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1. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 346

1880 - Sondershausen : Eupel
346 8. Bonifacius von einem Adler gespeiset. kühler Waldesstelle ^Ajrsäss Bonifacius; i^-r^les rollte Well' auf Welle vor ihm der Ohrafluss. 6. Der reichlich konnte schicken einst in der Wüste Brot, der wird auch uns erquicken mit Speisen in der Not.“ 2. Ihn hungert auf der Reise, und er bedurfte Ruh'. ,,Bereite schnell mir Speise!“ rief er dem Diener zu. 7. Und als nach seinem Worte der Diener schnell gethan, da schwebte zu dem Orte ein Adler schwarz heran. 3. Der Diener aber senkte kleinmütig seinen Blick; ,,ach,“ seufzt er, „warum schenkte Gott solches Missgeschick? 4. Das, was ich mitgenommen, ist alles aufgezehrt; kein Beerlein zu bekommen, wohin der Blick sich kehrt.“ 5. Da winkt ihm zu der Fromme: „Mein Lieber, decke frisch, damit uns Speise komme auf diesen Stein, den Tisch. 8. Der trug in seinen Krallen laut schreiend einen Fisch und liess ihn niederfallen auf den gedeckten Tisch. 9. Des Frommen Auge glühte, sobald er dies geschaut; hoch pries er Gottes Güte, auf die er fest gebaut. 10. Der Diener schürte Flammen und sott den Fisch sogleich; dann speisten sie zusammen und sättigten sich reich. A. Bube. 9. Pipin 1. , ipin der Kurze war nicht groß, doch Karls des Großen Vater, in aller Weise fehlerlos ein treuer Volksberater, der Kurze. 5. Doch unser Held, der Kurze, schien zu klein manch kleinen Geistern, die maßen mit den Angen ihn und hatten viel zu meistern. 2. der beste Held im Frankcnreich, der Kirche Wohlgefallen, an Weisheit nur sich selber gleich, an Tapferkeit vor allen, 3. war nicht geboren auf dem Thron, doch für den Thron geboren! Zum Herrscher war des Hammers Sohn von Gottes Gnad' erkoren. 6. Des schwieg der Held, und ritterlich sinnt er, den Hohn zu dämpfen, und lädt zum Spiele männiglich, wo wilde Thiere kämpfen. 7. Schon eilt das Volk herbei mit Drang, die stolzen Großen alle, sie nahen beim Trompetenklang mit lautem Waffenschallc. 4. Papst Zacharias sprach dies Wort: „Des Königs Würd' und Name gebührt der Völker starkem Hort!" Und alle Welt sprach: Amen! 8. Still sitzt Pipin, gedankenschwer, wie nahend Ungewitter wirft er nur Blitze um sich her — da rauscht herab das Gitter.

2. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 347

1880 - Sondershausen : Eupel
347 9. Ein grimmer Leu, ein wilder Stier, die stürzen in die Schranken begegnen sich mit Kampfbegier, und keiner wollte wanken. 10. Jetzt aber reißt des Leuen Zahn den Ur in dem Genicke und reißt ihn nieder auf den Plan, Blut, Fen'r und Wut im Blicke. 11. „Wer ist von euch," — so fragt Pipiu und blitzte durch die Reihen — „wer ist von euch so stark und kühn, entreißt die Beut' dem Leuen?" 12. Da machten große Augen zwar ringsum die großen Leute; doch jeder bebt vor der Gefahr, und keiner will zum Streite. 13. Und wie noch alle schweigend stehn und an dem Kampf verzagen, sieht man Pipiu zum Kampfplatz gehn, allein den Strauß zu wagen. 14. Er ruft den blut'gen Löwen au mit donnerreicher Stimme; der stürzt auf ihn mit Mut heran und brüllt vor wildem Grimme. 15. Und alles Volk sieht es mit Graus, Pipiu nur ohne Grausen, sein gutes Schwert zur Scheid' heraus, läßt's durch die Lüfte sausen. 16. Und schlägt den Löwen in den Bart, daß todt er niederstürzet. Das war ein Schlag nach Heldenart, mit Heldenkraft gewürzet! 17. Nun rafft der wilde Ur sich auf, den neuen Feind er wittert, und rennt heran mit vollem Lauf, daß Schrank' und Boden zittert. 18. Doch unser Held steht mauerfest und wankt nicht von der Stelle: das Schwert er wieder sausen läßt und schwingt's mit Blitzes Schnelle. 19. Und trifft den Schnaubenden so gut dicht an des Nackens Rande — da spritzt zum Himmel schwarzes Blut, das Haupt stürzt hin zum Sande. 20. Wie nun, ihr großen Recken ihr, was dünkt euch von dem Kleinen? Mag nun der Held im Kampfrevier euch groß genug erscheinen? — 21. Es stehn beschämt die Spötter wert, gesenkt die stolzen Blicke; Pipiu steckt ein sein gutes Schwert, daun tritt er schnell zurücke. 22. Des Volkes Jubel aber füllt ringsum die weiten Schranken, empor ihn hebend auf dem Schild, zeigt ihn der Frank dem Franken. 23. Als König grüßt ihn alle Welt, die Spötter müssen schweigen und ihm, der Leu und Ur gefällt, demütiglich sich neigen. 24. Und Barden singen allzumal vom Stier- und Löwen-«Sturze; Pipiu glänzt in der Fürsten Zahl; groß war Pipiu der Kurze. Baur. 10. Kaiser Karl der Große. ^ 1. Im uralten Münster zu Aachen steht ein schlichter Grabstein. Darauf sind die Worte zu lesen: „Karl dem Großen." Bei diesem Namen soll jedermann an den großen Kaiser Karl gedenken, dessen Name vor mehr als tausend Jahren gepriesen und gefürchtet war von Christen und Heiden bis ins ferne Morgenland; denn er führte ein siegreiches Schwert und war doch groß und gut und regierte christlich und weise. Er beherrschte von 768 bis 814 das große Frankenreich, das nach und nach seine Grenzen über das heutige Frankreich, Deutschland bis zur Elbe, Holland und die

3. Geschichte des teutschen Volkes - S. 69

1837 - Oldenburg : Schulze
Verfall des Reiches. Majordomen. (-9 Endlich schien Sigibert das Feld zu behaupten, da wurde er gewaltsamer Weise ums Leben gebracht (I. 575). Childebert folgte noch als Knabe von fünf Jahren dem Vater auf den bevormundeten austrasischen Thron; Brunhildis aber gerieth in die Hände ihrer Feinde. Neuerdings begann der Krieg ge- gen Chilperich und brachte unsäglichen Jammer über das Land durch Gcwaltthaten, wie durch Tücke und Verrath von beiden Seiten. Das Ende kam nicht eher, als mit dem Tode dieser Frauen, welche die vorzüglichsten Triebfedern so großen Unheils gen esen waren. 8- Verfall des Merovingischen Hauses. Die Major-Domen. Fredegunde starb im Jahre 597 eines natürlichen Todes und hinterließ ihrem Sohne Chlotar die Verwaltung, wahrend Brunhildis an den Höfen ihrer Enkel, Theudebert und Theu- derich, von denen der eine über Austrasien, der andere über Burgund gebot, den alten Einfluß fortzusetzen bemüht war. Die beiden Brüder zogen auf ihr Anstiften gegen Chlotar zu Felde (I. 600), schlugen dessen Heer, verbrannten und verwü- steten Städte und Land, und hätten das neustrifche Reich auch vielleicht gänzlich umgestürzt, wenn zur nämlichen Zeit nicht andere Feinde, die Wasconcn, ihre Kräfte in Anspruch genom- men hatten. Doch bald schlug man von Neuem auf einander los. Viele Jahre lang wurde gestritten, bis das austrasische Königshaus gänzlich zu Grunde gerichtet, selbst Brunhildis auf eine schauderhafte Weise ums Leben gebracht war und das ganze Reich ungetheilt in Chlotars Hände kam (I. 613). Allein Ncustrien und Austrasien waren durch ihre Verhält- nisse, jenes zu dem romanisch-gallischen, dieses zu dem frankisch- teutschen Lebenskeime in zwei ganz verschiedene Charaktere aus- einander gegangen, und jeder von diesen wucherte in eigen- thümlicher Weise fort. Außerdem war durch den Umstand, daß die auf den Thron berufenen Prinzen eine lange Zeit hin- durch meistens Kinder gewesen waren, aus dem Amte eines Major-Domus — Hausmeiers oder Haus-Aeltesten — der sonst dem königlichen Hauswesen Vorstand, eine regierende Vor- mundschaft geworden und dadurch mit der Zeit zwar ein ganz natürliches, aber auch eben so unkönigliches Verhaltn'ß in dem Frankenreiche entstanden; denn es waren Zeiten gewesen, wo diese Haus-Aeltesten alle Macht in Händen gehabt und Gele- genheit gefunden hatten, sich auch für die Zukunft unentbehrlich zu

4. Geschichte des teutschen Volkes - S. 72

1837 - Oldenburg : Schulze
72 Zweiter Zeitraum. und geraubt, bis nur noch ein Schatten von denselben übrig war, den aber die Majordomen zur Sicherheit ihrer Höhe be- stehen ließen, weil die Zeit noch nicht reif war zu einem gänz- lichen Umstürze der Dinge. Unter solchen Umständen kam Pippin von Heristal, jenes Pippin von Landen Tochter-Mann, zu der Würde eines Haus-Aeltesten über beide fränkische König- reiche (I, 687), während Theuderich 3. König war. Mit ihm begann ein kräftigerer Geist das Ganze wiederum zu durchleben. 8. 17. Pippin von Heristal. Karl Märtel. Pippin der Kleine. Pippin war ein Mann von Einsicht und reger Thatkraft. Auch Rechtschaffenheit und Treue, seltene Tugenden eines Fran- ken, werden an ihm gerühmt. Ihm, dem Uebermächtigen ne- den dem Throne, möchte es schon nicht schwer geworden seyn, sich selbst die Krone aufzusetzen; aber er that es nicht und gewann dadurch an Vertrauen bei dem Volke; noch mehr ge- wann er indcß durch die Wiederherstellung der jährlichen Volks- versammlungen — so viel möglich — nach früherer Weise, indem diese schon lange nur noch aus den Großen und Vor- nehmen des Landes bestanden hatten. Die dadurch wohlbe- gründete öffentliche Schätzung aber befestigte und hob ihn ge- waltig an Einfluß und Macht. Zwar konnte Pippin die neidische Stimmung, wie den Unwillen der neustrischen Könige, nicht durchaus überbieten; allein jeder Versuch, ihn feiner Macht und Würde zu berauben, mißlang, und er blieb bis zu seines Lebens Ende der eigentliche Gebieter, vorzüglich in Austrasien, während nach dem Tode Theudcrich's Chlodwig 3. (I. 691 — 695), Childebert 3. (I. 695 — 711) und Dago- bert nach einander den Thron von Neustrien bestiegen. Den letzten überlebte Pippin nicht, da er im Jahre 714 eines ruhi- gen Todes starb. Die Australier erhoben seinen natürlichen Sohn Karl Märtel nicht ohne blutige Fehden zu feinem Nachfolger (I. 715), und Karl war der rechte Mann, nicht allein in die Fußstapfen seines Vaters zu treten, sondern gewissermaßen noch mehr als dieser des Reiches kräftige Stütze zu werden. In Neustrien war, noch durch den Einfluß Pippins, dessen Enkel Theudebald zum Haus-Aeltesten ernannt. Er hatte sich aber nicht hal- ten können, und ein anderer, Neginfrid, war an dessen Stelle getreten. Dieser versuchte neuerdings, sich und seinen König des austrasischen Einflusses zu erwehren, und trat mit

5. Geschichte des teutschen Volkes - S. 74

1837 - Oldenburg : Schulze
74 Zweiter Zeitraum. 5tarl stand jetzt an Macht und Ansehen bei seinen Franken, wie bei auswärtigen Fürsten, sehr hoch in der öffentlichen Meinung, und er wußte jeden Augenblick zu benutzen für die allgemeine Wohlfahrt. Der Hof von Eonftantinopel schmeichelte ihm, weil dort noch immer an die Möglichkeit der Wiederge, winnung Italiens geglaubt wurde und die Franken, wenn sie wollten, den Ausschlag geben konnten. Karl ließ sich die Eh- renbezeugungen gefallen, blieb aber nichts destoweniger, mit Luitprand, dem jetzigen Könige der Langobarden, in frcund- schaftlichem Verkehre und besiegte auch mit dessen Hülfe zum zweiten Male die Saracenen, als sie gewagt hatten. Gallien neuerdings anzugreifen. Theuderich, der König, war inzwischen kaum noch in Betracht gekommen, und als er starb (J.737), fand Karl es gar nicht nöthig, einen andern an dessen Stelle zu setzen; doch hütete er sich, von der königlichen Gewalt, die er rt der That besaß, nur auch den eitlen Namen zu führen. Er starb als Majordome im Jahre 741. Zwei Söhne Karls, Pippin der Kleine und Karlmann, theilten sich mit Ausschließung Gripho's, des dritten Bruders, in die Gewalt. Die Teutschen zeigten sich unzufrieden. Agui- tanier und Allemannen stritten, jedoch ohne Erfolg, und auch in Verbindung mit dem Herzoge Odilo erlagen sie dem Schwerte der Franken (I. 743). Odilo wurde gefangen, nachher aber unter Anerkennung der fränkischen Oberhoheit wieder in sein Herzogthum eingesetzt. Jndeß stellte Pippin, durch diese Un- zufriedenheit, dle sich auch mehrfach in dem eignen Lande kund gab, veranlaßt, neuerdings einen König, Ehilderich 3., in Neustrien auf. Daß er sich durch eine solche Schattengestalt gar nichts vergäbe, wußte er gewiß genug, und als Karlmann zwei Jahre darauf der Verwaltung gänzlich entsagte, wurde er unumschränkter Gebieter über Neustrien und Austrasien, wie sein Vater, dessen ererbtem Ansehen seine persönliche Geltung neue Kraft und neuen Glanz hinzuthat. Chlodwig's Stamm war hinabgesunken in den Staub und war in Ehilderich nichts mehr, als ein leerer Name. Die Krone auf dem ohnmächtigen Haupte diente nur einstweilen noch zum Deckmantel des längst reif gewordenen Entschlusses der Karolinger, sich selbst nunmehr auf den merovingischen Thron zu setzen. Noch eher möchte diese Absicht zum Vorschein gekommen seyn, wenn jene, die den königlichen Namen führten, ein größeres Verlangen nach der Wiederherstellung ihrer alten Würde getragen, demnach die Niedecdrückung der Pippiniden zu diesem Behufs in irgend einer Weise versucht hätten. Aber bei ihnen war ganz und gar das Gegentheil der Fall, Ehilderich freuete sich, so großer Last überhoben zu seyn und alljährig in der Versammlung auf dem Mai-Felde die nichtssagende Huldigung der Nation und

6. Geschichte des teutschen Volkes - S. 76

1837 - Oldenburg : Schulze
70 Zweiter Zeitraum. dahin immer noch eine Art von Herrschaft in diesem Lande, während Nom, wenngleich unter dem Scheine griechischer Ober- hoheit, eigentlich einen Freistaat bildete und als solcher sich zu er- halten wünschen mußte. Darum hatten es die Römer bei den unaufhörlichen Feindseligkeiten der Langobarden stets mit den Griechen gehalten. Ware das langobardische Schwert aber ein- mal recht mit Nachdruck gegen sie geführt worden, so hatte ge- wiß die unbedeutende griechische Macht in Italien selbst eben so wenig ausgereicht, als von Constantinopel genügende Hülfe hatte gegeben werden können. Viel näher waren nun die Fran- ken. Deshalb hatten auch die früheren Papste schon mehrfach Verbindungen, namentlich mit Karl Märtel, angeknüpft und Bitten vorgelegt, die bis dahin wegen des freundschaftlichen Verhältnisses, das auch zwischen Langobarden und Franken be- stand, nur durch ungenügende Sühneverfuche erfüllt worden waren. Um so freudiger ergriff daher jetzt Zacharias die Gele- genheit, sich den fränkischen Machthabern verbindlich zu machen. Derjenige, antwortete er, der die Herrschaft wirklich führe, scheine auch des Königthums am würdigsten. Darauf wurde Childe- rieh 3. wirklich ahgesctzt und ins Kloster geschickt, wo er einige Jahre nächster starb. Pippin aber wurde zu Soissons von der Volksversammlung statt feiner zum Könige erwählt und nebst feiner Gemahlin Bertha von dem Erzbischöfe Donifacius gesalbct (I. 752). Kurz darauf, als statt des verstorbenen Zacharias Stephan 3. auf dem Stuhle Petri saß, singen die Langobarden unter ihrem Könige Aistulf, dem zweiten Nachfolger Luitprand's, an, Rom mehr als jemals zu bedrängen. Stephan sandte an die Fran- ken und reifete dann persönlich über die Alpen zum Könige Pippin, der ihn mit vielen Ehrenbezeugungen, wie fein Volk mit inniger Freude und Verehrung, empfing. Stephan wieder- holte an Pippin die Königsfalbung. Pippin aber entschloß sich zu einer Heerfahrt nach Italien. Aistulf wurde genöthigt, um Frieden zu bitten, die fränkische Oberhoheit anzuerkennen und das Exarchat in seinem früheren Umfange wieder herzustellen. Kaum aber war Pippin abgezogen, da gedachte Aistulf der Verträge nicht, belagerte Rom und brachte den Papst in große Verlegenheit. Dieser vertraute indeß auf den fränkischen König, und Pippin zögerte in der That nicht, zum zweiten Male gegen die Langobarden auszuziehen. Auch diesmal war das Glück feinen Waffen hold, Aistulf wurde geschlagen und in Pavia gedrängt, wo er bald der Gnade der Franken anheimsiel. Er mußte große Summen bezahlen, blieb aber in dem Besitze fer- nes Königreichs. Das Exarchat schenkte Pippin indeß, gegen die Vorstellungen des griechischen Hofes, dem päpstlichen Stuhle als fürstliches Eigenthum.

7. Geschichte des teutschen Volkes - S. 77

1837 - Oldenburg : Schulze
Lehenwesen. Innere Verhältnisse überhaupt. 77 Nach der Zeit kam Pippin nach Italien nicht wieder, ob- wohl seine Hülfe daselbst gegen Aistulf und dessen Nachfolger Desiderius noch wiederholte Male nicht unnütz gewesen wäre. Aber ruhige Tage hatte er nicht. Den Arabern wurde der Rest der Besitzungen in Gallien vollends abgcnommcn, und be- sonders viel machten ihm die aufrührigen Sachsen mehre Jahre lang zu schaffen. Pippin erkämpfte rühmliche Siege, aber, wie es scheint, nicht ohne große Aufopferung, und von Unterwer- fung des sächsischen Landes war keine Rede. Darauf beschloß Pippin seine für das Frankenrcich ewig denkwürdige Laufbahn mit dem Tode (I. 768), nachdem er zuvor das Reich unter seine beiden Söhne, Karl Und Karlmann, gleichmäßig vertheilt hatte. 8- 18. Veränderungen im Staatslcben. Lehenwesen. Der Charakter der Teutschen war nach seinen Grundzügen auch gegenwärtig in ihrer nationalen Vereinigung noch derselbe. Nur das Zufällige oder Angebildete war von dem Neuen, wenn es auch eben nicht immer das Bessere war, verdrängt. Das Eigenthümliche aber hatte sich bestimmter entwickelt und stand in neuen, weit emporgewachsenen, Gestalten als ein kräftiger Lebensbaum, dessen Stamm tiefer in den Boden gewurzelt und dessen Aeste und Zweige in ungezwungenem Wachsthum sich durchfchlangen und gegenseitige Festigkeit gewährten. Was sich aber aus'der Vorzeit herüber, und bei denn fränkischen Le- bensverkehr weiter vorangebkldct hatte, war keinem gewaltsamen Motive gefolgt, sondern war das natürlich cmporgesprossene Ergebniß des teutschen Urcharakters und der Urverfassung. Das Wichtigste in dieser Hinsicht ist eincstheils die äußere Seite des Lebens, in so fern dieses durch die Stellung der Einzelnen zum Ganzen, und vorzüglich durch die Art und Weise des Besitz- und Eigenthums mit den darauf bezüglichen Rechten oder Verbindlichkeiten bedingt war, anderestheils die innere Entwickelung, wie der Verstandesbildung überhaupt, so des religiösen Geistes insbesondere. Da stellt sich denn in crsterer Beziehung zunächst das Lehenwesen, in der letzten die Verbrei- tung des Christenthums heraus. Schon im Anfänge ist von der Art und Weise des Grund« eigenthums, von dem Unterschiede der unmittelbaren Grund- herrn, der Edelinge und Frilinge, und der mittelbaren Besitzer, der Hintersassen, die Rede gewesen. Dieses Verhaltniß hatte seitdem nicht allein fortbestanden, sondern sich auch noch erwei- tert. Die meisten kleineren Grundeigenthümer waren gegen-

8. Geschichte des teutschen Volkes - S. 79

1837 - Oldenburg : Schulze
Gerichtswesen. 79 zeigte sich dieses Mißverhältniß, als selbst von dem übergroßen Leyengute auch wieder kleinere Lehen — Afterlehen — ausgin- gen und so weiter in fortgehender Abstufung. Alle diese gehör- ten zum Geleite des einen großen Vasallen. Und als nun auch gegen die Raubsucht der verwildernden Großen bald für den kleinen Freien wenig Sicherheit mehr war, da wurde jedcs Verhältnis noch schlimmer. Vor dem Rechte des Stärkeren verstummten die Gesetze, und auch die königliche Gewalt war nicht mehr im Stande, den Schwächeren zu schützen.^ Wo konnte sich demnach der kleinere Freie Sicherheit suchen, ' a!S wiederum nur bei irgend einem Großen, dem er dann fein Eigenthum völlig übertrug, um es als Lehen wieder zu empfan- gen. Er verzichtete damit ja nur auf eine ohnehin nicht zu er- haltende Freiheit und fühlte sich dafür zehnfach wohlcr in dem Gefolge eines Leheusherrn. Letztere dagegen benutzten solche Gelegenheiten gern zu immer neuem Erwerbe an Macht sind Ansehen. Dadurch wurde das ganze Staatsgebäude mit der Zeit in viele Stücke zerbrochen und in seinen Grundfesten er- schüttert. Dabei denke man neuerdings an die Bedeutung der Krone. Niemand hatte mehr Ursache, als die Könige, in demselben Ver- hältnisse ihre Geltung zu vermehren, und es fehlte ihnen an wirklichen Gütern zu neuen Lehensstiftungen. Deshalb bedienten sie sich bald vorzugsweise der Aemter und Würden am Hofe zu Lehen, um sich auf diese Weise viele dienstbare Geister zu verschaffen. Noch mehr; sie besetzten diese Stellen, nicht ohne Berechnung, gerade mit den mächtigsten Allodialbesitzern, die auch von ihrer Seite nicht ungern einer gewissen persönlichen Unterwürfigkeit sich un- terzogen, um von der andern Seite unter dem Schimmer der Krone, wie an Ehre und Ansehen, so an Einfluß und Macht in den Staatsangelegenheiten doppelt zu gewinnen. Diese Kronbeamten waren, außer denen in der Hofhaltung des Königs, vorzüglich die Herzoge, Grafen und sonstige Unter- beamte. Auch sie wurden mit der Zeit viel trotzigere Herrn und nur noch von einer sehr losen Bande des ursprünglichen Lehensverhältnisses neben dem Throne gehalten. Da gingen von ihnen Sünden aller Art ins Leben hinaus. Sie brach- ten Verwirrung, Stockung und Hemmung in die Gelenke des Staates, und die Mehrzahl der Nation, das eigentliche Volk, seufzte unter der Willkühr ihrer Zwinger. Aus diesem Um- stande muß man zum Theil viele der kurz vorher erwähnten blutigen Zerrüttungen in dem inneren Leben des fränkischen Reiches oder vielmehr des königlichen Hauses erklären, wie auch nicht minder den endlichen Umsturz des Thrones und den Ueber-- gang desselben an ein mächtiges Vasallen-Haus, in welchem eine Zeitlang die Mittel richtig ausersehen waren, die aufstre-

9. Geschichte des teutschen Volkes - S. 86

1837 - Oldenburg : Schulze
86 Zweiter Zeitraum. Schule hervorgingen, wurden die früheren theils planlosen, theils wohl mit frommem Eifer, aber ohne Umsicht und Nach- druck unternommenen Bekehrungsversuche zur Einheit gebracht. Waren auch seine vielen Stiftungen nur erst die Anfänge einer werdenden teutschen Christenheit, so waren es doch Anpflan- zungen, die wie gut genährte Saaten zu einem kräftigen Ge- deihen emporwuchsen, ohne fernerhin sich selbst überlassen oder in Gefahr zu seyn, an eigennütziger Willkühr zu verderben; denn die Unternehmungen des h. Bonifaz geschahen im Namen der Kirche und die neuen Stiftungen erhielten dadurch sogleich eine bleibende Verfassung in dem gesummten kirchlichen Ver- bände. Die nahen fränkischen Herrscher beförderten derartige Unternehmungen zugleich aus Staatsklugheit, »indem mehrjäh- rige Erfahrungen gelehrt hatten, daß die Einführung des Christenthums den Eroberungsplanen gerade am kräftigsten zu Hülfe gekommen war. 8- 20. Karl der Große. Damalige Lage der Länder. So erheblich die erwähnten Verhältnisse an und für sich sind, so bedeutsamer wurden sie unter den nachmaligen Um- ständen, wie sie unter Karls des Großen merkwürdiger Regie- rung ins Leben traten. Als König Pippin fein Ende nahe glaubte, befchied er die Großen des Reiches nach St. Denis, um mit ihrer Zustimmung für feine Söhne Karl und Karl- mann die Theilung des fränkischen Gebietes zu ordnen. Dem- gemäß erhielt Karl die nördliche und Karlmann die südliche Hälfte desselben. Beide Könige aber gcriethen bald in feind- selige Spannung, welche mit Karlmanns Weigerung, seinem Bruder gegen den aufrührigen Herzog von Aquitanien, Hunald, beizustehen, ihren Anfang nahm. Karl besiegte und vernichtete den Herzog auch ohne fremde Hülfe (I. 769); allein er kehrte nicht ohne heftigen Unwillen auf den Bruder zurück. Dazu kamen unangenehme Verhältnisse im päpstlichen Gebiete, wo die Langobarden allerlei Störungen veranlaßten, das Exarchat eroberten und gewaltsamer Weise den päpstlichen Stuhl besetz- ten, bis Stephan 3. durch rechtmäßige Wahl auf denselben gelangte. Dieser wendete sich um Hülfe an die Franken und zwar an Karl, weil Karlmann des langobardischen Königs Desiderius Freund war, sich außerdem auch mit Tassilo, dem Herzoge von Baiern und des Desiderius Schwiegersohn, ver- bündet hatte. Dieses Verhältniß vermehrte bte feindselige Stimmung unter den Brüdern und veranlaßte sie zu einer

10. Geschichte des teutschen Volkes - S. 88

1837 - Oldenburg : Schulze
88 Zweiter Zeitraum» zu freiwilliger Entschließung nicht abwarten, und wir stoßen darum in seinem Leben auf so manche traurige Gewalttat, die er im frommen Eifer beging, wiewohl die Eroberung Heid« nischer Lander der Bekehrung zur christlichen Religion‘ zweck- mäßig vorherging. Zwar lag auch ein großer Wirkungskreis für Karls Thä- tigkeit offen und es war, wie überall, auch hier nicht zu ver- kennen, daß die Gelegenheit zum außerordentlichen Wirken des Mannes halber Ruhm ist; allein eben so wahr ist cs auch, daß der gewöhnliche Mensch unter den günstigsten Umständen sich dennoch zu keiner bedeutenden Höhe erhebt; denn in der persönlichen Bedeutsamkeit will die wahre Größe ihre Vollen- dung finden. Führt uns nun die Geschichte in diesem Herr- scher einen ungewöhnlichen Mann vor Augen, so dürfen wir von der andern Seite auch die Verhältnisse nicht übersehen, unter denen er um so eher oder vielleicht nicht sobald groß werden konnte. Außer dem früher Erwähnten muß hier also zunächst noch ein Blick auf die damalige Lage in Europa ge- worfen werden. In Constantinopel saß Constantin 5. auf dem wankenden Throne. Unter fortwährenden Stürmen und Gefahren, religiö- sen und politischen, inneren und äußeren, hatte das griechische Reich seine selbständige Geltung, jedoch wie ein Spielball des Zufalls, bis auf die jetzige Zeit hindurch gerettet. Mit den Franken unterhielten die Kaiser, wohl nicht ohne schlaue Be- rechnung, meistens ein freundschaftliches Vcrhältniß. Aber noch immer besaßen sie einen Theil Italiens, Unterikalien nämlich und Sicilien, als Rest der alten Herrlichkeit. Der übrige Theil dieses Landes war unter Römern und Langobarden ge- theilt, da jene in Mittelitalien unter der Leitung des Papstes und der alten Verwaltungsbehörden ein ziemlich schwankendes Daseyn behaupteten, diese in Oberitalien nach den alten Ne- gierungsgrundsätzen fortlebten. Aber zwischen Langobarden und Römern war ein ewiges Ringen, von jenen um die Herrschaft Italiens, von diesen um die Erhaltung des Exarchats. Beide waren sich gegenseitig durchaus verhaßt und verächtlich. Teutfchland bis zur Elbe war im Ganzen ruhig und dem fränkischen Scepter unterthan bis auf die Sachsen, welche in ihrer alten Eigenrhümlichkeit fortlebten und sich vor feindlicher Ucberwältigung bewahrt hatten. Sie theilten sich gegenwärtig dem Namen nach in Westfalen (von der fränkischen Grenze bis zur Weser), Ostfalen (von der Weser bis zur Elbe) und En- gern (zwischen der unteren Weser bis zur Elbemündung und weiter nordwärts). Jenseits der Elke saßen nordwärts die Slaven bis nach Mecklenburg, Brandenburg, Pommern, Schlesien und Böhmen;
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