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selb von Wörth (6. August 1870). Bei Weißcnburg, wo der Kronprinz von
Preußen den ersten Sieg erfocht, ist die Nordgrenze des reichen Elsaß.
Auf der ganzen Strecke sieht man die hohe Kette der Vogesen, von
welchen viele Ruinen mittelalterlicher Ritterburgen Herabschauen. In der
Nähe ziehen sich fruchtbare und wohlgepflegte Weinstöcke hin. Kastanien
und Nußbäume breiten an Straßen und Häusern ihre Äste aus. Auch
Hopfengärten finden sich hier und da.
Die Franzosen hatten wegen des Elsaß und Lothringen kein gutes
Gewissen. Damit die Deutschen sie ihnen nicht wieder nehmen sollten,
hatten sie eine große Anzahl Festungen in den geraubten Ländern angelegt.
So zieht sich durch Elsaß von Norden nach Süden hin ein starker Gürtel
von befestigten Plätzen. An der Nordgrenze sollten Bitsch, Lützelstein und
Pfalzburg gegen eindringende Feinde schützen. Am Rhein aufwärts, aber von
diesem etwas entsend, liegen Straßburg, Schlettstadt und Breisach. Nun
werden diese festen Städte uns gute Dienste gegen den Franzmann thun.
Nur die südlichste Festung, Belfort, gehört nicht mehr zum Elsaß, sondern
ist Frankreich verblieben.
Das Land ist höchst ergiebig an Getreide und Gemüse, an Wein und
Obst. Auch werden dort Tabak, Mohn, Hans, Raps und Krapp gebaut.
Letzteres ist ein Färbekraut, welches das Rot zu den Hosen der französischen
Soldaten liefert. In den Vogesen wird viel Bau- und Brennholz ge-
schlagen, auch Eisen und andere Metalle werden dort gewonnen.
Von dem nördlichen Theile der Vogesen nach der Mosel hin liegt
Deutsch-Lothringen. Buchen-, Tannen- und Eichenwälder breiten sich
über die gebirgigen Gegenden aus, und die steilen Felsen und Burgruinen,
welche auf den Anhöhen liegen, geben der Gegend ein schönes Ansehen.
In diesem Theile Lothringens befinden sich auch Burgfesteu, wie Pfalz-
burg und Lützelstein. Die größte und angesehenste Stadt in Lothringen
ist Metz. Dasselbe hat gegen 50000 Einwohner. Es liegt an der Mosel,
von der es durchflossen wird. An den Ufern derselben und auf den an-
grenzenden Hügeln hat es eine anmutige Lage. Im Mittelalter war Metz
eine mächtige und blühende freie Stadt des deutschen Reiches. Es gehörten
mehr als 200 Ortschaften zu ihrem Gebiete. Als es französisch wurde,
nahm der Wohlstand und die Bevölkerung immer mehr ab. Jetzt treibt
es bedeutenden Handel, der meistentheils bisher nach Deutschland ging
und nun noch mehr gehen wird. Die Franzosen haben die Stadt stark
befestigt; sie ist eine der stärksten Festungen der Welt; denn sie hat nicht
bloß einen Gürtel von Erdwällen, Mauern und Gräben um sich, sondern
ist auch in weitem Umkreise mit einer Kette von einzelnen kleinen Festungen
oder Forts umgeben. Daher, hat sie bisher als unbesiegbar gegolten, und
noch kein Feind hat sie zur Übergabe gebracht. Es ist dieser Ruhm den
deutschen Heeren vorbehalten geblieben.
Lesebuch von Bock.
25. vor Binger Mäusethurm.
Hatto, Abt zu Fulda und später Erzbischof von Mainz, lebte im
zehnten Jahrhundert und war ein harter, geiziger Mann, der lieber
die Hand ausstreckte zum Nehmen als zum Geben. Da geschah es,
dass eine grosse Hungersnot am Rheinstrom ausbrach und viele Men-
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Extrahierte Personennamen: August Hans Krapp Metz Hatto
Extrahierte Ortsnamen: Weißcnburg Lothringen Lützelstein Rhein Breisach Belfort Frankreich Lothringens Lothringen Deutschland Fulda Mainz Rheinstrom
— 144 —
2. Brief einer Christin an ihren Gatten, 4. Iahrh. n. Ehr.
v. Wilamowitz-Möllendorff I 2, S. 399. Griechisch. (Aus der Grenfell Greec Papyri.) Ubers, vom Herausgeber.
[3$] Strtemts1) meinem Gatten Theodor Gruß im Herrn.
Vor allem bitte ich Gott den Herrn, daß wir dich wohlbehalten wiedersehen. Durch deinen Kameraden Apion sende ich dir diesen Brief und den Mantel. Hoffentlich geht es dir wohl.
Deine Kinder senden dir einen Gruß; die kleine Amuszürnt dir sehr, weil du oft geschrieben und an alle einen Gruß geschickt hättest außer an sie. Auch 2lra3) läßt dich grüßen.
1) Abkürzung für Artemisia, also nicht mit dem Namen der griechischen Göttin Artemis zu verwechseln.
2) Ein Töchterchen des Paares.
3) Wohl auch zur Familie gehörige Person.
Druck der Westfälischen Vereinsdruckerei vormals Loppenrath'schen Buchdruckerei,
Münster i W.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Mittelalter
— 112 —
Stuhle saß. Ebenso und wegen der Abhaltung einer Synode darf auch Konstanz nicht übergangen werden, zwischen zwei Seen gelegen, die der Rhein anfüllt und entleert.
Wir wandern durch die ansehnlichen Städte Kempten und Memmingen, durch Augsburg am Lechflusse, das der heilige Udalrich beschützt. Nicht leicht wirst du eine andere Stadt finden, welche diese übertrifft, ob du nun den Glanz der Stadt oder des Volkes oder der Geistlichkeit Reichtum oder die städtische Verfassung betrachtest. In Bayern ist kaum eine Stadt, deren hübsches Aussehen dich nicht in Staunen setzen würde. Regensburg ist bemerkenswert durch die Kirche des seligsten Apostels Petrus und durch die steinerne Brücke über die Donau und mehrere Kirchen der Heiligen. Groß ist Münchens Glanz. Auch von Straubing, Landshut und Burg hausen ist es nicht leicht die Sauberkeit der Straßen und die Pracht der Gebäude zu schildern. Schön ist uns in lieblichster Gegend gelegen Passau, hier vom Inn, dort von der Donau bespült.
Im Preußenlande ragt hervor durch seinen Ruf Danzig, mächtig zu Lande wie zu Wasser. Zieht dessen Volk ins Treffen, so sollen sie nicht weniger als 50 000 Krieger hinausführen; zahlreiche Schiffe seiner Kaufleute segeln auf dem baltischen Meere. Auch Thorn hat keinen geringen Namen, das indessen, an der Weichsel gelegen, einst den Sarrnaten gehört hat.
Aber alle übertrifft Lübeck, mit den höchsten Gebäuden und den schmuckreichsten Kirchen ausgestattet. So groß ist das Ansehen, die Macht dieser Stadt, daß auf ihren Wink die drei mächtigen Reiche Dänemark, Schweden und Norwegen Könige ein- und abzusetzen Pflegen.
Lüneburg, einst reich durch die Salzwerke, ist jetzt verarmt. Denn während es nach den Gütern des Klerus trachtete, hat es die seinigen verloren. Rostock sowie Hildesheim sind nicht zu verachten, ebenso Verden und das edle Braunschweig, einst die Heimat der Ottone. Die alte Metropole Bremen, des Dänenvolkes Mutter in Christo, hat einen nicht rühmlosen Namen. Auch Magdeburg gilt für groß und hervorragend und ist der Sitz des Erzbischofsx) unter den Sachsen. Ebenso Merseburg möge niemand gering schätzen.
Die Westfalen erfreuen sich der Städte Münster, Osnabrück, Minden und Paderborn, die nicht gering zu achten sind, sowie Soest. Letzteres konnte, als es zu unserer Zeit gegen die kölnische Kirche sich empört hatte und von zahlreichen Truppen belagert wurde, mit keiner Gewalt überwunden und gebeugt werden, obgleich Wilhelm, Herzog von Sachsen, mit einer starken Schar von Böhmen, unter den Belagerten bei Tag und Nacht gegenwärtig, Verhandlungen führte.2)
Auch in Hessen sind nicht wenige Städte empfehlenswert, aber mehr in Thüringen, unter denen Erfurt die größte und berühmteste ist, an Volk und Gütern reich. Auch das Voigtland entbehrt der Zierden nicht.
x) Seit 968 (Otto !.)• — 2) Soester Fehde 1444—49.
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Extrahierte Personennamen: Apostels Petrus Wilhelm Otto
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Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Mittelalter
— 174 —
jedoch so, daß sie nicht gegen Kaiser und Reich, dessen Landfrieden oder auch gegen diese Übereinkunft laufen und nicht gegen den Eid, womit jeder dem Kaiser und Reich verpflichtet ist, geschehen.
Art. 10. — § 1. Ferner, weil die Königin von Schweden begehret, daß ihr sür die Abtretung der im Kriege eroberten Plätze Genüge geschehe und für die Wiederherstellung des öffentlichen Friedens im Reiche gesorgt werde, so übergibt Jhro kais. Maj. mit Einwilligung des Reiches und kraft dieser Verhandlung der Königin und ihren Erben, Nachfolgern und dem Reiche Schweden folgende Länder mit vollem Rechte als beständiges und unmittelbares Reichslehen.
§ 2. Erstens das ganze Vorpommern mit der Insel Rügen, so viel beides unter den letzten Herzögen von Pommern unter sich begriffen; nächst diesem in Hinterpommern Stettin, Garz, Dam, Golnau und die Insel Wollin samt dem dazwischenlausenden Oderstrom und dem Meere, insgemein das Frische Haff genannt, und seinen drei Ausflüssen Peene, Swine und Divenow, und auf beiden Seiten angrenzendem Lande vom Anfange des königlichen Gebiets bis an die Ostsee und zwar in der Breite des gegen Morgen gelegenen Users, über welche sich die königlichen und kurfürstlichen Kommissarien bei Bestimmung der Grenzen in Güte vergleichen werden.
§ 6. Zweitens übergibt auch der Kaiser mit Bewilligung des Reichs
der durchl. Königin die Stadt und den Hafen Wismar . . . . mit allen
Rechten, womit die Herzöge von Mecklenburg sie bisher innegehabt haben.
§ 7. Drittens übergibt der Kaiser mit Bewilligung des Reichs der durchl. Königin das Erzbistum Bremen und das Bistum Verden
mit dem Amte Wilshausen .... samt allen geistlichen und weltlichen
Gütern, wie auch allen Rechten zu Land und Wasser zu einem immerwährenden und unmittelbaren Reichslehen...............
§ 9. Viertens nehmen der Kaiser nebst dem Reiche wegen aller genannten Länder die Königin von Schweden und ihre Nachfolger zu einem unmittelbaren Re ichs st an de an, so daß zu den Reichstagen unter den anderen Ständen auch Schweden unter dem Titel eines Herzogs zu Bremen. Verden und Pommern, wie auch Fürsten zu Rügen und Herrn zu Wismar soll berufen werden..............
Art. 11. — §1. Als ein Äquivalent soll dem Kurfürsten von Brandenburg Friedrich Wilhelm, weil derselbe seinen Rechten auf Rügen und Vorpommern entsagt, ihm und seinen Nachfolgern, . . . von Jhro kais. Maj. mit Einwilligung der Stände das Bistum Halberstadt mit allen Rechten zu einem beständigen und unmittelbaren Lehen übergeben werden. Es soll der Kurfürst auch sogleich in den ruhigen Besitz kommen und deswegen Sitz und Stimme auf dem Reichstage und im niedersächsischen Kreise haben.
§ 4. Gleichfalls soll dem Kurfürsten das Bistum Minden zu einem ewigwährenden Lehen von Sr. faifert. Maj. übergeben werden, und er bald nach ratifiziertem Frieden in dessen ruhigen Besitz eingesetzt wer-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Jhro
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Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Mittelalter
— 175 —
den und deswegen auf den Reichstagen wie auch im westfälischen Kreise Sitz und Stimme haben................
§ 5. Dem Kurfürsten wird auch das Bistum Kamin vom Kaiser und Reiche abgetreten mit eben den Bestimmungen wie Halberstadt und Minden............
§ 6. Gleicherweise wird dem Kurfürsten die Anwartschaft auf das Erzstift Magdeburg überlassen, so daß, wenn dasselbe durch den Tod oder durch die Succession in der Kur oder durch eine andere Konzession des jetzigen Administrators August, Herzog zu Sachsen, vakant werden sollte, alsdann das ganze Erzstift mit denselben Bestimmungen wie Halberstadt dem Kurfürsten, zum beständigen Lehen eingeräumt werden und derselbe die Macht haben soll, den vakanten Sitz aus eigener Autorität zu ergreifen.1)
Dieses ist abgehandelt worden zu Osnabrück in Westfalen den 14. [24.] Tag des Monats Oktober im Jahre Christi 1648.
Ii. Friede zu Münster (mit Frankreich).
Art. 11. — § 70. Erstens: Die Oberherrschaft, die Landeshoheit und andere Rechte, die bisher das römische Reich auf die Bistümer Metz, Toul und Verdun und deren Städte und Gebiete gehabt hat, sollen künftig auf eben die Weise der Krone Frankreich zustehen und ihr auf ewig einverleibt sein, jedoch mit Vorbehalt des Metropolitanrechtes, das dem Erzbistum Trier zukommt.
§ 73. Drittens begeben sich der Kaiser für sich und das ganze Haus Österreich wie auch das röm. Reich aller Rechte auf die Stadt Breisach, die Land grafschaft Ober- und Nied er-Elfaß, Sundgau, die Landamtschaft der 10 im Elsaß gelegenen Reichsstädte . . . . [folgen Namen] und alle Dörfer, die zu derselben gehören, und übergeben sie dem allerchristlichsten Könige und dem Reiche Frankreich . . .
§ 76. Viertens soll es dem allerchristl. Könige vermöge des Kaisers und des Reiches Bewilligung für immer freistehen, in der Festung Philippsburg des Schutzes wegen eine Besatzung zu halten, welche doch auf eine geziemende Zahl zu setzen ist, damit keinem Nachbar Verdacht entstehe; auch soll sie aus Frankreichs Kosten erhalten werden. — Es soll auch dem Könige zu Lande und zu Wasser im röm. Reiche ein freier Durchzug für Soldaten, Proviant und das sonst Nötige erlaubt sein. —
Dieses ist abgehandelt worden zu Münster in Westfalen den 14. [24.] Oktober des Jahres 1648.2)
x) Vgl. Zurbonsen, Quellenbuch zur brandenburqisch - preußischen Geschichte, Nr. 83.
-) Die Originale der beiden Friedensverträge, in lateinischer Sprache abgefaßt, beruften im k. k. Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien. Bester Abdruck derselben nebst Faksimile der Unterschriften bei Philippi, Der westfäli che Friede, Münster 1898, S. 33 ff.
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Extrahierte Personennamen: August Philippi
Extrahierte Ortsnamen: Halberstadt Minden Magdeburg Sachsen Halberstadt Westfalen Christi Frankreich Verdun Frankreich Breisach Nied Frankreich Frankreichs Westfalen Wien
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Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Mittelalter
— 176 —
125. Das Münstersche Postillonslied. 1648.
„Poststammbuch" der Reichspost, Berlin 1875, S. 5.
Freu dich! spring auff, du Christenheit,
Ich bring dir gute Mähre Von Ossnabrück, wie dieser Zeit Vil Guts beschlossen wäre.
Daß ich als ein Postilion Verkünden soll den Frieden schon Von Münster auß Westphalen.
Daselbst haben mit großem Fleiß Ter Christen Potentaten Berathschlagt, auff was Weg und Weiß Der Friede möcht gerathen.
Darnach manch tausend Christenhertz Geseuffzet hat mit großem Schmerz Wohl über dreißig Jahre ....
Wie ich nun, der Postilion,
Dis alles sah und höret,
Macht ich mich auf der Post davon,')
Mit Fama bald umbfehret;
Schwing mich auffs Pferd und bring herbey Ein allgemeines gut Geschrey Vom wärthen lieben Frieden!
d. H. nach der Friedensstadt Münster.
Druck der Wests. Vereinsdruckerei vormals Coppenrath'schen Buchdruckerei, Münster i. 25.
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Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Mittelalter
— 62 —
Und da ihnen von 2000 Burgen nur noch vier übrig geblieben waren,
so mußten sie nach dem Gerichtsspruche auch diese übergeben. Nachdem aber der Kaiser Mailand besiegt hatte, siegte bei ihm das Erbarmen, und damit er nicht durch die Gemeinschaft mit Geächteten sündige, sondern dem Erbarmen genug tue, sprach er die Mailänder für ihre Person von der kaiserlichen Acht srei. Daraus wurden die Stadtmauern, Gräben und Türme allmählich zerstört, und so die ganze Stadt von Tag zu Tag mehr dem Versall und der Verödung preisgegeben. Die Mailänder erhielten den Befehl, sich sämtlich auf die Dörfer und in ihre Landhäuser zurückzubegeben und als Landleute mit Ackerbau zu beschäftigen. In der Stadt selbst durfte niemand mehr wohnen.
43. Die Absetzung Heinrichs des Löwen. 1180.
Berühmte Urkunde Barbarossas, ausgestellt auf dem Reichstage zu Gelnhausen (Mon. Genn., Leges Ii, p. 163; übers, bei Blume Ii, Cöthen 1866, S. 52).
Alle des Reiches Getreuen, gegenwärtige wie zukünftige, sollen wissen,
daß der ehemalige Herzog von Bayern und Westfalen, Heinrich, weil er die Freiheit der Kirchen Gottes und der Edlen des Reiches durch Beraubung ihrer Besitzungen und Schmälerung ihrer Rechte schwer bedrückt hat, aus die dringliche Klage der Fürsten und sehr vieler Edlen vorgeladen ist, aber verschmäht hat, sich unserer Majestät zu stellen, und wegen dieser Hartnäckigkeit unserer Acht verfallen ist.
Da er nun nicht abgelassen hat, gegen die Kirche Gottes und gegen die Rechte und Freiheit der Edlen zu wüten, so wurde er sowohl wegen des Unrechtes gegen sie als auch wegen der uns vielfach erwiesenen Mißachtung und besonders wegen offenbarer Majestätsbeleidigung dreimal nach Lehenrecht rechtskräftig vor unser Gericht gefordert und ist nun, weil er sich fernhielt und auch keinen Boten, der für ihn die Verantwortung führen sollte, geschickt hat, als ein Hartnäckiger verurteilt.
Und demgemäß sind das Herzogtum in Bayern/) Westfalen und Engern [= «Sachsen], sowie alle Lehen, die er vom Reiche hatte, durch einhelligen Spruch der Fürsten auf dem feierlichen Reichstage zu Würz-burg ihm aberkannt und unserm Rechte und unsrer Gewalt zugesprochen. Nachdem wir alsdann mit den Fürsten eine Erwägung angestellt haben, haben wir nach ihrem gemeinsamen Rate das Herzogtum Westfalen und Engern in zwei Teile geteilt und mit Rücksicht aus die Verdienste, die sich unser Fürst, Erzbischof Philipp von Köln, um die Förderung und Aufrechterhaltung der Ehre der kaiserlichen Krone . . . erworben hat, . . . den Teil, welcher sich über das Bistum Köln und über das ganze Bistum Paderborns erstreckte, mit allem Rechte und aller Gerichtsbarkeit, also mit den Grafschaften, Vogteien, Geleitsrechten, Hufen und Höfen, Lehen, Ministerialien, Knechten und allem, was zu selbigem Herzog-
*) Bayern (um Tyrol und Steiermark verkleinert) erhielt Otto von Wittelsbach.
2) Das sog. Sauerland (südlich von Lippe und Harstrang).
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Extrahierte Personennamen: Heinrichs Barbarossas Barbarossas Heinrich Heinrich Philipp_von_Köln Philipp Otto_von_Wittelsbach Otto
374
Nock mit seidenen Streifen, seltener einen viereckigen Mantel,
von weißer oder grüner Farbe; aber stets hing ein großes
Schwert mit goldenem Wehrgehänge an seiner Seite. Nur
an Reichstagen und hohen Festen erschien er in voller Ma-
jestät, mit einer goldenen, von Diamanten strahlenden Krone
auf dem Haupte, angethan mit einem lang herabhängenden
Talare, der mit goldenen Bienen besetzt war.
Karl war ein großer Kriegsheld. Von allen Völkern, die
er besiegte, machten ihm am meisten die heidnischen Sachsen,
welche damals zwischen Hessen, Thüringen und der Ostsee
wohnten, zu schaffen. Diese wollten durchaus nicht dem Heiden-
lunte entsagen und hatten jeden Glaubensboten, der ihnen die
christliche Religion predigen wollte, von sich gestoßen. Da zog
Karl der Große das Schwert gegen sie; aber der Kamps
dauerte mit mehreren Unterbrechungen 30 Jahre, von 772
bis 802. Wittekind, der tapfere Führer der Sachsen, hatte
sich mit mehreren andern Anführern derselben schon 785 zu
Attigny taufen lassen; nach dem Frieden zu Selz int Jahre
803 nahmen auch die übrigen Sachsen das Christentum an.
Zur Befestigung desselben gründete Karl in ihrenr Lande acht
Bistümer, und zwar Münster und Osnabrück für die West-
falen; Minden, Paderborn und Bremen für die En-
gern; Hildesheim, Verden und Halberstadt für die
Ostfalen. Karl hatte schon früher den Wittekind zum Her-
zoge der Sachsen ernannt. Er hatte nämlich sein großes
Reich, welches das Land der Franken (Frankreich), einen Teil
von Spanien, das nördliche Italien, die Niederlande und
Deutschland nördlich bis zur Nord- und Ostsee und östlich bis
zur Elbe und zum Raabflusse in Ungarn umfaßte, in mehrere
kleine Bezirke geteilt nnb darin als Gehülfen in der Re-
gierung Herzöge, Burg- oder Markgrafen angestellt, welche ihm
Berichte einsenden mußten und Befehle von ihm erhielten.
Im Jahre 800 wurde Karl der Große als Schirmherr
der Kirche vom Papste gegen dessen Feinde um Hülfe ange-
rufen; er leistete diese, indem er selbst nach Italien zog. Da
geschah es. daß — als er am Weihnnchtstage in der Peters-
kirche, angethan mit einem langen Purpurmantel, mit allem
Volke die Geburt des Heilandes feierte und andächtig in
feinem Betstuhl knie te — der Papst Leo Iii. auf einmal zu
ihm trat, ihm eine mächtige Krone auf das Haupt setzte und
ihn unter dem Jubelrufe des Volkes zum römischen Kaiser
krönte. Von jener Zeit an führten seine Nachfolger in
Deutschland diesen Titel.
Eine feste Residenz hatte Karl nicht; er wohnte da, wo
seine Gegenwart am nötigsten war; am liebsten aber hielt er
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl_der_Große Karl Karl Karl Karl Karl Karl_der_Große Karl Leo_Iii Leo Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Hessen Sachsen Sachsen Paderborn Hildesheim Halberstadt Sachsen Frankreich Spanien Italien Niederlande Deutschland Ostsee Ungarn Italien Peters- Deutschland
430
Der Papst hielt, begleitet von englischen und öster-
reichischen Ehrenwachen, am 24. Mai seinen feierlichen Ein-
zug in Rom, der Kirchenstaat wurde wieder hergestellt. Na-
poleon ward dagegen nach Elba in die Verbannung gebracht,
und sein in ungerechten Kriegen erworbenes Reich fiel
auseinander. — Gerecht ist der Herr, und gerecht sind seine
Gerichte.
2i>. Die letzten Fürstbischöfe von Münster.
Unser Münsterland war ungefähr 600 Jahre hindurch
ein Fürstbistum, d. h. der Bischof war zugleich der weltliche
Regent des Landes. Gegen das Ende des 12. Jahrhun-
derts nämlich erhielt der 24ste Nachfolger des heiligen Lud-
gerus, der Bischof Hermann Ii., vom Kaiser Friedrich
Barbarossa, den er auch auf dem Zuge nach Jerusalem
begleitete, für sich und alle seine Nachfolger die Fürsten-
würde.
Der mächtigste unter den Münsterschen Fürstbischöfen ist
ohne Zweifel der 60ste in der Reihe dieser Bischöfe, der
Fürstbischof Klemens A u g u st, Herzog von Bayern, ge-
wesen. Er war zugleich Kurfürst von Köln, Fürstbischof von
Hildesheim, Paderborn und Osnabrück und Großmeister des
Deutschherren-Ordens. Unter seiner Regierung, vom Jahre
1719—1761, wurde Münster im siebenjährigen Kriege von
den vereinigten hannoverschen und englischen Truppen unter
Anführung des Grafen Wilhelm von Schaumburg-Lippe be-
lagert und beschossen, um die Franzosen aus der Stadt zu
vertreiben. Am 23. November 1759 zog der Graf in die
Stadt ein; die Franzosen erhielten freien A^zug; aber der
Turm der Pfarrkirche znm heiligen Martinus, das lotha-
ringsche Nonnenkloster und 200 Häuser des Martini-Kirch-
spiels lagen in Asche. — Klemens August hielt einen glän-
zenden Hofstaat, aber er zeigte sich auch gegen Witwen und
Waisen, Kirchen und Klöster außerordentlich freigebig. Seine
Kunstliebe und seine Baulust beweisen die vielen von ihm
ausgeführten geschmackvollen Bauten und nützlichen Anlagen.
Dahin gehört das Jagdschloß Klemenswerth mit dem Kapu-
Ziner-Kloster bei Sögel im Amte Meppen, die Klemens-Kirche
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Extrahierte Personennamen: Hermann_Ii Friedrich
Barbarossa Friedrich Barbarossa Klemens_A Wilhelm Klemens_August August
435
bei, welchen er dem gemordeten König in unserm Dom ver-
anstalten ließ. In dem nämlichen Jahre mußte er noch die
Nachricht vernehmen, daß seine Schwester Maria Antonia,
die Königin von Frankreich, ans gleiche Weise gemordet sei.
Bald daraus drangen die wütenden Franzosen bis an den
Rhein vor, nahmen Köln und kamen dann auch über den
Rhein. Maximilian Franz mußte ans einer Stadt in die
andere fliehen. Endlich ging er nach Österreich und starb
auf dem Schloß Hetzendorf bei Wien um Mitternacht den
27. Juli 1801. In der kaiserlichen Gruft bei den Kapu-
zinern in Wien wurde seine Leiche den 29. Juli beigesetzt.
Am 3. August erfuhr Münster seinen Tod.
Zu seinem Nachfolger wählte das Domkapitel abermals
einen Erzherzog von Österreich, Anton Viktor, der aber
die auf ihn gefallene Wahl ablehnte, weil durch den Lüne-
viller Friedensabschluß der größte Teil des Hochstistes an die
Krone Preußen gefallen war zur Entschädigung für ihre an
die Franzosen abgetretenen Besitzungen am linken Rheinnfer.
Am 3. August 1802 rückten 4000 Mann preußische Trup-
pen in Münster ein und besetzten den östlichen Teil des
Landes; General Blücher wurde zum Gouverneur der
Stadt ernannt.
Nach der unglücklichen Schlacht bei Jena (1806) ging
auch das Münsterland für Preußen wieder verloren, die
Franzosen besetzten es und schlugen es anfangs zum Groß-
herzogtum Berg, welches Napoleon zuerst seinem Schwager
Murat gab, nachher aber selbst verwaltete. Im Jahre 1811
wurde es zerstückelt; ein Teil wurde bergisch, der größte
Teil aber unter dem "Namen Departement der Lippe mit
der Hauptstadt Münster dem Kaiserreiche Frankreich ein-
verleibt. Es erhielt französische Beamten und französisches
Gesetz. — Die Fremdherrschaft dauerte jedoch nur kurze Zeit.
Die entscheidende Völkerschlacht bei Leipzig am 18. Oktober
1813 und die Einnahme von Paris am 31. März 1814
änderten die Lage der Dinge. Der König von Preußen ge-
langte wieder zum vollen Besitze seiner Länder, und am
18. Oktober 1815, also gerade zwei Jahre nach der ge-
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TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Maria_Antonia Maria Maximilian_Franz Maximilian Franz August Anton_Viktor Viktor August Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Rhein Rhein Schloß_Hetzendorf Wien Kapu- Wien Rheinnfer Jena Frankreich Leipzig Paris