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1. Vom Zeitalter des Augustus bis zum Westfälischen Frieden - S. 134

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
134 Ii. Luther und die Reformation. Faustbuch erzählt. Erst der Aufklärungszeit war es vorbehalten, dem Faustcharakter eine vertiefte, gerechtere Würdigung und Darstellung widerfahren zu lassen. Ii. Luther und die Reformation. 1. Luthers Entwicklung zum Reformator. Martin Luther, in der altdeutschen Sprache „Lothar", entstammte der „großen Quelle aller gesunden Volkskraft" (G. Freytag): er ist aus dem freien Bauern stände hervorgegangen. „Ich bin eines Bauern Sohn; mein Vater, Großvater und Ahn sind rechte Bauern gewesen", hat er in stolzem Selbstbewußtsein bekannt. Als jüngerer, erbloser Bauernsohn zog sein Vater Lans Luther aus dem Meiningenschen Waldort Möhra ins Mansfeldische, wo die Grafen von Mansfeld über zahlreiche Gold- und Silbergruben das Regal ausübten, und wurde dort Bergmann. In Eisleben, wo Luther geboren ist, und später in Mansfeld arbeitete er sich aus dürftiger Enge zu einigem Wohlstand und bürgerlichem Ansehen empor. Beharrlicher Wille, freimütiges Urteil, auch in ewigen Dingen, gutmütige Ehrlichkeit und finstere Strenge, das waren die Grundzüge des kernigen Mannes, dessen Leben in ehrbarer Plage um das tägliche Brot verlief. Auf des Sohnes Nachricht von der schrecklichen himmlischen Erscheinung, die ihn ins Kloster getrieben habe, hat er die Antwort: „Gott gebe, daß es nicht ein Betrug und teuflisch Gespenst war." And wenn der Mönch geglaubt hatte, einem Gebote Gottes folgen zu müssen, so erwiderte der alte Äans Luther noch nach Jahren in unwilligem Zorn, ob er nicht auch vom Gehorsam gegen die Eltern gehört habe. Die Zumutung, für Genesung aus schwerer Krankheit durch eine Schenkung an die Kirche zu danken, wies sein ehrlicher Freimut mit dem Äinweis auf die Seinen zurück, die es nötiger brauchten. Streng, ja rauh war die häusliche Zucht, und Luther hat aus der übertriebenen Äärte des Vaters, die er später bitter verurteilte, gelernt, daß in der Erziehung der Apfel stets bei der Rute liegen müsse. Düster geartet war auch der religiöse Geist, den der Knabe im Elternhause einsog; hier herrschte die Furcht vor bösen Geistern in Natur- und Menschenleben, jene Verängstigung, die im Teufelsglauben des späteren Mannes noch unvermindert hervortritt und sich oft lähmend auf sein Schaffen legte. Freilich ist sie zugleich der Quell seines unter schwerem Ringen gewonnenen Glaubens an die den sündigen Menschen rettende Gnade geworden; der Protestantismus ist aus ihr geboren.

2. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 66

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 66 — die Gewerbliche Zeichen- und Kunstgewerbeschule in Kassel, die Baugewerkschule in Kassel, die Handwerksschule in Kassel, die Schule für Holzschnitzerei in Poppenhausen, die Ackerbauschule in Beberbeck, die Landwirtschaftliche Winterschule in Fulda, die Haushaltungsschule in Treysa. Besondere Unterrichts- und Erziehungsanstalten: die Taubstummenanstalt in Homberg, die Rettungsanstalt für verwahrloste Kinder bei Elm, die kath. Erziehungsanstalt für verwahrloste Knaben in Sannerz, die Erziehungs- und Besserungsanstalt in Wabern, die Bewahranstalt für Mädchen und Jdiotenanstalt in Treysa, die Waisenhäuser in Kassel und Hanau. Andere Anstalten: die Jrrenheilanstalt in Marburg, das Landeshospital für unheilbare geisteskranke Männer in Haina, das Landeshospital für unheilbare geisteskranke Frauen in Merxhausen, die Korrektions- und Landarmenanstalt in Breitenau, die Strafanstalten in Kassel, Wehlheiden und Ziegenhain. Bedeutende Männer des Regierungsbezirks. Philipp der Großmütige, der bedeutendste Landgraf von Hessen, Förderer der Reformation, geb. zu Marburg. Gebrüder Jakob und Wilhelm Grimm, Sprachforscher und Märchen- dichter, geb. zu Hanau. Burkhard Waldis, Fabeldichter, geb. zu Allendorf a. d. Werra. Karl Wilhelm, Tondichter, Komponist der „Wacht am Rhein" und anderer Lieder, geb. zu Schmalkalden. Philipp Reis, Erfinder des Telephons, geb. zu Gelnhausen. Daten aus der Geschichte. 54 v. Chr. die ersten Römer auf deutschem Boden. 12—9 t>. Chr. führt Drusus, der Stiefsohn des Kaisers Augustus, Krieg gegen die Chatten und Sigambrer. 9 n. Chr. die Hermannsschlacht im Teutoburger Walde. 15 Germanieus, der Sohn des Drusus, fällt in das Land der Chatten ein und zerstört ihren Hauptort Mattium. 4. Jahrhundert Anfang der Völkerwanderung. 5. „ die Römerherrschaft am Rhein hört auf. — Die Franken nehmen feste Wohnsitze ein und werden Herren unserer Gegend. — Der Name Chatten verschwindet. 722 Bonisacius gründet zu Amöneburg die erste christliche Ansiedelung in Hessen.

3. Griechische Geschichte, römische Geschichte bis zum Ende der Republik - S. 95

1912 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
Ix. Reformversuche. 95 Ix. Neformversuche. Als die altväterliche Zucht schon immer mehr dahin schwand, bilbete sich in Rom eine Partei, die den verderblichen Neuerungen ernstlich entgegentrat. An ihrer Spitze stand Jahrzehnte hindurch M. Porcius Cato (gestorben 149 v. Chr.), der schärfste Verfechter altrömischer Einfachheit, der unermüdliche Bekämpfer ausländischer Sitten. Auch als Senator und Zensor begnügte er sich mit schlichtester Kleidung und einfachem Wohnhause. Er hielt es für das größere Glück, überflüssiger Dinge nicht zu bedürfen, als sie zu besitzen. Auf seine Veranlassung wurden Gesetze gegen die Habsucht der Provinzialbeamten und Steuerpächter sowie gegen Schwelgerei und Prunksucht erlassen. In seinen Senatsreden schärfte er seinen Zeitgenossen das Gewissen: „Oft habt ihr mich über den Aufwand der Weiber, oft über den der Männer, selbst der hohen Beamten klagen hören. Ich klagte, daß unser Staat an zwei entgegengesetzten Lastern kranke: der Äabsucht und der Verschwendung. Das sind die Seuchen, die aller großen Reiche Zerstörerinnen geworden sind. Je weiter sich unsere Herrschaft ausbreitet, je mehr wir schon nach Schätzen von Königen ausgreifen, um so ängstlicher besorge ich, daß in Wahrheit uns diese Dinge mehr erobert haben, als wir sie. Die Standbilder da von Syrakus sind als Feinde in Rom eingerückt." Durch flammende Worte setzte er die Ausweisung griechischer Philosophen aus Rom durch; in seiner Amtsführung als Zensor stieß er leichtlebige Senatoren zahlreich aus dem Senate. Auch der Zamasieger erlag den Angriffen der von Cato geführten Reformpartei und mußte aus Rom weichen, weil er dem Griechentum starkes Interesse schenkte. In vorgerückten Jahren lernte Cato selber das Griechische, um die „leichtfertigen Griechen" desto erfolgreicher bekämpfen zu können. Ihm stand der A cf er t> au über jeder anderen Beschäftigung; durch Schriften über laubwirtfchastliche Fragen suchte er ihn zu förbern. Auch als Zensor und Senator führte er noch gerne den Pflug. Vorbilblich war auch fein Familienleben. Frau und Kinder bilbeten die ehr-würbigsten Schätze feines Laufes. Drei Dinge, so pflegte er zu sagen, habe er zu bereuen: daß er einmal feiner Frau ein Geheimnis anvertraut , eine Reife einmal zur See statt zu Laube ausgeführt und einmal einen Tag feines Lebens ohne bestimmte Geschäfte verbracht habe. Zu den Kreisen Catos gehörten auch eble Frauen; so Cornelia, die Tochter des großen Scipio, die Mutter der Gracchen. In schlichter Häuslichkeit widmete sich die Frühverwitwete ausschließlich der Erziehung ihrer Kinder; sie sah es als höchste Aufgabe an, sie vor den neumobifchen Lastern zu bewahren. Staub haft ertrug sie als

4. Vom Regierungsantritt Karls des Großen bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 90

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
90 Ii Luther und die Reformation. Faustbuch erzählt. Erst der Aufklärungszeit war es vorbehalten, dem Faustcharakter eine vertiefte, gerechtere Würdigung und Darstellung widerfahren zu lassen. Ii. Luther und die Reformation. I. Luthers Entwicklung zum Reformator. Martin Luther, in der altdeutschen Sprache „Lothar", entstammte der „großen Quelle aller gesunden Volkskraft" (G. Freytag): er ist aus dem freien Bauern stände hervorgegangen. „Ich bin eines Bauern Sohn; mein Vater, Großvater und Ahn sind rechte Bauern gewesen", hat er in stolzem Selbstbewußtsein bekannt. Als jüngerer, erbloser Bauernsohn zog sein Vater Äans Luther aus dem Meiningenschen Waldort Möhra ins Mansfeldische, wo die Grafen von Mansfeld über zahlreiche Gold- und Silbergruben das Regal ausübten, und wurde dort Bergmann. In Eisleben, wo Luther geboren ist, und später in Mansfeld arbeitete er sich aus dürftiger Enge zu einigem Wohlstand und bürgerlichem Ansehen empor. Beharrlicher Wille, freimütiges Urteil, auch in ewigen Dingen, gutmütige Ehrlichkeit und finstere Strenge, das waren die Grundzüge des kernigen Mannes, dessen Leben in ehrbarer Plage um das tägliche Brot verlief. Auf des Sohnes Nachricht von der schrecklichen himmlischen Erscheinung, die ihn ins Kloster getrieben habe, hat er die Antwort: „Gott gebe, daß es nicht ein Betrug und teuflisch Gespenst war." Und wenn der Mönch geglaubt hatte, einem Gebote Gottes folgen zu müssen, so erwiderte der alte Äans Luther noch nach Jahren in unwilligem Zorn, ob er nicht auch vom Gehorsam gegen die Eltern gehört habe. Die Zumutung, sür Genesung aus schwerer Krankheit durch eine Schenkung an die Kirche zu danken, wies sein ehrlicher Freimut mit dem Hinweis auf die Semen zurück, die es nötiger brauchten. Streng, ja rauh war die häusliche Zucht, und Luther hat aus der übertriebenen Äärte des Vaters, die er später bitter verurteilte, gelernt, daß in der Erziehung der Apfel stets bei der Rute liegen müsse. Düster geartet war auch der religiöse Geist, den der Knabe im Elternhause einsog; hier herrschte die Furcht vor bösen Geistern in Natur- und Menschenleben, jene Verängstigung, die im Teufelsglauben des späteren Mannes noch unvermindert hervortritt und sich oft lähmend auf sein Schaffen legte. Freilich ist sie zugleich der Quell seines unter schwerem Ringen gewonnenen Glaubens an die den sündigen Menschen rettende Gnade geworden; der Protestantismus ist aus ihr geboren.

5. Bd. 2 - S. 39

1824 - Frankfurt a. M. Leipzig : Hinrichs
Comm0dus. 39 234. C o m m o d u s. Titus Com Modus Anton inus (wahrscheinlicher der Sohn eines Gladiators — bei dem ausschweifenden Le- den seiner Mutter — als des Marc Aurel) stand gegen die Markomannen, ein neunzehnjähriger Jüngling, als der Thron des Vaters, ohne die Tugenden desselben, auf ihn vererbte (180—192). Man huldigte in ihm den gefeierten Namen der Antonine, als das Heer und der Senat seine Thronfolge bestätigten. Der glückliche Jüngling hatte bei seiner Thron- besteigung weder Mitbewerber zu entfernen, noch Feinde zu bestrafen. Allgemeine Zufriedenheit mit der gesegneten Re- gierung der letzten vierzig Jahre herrschte durch das ganze Reich. Wie leicht wäre es dem C o rn m o d u s geworden, die Liebe seiner Völker statt des Abscheus derselben, den sanften Ruhm seiner letzten fünf Vorgänger statt des schimpflichen Todes des Caligula, Nero und Domitian zu erwerben! Allein Commodus war nicht sogleich beim Antritte seiner Regierung das kalte mordende Ungeheuer, wie er in der Folge erscheint; er war von Natur Schwächling, aber, nach den Sitten der ausschweifenden Jugend Roms in der damaligen Zeit, zur ungezügeltesten Befriedigung seiner Be- gierden fortgerissen. Seine Furchtsamkeit führte ihn, nach einem Versuche auf sein Leben, zur Harte, und seine Schwach- heit ward unter der Leitung Anderer, welche an seiner Stelle regierten, die willkührlichste und kälteste Grausamkeit. Gleich nach dem Tode seines Vaters erkaufte er den Frieden von den Marcomannen, und eilte nach Rom, wo er sich selbst den wildesten Ausschweifungen, die Staatsver- waltung in den ersten drei Jahren aber noch den geprüften Ministern seines Vaters überliest, welche dieser ihm nach- drücklich empfohlen hatte. — Doch als (183) er einstmals Abends aus dem Amphitheater nach dem Pallaste zurückkeh- ren wollte, ward er von einem Meuchelmörder mit dem Schwerte angefallen, der ihm zurief: Dies sendet dir

6. Der kleine deutsche Jugendfreund - S. 20

1839 - Reutlingen : Fischer
— 20 — voll Kraft und Feuer vor sich zu haben meinen, so frisch ist Alles, und so weit entfernt von der gewöhnlichen Grä- melei des Alters. Aber die Jugend zu erhalten, ist eine eigene Knnst, die nur wenige Menschen fassen, wiewohl Jeder das Geschick dazu hat. Der ernstliche Wille fehlt einzig und allein, sonst wäre sie wohl allgemein in An- wendung. Doch was ich dir sage, gilt nicht von der äu- ßern, sondern blos von der innern Jugend: denn je- ne ist, wie die Blüthe des Baumes, eine fiüchtige Er- scheinung der Natur!" „Du sprichst in Räthseln, lieber Vater; erkläre dich uns deutlicher," baten die Kinder. „Wenn ihr unsern lieben Hansfreund Gotthold fra- gen würdet: Guter Greis, sage uns doch, wie du cs an- gefangen, daß das Alter deinem Geiste und Herzen nichts hat anhaben mögen, daß es nur deinen Leib heimgesucht, deine Seele aber frei gelassen hat? so würde er euch ganz kurz etwa so antworten: Nun, ich quälte mich nicht mit eitcln, unnöthigen Sorgen, sondern warf Alles, was mir Pein und Kummer hätte machen können, auf den Herrn, vor dessen Augen ich immerdar wandelte, den ich stets im Herzen hatte. Ward mir Regen geschickt, so dachte ich: der Himmel hat auch eine Sonne, die dich morgen erquicken wird, und so sah ich die Erde und das Leben immer mit heitern Augen an, wie ein Kind, das vor schwarzem Gewölk zwar augenblicklich erschrickt und zagt, aber wenn cs ausgeblitzt und ausgedonnert hat, sich auch sogleich wieder an der Bläue, die nun zum Vor- schein kommt, und an dem Sonnenlicht, das über die beregnete Flur bricht, herzlich freuet und erquickt. So würde er etwa antworten — und dann käme es auf euch an, ob ihr diese herrliche Kunst erlernen und anwen- den wolltet."

7. Der kleine deutsche Jugendfreund - S. 31

1839 - Reutlingen : Fischer
— 31 — den Kindern im Schulhause ein festliches Mahl gegeben. Wie die Mittagsglocke tont, müssen sie beisammen seyn. Die Schultische, aller Bücher entledigt, sind init weiten Linnen sauber gedeckt, volle Schüsseln dampfen den Ein- tretenden entgegen; Jedes setzt sich an den Platz, der ihm auch sonst in der Schule zukommt. Der Herr Schul- meister aber spricht ein kurzes Gebet, setzt sich dann an der Tafel oben an, und nun beginnt das Essen, wobei cs gar froh und lustig zugeht. Auch wird den Kindern Bier gereicht. Sobald man fertig ist und der Schulmei- ster das Dankgebet gesprochen hat, werden Tische und Banke ans der blank gescheuerten Schulstube hinausge- schafft. Einige Musikanten, die indeß herbeigekommen sind, spielen munter auf, und nun tanzt, wer Lust und Geschick hat, bis der Abend herbeikommt. Jetzt bringt man alles in der Stube wieder in die alte Ordnung, setzt sich zum Abendessen zusammen, und dann gehen die Kin- der müde, aber von Herzen vergnügt nach Hause, und zählen die Wochen sehnsüchtig, bis das liebe Gregorius- fest von neuem erscheinen wird mit seinen Freuden. Ich habe das Fest oft mit begangen in meinem Geburtsorte, und freue mich noch immer, wenn ich daran zurück denke: denn unschuldig genossene Freuden bleiben dem Menschen unvergeßlich." Diese Erzählung lenkte das Gespräch ans verschie- dene andere Kinderfeste, wie sie in diesem oder jenem Lande, oder auch nur in einer einzelnen Gegend gebräuch- lich sind. Herr Gerhard beschrieb ein Maien fest, bei dem er einmal im Würtembcrgischen zugegen gewesen war, als sehr anmulhig und für das jüngere Alter passend. Eben trat Vater Rist, der kurze Zeit von der Ge- sellschaft entfernt gewesen war, mit einem gar heitern Antlitz wieder in's Zimmer. Die Kinder sprangen ihm

8. Der kleine deutsche Jugendfreund - S. 29

1839 - Reutlingen : Fischer
— 29 — zeit suhle ich mich oft in meine Jünglingsjahre zurück ver- setzt; ich mochte dann den Wandcrstab in die Hand neh- men und hinaus ziehen in die bunte Herrlichkeit, die allenthalben ansgegossen ist. Es kommt mir nicht selten vor, als sänge die Lerche zu mir herab: Was sitzest du daheim? Bist du so gar alt geworden, das; du nicht mehr an'ö Reisen denkst, da wir so weit herkommen, und selbst die Blume ihr dunkles Haus verläßt? — Da lockt es mich wohl auch hinaus zu theuern Jugendfreunden oder sonst lieben Bekannten. Will cs zu Fuße nicht mehr seyn, so trägt der sichere Wagen uns ja auch durch die Frühlingspracht hin, und das Auge genießt und das Ohr, und das Herz wird lustig und guter Dinge." „Meine Heimath mit den theuern Jugendfreunden liegt mir zu fern, als daß ich sie noch einmal in meinen alten Tagen sehen sollte," versetzte Vater Rist mit einem Zuge von Wehmnth, den frohe Erinnerungen bald in ein dankbares Lächeln verwandelten, „aber in der großen, der rechten Heimath werde ich alle die lieben Seelen, viel- leicht in Kurzem, wieder begrüßen, von denen mich jetzt Ströme und Gebirge trennen. Die meisten sind wahr- scheinlich schon zu ihrer Ruhe eingegangen, und die we- nigen übrig gebliebenen sehnen sich gewiß, gleich mir, hinüber in das Land der Verheißung. Indeß erinnere ich mich oft und gern an das stille Dorschen meiner Ju- gend, und an die Freunde, die mein Herz dort fand: denn je älter man wird, um so heller und reizender schimmern die Tage der Kindheit und Jugend." Hierauf kam das Gespräch auf Rist's Vaterland, das gesegnete Sachsen, das er vor mehr als fünfzig Jah- ren verließ, um in der Fremde sein Glück zu suchen. Er hatte es seitdem nur einmal wieder gesehen. Seine Act- tern und Geschwister waren ihm indeß in die Ewigkeit

9. Der kleine deutsche Jugendfreund - S. 30

1839 - Reutlingen : Fischer
— 30 — vorangegangen, und von seinen Jugendgenossen fehlten ihm alle Nachrichten. So stand er eigentlich ohne alle Verbindung mit seiner Heimath; aber er gedachte ihrer oft, und erzählte sehr gern von den dort verlebten Jahren. Die Kinder, die dem Gespräch aufmerksam zugehört hatten, fragten jetzt, ob er nicht auch etwas, das sie ganz besonders angehe, ans Sachsen zu erzählen habe. „Allerdings!" erwiederte der Greis, „und cs paßt ganz in die Zeit, in welcher wir eben leben. Die Kinder haben dort ein eigenes Fest, wonach sie das ganze Jahr messen, was ihnen fast noch mehr Freude gewährt, als das heilige Christfest, das in eine rauhe, winterliche Zeit fällt. Man nennt cs das Gregoriusfcst. In alten Zeiten wurde cs am 12. März, als dem Gregoriustag, dem Papst Gregorius dem Ersten zu Ehren, der durch Einrichtung von Singchörcn viel zur Verbesserung der Schulen beigetragen hat, als Schulfest begangen. In meiner Knabenzeit aber feierte man cs alljährlich in der Osterwoche. Bei schönem Wetter versammeln sich Mor- gens gegen 8 Uhr die Kinder, alle im Sonntagsputz, mit Blumensträußen, Federn und dergleichen bunt ausge- schmückt, im Schulhaus, und nun zieht der Schulmeister mit ihnen aus durch alle zum Kirchspiel gehörige» Ort- schaften. Vor jedem Hause wird ein schönes Lied, deren man wohl zwölf und noch mehr nach und nach recht tüch- tig eingeübt hat, gesungen; dann bekommt der Schul- meister ein Geschenk, wird wohl auch von dem Einen oder Andern gastlich bewirthet; die Kinder aber erhalten hin und wieder gemalte Ostereier, Hvnigbrot und man- cherlei Zuckergebäck, damit ihre Kehle hell bleibt und der Gesang sich recht lieblich ausnimmt. Dieser Umzug dau- ert, wenn mehrere Ortschaften zur Kirche gehören, zwei lind noch mehr Tage. Ist er endlich beschlossen, so wird

10. Der kleine deutsche Jugendfreund - S. 32

1839 - Reutlingen : Fischer
— 32 — entgegen, und Marie bemerkte, er sehe aus, wie ein Bote, der eine recht erfreuliche Nachricht zu bringen habe. „Wer weiß, ob es nicht so ist!" versetzte er schalkhaft lächelnd; „zweifelt ihr daran? Nun, welches von euch kann am Besten rathen? Doch ich will euch nicht länger hinhalten. An einem so schonen Tage, wie der heutige, taugt die Stubenluft für muntere Kinder nicht. Drum fort in den Garten: der Hase hat gelegt." Das war ein Jubel, eine Lust, die keine Gränze fand. Die älteren Kinder dankten dem gutmüthigen Grei- se, indeß die jüngeren mehr in den Garten sprangen, als gicngen. Die übrige Gesellschaft folgte bald nach, um die Freude der Jugend zu theilen. Schon standen meh- rere Grasbüschel hoch aufgewachsen, die Stachelbeer- sträucher waren belaubt, und an der Hecke fehlte cs an Grünem auch nicht, so daß sich wohl manches vor dem ersten Blicke hatte verstecken lassen. Die Kinder waren weit und breit im Garten zerstreut. Das Eine suchte hier, das Andere dort nach den köstlichen Dingen, die ausgelegt wordeu seyn mochten. Bertha that den ersten Fund: es war ein Zuckerhase. Lämmer, Eier und aller- lei Gegenstände, wie sie der Zuckerbäcker liefert, kamen nach und nach zum Vorschein; auch an Aepfeln war kein Mangel. Jetzt kam bald dieses, bald jenes der Kinder, um zu zeigen, wie glücklich es im Finden gewesen sey. Keines war leer ausgegangen, ja, es fand sich zuletzt, daß kaum eine Vertheilung gleichmäßiger hätte ausfallen können. Lottchen pries ihr Glück besonders; sie war in den Besitz eines zierlichen Binsenkörbchens gekommen, das Vater Rist mit eigener Hand geflochten halte und das ganz allerliebste Sachen enthielt. Der Herr Pfar- rer, der sich alles genau zeigen ließ, bemerkte, daß jedes in seiner Art köstlich und des wärmsten Dankes würdig
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199 196