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1. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 20

1892 - Osterburg : Danehl
20 Bilder aus der älteren deutschen Geschichte. endetem Kampfe von neuem, damit es den Glauben ihrer Väter rette. Einmal hatten die Sachsen das Heer Karls aus einem Hinterhalte überfallen und ein großes Blutbad unter Karls Kriegern angerichtet. Da wurde Karl von furchtbarem Zorn entflammt und ließ an einem Tage 4500 Sachsen hinrichten. Das Sachsenvolk suchte noch einmal alles aufzubieten, um diese Blutthat zu rächen. Wiederum stürmte Wittekind durch das Land und rüstete zum Kampfe gegen Karl, aber er wird ge-fch lagen und muß zuletzt als Flüchtling im Lande umherirren. — Nun wankt auch sein Glaube an die alten Götter. Ihn zieht es mehr und mehr zu dem Gott hin, dem der große Karl dient; von dem Gott der Christen möchte er mehr hören. Darum schleicht er sich, als Bettler verkleidet, in das Lager seines Feindes. Karl will eben in der erleuchteten Kirche das heilige Weihnachtsfest feiern, als sich ein Bettler ihm nahet, der der Feier beiwohnen möchte. Wittekind sieht mit Staunen den im Kerzenglanze strahlenden Weihnachtsbaum und hört mit Verwunderung von dem Christkindlein, das der Erde den Frieden gebracht hat. Endlich faltet der Sachse seine Hände; sein Auge wird feucht, und er betet mit zu dem allmächtigen Gott, vor dem auch der große Karl im Staube liegt. Diese Weihnachtsfeier machte auf Wittekind einen solchen ergreifenden Eindruck, daß er sich dem Karl ergiebt und um die heilige Taufe bittet. Mit freudigem Herzen willigte Karl ein, und fo wurde aus dem wilden Heiden ein gläubiger Christ. Mit seiner Überwindung ist auch der Widerstand des Sachsenvolkes gegen das Evangelium gebrochen. Ein neues Leben erfüllt plötzlich die Herzen dieses Volkes. Nachdem in der Nähe von Wolmirstedt die ersten Sachsen die Taufe empfangen hatten, 782 n. Chr., kommen sie scharenweise und geloben, fortan dem Gotte Karls dienen zu wollen. Nun war auch hier die Macht des Heidentums vernichtet, aber erst in der langen Zeit von 31 Jahren ist dieses Ziel erreicht worden. — 3. Karl im Schmuck der Kaiserkrone. Als Karl einst zu Paderborn Hof hielt, erschien vor ihm der Papst Leo Iii. und bat ihn flehentlich um Hilfe wider diejenigen, welche ihn bei einer Prozession in Rom so arg mißhandelt hatten. Karl sagte ihm seinen Beistand zu, zog bald nach Rom und bestrafte die Schuldigen sehr hart. Am Weihnachtsfeste begab sich Karl in die Peterskirche. Als er am Altar zum Gebet niederkniete, trat der ihm zu großem Danke verpflichtete Papst hinzu und schmückte das Haupt Karls mit der Kaiserkrone (800 n. Chr.), worauf das versammelte Volk in den Jubelruf ausbrach: „Leben und L>ieg dem von Gott gekrönten großen, friedfertigen Kaiser der Römer!" Durch diesen wichtigen Akt hatte ihn der Papst nicht nur zum Kaiser, sondern

2. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 33

1892 - Osterburg : Danehl
Bilder aus der älteren deutschen Geschichte. 33 Volk seinen Haß fühlen lassen. Um es recht zu kränken, ließ er im Sachsenlande feste Burgen errichten, auch hielt er sich mit seinem zahlreichen Gefolge fast immer in diesen Burgen auf und nötigte somit das Sachsenvolk zur Zahlung großer Abgaben, die zur Unterhaltung des kaiserlichen Hofes entrichtet werden mußten. Darüber wurden die Sachsen furchtbar erbittert und forderten von Kaiser Heinrich Abhilfe dieses Mißstandes. Als Kaiser Heinrich ihren Bitten kein Gehör schenkte, zogen sie in großer Zahl vor die stärkste aller Burgen, die Harzburg, um den Kaiser zur Erfüllung der ihm vorgetragenen Bitten zu zwingen. Die Sachsen forderten, Kaiser Heinrich solle die ausgeführten Zwingburgen niederreißen lassen, widrigenfalls sie ihre Freiheit bis auf deu letzten Blutstropfen verteidigen würden. Heinrich wollte aber darauf nicht eingehen. Um ihrer Wut zu entgehen, entfloh Heinrich noch in derselben Nacht aus der Burg und eilte, von einem Diener begleitet, durch die Harzwälder nach Eschwege a. d. Werra. Die Sachsen, darüber sehr erbittert, erstürmten die Zwingburgen und machten sie dem Erdboden gleich. Ein Bauernhause drang auch in die Harzburg ein, steckte die Schloßkirche in Brand, zerbrach den Altar, raubte die heiligen Gefäße und verübte die schändlichsten Gräuel. Ja, sie stiegen sogar in die Kaisergruft hinab, holten aus derselben die Gebeine des Bruders und Sohnes des Kaisers herauf und zerstreneten sie. Diese Schandthat empörte alle Fürsten Deutschlands, und sie traten alle auf Heinrichs Seite. Dieser zog bald an der Spitze eines großen Heeres gegen das „tempel-schänderische" Volk der Sachsen und besiegte sie in der Schlacht bei Langensalza. Nun hatte er wieder die Oberhand bekommen und nahm sich vor, die Sachsen für das, was sie an ihm und seinem Hause gesündigt hatten, streng büßen zu lassen. Um eine mildere Behandlung seitens des Kaisers zu erwirken, wandten sich die Sachsen mit der Bitte an den Papst, er möge sich doch ihrer annehmen und dem Kaiser die harte Behandlung untersagen. Damit bekam die Sache für Kaiser Heinrich eine ganz andere Wendung. 4. Heinrich Iv. und Papst Gregor Vii. Um diese Zeit stand an der Spitze der Christenheit der Papst Gregor Vii. Das war ein sehr ehrgeiziger Mann, der vor allem sein ganzes Streben auf Erweiterung der päpstlichen Macht richtete. Mit festem Willen und großer Thatkraft suchtejr das gesteckte Ziel zu erreichen. Gregor lehrte, daß der Papst der Stellvertreter Gottes auf Erden sei und darum die Macht habe, den Königen die Reiche zu nehmen und darüber nach seinem Belieben schalten und walten zu können; auch sei er der oberste Richter aller Menschen; seinem Spruche müßten sich Kaiser und Könige fügen; ja,

3. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 35

1892 - Osterburg : Danehl
Bilder aus der älteren deutschen Geschichte. 35 Reise zum Papst. Jetzt wußte sich der arme Kaiser weder zu raten, noch zu helfen. Was sollte er thun? Endlich faßte er den Entschluß, nach Italien zu ziehen und die Gnade des Papstes zu erflehen, dann würde vielleicht alles wieder gut werden. Es fehlte jedoch an Geld zu der weiten Reise. Die alten Freunde, welche oft an feiner Tafel geschwelgt hatten, gaben ihm nichts, und so mußte er ärmlicher abreisen als ein gewöhnlicher Edelmann. Einige Tage vor Weihnachten, mitten im strengsten Winter, trat der Kaiser die Reise an. Frau Bertha, seine edle Gemahlin, mochte ihn nicht verlassen, obwohl Heinrich ihrer Liebe nicht wert war, denn er hatte seine Gemahlin oft recht schnöde behandelt und sich sogar mit dem Gedanken getragen, sie ganz und gar zu verstoßen. Jetzt aber sollte er erst recht erfahren, welch' Kleinod ihm in dieser Frau geschenkt worden war, denn sie schenete sich nicht vor den Gefahren und Mühseligkeiten der langen Reise, sondern wollte mit dem geliebten Gemahl jedes Ungemach getreulich teilen. Auch ihr einziges Söhnlein nahmen sie mit, und so zog die Kaiserfamilie, nur von einem kleinen Gefolge begleitet, nach Italien. Ihr Weg führte sie über die hohen mit Schnee und Eis bedeckten Alpen. Die Reise war schon äußerst beschwerlich, noch ehe man ins Gebirge gelangte; jedoch äußerst gefährlich gestaltete sich die Reise über die hohen Alpenberge. Unter unsäglichen Mühen klomm man hinauf; doch hatte man den Gipfel erreicht, so ging die Not eigentlich erst an, denn es schien fast unmöglich, hinunter zu kommen, da der Abhang äußerst glatt war. Man mußte jedoch hinunter, und kostete es, was es wolle. So wurde denn nun der gefährliche Abstieg angetreten. Die Männer krochen auf Händen und Füßen und mußten alles aufbieten, um nicht in tiefe Abgründe zu stürzen, die sich ihnen rechts und links öffneten. Die unglückliche Kaiserin litt unsäglich. Um die arme Frau mit ihrem Kind vor der Gefahr des Hinabgleitens zu schützen, nähete man dieselben in Ochsenhäute und schleifte sie die glatten Abhänge hinunter. Sehr beschwerlich gestaltete sich auch das Fortschaffen der Pferde. Es blieb weiter nichts übrig, als daß man den armen Tieren die Füße zusammenband und sie nun an Seilen hinabgleiten ließ, was den meisten Tieren das Leben kostete. Endlich hatte man die italienische Ebene erreicht, wo die arme Kaiserfamilie im Hanfe der Mutter Bertha's, der Markgräfin Adelheid v. Susa, gastliche Aufnahme fand. Bald aber begann die zweite Angst für den unglücklichen Kaiser. Auf dem Schlohhofe zu Kanossa. Heinrich vernahm, daß sich Gregor in dem sesten Schlosse Kanossa aufhielte. Hierhin wollte er feinen Weg lenken, um Vergebung seiner Sünden zu suchen. Gregor erschrak anfangs, als er hörte, daß der deutsche Kaiser Heinrich Eine; doch als er ver-

4. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 37

1892 - Osterburg : Danehl
Bilder aus der älteren deutschen Geschichte. 37 sein ältester Sohn Konrad gegen ihn auf. Des Vaters Schmerz war groß; jedoch gelang es ihm, die Empörung zu dämpfen und seinen Sohn wieder zum Gehorsam zu zwiugeu. Nach dem Tode Konrads wurde Kaiser Heinrich in der Empörung seines zweiten Sohnes ein noch größerer Kummer bereitet. Dieser war ein listiger verschlagener Mensch und suchte feinen Vater durch Verstellung und Verräterei ins Verderben zu bringen. Hierdurch gelaug es ihm, den alten Vater zu bewegen, daß er zu Ingelheim der Kaiserkrone entsagte. Der alte Kaiser hatte nur noch die eine Bitte um Befreiung vom Banne des Papstes, aber die päpstlichen Diener erwiderten ihm, er solle selber nach Rom gehen und die Guade des Papstes anrufen. In Ingelheim konnte der Kaiser Heinrich nicht mehr bleiben, denn hier wurde er vou seinem bösen Sohne in strenger Gefangenschaft gehalten; doch wurde es ihm möglich, aus diesem Gefängnis zu entkommen und uach Lüttich zu seinem alten Freunde, dem Bischof Otbert, zu fliehen, wo er endlich Ruhe faud. 6. Tod und Begräbnis. Gedicht: „Zu Lüttich" von Max v. Oer. In Lüttich ereilte den vielgeplagten Kaiser der Tod. An seinem Lager saß Bischof Otbert und vernahm das Sündenbekenntnis des todkranken Kaisers. Darauf reichte ihm der Bischof das heilige Abendmahl, welches der Sterbende in heiliger Begier und festem Glauben an seinen Erlöser empfing, worauf er dauu saust entschlief. Der tote Kaiser wurde mit kaiserlichen Ehren zur Gruft bestattet, jedoch Otbert mußte ihn von seiner Ruhestätte wieder wegnehmen und ihn ans einer einsamen Insel der Maas aussetzen lassen, da der Bannfluch noch auf dem entschlafenen Kaiser ruhete. Au seinem Sarge faß während mehrerer Stunden des Tages und der Nacht ein Mönch, der aus Palästina gekommen war, um für die Seele des Toten zu beten. Gedicht: Der Mönch vor Heinrichs Iv. Leiche. „Der Herbst zog dunkel um die Höh'n". v. W. Müller. Nach einiger Zeit wurde die Leiche nach Speier übergeführt und hier in der neuerbauten Marienkirche beigesetzt, aber auch hier ward ihm die Ruhe noch nicht gegönnt. Der gebannte Kaiser mußte in einer Nebenkapelle beigesetzt werden, und hier verblieb er so lange, bis sein Sohn Heinrich durch mehrere Zeugen dargethan hatte, daß sein Vater bußfertig gestorben sei. Nun erst sprach ihn der Papst vom Banne los, und Kaiser Heinrich konnte jetzt erst in die alte Kaisergruft zu Speier, als feine eigentliche Ruhestätte, einziehen. Fragen 1. Was bezweckten Hanno und Adalbert durch ihre Er-und Ausg.: ziehungsweisen mit dem jungen Kaiser?

5. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 44

1892 - Osterburg : Danehl
44 Bilder aus der alteren deutschen Geschichte. sie den Frieden, brachen, und gebot ihnen, Hunde nach Magdeburg zu tragen, was zu damaliger Zeit für eine bittere Schmach galt. 3. Sein Streben und seine Thaten in Deutschland. Kaiser Rotbart wollte Deutschland mächtig und herrlich ausgestalten, damit es wieder ein großes Reich werde und das Anseheu erlange, welches es zu den Zeiten der alten deutschen Kaiser besessen. Nor allem suchte er im deutschen Land dem Recht wieder eine Heimat zu geben und allen Teilen seines Landes die Segnungen der Ordnung zu schenken. Mit starken Heeren zog er gegen die Straßenräuber ans, welche dem Kaufmann an der Landstraße auflauerten und dann den Armen in ihre finsteren Burgverließe schleppten, ans denen sie nur durch ein hohes Lösegeld befreit werden konnten. Fr. I. legte den Bösewichtern gar bald das schändliche Handwerk. Er zog vor ihre Burgen und machte sie dem Erdboden gleich; so zerstörte er am Rhein 66 solcher Raubnester. Durch das mannhafte Vorgehen des Kaisers wurden auch viele Fürsten Deutschlands bewogen, gegen den Adel ihres eigenen Landes strenger zu verfahren, wenn sie uicht vom Straßenraub lassen wollten. (Sehr- streng verfuhr Landgraf Ludwig der Eiserne von Thüringen mit seinen Edelleuten, die das Volk plagten; denn er war der Sage nach von dem Schmied zu Ruhla „hart geschmiedet" worden. „O Landgraf, Landgraf, werde hart!") 4. Zug nach Italien. Bald mußte Friedrich nach Italien ziehen, denn hier stand seine Macht aus dem Spiele. Die großen Städte Italiens, welche durch den Handel mit dem Morgenlande sehr mächtig geworden waren, wollten jetzt dem Kaiser nicht mehr Unterthan sein. Sie vertrieben des Kaisers Diener, zerrissen sogar den Brief des Herrschers, in welchem er sie zum Gehorsam aufforderte, und suchten alles aufzubieten, um sich vou der Herrschaft des deutschen Kaisers loszumachen. An der Spitze der unzufriedenen Städte stand das unruhige Mailand. Mit einem mächtigen Heere zog Friedrich nach Italien, zerstörte einige der aufrührerischen Städte, um Mailand zu schrecken, zog dann nach Rom, wo er aus den Händen des Papstes die Kaiserkrone empfing. Mailand wollte sich aber durchaus nicht unterwerfen; ja, als Friedrich Italien wieder verlassen hatte, führte es eine stolzere Sprache, denn je. Da schwur Barbarossa in seinem Zorne, er wolle seine Krone nicht eher wieder aufs Haupt setzen, als bis Mailand dem Erdboden gleich gemacht sei. Mailands Straft. Zum zweiteumale zog Barbarossa über die Alpen. Nun sollte Mailand die Strenge des zornigen Herrschers fühlen. Fr. belagerte die mächtige Stadt eine lange Zeit, denn die Bürger ver-

6. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 45

1892 - Osterburg : Danehl
Bilder aus der älteren deutschen Geschichte. 45 teidigten sie mit großem Heldenmut, aber endlich wurden sie durch Hunger und Seuchen genötigt, sich dem Kaiser auf Gnade und Ungnade zu ergeben. Sie öffneten die Thore der geängsteten Stadt und begaben sich in einem großen Zuge in das Lager des Kaisers, um eine Milderung der zu erwartenden Strafe zu erflehen. Die Vornehmsten trugen ein scharf geschliffenes Schwert auf dem Nacken, als ginge es zum Richtplatze; ihnen folgten Edelleute mit den Schlüsseln und den Fahnen der Stadt, aber noch war der Zug nicht vorüber! Jetzt erscheinen die Bürger der Stadt. Auf das Haupt haben sie Asche gestrenet, in den Händen tragen sie Kreuze, und den Hals umschlingt ein Strick. So bewegt sich der ernste Trauerzug au dem Thron des Kaisers vorüber. Plötzlich fielen alle auf die Kniee und flehten um Erbarmen, doch für diese Aufrührer gab es feine Gnade mehr. Der Kaiser sprach das harte Urteil aus und befahl, daß die Stadt von den Feinden Mailands zerstört werden sollte. Die Einwohner mußten die Stadt verlassen und sich an vier offenen Orten ihres Gebietes ansiedeln. Nun erfolgte die Zerstörung Mailands, die von Mailands Feinden so schnell verübt wurde, daß das Niederreißen der festen Mauern, wozu viele Arbeiter wohl 6 Wochen gebraucht haben würden, in 6 Tagen vollendet war. 5. Barbarossa und Heinrich der Löwe. Die Ruhe, welche Fr. I. nach hartem Kampfe in Italien hergestellt hatte, war jedoch nur von kurzer Dauer. Immer und immer wieder erhoben die aufrührerischen Städte ihr Haupt, und so mußte Barbarossa 5 Züge nach Italien unternehmen. Ans dem 4. Zuge geriet der Kaiser in große Not. Die Feinde hatten, um ihn ganz zu verderben, zum Schein mit ihm einen Waffenstillstand abgeschlossen, aber als Fr. einen großen Teil seines Heeres in die Heimat entlassen hatte, brachen sie die Verhandlungen ab und eröffneten den Kampf von neuem. Was sollte der Kaiser nun thun? In seiner großen Not wandte er sich an Heinrich den Löwen, den deutschen Fürsten, welchen er einst in glücklichen Tagen mit so vielen Wohlthaten überhäuft hatte; er glaubte, daß dieser ihn jetzt nicht verlassen werde, da er ihm doch zu großem Danke verpflichtet war. Heinrich konnte jetzt dem Kaiser helfen, denn er hatte noch ein starkes Heer um sich versammelt. Barbarossa bat Heinrich flehentlichst, ihm beizustehen; der Löwe dachte wohl an die Kaiserkrone, die er nach Friedrichs Untergang zu erlangen hoffte, aber an Deutschlands Wohl dachte er nicht. Kalt und mürrisch erwiderte er dem Kaiser: „Dein Dienst, o Kaiser, hat mich vor der Zeit mürbe gemocht, daß ich nicht mehr streiten kann. Ich will dir Gold schenken, damit du ein Heer anwerben und versorgen fannst." „Nicht deines Goldes bedarf ich," entgegnete der Kaiier,

7. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 34

1892 - Osterburg : Danehl
34 Bilder aus der älteren deutschen Geschichte. diese hätten die Pflicht, ihm zum Zeichen des Gehorsams die Füße zu küssen. Sowie der Himmel zwei große Lichter habe, so werde auch die Erde von zwei Beherrschern, Papst und Kaiser, regiert, aber der Papst sei die Sonne, der Kaiser der Mond. Nun empfange aber der Mond erst sein Licht von der Sonne, und ebenso sei dem Kaiser seine Macht vom Papste verliehen worden, weshalb er diesem gehorsam sein müsse. Um nun die Kirche zur Herrin der Fürsten und des Kaisers zu machen, gebot er, daß die Ernennung der Bischöfe und die Belehnung derselben mit Ring und Stab, den Zeichen ihrer Amtswürde, hinfort nicht mehr von dem Kaiser und den einzelnen Fürsten ausgeführt werden sollte, sondern die Kirche sollte die Geistlichen selbst wählen und in ihr Amt einsetzen. Damit die Geistlichen hinfort sich ganz und gar in den Dienst der Kirche und somit auch des Papstes stellten, verordnete Gregor, daß sich in Zukunft kein Geistlicher mehr verheiraten dürfte; er führte damit den Cölibat ein. — Endlich ließ er verkündigen, daß die Beschlüsse der Konzilien ungültig seien, welche der Papst nicht berufen habe. Durch diese Mittel suchte Gregor die Macht des Papstes und der Kirche nicht nur zu festigen, sondern dieselbe auch über die des Kaisers zu heben. — Daneben ließ er es sich auch angelegen sein, die Kirche von mancherlei Mißbrauchen zu reinigen und schärfte ganz besonders der Geistlichkeit ein, einen reinen Lebenswandel zu führen. — Gregor war schon längst mit Kaiser Heinrich unzufrieden gewesen, denn derselbe hatte ö-fters kund gethan, daß er sich zu einem Diener des Papstes nicht erniedrigen wolle. Als nun die Sachsen ihre Klagen über Heinrich ihm vorbrachten und den Kaiser auch außerdem eines lasterhaften Wandels beschuldigten, ließ der Papst dem Kaiser ein Schreiben zugehen, in welchem er ihm befahl, vor feinem Stuhl zu erscheinen und sich wegen der wider ihn erhobenen Klagen zu rechtfertigen. Heinrich war über das Ansinnen tief empört. Er berief schleunigst eine große Fürstenversammlnng nach Worms, auf welcher er es dahin brachte, daß man Papst Gregor abfetzte. Heinrich schrieb ihm einen derben Brief, in dem er den Papst nur noch den falschen Mönch nannte, der von dem heiligen Stuhl herabsteigen solle, da er dessen durchaus unwürdig sei. Gregor antwortete mit dem Bannfluch. Er verbot beu beutfchen Fürsten, bent gebannten Kaiser fernerhin Gehorsam zu leisten und entbanb alle Unterthanen von der Erfüllung der Pflichten, die sie dem Kaiser schuldeten. Heinrich (achte zuerst über die That des Papstes; jedoch bald merkte er mit Schrecken die Wirkungen des Bannfluches, denn die Fürsten erklärten ihm, daß sie einen anderen Kaiser wählen würden, wenn er sich nicht binnen Jahresfrist mit dem Papst ausgesöhnt hätte und von dem Bannflüche befreiet wäre.

8. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 36

1892 - Osterburg : Danehl
36 Bilder aus der älteren deutschen Geschichte. nahm, daß er als ein armer Sünder vor dem Burgthore stehe und Einlaß begehre, schlug er sofort einen anderen Ton an. Erst nach vielen Bitten gestattete er dem Kaiser den Eintritt in den Schloßhof. Hier stand nun der Kaiser in der Tracht eines Büßers. Er war mit einem mollnett Büßerhemde bekleidet und ging barfuß. Mit bittendem Blick schüttete er nach den Fenstern des päpstlichen Zimmers hinüber, aber niemand erschien, um dem in der bittersten Kälte dastehenden königlichen Büßer die Thüren des Schlosses zu öffnen. Nach drei Tagen endlich gelang es der Markgräfin Mathilde, das harte Herz des Papstes zu rühren. Heinrich durfte vor ihm erscheinen und empfing den Segen. Dadurch war er vom Banne losgesprochen, sollte aber nach des Papstes Willen sich noch so lange der Regierung enthalten, bis die Fürstenver-sammluug entschieden hätte, ob er Kaiser bleiben dürfe oder nicht. Mit tiefem Groll im Herzen schied Heinrich vom Papste. Er fühlte, daß er sich zu tief erniedrigt hatte und beschloß, den Papst für die ihm zugefügte Schmach zu strafen. — Rudolf, der Gegenkaiser. Die Fürsten Deutschlands wollten einem Kaiser, der sich so schmachvoll gedemütigt hatte, nicht mehr Unterthan sein und wählten daruin in Rudolf v. Schwaben ein neues Oberhaupt. Es entstand zwischen beiden Kaisern ein bitterer Kampf, aber Rudolf vou Schwaben unterlag in demselben. Als ihm in der Schlacht bei Merseburg die rechte Hand abgehauen worden war, rief er reuevoll aus: „Das ist die Hand, mit welchem ich Kaiser Heinrich den Eid der Treue schwur!" Er erlag bald seinen schweren Wunden, und somit war Heinrichs Feind vernichtet. Heinrichs Zug zum Papst. Nachdem Heinrich in Deutschland fein Ansehen wieder hergestellt hatte, zog er nach Italien, um Gregor zu zwingen, den Bannfluch, mit dem er wieder den Kaiser belegt hatte, zurückzunehmen, dann aber wollte er auch den Papst für die durch die Buße zu Kau offa ihm zugefügte Schmach nachdrücklichst bestrafen. Er belagerte den Papst in seiner Burg mehrere Jahre, ohne sein Ziel zu erreichen. Endlich gelang es Gregor, mit Hilfe fremder Fürsten aus Rom zu fliehen. Er eilte nach Salerno, wo er schon im nächsten Jahre mit den Worten starb: „Ich habe die Gerechtigkeit geliebt und die Bosheit gehaßt, darum sterbe ich im Exil!" 5. Heinrich und seine Löhne. Obgleich Heinrichs größter Feind gestorben war, so kam doch nicht für den alternden Kaiser die Zeit der Ruhe; diese brachte ihm erst der Tod. Jetzt mußte er gegen seine ungeratenen Söhne das Schwert ziehen, denn diese wollten den Vater vom Throne stoßen und die Herrschaft an sich reißen. Zuerst stand

9. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 39

1892 - Osterburg : Danehl
Bilder aus der älteren deutschen Geschichte. 39 entrissen werde!" Nun machte sich Peter auf und eilte zum Papste ltcich Rom, welchem er das Elend der armen Pilger in den glühendsten Farben schilderte. Der Papst erteilte dem Peter den Auftrag, Frankreich und Italien zu durchziehen und die Völker zum Kampfe wider die Ungläubigen zu begeistern, damit das heilige Grab aus ihren Händen befreit werde. Peter führte diesen Auftrag pflichtgetreu aus. Auf einem Esel reitend, zog Peter von Stadt zu Stadt, vou Dorf zu Dorf. Die kleine, unansehnliche, klapperdünne Gestalt mit dem hageren Gesichte und deu tiefliegenden Augen war das Bild des Todes. Den Körper bedeckte ein grobes, wollenes Pilgerkleid, von einem Stricke umgürtet. In der erhobenen Hand hielt er das Kruzifix, Haupt und Füße waren unbedeckt. So durcheilte er die Städte und Dörfer Frankreichs und Italiens. Wohin er kam, erzählte er dem herbeiströmenden Volke, welche Leiden der armen Pilger an den heiligen Stätten warteten, und wie ihm der Herr erschienen sei und ihn zu seinem Gesandten berufen habe. „Wohlan, ihr Christen," so schloß er jedesmal seine feurige Rede, „der Heiland ruft euch! Wer mitzieht, dem sollen die Pforten des Paradieses geöffnet sein! Ich habe selbst oft gehört, wie aus allen Winkeln der heiligen Orte der Weheruf erscholl: Rettet, ach rettet uns!" Das Volk hörte seinen Worten zu, als wären sie ein Evangelium. Alle wurden von einem glühenden Eifer erfüllt; Männer und Frauen, Reiche und Arme, Junge und Alte, strömten hinzu; keiner wollte zurückbleiben. Am liebsten wären sie dem Peter gleich gefolgt, um für die heilige Sache Leib und Leben zu lassen. — 3. Die Kirchenversammlung zu Clermont und ihre Folgen. — Bald berief der Papst eine große Kirchenversammlung nach Clermont in Frankreich. Eine unabsehbare Menschenmenge erschien und hörte unter den Zeichen des tiefsten Ergriffenseins dem Papste zu, der in gewaltiger Rede eine herzbewegende Schilderung des namenlosen Elendes gab, von welchem die armen Pilger an den heiligen Stätten heimgesucht wurden. Mit dieser Schilderung verknüpfte er die Aufforderung an die versammelte Menge, nun ohne Zaudern den Zug ins heilige Land zu unternehmen und den Kampf zu wagen. Nachdem der Papst geendet, herrschte tiefes Schweigen im ganzen Volk; bald vernahm man tiefe Seufzer, und endlich erscholl der einstimmige Ruf: „Gott wills! Gott wills!" Viele Tausende erklärten sich zur Teilnahme an dein Zuge ins heilige Land bereit und hefteten sich in freudiger Begeisterung für die heilige Sache ein rotes Kreuz auf die Schulter, daher man diese Züge nachher „Kreuzzüge" und die Kämpfer „Kreuzfahrer" nannte. Ja, viele gingen in ihrem Eifer so weit, daß sie sich ein Kreuz aus den Artn oder
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