Beschreibung des Königreiches Mayer».
§ 1. Lcug-e.
1. Unser engeres Vaterland heißt Bayern.
Dieses liegt im südlichen Teile des Deutschen Rei-
ches. Das Deutsche Reich oder Deutschland macht
wieder eines der vielen Länder aus, die zusammen den
Erdteil Europa bilden.
2. Das Königreich Bayern besteht nicht aus
einem zusammenhängenden Lande, sondern ist in zwei
ungleich große, voneinander getrennte Teile geschieden.
Dazwischen liegen das Königreich Württemberg und die
beiden Großherzogtümer Baden und Hessen. Der
größere östliche Teil Bayerns wird auch das Haupt-
land genannt; in diesem sind die größten Flüsse die
Donau und der Main. Der kleinere westliche Teil
heißt die Pfalz; hier bildet der Rhein den Hauptstrom.
§ 2. Greuzeu.
1. Das Hauptland grenzt int Osten und
Süden an das Kaisertum Österreich und zwar an
folgende Länder desselben: an das Königreich Böhmen,
1*
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T93: [Bayern Baden Hessen Württemberg Königreich Sachsen Franken Schwaben Land Rhein], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
Extrahierte Personennamen: Greuzeu
Extrahierte Ortsnamen: Bayern Deutschland Europa Württemberg Baden Hessen Bayerns Donau Main Rhein
Der Mensch.
103
2. Verschiedene Vögel werden durch den Wechsel
der Jahreszeiten zur Wanderung bestimmt; man nennt
sie Zug- oder Wandervögel. ^
§ 5. Der Mensch. / j
1. Der Mensch ist imstande, in jedem Klima zu
wohnen; er ist daher auch über die ganze Erde der-
breitet. Die Zahl der Menschen, welche ein bestimmtes
Gebiet bewohnen, ist seine Einwohner- oder Be-
Völkerungszahl. Die Gesamtsumme der Einwohner
eines Gebietes ist seine absolute Bevölkerungszahl;
aus der relativen Bevölkerungszahl entnehmen wir,
wie viele Menschen durchschnittlich auf 1 qkm eiues
Gebietes leben.
2. Nach der Lebensweise der Menschen unter-
scheidet man: 1) Wilde Völker. Sie ziehen unstät
herum, wohnen in Höhlen, einfachen Hütten :c. und
leben von der Jagd au.f Land- und Wassertiere, von
Wurzeln und dergleichen. 2) Hirtenvölker oder
Nomaden. Sie wandern umher, wohnen unter Zel-
ten und leben von der Milch und dem Fleisch ihrer
Tiere. 3) Kulturvölker. Diese haben feste Wohn-
sitze und treiben Ackerbau, Gewerbe, Handel :e.
3. Die Menschen, durch gleiche Abstammung und
Sprache zu Völkern verbunden, vereinigen sich auf
höherer Gesittungsstufe zu gesetzlich geordneten Gemein-
Wesen oder Staaten. Ihrer Verfassung nach sind
die Staaten entweder Monarchien (von einem Fürsten
regiert) oder Republiken (Freistaaten).
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
TM Hauptwörter (200): [T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat]]
16
Die zwölf Artikel der Bauern.
In der Vorrede zu diesen Artikeln heißt es, daß viele Widerchristen das neue Evangelium schmähten, als sei es schuld an aller Zusammenrottung. Allein gerade weil sie das Evangelium hören und danach leben wollten, hätten sie diese Artikel verfaßt. Darin fordern sie folgende Punkte: Das Recht, daß jede Gemeinde ihre christlichen Lehrer selbst bestellen und absetzen dürfe; denn sie wollten das Evangelium rein und lauter, ohne menschliche Zusätze gepredigt haben; sie verlangen die Abschaffung des Viehzehnten und den Gebrauch des Getreidezehnten zur Besoldung der Neuangestellten; sie wollten nicht ferner als Sklaven und Leibeigene gehalten sein, da Christus sie alle durch sein teures Blut frei erlöset habe; sie fordern ^etl an Jagd, Fischfang und Benutzung der Gehölze zum Brennen und Bauen, die Abstellung alles Schadens, der ihren Feldern durch die Jagd zugefügt werde. Über dieses alles aber solle gütlich gehandelt werden, ohne jemand in seinem rechtmäßig erworbenen
'
Die Wartburg.
Eigentum zu schmälern. Abgaben, Fronen und Pachtgelder wollen sie auf den alten Fuß zurückgeführt wissen, da diese täglich gegen alles rechtliche Herkommen gemehrt würden; es sollten die Strafen und der Gang der Justiz nicht stets von neuem geändert werden und die Urteile nicht wie bisher nach Gunst und Ungunst gesprochen werden; sie fordern die Güter zurück, welche ehemals ganzen Gemeinden angehört und die teils durch Ungerechtigkeit teils durch Kauf und Vertrag in andere Hände übergegangen waren; im letzteren Falle solle mit dem Inhaber ein christliches Abkommen getroffen werden; endlich verlangen sie die gänzliche Abschaffung des Todesfalles, denn Witwen und Waisen zu berauben, sei gegen die Gesetze der Schrift und Natur; zuletzt erbieten sie sich, daß, wenn man aus der Heiligen Schrift ihnen beweise, daß diese Punkte im einzelnen oder im ganzen unrecht wären, sie sich bereit fänden, dieselben aufzugeben; ja, wenn man ihnen einige Punkte zugestehen
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land]]
Luthers Schriften an den Adel und die Bauern.
17
werde, die hernach als in der Schrift ungegründet befunden würden, sollten diese nichtsdestoweniger tot und ab sein; im Gegenteil aber wollten sie auch alle und jede Punkte sich ferner vorbehalten, die mit der Schrift nicht harmonierten, die gegen Gott und des Nächsten Liebe anstießen und deren keine Erwähnuug in diesen Artikeln geschehen sei. Merkwürdig! da seheu wir ja die Heilige Schrift auf einmal als Staatsrecht in Vorschlag gebracht.
Luther erhielt diese Artikel zugeschickt mit der Anforderung, einen Spruch darüber zu tun. Er war in Verlegenheit; denn billigte er sie auch nur zum Teil, — und einige davon konnte er nicht verwerseu, wie z. B. die freie Predigt des Evangeliums, — so bestärkte er die Bauern, welche bereits zum Schwerte gegriffen hatten, in ihrer Widersetzlichkeit und brachte den Adel und die Fürsten gegen sich aus; verwies er aber die Bauern unbedingt zur Ruhe, so kam sein Ansehen beirrt Volke in Gefahr. In dieser gefährlichen Lage muß
Deutsches Städtebild um 1500.
verkleinerte Wiedergabe eines Auxferstiches von Albrecht Dürer.
man Luthers Mut bewundern, wenn man gleich seiner politischen Klugheit das Wort nicht reden kann. Er erließ zwei Schriften, eine an die Fürsten und Herren, die andere an die Bauern, yn jener spricht er mit strafendem Ernste und klagt die Fürsten und Herren als
Urheber des Aufruhrs an und weissagt ihnen den Untergang, wenn sie nicht aufhören zu schinden und zu schätzen. „Denn das sollt ihr wissen," spricht er, „liebe Herren, Gott
schaffte also, daß man nicht kann noch will noch soll eure Wüterei die Länge dulden. Ihr
müßt anders werden und Gottes Wort weichen. Tut ihr's nicht durch freundliche, willige
3beise, so müßt ihr's tun durch gewaltige und verderbliche Unweise. Tun's die Bauern nicht, so müssen’s andere tun. Und ob ihr sie alle schlüget, so sind sie noch ungeschlagen, Gott wird andere erwecken. Denn er will euch schlagen und wird euch schlagen." Viel sanfter ist die Schrift gegen die Bauern. Er mißbilligt zwar ihre gewaltsame Art, sich Recht zu
Schöppner-König, Charakterbilder. Iii. 4. Aufl. 9
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Luthers Albrecht_Dürer Albrecht
Karls Treue.
urteilte, was sie tun würden. Endlich kam die Gelegenheit, die günstige oder drängende
Stunde; dann schritt Karl zur Tat, dann vollbrachte er, was er vielleicht seit 20 Jahren
im Sinne gehabt.
Das ist die Politik, die seinen Feinden Hinterlist, seinen Freunden ein Muster von Klugheit schien.
In vielen andern Dingen handelte er mit derselben langsamen Überlegung. Er bestrafte; doch ließ er sich zuvor viel gefallen. Er belohnte, aber nicht sogleich. Mancher
mußte jahrelang unbezahlt harren; aber zuletzt bedachte er ihn mit einem jener Sehen, mit einer jener Pfründen, deren er so viele hatte, das; er reich machen konnte, wen er wollte,
ohne selbst etwas auszugeben. Dadurch zog er viele an, in seinem Dienste alle Mühseligkeiten der Welt zu erdulden.
Vor der Krommg hatte der Erzbischof von Mainz nach altem Branche an Karl die Frage gerichtet: „Willst
du an dem heiligen katholischen Glauben, wie er von den Aposteln her über liefert ist, festhalten und ihn bewahren durch Werke, die des Glaubens würdig
sind?" Die Antwort hatte gelautet:
„Ja, ich will es." Weiter hatte der Erzbischof gefragt: „Willst du dem Papste und der heiligen römischen Kirche gebührenden Schutz in Treue gewähren?" Der Kaiser hatte zwei Finger der rechten Hand auf den Altar gelegt und gesprochen: „Ja, ich will es und im Vertrauen auf den göttlichen Schutz, unterstützt durch die Bitten aller Christen, will ich nach besten Kräften das Versprechen treu erfüllen. So helfe mir Gott und sein heiliges Evangelium." Karl hat diesen seinen Eid gehalten.
Von Aachen hatte sich der neue Kaiser auf feinen ersten Reichstag nach Worms 1521 begeben. Dort hatte er zu den deut-sehen fürsten und ständen gesprochen: „Als geborner Deutscher bin ich dieser meiner Nation von meiner äugend an mit besonderer Siebe zugetan gewesen. Viele meiner Vorfahren von deutscher Abkunft haben das heilige Reich lange Jahre regiert. Darum und weil Gott mich mit vielen Königreichen und Sandern gesegnet, habe auch ich nach der Krone des Reiches getrachtet, nicht um Eigennutzes willen, nicht um meine Sänder zu erweitern, sondern um des Reiches selber willen. Es ist nur ein Schatten dessen mehr, was es einst gewesen. Aber mein Gemüt und Wille steht dahin, daß, wenn nur die Stände des Reiches mir treulich helfen, ich das Reich wieder emporbringen will, nicht um meinen eigenen besondern Nutzen zu suchen, sondern denjenigen des Reiches. Daran will ich Setb und Sebeit setzen, meine
Reiterslalue Karls des Großen.
Im Hintergründe der Borhalle von St. Peter
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog]]
TM Hauptwörter (200): [T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T77: [Papst Bischof Kaiser Rom Kirche König Heinrich Erzbischof Gregor Papste], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Karls Karl Karl Karl Karl Karl Karls
Extrahierte Ortsnamen: Karls Mainz Aachen Worms Karls
Pedro de Mvarado.
63
derungssystem mit gleicher Wut fort. Besonders war die Umgebung des Golfes von Darren, welche zu den fruchtbarsten und volkreichsten Gegenden der neuen Welt gehörte und unermeßliche Schätze an Gold besaß, der Schauplatz schrecklicher Frevel. Die Statthalter, welche nach dem Befehl des Königs die Eingebornen durch Güte gewinnen und zur christlichen Religion bekehren sollten, schickten unter mancherlei Vorwänden ihre Schergen aus, um soviel ^ Gold als möglich zu erpressen, ohne sich um die Zahl der Schlachtopfer, welche auf diesen Raubzügen durch Schwert, Feuer und Schweißhunde fielen, zu bekümmern. ^ Gewöhnlich verfuhren die Plünderer, um wenigstens den Schein zu retten, auf folgende Werse. Sobald die Vernichtung eines Ortes, in welchem sie edle Metalle vermuteten, beschlossen war, näherten sie sich nachts bis auf eine halbe Stunde Weges, machten Halt und ließen folgende ihnen von der Regierung vorgeschriebene Aufforderung vorlesen: „Ihr Häuptlinge und Bewohner des Ortes! Wir tun euch hiermit zu wissen, daß es nur Einen Gott, nur Einen Papst und nur Einen König von Kastilien gibt, welcher der Herr dieses Landes ist; denn der Papst, welcher als Stellvertreter des Allmächtigen über die ganze Welt gebietet, hat es ihm unter der Bedingung geschenkt, daß er die Bewohner desselben zum christlichen Glauben bekehre, auf daß diese nach ihrem Tode ewig glücklich leben in der himmlischen Herrlichkeit. Kommt also, ihr Häuptlinge und Indianer, kommt herbei, verlaßt eure falschen Götter, betet den Gott der Christen an und bekennet euch zu ihrer Religion, glaubt an das Evangelium
und empfanget die heilige Taufe, erkennet den König von Kastilien a(v enern Herrn und
Gebieter an, leistet ihm den Eid der Treue und tut alles, was euch in seinem 9camen befohlen wird! Wo nicht, so wisset, daß wir euch angreifen und töten oder zu Sklaven
machen, daß wir euch eurer Habe berauben und euch so oft und so lange peinigen werden, als es uns angemessen scheint nach dem Rechte und Gebrauche des Krieges!" Da natürlich auf diese Aufforderung, welche die Angeredeten nicht hörten und die sie ja nicht einmal hätten verstehen können, keine Antwort erfolgte, stürmte man bei Tagesanbruch in den Lit, drang mit Gewalt in die Häuser und steckte sie, da sie mit Stroh gedeckt waren, leicht in Brand, noch ehe die überraschten Bewohner sich von ihrem Lager erheben konnten. Wer dem Feuer-tode entging, wurde mit allen nur erdenklichen Martern so lange mißhandelt, bis er das ihm bekannte Gold und andere goldreiche Orte angab; die Überlebenden brannte man mit einem glühenden Eisen und erklärte sie zu Sklaven.
Es ist hinlänglich bekannt, welche Grausamkeiten Fernando Cortez und seine Gefährten bei der Eroberung Neu-Spanieus und besonders in der Ilmgegend von Mexiko verübten und wie infolge dieses schonungslos geführten Krieges über vier Millionen Menschen ihr Grab fanden. Weit unmenschlicher als Cortez wütete jedoch Pedro de Alvarado, einer seiner Hauptleute, welcher von ihm zur Eroberung der Provinz Guatemala ausgeschickt worden war. Er bediente sich zur Vertilgung der Eingebornen mit besonderer Vorliebe des abscheulichsten aller bis dahin in Anwendung gebrachten Mittel, indem er stets eine Schar von mehreren tausend Indianern mit sich führte, welche andere ihnen nicht befreundete Männer bekriegen und die Schlupfwinkel, worin diese ihre Habe und ihre Weiber versteckt hatten, aufspüren mußten. Diesen Hilfstruppen, welche sich häufig auf zehn- bis zwanzigtausend Mann beliefen, reichte er weder Sold noch Nahrung, sondern gab ihnen einen Teil der von ihnen gemachten Beute und die Erlaubnis, die Gefangenen, welche sie machten, zu verzehren. In seinem Lager befand sich sogar eine öffentliche Schlachtbank, wo Menschenfleisch feilgeboten wurde und wo man in seiner Gegenwart kleine Kinder schlachtete und auf dem Roste briet; erwachsene Leute wurden oft nur der Hände und Füße wegen, welche als Leckerbissen galten, ermordet. Und doch konnten sich diese noch glücklich preisen gegenüber den Überlebenden, welche als
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Jan Mathys herrscht; nach ihm Jan van Leyden.
57
dieses himmlischen Reiches, hieß es, sollten sich nicht durch eitle Spielwerke zerstreuen, sondern alle ihre Gedanken auf Erbauung ihrer Seelen und auf Verteidigung der heiligen Stadt gegen die Widersacher richten. Die Anstalten, welche der Bischof und die benachbarten Fürsten trafen, um die Aufrührer zum Gehorsam zu bringen, gaben den Machthabern in Münster-Anlaß, ihre Wnt zu steigern; eine ernsthafte Gefahr war jedoch bei der Unzulänglichkeit und Langsamkeit ihrer Maßnahmen, bei welchen so uneinige Kräfte wie die der Kreisstände zusammenwirken sollten, noch lange nicht zu fürchten. Jan Mathys, welcher in den Versammlungen dunkle Reden hielt und mehr als der neugewählte Stadtrat galt, gebot eines Tages, das Eigentum der ausgewanderten Bürger in bestimmte Häuser zusammenzubringen, und bestellte sieben Männer zu dessen Verwaltung. Als einer der Anwesenden widersprach und ein anderer mit dem Bürgermeister Tilbeck ihm zustimmte, tötete er den letztem vorder Versammlung mit eigener Hand und ließ die beiden andern festnehmen. Seitdem gehorchten ihm alle ohne Widerrede und selbst der Befehl, alles Gold und Silber, geprägtes und uugeprägtes, nebst allem Frauenschmuck in das Rathaus zu bringen, wurde vollzogen.
Hierauf vermaß sich der Prophet, die Ungläubigen, welche die Stadt bedrängten, von den Mauern zu treiben, und zog mit einer kleinen Schar hinaus. Aber der neue Gideon fand bei diesem Wagnis den Tod. Nach ihm wurde der Schneider Jan van Leyden Führer der unsinnigen Rotte, die er mit leichter Mühe über die verunglückte Unternehmung seines Vorgängers zu beruhigen wußte. Damals machte Kuipperdolliug, vielleicht in der Meinung, daß das größere Maß von Tollheit größeres Ansehen verleihe, den Vorschlag, da geschrieben stehe, daß das Hohe erniedrigt werden müsse, solle man die Spitzen der Türme abtragen. Wirklich brachte er die Arbeit mit großer Gefahr und Mühe zur Ausführung. Dennoch mußte er es sich gefallen laffen, daß ihn Jan van Leyden von der höchsten Würde der Stadt zum geringsten Amte eines Scharfrichters erniedrigte. Dies war aber nur das Vorspiel der Entsetzung des ganzen Rates, welche Jan van Leyden nach einem angeblichen himmlischen Befehl, der ihm geworden, gebot. An bessert Stelle ernannte er zwölf Älteste, bekleidete sie mit unumschränkter Gewalt und ließ eine durch eine Reihe von Bibelstellen begründete Verordnung bekannt machen, nach welcher alle Übertretungen der göttlichen Gebote, Gotteslästerung, Ungehorsam, Ehebruch, Hurerei, Raub, Diebstahl, Betrug, Verleumdung usw. fürderhin mit dem Tode bestraft werden sollten. Einige Wochen später trat der Prophet mit dem Vorschlag aus, die Heiligen Gottes in Münster sollten nach dem Beispiel der Patriarchen und Könige des Alten Bundes mehrere Frauen nehmen. Rothmann und die andern Prediger äußerten anfangs Bedenken. Da zog der Prophet seinen Rock aus, warf ihn samt dem Neuen Testament zur Erde und schwur bei Gott, daß seine Meinung von der Ehe die rechte sei, alle Gegner derselben werde Gottes Ungnade treffen. Die Geknechteten, welche so oft wider den Papst und dessen Herrschaft geeifert hatten, beugten sich vor den Drohungen des Machthabers. An drei aufeinanderfolgenden Tagen wurde im Domhofe in Predigten dem Volke die neue Lehre empfohlen. Aber nur die eingewanderten Fremdlinge zeigten sich derselben geneigt; dagegen wurde ein Überrest verständiger Bürger durch diese
Neuerung zu dem Entschlüsse bestimmt, dem heillosen Wesen ein Ende zu machen und den
Propheten mit seinen Predigern und vornehmsten Anhängern gefangen zu nehmen. Unglücklicherweise gelang nur der erste Schritt. Die zweihundert kühnen Männer, welche das nächtliche Wagstück unternommen und ausgeführt hatten, wurden am Morgen durch die größere
Menge der Wiedertäufer überwältigt und die Gefangenen befreit. Diese nahmen nun schreck'
liche Rache an ihren Gegnern. Einige wurden an Bäume gebunden und mit Hackenbüchsen, deren mau zehn oder zwölf Stück aufgefahren hatte, erschossen, indem der Prophet rief:
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
58
Jans abenteuerliches Königreich.
„Wer Gott einen Dienst tun will, der tue den ersten Schuß!" Einigen hieb Knipperdolling den Kopf ab, andere hoben beide Arme auf und ließen sich die Büchse mitten auf die Brust setzen, einige wurden aneinander gebunden und dienten als Zielscheiben zwischen den Pfeilern des Domes. Erhitzt durch diese Frevel nahm Jan Dan Leyden 16 Frauen und die andern
taten es ihm nach. Einige Wochen später, um Johannis 1534, ließ er sich von einem
andern Propheten, Johann Dusentschur, einem Goldschmied aus Warendorf, infolge einer demselben gewordenen göttlichen Offenbarung zum König erklären, welcher herrschen solle
über den ganzen Erdkreis, über alle Kaiser, Könige, Fürsten, Herren und Gewaltige und
den Stuhl Davids, seines Vaters, behaupten solle, bis Gott das Reich wieder von ihm fordern werde. Der ehemalige Schneider errichtete nun eine prächtige Hofhaltung, eine Witwe seines Vorgängers Mathys nahm den Rang einer Königin ein. Wollust, Prunksucht und Grausamkeit waren die Götzen des neuen, aus dem Staube emporgestiegenen Herrschers, der sich einen gerechten König des neuen Tempels und einen Diener des allerhöchsten Gottes nannte.
Das abenteuerliche Königreich, in welchem eine Tollheit und Schändlichkeit die andere überbot, dauerte noch ein volles Jahr; so kläglich waren die Anstalten der Umschließung und Belagerung, so stark der begeisterte Kriegsmut der Schwärmer. Sie standen in Verbindung mit ihren auswärtigen Freunden, von denen sie, wenn nicht einen vollständigen Sieg über die Welt, doch wenigstens die Herrschaft über Westfalen und die Niederlande erwarteten. Besonders Holland und Friesland, die alten Sitze unruhiger Köpfe, mit denen sich Kaiser Maximilian und Herzog Albrecht von Sachsen so viele Jahre herumgeschlagen hatten, waren voll von Wiedertäufern und nur mit der höchsten Wachsamkeit und Strenge gelang es den Obrigkeiten, die durch die Boten des Königs von Münster aus erregten Ausstände zu unterdrücken. In Amsterdam hatten sie sich in der Nacht vom 13. Mai 1535 während eines Festes, bei welchem sich der Rat und die vornehmsten Einwohner eingefunden hatten, sogar schon des Stadthauses bemächtigt; doch gelang es den Bürgern unter Anführung tapferer Magistrate, sie zu übermannen und die Stadt vor dem Regimente dieser Erwählten des Herrn zu retten, deren König in Münster seine Gesellen schon zu Herzogen ernannt und das ganze Rhein- und Weserland unter dieselben verteilt hatte. Unerschüttert durch die Durchkreuzung seiner Pläne und unbewegt durch das jammervolle Elend, welches unter den Bewohnern um sich griff und die Stadt dem von den Römern belagerten Jerusalem ähnlich machte, fuhr Jan fort, mit feinen Kebsweibern und Hofleuten wollüstige Gelage zu halten, in prunk-Haftern Gepränge auf dem Markte wie ein zweiter Salomon zu Gericht zu sitzen und gelegentlich seine Urteile mit dem Henkerschwert selbst zu vollziehen. Er tat dies sogar an einer
feiner Frauen, die sich gegen die Göttlichkeit seiner Sendung geäußert hatte. Rothmann war sein Redner, der mit Knipperdolling unmittelbar hinter ihm herzog, wenn er, mit einer goldenen Krone und schweren Halskette geschmückt, auf mutigem Rosse durch die Stadt ritt.
Gepredigt wurde auf dem Markte von einer neben den Thronen des Königs und der Königin
errichteten Kanzel und nach der Predigt zuweilen getanzt, wenn der Herrscher bei Laune war. An den Landgrafen von Hessen, der durch die marburgischen Theologen die Schwärmer eines Bessern zu belehren suchte und natürlich nichts ausrichtete, schrieben sie mit der Anrede: „Lever Lips" (Lieber Philipp) und gaben ihm die Vorwürfe, die er ihnen wegen ihrer Gewalttaten machte, mit der Bemerkung zurück, daß er ja auch gegen die Bischöfe gezogen, das Herzogtum Württemberg eingenommen und Klöster und Kirchen geplündert habe.
Endlich, nachdem auch der Landgraf feine Truppen zu den Belagerern hatte stoßen lassen, wurden in der Nacht auf den 25. Juni 1535 die Wälle unter der Führung eines geflüchteten Widertäufers, welcher sich dadurch seine Begnadigung erkaufte, von einer aus-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz]]
Extrahierte Personennamen: Jan_Dan Johannis Johann_Dusentschur Johann Davids Schneider Mathys Maximilian Maximilian Albrecht_von_Sachsen Albrecht Jan Rothmann Philipp) Philipp
86 Fegseuer, Anrufung'd. Heiligen, Ablaß, Fastengeöot. Index. Reformation d. sittl. Zustände. Katechismus.
mehr dasselbe den Menschen stets gegenwärtig darstelle und die Früchte desselben ihnen zueigne.
In engster Beziehung zur Lehre von den Sakramenten und insbesondere vom heiligen Meßopfer steht die Lehre von dem Priestertum, welches nach dem Willen Gottes vom Anbeginn der Kirche durch die Weihe nur an bestimmte Personen übertragen wird. Aber auch unter den Geweihten gibt es nach göttlichem Rechte gewisse Stufen der Gewalt und des Ranges, so daß die Kirche Gottes einem wohlgeordneten Heere gleicht und jeder nach dem Willen Gottes seinen Platz einnimmt, ohne daß die Staatsgewalt hierin etwas anzuordnen hätte oder jemand eine kirchliche Gewalt übertragen könnte. Zuletzt wurde die Lehre vom Fegfeuer hauptsächlich nach ihrer praktischen Seite eingeschärft, die Anrufung der Heiligen, die Verehrung der Reliquien und religiösen Bilder in Schutz genommen, die Lehre vom Ablasse in ihren Hauptpunkten bestimmt und ein scharfes Mandat gegen die hierbei eingeschlichenen Grundsätze erlassen, endlich die wahre Bedeutung des kirchlichen Fastengebotes hervorgehoben und für die Anfertigung eines Verzeichnisses (Index) schlechter oder gefährlicher Bücher gesorgt, damit jeder Katholik wisse, wovor er sich um seines Seelenheiles willen zu hüten habe. Die Glaubensentscheidungen wurden nach dem Schlüsse des Konzils in eine kurze Glaubensformel (professio fidei Tridentina) zusammengefaßt, welche seit jener Zeit bis auf diesen Tag als das unterscheidende Kennzeichen zwischen Katholiken und Protestanten gebraucht wird. Hiermit war die eine Aufgabe des Konzils, die Erklärung der Glaubenswahrheiten, vollendet.
Es erübrigte noch die zweite, nämlich die längst ersehnte Reformation der sittlichen Zustände in der Kirche. Auch diese Aufgabe wurde kräftig in Angriff genommen und glücklich gelöst. Alle Stünde der Kirche wurden ernst und dringend an ihre Pflichten ermahnt, eine große Menge von Mißbräuchen abgeschafft. Die heilsamsten Reformdekrete waren dem Unterricht und der Erziehung des Klerus gewidmet und befahlen den Bischöfen die Errichtung theologischer Lehrstühle und sogenannter Knabenseminarien. Das Band der Einheit unter dem Klerus sollte durch Provinzial- und Diözesansynoden, deren Abhaltung den Bischösen zur Pflicht gemacht wurde, noch fester geknüpft werden. Andere Gesetze schärften dem höheren und niederen Klerus besonders die Residenzpflicht ein. Einfachheit in Kleidung und Haushalt wurde vorgeschrieben. Durch besondere Dekrete suchten die Väter des Konzils die Unsitte der Duelle und den Mißbrauch der zu häufigen Exkommunikation zu verhüten. Der Katechismus, dessen Ausarbeitung die Synode verordnete, erschien unter Pius V. (1566) und ist ein wahres Meisterstück nach Form und Inhalt.
Die Früchte dieser echten Reformation der Kirche zeigten sich bald in der herrlichsten Weise. Das Konzil hatte achtzehn Jahre gedauert (I. 1545—1563); zweimal war es durch Krankheit und Krieg unterbrochen worden; zweimal hatte es sich wieder versammelt und endlich sein großes Werk glücklich vollendet. Wenige Jahre nach dem Schluffe des Konzils sah die Kirche wieder einen heiligen Papst, Pins V., auf dem Stuhle Petri, der mit größtem Eifer die Beschlüsse des Konzils ins Leben einführte. Ähnlichen Eifer für den wahren Glauben wie für die Verbesserung der Sitten bewiesen Bischöfe in allen Ländern, unter denen die Namen eines Karl von Borromeo, Erzbischofs vom Mailand, Franz von Sales in Genf, Stanislaus Hosius in Polen und etwas später, im 17. Jahrhundert, des großen Peter Päzmäny in Ungarn hervorragen, die im Verein mit Männern, wie der heilige Ignatius, Philipp Neri, Vinzenz von Paul, die wahre Reformation der Kirche durchgeführt haben.
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land]]
Extrahierte Personennamen: Karl_von_Borromeo Karl Franz_von_Sales Franz Stanislaus_Hosius Peter_Päzmäny Philipp_Neri Philipp Vinzenz_von_Paul
Extrahierte Ortsnamen: Gottes Gottes Petri Mailand Genf Polen Ungarn