186
sisid) Mord und Blut. Ihre Anbeter stellen friedlichen Menschen nach, um
sie zur Ehre der Göttin zu morden: das ist ihr Gottesdienst. Die englische
Regierung verfolgt diese Menschen mit unnachsichtlicher Strenge, bisher ohne
großen Erfolg. Der Mörder steigt ruhig auf den Galgen hinauf; denn er
tröjtet sich dainit, daß er durch den Mord sich den Himmel verdient habe.
Dies sind die Hauptgötzen der Hindus. Außer diesen giebt es eine un-
erhörte Menge anderer, man sagt, 330 Millionen! Aber weder die großen
noch die kleinen Götker gelten überall gleich viel oder finden überall gleiche
Verehrung. Vielmehr spaltet sich das Volk in" zahllose Rotten und Sekten,
die pch auf das bitterste hassen und befeinden. Selbst Teufelsanbeter finden
sich noch auf den Bergen und in den Wäldern. Außerdem wohnen in In-
dien viele Juden, Muhammedaner und persische Feueranbeter und suchen
es den Hindus an Haß gegen das Christenthum zuvorzuthun.
Die ältesten Tempel der Hindus sind mit ungeheurer Mühe in Felsen
hineingearbeitet. An einigen Stellen sind es kunstreich verzierte Höhlen.
An andern Stellen, z. B. bei dem Dorfe Ellora, sind die Felsen Stunden
weit zu einer ganzen Reihe von Tempeln und Grotten, die oft mehrere Stock-
werke über einander haben, von außen und von innen bearbeitet worden.
Ein ganzes Volk muß Jahrhunderte gebraucht haben, diese Tempel herzu-
stellen. Die spätern heiligen Gebäude, Pagoden genannt, sind aus Stei-
nen gebaut, ohne Fenster und laufen oben von allen Seiten spitz zu. Die
Götzenbilder sind roh und ohne Kunst angefertigt. Es kommt vor, daß ein
Mensch sich einen Götzen aus Lehm knetet, um seine Andacht vor demselben
zu verrichten, und ihn dann wegwirft. Die sogenannte Andacht aber ist ein
dumpfes Hinbrüten, wobei der Mensch an nichts und an alles denkt und
dabei unverwandt auf einen Punkt, z. B. auf die Spitze seiner Nase, blickt,
um ja nicht in seinem Denken gestört zu werden. Zur Vergebung der Sün-
den bedarf man Wallfahrten nach heiligen Orten und mancherlei Reinigungen,
vor allem im Wasser des heiligen Ganges. Wer am Ufer des Ganges stirbt,
stirbt selig.
Die Götzenseste der Hindus sind recht betrübender Art; denn sie sind
wahre Greuelfeste. Wenn das Wagenfest des Dschaggernath gefeiert werden
soll, wird ein wenigstens sechszig Fuß hohes Gerüst gebaut, das mehrere Stock-
werke über einander hat. Den Hauptplatz nimmt das riesige, plumpe Götzen-
bild ein. In den verschiedenen Stockwerken sind an hundert Priester be-
schäftigt. Das ganze Gerüst steht auf einem Wagen mit niedrigen Rädern,
Auf den Ton der Trompete und Trommel eilen von allen Seiten die An-
dächtigen herzu und fallen vor dem Götzen auf ihr Angesicht. Plötzlich stür-
zen tausende von Männern herbei, ergreifen die gewaltigen Stricke und ziehen
in saurer Arbeit den schweren Wagen mit seinem ganzen Inhalte fort, ange-
feuert von einem Priester, der vorne auf dem Gerüste steht und mit scham-
losen Reden und Geberden das Volk ermuntert. Früher warfen sich viele
in der Begeisterung vor die Räder und ließen sich zermalmen, um gewiß selig
zu sterben. Das kommt jetzt nur noch selten vor. Dagegen sind Verwundun-
gen und selbst lebensgefährliche Verletzungen noch sehr an der Tagesordnung.
Der betäubende Lärm der Trommeln und Trompeten, das Schreien der Hun-
derttausende, das Drängen und Stoßen und Quetschen dauert, bis der Um-
zug vollendet ist: das ist das Fest eines Götzen.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
144
der Erde, so doch in der Erde. Die Bewohner werden sie schon zu heben
wissen.
Die Heidengräber.
Im Laufe der Jahrhunderts haben nicht bloß die Geschlechter der Men-
schen, sondern auch die Stämme und Völker gewechselt, welche Mecklenburg
bewohnten, und haben uns nichts als ihre Gräber hinterlassen. Die frühe-
sten Bewohner kennen wir nicht einmal dem Namen nach. In den Gräbern
der Vorzeit ruht die älteste Geschichte unsers Landes. „Das kann doch nur
blitzwenig sein," möchte mancher sprechen, der an die jetzige Art, die Todten
zu beerdigen, denkt. Aber die alten Heidengräber waren ganz anders, dauer-
hafter und fester errichtet, als die jetzigen kleinen Grabhügel es sind. Jene
haben tausende von Jahren gestanden und sind bis zur Stunde noch wohl
erhalten. Nach sorgfältiger Untersuchung, die mit ihnen angestellt ist, schei-
nen sie von vier verschiedenen heidnischen Völkern herzustammen, die nach
einander hier ihr Wesen hatten, bevor das Christenthum die Oberhand bekam.
1) Die ältesten Zeugen der Vorzeit sind Gräber, in welchen menschliche
Gerippe von kleiner Statur, mit niedriger zusamengedrückter Stirn in sitzen-
der Stellung gefunden werden. Der Schädel hat die meiste Ähnlichkeit mit
dem der Lappen. Diese Art Gräber wird in Mecklenburg selten, in Schwe-
den und den andern nordischen Ländern öfter angetroffen. Daher ist die
Vermuthung gekommen, daß das jetzt sehr zusammengeschmolzene Volk der
Lappen in der Urzeit eine große Verbreitung gehabt und, wenn auch nicht
in Mecklenburg gewohnt, doch nomadisirend sich hier aufgehalten habe.
Das unterscheidende Merkmal der ältesten Gräber ist, daß die in denselben
vorhandenen Gerüthschaften roh aus Knochen gearbeitet sind.
2) Auf die wandernde Bevölkerung Mecklenburgs kam ein großes
und kräftiges Volk mit höherer Stirn, das unter dem Namen Hünen oder
Riesen bekannt ist und in den Hünengräbern zahlreiche Denkmale von
sich hinterlassen hat. Der frühere schwache Stamm mußte überall dem stär-
keren weichen. Vielleicht mögen die im Norden oft vorkommenden Sagen
von dem Kampfe der Riesen mit den Zwergen auf den Sieg der Hünen über
die Lappen hinweisen. Ihre Gräber bestehen aus einem Erdhügel von
länglicher Gestalt, der ringsum von Pfeilern aus Feldsteinen eingefaßt ist.
An: östlichen Ende befindet sich eine Art Grabkammer, welche dadurch gebil-
det wird, daß die Pfeiler mit großen Platten aus Feldsteinen bedeckt sind.
Unter dem Decksteine steht in der Erde eine Kiste von platten Steinen und
in derselben eine aus Thon geformte Urne, welche die Reste verbrannter
Menschengebeine enthält. Die Gräber bei Katelbogen und Naschen-
dorf sind über 140 Fuß lang, die Pfeiler vier Fuß dick und stehen gegen
sechs Fuß aus der Erde heraus. Wie die Leute es angefangen haben, die
gewaltigen Pfeiler aufzurichten und die mächtigen Steinplatten darauf zu
heben, ist ein Räthsel, das bis zur Stunde noch nicht genügend gelöst isi.
Die in den Gräbern gefundenen Werkzeuge — und das ist ihr unterscheiden-
des Merkmal — als Messer, Keile, Hammer u. s. w. sind aus Feuerstei-
nen oder andern Steinarten gearbeitet, — eine Kunst, die wir nicht
mehr verstehen. Die Hünengräber finden sich in großer Zahl von Rußland
bis Spanien und gehören wahrscheinlich dem Volke der Kelten an.
3) Die Hünen fanden ihren Untergang durch einen andern, auch von
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land]]
146
Querschiff durch und giebt dem Grund der Kirche die Gestalt des Kreuzes.
Alle Bogen und Wölbungen sind Halbkreise. Es ergiebt sich hieraus, daß
kein Bogen höher gezogen werden kann, als die halbe Entfernung der bei-
den Stützpunkte von einander ausmacht. In dieser Weise sind der herr-
liche Dom in Ratzeburg, so wie die benachbarten Kirchen in Gadebusch, Wit-
tenburg, überhaupt die cüteiteu Kirchen des Landes gebaut.
Sobald das Christenthum in Deutschland heimisch geworden war, bil-
deten die Baumeister einen eignen Stil, den deutschen oder gothischen,
aus, der an Schönheit seines Gleichen nicht hat. Zuerst wurde statt des
Rundbogens der Spitzbogen angewandt und dadurch die Möglichkeit ge-
geben, Bogen und Gewölbe so hoch hinauszuführen, als man wollte. So-
dann wurden die Wände weggelassen, welche die Schiffe trennten, und es
blieben nur die hohen, zierlichen Pfeiler zum Tragen der Gewölbe nach.
Dies gefiel dem Deutschen, der seine Wälder über alles liebte, ganz abson-
derlich. Denn wenn er nun mitten unter den langen Reihen schlanker Säu-
len stand, die sich oben wie zu Ästen und Zweigen aus einander thaten und
das schützende Gewölbe trugen, dann heimelte es ihn an, als wäre er mit-
ten in seinem lieben Walde, geschützt von dem Laubdach seiner Buchen und
Eichen. Die äußern Wände der gothischen Kirchen werden von gewaltigen
Fenstern durchbrochen, welche mit herrlichen Glasmalereien geziert sind.
Die Thürme steigen bis zum Dachstuhle viereckig, von da an gewöhnlich in
einer durchbrochenen Pyramide wie eine Nadel zum Himmel empor. Alles,
Thüren, Fenster, Säulen, Thürme, ist mit kunstreichen Arbeiten der Stein-
metzer bedeckt und so sauber ausgeführt, daß man keine Ahnung von den
schweren Massen hat, die dort kunstreich zusammengefügt sind, als wäre
die Kirche nur ein leichter, köstlicher Zierrath. Ein gothischer Dom ist ein
rechter Palast des Herrn. Wer solchen betrachtet, niuß mit den Jüngern
des Herrn ausrufen: „Meister, sieh, welche Steine und welch ein Bau ist das!"
Unsere schönsten in dieser Art gebauten Kirchen sind die in Doberan
und Reu-Brandenburg, und die Paulskirche in Schwerin. Außerdem verdie-
nen die Kirchen in Rostock und Wismar, die Dome in Schwerin und Gü-
strow und die wiederhergestellte Kirche in Röbel genannt zu werden. Unter
den Landkirchen sind die neuerbauten in Diedrichshagen und Schlieffenberg
und die wiederhergestellte in Neukloster vorzüglich schön.
2. Die Schlösser. Die Bauart aus Ziegelsteinen gab Veranlassung
zu einer Art von Verzierung, die man nur im nördlichen Deutschland kennt:
man formte Ziegelerde zu allerlei kunstreichen Figuren in halberhabener Ar-
beit und fügte sie, wenn sie gebrannt waren, sogleich bei dem Bau den
Mauern ein. Gewöhnlich blieben sie roth. Wollte man ein mehreres thun,
so wurden sie verschiedenartig gefärbt und wohl gar mit Gold belegt. Diese
Art der Verzierung war bis zum dreißigjährigen Kriege allgemein im Ge-
brauch , wie die fürstlichen Schlösser in Wismar und Gadebusch und das
schöne Schloß in Güstrow beweisen. Nach dem Kriege ging die Erinnerung
an den Ziegelschmuck verloren. Erst große Baumeister der neuern Zeit ha-
den die alte Kunst der Vergessenheit entrissen und ihr wieder Geltung unter
den Leuten verschafft. Das neue Großherzogliche Schloß in Schwerin, eins
der vorzüglichsten Bauwerke in Deutschland, hat den Schmuck von gebrann-
ten Ziegeln in reichem Maße wieder angewandt und wird gewiß dazu bei-
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See]]
Extrahierte Ortsnamen: Ratzeburg Gadebusch Deutschland Doberan Reu-Brandenburg Schwerin Rostock Wismar Schwerin Röbel Schlieffenberg Deutschland Wismar Gadebusch Güstrow Schwerin Deutschland
238
Strassen, Häuser, Gerätlie und alle Einrichtungen sind unverändert so,
wie die Menschen sie vor 2000 Jahren verlassen haben. Die Häuser sind
meistens klein und unansehnlich , ohne Fenster und erhalten ihr Licht
durch Thüren oder Luken. Aber im Innern sind sie prächtig eingerichtet.
Selbst in Handwerkerhäusern, die man.an den Geräthschaften erkennt,
sind die Wände mit Gemälden versehen und die Fussböden aus* bunten
Marmorsteinen gefertigt. Im ganzen hat man nicht sehr viele Skelette
gefunden. Also müssen die Einwohner dieser vom Vesuv ziemlich fernen
Stadt zum grossen Theile Zeit gehabt haben, zu entfliehen. Doch sind
auch manche vom Verderben ergriffen worden. Am Thore stand das
Gerippe der Schildwache noch mit den Waffen in der Hand ; in der Nähe
lag ein Gerippe, das Geld in einem Beutel trug; ein weibliches Gerippe
Lass an einem Arbeitstische und hatte ein Knäuel Garn vor sich liegen;
das Gerippe einer Frau hielt ein kleines Kind in den Armen , während
ihr zur Seite zwei etwas grössere Kinder lagen , die sich umschlungen
hielten. Das grösste Haus liegt in der Vorstadt und muss einem reichen
Manne gehört haben ; denn alles in demselben ist prächtig und kostbar.
In dem luftigen, schön gewölbten Keller aber hatte man einen schauer-
lichen Anblick. Da lag ein weibliches Skelett mit goldenem Halsband
und goldenen Armringen , zwei Kindergerippe daneben und sechszehn
grössere umher. Es war die Herrin des Hauses, die mit ihren Kindern
und Dienern Schutz im Keller gesucht hatte und dort jämmerlich umge-
kommen war.
Die in Pompeji gefundenen Geräthe , Schmuck- und Kunstsachen
hat man herausgenommen und in die grossen Städte Europas geschickt,
wo sie in Museen aufgestellt und für jedermann zu sehen sind. Dort
liegen sie in grossen Haufen: Lampen und Leuchter, Schlüssel und
Ringe, Gelasse und Geräthe der verschiedensten Art aus Bronze und
gebranntem Thon , alles zierlich und nett, ein Zeichen , wie freundlich
die Römer ihre Umgebung auszustatten verstanden haben.
21. Von den alten Deutschen.
Zu der Zeit, als Kaiser Augustus über das römische Reich
Herrschte, mar Deutscht au d noch ein rauhes und uuwrrthliches
Land, das den Fremden keinerlei Annehmlichkeiten darbieten konnte.
Ungeheure Wälder zogeii sich von einem Ende zum andern; Sümpfe
und Moraste bedeckten den Boden; Flüsse uiid Seen hatten Über-
fluß an Wasser; kalte, dicke Nebel erfühlen die Luft. Zur Nahrung
lieferte der Wald Beeren, eßbare Wurzeln und holzichres Obft; der
Acker trug Hafer und Gerste; die ausgedehnten Werden gaben ein
herrliches Futter für zahlreiche Rinderherden; Jagd und Fischerei
lieferten überreichlichen Ertrag. Aber mit Wölfen und Auerochsen
mar nicht zu spaßeil, und die Bären waren ebenfalls gefährliche
Gegner.
Unsere Vorfahren stammen non den Ariern ab, welche in
unvordenklichen Zeiten nach Nord-Indien gezogen waren und dort
mehrere große Reiche gegründet hatten. Aus unbekannten Ursachen
sonderte sich non diesen etwa um die Zeit, da Moses die Kinder
Israel durch die Wüste führte, ein Stamm ab, zog weiter und
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Extrahierte Personennamen: Augustus
Extrahierte Ortsnamen: Pompeji Europas Nord-Indien
170
90. Venedig;.
Rings um das Nordende des adriatisclien Meeres zieht sich eine
schlammige Niederung hin, die bald mehr, bald minder hoch vom Meere
bedeckt ist und eine zahllose Menge grösserer und kleinerer Inseln in
ihrem Umkreise enthält. Diese schlammigen Gewässer nennt man La-
gunen. Als der wilde Attila Italien verheerte, flohen viele Einwohner
vom festen Lande auf die Inseln in den nordwestlichen Lagunen und
bauten sich dort an. Anfangs sehten die Bewohner der verschiedenen
Inseln, wiewohl sie nur durch Kanäle von einander getrennt waren, ganz
unabhängig von einander. Aus Furcht vor den Seeräubern vereinigten
sich mehrere und wählten den Tribun oder Vorsteher der grössten In-
sel, Rialto, zu ihrem Dogen (sprich: Dojen) oder Herzog. Die verei-
nigten Inseln wurden durch Brücken mit einander verbunden. Auf
solche Weise ist Venedig entstanden, eine Stadt, die auf mehr denn
siebenzig Inseln und Inselchen an der Nordwestküste des adriatisclien
Meeres erbaut ist. Ganz Venedig steht auf Eiehenpfählen, die Wäldern
gleich in den unter dem Schlamme befindlichen festen Thonboden ge-
rammt und im Laufe der Jahre in dem salzigen Wasser hart wie Eisen
geworden sind. Eigentliche Strassen giebt es dort nicht; die Kanäle
vertreten deren Stelle. Ebenso wenig sieht man Pferde und Wagen,
wohl aber tausende von Gondeln, -die pfeilschnell durch das Wasser
dahinschiessen. Die Häuser steigen unmittelbar aus dem Wasser auf.
An einigen Stellen läuft eine schmale Gallerie oder Trottoir, das als
Strasse dient, am Wasser hin, macht aber, wenn die grossen, nur durch
Säulen getrennten Fensterthüren zurückgeschoben sind, ganz den Ein-
druck, als ob es zu den untern Zimmern der anstossenden Häuser ge-
höre.
Um die Kanäle vor Versandung zu schützen, hat man mit unend-
licher Mühe und ungeheuren Kosten an den gefährlichsten Stellen einen
zwei Meilen langen Damm aus Quadern gebaut, wozu die Felsen in
Dalmatien gebrochen sind. Das Werk trägt die stolze Inschrift: „Mit
römischer Kühnheit und venetianischem Gelde!"
Der Glanzpunkt von Venedig ist der Markusplatz. Man denke
bei diesem Namen aber nicht an einen Marktplatz, wie ihn selbst kleine
Städte haben; nein, der Markusplatz ist 680 Fuss lang, 550fuss breit, mit
Marmor gepflastert, sauber gehalten, ringsum mit Kunstschätzen geziert,
nicht einem Markte, nicht einer Strasse, sondern einem Saal vergleichbar.
Er hat seinen Namen von der Markuskirche, die zu den kostbarsten, aber
nicht gerade köstlichsten Gebäuden gehört, welche Europa besitzt. Den
Eingang zu dieser Kirche bilden drei bronzene Thüren mit eingelegter sil-
berner Arbeit. Über dem Eingänge steht das bei der Erstürmung von
Konstantinopel eroberte eherne Viergespann, welches in Berlin nach-
gebildet ist. Der innere Fussboden stellt aus Jaspis und Porphyr aller-
lei Bilder dar, um welche her sich ein Wald von ungefähr 500 kostbaren
Säulen erhebt. Die Wände und Kuppeln enthalten Mosaikbilder auf
Goldgrund; Altäre und Kapellen sind mit Gold, Silber und Edelsteinen
überladen. Der Eindruck ist feenhaft. Aber ehrfurchtsvolle Schauer,
wie in einer alten gothischen Kirche, erfassen den Beschauer dort nicht.
Einst hat sich Venedig gerühmt, „die Königin des Meeres“ zu sein;
aber schon seit lange ist ihre Macht und Herrlichkeit dahin; sie ist
nicht einmal im Stande gewesen, ihre Selbstständigkeit zu erhalten.
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T34: [Meer Wasser Land Küste Insel See Flut Fluß Tiefe Welle], T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
Extrahierte Personennamen: Attila_Italien
Extrahierte Ortsnamen: Dalmatien Venedig Europa Konstantinopel Berlin
grossen Stadt No befindet sich z. B. ein Saal von so riesenmässigem
Umfange, dass unsere grössten Kirchen in demselben Platz haben würden.
Die Decke besteht aus ungeheuren Felsplatten und wird von mehr denn
130 Säulen getragen , deren jede 30 Fuss im Umfange hat. Was für ein
Gebäude mag erst der Palast selbst gewesen sein , von dem der Saal
doch nur ein Theil war!
Eine sonderbare Art von Baudenkmälern waren die Obelisken, glatt-
polirte, thurmartige Säulen, welche, ausser einem Untergestell von etwa
20 Fuss, eine Höhe von 80—100 Fuss hatten und gewöhnlich aus einem
einzigen Steine bestanden. Erstaunenswerth sind auch die Gräber
der Könige. Jeder König fing gleich bei seinem Regierungsantritt
an , sein Grab zu bauen , und baute daran , so lange er lebte. Wurde
der König alt, so bestand sein Grab aus einer Reihe von Gängen, Zim-
mern und Sälen, die in den Fels hineingehauen und inwendig vergoldet
und mit herrlichen Wandgemälden verziert waren. Die riesigsten Bauten
aber sind die Pyramiden, viereckige Gebäude, welche nach oben spitz
zulaufen. Da sie nicht so hoch als breit sind , so haben sie mehr das
Ansehen eines steinernen Berges, als eines Thurmes. Die grösste unter
ihnen ist gegen 700 Fuss breit und an 450 Fuss hoch, folglich höher, als
die höchsten Thürme der Erde. Sie besteht aus 200 Steinschichten,
welche treppenartig über einander liegen. Viertausend Jahre haben die
Pyramiden an sich vorübergehen sehen; aber sie stehen noch eben so
sicher , wie sie zu Mosis Zeiten nur gestanden haben. Als ganz eigen-
thümliche Gebilde sind noch zu erwähnen die Sphinxe, welche den
Leib eines Löwen und den Kopf eines Menschen haben und so gross
sind , das^ man Leitern ansetzen muss, um vom Rücken auf den Kopf
zu steigen.
Die Baudenkmäler, deren Ruinen sich namentlich bei der Priester-
stadt No oder Theben in sehr grosser Zahl finden, bestehen zum grössten
Theil aus Felsen, zum geringen Theil aus Backsteinen. Die Felsen aber
hatten sie nicht einmal an Ort und Stelle , sondern mussten sie oft an
dreihundert Meilen weit herholen. Wie haben sie- dies angefangen?
Eine Andeutung zur Beantwortung dieser Frage giebt die Bibel, indem
sie erzählt, der König von Ägypten habe die Kinder Israel mit Unbarm-
herzigkeit gezwungen und ihnen das Leben sauer gemacht mit schwerer
Arbeit in Thon und Ziegeln. Und was die Bibel erzählt, das findet man
auf den Ruinen bildlich dargestellt. In dem Felsengrabe eines könig-
lichen Baumeisters nämlich sind die Wände , wie es Sitte war , mit Bil-
dern aus dem Leben des Verstorbenen geziert. Eins der Bilder zeigt
einen grosen Bau, der eben ausgeführt wird: Leute mit röthlichem Ge-
sichte verrichten die Maurerarbeit, während Leute mit weissem Gesichte
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T115: [Tempel Stadt Rom Zeit Athen Pyramide Bau Ruine Denkmal Säule], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
145
Japhet ausgegangenen Stamm, die Germanen, welche die Urväter des
deutschen Volkes geworden sind. Von ihnen stammen die Ke g elgr äb er
her, die in großer Zahl über unser Land verbreitet und künstlich aufgewor-
fene Hügel von der Form eines ungeheuren Backofens sind. Wo sie noch
unberührt stehen, z. B. in manchen Waldungen, da erreichen sie wohl eine
Höhe von 25 Fuß. Wo aber der Pflug darüber hingegangen ist, sind sie
zu kaum bemerkbaren Erhöhungen mitten in der beackerten Fläche geworden.
Alan findet sie gewöhnlich auf Anhöhen, oft in Gruppen von zehn und mehr
Hügeln vereinigt. Räumt man die Erde weg, so findet man rings umher
einen Kreis von mäßig großen Steinen und in dem Kreise die einzelnen
Gräber. Auf dem ursprünglichen Erdboden, wo oft noch die Brandstätte
zu sehen ist, stehen in Steinkasten oder rohen Gewölben Urnen mit Asche
und Resten von Knochen, zuweilen, aber selten, auch unverbrannte Gerippe.
Die in den Hügeln gefundenen Geräthschaften und Waffen bestehen zum
größten Theil aus Bronze, einer Mischung von Zinn und Kupfer, zum klei-
nen Theile aus Gold. Die Bronze ist das eigentliche Kennzeichen
der Kegelgräber.
4) Von Anfang des fünften Jahrhunderts an drangen von Rußland
her die Slaven gegen Westen vor, vertrieben oder unterjochten die bishe-
rigen Einwohner und setzten sich in ganz Norddeutschland bis an die Elbe
hin fest. Von ihnen stammen die W end en kir ch h öfe her, wirkliche Be-
gräbnißplätze, welche gewöhnlich in der Ebene liegen und sich von der um-
liegenden Fläche nicht weiter unterscheiden. Hier ist Urne neben Urne ein-
gesenkt, oft so flach, daß ein tüchtiger Platzregen mehrere derselben bloß ge-
legt hat. Die Urnen sind mit Asche gefüllt. Die in den Wendengräbern
gefundenen Geräthschaften erinnern durch ihre Gestalt schon an allerlei uns
bekannte Sachen und bestehen aus weichem Eisen, die Schmucksachen wohl
aus Silber oder Glas. Diese Art Gräber wird genau nur so weit ge-
funden, als die Slaven gegen Westen vorgedrungen sind.
Kirchen, Schlösser und Häuser.
Wenn man in Mitteldeutschland Kirchen oder Schlösser bauen will, so
bricht man Felsstücke aus dem Gebirge los, behaut sie regelmäßig und fügt
sie an einander. Solches Material haben wir in Norddeutschland nicht;
wir müssen uns erst künstliche Steine bereiten, indem wir Lehm formen und
so lange dem Feuer aussetzen, bis er ganz hart geworden ist. Es ist ein
unterscheidendes Merkmal des nördlichen Deutschlands, daß hier die großen
Gebäude mit Ausnahme der Fundamente aus Ziegelsteinen aufgeführt sind.
1. Die Kirchen. Die ersten Kirchen in unserm Vaterlande waren
kleine Gebäude mit geklehmten Wänden, wie damals unter den Wenden zu
bauen Brauch war. Als aber das Christenthum festen Fuß gefaßt hatte,
wurden überall im Lande größere und prächtigere Gotteshäuser errichtet.
Die ältesten derselben waren in dem damals überall gebräuchlichen Rund-
bogenstil erbaut. Die Kirchen dieser Art haben gegen Morgen einen erhöh-
ten halbkreisförmigen Altarplatz, von wo man gegen Westen in den etwas
niedriger liegenden, für die Gemeinde bestimmten Raum blickt, den man das
Schiff nennt. Letzteres ist der Länge nach in drei Theile durch Mauern ge-
theilt, die oben Fenster haben, unten auf Bogen und mächtigen Pfeilern
ruhen. Zuweilen lauft zwischen dem Altarraume und dem Schiffe noch ein
10
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
3
einen Fremden als Gast zu bewirten galt. Dann trugen sie mit verschwenderischer Gastsreundlichkeit alles auf, was Kche und Keller nur irgend herzugeben vermochten. Diese Gastfreund-lichkeit galt bei ihnen als Pflicht, und wenn einmal jemand einem Fremden die Aufnahme verweigerte, so kam er in all-gemeinen Verruf, und man durfte ihm Haus und Habe nieder-brennen. Wenn die Vorrte des eigenen Hauses durch die Bewirtung aufgezehrt waren, so durfte man von den Besitzungen der andern nehmen, so viel man brauchte; Diebstahl und Raub wurden entschuldigt, wenn der Thter, was er in der Nacht gestohlen hatte, am andern Morgen unter seine Gste verteilte. In scharfem Gegensatz zu dieser Gastfreundlichkeit steht die Hrte und Grausamkeit, die die Wenden gegen Feinde zeigten. Wehe dem, der als Gefangener ihnen in die Hnde fiel! Seiner wartete das Los, nach den ausgesuchtesten Martern an den Altar ihres Kriegsgottes geschleppt und dort geopfert zu werden.j
Der Kriegsgott der Wenden hie Radegast und war ihr Hauptgott. Er hatte in jedem Gau eine Kultussttte; der berhmteste seiner Tempel aber lag im Lande der Redarier, wahrscheinlich am Westufer des Tollenfe-Sees. Auch dieser Tempel war ein Holzbau. Seine Auenwnde waren mit den Bildern verschiedener Götter und Gttinnen geschmckt, die kunst-voll ausgeschnitzt waren. Im Innern standen an den Wnden Statuen von Gtzen in voller Rstung mit Helm und Harnisch; der Name eines jeden war am Fugestell angebracht. Das Bild des Radegast selbst war vergoldet und ruhte auf einem purpurnen Polster.
Unter den Gttinnen war die angesehenste die Erntegttin Silva, die besonders in Ratzeburg verehrt ward. Man stellte sie mit einem Horn in der einen Hand dar, das man an dem Hauptseste mit Met fllte.
Nicht berall bauten die Wenden ihren Gttern Tempel, vielfach begngten sie sich damit, ihnen einen umzunten Hain zu weihen oder einen Baum, einen Felsblock, eine Quelle oder eine Anhhe.
Alle Tempel und heiligen Sttten der Wenden waren zu-gleich Orakelsttten. In verschiedener Weise suchten die Wenden die Zukunft und den Willen der Götter zu erforschen, besonders wenn sie ein wichtiges Unternehmen, z. B. eine
1*
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann]]
TM Hauptwörter (200): [T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T115: [Tempel Stadt Rom Zeit Athen Pyramide Bau Ruine Denkmal Säule], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe]]
79
Steindenkmler, die noch vorhanden sind, stammen von ihnen. Ein solches liegt unweit von der Chaussee von Wismar nach Grevesmhlen in der Nhe des Dorfes Naschendorf. Es besteht aus zwei groen Felsblcken, auf denen ein dritter als Deckel ruht. Ein Riesenpaar soll einst hier in den Tannen gewohnt und diese Steine als Backofen benutzt haben; man nennt sie deshalb den Riesenbackosen. Nicht weit davon liegt das Grab des Riesenpaares, das ebenfalls noch heute vorhanden ist. Mit diesem aber hat es nach der Sage eine andere Bewandtnis wie mit den brigen Hnengrbern, es ist nicht von den Hnen selbst errichtet, sondern von den kleinen Menschen, den Ltten", die zu der Zeit, als jenes Riesenpaar lebte, schon ins Land eingedrungen waren. Wie diese dazu kamen, will ich euch jetzt erzählen.
Der Riese that den Ltten", die sich in der Umgegend angesiedelt hatten, vielen Schaden, nahm ihnen ihre Haustiere weg und trat ihnen ihr Korn nieder. Da beschlossen die Kleinen, sich zu rchen und ihn lebendig zu begraben. Sie stellten nun Vorposten aus, die sollten, wenn der Riese eingeschlafen wre, die Umwohner benachrichtigen. Das geschah denn auch, und die Leute kamen mit Hacken, Grbern und Schaufeln herbei. Sie machten neben dem schlafenden Riesen eine Vertiefung in der Erde, wlzten ihn dann hinein und beschaufelten ihn mit Erde. Am andern Morgen ward der Riese von seiner Frau gesucht. Sie fand ihn nicht und erfuhr endlich, da er begraben sei und wo sich sein Grab befnde. Da ging sie hin, sammelte ihre Schrze voll Steine und schttete dieselben um das Grab herum aus. Aber noch an demselben Tage stand der Riese, fr den das Grab nur ein warmes Bett gewesen war, wieder auf und setzte sein gewohntes Leben wieder fort, ja er trieb es noch rger als zuvor. Da ward er eines Tages wieder schlafend gefunden und zwar an derselben Stelle wie vorher. Sogleich liefen wieder alle Leute aus der Umgegend zusammen und gingen auss neue an die Arbeit, ihn noch einmal lebendig zu begraben. Sie machten diesmal eine weit tiefere Gruft, damit der Riese mehr Erde auf sich htte und nicht so leicht wieder herauskme. Als das Grab fertig war, wurden noch mehrere von den Steinen, welche des Riesen Frau dorthin getragen hatte, ihm auf den Kopf gewlzt. Diese Steine waren ihm zu schwer, und er mute liegen bleiben und starb. Seine Frau
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer]]
versehen, daß eine große Armee darin Raum hatte,
und rund umher mit einem sehr breiten und tiefen,
durch den Euphrat mit Wasser gefüllten Graben um-
geben.
s) Die sogenannten schwebenden Garten,
gleichfalls zu Babylon, ein prächtiges Gebäude,
mit Gartenanlagen und Wasserwerken auf vier Ter-
rassen, welches der König Nebukadnezar, seiner
Gemahlin Amytis zw Gefallen, aufführen lassen.
Jede Seite des Gebäudes war 400 Fuß lang, und
die oberste Terrasse so hoch, als die Stadtmauern.
3) Die Aegyptischen Pyramid en. Sie
sind grvßtentheils aus weichen Kalksteinblöcken, einige
aber auch aus Ziegelsteinen erbauet, viereckige, theils
spitz zulaufende, theils auch oben abgestumpfte Ge-
bäude, deren zwei Seiten gewöhnlich größer, als die
andern, und die in ihrer Grundfläche der Höhe gleich
sind. Die Höhe der größesten, an welcher 100,000
Menschen 20 Jahre lang ununterbrochen gearbeitet
haben sollen, wird von einigen zu 800, von andern
zu 625, von noch andern zu 600 Fuß angegeben.
Die größte der noch vorhandenen hat eine Höhe von
440 Fuß, endigt in einer Spitze von 13 Quadratfuß,
und 208 Stuffen führen hinauf. Diese ungeheuern
Prachtgebäude, die dem Volke, wegen der schweren
Frohndienste, so verhaßt waren, dienten wahrschein-
lich zu weiter nichts, als zu Begräbnißstätten der
ägyptischen Könige. Der Chaljfe Mahomed ließ die
letztgenannte im Jahre Christi 827, in Hoffnung
große Schätze darin zu finden, aufbrechen, fand aber
weiter nichts, als einen innern sorgfältig versteckten
Gang, der zu zwei Grabzimmern führte, in dessen
oberm ein vier Ellen langer Sarg von gelbem Mar-
mor war, der wahrscheinlich den Leichnam des Köni-
ges, so wie das untere das der Königinn enthielt.
Wieviel besser und schöner als diese steinernen mit
den Seufzern und Thränen der armen Arbeiter errich-
teten
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung]]