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schon vor der Böttcherwoche im Großhandel abgemacht werden. Ans die
Böttcherwoche folgt, durch Läuten der Ratsglocke angezeigt, die Meßwoche,
die, ans gleiche Weise geschlossen, der Zahlwoche weicht. In ihr beginnt
zu Ostern die Buchhändlermesse, und zwar, nachdem alle übrigen Geschäfte
ihr Ende erreicht haben. Leipzig hat allein über 250 Verlags-, Com-
missions- und Sortimentsbuchhandlungen, außerdem noch viele große Buch-
druckereien, große Buchbindereien und andere zur Herstellung und Ans-
schmückung der Bücher erforderliche Anstalten. — Oster- und Michaelismesse
sind Hauptmessen; unbedeutend dagegen ist die von Friedrich dem Sanft-
mütigen gestiftete Neujahrsmesse. Nach Thomas.
19. Das Erzgebirge.
Das Erzgebirge umfaßt den größten und volkreichsten Theil des
Königreichs Sachsens. Dort erheben sich die meisten und höchsten Berge
des Landes; dort sind die Quellen der größeren Flüsse, mit Ausnahme der
Elbe; dort ist das Vaterland des sächsischen Bergbaues, des Klöppelwesens,
zum Theil auch der Baum- und Schafwollenweberei und der Holzwaaren-
arbeiten. Während man oben klöppelt, spinnt, webt u. s. w., wird unter
der Erde geklettert, gehämmert, gekarrt u. s. w.
Vom Meißner und Leipziger Kreise steigt das Land allmählich an,
erhebt sich wellenförmig, in stetem Wechsel von Berg und Thal, bis zu
den höchsten Punkten an der böhmischen Grenze. Es ist reich an Natur-
schönheiten aller Art, aber auch an Gegenden, wo nur düstere Wälder und
kahle Bergrücken dem Auge sich darstellen, wo kein Singvogel nistet und
nur selten eine Biene summt, wo keine Rebe prangt, selten Korn gedeiht
und gewiß Unzählige sterben, die nie eine Pfirsiche oder Weintraube ge-
sehen, geschweige denn gekostet haben. Ausgedehnte Waldungen bedecken be-
sonders die höheren Gegenden und versorgen einen großen Theil des Nieder-
lande mit Holz. Auch an Torf und Steinkohlen ist kein Mangel. Die
wellenförmige Gestalt und die felsige Beschaffenheit des Bodens erschweren
Feld- und Gartenbau: das rauhe Klima vereitelt in den höchsten Gegenden
nicht selten die größten Anstrengungen des Landmannes. Der beste Segen
der Felder sind Hafer, Lein und Kartoffeln. Letztere vertreten meisteutheils
die Stelle des Brotes. Sie geben dem Armen, oft nur mit Salz, seltener
mit Butter oder Leinöl, sein Morgen-, Mittag- und Abendbrot. Gar oft
zählt man sie den Kindern wie Leckerbissen zu; und sich daran satt essen
zu können, ist mancher Familie eine wahre Erquickung. Ohne Getreide-
zufuhr aus den anstoßenden Landschaften würde der arme Erzgebirger oft
hungern müssen.
Der Erzgebirger ist zufrieden mit wenigem, dabei treuherzig im Um-
gänge. Ganz besonders eigen ist ihm der Fleiß und die Sorge für den
Erwerb, zu dem ihn die Natur zwingt; denn fast jede Gabe läßt sie nur
mit Mühe oder Gefahr sich abgewinnen. Halbe Stunden weit trägt der
Erzgebirger in Körben guten Boden auf nackte Felsen. Bergabhänge be-
pflügt er, die der Bewohner der Ebene kaum erklettern kann. Mühsamer
wird nirgends der Landbau betrieben, und frühzeitiger wohl nirgends die
Jugend zur Arbeit angehalten als im Erzgebirge. Mit dem sechsten Jahre
schon hilft das Kind verdienen, in der Klöppelstube, wie am Spinnrocken
und bei der Hüttenarbeit. — Eigen ist ferner dem Erzgebirger, gleich dem
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Thomas
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und erhebend für das Gemüt, bringt Deutschland alles hervor, was der
Mensch bedarf zur Erhaltung und zur Förderung des Geistes, ohne ihn
zu verweichlichen, zu verhärten, zu verderben. Der Boden ist fähig zu
jeglichem Anbau. Unter dem blendenden Schnee der Alpen dehnen sich die
herrlichsten Weiden aus, von der Wärme doppelt belebt, die an jenem
wirkungslos vorüber ging. An der kahlen Felswand zieht sich ein üppiges
Thal dahin. Neben Moor und Heide, nur von der bleichen Binse und
von der Brombeerstaude belebt und menschlichem Fleiße nichts gewährend
als die magere Frucht des Buchweizens oder des Hafers, erfreuen^ das
Auge des Menschen die kräftigsten Fluren, geeignet zu den schönsten Saat-
feldern und zu den herrlichsten Erzeugnissen des Gartenbaues. Frucht-
bäume prangen in unermeßlicher Menge und in jeglicher Art, vom sauren
Holzapfel bis zum lieblichen Pfirsich. Hoch auf den Bergen des Landes
erhebt unter Buchen und Tannen die gewaltige Eiche ihr Haupt zu den
Wolken empor und blickt über Abhänge und Hügel hinweg, welche den
köstlichen Wein erzeugen, die Freude der Menschen, in der Ferne wie in
der Nähe gesucht und gewünscht von hohen wie von geringen.
Kein reißendes Thier erschreckt, kein giftiges Gewürm bedroht, kein
häßliches Ungeziefer quält die Menschen. Aber Überfluß gewährt das
Land an nützlichem Vieh, an kleinem wie an großem, für des Menschen
Arbeit, Zwecke und Genüsse. Das Schaf trägt Wolle für das feinste Ge-
spinst, der Stier verkündigt Kraft und Stärke in Bau und Gestalt, das
Pferd geht tüchtig einher im Fuhrwerk, prächtig vor dem Wagen der
Großen und stolz als Kampfroß unter dem Krieger.
In ihrem Innern verbirgt die Erde große und reiche Schätze. Aus
vielen und unerschöpflichen Quellen sprudelt sie freiwillig den Menschen
Heilung zu und Gesundheit und Heiterkeit. Den fleißigen Bergmann be-
lohnt sie bald mit dem edelsten Gewürze, dem Salze, bald mit Silber
und Gold, hinreichend für den Verkehr und die Verzierung des Lebens,
bald mit Eisen in Menge, dem Manne zur Waffe und Wehr, zu Schutz
und Schirm dem Volke.
Ein solches Land, mit so reichen Gaben, Eigenschaften und Kräften
ausgestattet, ist von der Natur unverkennbar bestimmt, ein großes und
starkes Volk zu ernähren in Einfalt und Tugend und eine hohe Bildung
des Geistes in diesem Volke durch Übung und Anstrengung zu erzeugen,
zu erhalten, zu fördern.
Auch ist das Land nicht umsonst bestimmter Grenzen beraubt, gegen
Morgen wie gegen Abend und selbst gegen Mitternacht. Die Bewohner-
können sich gegen den Neid, die Habsucht und den Übermut fremder Völker
auf nichts verlassen als aus ihre eigene Kraft. Es gibt für sie keine
Sicherheit als in ihrem festen Zusammenhalten, in ihrer Einigkeit, in
ihrer sittlichen Macht.
Endlich ist den Bewohnern dieses Landes durch große und schöne
Ströme das Meer geöffnet und der Zugang zur Welt. Aber das Meer
drängt sich nicht so verführerisch an sie heran oder zwischen sie hinein,
daß sie verlockt und dem heimatlichen Boden entfremdet werden könnten
Vielmehr kann der edlere Mensch dem Gedanken an eine deutsche Erde und
an einen ^deutschen Himmel nicht entgehen, und dieser Gedanke scheint in
ihm die Sehnsucht erhalten zu müssen zu der Welt seiner Geburt und die
Liebe zu dem Boden seines Vaterlandes. Luden.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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185
11. Die Lüneburger Heide.
Die Lüneburger Heide, das „Landmeer", gehört zu den übel ver-
rufensten Gegenden. Kalte Schauer durchrieseln den fröhlichen Rheinländer,
wenn er den Namen hört, und leise spricht er wohl vor sich hin: „Ich
danke dir Gott, daß ich nicht wohne in Sibirien oder auch in der Lüne-
burger Heide." Sehen wir uns den so viel geschmähten Landstrich ohne
Furcht näher an!
Die Lüneburger Heide erstreckt sich von der Göhrde bis in die Gegend
von Bremen und Stade ununterbrochen in unveränderter Richtung von
Südosten nach Nordwesten. Auf beiden Seiten wird sie durch die Elbe
und Aller begrenzt. Der höchste Rücken der Ebene erreicht die Höhe von
130 Meter, und der Abfall der Heide ist zu beiden Seiten sanft, doch
nicht gleichförmig; südwärts ist er erst in sehr bedeutender Erstreckung be-
merkbar, nordwärts dagegen etwa viermal so steil. Dieses Verhältnis der
entgegengesetzten Abdachungen läßt den Wanderer, welcher von Norden
kommt, die Heide als einen ausgedehnten blauen Gebirgsstreif am Hori-
zonte wahrnehmen, aus welchem die ihm entgegenkommenden Flüsse mit
beträchtlichem Fall und tief eingeschnittenen Thälern hervortreten, während
er, wenn er von Süden kommt, nichts als eine endlose Ebene vor sich sieht,
deren Flüsse langsam durch einen breiten Rand von Sümpfen und Torf-
mooren zur Aller abfließen.
Keineswegs bietet die Ebene einen so traurigen Anblick, als man er-
warten sollte. Nirgends trifft das Auge kahle Sandschollen und Hügel,
die der Wind versetzt; selbst in der höchsten Trockenheit bekleidet das Moos-
heidekraut, mit dem gemeinen Heidekraute um den Rang streitend, und in
reicher Fülle auch die Heidelbeere den Boden. Wo Zutritt der Feuchtig-
keit eine freiere Entwicklung erlaubt, treten in großem Umfange schöne
Waldungen von Buchen und Birken auf; und die herrlichen Eichenwäldchen,
welche die einsamen Heidedörfer umgeben, zeugen von der Fruchtbarkeit
ihrer Grundlage. Einförmige Kiefernwälder und mit ihnen öde Sand-
schollen beginnen erst in der Nähe des Allerthales und an den sumpfigen
Rändern der Flüsse des Südabhanges; doch findet sich der Wanderer auch
hier nicht selten erfreut durch eine Vermischung derselben mit Fichten. Die
heilkräftige Arnica montana (Wohlverleih) ist überall durch die Heide ver-
theilt und ziert die Ebene bis Hannover in großem Überfluß.
Die Dörfer der Heide bilden mit ihren Gürten und Wiesen, mit
ihrer Einfassung von Baumgruppen freundliche Oasen. Die Bewohner
sind auf die drei Hauptprodukte der Heide: Schafe, Buchweizen und Honig
vornehmlich angewiesen. Was dem Lappländer das Rennthier, dem Grön-
länder der Seehund, dem Marschbewohner das Rind ist, das sind dem
Heidebauer die Heidschnucken, deren an 600000 in der Heide gezählt
werden. Der Buchweizen oder das Heidekorn, liefert dem Heidebewohner
seine Hauptnahrung. Er wird theils zu Mehl, theils zu Grütze verarbeitet,
die mit Milch zu einer Suppe gekocht, meistentheils als erstes Frühstück
genossen wird; das Mehl dient besonders zu Pfannkuchen und zu „Bouk-
wüitenklüten" (Buchweizenklößen). Diese dürfen bei keinem Mittagsmahl
fehlen und erscheinen häufig auch als Abendgericht. Eine andere Quelle,
aus der dem Landmann ein ansehnlicher Erwerb zustießt, sind die Blüten
des Heidekrautes und des Buchweizens, die den Bienen eine reiche Weide
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Magelhaens 1510 den Welttheil entdeckt hatte, waren es vornehmlich
Holländer, welche später die Entdeckungen erweiterten. Aber erst seit 1770
sind durch den berühmten Weltumsegler Cook diese Inseln bekannter ge-
worden, und noch immer entdecken Seefahrer in dem ungeheuren stillen
Meere bisher unbekannte Inseln.
Neu Holland, die größte Insel der Erde, ist nicht viel kleiner als
Europa, aber in seinem Innern ein noch wenig bekanntes Land; an den
Küsten erschweren Untiefen und heftige Brandungen das Landen. Nur
die Ostküste, seit 1788 von den Engländern in Besitz genommen und Neu-
südwales benannt, ist hinreichend bekannt durch ihre Verbrechercolonien und
zahlreiche andere Niederlassungen. Dort sind seit 1851 große Goldlager
entdeckt, und seitdem sind viele Europäer dorthin gezogen. Einförmig wie
das Land ist auch die Pflanzen- und Thierwelt. Die Bäume sind niedrig,
die Wälder von düsterem Ansehen; weite Flüchen von hohem Grase
bedecken den Boden. Das größte Säugethier ist das Känguruh. Es
ist an Größe dem Hirsche, an Gestalt dem Eichhörnchen ähnlich und hat
sehr kurze Vorder- und sehr lange Hinterfüße, so daß es sehr weit springen
kann. Die Vögel haben ein sehr schönes Gefieder, aber wenige sind Sing-
vögel. Doch gedeihen europäische Getreidearten und Hausthiere sehr gut.
Einige hundert Meilen weit nach Südosten liegt Neuseeland, eine
Doppelinsel mit schönen Ufern, hohen Bergen, dichten Wäldern, rauschenden
Wasserfällen und lieblichen Seen. In den Wäldern findet man eine Art
Eiche, welche erst in einer Höhe von 30 Meter eine Krone bildet und
einen Durchmesser von 4 Meter hat. Sie wird besonders zum Schiffsbau
gebraucht. In dem Boden gedeihen alle Getreidearten und Feldfrüchte
vortrefflich. Berühmt ist auch der neuseeländische Flachs, der in sumpfigen
Gegenden wild wächst. Die Eingeborenen verfertigen daraus Kleider und
Stricke, die alles übertreffen, was bei uns aus Hanf bereitet wird. Wilde
Thiere und Schlangen gibt es nicht; aber die Wälder werden von Vögeln
aller Gattungen durchflattert, deren Farbenspiel und Gesang gleich an-
ziehend ist.
Die übrigen Inseln sind meist von kleinem Umfange. Häufig liegen
ihrer mehrere beisammen und haben dann einen gemeinschaftlichen Namen.
So liegt etwa 300 Meilen nordöstlich von Neuseeland eine Anzahl Inseln,
die unter dem Namen Gesellschaftsinseln sehr bekannt geworden sind.
Die größte und berühmteste unter ihnen heißt Tahiti. Der Himmel ist
dort fast immer blau und rein, die Luft gesund und angenehm, daß man
kaum einer Strohhütte bedarf. Der Boden ist überaus fruchtbar. Es
wachsen die schönsten Fruchtbäume, besonders der nützliche Brotfruchtbaum;
Berg und Thal prangt in dem schönsten Blumenschmucke. Die Wälder
sind voller Singvögel; Schweine und Hühner sind im Überfluß vorhanden;
das Meer liefert Fische in Menge. Die Einwohner sind große, starke
Leute, von brauner Farbe, mit dunklen Augen und glänzend schwarzen
Haaren. Sie schienen den Fremden fröhlich und gutmütig zu sein, man
sah sie häufig lachen und spielen, aber glücklich waren sie doch nicht; denn
Diebstahl, Lüge, Wollust, Krieg und Mord war unter ihnen recht zu Hause.
Als man in England von ihnen hörte, regte sich in vielen frommen
Herzen der Wunsch, diesen armen Menschen das Evangelium zu senden.
Reiche Geschenke flössen zusammen, so daß man ein eigenes Schiff aus-
rüsten konnte. Im August 1796 segelte das Missionsschisf mit 30 Missionaren
17*
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
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Extrahierte Personennamen: Weltumsegler_Cook August
Extrahierte Ortsnamen: Holland Europa Neuseeland Neuseeland England
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und Eisfelder, welche die Wohnungen der Menschen getrennt halten. Ein-
zelne Bergkuppen sind Jahr aus Jahr ein mit Schnee und Eis bedeckt
und ragen in unwandelbarer Pracht und Erhabenheit empor. Die tiefste
Einsamkeit umgibt sie. Daneben und an ihrem Fuße dehnen sich in den
Flußthälern frische Weiden aus. Neben den schäumenden Wasserfällen
wilder Bergströme liegen breite Seen mit ruhigem Spiegel.
Wirtlicher ist die Westküste. Sie ist durch zahllose schmale, tief ins
Land dringende Busen (Fjorden) zerschnitten. Um sie herum liegen grüne,
von der Seeluft und vielem Regen gewässerte Thäler, in welche die reißen-
den Bergströme vom Gebirge herabfallen. Diese schmalen Uferebenen haben
eine milde Luft, weshalb noch Getreide gebaut werden kann, und wo der
Ackerbau unmöglich ist, nähren sich die Bewohner von Viehzucht und Fisch-
fang. Da liegen nun Dörfer und Städte, unter welchen selbst solche sind,
die ausgedehnten Handel treiben, wie z. B. Bergen in Norwegen. Was
das Land liefert, wird von hier ausgeführt: Eisen, Mastbüume, Bretter,
Balken, Theer, Pelzwerk, Eiderdunen, getrocknete Fische, Thran und Heringe.
Dagegen bezieht man vom Auslande Getreide, Salz, baumwollene, leinene
und seidene Waaren und Glas. — Im Gebirge sind nur die Thäler be-
wohnt, und meist wohnen die Norweger zerstreut und einsam auf ihren
weiten Gehöften. Sie haben meilenweit zur Kirche zu gehen; die Kinder
werden meist von ihren Eltern oder von herumwandernden Lehrern unter-
richtet. Wegen seiner weiten Entfernung von der Stadt muß der Nor-
weger sich seine Wohnung, Kleidung und seine Gerätschaften selbst verfertigen.
Im Winter kommen die Bewohner mittelst der Schneeschuhe und Schlitten
schnell vorwärts. — Am dichtesten ist Norwegen in der Umgegend der
Hauptstadt Ehristiania bevölkert.
Schweden hat im Süden viel zum Ackerbau benutzten Boden und
kann darum noch Getreide an Norwegen abgeben; doch ist der Ackerbau
wegen des felsigen Bodens, den nur eine dünne Erdschicht bedeckt, beschwer-
lich. Im Norden hört das fruchtbare Land auf; da bleibt nur Sumpf
und Wald übrig. Der Hauptreichtum des Landes besteht in Holz und in
Metallen, welche die Erde birgt, besonders in Kupfer und Eisen. Die
Hauptstadt des Landes ist Stockholm, außerordentlich schön gelegen, auf
den vielen Inseln und an den Ufern des Mälarsees.
Je weiter man auf der Halbinsel nach Norden wandert, desto kalter
wird es. Über die Gebirgshöhen fegt ein kalter Wind. Der Winter wird
nach Norden zu immer länger: er dauert 7 bis 9 Monate; Frühling uno
Herbst gibt es daselbst gar nicht mehr, denn der Sommer geht unmittel-
bar aus dem Winter hervor. Hier geht die Sonne in der Mitte des
Sommers gar nicht unter; in der Tiefe des Winters dagegen gibt es um
Mittag nur eine schwache Dämmerung. Aber solch Klima sagt den wilden
Thieren zu, die dort hausen; denn Bär, Luchs, Vielfras, Fuchs, Wolf,
Elenthier und Rennthier haben hier ihre Heimat. Im Süden bestehen die
Wälder meist aus Buchen; weiter nach Norden bleibt die Tanne fast allein
übrig, und auf die Tanne folgen unermeßliche, am Boden mit weißen Flechten
und Moos bedeckte Fichtenwälder, und die Birke, die gegen das Eismeer hin
fast krautartig wird, beschließt endlich das Gewächsreich in diesen Gegenden.
Hier steht das Leben still, oder vielmehr: es zieht sich in die Tiefe des
Meeres, welche eine ganze Welt von Thieren birgt, unter ihnen den mäch-
tigen Walfisch.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland]]
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Extrahierte Personennamen: Wolf
Extrahierte Ortsnamen: Norwegen Norwegen Ehristiania Norwegen Stockholm
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Äste wurden schon 1392 durch sechzig steinerne Säulen gestützt, und ein
Gedicht von 1408 sagt: „Vor dem Thore eine Linde jw)t, die sieben und
sechzig Säulen hat." Im Jahre 1831 wurden diese Säulen auf 166 ver-
mehrt. Ein abgebrochener Ast gab sieben Klaftern Holz. Die Linde muß
ein Alter von mindestens 700 Jahren haben, da sie 1226 schon als ein
großer Baum bezeichnet wird. Die stärkste Linde in Deutschland ist die
auf der Burg zu Nürnberg, welche bei nur 18 Meter Höhe einen Stamm
von 14 Meter Umfang hat. Der Stamm ist so weit hohl, daß man wie
durch ein Thor zu Pferde hindurchreiten kann. Ihr Alter kann man ziem-
lich genau berechnen; denn sicher ist sie erst nach Erbauung der Burg und
Ausgleichung des Bodens gepflanzt worden, wird daher kaum über 800
Jahre alt sein. Die größte Schirmfläche bietet wohl die Linde zu Vilsen
in der Provinz Hannover, von welcher erzählt wird, daß sich unter ihren
künstlich herabgebogenen Zweigen jeden Sonntag im Sommer 13 Ort-
schaften zum Gottesdienst versammelten und wohl ein ganzes Regiment
Soldaten darunter Platz gehabt haben würde. Linden von 6 bis 9 Meter
Umfang sind nicht selten in allen Gegenden Deutschlands.
Nach H. Jäger.
44. Das Getreide.
Das Getreide soll den Völkern des Erdkreises Speise liefern; daher ist
es fast über die ganze Erde verbreitet. Unter allen Arten desselben hat sich
die Gerste am weitesten verbreitet. Sie ist dem Menschen nach dein kalten
Norden gefolgt; sie gedeiht auch auf den warmen Fluren des gelobten
Landes. In dem winterlichen Lappland, wo man den Obstbaum und die
Eiche vergebens sucht, bietet sie dem Menschen das tägliche Brot zu dem
Fleische der Fische und der Milch des Rennthieres. Gerste und Hafer
sind auch die Hauptnahrung der Bewohner von Norwegen, Schweden und
Schottland. In Norddeutschland wird der Roggen am meisten angebaut,
obwohl hier auch der Weizen auf dem fetten Boden reichlich geerntet wird.
Gerate wird bei uns besonders zur Bereitung des Bieres und Hafer meist
als Pferdefutter benutzt. Alle diese Gewächse sind unscheinbar. Sie haben
keine buntfarbige Blüte, kein schön geformtes Blatt. Aus einer einfachen,
spärlichen Wurzel ist ein Halm hervorgeschossen, schwank und dünn, auf
dessen Spitze sich die Ähre im Winde wiegt; doch hat er starke Knoten,
daß der Wind ihn nicht knicken, und biegsame Fasern, damit er im Sturme
sich beugen könne. Die stiellosen, bandförmigen Blätter umschließen den
Halm. Sie helfen getreulich mit, daß er groß wird; denn sie sammeln
den Thau des Himmels, sangen das Sonnenlicht ein und führen der Pflanze
aus der Luft Stoffe zu, deren sie bedarf. Ist die Ähre aber der Reife
nahe, so verwelken sie, denn sie haben ihr Tagewerk vollbracht, und der
Nahrungsstoff, welcher noch immer ans der Wurzel aufsteigt, darf nicht
mehr in den Blättern sich zertheilen, sondern soll nun ganz allein den
Körnern zu gute kommen. — Die Südländer haben Reis und Mais, die
auch zum Getreide gehören.
Das Getreide liefert uns das tägliche Brot, und ein Sprichwort sagt:
„Es ist etwas Großes, Gottes Wort und ein Stück Brot haben." Die
trocknen Halme geben das Stroh. Dasselbe dient manchen Hausthiercn
zur Nahrung und bietet ihnen ein weiches Lager. Auch zum Dachdecken
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T137: [Wein Obst Weizen Kartoffel Frucht Getreide Gerste Hafer Mais Flachs], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Extrahierte Personennamen: H._Jäger
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschlands Lappland Norwegen Schweden Schottland Norddeutschland Gottes