
Schaden leidet.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
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Extrahierte Personennamen: Arndt Schiffers
Extrahierte Ortsnamen: Leipzig Saus Rhein Rhein Frankreich Rheinstrom Rhein
Sage und Geschichte.
305
Fast jeder Augenblick bietet uns ein neues Bild. Wir sehen den Win-
zer, wie er mit dem Winzermesser die allzu kräftigen Triebe des Weinstocks
beschneidet, wie er die Reben an den Pfahl bindet oder den Weinstock be-
hackt und düngt. An einer Einbiegung des Stromes hat ein Fischer von
einem großen Kahne seine Netze ausgeworfen. Wir schauen ihm eine Zeit
lang zu und freuen uns mit ihm, wenn ein glücklicher Zug ihn mit vielen
Fischen von beträchtlicher Größe für seine Mühe belohnt.
Ja, der Rhein ist der schönste und größte Strom unseres deutschen
Vaterlandes. Die gewaltigen Schweizer Alpen, die mit ewigem Schnee und
Eis bedeckt sind, versorgen ihn und viele seiner Nebenflüsse beständig mit
großen Wassermengen. An dem St. Gotthard und einigen anstoßenden
Bergen entspringen seine zahlreichen Quellen. In einem weiten Bogen
umfließt er das Schweizerland. Wild schäumend eilt er durch ein enges
Thal zum Bodensee, in dessen tiefem Gewässer er sich beruhigt und läutert.
Nachdem er diesen durchflossen hat, stürzt er unterhalb Schaffhausen eine
zwanzig Meter hohe Felswand mit donnerähnlichem Rauschen hinab. Bei
Basel wendet er sich dann plötzlich nach Norden und tritt in die schöne
und reichgesegnete oberrheinische Tiefebene ein. Auf der rechten Seite be-
gleitet ihn der düstere Schwarzwald, auf der linken das Wasgaugebirge.
Hier ist der Rhein bereits ganz und gar ein deutscher Strom, indem er die
Grenze zwischen Baden und dem Elsaß bildet.
Eine große Zahl ansehnlicher Städte ist im Laufe der Jahrhunderte
an den Ufern des Rheins entstanden. Da liegt zunächst in geringer Ent-
fernung Straßburg mit dem herrlichen Münster. Bald nach dem dreißig-
jährigen Kriege hatten es die Franzosen an sich gerissen; seit dem Jahre
1871 aber gehört es wieder zum deutschen Reiche. Weiter nördlich liegt am
Rhein der Begräbnisort der ehemaligen deutschen Kaiser, die Stadt Speier;
weiterhin kommen wir nach Worms, wo sich Luther im Jahre 1521 we-
gen seiner Lehren vor Kaiser und Reich verantworten mußte. Bet Mann-
heim vereinigt sich der schiffbare Neckar mit dem schon sehr breiten und
tiefen Rhein. Größer noch ist der Zufluß, den der Main herbeiführt. Von
Mainz an wendet sich der Strom wieder westlich. Die Ufergegend bis
Bingen ist der weinreiche Rheingau, der auch das Paradies Deutschlands
genannt wird. Bei dem lieblich gelegenen Koblenz empfängt der Rhein auf
dem linken Ufer von Frankreich her die wasserreiche Mosel. Ihr Lauf ist
vielfach gewunden und gekrümmt. An beiden Uferseiten erheben sich felsige
Bergwände, die entweder mit dunklen Laubwaldungen oder mit zahllosen
Weingärten besetzt sind. Gegenüber der Mosel, auf dem rechten Ufer, mündet
die Lahn; weiter unten treffen wir Ruhr und Lippe.
Die reichste und bevölkertste Stadt am deutschen Niederrhein ist das
ehrwürdige Köln mit seinem prächtigen Dome. Der Bau dieses herrlichen
Schleswig-holst. Kiiiderfreund. 20
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer]]
Extrahierte Personennamen: Gotthard
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Schaffhausen Schwarzwald Rhein Baden Elsaß Rheins Rhein Worms Rhein Main Mainz Rheingau Deutschlands Koblenz Rhein Frankreich Niederrhein
Und ihrem Leben.
129
Und im Herbste, welche Wonne
bring' ich in des Menschen Haus!
schaff' ihm eine neue Sonne,
wann die alte löschet aus."
So sich brüstend sprach die Rebe;
doch die Tanne blieb nicht stumm;
säuselnd sprach sie: „Gerne gebe
ich dir, Rebe, Preis und Ruhm.
Eines doch ist mir beschieden:
mehr zu laben als dein Wein
Lebensmüde; — welchen Frieden
schließen meine Bretter ein!"
Ob die Rebe sich gefangen
gab der Tanne, weiß ich nicht;
doch sie schwieg, und —Thränen hangen
sah ich ihr am Auge licht.
Kerner.
143. (185.) Das Renntier.
Das Renntier kommt an Größe aber nicht an Leichtigkeit der Gestalt
dem Damwild gleich. Seinen gedrungenen Körper tragen stämmige Beine,
die auf breiten, bei jedem Tritt knackend auseinanderweichenden Hufen ruhen.
Mit ihnen eilt das Renntier ebenso behende über den Schnee wie der Schwielen-
fuß des Dromedars über den Sand; und wie dieses ist es im stände, reißende
Gewässer leicht zu durchschwimmen. Auch die dichte, dunkle Behaarung, die
unter dem Halse eine Mähne bildet, kennzeichnet das Geschöpf der Winter-
zonen. Die Schaufeln seines vielästigen Geweihes dienen ihm als Waffe
und sein Fuß als Grabscheit, um im Winter, wenn alles Grün unter
dem Schnee begraben ist, die nährenden Flechten daraus hervorzuscharren.
Kopf und Hals des Renntiers sind kurz und dick, Vorderbug und Schultern
von massiger Stärke, als sei es von der Natur selbst zum Ziehen schwerer
Lasten auf beschwerlichen Wegen bestimmt.
Man weiß, daß das Leben der nördlichen Völker Europas und Asiens
mit dem Leben dieses Geschöpfes untrennbar verbunden ist. Es macht ihre
einzige Habe aus. Leichten und sicheren Fußes zieht es den Schlitten des
Lappen, trägt diesen selbst, labt ihn mit kräftiger Milch und giebt ihm
in seinem Fleische eine nahrhafte Speise. Es geht überhaupt von diesem
Tiere nichts ungenutzt verloren; selbst die Knochen und Sehnen weiß der
Lappe zu seinem ärmlichen Hausrate zu verwenden. Mit der Haut aber
kleidet und deckt er sich, behängt er sein Zelt, füllt er seinen Schlitten und
das Lager der Lebenden und Toten. Dazu ist Zähmung und Unterhalt der
Tiere fast mühelos. Es sucht den Menschen und bleibt ihm eigen, ohne
eines Hüters oder Obdachs zu bedürfen.
Die hohen, wüsten Felsklippen, die fürchterlichen Sümpfe, deren Decke
das bittere Renntiermoos und die Zwergmaulbeere trägt, sind seine Heimat.
Wo jene nahrungsreiche Flechte mit ihrem dürren, schneeweißen Wüchse Moore,
Felsen und Hänge überkleidet, da weiden überall die nach Hunderten und
Tausenden zählenden Herden dieser Tiere; und schon aus weiter Ferne erkennt
das Auge des Lappen den wandernden Wald von Geweihen. Aber wie den
Araber das Kamel, so und in noch viel höherem Grade zwingt den Lappen
Schleswig-holst. Kinderfreund. 9
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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130
Ii. Bilder aus der Natur
das Renntier zu einem steten Wanderleben. Nicht bloß der Wechsel der
Weiden sondern auch der der Jahreszeiten treibt den heimatlosen Hirten bald
auf die Berge bald zur Küste hinab, jetzt ins Dickicht der Wälder, jetzt hinaus
ans das freie Moor. Vergebens märe es, dem Verlangen der Tiere zu wehren.
Die ganze Herde würde gewaltsam entlaufen, um in wilder Freiheit mit ihren
Brüdern die Öde zu durchirren.
Es fehlt dem Renntier nicht an Feinden: Es hat sich gegen Bär und
Wolf zu verteidigen, trifft jenen mit dem Geweih und schlägt diesen mit
dem Huf, daß er betäubt zusammensinkt. Aber seine ärgste Feindin, die es
von dem Meere zu den Wäldern, von den Wäldern zu den Felsklippen jagt,
ist die Renntierbremse. Das Renntier kennt sie wohl; es erschrickt schon,
wenn es das Summen des nahenden Insekts vernimmt, weicht rechts, weicht
links, immer über ihm die Bremse. Sie läßt ihm ein Ei auf den Rücken
fallen; eine Larve kriecht daraus hervor, die sich in die Haut des Renntiers
bohrt, und es ist unter Qualen gezwungen, sie zu ernähren; sie puppt sich
ein, und aus der Raupe fliegt seine Feindin, die Bremse, wieder auf.
Die Schnelligkeit des Renntiers soll außerordentlich groß, wenn auch
nicht lange anhaltend sein. Es jagt klappernden Fußes über die weißen
Flächen, stürzt jähe Hänge blitzschnell hinab, kaum durch irgend ein Hinder-
nis in seinem Laufe gehemmt. Über einen nur halb zugefrorenen Fluß eilt
es im leichtesten Sprunge; und selbst wenn Nebel und Schneestürme alles
in Nacht verhüllen, setzt es den Weg fort, bis es plötzlich einmal wie vom
Instinkt gewarnt am Rande einer Kluft innehält, die doch auch sein scharfes
Auge schwerlich erkennen konnte.
Im Herbste sondert der Lappe aus der Herde, was er von ihrem älteren
Teile missen kann. Man begreift wohl, daß nur gerade so viele Tiere ge-
tötet werden, wie die Not gebietet; denn ohne eine ausreichende Anzahl
Renntiere würde die Familie oder der Stamm nicht mehr bestehen können.
Nichts fürchtet daher der Hirte des Nordens mehr als Krankheit der Tiere
oder Mißwachs der unersetzlichen Flechte. Solche Ursachen sind es gewesen,
die bereits einzelne jener nordischen Horden hinwegrafften oder bis auf zer-
streute Reste aufrieben. Nach Masius.
144. (106.) Der erste Schnee.
1. Ei, ei! wer hätte das gedacht,
dass in der einz’gen kurzen Nacht
sich unsre gute, liebe Erde
so ganz und gar verändern werde ?
2. Noch gestern sah sie kohl-
schwarz aus,
und heut schon putzt sie sich heraus;
sie hat ein schneeweiss Kleidchen an,
und tausend Sternlein funkeln dran.
3. O sagt: wer hat dies Kleid
gemacht ?
Wer hat die Erde so bedacht? —
Das hat der liebe Gott gethan;
der zog das Winterkleid ihr an.
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TM Hauptwörter (200): [T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei]]
Sage und Geschichte.
203
von der Alpe Rand, wo der Aar noch streift,
bis zur Küste, wo die Möwe schweift,
liegt ein schönes Land; 's ist mein Heimatland,
's ist mein liebes deutsches Vaterland.
2. Wo die Eiche kühn auf gen Himmel strebt
und die Treue tief im Herzen lebt,
wo der Buche Grün um uns Tempel baut
und die Lieb' aus jeder Hütte schaut:
ach! dies schöne Land, 's ist mein Heimatland,
's ist mein liebes deutsches Vaterland.
3. Auf, du deutsches Land, wahre deutschen Mut,
deutsche Treu' und deutscher Liebe Glut!
Wehre welschem Tand, Trug und Heuchelschein;
laß sie fern von deinen Hütten sein,
fern von dir, o Land, du mein Heimatland,
du mein liebes deutsches Vaterland! Schneider.
224. Deutschland.
Die weiten Fluren, die sich von dem Rande der Alpen im Süden
bis zur Nord- und Ostsee hinbreiten und sich von dem Wasgenwalde
und dem Gebiete des Rheins im Westen bis zum Quellgebiete der Oder
und über den Ausfluss der Weichsel hinaus nach Osten hin erstrecken,
nennen wir Deutschland.
Dieses Land gehört zu den schönsten Ländern, welche die Sonne
begrüsst in ihrem ewigen Laufe. Unter einem gemässigten Himmel, un-
bekannt mit der sengenden Glut des Südens wie mit der eisigen Er-
starrung des Nordens, bringt Deutschland alles hervor, was der Mensch
bedarf zur Erhaltung und zur Förderung des Geistes, ohne ihn zu ver-
weichlichen, zu verhärten, zu verderben. Der Boden ist fähig zu jeg-
lichem Anbau. Neben Moor und Heide, neben der mageren Frucht
des Buchweizens und des Hafers erfreuen das Auge des Menschen die
kräftigsten Fluren, geeignet zu den schönsten Saatfeldern und zu den
herrlichsten Erzeugnissen des Gartenbaus. Fruchtbäume prangen in
unermelslicher Menge. Unter Buchen und Tannen hebt die gewaltige
Eiche ihr Haupt zu den Wolken empor. An sonnigen Abhängen ge-
deiht der köstliche Wein, die Freude der Menschen. Kein reissendes
Tier schreckt, kein giftiges Gewürm droht; aber Überfluss gewährt das
Land an nützlichern Yieh, an kleinem wie an grossem; überall bietet es
dem Menschen Arbeit und Genuss.
In ihrem Innern birgt die Erde reiche Schätze. Aus unerschöpf-
lichen Quellen sprudelt sie freiwillig dem Menschen Heilung zu. Den
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
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Extrahierte Personennamen: Schneider
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Ostsee Rheins Deutschland Deutschland Heide
260
Iv. Bilder aus der Erdkunde.
Abends um 6 Uhr aufstehen; es ist alles einerlei. Finster ist es und
bleibt es, so dass mancher zuletzt gar nicht mehr wissen mag, ob es
denn eigentlich Tages- oder Nachtzeit ist.
So wird der Winter im hohen Norden von einer mehrere Monate
langen Nacht begleitet, wogegen der Sommer durch ebenso lange Gegen-
wart der Sonne entschädigt. So gut es aber auch dann die Sonne
meint, ein Sommer in unserm deutschen Vaterlande ist doch besser als
ein Sommer im Norden von Schweden und Norwegen. Zwar überziehen
sich in kurzer Zeit die Thäler mit einem saftigen, vollen Grün; auch
fehlt es nicht an Blüten mancherlei Art, und die Wärme steigert sich
mit jeder Stunde, da die abkühlende Nacht nicht eintritt; — aber an
Kirschen und Birnen ist nicht zu denken, ja nicht einmal an Kartoffeln ;
und Brot aus Roggen gilt als Leckerbissen. — Wer dort wohnt, der
bekommt keinen andern Baum zu sehen als die Tanne oder die Birke;
und wer aus unserm Vaterlande dort hinziehen will, der nehme nur
Abschied von den Buchenwäldern und Obstbäumen, von der Weinrebe
und den Weizenfeldern. Anfangs begleiten ihn zwar noch alte Bekannte:
Apfelbäume, Birnbäume, Buchen und Eichen; aber je weiter er reist,
je mehr bleibt ein Baum nach dem andern zurück, bis er zuletzt nur
noch die düstere Tanne und die zierliche Birke neben sich schaut.
Aber ehe er sich’s versieht, sind diese zu Zwergen zusammengeschrumpft,
die kauernd hinter Klippen und in Schluchten Schutz suchen. Hält er
immer noch nicht in seiner Wanderung inne, so nehmen auch diese
Zwerglein von ihm Abschied, und nun erinnert ihn nur noch ein Weiden-
gebüsch an sein Heimatland, bis auch dieses verschwindet und Heide-
kraut das endlose Wellenland überzieht, Moose und Flechten den Boden
polstern und als die einzig Unüberwindlichen über Frost und Schnee
frohlocken. Das Blöken der Schaf- und Rindviehherden hat sein Ohr
schon längst nicht mehr vernommen. Die Menschen, die er hier und
da etwa antrifft, kommen ihm fremdartig vor, kleiner als daheim, mit
einem andern Schnitt der Kleider und mit einem andern Gesicht. Es
sind die Lappländer, mit denen er im Norden von Schweden und
Norwegen Bekanntschaft macht.
Auch mit dem Renntiere wird er Freundschaft Schliessen müssen;
denn ohne dieses könnte er in Lappland gar nicht leben. Das Renntier
hat unter allen Hirscharten die gedrungenste und kräftigste Gestalt. Der
ganze Bau des Tieres ist zum Ertragen von Beschwerden, zum Ziehen
von Lasten eingerichtet. Auch weiss es sich auf einem Boden zu er-
nähren, der acht Monate des Jahres mit Schnee und Eis bedeckt ist.
Hunger erträgt es ohne viel Beschwerde; Moos ist sein Lieblingsgericht.
Trotz dieser kärglichen Nahrung überwindet es aber viel besser als das
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Sage und Geschichte.
261
Pferd alle Schwierigkeiten, die Schnee und Eisfelder bieten. Unglaub-
liches vermag es vor dem Schlitten zu leisten. Gude.
265. Der Sinai.
1. Kennst du dies Felsgerüste voll finstrer Majestät,
in unermeßner Wüste zum Predigtstuhl erhöht?
Zeuch aus, zeuch aus die Schuhe und sinke still ins Knie!
Hier ist Jehovahs Ruhe; das ist der Sinai!
2. Hier sprach er in der Wolke mit Mose, seinem Knecht;
hier gab er seinem Volke sein heilig Licht und Recht;
hier spürt noch still ergrausend, versteinert und verstarrt
das späteste Jahrtausend Jehovahs Gegenwart.
3. Durch diese Felsenöde klingt keines Vogels Ruf,
schallt keines Wandrers Rede, hallt keines Rosses Huf;
nur Gottes Winde tönen die alte Melodie;
nur Gottes Donner dröhnen wie einst am Sinai.
4. Kein buntes Blümlein sprießet an dieser Felsenwand;
kein silbern Bächlein fließet von diesen Höhn ins Land.
Hier welkt das ird'sche Leben, hier stirbt die Kreatur;
nur Gottes Adler schweben im einsamen Azur. Gerok.
266. In den Schweizer Alpen.
Auf den Schweizer Alpen weiden zahlreiche Viehherden, die von Hirten,
Älpler oder Sennen genannt, gehütet werden. Hier werden den kurzen
Sommer über jene weltberühmten Käse bereitet, deren Güte sich stets nach
der Höhe der Alp richtet, auf der sie gemacht werden, so daß die Käse der
höchsten Alpen denen weit vorgezogen werden, die in geringerer Höhe oder
gar in den Thälern bereitet werden. Die Männer versehen hier das Geschäft
des Melkens und der Käsebereitung. Butter wird wenig gemacht; sie ist
auch nicht von besonderer Güte. Während des Sommers wohnt der Senne
in hölzernen Hütten, Sennhütten genannt, in denen auch der Reisende oft
ein Obdach sucht, wobei er dann mit der einzigen Kost dieser Hirten, Milch,
Molken und Käse, vorlieb nehmen muß.
Wo die grünen Alpen aufhören, beginnt die Gegend des ewigen Eises
und Schnees, womit die höheren Gipfel bekleidet sind. Diese Grenze ist oft
so scharf abgeschnitten, daß man den einen Fuß auf Rasen, den andern auf
Eis setzen, mit der einen Hand den Schnee berühren, mit der anderen
blühende Pflanzen greifen kann. Die Berge mittlerer Größe oder solche,
deren Gipfel rund und flach sind, bedeckt gewöhnlich nur Schnee; die noch
höheren aber ragen oft mit ihren nackten Spitzen über Schnee und Eis
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
V. Geistliche und kirchengeschichtliche Stoffe.
389
367. (219.) Trost.
1. Wenn alles eben käme,
wie du gewollt es hast,
und Gott dir gar nichts nähme
und gäb' dir keine Last:
wie wär's da um dein Sterben,
du Menschenkind, bestellt?
Du müßtest fast verderben,
so lieb wär' dir die Welt.
368. Das Rauhe Haus
2. Nun fällt, eins nach dem andern,
manch süßes Band dir ab,
und heiter kannst du wandern
gen Himmel durch das Grab.
Dein Zagen ist gebrochen,
und deine Seele hofft. —
Dies ward schon oft gesprochen,
doch spricht man's nie zu oft.
Fouqug.
zu Horn bei Hamburg.
Wir wandern aus dem Getümmel der Grossstadt Hamburg ostwärts
hinaus durch verschiedene Yororte, an freundlichen Landhäusern in
blühenden Gärten vorüber bis nach Horn. Auf unsere Frage nach
dem Rauhen Hause weist man uns ein weites, offenes Thor, das eine
Hecke durchbricht, die das ganze Grundstück umschliefst. Wir treten
ein und befinden uns in einem grossen Garten, der an schönen Früh-
lingstagen in reicher Blütenfülle prangt. Zwischen den Bäumen hindurch
erblicken wir eine Anzahl kleiner und grosser Häuser. — Das Rauhe
Haus ist nicht etwa ein Haus sondern ein ganzes Dorf.
Wir lenken unsere Schritte zunächst nach der Direktorwohnung,
einem grünberankten, sehr einfachen Hause, die grüne Tanne genannt,
und bringen dort unsern Wunsch, das Rauhe Haus sehen zu dürfen,
vor. Sofort wird uns ein Führer mitgegeben, und wir treten unsere
Wanderung durch den blühenden Garten an. Wie wohlgepflegt sieht
alles aus! Man muss seine Herzensfreude daran haben. Da hält unser
Führer vor einem gar alten, schlichten, mit Stroh gedeckten Häuschen an;
„das alte Rauhe Haus“, sagt er mit ehrfurchtsvollem Ton. Wir stehen vor
der Wiege der grossen Anstalt. In dies Häuschen zog im Herbste des
Jahres 1833 der junge Kandidat Wiehern mit seiner Mutter und einigen
Knaben ein, um ihnen ein Vater zu werden. Man sieht’s dem Hause
an, dass es mit liebender Sorgfalt in seiner ursprünglichen Gestalt er-
halten und vor dem Verfall bewahrt wird. Wir finden in ihm die Wohn-
und Schlafräume einer Familie, d. h. einer Gruppe von zwölf Knaben,
die unter der Obhut eines Familienbruders hier wohnen; auch einige
andere Brüder wohnen in diesem Hause. In einem Zimmer befindet
sich ein Wichern-Museum: zahlreiche Bilder von ihm aus allen Lebens-
altern, sein Schreibtisch u. a. — In nächster Nähe des Hauses fällt uns
eine Kastanie auf. Sie sieht ziemlich traurig aus; an vielen Stellen
ist sie mit eisernen Bändern und Klammern zusammengehalten. Wir
wundern uns, dass man den alten, dürftig belaubten Baum nicht weg-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]