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Die Niederung.
Steigt man von dem steilen Gebirge Inda hinab in das Land der
Philister, so durchgeht man eine fruchtbare, hügelige Landschaft, welche die
„Gründe" oder „das Land Gosen" genannt wurde. Ihrer Fruchtbarkeit
nach hätte diese Landschaft einer der gesegnetsten Wohnplätze Palästinas sein
können; allein ihre Lage an der Grenze des Philisterlandes brachte es mit
sich, daß sie regelmäßig der Schauplatz der Kriege zwischen Juden und Phi-
listern war, in welchen alles verwüstet ward, was der Fleiß der Menschen
geschaffen hatte.
Das Land der Philister ist der südliche Theil jener schmalen Niederung,
die vom Bache Ägyptens bis zum Vorgebirge Karmel am Meere entlang sich
hinzieht und gewöhnlich das „b la ch e F eld ", zuweilen auch „diegründe"
genannt wird. Es wurde den Stämmen Juda und Dan zugewiesen, aber
nie vollständig von ihnen in Besitz genommen, weil es ihnen nicht gelang,
die Philister auszurotten. Das Land ist außerordentlich fruchtbar und liefert
zum Theil unglaublichen Ertrag. Mehr als eine halbe Meile weit waren einst
die Städte Gaza, Asdod, Ekron, Ramla, Joppe u. a. mit Gärten umgeben,
in welchen alle Arten von Südfrüchten in großer Fülle wuchsen. Besonderes
Gedeihen hatte der Weinstock; denn er rankte bis in die Spitze der hohen
Bäume hinauf, daß oben auf den Eichen die Trauben hingen. So war es
unter den heidnischen Philistern; unter den Türken ist eine Wüste geworden,
was selbst unter den Heiden wie ein Garten Gottes war.
Der nördliche Theil der Niederung, die Ebene Saron, ist zum Theil
von so außerordentlicher Schönheit, daß ihre Herrlichkeit znm Sprichwort in
Israel geworden ist. Der Boden ist theils fruchtbares Ackerland, welches
hundertfältige Frucht bringt, theils ein thoniger Boden, auf welchem, wenn
er vom Regen erweicht ist, Gras und Blumen in so verschiedener Fülle
emporschießen, daß weithin die ganze Gegend wie eine einzige bunte Blu-
mendecke erscheint. Aber die Freude dauert nicht lange. Sobald die heiße
Jahreszeit kommt, dörrt die glühende Sonne das Erdreich schnell aus und
macht es hart, wie einen Stein. Dann verdorret das Gras, und die Blume
verwelket, und die lustige Herrlichkeit wird zu einer einförmigen Öde, welche
laut und vernehmlich predigt: „Alles Fleisch ist Heu, und alle seine Güte ist
wie eine Blume auf dem Felde."
Die Stadt Gilgal ist als Aufenthaltsort des Elias und als Sitz einer
Prophetenschule bekannt. Noch berühmter ist Cäsaren geworden, wo
Petrus den Erstling aus den Heiden taufte und Paulus zwei Jahre gefan-
gen saß, bevor er nach Nom gebracht wurde, um sich vor dem Kaiser zu
verantworten.
2. Samarien.
Nördlich von Judäa lag die Landschaft San:arien. Sie erstreckte
sich bis an das Gebirge Karmel und umfaßte etwa den Theil des Landes,
welcher bei der Vertheilung an Ephraim und den halben Stamm Manasse
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Extrahierte Personennamen: Ramla Judäa
Extrahierte Ortsnamen: Gosen Juda Gaza Joppe Gottes Israel Gilgal Samarien
142
1. Der fruchtbare Leb mb öden. Er findet sich in größerer Ausdeh-
nung im nördlichen Mecklenburg-Strelitz, im mittlern Theil des östlichen und
dem größten Theil des nördlichen Mecklenhurg-Schwerin, im Ratzeburgischen
und der ganzen Gegend westlich vom Schweriner See. Man kann den Lehm-
boden sogleich daran erkennen, daß herrliche Laubwaldungen die Höhen zie-
ren, kräftige Raps- und Weizensaaten die Felder bedecken und saftiger weißer
und rother Klee den Dresch überzieht. Wohin man blickt, zeugt alles von
der Kraft und Fruchtbarkeit des Bodens: die Wälder sind mit dichtem Unter-
holz bestanden, aus welchem Epheu, Geisblatt und Hopfen sich hervordrän-
gen und bis hoch in die Bäume Hineinrauken; die Wiesen erscheinen wie
grüne Grasmatteu, die mit den herrlichsten Blumen geziert sind; selbst das
Unkraut des Feldes, Diestel, Rittersporn, Kamille und Wucherblume, ist das
vornehme unter seines Gleichen, das nicht mit jeder Kost sürlieb nimmt. Hier
liegt Hof an Hof, Dorf an Dorf. Alles hat den Anstrich der Wohlhäbigkeit.
Man merkt bald, daß das Land seine Einwohner ernähren kann.
Manche dieser Gegenden haben außerdem noch von Gott einen sonder-
lichen Liebreiz für das Auge erhalten. Dahin gehört die Umgebung von
Schwerin, Ratzeburg, Reu-Brandenburg und vor allem die „mecklenburgische
Schweiz". Mit den: letztern Namen bezeichnet man ungefähr denjenigen
Theil Landes, welcher umschrieben wird, wenn man von Teterow nach Neu-
Kalen, Malchin, Giewitz, Grubenhagen, Klaber und wieder nach Teterow zu-
rückgeht. Es ist eine überaus reizende Gegend. Stellt man sich etwa in
Grubenhagen auf eine freie Höhe, so hat man unmittelbar vor sich einen
blühenden Grund, dahinter den klaren, mit bewaldeten Höhen umkränzten
See und rings um sich ein fruchtbares Land, das mit Wäldern und Saaten,
mit Dörfern und Kirchen, mit Schlössern und Ruinen reich geziert ist — ein
Anblick, der in Mecklenburg seines Gleichen nicht hat. Steigt man noch hö-
her, etwa auf den Obelisken der Burg Schlitz, so übersieht man den Mal-
chiner und Cummerower See nebst achtzig Ortschaften groß und klein. Einen
besonders freundlichen Eindruck machen die Laubholzungen, die überall zer-
streut sind. Die Gutsherrn in jener Gegend haben nicht bloß die Holzungen
geschont, sondern auch mitten im Acker Gruppen von Buchen und Eichen ste-
hen lassen, ohne Furcht, daß sie verarmen würden, wenn sie vielleicht einige
Scheffel Weizen weniger dreschen möchten. Und es thut immer wohl, wenn
man sieht, daß um des Geldes willen nicht zerstört wird, woran Gott im
Himmel selbst seine Freude hat.
Im Norden wird die „mecklenburgische Schweiz" durch eine bewaldete
Höhe abgeschlossen, die sich von Neu-Kalen nach Teterow zieht und im Osten
in der Friedrich-Franz-Höhe, weiter nach Westen in dem Hardt -
berge die bedeutendsten Erhebungen zeigt. Bon letzteremaus kann man die
Thürme von Rostock und die Hohe Burg bei Bützow sehen.
2. D e r San db o d en. Er findet sich in weiten Strecken auf dem
mecklenburgischen Landrücken und in der nordöstlichen Ebene. An manchen
Stellen hat der Sand einen eisenhaltigen, röthlicheu Untergrund, der gänzlich
unfruchtbar ist und „Fuchserde" oder „Klashahn" genannt wird. Wer die
Eigenschaften des Sandbodens kennen lernen will, der mache einen Marsch
von Mirow bis Crivitz. Die Felder tragen vorzugsweise Roggen und Gerste;
die Wiesen haben guten Graswuchs, aber sind arm an Blumen; die Wäl-
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
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143
der bestehen aus Nadelhölzern, die hier recht ihre Art haben. Schlank wie
ein Licht steht die Tanne da, während sie auf dem Lehmboden verkümmert
denn sie liebt Hausmannskost und kann die fette Nahrung nicht vertragen.
Die Wälder sind arm an Unterholz; aber weiche Moose bedecken den Boden,
und Wintergrün und goldgelber Hasenbram prunken so gewaltig, daß sie sich
durchaus nicht übersehen lassen. Dörfer und Höfe sind sparsam zu sinden.
Stunden lang ziehen sich die Wälder hin; aber selten wird man eine halbe
Stunde gehen, ohne in der Nähe oder Ferne einen See erblickt zu haben.
3. Der H aid eb oden. Er findet sich im Südwesten unsers Landes
und besteht theils aus schwarzem Moor, theils aus dunklem, mit Eisen ver-
mischtem Haidesand, über dem stellenweise ein weißer Mehlsand liegt. Zum
Theil ist der Sand wüstenartig flüchtig; denn bei trocknen Winden wird er zu
Bergen zusammengeweht, oder als gelblich-trübe Wolke hoch in die Luft ge-
rissen und weit fortgeführt. Bis Ludwigslust und Grabow hin kann man es
wahrnehmen, daß bei dürrem Winde sogar die Mobilien in den Zimmern
mit feinem Sande bedeckt werden. Die Wälder bestehen aus Birken und
kümmerlichen Tannen; die Felder tragen Roggen, Hafer und Buchweizen; die
unbebauten Stellen sind auf weite Strecken mit Haidekraut bedeckt, das nur
an feuchten Stellen einem mannigfaltigeren Pflanzenwuchse Platz macht.
Nun sollte man fast glauben, als ob unsre Landsleute in der Haide ge-
gen die übrigen Mecklenburger gänzlich zurückgesetzt und darauf angewiesen
wären, kümmerlich ihr Leben zu fristen. Das aber ist nicht der Fall. Denn
die Haide, obwohl von außen armselig, birgt in ihrem Innern manche Schätze,
die im übrigen Mecklenburg fehlen. Es war im Jahre 1826, als Arbeiter
aus Lübtheen beim Abkarren eines Berges auf eine grau gestreifte Stein-
masse stießen, die ihnen ganz unbekannt war. Die Sache machte von sich re-
den. Bei angestellter Untersuchung ergab sich, daß man ein Gypssteinlager
von 200 bis 300 Fuß Mächtigkeit entdeckt habe. Seit der Zeit ist in Lüb-
theen ein Gppswerk angelegt, das in den fünfziger Jahren an 60,000 Centner
Gpps lieferte.
Der Haide gehört ferner die merkwürdige Lewitz an, eine drei Quadrat-
nieilen große, mit hohen Rändern eingefaßte Wiese, zu der das Thal der
Elde sich zwischen Parchim und Crivitz erweitert. In früheren Zeiten sam-
melte sich in der Regenzeit oft so viel Wasser an, daß es schien, als wolle
sich dort bleibend ein See bilden. Seit aber mehrere Abzugskanäle gegraben
sind, kann das in Menge sich sammelnde Wasser immer schnell wieder ver-
laufen. Rings um die Lewitz liegt ein Kreis von Dörfern, deren Einwohner
fast ihren ganzen Unterhalt aus derselben suchen. An den Rändern herum
werden viele tausend Soden Torf gestochen; in den Weiden nähren sich an
6000 Haupt Rindvieh, und in den Wiesen werden gegen 20,000 Fuder Heu
geworben. Wo man zu rieseln angefangen hat, ist ein sechsfacher Ertrag er-
zielt worden. Der dritte Theil der Fläche ist mit Bruchholz bestanden, worin
zahllose Thiere, die außer der Zeit der Heuernte und der Herbstjagden von
keiner menschlichen Seele gestört werden, ihr Wesen treiben.
In den Mooren der Haide findet man den Raseneisenstein, der früher zur
Gewinnung von Eisen, jetzt nur zur Ausführung von Mauern und Gebäuden
gebraucht wird, wie in Ludwigslust zu sehen ist. Auch Braunkohle, Alaun-
erde und Salzquellen enthält die Haide; also Schätze, genug, wenn nicht auf
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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238
Strassen, Häuser, Gerätlie und alle Einrichtungen sind unverändert so,
wie die Menschen sie vor 2000 Jahren verlassen haben. Die Häuser sind
meistens klein und unansehnlich , ohne Fenster und erhalten ihr Licht
durch Thüren oder Luken. Aber im Innern sind sie prächtig eingerichtet.
Selbst in Handwerkerhäusern, die man.an den Geräthschaften erkennt,
sind die Wände mit Gemälden versehen und die Fussböden aus* bunten
Marmorsteinen gefertigt. Im ganzen hat man nicht sehr viele Skelette
gefunden. Also müssen die Einwohner dieser vom Vesuv ziemlich fernen
Stadt zum grossen Theile Zeit gehabt haben, zu entfliehen. Doch sind
auch manche vom Verderben ergriffen worden. Am Thore stand das
Gerippe der Schildwache noch mit den Waffen in der Hand ; in der Nähe
lag ein Gerippe, das Geld in einem Beutel trug; ein weibliches Gerippe
Lass an einem Arbeitstische und hatte ein Knäuel Garn vor sich liegen;
das Gerippe einer Frau hielt ein kleines Kind in den Armen , während
ihr zur Seite zwei etwas grössere Kinder lagen , die sich umschlungen
hielten. Das grösste Haus liegt in der Vorstadt und muss einem reichen
Manne gehört haben ; denn alles in demselben ist prächtig und kostbar.
In dem luftigen, schön gewölbten Keller aber hatte man einen schauer-
lichen Anblick. Da lag ein weibliches Skelett mit goldenem Halsband
und goldenen Armringen , zwei Kindergerippe daneben und sechszehn
grössere umher. Es war die Herrin des Hauses, die mit ihren Kindern
und Dienern Schutz im Keller gesucht hatte und dort jämmerlich umge-
kommen war.
Die in Pompeji gefundenen Geräthe , Schmuck- und Kunstsachen
hat man herausgenommen und in die grossen Städte Europas geschickt,
wo sie in Museen aufgestellt und für jedermann zu sehen sind. Dort
liegen sie in grossen Haufen: Lampen und Leuchter, Schlüssel und
Ringe, Gelasse und Geräthe der verschiedensten Art aus Bronze und
gebranntem Thon , alles zierlich und nett, ein Zeichen , wie freundlich
die Römer ihre Umgebung auszustatten verstanden haben.
21. Von den alten Deutschen.
Zu der Zeit, als Kaiser Augustus über das römische Reich
Herrschte, mar Deutscht au d noch ein rauhes und uuwrrthliches
Land, das den Fremden keinerlei Annehmlichkeiten darbieten konnte.
Ungeheure Wälder zogeii sich von einem Ende zum andern; Sümpfe
und Moraste bedeckten den Boden; Flüsse uiid Seen hatten Über-
fluß an Wasser; kalte, dicke Nebel erfühlen die Luft. Zur Nahrung
lieferte der Wald Beeren, eßbare Wurzeln und holzichres Obft; der
Acker trug Hafer und Gerste; die ausgedehnten Werden gaben ein
herrliches Futter für zahlreiche Rinderherden; Jagd und Fischerei
lieferten überreichlichen Ertrag. Aber mit Wölfen und Auerochsen
mar nicht zu spaßeil, und die Bären waren ebenfalls gefährliche
Gegner.
Unsere Vorfahren stammen non den Ariern ab, welche in
unvordenklichen Zeiten nach Nord-Indien gezogen waren und dort
mehrere große Reiche gegründet hatten. Aus unbekannten Ursachen
sonderte sich non diesen etwa um die Zeit, da Moses die Kinder
Israel durch die Wüste führte, ein Stamm ab, zog weiter und
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Extrahierte Personennamen: Augustus
Extrahierte Ortsnamen: Pompeji Europas Nord-Indien
405
Wird dem nicht durch Menschenhände gewehrt, so wird nach nicht
gar langen Jahren in einer Beschreibung von Mecklenburg kein
Coventersee mehr zu finden sein.
Wasserbecken, welche nur flach sind, pflegen sich ganz mit Torf
oder Moder zu füllen. Der Torf entsteht aus den Resten voll
Sumpf- und andern Pflanzen, namentlich aus den Faserll liub
Blättern des häufig vorkommenden Torfmooses. Dies Gewächs
hat die Eigenschaft, daß der Stengel jährlich neue Wurzeln treibt,
während die untern Theile der Pflanze absterben und vermodern.
Dadurch wird der Boden unaufhörlich erhöht und zugleich die un-
tere Schicht immer fester zusammengedrückt. Durch den Abschluß
der Luft und durch die Feuchtigkeit fängt die Masse an zu verkohlen,
wie es bei Braun- und Steinkohlen auch der Fall ist, nur mit dem
Uilterschiede, daß die Braunkohle weiter und die Steinkohle aber-
nlals weiter verkohlt ist ,'als der Torf. Alan kann in jedenl Moor
wahrnehmen, wie die Verwandlung vor sich geht. Die obere Schicht
ist noch ein verfilztes Wurzelgewebe; die darunter liegeube ist braun
und torfig, läßt aber noch Wurzel, Stengel und andere Pslanzen-
theile erkennen ; die unterste ist pechschwarz und enthält nur selten
Holztheile, welche der Zerstörung widerstanden haben. Der Torf
führt Sand und andere unverbrennbare Bestandtheile, die er zu-
fällig aufgenommen hat, in ziemlicher Menge, zuweilen bis 40
Procent, mit sich. Diese Theile wiegen schwer und nützen zu
nichts. Man muß deshalb die Güte des Torfes nicht allein nach
der Schwere, wie es oft geschieht , sondern nach der Menge Asche,
die zurückbleibt, abschätzen. Um die unverbrennbaren Theile aus-
zuscheiden , pflegt man die frische Torfmasse in Wasser aufzulösen
und tüchtig umzurühren. Nachdem der Sand ausgeschieden und zu
Boden gesunken ist, werden die bessern Theile in ein Gefäß ge-
schwemmt , damit sie sich ablagern , und schließlich , wenn sie wie
ein Teig geworden sind, gleich den Mauersteinen in Formen ge-
backen. In neuerer Zeit hat man angefangen, alles Unverbrenn-
bare möglichst aus dem Torf zu schlemmen und das Zurückblei-
bende mit Maschinen zu pressen, daß es fest wie ein Stein wird.
Solcher Torf ist so gut, als Holz, aber bis jetzt auch eben so theuer,
als Holz.
Der Moder entsteht hauptsächlich aus den Kalkpanzern uou
Jnfusionsthieren und den Resten einer ganz kleinen kieselhaltigen
Pflanze, welche zu dem Geschlechte der Algen gehört. Er ist ein
Schatz für den Landmann. Doch soll man nicht denken, daß er
unter allen Umständen dem Acker zuträglich sei. Mancher Moder
enthält Schwefeleisen in sich. Wenn dieser über das Feld gestreut
wird, zerstört er den Pflanzenwuchs, so weit er kommt. Wermo-
der anwende,: will, sollte ihn zuvor, wenn er sich nicht selbst darauf
versteht, von einem kundigen Manne untersuchen lassen, ob er auch
zu brauchen ist.
In Torf- und Moderlöchern hat man viele Überreste aus der
Vorzeit unsers Landes gefunden. Manche Geräthe , welche die
Moore bergen, sind kaum einige hundert Jahre alt. Dagegen wei-
se,: die Hörner und Geweihe von Büffeln und Rennthieren theil-
weise hinter die Zeit zurück, da die Slaven in Mecklenburg wohnten.
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410
zu setzen. Wirkt die Kraft an dem längern Arm, so wird die Arbeit leichter
gemacht. Hieher gehört der Hebebaum, mit welchem man Lasten hebt, die
Schnellwage, der Desemer, die Schere, sowie das Tragen -einer Last auf
einem über die Schulter gelegten Stocke. Wendet man die Kraft an dem
kürzern Arme an, so verliert man an Kraft, zwingt aber die Last, rascher
einen größern Weg zu machen. Dies geschieht, wenn man reichlich Kraft
hat, z. B. bei den Tasten eines Klaviers oder den Klappen an einem Blas-
instrumente.
Liegt die Last zwischen den beiden andern Punkten, wie bei der Hebe-
stange , mit welcher man Lasten fortschiebt, so reicht der eine Arm vom
Stützpunkt bis zur Last, der andere vom Stützpunkt bis zur Kraft. Da der
letztere Arm allemal länger ist, als der erstere, so wird allemal an Kraft
gespart. Hebel dieser Art sind der Schubkarren, der zweirädrige Wagen, der
Nußknacker, die Thür in den Angeln, wenn sie bewegt wird, der Bohrer und
manche andere bekannte Instrumente.
Liegt endlich die Stelle, wo die Kraft wirkt, zwischen den beiden andern
Punkten, so ist die Entfernung von dem Stützpunkte bis zur Kraft kürzer, als
vom Stützpunkte bis zur Last. Hier wird auf alle Fälle Kraft verloren; aber
die Stelle, welche die Last vorstellt, muß sich rascher bewegen und einen wei-
tern Weg machen, als die Stelle, wo die Kraft wirkt. Natürlich wird dieser
Hebel nur angewandt, wenn man reichliche Kraft zu verwenden hat, wie bei
dem Besen, der Schaufel, dem Pinsel, der Schreibfeder, dem Hammer, dem
Messer, der Ruthe, welche die Knaben als Schleuder gebrauchen. Auch die
Sehnen und Muskeln des Körpers gehören hieher; denn sie reichen über den
Drehpunkt ldie Gelenke) weg zwischen diese und die Last hinein und bewirken
durch einen geringen Verlust an Kraft eine schnellere Bewegung des Gliedes.
32. Von verborgenen .Hebeln.
Die Rolle ist eine runde Scheibe, welche sich um einen durch die Mitte
gehenden Stift dreht und mit einem rinnenförmig ausgehöhlten Rande ver-
sehen ist. Daß ein Hebel in ihr verborgen ist, wird nicht jedermann ihr an-
gesehen haben. Und doch braucht man nur über die Flüche eine wagerechte
Linie durch den Mittelpunkt zu ziehen, um sich zu überzeugen, daß die Rolle
ein gleicharmiger Hebel ist, der den Stützpunkt in der Mitte, die beiden andern
Punkte am Rande liegen hat. Man erspart also durch die Rolle durchaus
keine Kraft, hat aber das Angenehme, daß man das Tau, woran man zieht,
beliebig leiten kann, wie es für die Arbeit am bequemsten ist. Bei Speichern,
Rammen, Gewichten an Thüren und sonst oft wird die Rolle angewandt.
Ganz anders liegt die Sache, wenn die Nolle beweglich ist. Danir
steht sie mit der Rinne auf einer Schnur und trägt die Last an einer durch
den Mittelpunkt gehenden Klammer. Das eine Ende der Schnur ist oberhalb
irgendwo fest, das andere wird in die Höhe gezogen. Es ist leicht zu sehen,
daß die bewegliche Rolle ein Hebel dritter Art ist und den Stützpunkt an
derjenigen Seite hat, wo die Schnur fest sitzt. Mit Hülfe derselben wird also
die Hälfte an Arbeitskraft erspart. Verbindet man mehrere bewegliche Rollen
mit einander, so kann man sich das Heben einer Last außerordentlich leicht
machen. Eine solche Vorkehrung, die man „Flaschenzug" nennt, nimmt man
häufig in dem Tauwerk der Schiffe wahr. Oben ist ein fester Kolben mit drei
oder mehr Rollen, unten ein beweglicher Kolben mit ebenfalls drei oder mehr
Rollen angebracht. Die festen Rollen leiten die Stricke, die beweglichen
thun ihre Kraft zusammen und erleichtern gemeinschaftlich die Arbeit um das
Sechsfache. Noch bedeutender ist die Kraftersparung, wenn die Rollen nicht
in einem Kolben vereinigt, sondern frei neben einander stehen und in der
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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TM Hauptwörter (200): [T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
413
Verlass ist. Halte die eine Hand gegen den warmen Ofen und die an-
dere zum Fenster hinaus , wenn es schneit, und stecke dann beide in
denselben Eimer mit Wasser, so wird die eine das Wasser kalt, die an-
dere warm finden; wenn im Winter zwei Menschen, von denen der eine
von der Strasse , der andere aus einer Backstube kommt, in dasselbe
Zimmer treten, so wird der erste rufen: „Wie heiss,“ der zweite: „Wie
kalt ist es hier!“ Darum ist es gut und nützlich, dass wir Instrumente
besitzen , welche über Wärme und Kälte zuverlässigere Auskunft geben,
als unser wetterwendisches Gefühl es thut. Man nennt sie „Thermo-
meter“ oder Wärmemesser.
Das bekannteste unter den Thermometern besteht aus einer feinen
Glasröhre, die oben zugeschmolzen ist und unten in eine mit Quecksilber
gefüllte Kugel ausläuft. Der Raum über dem Quecksilber ist luftleer,
damit das Metall sich ungehindert auf- und abbewegen kann. Hinter der
Röhre befindet sich eine Blatte von Metall oder von Holz , welche von
oben bis unten mit Strichen und Ziffern bezeichnet ist , um die Grösse
der Kälte und der Wärme davon ablesen zu können. Damit die Striche
und Ziffern genau auf die richtige Stelle kommen , wird das Thermome-
ter zuerst in ein Gefäss mit Wasser und Eis und sodann in kochendes
Wasser gestellt. Im ersten Fall zieht sich das Quecksilber zusammen
und sinkt in der Röhre. Dort , wo es stehen bleibt , ist die Stelle , an
welcher sich Wärme und Kälte scheiden: sie wird durch eine Null auf
der Platte bezeichnet. Im letztem Falle dehnt sich das Quecksilber
aus und steigt in die Höhe. Die Stelle , an welcher es stehen bleibt,
zeigt die Hitze an, welche das kochende Wasser hat, und wird ebenfalls
auf der Platte bezeichnet. Den Raum zwischen dem Eispunkt und dem
Siedepunkt theilt man bei uns in 80 gleiche Theile oder Grade. In dem
Raume unter Null merkt man etwa 20 bis 30 Striche an , welche genau
so weit als die obern von einander entfernt sind. Vom Gefrierpunkt an
werden nach oben die Grade der Wärme , nach unten die Grade der
Kälte gezählt. Beim Schreiben bezeichnet man die erstem durch ein
stehendes Kreuz (f) , die letztem durch einen liegenden Strich (—■);
t 3° heisst also: 3 Grad Wärme. Im hohen Norden füllt man das Ther-
mometer mit Weingeist, weil Quecksilber in einer Kälte von 32 Grad,
welche dort nicht ungewöhnlich ist, gefriert.
Aus sorgfältiger, Jahre lang fortgesetzter Beobachtung des Ther-
mometers gewinnt man Kunde über das Klima eines Landes. Durch
solche Beobachtungen hat sich herausgestellt, dass in Mecklenburg ge-
wöhnlich der Januar der kälteste, der Juli der heisseste, der September
der beständigste Monat ist. Die Küste der Ostsee hat das mildeste
Klima. Damit sind die Rostocker schon zufrieden; denn sie brauchen
für den Winter nicht so viel Holz und Torf einzukaufen , als die Leute
im Innern unsers Vaterlandes. Auf den Höhen , z. B. in Hinrichshagen
hei Woldeck , ist cs am kältesten. Die an der Haide gelegenen Ort-
schaften haben die grösste Frühlingswärme, weil ihr Boden leichter als
ein harter oder feuchter Grund von der Sonne durchwärmt wird. Es
ist bekannt, dass in Ludwigslust die Bäume acht Tage eher ausschlagen,
als in Schwerin. Wustrow und Pöl sind gegen das übrige Land um ei-
nen Monat zurück, indem ihr kältester Monat in der Regel der Februar,
ihr heissester der August, ihr beständigster der Oktober ist. Das macht,
als Inseln hängen sie mit ihrem Klima von dem Wasser ab, das sie um-
giebt, und das Wasser nimmt Wärme und Kälte viel langsamer an, als
das feste Land.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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Kinder Israel durchzogen, zahlreiche Völker in derselben. Im Östlichen
Theile streiften die Midianiter umher, deren Fürst und Priester zur
Zeit Mosis Jethro war. Im Norden an der Grenze von Kanaan und in
der Mitte wohnten die A m a 1 e k i t e r und dehnten ihre Züge bis in den
Westen vom Horeb aus. Nach der ägyptischen Seite zu wohnten die
Ismaeliter, die Nachkommen Abrahams von der Magd Hagar. Als diese
sich stark vermehrten , zogen sie mitten durch die Wüste gen Morgen
über das Gebirge Seir in das grosse Land Arabien hinein, wo sie ihren
Aufenthalt nahmen und ihr Nomadenleben bis zu dieser Stunde fortsetzen.
Im Osten stösst die Wüste an das etwa eine Meile breite Thal,
welches sich vom todten Meere bis an den östlichen Arm des Schilf-
meeres erstreckt und eine Fortsetzung des früher beschriebenen Jordan-
thales ist. Im nördlichen Theile desselben lag vielleicht Ka de s, von
wo die Israeliten zweimal wieder umkehrten und in die Wüste zurück-
gingen, das erste Mal, als die Kundschafter sie in Schreck gesetzt hatten,
das zweite Mal , als die Edomiter ihnen den Durchzug durch ihr Land
verweigerten. An der Südspitze des Thales oder Blachfeldes lag Elath
mit dem Hafen Ezeongeber, in dessen Nähe die Israeliten den gröss-
ten Theil ihrer Strafzeit zubrachten. Hier baute später Salomo die
Schiffe , welche das grosse Meer befuhren und die Schätze des fernen
Morgenlandes nach Palästina brachten.
Den Ostrand dieses Thales bildet das Gebirge Seir, welches von
den Edomitern , die sich dort festgesetzt hatten, das Edomiter-Ge-
birge genannt wird. Es trennt die sinaitische Halbinsel von dem grossen
Lande Arabien. Um das ganze Gebirge Seir mussten die Kinder Israel
ziehen, als Edom ihnen den Durchzug wehrte. Die Edomiter sind bis zu
ihrem Untergang Feinde Israels geblieben und haben viele schwere
Kriege gegen das Brudervolk geführt. Ein Theil von ihnen, welcher sich
„Idumäer“ nannte, eroberte kurz vor der Zeit der Makkabäer den
südlichen Theil von Juda, wurde aber später unterworfen und unter das
Volk Juda aufgenommen. Aus den Idumäern stammte Herodes , der die
Makkabäer verdrängte und sich zum Könige machte. — Das Gebirge
Seir enthält eine Menge Überreste von .prächtigen Bauwerken aller Art.
Die Hauptstadt Petra oder Sela muss eine wunderbare Stadt und ein-
zig in ihrer Art gewesen sein. Man gelangt zu ihr auf einem schmalen
Wege , der an manchen Stellen nur zwölf Fuss breit und auf beiden
Seiten von Felsenwänden eingefasst ist, welche so weit überragen, dass
man nur durch einen schmalen Streif den blauen Himmel sehen kann.
Die beiden Seiten des Weges sind mit Kunstdenkmälern fast überladen:
Nischen, Felstafeln, Figuren von Menschen und Thieren, Tempel, Säulen,
Grabmäler, Wasserleitungen, sämmtlich in Felsen gehauen, reihen sich
in solcher Menge an einander , dass dazwischen kaum Platz für neue
A erzierungen zu finden sein würde. Aus der engen Schlucht tritt man
plötzlich in ein ringsum von Felsen umgebenes Thal, welches nur den
3
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
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Extrahierte Personennamen: Jethro Abrahams Hagar
Extrahierte Ortsnamen: Israel Kanaan Palästina Israel Israels Juda Juda Petra
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zahlreichen freundlichen Hügeln bedeckt und namentlich in der Richtung von
der Ukermarl durch Strelitz bis zum Klützer Ort von einem breiten Land-
rücken durchzogen, der durchschnittlich über 200 Fuß hoch ist und einzelne
nicht unbedeutende Höhen enthalt. Zu ihnen gehören der Helpter Berg
bei Woldegk, der sich 600 Fuß, die Hamberge bei Grevesmühlen, die sich
320 Fuß, und der Schönb erg er Berg bei Kalkhorst, der sich 230 Fuß
über das Meer erhebt. Bon ersterem aus sieht man die Thürme der Stadt
Greifswald, von letzterem die ganze Gegend zwischen Wismar und Lübeck,
so wie über das Meer hinweg die holsteinische Küste und die weißen Kreide-
felsen der dänischen Inseln. Von diesem Landrücken wendet sich ein Zweig
nach Norden und füllt den ganzen Raum zwischen Sternberg, Wismar und
Rostock mit Hügeln ans. Unter ihnen zeichnen sich die D i ed r i ch s h äg er
Berge und die Hohe Burg bei Schlemmin, beide 500 Fuß hoch, so wie
die herrlich bewaldeten Hügel von Doberan besonders aus. Ein zweiter
Nebenzug erstreckt sich nach Süden und erreicht im Run er Berge gar
eine Höhe von 600 Fuß. Der nordöstliche und südwestliche Theil von Meck-
lenburg sind Ebenen, in welchen keine bedeutende Erhebungen gefunden werden.
Mecklenburg ist ungemein reich an Seen. Wir besitzen deren über 460,
welche zusammen 12 Quadratmeilen einnehmen. Die größte Zahl derselben
gehört dem oben genannten Landrücken an. Auf demselben liegt z. B. die
Menge der kleinen Seen im südlichen Strelitz, ferner die Müritz, der
Kölpin, der F lesen, Malchow er, Plauer, Krack ow er, Gold-
berger, Sternberger, Schweriner See. Am nördlichen Abhange
liegen die Tollense, der Rial chin er, Cum mero wer, Tetero wer,
Güstrower und Ratzeburger See. Im Flachlande liegt einzig der
Neustadt er See. Die meisten Seen sind langgestreckt, nicht tief, von mehr
flachen, als hügeligen Ufern begrenzt und machen, wenn sie mit Laubholz ein-
gefaßt sind, einen ungemein freundlichen Eindruck. Es giebt auch einzelne
kleine runde Seen; denen ist aber nicht sehr zu trauen; denn sie pflegen ohne
Vorland plötzlich sehr tief zu werden.
Der Lauf der Flüsse wird durch die Richtung des Landrückens bestimmt:
alle, die nördlich von demselben entsvringen, fließen der Ostsee, die auf der
Südseite ihr Bett haben, der Nordsee zu. Unter jenen ist die Warnow,
unter diesen die Elde der bedeutendste.
Bodenbeschaffenhcit und Erzeugnisse.
Unser Vaterland ist freilich nur klein und hat deshalb solche Gegensätze,
wie große Länder, nicht aufzuweisen; dennoch ist die Oberfläche verschieden
genug, um auf den ersten Blick den Unterschied zwischen der Teterower und
der Neustädter Gegend erkennen zu lassen. Der von der Grenze der Ukermark
durch das Strelitzsche und Schwerinsche laufende Landrücken besteht größten-
theils aus Sand, seine nördliche Abdachung und seine westlichen Ausläufe
aus Lehm. Von Mirow bis Crivitz zieht sich die sandige Höhe hin und
wendet sich von da theils nördlich auf Kirch-Mulsow , theils südlich auf
Marnitz zu. Dem nördlichen Abhange gehören die fruchtbare Gegend um
Neu - Brandenburg , die mecklenburgische Schweiz, der Klützer Ort und die
Umgebung von Ratzeburg, also die schönsten Gegenden unsers Vaterlandes
an. Die nordöstliche Ebene geht von Kalen und Teterow ab allmählich in
Sand über; die südwestliche Ebene ist Haideboden.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
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Sobald man die Marsch zu bebauen anfing, mußte man Sorge tragen,
daß sie nicht in den Zeiten der Fluth vom Meere überschwemmt werde. Zu
dem Ende warf man rings am Ufer entlang hohe Wälle oder „Deiche" auf,
hinter denen die Saaten vor den Verwüstungen der Wogen sicher waren.
Nun aber führen die Flüsse fortwährend schlammige Theile mit sich, setzen
also außerhalb der Deiche neues Erdreich wieder an. Sobald es sich der
Mühe verlohnt und das angeschwemmte Stück groß genug ist, wirft man
neue Deiche auf und entreißt dem Meere ein neues Stück Land, um es für
deh Anbau zu benutzen. Aber wehe, wenn die Deichs nicht sicher genug find!
Dann bricht die rasende Fluth unaufhaltsam hindurch, als wolle sie Rache
üben wegen des entrissenen Landes, und verbreitet Tod und Verderben über
die ganze Fläche. Oft und schwer ist besonders Friesland von Überschwem-
mungen heimgesucht worden. Bei Emden wurde vor dreihundert Jahren eine
Stadt und vier und dreißig Dörfer vom Meere verschlungen, deren Lage die
Fischer noch jetzt kennen wollen.
Die Menschen bilden eine kleine Welt für sich, deren Leben und Wesen
von dem unsrigen ganz verschieden ist. Zn den ausgedehnten Strecken trifft
man nicht Baum, nicht Stein, nicht Quelle, dagegen Korn und Gartengewächse
von einer bei uns nie gesehenen Höhe und Kräftigkeit und auf den Weiden
so üppiges Gras, daß tausende von Rindern darin schwelgen und dennoch
es kaum vertilgen können. Die Wege sind in der nassen Jahreszeit grundlos.
Dennoch darf kein Wagen die Deiche befahren. Nur der Arzt, der sonst auf
keine Weise zu den Kranken kommen kann, erhält die Erlaubniß, in solchen
Fällen auf den Wällen zu reiten. Die ganze Marsch ist von Kanälen
durchschnitten, welche das Wasser aufnehmen und ableiten. Wer zu Fuß
ausgeht, vergißt nicht, eine Springstange mitzunehmen, um mit deren Hülfe
über die Kanäle setzen zu können. Das Trinkwasser wird beim Regen auf-
gefangen oder aus den trüben Gruben genommen und durch Gießen über
einen Stein gereinigt. Städte und Dörfer giebt es in der Marsch nicht,
sondern nur einzelne mit Buschwerk umgebene Gehöfte, die auf künstlich auf-
geworfenen Anhöhen erbaut sind. Die Städte liegen an der Grenze der
Geest und schauen mit ihren belaubten Gärten und schattigen Wäldern gar
einladend in die baumlose Marsch hinab. Das kräftige Volk, welches seine
Wohnsitze dem Meere abgerungen hat und in beständigem Kampfe gegen das
Meer behauptet, heißt die Friesen.
Außerhalb der Marschen liegen die „Watten", ein flacher Strich Lan-
des, der bei der Fluth mit Wasser bedeckt, bei der Ebbe aber bloß gelegt und
mit tiefen Rinnen durchfurcht ist, die sich schlangenartig durch die Oberfläche
hinwinden. Zur Zeit der Ebbe kann man trocknen Fußes vom Festlande bis
zu den benachbarten Inseln gehen. Aber der Gang ist sehr gefährlich. Mit
der zurückkehrenden Fluth dringt oft unerwartet schnell ein dicker Nebel heran.
Dann wehe dem Wanderer, der noch auf den Watten ist! Der Nebel entzieht
ihm den Anblick des Landes. Die Fluth dringt schnell heran; sie netzt schon
seine Füße. In der Angst eilt er rascher und rascher fort. Aber die Rinnen
find schon mit Wasser gefüllt; er muß sie umgehen. Dabei verliert er die
Richtung und weiß nicht mehr, wohin er sich wenden soll. Unterdessen steigt
das Meer langsam, aber grausig sicher höher und höher. Er schreit; aber in
der Öde verhallt seine Stimme. Das Wasser dringt ihm bis an die Brust,
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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