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1. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 224

1858 - Osnabrück : Rackhorst
224 sehr überladen ist, waren die Zugänge von dichten Menschen- massen umlagert, des Erscheinens der Bischöfe gewärtig, die dann zurückzogen nach dem reich decorierten bichöflichen Palast. Nur mit Mühe vermochten wir uns durchzudrängen nach dem abgelegenen Theile des Ufers, an welchem endlich das lang er- wartete Dampfschiff anlegte. Die Billets, die wir in Ludwigshafen gelöst, wiesen uns an die Schiffe der Cölnischen Dampfschifffahrts-Gesellschaft, die sich, nicht eben zum Vortheil des reisenden Publicums, mit der Düsseldorfer Gesellschaft vereinigt hat; glücklicher Weise gibt es jedoch noch eine Concurrenz, die Schiffe der niederländischen Dampfschifffahrt, die sich schon dadurch empfehlen, daß ihr Ver- deck einen Glas-Pavillon enthält, welcher dem Reisenden gestat- tet, auch bei dem ungünstigsten Wetter die dumpfe Luft der Cajüten zu fliehen und die entzückende Schönheit des Stromes und der Ufer in vollen Zügen zu trinken. Zweimal brauste auf der Strecke von Mainz bis Cöln ein Niederländer Dampfer, der erst lange nach uns Mainz verlassen hatte, an uns vorüber. Die langsamere Bewegung der Kölner Schiffe ist aber hauptsächlich dadurch bedingt, daß sie fast an jeder Ortschaft, welche der Rhein bespült, anlegen. Großartig ist übrigens der Verkehr auf dem herrlichen Strom, der gegenwärtig, wenn wir die Schleppschiffe und die kleinen Local - Dampfboote mit einschließen, von mehr als 150 Dampfern durchfurcht wird. Gleichwohl baut man an beiden Ufern noch an Eisenbahnen, selbst auf der durch Natur- schönheiten ausgezeichneten Strecke von Bonn bis Mainz, wo doch die Dampfsahrt auf dem Strome, unstreitig die ange- nehmste Art des Reifens, von Touristen stets vorgezogen werden wird. Die Eisenbahn von Bonn bis Rolandseck (Nonnenwerth und dem Drachenfels gegenüber) und Remagen eine Fortsetzung der Cöln Bonner Linie, ist bereits vollendet. Die Physiognomie eines Rheindampfschiffes trägt stets einen kosmopolitischen Charakter. Ein ungenannter deutscher Schrift- steller schildert die Reisegesellschaft, die stets so ziemlich dieselbe ist, treffend also: „Hier, das unumgängliche Stamm-Contingent der Salons, eine englische Familie; er, irgend eine unterwegs erstandene Nummer der Times (der größten englischen Zeitung, die sich den „Mund Europas" nennt) verschlingend, oder mit gekreuzten Beinen starr ins Weite schauend; sie, das rothge- bundene Reisehandbuch (Handbook for travellers on the conti- nent) controlierend, und vollständig befriedigt, wenn alles „stimmt;" die Töchter — denn alle in Deutschland reisenden

2. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 447

1858 - Osnabrück : Rackhorst
447 Barken kreisten in den Gassen umher, und führten die Lust- wandelnden, sowie die ambulanten Kaufleute an ihren Bestim- mungsort. Der Engländer Robert Fortune gibt in seinen »Dreijährigen Wanderungen in den Nordprovinzen von China" von dieser Stadt der Schiffe folgende Beschreibung: Eine der merkwürdig- sten Erscheinungen auf dem Canton-Flusse ist die ungeheure An- zahl von Booten, die neben den fremden Factoreien längs des ganzen Ufers vor Anker liegt. Es flnd da Hunderttausende aller Art und Größe, von dem prächtigen Blumenboot, wie es ge- nannt wird, bis zum kleinen Barbierboot hinab, eine große schwimmende Stadt bildend, und bevölkert von einer Ungeheuern Zahl menschlicher Wesen. Wenn man den Fluß hinaufsegelt, kann man ein sehr kleines Boot wahrnehmen, vielleicht das kleinste, welches einem je zu Gesicht gekommen ist, nichts weiter als ein paar an einander befestigte Bretter. Dies ist des Barbiers Boot, welcher darauf ausgeht oder schwimmt, seiner täglichen Beschäf- tigung des Kopfrasierens, Augen- und Ohrenkitzelns bei den Chinesen obzuliegen. Nebenbei gesagt, hat dieser Barbier viel zu verantworten; denn seine Praxis hat auf die Augen und Ohren seiner Landsleute einen höchst nachtheiligcn Einfluß. Er handhabt jedoch sein kleines Boot mit großer Geschicklichkeit und versteht es, seine Nußschale und sich selbst mit Leichtigkeit und Schnellig- keit durch die schwimmende Stadt von Booten, größer und mächtiger als sein eigenes, hindurchzuschieben. Dann sieht man Boote verschiedener Größe, in drei Abtheilungen getheilt und außerordentlich reinlich und nett gehalten. Diese werden von Eingebornen oder Fremden für den Zweck gemiethet, zu den großen Dschonken oder andern Schiffen hinüberzufahren, die auf dem Fluß vor Anker liegen, oder für kleine Ausflüge nach der Insel Honan, den Fä-Ti-Gärten oder nach ähnlichen Orten. Die mittlere Abtheilung des Bootes bildet ein sehr reinliches, kleines Zimmer, hat Fenster an den Seiten und ist mit Gemälden und Blumen verschiedener Art ausgeschmückt. Die Abtheilung am Bug wird von den Ruderern eingenommen, und die am Stern dient dazu, für die Familie, welcher das Boot gehört, die Nah- rung zu bereiten. Die Boote der Hong-Kaufleute (so nennen die Engländer die für den auswärtigen Handel privilegierten chinesischen Kauf- leute von Hong, welches Speicher bedeutet,) und die großen Blumenboote sind prachtvoll. Wie die andern sind sie in Abthei- lungen getheilt, jedoch prächtiger und kostbarer gebaut. Der Leser

3. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 248

1858 - Osnabrück : Rackhorst
248 der Einkehr König Ernst Augusts in seine deutschen Paläste, zu Ende Iunius 1637, für sie wie für das ganze Land eine neue Epoche ein. Dieses Selbständigwerden der alten Welfenländer und das Walten des eignen Fürsten im eignen Lande war ein bedeutsamer Wendepunkt. Der greise König Ernst August, der seine Aufgabe mit großer Energie ergriff, schaute wieder wie Heinrich der Löwe zur See hinaus. Er traf alle Einleitungen, die alte Tradition zu beseitigen, daß Hannover nur ein Ackerbau- staat sei, daß drei Häfen zu viel seien für das kleine Land. Man würde die Wirkungen zeitiger und nachdrücklicher verspürt haben, wenn die schon 1842 aufgenommenen Unterhandlungen wegen Anschlusses an den deutschen Zollverein nicht erst 1851 zum Ziele geführt hätten. Jetzt blieben die schönsten Resultate dem Nachfolger, König Georg V., Vorbehalten. Vor allem nahm Emden Ernst Augusts Aufmerksamkeit in Anspruch, dessen Verkehr sich um das Jahr 1837 durchschnittlich auf 310 Seeschiffe belief, wozu noch die nicht unbedeutende Rhederei Leers zu rechnen ist, dessen Emstiefe sich für kleinere Seeschiffe noch eignet, so wie auch noch Papenburg mit bedeu- tendem Schiffbau und Rhederei. Alsbald kam der mit Preußen 1816 abgeschlossene Vertrag zur Ausführung und die Ems wurde bis Greven hinauf schiffbar. Jetzt 1843 erhielt Emden die erste Chaussee, welche ihm den Landtransport auf Oldenburg, Delmen- horst und Syke ermöglichte. Dann begannen die Hafenbauten von Harburg und Emden ziemlich gleichzeitig (1844 und 1845). Nachdem ein großer Theil des seichten Dollart eingedeicht und dadurch der Delft, das eigentliche Fahrwasser Emdens, in der Zeit von 1845 — 1850 gerichtet worden, fanden fortan Seeschiffe von 1000 bis 1200 Tonnen im dortigen Außenhafen genügende Tiefe, und Schiffe von 500 bis 600 Tonnen fahren im innern Hafen bis an die Pack- und Lagerhäuser der Kaufleute heran. Emden besaß 1845 66 Seeschiffe von 75—200 Tonnen und 44 Seeschiffe zu 250 bis 600 Tonnen, während ganz Ostsriesland — wohl mit Ein- schluß von Papenburg — um diese Zeit die ansehnliche Zahl von 550 Seeschiffen mit 36 —40,000 Tonnen Tragfähigkeit auf- zuweisen hatte. — Bei der Beschränktheit des inländischen Han- delsgebietes fanden jedoch die Handelskräfte von Emden und Leer nicht hinreichende Beschäftigung. Der Verbrauch war nicht bedeutend genug, um außereuropäische Waren in großen Ladun- gen direct zu beziehen. Sie sahen sich genöthigt, diese vom frem- den Zwischenhandel in London, Amsterdam, Hamburg und Bre-

4. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 306

1858 - Osnabrück : Rackhorst
306 richtiger Halbinsel Portsea, welche mehr als 5000 engl. Morgen (acres) sehr fruchtbaren Landes enthält; an der Südwest-Ecke die- ser Insel liegt Portsmouth und unmittelbar nördlich daran die bedeutend größere Stadt Portsea, ursprünglich eine offene Vor- stadt von Portsmouth, jetzt mit dieser durch Befestigungswerke so verbunden, daß die Grenze zwischen beiden Städten schwer zu erkennen ist. Oestlich von der Insel Portsea bildet das Meer einen neuen großen Einschnitt, aber von geringerer Tieft, als der Hafen von Portsmouth. Uebrigens sollen schon die Römer- in dem nördlich am Hafenbecken von Portsmouth gelegenen Portchester eine Niederlassung gehabt haben, und in den Namen Gosport, Portsmouth, Portsea, Portchester, Portsdown ist die römische Benennung für Hafen (portas) leicht zu erkennen. Bevor wir in das Dockyard Einlaß erhalten, schauen wir uns die Schwesterstädte (twin towns) Portsmouth und Portsea etwas genauer an; beide bieten indessen in ihren Straßen, Plätzen, Gebäuden nichts dar, was zu einem länger» Aufenthalt einladen könnte: die Städte scheinen für das See-Arsenal ge- macht, nicht das Arsenal für die Städte. Soldaten, Matrosen und Arbeiter in den Seemagazinen sind die drei tonangebenden Classen der Gesellschaft, oder, wie ein Engländer sich ausdrückte, „Every thing looks and breathes and smells of soldiers, sai- lors and docksmen.“ — Portsmoutb hat indeß ein stattliche- res Ansehen, als das fast fünfmal so stark bevölkerte Portsea; beide Städte werden unter dem Namen Portsmouth häufig als ein Ganzes betrachtet und haben zusammen über 70,000 Ein- wohner; das gegenüberliegende Gosport, welches ein mehr dorf- artiges Ansehen hat, zählt deren gegen 16,000. Als wir von unserm Spaziergange durch die Straßen zu- rückkehrten nach unserm inr südlichen Theile von Portsmouth hübsch am Wasser gelegenen Hotel mit der Aussicht auf den Hafen und die Rhede, war es Zeit geworden zur Besichtigung des Dockyard, welches in der Nordwest-Ecke von Portsea ge- legen und an den Landseiten mit einem Wall umgeben, für sich selbst eine Stadt bildet und zwar von nicht geringem Uinfange. Nachdem wir in einem Vorzimmer des Eingangsgebäudes unsere Namen in ein Buch eingetragen hatten und diese von einem alten Seeofsicier (dem Admiral-Superintendent, wenn wir nicht irren) sorgfältig mit den von der Admiralität aus London ein- gesandten verglichen worden waren, führte uns ein sehr wohl unterrichteter Beamter der Anstalt durch alle Räume, welche dem englischen Publicum zugänglich sind, und zuletzt noch wegen un- »

5. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 287

1858 - Osnabrück : Rackhorst
287 darf eben so wenig behauptet werden; denn, sagt ein urtheils- fähiger Engländer, wenn man erwägt, daß unter jungen Leuten, die, der Aufsicht der Ihrigen entrückt und meist mit wohlgespick- tem Geldbeutel versehen, gerade in der unlenksamsten Lebens- periode in so großer Zahl zusammen leben, immer einige Aus- brüche der Rohheit und des Uebermuths (exuberanees of the animal spirit) Vorkommen werden: so muß man zugeben, daß das Nebel doch vergleichsweise gering ist, und daß unsere Stu- denten im allgemeinen eine wackere, mannhafte, vielversprechende Körperschaft sind, eifrig im Studium, achtbar in ihrem sittlichen Betragen und fein in ihrem äußeren Benehmen (gentlemen in manners). Oft hört man auch den kirchlichen Geist ihrer Uni- versitäten von Engländern rühmen; wir aber können die Aus- schließung aller Katholiken und Dissenters (d. b. der von der Staatskirche abweichenden Protestanten) nicht billigen. Vom Herausgeber. 3. Londons Umfang und Bevölkerung, sonst und ^ctzt. London. „A mighty mass of brick and smoke and shipping, Dirty and dusky, but as wide as eye Could reach, with here and there a sail just skipping In sight, then lost amidst the forestry Of masts, a wilderness of steeples peeping On tiptoe, through their sea-coal canopy; A huge dun cupola, like a foolscap crown On a fool’s head and there is London town!“ (Don Juan Ix. 82.) Nicht schmeichelhaft ist das Bild, welches Lord Byron hier von der großen Weltstadt entwirft: Eine gewaltige Masse von Ziegelsteinen und Rauch und Schiffen, schmutzig und düster, aber groß, so weit das Auge rei- chen konnte, hier und da ein Segel gerade in die Augen sprin- gend, dann verloren im Mastenwald; eine Wildniß von Tür- men mit der Spitze blickend durch ihren Steinkohlen-Himmel; eine ungeheuere schwarzbraune Kuppel (die Paulskirche), gleich einer papiernen Krone auf eines Narren Haupt — das ist die Stadt London! Die Beantwortung der Frage nach den Vorzügen, oder Nach- theilen, dem Reiz, oder der Unannehmlichkeit einer Stadt wie

6. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 333

1858 - Osnabrück : Rackhorst
333 marine der französischen überlegen. Gleichwohl hat Frankreich in der neuesten Zeit, besonders seit 1839, eine gewaltige Seemacht aufgestellt, und da die Dampfkraft den Mangel einer tüchtigen Seemannschaft, wie sie auf der Handelsflotte hauptsächlich gebil- det wird, wenigstens einigermaßen zu ersetzen im Stande ist, so suchen die Franzosen es der englischen Flotte möglichst gleich zu thun. Jetzt ist Frankreich unbestritten die zweite Seemacht der Erde und seine Kriegsflotte, die seitdem noch bedeutend vermehrt wurde, bestand 1854 aus 101 Schiffen mit 4612 Kanonen und im Jahre 1858 sollte die Zahl der großen Linienschiffe (Schrau- bendampfer) auf 24 gebracht werden. Als Landmacht war Frankreich von jeher ausgezeichnet; Vaterlandsliebe und Ruhmbegier („la gloire“) sind im Stande, die Franzosen zu den glänzendsten Thaten zu begeistern („nous sommes une nation gui agit toujours par entraînement,“ sagt Thiers) ; das hat sich noch im letzten Kriege mit Rußland, in den Kämpfen vor Sébastopol, wo nichts dem begeisterten Ungestüm des französischen Angriffs zu widerstehen vermochte, glänzend be- währt. — Zum Schluffe noch ein Wort über die französischen Univer- sitäten. Universitäten im deutschen Sinne des Wortes (uuivorsi- tas litorarum) gibt es in Frankreich nicht; université de France heißt die höchste Unterrichtsbehörde. Wenn man Paris und Straß- burg bisweilen als Universitäten anführt, so hat dies nur den Sinn, daß die verschiedenen höhern Schulen, die bei uns ein Ganzes bilden, dort neben einander bestehen, als faculté de théologie, école de droit, école de médecine, faculté ès (d. h. des) lettres und faculté ès sciences. Zu einer franzö- sischen Hochschule (académie) gehört wesentlich, was bei uns die „philosophische Faeultät" ausmacht, faculté ès lettres und faculté ès sciences. Solcher Universitäten oder Akademien gibt es jetzt, nach dem Unterrichtsgesetz von 1854, 16, nämlich: Aix, (spr. Ä, nicht wie in Aix-la-Chapelle Äx), Besancon, Bordeaux, Caen (spr. Kang), Clermont, Dijon, Douai, Grenoble, Lyon, Mont- pellier, Nancy, Paris, Poitiers, Rennes, Slraßburg, Toulouse. Daß die Pariser hohen Schulen die besten und besuchtesten sind, versteht sich bei der französischen Centralisation von selbst. Daß es aber trotz der großen Anzahl der Universitäten und höhern Bildungsanstalten mit der allgemeinen Schulbildung in Frankreich noch immer schlecht steht, beweist der Umstand, daß fast ein Drittel der Männer, und mehr als die Hälfte der Frauen, welche im Jahre 1853 heiratheten, weder lesen noch schreiben konnte. Dom Herausgeber.

7. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 448

1858 - Osnabrück : Rackhorst
448 muß sich eine Art hölzernen Hauses denken, auf dem Boden des Schiffes errichtet, mit dem Eingang gegen den Bug zu, und einem Raume für den Bootsmann zum Stehen und Rudern. Da der Eingang die Front bildet, so ist er in sehr prachtvollem Stil geschnitzt, zu dem, was inwendig zu sehen ist, gleichsam das Vorspiel bildend. Eine Menge Laternen hängen von der Decke dieser schönen Prunkcajüten herab; Spiegel, Gemälde und Gedichte schmücken die Wände, und alle die Eigenthümlichkeiten dieses sonderbaren Volkes zeigen sich in ihren schwimmenden Pa- lästen unserm Blick. Ferner gibt es da Handelsboote, welche die Kaufleute dazu benutzen, nach den Schiffen zu Whampoa Güter zu bringen, Ueberfahrtsboote nach Hongkong, Macao und andern Theilen des Landes, Mandarin- (d. h. Beamten-) Boote mit ihren vie- len Rudern, welche sonderbar aussehen, wenn sie den Fluß auf- und abfahren, und endlich die großen, plumpen, seefahrenden Dschonken. Zu festlichen Zeiten hat der Fluß ein vorzüglich fröh- liches und auffallendes Ansehen, hauptsächlich bei Nacht, wenn die Laternen angesteckt sind und zahllose durch sie heiter aufge- schmückte Boote sich in Front der Factorei auf- und abbewegen. Die zu solchen Zeiten durch die wilden und mitunter klagenden Melodien der chinesischen Musik auf den Fremden hervorgebrachte Wirkung, der geräuschvolle Gang, die dicke und schwüle Luft, das seltsame Volk, voll von Eigenthümlichkeiten und Einfällen, ist von der Art, daß man es nie vergessen kann, und es im Geist eine Mischung von Vergnügen, Mitleid, Bewunderung und Verachtung zurückläßt. In dem Ganzen dieser Ungeheuern schwim- menden Stadt herrscht durchweg die größte Regelmäßigkeit; die großen Boote sind in Reihen gruppiert, Straßen bildend, durch welche die kleinern Barken hin- und herfahren, wie die Kutschen und andere Gefährte in einer großen Stadt. Die Familien, welche auf diese Weise leben, scheinen für Blumen besonders eingenom- men zu sein, die sie in Töpfen ziehen, entweder oben auf dem Stern ihrer Boote, oder in ihren kleinen Zimmern. Der chinesische Lebensbaum, die Gardenien, Cycas revoluta, Hahnenkämme und Orangen scheinen bei ihnen am meisten beliebt zu sein. Ein Götzenhaus, oft allerdings klein, aber doch ein Ort der Gottes- verehrung, ist für alle diese schwimmenden Häuser unentbehrlich. Hier werden der Götzenstock und das Oel täglich verbrannt und bilden den Weihrauch, den diese armen Leute ihrer eingebildeten Gottheit täglich darbringen. Cantons Stadt und Vorstädte sollen gegen eine Million

8. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 475

1858 - Osnabrück : Rackhorst
475 und mit nach Whydah zu nehmen; doch als er die Kosten be- rechnete, ward er anderen Sinnes und tröstete sich damit, daß sie es ja hier auch gut habe. Nach John Dun can. Iv. Amerika. 1. Zunehmende Macht und Größe der Vereinigten Staaten. Schon jetzt sind die Pankees in Bezug auf Schifffahrt das erste Volk der Welt, der Gehalt ihrer Strom- und Seefahrzeuge hatte schon 1854 die ungeheure Ziffer von 5 Millionen Tonnen erreicht; sie stehen in direkten Handelsbeziehungen mit nicht we- niger als 83 verschiedenen Staaten und Inseln. Während ihre Besitzungen über die ganze Breite eines gewaltigen Festlandes, welches mehr als 3 Millionen englischer lum. compact zusam- men liegenden Landes umfaßt, sich ausdehnen: sind sie, obwohl an Wesen und Charakter viel kontinentaler, als die Engländer, doch ein entschieden maritimes Volk geworden; ihre Küsten wer- den auf langen Strecken von den beiden Weltmeeren bespült, und der größte Strom des Landes mündet in jenen mexikani- schen Golf, der sammt dem caraibischen Mittelmeer in unfern Tagen eine größere Bedeutung gewonnen hat, als je zuvor. — Cuba, die Perle der Antillen, werden sie erwerben, sagen die Amerikaner, und sie nennen das manifest destiny! — Die Südsee, das ist nicht mehr zweifelhaft, wird amerikanisch. Der stille Ocean, den sonst eine einsame spanische Silbergallione von Acapulco nach Manila befuhr, sieht jetzt in einem Jahre mehr Schiffe, als im ganzen 18. Jahrhunderte. Dampfer laufen vom Pugetsunde (im Oregon-Gebiete) bis zu den Häfen des südlichen Chile, von St. Francisko nach Honolulu (die Sandwichs-Inseln werden dem amerikanischen Staatenbunde ohne Zweifel bald einverleibt werden); kein wichtiger Punkt der Westküste ist ohne regelmäßige Verbindung mit allen andern. Von den 500—700 amerikanischen Walfischfängern kreuzen unablässig mehr als 200 in jenem Ungeheuern Meeresraum zwischen der Behringsstraße und dem Eise des Südpolarlandes und von der chinesischen See bis zum californischen Gestade. Auf den chinesischen und hinterindischen Märkten sind die Nordamerikaner die rührigsten Nebenbuhler Englands: die Ein-

9. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 481

1858 - Osnabrück : Rackhorst
481 im Auge behielt, dem konnte die schon vor mehreren Jahren aufgetauchte Behauptung, daß auch Amerikaner an jenem ein- träglichen Geschäft Antheil hätten, trotz der vielseitig und augen- fällig zur Schau getragenen Religiösität und Moral, nicht un- glaublich erscheinen. Allein der neuesten Zeit war es Vorbehalten, dieser Vermu- thung die augenfälligste und klarste Bestätigung zu geben; die nachstehenden Thatsachen verdanken wir der unbeschränkten Oeffent- lichkeit des amerikanischen Gerichtsverfahrens. Im Spätjahr 1854 wurde in der Stadt New-Port vor einem Gerichtshof der Vereinigten Staaten ein Mann des Sclavenhandels angeklagt, dessen actenmäßig festgestellte Angaben über den gegenwärtigen Umfang des Sclavenhandels und die Art seines Betriebes ein überraschendes Licht verbreiteten. New-Pork — so behauptet dieser Mann, Capitän Smith, — bildet den Haupt- und Centralpunkt für den gesammten Sclavenhandel, wie er bis zum heutigen Tage noch auf der westlichen Hemisphäre im Schwünge ist. Weder in irgend einer Stadt Cubas, noch Brasiliens wird das Geschäft in solchem Umfang, mit so beträchtlichem Capital und in so großartigem Maßstab betrieben. Wenn auch nicht immer die Eigenthümer der Schiffe, die eigentlichen Unternehmer des Geschäfts, in New-Pork ansässig sind, so werden doch die für den Sclavenhandel bestimm- ten Fahrzeuge dort ausgerüstet, und Handelsfirmen von bedeu- tendem Rufe nehmen keinen Anstand, sich dabei zu betheiligen. Auch in andern Seestädten der atlantischen Staaten, wie in Boston, Philadelphia, vorzüglich aber in Baltimore, werden fort- während Sclavenschiffe, die nach der afrikanischen Küste bestimmt sind, ausgerüstet; keine andere Stadt aber kann sich mit New- Uork messen. Im Jahr 1853 haben den Hafen von New-Pork 35 solcher, nichts weniger als mit besonderer Vorsicht ausgerüste- ten Fahrzeuge verlassen, ohne daß auch nur in einem einzigen Falle von den Behörden ein beträchtliches Hinderniß in den Weg gelegt worden wäre. Im Laufe des Jahres 1854 war das Geschäft etwas gedrückt, doch sind mindestens 20 Schiffe allein von New-Pork abgegangen. Die für den Sclaventransport die- nenden Schiffe sind gewöhnlich kleine, scheinbar nur für den Küstenhandel bestimmte Fahrzeuge von 200 bis 500 Tonnen, die meisten derselben werden mit besonderer Berücksichtigung ihres Zweckes auf den Schiffswerften der Neu-Englandstaaten (Maine, New-Hampshire, Massachusetts, Rhode-Island, Connecticut und Vermont) gebaut und von da nach New-Pork gebracht, um die 31

10. Bilder aus der Länder- und Völkerkunde, wie auch aus der Physik der Erde - S. 497

1858 - Osnabrück : Rackhorst
497 Ländern; man Hai nämlich die Absicht eine directe Fahrt zwi- schen Honolulu und Panama herzustellen. Nun ist nur noch eine einzige Lücke vorhanden, welche uns verhindert, mit Dampfkraft um die Welt zu fahren. Dampfschiffe und Dampfwagen umkreisen den Erdball, aber aus der Land- enge von Suez hat man auch heute noch kein anderes Be- förderungsmittel als das patriarchalische Kamel, das Schiff der Wüste, oder das Pferd. Bei der Ungeheuern Bedeutung, welche diese kleine Strecke im Lande der Pharaonen für ganz Europa gewonnen har, darf man wohl erwarten, daß es endlich gelin- gen werde, den arabischen Golf, der unfern Strom zum fernen Morgenlande bildet, und das Mittelmeer, vermöge eines großen Schifffahrtskanals, zu verbinden, und nebenher auch eine Eisenbahn zu bauen. Ein Schienenweg allein wäre eine halbe Maßregel, und es würde sich bald zeigen, daß er ein unzurei- chendes Verkehrsmittel abgäbe; ein kleiner Kanal wäre zweck- los. Man soll nicht vergessen, daß heute im gesummten Welt- verkehr alles große Dimensionen gewonnen hat, und daß man kleine Maßstäbe nicht mehr anlegen darf. Man würde Zeit und Geld verschwenden und keineswegs den Zweck erreichen. Ein Kanal durch Aegypten muß Dreimaster bis zu mindestens ein- tausend Tonnen tragen können, damit man, ohne umzuladen, von Triest, Hamburg, Marseille, Rotterdam und London quer- durch das Land nach Cnlcutta, Batavia und Hongkong fahren könne. Nur dann wird er seine Aufgabe erfüllen. Er erscheint aber als eine Sache der Nothwendigkeit, wenn Amerika nicht einen immer 'größern Vorsprung gewinnen soll, welchen die andern maritimen Völker im Fortgange der Zeit empfindlich genug ver- spüren würden. Ein Kanal nach Suez *) ist eine Lebensfrage für den europäischen Wohlstand. *) Bekanntlich ist schon seit einigen Jahren von dem französi- schen Consul Lesscps in Alexandria die Erlaubniß zum Bau deö Suez-Kanals erwirkt, und hauptsächlich ans Veranlassung von Frank- reich und Oesterreich — England scheint mehr gegen das Project zu sein — hat eine wissenschaftliche Commission die Ausführbarkeit und Zweckmäßigkeit der verschiedenen Plane untersucht. Es soll, in Ver- bindung mit einem Süßwasser-Kanal, ein directer für große See- schissc fahrbarer Kanal von Suez nach dem Meerbusen von Pelnsinm und zwar nach einem westlich von den Trümmern deö alten Pelu- sium anznlegenden Hafen gebaut werden. Die Kosten für die beiden Kanäle und die Hasenbaulen bei Pelnsinm und Suez sollen 200 Mil- lionen Franken nickt überschreiten. Ob und wann dieser immerhin 32
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