Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 296

1867 - Rostock : Hirsch
296 Leib mit Pulver und zündeten dieses an; selbst die Todten wurden noch so verstümmelt, daß man, als man die Leichen begrub, eine Menge abgehauener Hände, Füße und anderer Gliedmaßen zusammen suchte und in eine Grube warf. Ein ausbrechendes Feuer nöthigte die Soldaten abzuziehen und rettete die Stadt vor gänzlichem Untergang. 36. Zerstörung Magdeburgs. Von Neubrandenburg zog Tilly nach Magdeburg, um diese Stadt zu züchtigen, weil sie gegen den Kaiser ungehorsam gewesen war und sich mit den Feinden verbunden hatte. Er schloß sie ringsum eng ein und bedrängte sie hart von allen Seiten; denn er wollte sie haben, ehe der Schwedenkönig ihr zu Hülse kam. Gustav Adolf aber eilte schnell herbei, die Stadt vor dem sichern Verderben zu bewahren. An dem, was Neubrandenburg erfahren hatte, sah er klar, was erst Magdeburgs Schicksal sein würde, wenn es in Tillys Hände fallen sollte. Wider Erwarten fand er bei den Protestanten keine Unterstützung, sondern eitel Widerspruch und Widerstreben. Zuerst hielt ihn der Kurfürst von Brandenburg auf und konnte nur mit Gewalt gezwun- gen werden, daß er die Schweden durch sein Land ziehen ließ. Dann verschloß der Kurfürst von Sachsen den Übergang über die Elbe bei Wittenberg. In- zwischen lauteten die Nachrichten^ von Magdeburg immer trüber. Gustav Adolf beschwor die Evangelischen, die bedrängte Stadt nicht im Stiche zu lassen, sie würden im jüngsten Gericht darob zu Schanden werden; umsonst: man konnte oder wollte sich nicht entschließen. Unterdessen schritt die Belagerung von Magdeburg rasch vorwärts. Ein Außenwerk nach dem andern wurde gestürmt. In vier Wochen waren die Kaiserlichen bis dicht an die Mauer vorgedrungen und hatten alles zum Sturme bereitet. In der Stadt war Mangel an Pulver und Lebensmitteln. Aber die Belagerten verloren ihren Muth nicht; denn sie hofften jeden Au- genblick, daß Gustav Adolf erscheinen und sie aus aller Noth erretten werde. Wie entsetzlich wurden die Armen in ihrer Hoffnung getäuscht! Am 20. Mai 1631 ließ Tilly von allen Seiten Sturm laufen. Rasenden gleich drangen die Kaiserlichen durch die Grüben und kletterten an den Mauern in die Höhe. Eine dreitägige Plünderung war ihnen verheißen, wenn sie siegen würden. Diese Aussicht hatte ihren Muth aufs höchste angefacht. Als die Mauern erstiegen waren, wurde der Kampf im Innern der'stadt fortgeführt. Jede Straße war ein Schlachtfeld, jedes Haus eine Festung, die erobert werden mußte. Sobald der Sieg entschieden war , wurde die Stadt den wilden Horden preisgegeben. Es ist nicht mit Menschenzungen auszusprechen, wie viel Elend über die unglücklicheir„Bemohner hereinbrach. Es wurde gemordet, als ob man an dem Begräbniß der Menschen arbeite. Drei Tage hatten die Horden Zeit, um den Preis der Schande mit einander zu wetteifern. Die Kroaten, Ungarn und Italiener thaten sich vor allen in Grausamkeit und Blutdurst hervor. Menschen schienen das nicht mehr zu sein, sondern der Auswurf der Hölle. Nach der Plünderung brach eine Feuersbrunst aus, welche fast die ganze Stadt in Asche legte. Über zwanzigtausend Menschen sind in jenen Tagen in Magdeburg umgekommen. Tilly berichtete nach Wien: seit der Zerstörung von Jerusalem sei solch ein Sieg nicht gesehen worden. Am vierten Tage hielt Tilly durch Blut und Leichen und Trümmer feierlich seinen Einzug und ließ bei Trommelschlag verkündigen: die nun noch lebten, könnten sicher hervorkommen; denn sie sollten Verzeihung empfangen. Nach- dem der Dom gereinigt war, wurde ein Daukfest gefeiert, und — man kann es kaum begreifen — „Herr Gott, dich loben wir" klang es mit hellen Stim- men zum Himmel empor.

2. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 297

1867 - Rostock : Hirsch
297 57. Tillys Ende. Von Magdeburg zog Tilly nach Sachsen. Gustav Adolf folgte ihm auf dem Fusse nach. In der Nähe von Leipzig , in derselben Gegend, wo einhundert und zweiund achtzig Jahre später die grosse Völkerschlacht geschlagen wurde, trafen beide Heere auf einander. Nach fünf Stunden schrecklichen Nordens war Tilly gänzlich geschlagen. Nur mit genauer Noth entging er der Gefangenschaft. Achttausend Kaiserliche bedeckten das Schlachtfeld. Die Nachricht von diesem Siege der Schweden bewirkte Muthlosigkeit und Schrecken unter den Katholiken; denn zum ersten Male war der gewaltige Tilly geschlagen. Aber es sollte bald noch schlimmer kommen. Die Sachsen verbündeten sich mit den Schweden und fielen in Böhmen ein , während Gustav Adolf selbst in Baiern vor- drang und München einnahm. Von zwei Seiten marschirten protestantische Heere auf Wien zu und brachten die Kaiserstadt in höchste Gefahr. Um dieselbe Zeit starb der alte Tilly, der ergraute Held, der Sieger in sechs und dreissig Schlachten. Er war ein Mann von rauher Strenge, aber am strengsten gegen sich selbst. Nicht Grausamkeit, sondern sein römischer Glaube und seine Treue gegen den Kaiser trieben ihn zu seiner entsetzlichen Härte gegen die Protestanten. Er ass einfach und mässig, trank nie Wein, verschmähte Geld und Gut eben so wie Titel und Würden und hinterliess nur ein unbedeutendes Vermögen. Der Kaiser verlor in ihm den letzten Feldherrn, auf den er in seiner grossen Bedrängniss sich hätte verlassen können. Gern oder ungern musste er nun nach anderer Hülfe sich umsehen. S8. Gustav Adolfs Tod. Seit Wallenstein aus seinem Amte entlassen mar, lebte er still auf seinen Gütern und kümmerte sich anscheinend gar nicht um das, was in der weiten Welt vorging. Er baute prächtige Schlösser, pflanzte schöne Gärten, legte kostbare Fischteiche an und Hob eifrig den Ackerbau auf seinen weitlüuftigen Besitzungen. Dabei umgab er sich mit königlichem Gepränge. Seine Tafel wurde täglich mit Hundert Schüsseln besetzt , wiewohl er selbst sehr mäßig lebte. Sechszig Edelknaben in Sammet und Golo bedienten ihn. Fünfzig reichgekleidete Hellebardiere bildeten seine Leibwache. Mehrere hundert auserlesene Pferde fraßen in seinen Ställen aus marmor- nen Krippen. Mit besonderer Vorliebe beobachtete er die Sterne des Himmels; denn er hatte den Aberglauben, daß er in denselben sein Schicksal lesen könne. Die Wachen wurden oft von Schauder ergriffen, wenn sie des Nachts den hagern Mann in feuerrothem Mantel, aus dem Kopfe den aufgestützten Hut mit rother Feder, über den Schloßhof nach der Sternwarte wandern sahen, damit er dort mit einem alten Italiener den Lauf der Gestirne beobachte. . Auf diesen Mann, der schon einmal siegreich bis an die Küste der Ostsee vorgedrungen war, richteten sich'jetzt nach Tillys Tode aller Blicke. „Wallenstein," hieß es, „ist der einzige, der noch helfen kann." _ Der Kaiser knüpfte Unterhandlungen mit ihm an. Der Gewaltige that bei der Botschaft seines Herrn anfangs sehr spröde, ließ sich endlich aber doch erbitten, ein Heer zu sammeln und den Oberbefehl zu übernehmen, sobald ihm durch kaiserliches Wort feier- lich folgendes versprochen war: „Wallenstein erhält denoberbefehl über das Heer so völlig, daß auch der Kaiser ihm nichts darein

3. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 300

1867 - Rostock : Hirsch
300 als überwiesener Hochverräter angesehen. Seine Güter, Schätze und Kleinodien wurden unter diejenigen vertheilt, welche die Hen- kersdienste geleistet hatten. Es ist aber nie mit Sicherheit ans Tageslicht gekommen, wie viel Schuld Wallenstein wirklich trug, und wie viel der Neid ihm aufgebürdet hat. 60, Die Franzosen mischen sich in «len ürieg. Die beiden grossen Feldherrn waren abgetreten, und andere nahmen ihre Stellen wieder ein. Für die Kaiserlichen hatte der Wechsel nicht viel zu bedeuten, aber desto mehr für die Schweden. Gustav Adolf hin- terliess nur eine sechsjährige Tochter , die unter der Vormundschaft eines Iteichsraths stand. Es war zu fürchten, dass die Feldherrn, welche den Krieg in Deutschland fortführen sollten , nicht die kräftige Unter- stützung erhalten würden, die sie bedurften, um sich gegen den mächtigen Feind zu halten. Und so kam es. Die Schweden, die aus ihrem Vater- lande nur geringe Hülfe empfingen , wurden geschlagen und bis au die Küste der Ostsee zurückgedrängt. Die deutschen Fürsten verloren das Vertrauen zu ihren bisher unbesiegten Freunden und fielen von ihnen ab. Sachsen und Brandenburg opferten die Sache der Protestanten und schlossen mit dem Kaiser Frieden. Die Herzoge von Mecklenburg folgten ihnen und wurden zum Lohn dafür von dem Kaiser als Fürsten des Deichs wieder anerkannt* Aber es war ein schlechter Friede , den sie schlossen. In der Hauptsache , der Freiheit der Religion , wurde den Protestanten so gut als gar nichts bewilligt. Es wurde öffentlich in Deutschland ausgesprochen, dass der Kurfürst von Sachsen die gemeine Sache der Religion aus Eigennutz verrathen habe. In dieser bedrängten Zeit erneuerten die Schweden ihr Bündniss mit den Franzosen. Letztere , die schon lange nach deutschen Ländern lüstern ausgesehen hatten, liessen sich nicht zweimal nöthigen. Sie ka- men schnell über den Rhein und drangen plündernd und verwüstend tief in Deutschland ein, während zu gleicher Zeit die Schweden, durch frische Truppen verstärkt, die' Östreicher aus Mecklenburg, Brandenburg und Sachsen hinausschlugen und an diesen Ländern fürchterliche Rache dafür nahmen, dass deren Fürsten von ihnen abgefallen waren, dieselben Für- sten , für welche sie geblutet, und für welche ihr grosser König sein Leben gelassen hatte. Von dieser Zeit an verliert der Krieg auch den letzten Anschein eines Religionskrieges und wird überhaupt nur noch fortgeführt, weil jeder im künftigen Frieden so viel als möglich für sich zu erraffen gedenkt. Dabei steigerte sich die Wildheit und Grausamkeit der Soldaten von Jahr zu Jahr. Die alten frommen Soldaten Gustav Adolfs waren todt, und die neuen schwedischen Heere waren, insonder- heit seit den Rachezügen gegen die abgefallenen protestantischen Für- sten, zu Tigern geworden , die an Unmenschlichkeit die Horden Tillys hinter sich liessen. Die Roheit und Gefühllosigkeit, welche die Soldaten in dem langen wilden Leben annahmen , ging über alle Vorstellung hinaus. Geld zu gewinnen war der Zweck , um dessen willen sie über- haupt nur den Soldatenrock angezogen hatten. Um dies zu erpressen, marterten sie die unglücklichen Einwohner auf alle erdenkliche Weise : sie schlugen ihnen Pflöcke zwischen die Nägel und das Fleisch hinein, schnitten ihnen Riemen aus dem Rücken , öffneten ihnen die Fusssohlen und streuten Salz und Pfeffer hinein, hielten sie über langsames Feuer, nagelten ihre Kinder als Ziel für ihre Geschosse an Thorwege und bc-

4. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 302

1867 - Rostock : Hirsch
302 Schutz fanden, als auf dem platten Lande. Eine Hungersnoth brach aus und steigerte sich zu einer solchen Höhe , dass die Menschen zu den ekelhaftesten und ungesundesten Nahrungsmitteln ihre Zuflucht nehmen mussten. Stroh und Gras und Baumrinde wurden gegessen, gefallenes Vieh mit Gier verschlungen. Selbst Kinder sollen getödtet und Leichen von den Schlachtfeldern geholt sein, um den Hunger zu stillen. Unter den zusammengepressten , hungernden Haufen brach die Pest aus und fand in dem schrecklichen Elend einen furchtbaren Verbündeten. Die Menschen fielen, wie die Fliegen an der Wand. Bald konnten die Todten nicht mehr begraben werden. Man warf sie über die Mauer und liess sie den wilden Thieren zum Frass. In Neubrandenburg sollen 8000, in Güstrow gar 20,000 Menschen gestorben sein , was immer möglich sein kann, da, wie gesagt, das Landvolk von allen Seiten in die Städte ge- flohen war. In den Jahren 1643 und 44 war Mecklenburg noch einmal der Schau- platz des Krieges, als die Schweden nach Dänemark zogen und die Kai- serlichen ihnen auf dem Fuss folgten. Doch erreichte die Noth bei weitem nicht die schreckliche Höhe, welche sie in den dreissiger Jahren gehabt hatte, und ging auch bald vorüber. Als der Krieg beendigt war, mochte Mecklenburg noch 50,000 Ein- wohner haben. Die Städte hatten etwa drei Viertheile ihrer früheren Bevölkerung, das platte Land noch mehr verloren. In Sternberg lebten ein Jahr lang einige Dutzend Menschen und richteten sich unter Schutt und Trümmern kümmerlich ein. Im Amte Stavenhagen lagen dreissig Dörfer wüste. Im Amte Gnoien waren drei Bauern und drei Kossäten, im Amte Neukalen ein Bauer und zwei Kossäten am Leben. Eine Menge Dörfer waren gänzlich untergegangen und sind nie wieder aufgebaut worden. In den eigentlichen Schreckensjahren hatte Rostock am we- nigsten zu leiden; denn die Herzoge von Mecklenburg, aus Furcht, es möchten sich die Schweden der Stadt bemächtigen, hatten eine starke Besatzung hineingelegt. Die Rostocker waren anfangs damit gar nicht zufrieden gewesen; aber hinterher haben sie die Vorsorge des Herzogs preisen gelernt. Denn während das übrige Land auf eine wahrhaft kan- nibalische Weise verwüstet wurde, war Rostock die einzige Stadt, welche keinen Feind in ihren Mauern sah, dagegen vielen Flüchtlingen von nah und fern einen sicheren Aufenthalt gewähren konnte. Der Verlust an Menschen wurde nur sehr langsam und zum Theil von aussen her wieder ersetzt. Fremde Soldaten, die eben in Mecklen- burg waren, als sie Sie Waffen niederlegen mussten, namentlich Schwe- den, blieben in dem entvölkerten Lande und wurden gerne aufgenom- men. Aus Holstein, Dänemark und andern Ländern, die weniger durch den Krieg gelitten hatten, kamen Ansiedler nach Mecklenburg und lies- sen sich hier nieder. Die Namen Nehls, Jenss, Ehrich, Bannier und andere weisen nach Schweden und Dänemark hin. Die holsteinischen Namen sind deutsche und deshalb am Klange nicht zu erkennen; doch sollen im Westen unseres Landes mehrere Namen vorkommen, die im Osten fast gar nicht, in Holstein aber sehr oft gefunden werden und da- durch auf ihren Ursprung zurückweisen. Schrecklich war das sittliche Verderben, welches der Krieg hervor- rief. Ein ganzes Geschlecht wuchs in den wilden Stürmen auf und lernte es gar nicht anders kennen, als dass rohe Gewalt die Welt regiert. Die schönen Gottesdienste der Väter gingen unter, die Schulen verfielen, Er- kenntniss des Heils verschwand. In demselben Masse, wie die Gottes-

5. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 310

1867 - Rostock : Hirsch
310 67 Der siebenjährige Krieg. In demselben Jahre, in welchem Friedrich Ii den Thron seiner Väter bestieg, kam in Östreich die gütige, kluge und entschlossene Königin Maria Theresia, die Tochter Kaiser Karls Vi, der ohne männliche Erben gestorben war, zur Negierung. Sie hatte anfangs viele Noth von ihren Nachbarn; denn die umliegenden Fürsten gönnten ihr, der Frau, das Erbe nicht und hatten Lust, die östreichische Monarchie zu zerreißen und unter sich zu theilen. Zuerst trat Friedrich von Preußen auf und forderte Schlesien, das ihm nach alten Verträgen gebühre, für sich. In Östreich beachtete man den kleinen König kaum. Aber Friedrich machte seine Ansprüche mit 80,000 wohlgeübten Soldaten geltend und schlug die östreicher, die ganz unvorbereitet waren, so schnell und gründlich, daß ihm im Frieden ganz Schlesien bis auf einzelne noch jetzt zu Östreich gehörende Striche abgetreten wurde. Als wenige Jahre darauf die Königin Maria Theresia ihre anderwei- tigen Feinde zur Ruhe verwiesen hatte, besorgte Friedrich, daß sie versuchen würde, ihm Schlesien wieder zu entreißen, und fiel, um einem etwaigen An- griffe zuvorzukommen, mit einem großen Heere in Böhmen ein. Dieser zweite Krieg zwischen den beiden deutschen Ländern endete ebenso, wie der erste, mit der völligen Niederlage des östreichischen Heeres. Der große Sieg der Preußen bei H o h en f r i ed b e r g verbreitete den Ruhm ihrer Tapferkeit und Kriegstüchtigkeit durch ganz Europa. So hatte ein einziges Dragonerregi- ment sechs und sechszig Fahnen erobert und zwanzig Bataillone Fußvolk in die Flucht gejagt. Im Frieden behielt Friedrich ganz Schlesien, erkannte aber den Gemahl der Theresia, Franz I, als deutschen Kaiser an. Der Friede war hergestellt, die Freundschaft nicht. Die Kaiserin konnte Schlesien nicht vergessen und beschloß, alles daran zu setzen, es wieder zu ge- winnen. Weil ihre Feldherrn dem gewaltigen Gegner nicht gewachsen waren, sah sie sich nach Beistand um. Im geheimen schloß sie mit Franzosen und Russen, Schweden und Sachsen einen Bund, der nichts Geringeres bezweckte, als den aufstrebenden Preußenkönig zu demüthigen und sein Gebiet so zu be- schneiden, daß er in Zukunft ein unbedeutender Potentat im deutschen Reiche, ein „Graf von Ruppin", wie man scherzhaft sagte, sein sollte. Durch einen Verrath kam Friedrich hinter das ganze Geheimniß. Schnell durchschaute er die Größe der Gefahr. Den mächtigen Verbündeten gegenüber hatte er nie- manden, der sein Freund und Bundesgenosse hätte sein mögen, als den König von England, der mit den Franzosen in Krieg war und für sein Hannover fürchtete. Aber er hatte vor allen Mächten den Vortheil voraus, daß sein Heer allezeit schlagfertig und gerüstet war. Diesen benutzte er. Unerwartet fiel er 1756 in das wehrlose Sachsen ein und fing damit den schweren, sieben Jahre dauernden Krieg an, in welchen! er so glänzende Feldherrngaben zeigte, daß er den größten Kriegshelden aller Zeiten zur Seite gestellt werden muß. Der Anfang war überraschend glücklich. Die Östreicher wurden in einer mörderischen Schlacht besiegt; die Sachsen wurden eingeschlossen und gefangen und mußten bei dem großen Könige Kriegsdienste nehmen. In kaum zwei Monaten waren die Preußen die Herren von ganz Sachsen. Im Jahre 1757 trat zu den vielen Feinden noch das deutsche Reich hinzu und erklärte sich gegen den König, weil derselbe durch seinen Einfall in Sachsen den Landfrieden gebrochen hatte. Friedrich eröffnete den Feldzug damit, daß er in Böhmen einfiel, um sich den gefährlichsten Feind, die Olt- reicher, zuerst vom Halse zu schaffen. Bei Prag gewann er einen glänzenden, aber blutigen Sieg; 16,000 Preußen lagen todt oder verwundet auf dem

6. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 313

1867 - Rostock : Hirsch
313 der trüben Zeit Hütten, so lautete die Antwort gewöhnlich: das haben die Pastoren gethan; die wecken durch ihre Predigten die Vaterlandsliebe und halten das Vertrauen zu Gott ausrecht, so daß bei aller Noth die Leute den- noch die Hoffnung nicht verlieren. In dein folgenden Jahre kam endlich die ersehnte Hülfe. Friedrichs erbittertste Feindin, die Kaiserin von Rußland, starb. Ihr Nachfolger aber war begeistert für den großen König und schloß auf der Stelle Friede und Freundschaft mit ihm. Die Schweden, die überhaupt in dem ganzen Kriege nicht viel ausgerichtet hatten, folgten dem Beispiele der Russen und machten Frieden. Jetzt konnte Friedrich sich mit aller Macht gegen die andern Feinde wenden. Manche kühne Waffenthat wurde noch vollbracht. Preußische Hu- saren schwärmten bis in Baiern und Würtemberg hinein und bewogen die Fürsten des Reiches, einen nach dem andern, sich von dem Bunde gegen den großen König loszusagen. Als endlich auch Frankreich Frieden geschlossen hatte, stand Maria Theresia allein noch auf dem Plan. Ohne Bundesge- nossen konnte und wollte sie den Krieg nicht fortsetzen. So sauer es sie auch ankam, that sie dennoch den ersten Schritt zur Versöhnung. Im Jahre 1763 schloß sie aus Schloß Hubertsburg Frieden mit Preußen. So endete dieser denkwürdige Krieg, der den Besitzstand in Deutschlaich nicht veränderte und dennoch die allerwichtigsten Folgen mit sich führte. Preußen hatte jetzt unbestritten das Recht, in dem Rathe der Großmächte seine Stimme abzugeben. Das Volk, welches sich gegen halb Europa sieg- reich geschlagen hatte, konnte in Zukunft von den Gewaltigen nicht übersehen werden. Seit Friedrichs des Großen Tagen wird der Name des kleinen Preußens in den fernsten Gegenden der Welt mit Achtung genannt. Friedrichs Siege sind aber nicht bloß preußische, sondern deutsche ge- wesen. An seinen Thaten ist deutscher Sinn wieder erwacht und die Liebe zum Vaterlande, die sparsam zu treffen war, wieder gekräftigt. Das stärke Preußen ist mehr als einmal das „Schwert von Deutschland" geworden und hat mit den größten Opfern das gemeinsame Vaterland aus dem Elend er- retten Helsen. Es ist begreiflich, daß in jeder preußischen H«tte mit Entzücken von dem „alten Fritz" -und seinen Heldenthaten erzählt und daß in ganz Deutschland mit Ehrfurcht der Name des Mannes genannt wird, der sein Volk im Kriege stark und nach dem Kriege durch die Künste des Friedens groß machte. 68. Der alte Ziethea Joachim Hans von Ziethen, Husaren - General, Dem Feind die Stirne bieten Thät er die hundert Mal. Sie Habens all erfahren, Wie er die Pelze wusch Mit seinen Leibhusaren, Der Ziethen aus dem Busch. Der Friede war geschlossen; Doch Kriegeslust und Qual Die alten Schlachtgenossen Durchlebten noch einmal. Wie Marschall Daun gezaudert, Und Fritz und Ziethen nie: Es ward jetzt durchgeplaudert Bei Tisch in Sanssouci. Hei, wie den Feind sie bleuten Bei Lowositz und Prag, Bei Liegnitz und bei Leuthen, Und weiter Schlag auf Schlag! Bei Torgau, Tag der Ehre, Ritt selbst der Fritz nach Haus; Doch Ziethen sprach: „Ich kehre Erst noch mein Schlachtfeld aus!" Sie stritten nie alleine, Der Ziethen und der Fritz; Der Donner war der eine, Der andre war der Blitz. Es wies sich keiner träge; Drum schlugs auch immer ein; Ob warm, ob kalte Schlüge, Sie pflegten gut zu sein.

7. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 316

1867 - Rostock : Hirsch
316 Im siebenjährigen Kriege nahm Herzog Friedrich gegen Preußen Partei. Dadurch hatte der König einen scheinbaren Grund, feind- lich gegen unser Vaterland zu verfahren. „Mecklenburg ist wie ein Mehlsack," meinte er, „man klopfe ihn nur tüchtig, es wird immer noch etwas Mehl herausfallen." Und Friedrich verstand zil klopfen! Einquartierungen, Lieferungen, Contributionen und gewaltsame Werbungen lösten einander ab und brachten das Land an den Rand des Verderbens. Mehrmals konnten die Saa- ten nicht ordentlich bestellt werden, weil den Ackersleuten die Pferde genommen waren. Manche Handwerker mußten ihren Be- trieb einstellen , weil keine Gesellen oder Lehrburschen zu haben waren. Konkurse brachen aus und brachten Tausende an den Bet- telstab. Mecklenburg hat Jahre gebraucht, um sich von dem Elend zu erholen, welches der siebenjährige Krieg über dasselbe gebracht hatte. 7k. Gebhard Leberecht Blücber. Schlachten sind im siebenjährigen Kriege in Mecklenburg nicht geschlagen worden. Nur im Osten unsers Landes, an der pom- merschen Grenze entlang , fielen kleine Scharmützel zwischen den Preußen und Schweden vor. Bei einem derselben tritt zum ersten Male du ganz junger Mann ans , der fünfzig Jahre später eine wichtige Rolle in der Welt spielen sollte, der Junker Leb ere cht von Blücher. Sein Vater war Besitzer von Rastow und wohnte in Rostock. Hier wurde Leberecht am 16. December 1742 geboren. Bis zum vierzehnten Jahre blieb er in: elterlichen Hause. Als der siebenjährige Krieg ansbrach, schickte der Vater ihn mit seinem Bruder Ulrich auf die damals zu Schweden gehörige Insel Rügen zu seinem Schwiegersohn. In der Schulstube waren die beiden Knaben nicht viel zu sehen; nicht einmac das zu jener Zeit El al- len adligen Familien gebräuchliche Französische lernten sie; desto thätiger waren sie ans dem Felde, zu Roß und zu Fuß, desto mu- thiger zur See, und desto tollere Jugendstreiche wurden von ihnen verübt. Fischer erzählen, Junker Leberecht sei stets allen voran gewesen; was keiner gewagt, habe er ausgeführt, und alle hätten ihm gehorchen müssen, weil keiner ein so großes Herz gehabt; ihm sei fein Baum zu hoch, keine Felsschlucht zu steil und tief gewesen; beim Sturnr habe er seine Gefährten in den Nachen gerufen und mit den: Ruder gegen die empörten Wellen geschlagen, als wollte er sie schweigen heißen. Bei dem Anblick des schwedischen Husa- renregiments, das er hier sah, erwachte bald in ihm die. Lust, Soldat zu werden. Er trat heimlich bei bemfefben ein und machte als schwedischer Husar den Feldzug gegen die Preußen mit. Bei einem Scharmützel am Kavel-Paß unweit Friedland am 29. August 1760 stürzte er mit dem Pferde und wurde von den „Bellingschen Husaren" gefangen genommen. Der Oberst Belting fand Gefallen an dem jungen Manne und bewog ihn, nachdem mit den Schweden ein Tausch gemacht war, bei den Preußen Dienste zu nehmen. Blücher war mit dem Tausche wohl zufrieden. Er diente mit Ruhm nnb schwang sich in kurzer Zeit bis zum Rittmeister empor.

8. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 333

1867 - Rostock : Hirsch
333 Parteien zerrissen. Napoleon benutzte die Verwirrung , mit Hülfe der ihm ergebenen Soldaten die Directoren wegzujagen und eine neue Verfassung zu geben , wonach drei Consuin das Regiment in Frankreich führen sollten. Natürlich wurde Napoleon zum ersten unter den dreien erwählt. Zwei Tage vor Weihnacht trat er seine Gewalt an. Nun aber war es die höchste Zeit , dass der Krieg gegen die Verbündeten fortgesetzt wurde. Bisher waren die Franzosen über- all im Nachtheil gewesen. Kaum stand Napoleon an der Spitze, so änderte sich mit einem Male die ganze Sache. Als ob dem Manne das Glück nur so zufalle, musste sich der russische Kaiser mit seinen Bundesgenossen veruneinigen und seine Truppen nach Hause rufen. Die Ostreiche,- hatten jetzt den Feind allein auf dem Halse. Bonaparte eilte nach Italien. Als ein zweiter Hannibal stieg er im Winter mit seinem Heere über die Alpen. Kanonen und Wagen wurden auseinander genommen und auf Schlitten von Menschenhänden über den Schnee geschleppt. Zu einer Zeit, da noch niemand ihn erwartete, stand er in den Ebenen Italiens. Die Ostreicher hatten Unglück über Unglück und wurden wie im Fluge zurückgedrängt: nach acht Monaten war der Krieg beendigt, und Frankreich mächtiger , als je zuvor. Im nächsten Jahre machte auch England Frieden und half selbst die noch in Ägypten stehen- den französischen Heere nach Hause schaffen. Zum Dank für al- len Ruhm, den Napoleon seiner Nation verschafft hatte, wurde er zum Cónsul auf Lebenszeit, und zwei Jahre später, am 18. Mai 1804 zum erblichen Kaiser der Franzosen ausgerufen. 82. Auflösung des deutschen Neiches. Frankreich Hatte die Monarchie verworfen, war durch die Pöbelherrschaft hindurchgedrungen und bei der Monarchie wieder angelangt. Alles, was an die Revolution erinnerte, wurde bei Seite geschafft. Statt der heidnischen Zeitrechnung wurde die christliche wieder eingeführt und das Christenthum mit seinen Festen und Ordnungen wieder hergestellt. Der Kaiser nahm sei- nen Wohnsitz im königlichen Schlosse und umgab sich mit einem glänzenden Hofstaat. Der Adel wurde wieder aufgerichtet, Herzoge, Grafen und Barone ernannt. Seine Verwandten wurden zu Prinzen und Prinzessinnen erhoben und mit reichen Einkünften bedacht. Das Volk sah all die neue Herrlichkeit und jubelte dazu. Napoleon aber war der mächtigste Herrscher in Europa und konnte so ziemlich alles thun, was er wollte. Mußte doch Deutschland dazu schweigen, als Bonaparte den Herzog von Enghien, einen französischen Prinzen, der in Baden lebte, durch seine Soldaten nach Paris holen und er- schießen ließ. England allein stand fest und wollte von Nachgiebigkeit nichts wissen. Kaum ein Jahr hatte es Frieden gehalten, da schlug es von neuen, los. Im Jahre 1805 schlossen sich Östreich und Rußland an. Der König von Preußen wurde aufgefordert, dem Bündnisse beizutreten; aber er konnte sich nicht entschließen und verdarb es dadurch mit beiden Theilen. Wie der Blitz war Napoleon da, schlug die Verbündeten und drängte sie über Wien hinaus nach Mähren hinein. Am 2. December kan, es bei Aitsterli tz zu einer mörderischen Schlacht, in welcher Napoleon einen glänzenden Sieg erfocht. Leider mußten Deutsche Soldaten unter den Fahnen des Fremdlings gegen Deutsche kämpfen. Baiern, Würtemberg und Baden hatten sich, weil sie vom deutschen Vaterlande nichts mehr hofften, vom Reiche losgesagt und an Napoleon angeschlossen. Für

9. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 336

1867 - Rostock : Hirsch
außerdem eine ungeheure Menge Hafer, Heu, Futtersäcke, Striegeln, Brannt- wein, Zwieback u. f. w. Das war der Anfang der „Franzofenzeit" in unserm Vaterlande. 85. Der Friede zu Tilsit. Nach der Schlacht bei Jena zog der König von Preußen in den Osten seines Landes, wo er Hülfe von den Russen erhielt. Trotz des Winters folg- ten die Franzosen schnell nach. Bei Preußisch Ey lau kam es am 7. und 8. Februar 1807 zu einer mörderischen Schlacht, in welcher die Preußen ihren alten Kriegsruhm glänzend bewährten. Dennoch blieb der Kamvs un- entschieden. Beide Theile gingen zurück. Im Sommer desselben Jahres wurden Russen und Preußen bei Friedland trotz der furchtbaren Anstren- gungen gänzlich geschlagen. Diese Niederlage gab den Ausschlag. Kaiser- Alexander erschrak, qls er den gewaltigen Gegner an der Grenze seines Reiches stehen sah, und machte Frieden. Preußen mußte folgen. Die Bedingungen waren entsetzlich hart. Friedrich Wilhelm Iii -mußte alles Land links von der Elbe und dazu seine polnischen Provinzen abtreten. Aus ersterem machte Napoleon ein Königreich Westfalen für seinen Bruder Hieronymus; letzteres gab er seinem Verbündeten, dem Könige von Sachsen. Außerdem mußte Preußen an fünfzig Millionen Kriegskosten bezahlen. Unter den Bedingungen des Friedens hatte Kaiser Alexander auch die gestellt, daß der Herzog von Mecklenburg, sein Verwandter, wieder in sein Land eingesetzt werde. In Folge dessen kehrte Friedrich -Franz zurück und hielt am 11. Juli seinen Einzug in Schwerin. Am 9. August wurde ein all- gemeines Dankfest im ganzen Lande gefeiert. Mecklenburg mußte aber dem Rheinbund beitreten, dem Handel mit England entsagen und in den See- städten eine französische Besatzung behalten. 86. Aspern und Wagram, Fürs erste kümmerte sich Napoleon um das geschlagene Deutschland nicht weiter; denn er hatte in Spanien vollauf zu thun. Diese Zeit benutzte Kaiser Franz, sich von neuem zu rüsten. Er wollte noch einmal versuchen, ob er nicht die Ehre des deutschen Namens gegen den Fremdling retten könne. Im Frühling 1809 rückten 300,000 Östreicher ins Feld. Napoleon trat ihnen zum großen Theil mit deutschen Hülfstruppen entgegen. Die Rheinbundfürsten wetteiferten mit einander, sich als gehorsame Diener des Ausländers zu be- weisen. Der König von Sachsen entließ seine Truppen mit der Mahnung: „Kämpfet tapfer gegen Östreich und vertraut auf Gottes Vorsehung!" Zu den Baiern sagte Napoleon: „Kein Franzose ist unter euch; ihr sollt allein die Östreicher schlagen." Nach alter Weise zerstreuten die deutschen Generale ihre Truppen über weite Strecken; die französischen hielten die ihrigen in Menge zusammen. Ging es in die Schlacht, so waren die Franzosen frisch und mun- ter; aber die Hälfte von den Östreichernkam matt und müde auf dem Kampf- plätze an. Aus solche Weise geschah es, daß Napoleon im Umsehen die feind- lichen Heere bis Wien zurückgedrängt hatte, ohne daß diese sich nur recht Hüt- ten sammeln und zum Widerstände vereinigen können. Auf der andern Seite der Donau, der alten Kaiserstadt gegenüber, hielten endlich die Östreicher Stand. Bei Aspern wurde zwei Tage hinter einander mit Erbitterung gekämpft. Was die Welt noch nicht gesehen hatte, geschah hier: Napoleon wurde ge- schlagen und mußte zurückgehen. Aber er ließ sich durch die Niederlage nicht irre machen. Rasch zog er Verstärkungen an sich, so daß er an Zahl dem Gegner überlegen war. Dann griff er zum zweiten Male an. Diesmal

10. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 341

1867 - Rostock : Hirsch
341 dazu verstanden, seinem Volke den Handel mit England zum größ- ten Theil zu verbieten. Als nun aber verlangt wurde, er solle den Handel gänzlich verbieten, da achtete er es für Schuldigkeit, nicht weiter nachzugeben, und suchte durch freundliche Verhandlun- gen den französischen Kaiser auf andre Gedanken zu bringen. Napoleon aber wollte keine Gegenrede hören, sondern erklärte rund heraus, wenn Alexander Frieden behalten wolle, müsse sein Volk dem Handel mit England gänzlich entsagen. Dies war die erste Veranlassung zu dem Streite zwischen den beiden mächtigen Kaisern. In derselben Zeit, aber derber und mehr zufahrend, brach Napoleon mit einem andern Königreiche im Norden von Europa. In Schweden nämlich, wo der regierende König keine Kinder hatte, war der französische General Bernadotte zum Kronprinzen er- wählt worden. Dieser, dachte Napoleon, wird sich wohl fügen. Aber der fügte sich nicht. Denn als Bernadotte seinen Schweden den Handel mit den Engländern verbieten sollte, zeigte er gar keine Lust, sein neues Vaterland um nichts und wieder nichts ruiniren zu helfen, und sagte ohne Umschweife nein. Dies nahm Napoleon so übel, daß er mitten im Frieden Schwedisch - Pommern besetzen und als ein erobertes Land behandeln ließ. So sammelte sich auf allen Seiten der Brennstoff an. Es wurde immer klarer, daß der Krieg in nächster Zeit wieder ausbrechen müsse. Wem es diesmal galt, darüber konnte kein Zweifel obwalten, wenn man das ganze Jahr 1811 hindurch unaufhörlich französische Truppen von Westen nach Osten, ziehen sah. Napoleon machte ungeheure Rüstungen. Preußen, Östreich, die Rheinbundstaaten, Spanien, Italien mußten Hülfstruppen stellen. Aus Frankreich rückten immer neue Scharen nach. Ein Heer von einer halben Million kam zusammen und wälzte sich langsam gegen Morgen fort. War ein Theil abgezogen, so rückten andre wieder ein, wie wenn der Heerwurm über die Landstraße zieht. Alte Leute erinnern sich, daß die Durchmärsche oft Tage lang hinter einander gedauert haben. Als einst durch eine kleine Stadt zwei Tage lang von Morgen bis Abend fast unausgesetzt Truppen gezogen waren und am Morgen des dritten Tages die Züge von neuem anhuben, rief ein Mann entsetzt seiner Familie zu: „Kinder, wohin diese alle kommen, da bricht Gottes Erdboden." Der brach zwar nicht. Aber wohin sie kamen, da hieß es: „Was die Raupen lassen, das fressen die Heuschrecken, und was die Heu- schrecken lassen, das fressen die Käfer, und was die Käfer lassen, das frißt das Geschmeiß." Die Lieferungen, welche dieser Armee gemacht werden mußten, waren so über die Maßen drückend, daß viele Leute sich auf das kümmerlichste behelfen mußten, um den übermüthigen Gästen Wein und Bier liefern und Semmel und Fleischsuppe vorsetzen zu können. Unterdessen dauerten die Verhandlungen zwischen Frankreich und Rußland fort. Als Kaiser Alexander die Menge fremden Volkes immer näher herankommen sah, verlangte er, wenn man sich in Ruhe verständigen wolle, müsse Napoleon seine Soldaten aus. Preußen zurückziehen. Dies Wort sah Napoleon als eine Be- leidigung für die Franzosen an. Unter diesem Vorgeben erklärte Ö' a.m Äuni 1812 den Krieg und überschritt vom 23. bis 25. Juni mit seinem großen Heere die Grenze des russischen Reiches.
   bis 10 von 84 weiter»  »»
84 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 84 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 56
1 11
2 49
3 29
4 11
5 98
6 5
7 243
8 4
9 33
10 180
11 59
12 26
13 65
14 7
15 12
16 106
17 17
18 22
19 130
20 18
21 58
22 25
23 14
24 28
25 21
26 25
27 98
28 89
29 11
30 115
31 7
32 0
33 27
34 38
35 14
36 52
37 459
38 77
39 28
40 4
41 9
42 21
43 25
44 4
45 50
46 55
47 38
48 33
49 34

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 7
2 0
3 1
4 0
5 0
6 1
7 3
8 6
9 25
10 5
11 0
12 2
13 1
14 0
15 7
16 9
17 41
18 0
19 10
20 2
21 1
22 0
23 17
24 0
25 1
26 0
27 0
28 2
29 29
30 1
31 0
32 3
33 0
34 32
35 0
36 6
37 6
38 7
39 0
40 0
41 5
42 0
43 0
44 7
45 2
46 0
47 0
48 0
49 0
50 0
51 6
52 1
53 1
54 2
55 0
56 1
57 0
58 0
59 13
60 0
61 1
62 0
63 0
64 0
65 0
66 1
67 1
68 4
69 1
70 0
71 2
72 4
73 0
74 12
75 1
76 0
77 9
78 1
79 0
80 1
81 0
82 3
83 0
84 0
85 20
86 10
87 2
88 0
89 0
90 1
91 1
92 12
93 0
94 12
95 0
96 8
97 0
98 25
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 2
1 0
2 1
3 1
4 1
5 2
6 0
7 1
8 0
9 26
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 1
17 4
18 1
19 1
20 0
21 17
22 0
23 0
24 0
25 0
26 1
27 0
28 0
29 0
30 28
31 2
32 0
33 8
34 1
35 2
36 0
37 0
38 0
39 8
40 5
41 0
42 0
43 2
44 2
45 0
46 1
47 1
48 0
49 1
50 4
51 3
52 1
53 0
54 0
55 2
56 0
57 0
58 0
59 17
60 1
61 1
62 0
63 0
64 3
65 3
66 0
67 0
68 0
69 0
70 0
71 10
72 0
73 3
74 0
75 5
76 0
77 0
78 1
79 2
80 7
81 18
82 1
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 0
89 0
90 0
91 2
92 0
93 1
94 0
95 0
96 0
97 3
98 5
99 1
100 9
101 0
102 1
103 10
104 0
105 0
106 3
107 0
108 0
109 0
110 3
111 1
112 1
113 0
114 1
115 0
116 0
117 2
118 0
119 0
120 0
121 2
122 0
123 0
124 0
125 1
126 0
127 0
128 1
129 2
130 0
131 4
132 0
133 0
134 0
135 9
136 1
137 0
138 0
139 0
140 7
141 2
142 1
143 9
144 2
145 0
146 0
147 1
148 0
149 0
150 4
151 2
152 2
153 0
154 0
155 16
156 12
157 6
158 2
159 0
160 0
161 1
162 0
163 0
164 0
165 0
166 1
167 0
168 0
169 1
170 8
171 0
172 0
173 2
174 11
175 5
176 3
177 9
178 0
179 0
180 0
181 0
182 9
183 2
184 0
185 0
186 1
187 0
188 0
189 0
190 0
191 1
192 0
193 0
194 0
195 0
196 2
197 1
198 4
199 0