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Pommern in der alten Burg Dargun ein Kloster und baute einen
Altar der heiligen Jungfrau, den ersten im östlichen Mecklenburg.
Im Jahre 1172 unternahm Pribislav eine Pilgerfahrt nach dem
heiligen Lande, gewiß der erste Wende, dessen Fuß jene Gegenden
betreten hat. Er starb 1178 auf einem Turnier zu Lübeck durch
den Sturz seines Pferdes, nachdem er den Sieg des Christenthums
in feinern Lande noch mit seinen Augen gesehen hatte. Nach seinem
Tode wachte der Haß der Heiden noch einmal auf und machte sich
Luft. Die Wenden zerstörten im Jahre 1179 das Kloster Doberan
und 1180 das Kloster Dargun. Aber sie wurden mit leichter Mühe
geschlagen und beide Klöster wieder ausgerichtet. Das erstere
wurde von Althof nach Doberan verlegt und nahm die Gebeine
des Pribislav, des ersten christlichen Fürsten von Mecklenburg, auf.
Das Grab ist erst vor einigen Jahren wieder aufgefunden und mit
einem Denksteine verziert worden.
Mecklenburg ist ein christliches Land geworden, indem der
größte Theil seiner Bewohner vernichtet und deutsche Kolonisten in
deren Stelle getreten sind. Die übrig gebliebenen Wenden folgten
theils freiwillig dem Pribislav, theils mürben sie gezwungen, sich
taufen zu lassen. Nun wurden Kirchen und Klöster erbaut und für
die Unterweisung des Volks Sorge getragen. Die geistliche Auf-
sicht wurde in der Art vertheilt, daß der Westen dem Bischof von
Ratzeburg, das Land südlich von der Elde und Peene dem Bischof
von Havelberg, der östliche Theil, der sich in der Ausdehnung von
Neubrandenburg bis Gnoien keilförmig auf Krakow zu erstreckt,
dem Bischof von Kammin, das ganze übrige Mecklenburg aber dem
Bischof voir Schwerin übergeben wurde.
Diese alte Eintheilung ist theilweis noch an unsern: Kirchen zu
erkennen. Die Bischöfe von Havelberg bauten viele, aber kleine
Kirchen, die Bischöfe von Kammilr wenige, aber bessere. Daher
hat im Süden und Süd-Osten (Strelitz) fast jedes Dorf eine kleine
Kirche; im Osten stehen schöne massive Kirchen; aber es gehören
wohl an die zehn und mehr Ortschaften zu einer einzigen Pfarre.
12. Wie der Papst die höchste Gewalt auf ivtbat
gewönne« hat,
Anfänge.
Ursprünglich hatten in der christlichen Kirche alle Bischöfe gleiche Rechte;
denn sie galten alle als die Nachfolger der Apostel. Aber bald bestand un-
ter ihnen ein Unterschied an Rang und Macht; die Bischöfe in einer großen
Stadt galten mehr, als die Bischöfe in einer kleinen; der Bischof in einer
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester]]
83
Frauen ergriffen die Waffen und eilten in den Kampf. Nach zehn-
stündiger Mordarbeit wurden endlich die Mauern erstiegen und die
Thore erbrochen. Mit dem Rufe: „Gott will es!" drangen die
Kreuzfahrer in die Stadt. Durch den zweitägigen Kampf bis zur
Leidenschaft aufgeregt, fingen sie ihr blutiges Werk an. Ein Ge-
metzel sonder gleichen begann in den Straßen und Häusern. Zehn-
tausend Türken wurden zwischen den Trümmern des Tempels hin-
geschlachtet , einige tausend Juden mit ihrer Synagoge verbrannt.
Dann drang man in die Häuser und marterte eine Unzahl Men-
scheil zu Tode, um Schätze zu erpressen. Das Morden dauerte, bis
der Arni müde und das Auge überdrüssig war, länger das Blut-
vergießen anzusehen. Von der großen Zahl der Einwohner blieben
nicht so viele übrig, als nöthig waren, die Gefalleneil zu beerdigen.
Gottfried selbst hatte an den Greueln keinen Theil. Sobald der
Sieg sicher war, ging er barfuß in die Kirche des heiligen Grabes
und verharrte im Gebet an der Stätte, wo der Heiland der Welt
im Tode geruht hatte.
Plötzlich gewann die Stadt ein anderes Ansehn. Als die Kreuz-
fahrer des Mordens, das sie als ein Gott wohlgefälliges Opfer
ansahen, müde waren, legten sie ihre Schwerter ab, reinigten sich
vonl Blut und gingeil barfuß zu den heiligen Orten, um ihre Sün-
den zu bekennen und Gott zu preisen, der sich der armen Sünder
erbarmt hat. Sie konnten sich nicht satt sehen an den heiligen Orten,
die einst der Fuß des Heilands berührt hatte, und konnten es nicht
begreifen, daß Gott durch sie, die fluchwürdigen Sünder, so Herr-
liches allsgerichtet und sein Heiligthum voll den Ungläubigen hatte
säubern lassen. So ist der Mensch!
Als die erste Aufregung vorüber war, dachten sie an ihre Si-
cherheit. Einer mußte das Regiment haben, das sahen sie ein;
sonst würden sie schnell wieder den Türken zur Bellte werden. Darum
wurden sie einig, einen unter sich zu wählen, der König zu Jeru-
salem sein nub über die Stadt herrschen solle. Ihre Wahl fiel aus
Gottfried voll Bouillon. Der aber lehnte die königliche Ehre ab
und nannte sich nur: „Beschützer des heiligen Grabes"; denn er
wollte dort nicht die goldene Krone tragen, wo der Heiland der Welt
die Dornenkrone getragen hatte. Gottfried starb leider schon nach
Jahresfrist. Sein Bruder nnb Nachfolger nahm ohne Bedenken
den Titel eines Königs von Jerusalem an.
Das so Eroberte zil vergrößern und zil behaupten, hat das
Abendland die Kreuzzüge noch 200 Jahre lang fortgesetzt. Gegen
sieben Millionen Menschen sind ins Morgenland gezogen; aber we-
nige von ihnen haben ihre Heimath wieder gesehen; die meisten sind
elend umgekommen oder in Sklaverei gerathen, nnb das ganze Un-
ternehmen hat keinen Bestand gehabt — ein Zeichen, daß das Reich
6*
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Gottfried Gottfried Gottfried
11
ritzen bergen, liegt über 1000 Fuß tief ein uraltes griechisches Kloster, wel-
ches an der Felswand, aus deren schmalen Vorsprüngen es gebaut ist, zu
kleben scheint, wie ein Schwalbennest am Hause klebt.
Jerusalem.
Die Wüste Juda mit ihrem nackten Boden und ihren wilden Schluchten
reicht bis dicht vor Jerusalem, bis an den Fuß des Ölberges hinan. Hier
hört plötzlich die Wüste auf, und eine milde Landschaft breitet sich vor unsern
Blicken aus. Am östlichen Abhange des Ölberges lag zwischen dunkeln Oli-
venbäumen das friedliche Dorf Beth anien, wo Lazarus mit seinen Schwe-
stern, Maria und Martha, wohnte, und wo der Heiland des Abends einzu-
kehren pflegte , wenn er am Tage dem ungläubigen Jerusalem gepredigt
hatte. Kaum zehn Almuten davon entfernt lag der Ort Betphage, von
wo aus der Herr Christus seinen feierlichen Einzug in Jerusalem hielt. Sein
Weg ging über den Ölberg, dessen Gipfel er etwa in einer Viertelstunde er-
reichte. Hier sah er plötzlich die heilige Stadt in ihrer ganzen Ausdehnung
vor sich liegen: in geringer Entfernung von ihm, gegenüber dem Garten Geth-
semane, der zu seinen Füßen lag, stand auf dem Berge Moria der Tempel
mit seinen vergoldeten Zinnen, etwas ferner erhob sich der Berg Zion mit
den königlichen Palästen, noch ferner der Berg Golgatha, und am äußersten
Ende lagen die Gebirge Juda und Ephraim, welche wie im Halbkreise die
Stadt umschließen. Als der Herr bis zu dieser Stelle gekommen war, sah
er die Stadt an und weinte über sie.
Jerusalem ist rings von Bergen umgeben, welche wie natürliche Wälle
die Stadt beschützen. Zwischen den Bergen und der Stadt ziehen sich zwei
tiefe Thäler wie Festungsgräben hin, das Thal Josaphat im Norden und
Osten, und das Thal Hinnom im Südwesten und Süden, so daß Jerusalem
gleichsam auf einer Halbinsel liegt, welche nur einen einzigen freien Zugang
im Norden hat. Durch das Thal Josaphat fließt der Bach Kidron, durch
das Thal Hinnom floß der Gihon. Im Südosten der Stadt, wo beide Thä-
ler zusammenstoßen, liegt der Ort, an welchem das götzendienerische Juda
dem Moloch opferte und seine Söhne und Töchter durchs Feuer gehen ließ.
Zur Zeit der Zerstörung Jerusalems durch die Römer lag die Stadt
auf vier Hügeln und war mit einer dreifachen Mauer umgeben. Die älteste
von David und Salomo erbaute Mauer lies um den Berg Zion und einen
Theil des Moria. Von dieser ältesten Befestigung steht noch der Davidsthurm.
Der Berg Zion scheint am frühesten bebaut gewesen zu sein- Denn
als Abraham vom Siege über die Könige des Morgens heimkehrte, kam ihm
Melchisedek, Priester und König von Salem, entgegen und brachte ihm Brot
und Spein als priesterliche Gabe. Salem aber scheint Jerusalem zu sein.
Später stand hier die Burg der Jebusiter, welche David eroberte und zu
seiner Residenz erhob. Auf Zion erbaute er sein königliches Haus, auf Zion
schlug er die Hütte auf, in welche er die Lade des Herrn stellte, also daß
beide, der Herr und sein Gesalbter, ihre Wohnung auf Zion hatten. Daher
ilt die Gemeinde des Herrn zur Tochter Zion geworden und der Berg Zion
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Extrahierte Personennamen: Lazarus Maria Maria Martha Christus David David Abraham David David
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Juda Jerusalem Jerusalem Jerusalem Moria Berg_Golgatha Juda Jerusalem Jerusalem Juda Moria Salem
über alle Hügel erhöht. Später wurde die Bundeslade in den Tempel auf
Moria gebracht: aber „Zion" blieb der wohlbekannte Name für den Ort, da
die Herrlichkeit des Herrn wohnt. Der Name Moria verschwindet bald ganz,
und der Tempelberg erscheint fortan nur als ein Theil des Berges Zion.
Der Hügel Mori a ist schon dem Erzvater Abraham wohlbekannt gewe-
sen. Denn hier war es, wo er im Gehorsam des Glaubens seinen Eingebor-
nen dahingab, da er schon die Verheißung empfangen hatte; denn er gedachte,
Gott kann auch wohl von den Todten erwecken. Später wurde der Tempel
ans Moria erbaut. Weil aber der Berg oben spitz war und nicht Raum genug
für weitläuftige Gebäude darbot, ließ König Salomo an den Seiten mächtige
Planern aufführen, welche in ihrem untern Theile Quadern von 24 Fuß Länge
enthalten und noch heute so fest stehen, als wären sie eben erst fertig geworden.
Dann ließ er die Spitze abtragen und mit der gewonnenen Erde den Platz
zwischen Berg und Mauern ausfüllen. Nachdem er auf solche Weise sich
Raum geschaffen hatte , erbaute er den prächtigen Tempel mit allen seinen
Vorhöfen und umgab den ganzen Platz rings mit Hallen und Seitengängen.
Über 400 Jahre hatte der Tempel Salomos gestanden , als er bei der
Eroberung Jerusalems durch Nebukadnezar zerstört wurde. Nach der Rück-
kehr aus der Gefangenschaft bauten die Juden den Tempel wieder auf; aber
das neue Gebäude war klein und unansehnlich und stand dem frühern in
jeder Hinsicht nach. Zn dieser Gestalt blieb der Tempel etwa 500 Jahre.
Da ging König Herodes daran und ließ ihn ausbauen, daß er prächtiger
wurde, als er je gewesen war. Er ließ ihn stufenmäßig bauen, so daß immer
ein Vorhof höher, als der andere, der Tempel selbst aber am höchsten lag
iiub mit seinen vergoldeten Zinnen über die ganze Stadt hinleuchtete. Gol-
dene und silberne Geräthe waren reichlich darinnen; aber das Allerheiligste
-----war leer! Jetzt steht an der Stelle des Tempels eine türkische Moschee,
welche bei Todesstrafe kein Christ oder Jude betreten darf. Nur bis an die
Trümmer der Planer, welche einst den äußersten Vorhof umschloß, dürfen die
Juden sich ihrem ehemaligen Heiligthnme nähern. Dort kommen sie jeden
Freitag zusammen, Männer und Weiber, Greise und Jünglinge, zu klagen
ans den Klageliedern Jeremiä, daß der Herr die Tochter Zion mit seinem
Zorn überschüttet und die Krone von ihrem Haupte gerissen habe. Einige
liegen an der verfallenen Mauer im Staube und weinen, andere heben weh-
klagend die Hände zum Himmel empor, andere drücken die brennende Stirn
gegen den kalten Stein und beten Bußpsalmen — das ist die Judenklage,
wie sies nennen. Wer die Judenklage mit angesehen hat, der mag wohl
sein Leben lang nicht wieder vergessen, daß Gottes Gericht fürchterlich ist. Aber
auch heute will das Volk nicht erkennen, was zu seinem Frieden dient, sondern
tröstet sich mit der Hoffnung, daß der Herr nun bald das Reich Israel auf-
richten und dann den Inden in Palästina die ersten Stellen im neuen Reiche
verleihen werde.
Auf der nordwestlichen Ecke des Tempelberges lag P ila ti Richth a ns
nebst der Burg, worin die römischen Soldaten sich befanden.
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Extrahierte Personennamen: Abraham Abraham Nebukadnezar
Extrahierte Ortsnamen: Moria Moria Moria Gottes Israel Palästina
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Garizim gebildet wird. Hier war es, wo vor den Ohren von ganz Israel
das Gesetz des Herrn vorgelesen wurde und die Hunderttausende feierlich mit
„Ja" und „Amen" gelobten, daß sie in seinen Wegen wandeln wollten. Wo
das Thal am engsten ist, lag die alte Stadt Sichem, welche schon den
Erzvätern wohlbekannt war. Denn in der Nähe von Sichem wohnten Abra-
ham und Jakob eine Zeit lang, jener im Haine More, dieser auf dem Stück
Acker, welches er von den Kindern Hemors gekauft hatte. Später versam-
melten hier Josua und Rehabeam das ganze Israel. Jerobeam machte die
Stadt zu seiner Residenz. Eine halbe Stunde von Sichem zeigt man den
Jakobsbrunnen, auf welchem der Herr Christus saß, als er das Ge-
spräch mit dem samaritischen Weibe hatte.
Bon Sichem führte der Weg durch ein unmuthiges, dichtbelaubtes Thal
nach der prächtigen Stadt Samaria, welche an der Seite eines einzeln
stehenden Berges erbaut war und von da wie eine Herrscherin ins Thal
hinabschaute. Samaria war der Hauptsitz des Baaldienstes, dem vor allen
Ahab und sein Weib Jsebel ergeben waren. Vergebens traten Elias, Elisa
und andere Propheten auf und legten Zeugniß wider die Sünde ab: die
Menschen wollten nicht hören auf das Wort des lebendigen Gottes. Da
hat sich endlich der Herr aufgemacht und seine Drohung erfüllt: „Ich will
Samaria zum Steinhaufen im Felde machen und will ihre Steine ins
Thal schleifen." Tie Stätte, da Samaria stand, wird jetzt beackert. Nur
einige Ruinen, im Felde zerstreut, zeugen davon, daß dort einst eine Stadt
der Menschen gestanden hat. Ein kleines Dorf in der Nähe bewahrt noch
den alten Namen.
3. Galiläa.
Tie nördlichste Landschaft Kanaans war Galiläa. Sie erstreckte sich
von Eamarien bis an den Libanon und fiel bei der Theilung des Landes
den Stämmen Jsaschar, Sebulou, Ässer und Naphtali zu. Galiläa war
ein ungemein fruchtbares Land, mit Städten und Dörfern besäet und hatte
verhältnißmäßig eine weit größere Bevölkerung, als die übrigen Theile des
jüdischen Landes. Aber seine Einwohner waren bei den andern Juden nicht
sonderlich hoch geachtet. Selbst ein Nathanael konnte zweifeln, ob man aus
Nazareth Gutes erwarten dürfe, und der hohe Rath fand keinen Widerspruch,
als er es für unmöglich erklärte, daß aus Galiläa ein Prophet aufstehen
könne. Zum Theil war die Abneigung gewiß begründet. Denn es war un-
zweifelhaft, daß die Galiläer, durch deren Land die große Handelsstraße aus
dem Innern von Asien an das Nkittelmeer ging, im täglichen Verkehr mit
den Heiden theilweise den Sinn dafür vorloren hatten, daß Israel ein von
den Heiden gesondertes Volk sein sollte. In anderer Hinsicht aber war die
Abneigung gewiß unbegründet. Denn wenn den Galiläern auch die Bildung
fehlte, so waren sie doch ein schlichtes, einfaches und treues Volk. Daß Pe-
trus und Johannes und andere Jünger des Herrn aus Galiläa waren, ist
das beste Zeugniß, das diesem Volke gegeben werden kann.
2
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Personennamen: Jakob Christus Elisa Galiläa Galiläa Galiläa Johannes
Extrahierte Ortsnamen: Israel Sichem Sichem Israel Sichem Sichem Samaria Samaria Gottes Samaria Samaria Kanaans Nazareth Galiläa Asien Israel Galiläa
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spiel, Wettrennen u. s. w. nicht fehlen dürfen, versteht sich von
selbst. Betäubt und ermüdet geht endlich alles in die stille Fasten-
zeit hinein.
Tt Lissabon.
Wenn man aus dem grossen atlantischen Ocean in die breite Mün-
dung des Tajo einfährt, so erblickt man links die alte, berühmte Stadt
Lissabon, die sich zwei Stunden lang vom Ufer des Flusses an die
Berge hinanzieht und mit ihrem Gewirr von Häusern, Palästen, Kirchen
und Ruinen einen gar prächtigen Anblick gewährt. Über die Stadt blicken
die zackigen Höhen des Cintra - Gebirges weg. Das gegenüberliegende
Uier ist mit Landhäusern und Gärten, mit Orangen- und Olivenhainen
besetzt. Die Lage der Stadt an den Bergen macht es, dass viele Häuser
nach der Flussseite hin ein oder zwei Stockwerke mehr haben, als nach
der entgegengesetzten Seite. Es kommt vor, dass man zur ebenen Erde
in ein Haus tritt und auf der andern Seite erst zwei Treppen hinabstei-
gen muss, um die Ausgangsthür zu finden. Manche Strassen sind gar nicht
gepflastert; in den meisten sieht es wenigstens nicht residenzmässig aus.
Denn Reste von Speisen, Kehricht, Unrath — alles wird auf die Strasse
geworfen und muss dort liegen, bis die Sonne es verzehrt oder ein tüch-
tiger Regen es wegspült. Dazu wimmelt es von Bettlern und herren-
losen Hunden, die beide gleich unverschämt sind, sich ihren Unterhalt
zu verschaffen. Ob es der Schmutz der Strassen oder die Menge des um-
herstreifenden zwei- und vierbeinigen Gesindels macht, genug, wer es
irgend ermöglichen kann, geht nicht zu Fuss, sondern reitet oder fährt,
wenn er auch nur einen kurzen Besuch bei einem benachbarten Freunde
macht. Kann eres nicht bis zu einem Pferde oder Maulthier bringen, so
spannt er Ziegen und selbst Hammel vor den Wagen und fährt wohlge-
muth seines Weges dahin.
Lissabon ist mehrere Male von Erdbeben stark heimgesucht worden,
zuletzt am Feste Allerheiligen, den 1. November 1755. Es war Morgens
kurz vor zehn Uhr, während die Kirchen gedrängt voll waren, als ein
heftiger Erdstoss gespürt wurde, von dem Kirchen und Schlösser und
Häuser zusammenstürzten. Bald folgten noch mehrere Stösse. Zwei
Stunden darauf brach eine Feuersbrunst aus, die sich bei dem heftigen
Sturm rasend schnell verbreitete und Tage lang wüthete, bevor ihr ein
Ziel gesetzt ward. Die Menschen waren in das Freie hinaus geflohen
und schauten mit Entsetzen die brennende Stadt an, während ringsumher
die Erde sich bewegte, wie Wellen im Meere, oder hie und da sich auf-
that und Schwefel und Feuer aus ihrem Munde warf. Plötzlich, als wollten
sich alle Elemente zum Untergange der Stadt vereinigen, stieg der Tajo
vierzig Fuss über seine gewöhnliche Höhe, warf grosse Schifte über
Mauern und Häuser weg und brachte vielen Menschen, die am Ufer Schutz
gesucht hatten, den Tod. An 30,000 Menschen sind bei jenem Erdbeben
umgekommen. Dasselbe ist im ganzen westlichen Europa und dem nörd-
lichen Amerika gespürt worden. Auch bei Waren und Malchow will man
es beobachtet haben.
23. Die Stiergcfecbte in Spanien.
Die großartigsten Volksbelustigungen in Spanien sind die Stiergefechte,
die auf der ganzen Halbinsel vorkommen, am glänzendsten aber in Madrid
gegeben werden. Die Stiere werden in den Gebirgen eingefangen. Der Ort
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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Extrahierte Personennamen: Malchow
Extrahierte Ortsnamen: Lissabon Lissabon Europa Amerika Spanien Spanien Madrid
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tragen, daß diese eigentlich norddeutsche Verzierung bei großen und kleinen
Bauten wieder in Ausnahme kommt.
3. Die städtischen Häuser. Das Haus gehört ebenso gut zu dem
Menschen, wie sein Rock und seine Weste, nur mit dem Unterschiede, daß das
Gewand die nähere, das Haus die fernere Hülle ist und ersteres den einzel-
nen Menschen, letzteres die ganze Familie umschließt. Billig sollte jede Fa-
milie Haus und Herd für sich haben, wie der einzejpe Mensch seinen Rock
für sich hat. Darauf waren die früheren Häuser in den Städten auch ein-
gerichtet. Allerdings waren sie nach dem Bedürfniß kleiner oder größer,
aber nie so groß, daß sie für mehr als eine Familie Platz hatten. Sie
standen alle mit dem Giebel nach der Straße. Ein großer Hausflur diente
für den Verkehr. Oben war ebenfalls ein großer Flur, auf dem im Som-
mer alle Bewohner des Hauses zum gemeinschaftlichen Essen und zu den
Andachten zusammenzukommen pflegten. Außerdem war oben ein großes
Wohnzimmer für die ganze Familie. Für die einzelnen Glieder derselben,
für Vater und Mutter, Sohn und Tochter, gab es in reichen Häusern auch
eigne Zimmer; aber sie waren klein und nicht darauf eingerichtet, daß Men-
schen darin wohnen sollten. Unter dem hohen, spitzen Dach waren die Vor-
rüthe des Hauses geborgen. In den größern Städten waren die Giebel
kunstreich verziert, wie das die zwei schönen Häuser am Schilde in Rostock
noch zeigen; in den ärmern Städten waren sie unansehnlich aufgeführt.
Die Straßen waren eng und krumm; denn jedermann baute, wie es ihm
am passendsten war.
Das ist jetzt anders geworden! Die Straßen in den neuen Theilen der
großen Städte sind breit und gerade, die Häuser sind zwei und mehr Stock-
werke hoch und mit Kalk übersetzt und meistens so eingerichtet, daß mehrere
Familien darin Platz finden.
4. D as B auern h aus. Ein wundervolles Zeugniß davon, daß
unsere Väter alles mit rechtem Verstand und weiser Umsicht nicht nach luf-
tigen Gedanken, sondern nach wirklichem Bedürfniß einrichteten, legt das
alte Bauernhaus ab, das glücklicher Weise noch heute in vielen Dörfern
angetroffen wird. Seine Einrichtung ist folgende: Durch einen Thorweg
tritt man von der Straße auf den Hofplatz. Ein schmaler Steindamm führt
hart an der nahe bei der Ausfahrt liegenden Dunggrube vorbei auf das
Haus zu, das mit dem Giebel nach vorne schaut und zu beiden Seiten der
Thüre einen Vorbau für allerlei Kleinvieh enthält. Der Eingang ist hoch
und weit, so daß ein beladener Wagen hindurchfahren kann. Und das muß
er wohl sein; denn er führt zu der großen Diele, die mit Lehm ausgeschla-
gen und zur Dreschtenne eingerichtet ist. Zu beiden Seiten der Diele liegen
die Viehstülle, die Leutekammer und „die Käst" oder der Häckselraum. Über
der Diele und den Ställen liegt die „Hill", auf welcher Heu und Korn auf-
bewahrt wird. Hinten am Ende der Diele ist der Herd, von dem der Rauch
durch einen stattlichen Vorrath von Schinken und Würsten hindurch zum
Dache aufsteigt, um sich dort einen Ausweg zu suchen, so gut er ihn findeil
kann. Gewöhnlich steht der Herd frei auf der Diele: zuweilen ist er durch
eine Querwand von derselben geschieden. Hinter dem Herd liegen auf der
einen Seite das Wohnzimmer und die Schlafkammer, auf der andern Seite
die Altentheilsstube und die Vorrathskammer. Dies ist die Einrichtung des
10*
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast]]
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Pla(z liegt, welcher der „Jungfernstieg“ genannt wird. Wer am
Abend plötzlich hieher versetzt würde, wenn alle Laternen brennen
und die hohen Mauser bis oben hinauf hell sind und Gondeln mit
Musik über das Alsterbecken dahinsthiessen, der möchte denken,
dass er in einen Feengarten entrückt sei, davon die Mährchen der
Kinder erzählen. Von der Alster aus, die in die Elbe Hiesst, laufen
Kanäle oder „Fleete“ durch die ganze Stadt. Sie sind so angelegt,
dass sie zur Zeit der Fluth sich mit Wasser füllen. Dann fahren
die grossen Schiffe in die Stadt hinein und laden ihre Waren un-
mittelbar in die Speicher aus.
Im Jahre 1842 brach am Himmelfahrtslage ein Feuer aus,
welches den dritten Theil der Stadt in Asche legte und erst am
nächsten Sonntag so weit gebändigt wurde, dass es von da an nicht
weiter um sich griff. Hamburg hat den Verlust in wenigen Jahren
überwunden; eine wahre Prachtstadt hat sich dort wieder erhoben,
wo das Feuer die alte Stadt mit ihren engen „Twieten“ und dum-
pfen Häusern zerstört hatte.
Hamburg ist eine herrliche Stadt. Aber auch Tyrus war einst
eine Stadt, deren Kaufleute Fürsten und deren Krämer die herrlich-
sten im Lande waren; dennoch schlug sie der Herr, dass die Men-
schen umher erschraken und sprachen: „Ist das die lustige Stadt,
die sich ihres Alters rühmte?“ Es ist eine grosse Versuchung,
wenn ein Mensch mit Noth und Elend zu kämpfen hat; aber grösser
ist die Versuchung, wenn er täglich durch Fülle und Glück und
Herrlichkeit hindurchgeht. Da ist es eine sonderliche Gnade, wenn
Gott Prediger der Gerechtigkeit sendet, die täglich mit lauter Stimme
der fröhlichen Stadt zurufen: „Alle deine Herrlichkeit vergeht; nur
das Wort Gottes bleibt in Ewigkeit.“
6. Marsch und Geest.
An der Ostküste des deutschen Meeres zieht sich von Jütland bis tief in
Holland hinein ein breiter Strich fetten, fruchtbaren Erdreichs, das von dem
übrigen Küstengebiete ganz verschieden ist und durch seine Beschaffenheit deutlich
ausweist, daß es sich allmählich aus dem Meere an das eigentliche Userland
angesetzt hat. Alle Flüsse führen bekanntlich eine Menge erdiger, schlickiger
oder dem Pflanzenreich angehörender Theile mit sich. Wenn die Flüsse sich
in ein ruhiges Meer, wie die Ostsee, ergießen, lagern sich die mitgeführten
Massen an den Gründungen ruhig ab; wenn sie aber ein stürmisches Meer,
wie die Nordsee, treffen, so werden jene festem Theile von den Wogen so
lange hin und her geworfen, bis sie an die benachbarten Ufer rechts oder
links von dem Flusse sich ansetzen. Auf solche Weise ist auch der fruchtbare
Küstenstrich an den Ufern der Nordsee entstanden. Dieser im 2ause der
Jahrhunderte aus Fluß und Meer gewonnene Ansatz ist das Marschland.
Im Gegensatz dazu nennt man das höher liegende eigentliche Uferland die
Geest, d. i. das Trockne.
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Extrahierte Ortsnamen: Hamburg Hamburg Gottes Holland Ostsee Nordsee Nordsee
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burt über die ganze bekannte Welt verbreitet. In Athen lebten die
grössten Weisen, Dichter, Redner, Maler, Bildhauer, Baumeister, Ärzte.
Von weit her kamen die Menschen nach der berühmten Stadt, um dort
zu lernen. Trotz ihrer grossen Vorzüge aber waren die Athener kin-
disch, neugierig, locker, eitel und unbeständig und in göttlichen Dingen
blind, wie die Heiden alle.
Jahrhunderte lang herrschte in Athen die grösste Unordnung, und
oft ging alles drunter und drüber. Die vielen Köpfe und Sinne konnten
sich nicht soweit einigen , um eine gesetzliche Ordnung zu Stande zu
bringen. Endlich trat So Ion, ein Weiser, auf, ein Mann von Verstand
und Würde; von anerkannter Rechtlichkeit, von Milde und Freundlich-
keit auch gegen die Geringsten im Volke. Sobald er in die Regierung
getreten war , wurde von allen Seiten die Bitte an ihn gerichtet, dass
er der Zerrüttung ein Ende machen möge. Solon erfüllte die Bitte und
schuf eine Ordnung , die von allen Seiten mit Freuden aufgenommen
wurde. Nach derselben sassen in der Regierung neun Männer , welche
jährlich gewählt wurden. Alle Gewalt, Gesetze zu geben , Beamte zu
wählen , Steuern zu bewilligen u. s. w. war in der Versammlung des
Volks , zu welcher alle athenischen Bürger Zutritt hatten. Über der
Volksversammlung stand ein Gericht , welches die Beschlüsse des Volks
prüfen und Übereilungen verhüten sollte. Der letzte Zweck ist am we-
nigsten erreicht worden. Durch Volksbeschluss wurde jedes Unrecht
zum Recht. Seine grössten und verdientesten Männer hat Athen durch
Volksabstimmung aus seiner Mitte verbannt. Von welchen Gründen
man sich oft leiten liess, das ergiebt sich aus folgendem kleinen Vorfall.
Aus irgend einem Grunde sollte über einen Mann , den man in ganz
Athen „den Gerechten“ nannte, abgestimmt werden; einer aus der Ver-
sammlung stimmte für die Verbannung. „Was hat der Mann dir gethan?“
fragte man. „Nichts,“ antwortete der andre; „aber ich kann es nicht lei-
den, dass er allein der Gerechte sein soll.“
8. Das Orakel in Delphi.
Bei der Stadt Delphi am Fuße des Berges Parnaß mar das größte
Heiligthum in ganz Griechenland. In einer Schlucht des Berges hatte man
eine Erdspalte entdeckt, aus welcher unaufhörlich ein leichter Dampf aufstieg.
Wer den Dampf einathmete, verfiel in krampfhafte Zuckungen und stieß in
diesem Zustande allerlei seltsame Reden aus, die für Offenbarungen des Gottes
Apollo angesehen wurden. An dieser Stelle wurde ein Tempel erbaut und
an demselben eine große Zahl von Priestern angestellt. Die Hauptperson
war eine Priesterin, Pythia genannt, durch deren Mund der Gott die
Offenbarungen oder Orakel gab. Kamen nun Leute, die Auskunft über zu-
künftige Dinge haben wollten, so ging die Pythia ins Innere des Tempels
und setzte sich auf einen über der Erdspalte stehenden goldenen Dreifuß.
Sobald sie den Dampf einathmete, verfiel sie in Zuckungen, verdrehte die
Augen und stieß mit schäumendem Munde einige seltsame Redensarten hervor,
aus denen die umstehenden Priester die Antwort zusammensuchten. Die
Aussprüche waren kurz und vielfach räthselhaft, so daß die Anfragenden selbst
sie sich erst deuten mußten. Als Krösus gegen Cyrus zu Felde ziehen wollte,
ließ er vorher in Delphi anfragen, ob er den Sieg davontragen werde.
Das Orakel antwortete, er werde „ein großes Reich zerstören", wenn er den
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Schutz fanden, als auf dem platten Lande. Eine Hungersnoth brach aus
und steigerte sich zu einer solchen Höhe , dass die Menschen zu den
ekelhaftesten und ungesundesten Nahrungsmitteln ihre Zuflucht nehmen
mussten. Stroh und Gras und Baumrinde wurden gegessen, gefallenes
Vieh mit Gier verschlungen. Selbst Kinder sollen getödtet und Leichen
von den Schlachtfeldern geholt sein, um den Hunger zu stillen. Unter
den zusammengepressten , hungernden Haufen brach die Pest aus und
fand in dem schrecklichen Elend einen furchtbaren Verbündeten. Die
Menschen fielen, wie die Fliegen an der Wand. Bald konnten die Todten
nicht mehr begraben werden. Man warf sie über die Mauer und liess
sie den wilden Thieren zum Frass. In Neubrandenburg sollen 8000, in
Güstrow gar 20,000 Menschen gestorben sein , was immer möglich sein
kann, da, wie gesagt, das Landvolk von allen Seiten in die Städte ge-
flohen war.
In den Jahren 1643 und 44 war Mecklenburg noch einmal der Schau-
platz des Krieges, als die Schweden nach Dänemark zogen und die Kai-
serlichen ihnen auf dem Fuss folgten. Doch erreichte die Noth bei
weitem nicht die schreckliche Höhe, welche sie in den dreissiger Jahren
gehabt hatte, und ging auch bald vorüber.
Als der Krieg beendigt war, mochte Mecklenburg noch 50,000 Ein-
wohner haben. Die Städte hatten etwa drei Viertheile ihrer früheren
Bevölkerung, das platte Land noch mehr verloren. In Sternberg lebten
ein Jahr lang einige Dutzend Menschen und richteten sich unter Schutt
und Trümmern kümmerlich ein. Im Amte Stavenhagen lagen dreissig
Dörfer wüste. Im Amte Gnoien waren drei Bauern und drei Kossäten,
im Amte Neukalen ein Bauer und zwei Kossäten am Leben. Eine Menge
Dörfer waren gänzlich untergegangen und sind nie wieder aufgebaut
worden. In den eigentlichen Schreckensjahren hatte Rostock am we-
nigsten zu leiden; denn die Herzoge von Mecklenburg, aus Furcht, es
möchten sich die Schweden der Stadt bemächtigen, hatten eine starke
Besatzung hineingelegt. Die Rostocker waren anfangs damit gar nicht
zufrieden gewesen; aber hinterher haben sie die Vorsorge des Herzogs
preisen gelernt. Denn während das übrige Land auf eine wahrhaft kan-
nibalische Weise verwüstet wurde, war Rostock die einzige Stadt, welche
keinen Feind in ihren Mauern sah, dagegen vielen Flüchtlingen von nah
und fern einen sicheren Aufenthalt gewähren konnte.
Der Verlust an Menschen wurde nur sehr langsam und zum Theil
von aussen her wieder ersetzt. Fremde Soldaten, die eben in Mecklen-
burg waren, als sie Sie Waffen niederlegen mussten, namentlich Schwe-
den, blieben in dem entvölkerten Lande und wurden gerne aufgenom-
men. Aus Holstein, Dänemark und andern Ländern, die weniger durch
den Krieg gelitten hatten, kamen Ansiedler nach Mecklenburg und lies-
sen sich hier nieder. Die Namen Nehls, Jenss, Ehrich, Bannier und
andere weisen nach Schweden und Dänemark hin. Die holsteinischen
Namen sind deutsche und deshalb am Klange nicht zu erkennen; doch
sollen im Westen unseres Landes mehrere Namen vorkommen, die im
Osten fast gar nicht, in Holstein aber sehr oft gefunden werden und da-
durch auf ihren Ursprung zurückweisen.
Schrecklich war das sittliche Verderben, welches der Krieg hervor-
rief. Ein ganzes Geschlecht wuchs in den wilden Stürmen auf und lernte
es gar nicht anders kennen, als dass rohe Gewalt die Welt regiert. Die
schönen Gottesdienste der Väter gingen unter, die Schulen verfielen, Er-
kenntniss des Heils verschwand. In demselben Masse, wie die Gottes-
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TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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