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grüben, die einen großen Theil der Stadt umziehen und schäd-
liche Ausdünstungen verbreiten. Augsburg hat nämlich noch
Fragmente von Festungswerken, hinter denen man stch im Falle
eines Krieges vielleicht ein paar Tage halten kann, die aber für
die Gesundheitsverhältnisse und die friedliche industrielle Entwick-
lung der Stadt sehr störend sind; denn einem Feinde würden
sie den Vorwand bieten, um alle die Landhäuser und Fabriken,
welche die Stadt umsäumen, dem Erdboden gleich zu machen.
Mit der Vernichtung der Fabriken aber, die jetzt für den Fall
eines Krieges fast alle der Willkühr des Festungscommandanten
preisgegeben sind, wäre der Wohlstand der Stadt vielleicht auf
Jahrhunderte vernichtet. Herausgeber.
16. Nürnbergs Künste Industrie und Handel.
Keine von allen vormaligen Reichsstädten kann an Groß-
artigkeit des Ansehens sich mit Nürnberg messen, und nur
von Prag mag es an Reiz und Pracht des Alterthums über-
troffen werden. «Wie ist Nürnberg doch so herrlich!" ruft ein
deutscher Schriftsteller aus. „Der Stempel der einstigen Selb-
ständigkeit schmückt noch seine hohe Stirn, und von seiner Burg
und seinen Türmen weht es noch wie alte Reichsfreiheit herab.
Jetzt hat es freilich seine Krone verloren, seitdem es (1806)
bayerische Kreisstadt geworden, aber noch immer ist es die Lieb-
lingsstadt des deutschen Volkes, die Heimat edler Künste und
freundlicher Gesittung, wie es vormals die Freundin des stolzen,
völkerbeberrschenden Venedigs war. Der diesem die Krone ent-
riß. nahm auch Nürnberg die reichsstädtische Freiheit: durch Na-
poleon ward es eine bayerische Stadt."
Nürnberg, nach München die größte Stadt Bayerns
(1856 mit 52,000 Einwohnern ohne Militär), liegt in Mittel-
franken. auf 12 niedrigen Hügeln erbaut, in einer zwar sandi-
gen, aber anmuthigen, durch den Fleiß der Bewohner größten-
theils in das fruchtbarste Gartenland umgeschassenen Ebene; die
Pegnitz, ein nicht bedeutender Fluß, trennt die Stadt in zwei
Theile, wovon der kleinere nördliche die Sebalder und der grö-
ßere südliche die Lorenzer Seite heißt. So weit wir auch immer
unsere deutschen Städte durchwandern mögen, wir begegnen
keiner, welche die Merkmale der verschiedenen Cultur- und Kunst-
epochen, denen unser Vaterland im Laufe der Jahrhunderte
unterworfen sein sollte, in so unverkennbaren Zügen an der
Stirn trüge, wie das alte und vielgepriesene Nürnberg. Schon
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sehr überladen ist, waren die Zugänge von dichten Menschen-
massen umlagert, des Erscheinens der Bischöfe gewärtig, die
dann zurückzogen nach dem reich decorierten bichöflichen Palast.
Nur mit Mühe vermochten wir uns durchzudrängen nach dem
abgelegenen Theile des Ufers, an welchem endlich das lang er-
wartete Dampfschiff anlegte.
Die Billets, die wir in Ludwigshafen gelöst, wiesen uns
an die Schiffe der Cölnischen Dampfschifffahrts-Gesellschaft, die
sich, nicht eben zum Vortheil des reisenden Publicums, mit der
Düsseldorfer Gesellschaft vereinigt hat; glücklicher Weise gibt es
jedoch noch eine Concurrenz, die Schiffe der niederländischen
Dampfschifffahrt, die sich schon dadurch empfehlen, daß ihr Ver-
deck einen Glas-Pavillon enthält, welcher dem Reisenden gestat-
tet, auch bei dem ungünstigsten Wetter die dumpfe Luft der
Cajüten zu fliehen und die entzückende Schönheit des Stromes
und der Ufer in vollen Zügen zu trinken. Zweimal brauste auf
der Strecke von Mainz bis Cöln ein Niederländer Dampfer, der
erst lange nach uns Mainz verlassen hatte, an uns vorüber. Die
langsamere Bewegung der Kölner Schiffe ist aber hauptsächlich
dadurch bedingt, daß sie fast an jeder Ortschaft, welche der Rhein
bespült, anlegen. Großartig ist übrigens der Verkehr auf dem
herrlichen Strom, der gegenwärtig, wenn wir die Schleppschiffe
und die kleinen Local - Dampfboote mit einschließen, von mehr
als 150 Dampfern durchfurcht wird. Gleichwohl baut man an
beiden Ufern noch an Eisenbahnen, selbst auf der durch Natur-
schönheiten ausgezeichneten Strecke von Bonn bis Mainz, wo
doch die Dampfsahrt auf dem Strome, unstreitig die ange-
nehmste Art des Reifens, von Touristen stets vorgezogen werden
wird. Die Eisenbahn von Bonn bis Rolandseck (Nonnenwerth
und dem Drachenfels gegenüber) und Remagen eine Fortsetzung
der Cöln Bonner Linie, ist bereits vollendet.
Die Physiognomie eines Rheindampfschiffes trägt stets einen
kosmopolitischen Charakter. Ein ungenannter deutscher Schrift-
steller schildert die Reisegesellschaft, die stets so ziemlich dieselbe
ist, treffend also: „Hier, das unumgängliche Stamm-Contingent
der Salons, eine englische Familie; er, irgend eine unterwegs
erstandene Nummer der Times (der größten englischen Zeitung,
die sich den „Mund Europas" nennt) verschlingend, oder mit
gekreuzten Beinen starr ins Weite schauend; sie, das rothge-
bundene Reisehandbuch (Handbook for travellers on the conti-
nent) controlierend, und vollständig befriedigt, wenn alles
„stimmt;" die Töchter — denn alle in Deutschland reisenden
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