Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Kleine Geographie von Elsaß-Lothringen - S. 49

1895 - Straßburg : Heitz
49 Außer den gemeinen Weißen und roten Trauben sieht man häufig den weißen und roten Süßling, den weißen und roten Muskateller, den Weiß-, Grün- und Rotedel, den Clevener, den Riesling n. s. w. Die köstlichsten Weine findet man: Im Ober-Elsaß: zu Thann (Rangen),1 Gebweiler (Kitterle und Olber), Reichenweier (Riesling), Rap- poltsweiler, Hunaweier, Beblenheim, - Kaysersberg, Ammerschweier, Katzenthal, Türkheim (Türkenblut), Colmar und St. Pilt (rote Weine). Im Unter-Elsaß: zu Dambach, Barr, Heiligenstein (Clevner), Ottrott und St. Nabor (rote Weine), Mutzig, Molsheim (Finkenwein),Volxheim, Marlenheim, Blas- heim, Rott, Lampertsloch (rote Weine) und Weißenburg. In Lothringen: in der Umgegend von Vic, im Kreis Chateau-Salins, in der Nähe von Metz zu Magny, Jussy, Sey und Sainte-Ruffine. Die beiden letzten Orte liefern hauptsächlich rote Weine. Was die Viehzucht betrifft, kann man nicht sagen, daß sie vernachlässigt sei, dennoch sollte sie mit größerem Eifer betrieben werden. Die Bienenzucht hat in den letzten Jahren bedeutend zugenommen. Seidenwürmer werden nur von Einzelnen gezogen. 1 Ein alter Spruch lautet: Zu Thann im Rangen, Zu Gebweiler in der Wannen, Zu Türkheim im Brand Wächst der beste Wein im Land. Die Reichenweirer setzen hinzu: Aber gegen den Reichenweirer Sporen Haben sie all das Spiel verloren. 4

2. Deutsche Geschichte - S. 9

1881 - Straßburg : Schultz
Kimbern und Teutonen. Csar und die Deutschen. 9 Gestalt in die christliche Zeit des Mittelalters fortgepflanzt und leben zum Teil noch jetzt im Munde des Volkes. Vor der Schlacht wurde der Schlachtgesang angestimmt, der den rmischen Ohren wie das Gebrll wilder Tiere oder das Gekrchze der Raben klang. 22. Die ersten Zusammenste mit den Rmern. a. Kimbern und Teutonen (113101 v. Chr.). Furchtbar und schreckenerregend war das erste Zusammentreffen der Deutschen mit den Rmern. Die Kimbern (Kempen, Kmpfer), ein germanischer Volksstamm aus dem Norden, hatte mit Weib und Kind aus unbe-kannten Grnden seine bisherigen Wohnsitze (wahrscheinlich Jtland) verlassen, um neues Land zu erobern. Im Lande der keltischen Skor-disker (am heutigen Tauern), stieen sie zuerst bei Noreja auf den Konsul Cn. Papirius Carb o, der sie durch Verrat zu vernichten suchte, aber in blutiger Schlacht erlag (113 v. Chr.) Hierauf strmte 113 v. Chr. die Vlkerwoge den Nordabhang der Alpen entlang in das fruchtbare Gallien. Dort erlagen 4 consularische Heere ihrer Tapferkeit, am furchtbarsten in der Schlacht bei Aransio, in welcher 80 000 Rmer und 40 000 Troknechte die Walstatt deckten (105). Italien stand 105 ihnen offen, die Hauptstadt ergriff der kimbrische Schrecken". Aber die Kimbern benutzten den Sieg nicht. Sie suchten das ferne Spanien heim und kehrten erst nach dreijhrigem, fruchtlosem Kampfe nach Gallien zurck/ wo sie sich nun mit einer andern germanischen Vlkerschaft, den Teutonen, und einigen gallischen Stmmen ver-einten. Indessen hatte Rom Mittel zu seiner Rettung gefunden. C. Marius, der Bauernsohn aus Arpinum, der Besieger des Jugurtha, stellte in drei auf einander folgenden Consulatsjahren (104. 103. 102) die verfallene Mannszucht her, gewhnte die Soldaten an den furchtbaren Anblick der Feinde und verteidigte sein Lager gegen ihren wtenden Ansturm mit Glck. Der groe Vlker-Haufe hatte sich schon vorher getrennt; die Teutonen und Am-bronen zogen Rhone abwrts gegen Italien. Marius folgte ihnen und schlug sie in harter Schlacht bei Aqua Sexti (102) bis zur 102 Vernichtung. Indessen hatten die Kimbern den Brennerpa ber-schritten, den Consul C. Lutatius Catulus der Etsch und Po zurckgeworfen und in der fruchtbaren Ebene Winterquartiere bezogen. Nun eilte Marius, jetzt zum 5. Male Consul, herbei, vereinigte sich mit Catulus und siegte in der furchtbaren Schlacht bei Vercell (101) oder auf den campi Raudii. Das Volk der Kimbern war 101 vernichtet; was nicht auf dem Felde oder in dem Kampfe um die Wagenburg erschlagen war, fiel in rmische Sklaverei. Rom dagegen war vom Untergang gerettet, und mit Recht priesen die Rmer den Marius als den dritten Grnder der Stadt; aber noch lange lebte der Schrecken in dem Gedchtnis des Volkes. b. Csar und die Deutschen. Ein halbes Jahrhundert verging, ehe Deutsche und Rmer sich wieder feindlich begegneten. Im Norden

3. Teil 5 - S. 335

1910 - Straßburg : Bull
337 rianerregiment aufkommen lassen. Wenn überhaupt eine Seite der bür- gerlichen Verdienste, so wurden von ihm vielmehr die Wissenschaften und die Künste des Friedens vor den militärischen bevorzugt. Die bemer- kenswerteste Eigentümlichkeit seines staatsmännischen Schaffens ist dessen vollkommene Harmonie. In der Tat waren alle Bedingungen zu dieser schwersten aller menschlichen Leistungen in Cäsar vereinigt. Durch und durch Realist ließ er die Bilder der Vergangenheit und die ehrwürdige Tradition nirgends sich anfechten; ihm galt nichts in der Politik als die lebendige Gegenwart und das verständige Gesetz. Ein geborener Herrscher regierte er die Gemüter der Menschen, wie der Wind die Wolken zwingt, und nötigte die verschiedenartigsten Naturen ihm sich zu eigen zu geben, den schlichten Bürger und den derben Unteroffizier, den glänzenden Kavallerie- general und den kalkulierenden Banquier. Sein Organisationstalent ist wunderbar; nie hat ein Staatsmann seine Bündnisse, nie ein Feldherr- seine Armee aus ungefügen und widerstrebenden Elementen so entschieden znsammengezwungen und so fest zusammengehalten wie Cäsar seine Koa- litionen und seine Legionen; nie ein Regent mit so scharfem Blick seine Werkzeuge beurteilt und ein jedes an den ihm angemessenen Platz gestellt. Er war Monarch; aber nie hat er den König gespielt. Auch als un- umschränkter Herr von Rom blieb er in seinem Auftreten der Partei- führer; vollkommen biegsam und geschmeidig, bequem und anmutig in der Unterhaltung, zuvorkommend gegen jeden schien er nichts sein zu wollen als der erste unter seinesgleichen. Den Fehler so vieler ihm sonst eben- bürtiger Männer, den militärischen Kommandoton auf die Politik zu übertragen, hat Cäsar durchaus vermieden; wie vielen Anlaß das ver- drießliche Verhältnis zum Senat ihm auch dazu gab, er hat nie zu Bru- talitäten gegriffen, wie die des achtzehnten Brumaire eine war. Cäsar war Monarch; aber nie hat ihn der Tprannenschwindel erfaßt. Es ist vielleicht der einzige unter den Gewaltigen des Herrn, welcher im großen wie im kleinen nie nach Neigung oder Laune, sondern ohne Ausnahme nach seiner Regentenpflicht gehandelt hat und der, wenn er auf sein Leben zurücksah, wohl falsche Berechnungen zu bedauern, aber keinen Fehltritt der Leidenschaft zu bereuen fand. Es ist nichts in Cäsars Lebensgeschichte, das auch nur im kleinen sich vergleichen ließe mit jenen poetisch-sinnlichen Aufwallungen, mit der Ermordung des Kleitos oder dem Brand von Persepolis, welche die Geschichte von seinem großen Vorgänger im Osten berichtet. Er ist endlich vielleicht der einzige unter jenen Gewaltigen, der den staatsmännischen Takt für das Mögliche und Unmögliche bis an das Ende seiner Laufbahn sich bewahrt hat und nicht gescheitert ist an der- jenigen Aufgabe, die für großartig angelegte Naturen von allen die schwerste ist, an der Aufgabe, auf der Zinne des Erfolgs dessen natürliche Schranken zu erkennen. Was möglich war, hat er geleistet und nie um des un- 22

4. Teil 5 - S. 337

1910 - Straßburg : Bull
339 hanptet, zugleich als Erbe und Sieger. Die Legionen, welche die Siege errungen, waren eben dadurch an den einzigen Herrscher geknüpft, der sie durch Freigebigkeit zu fesseln, aber auch durch seine Autorität in Unter- ordnung zu halten wußte. Es waren die Legionen des alten Cäsar, die sich um den neuen gesammelt hatten, in welchem sie den rechten Erben des Julius Cäsar anerkannten. Bis auf einen gewissen Grad war die Alleinherrschaft da; aber unbedingt konnte sie nicht sein; sie war immer an die Idee von Rom geknüpft, die sich in den alten Formen darstellte und doch auch wieder die Macht des Imperators selbst begründete. ......Die Aufgabe lag also darin, die höchste Gewalt in der Form, wie sie nunmehr bestand, zu konservieren und dabei doch auch die aus der Republik herübergekommenen Ansprüche soweit als möglich zu befriedigen. Denn auch Volk und Senat bestanden. Oetavian hätte sich ihrer nicht entledigen können, wenn er nicht etwa als orientalischer Despot auftreten wollte. Nach alledem, was bei Cäsars Leben und Tod, unter dem letzten Triumvirat, namentlich im Kampfe mit Antonius geschehen war, konnte Oetavian daran nicht denken. Dabei bekam seine Autorität einen eigentümlichen Charakter. Nicht ohne Be- deutung nach dieser Seite hin ist es doch, wenn er den Namen Cäsars, dessen Nachfolger er war, mit dem Nimbus der Divinität umgab. Dem Zusatz zu seinem Namen: Sohn des Gajus, dessen er sich anfangs be- diente, zog er später den andern: Sohn des Göttlichen vor. Diese Gött- lichkeit war schon in den Tumulten der Bürgerkriege dekretiert; dem Andenken Cäsars waren Altäre errichtet; daß man damit an die alten Sagen von dem Ursprung Roms anknüpfte, war immer von Einfluß, doch gab die Lage der Dinge dazu noch eine allgemeinere Beziehung. Wenn ich meine Meinung, wiewohl mit einigem Bedenken, aussprechen darf, so hatte sie einen gewissen Anhalt in den Ereignissen. Denn war nicht alles, was damals die Welt beherrschte, von Cäsar begründet worden? Das wcltbehcrrschende Ereignis lag in den Siegen der Legionen Cäsars. Deren Bildung und Ruhm aber beruhten ans ihm; sein Werk lebte nach seinem Tode fort. Der Nachfolger Cäsars konnte sich als den Sohn dieses göttlichen Menschen betrachten. Eine verwandte Beziehung hat auch der Titel Augustus, welchen Oetavian von Ansang des Jahres 27 annahm, der dann sein historischer Name geworden ist. Das Wort be- zeichnet ursprünglich die durch die Augurien geheiligte Örtlichkeit. Bei den Dichtern ist es immer als ein Epitheton der Götter gebraucht worden. Die Gewalt selbst hat keinen Namen; sie erscheint in der Person dessen, der sie besitzt und der gleichsam eine göttliche Mission dazu in Anspruch nimmt. Aus den großen Wasfentaten und dem Zusammenhang der Be- gebenheiten entsprang diese Auffassung. Aber ohne die Beistimmung des Senats und des Volkes von Rom Hütte sie keine Gewähr noch Sicherheit

5. Teil 5 - S. 338

1910 - Straßburg : Bull
340 gehabt. Diese beiden Grundpfeiler der Republik mußten erhalten bleiben. Das Volk kam wenigstens unter Augustus noch immer zu den Wahlen zusammen. Der Senat wurde neu konstituiert. Es ist der Mühe wert sich zu vergegenwärtigen, wie das geschah. Eigentlich waren es doch die Rechte des Senats, deren Erneuerung durch Sulla die späteren Kämpfe, schon in den Zeiten des Pompejus, noch mehr in denen Cäsars, hervorgerufen hatte. Der alte Senat war durch Cäsar so gut wie zerstört. Durch die von ihm ernannten Beamten wurde, indem sie nach Ablauf ihres Amtsjahres ausrückten, ein neuer Senat ge- gründet und dann durch die Aufnahme heterogener Elemente, die zum Teil auch der alten Ordnung der Dinge angehörten, zu einer respektablen Staatsgewalt fortgebildet. Es liegt wohl in dem Prästigium einer einmal begründeten Korpo- ration, daß die republikanische Idee in dem Senat, wenn nicht gleich bei der Ermordung Cäsars, doch nach derselben, die Oberhand behielt. Sie ist aus dieser Stufe durch Cicero repräsentiert worden. Eben gegen diese Sinnesweise waren die Proskriptionen gerichtet. Alles wurde vernichtet, was derselben anzuhängen schien. Ihr Ansehen hatten die alten Formen noch keineswegs verloren, wie man aus der Stellung sieht, die Lucius Antonius einnahm. So fand Augustus, als er zur höchsten Gewalt ge- langt war, den Senat; aber er sah sich in dem Fall ihn zu reinigen und gleichsam neu zu konstituieren. Augustus stellte eine Anzahl Senatoren auf, in die er ein voll- kommenes Vertrauen setzte, für deren Tadellosigkeit er selbst sein Wort verpfändete, und die dann wieder andere nominierten, so daß sich eine Art von Kooptation ergab, in die aber Augustus zuletzt persönlich eingriff. Daß hierbei alles nach seinem Wunsche hergegangen sei, läßt sich an sich nicht vermuten. Er mußte wohl verzeihen, sagt Seneca, denn, wenn er nicht verzeihen wollte, über wen konnte er herrschen? Eine Anzahl der angesehensten Senatoren stammte aus dem Heerlager der Feinde. Wir finden sogar die Überlieferung, daß Augustus zu Zeiten nur durch einen Harnisch gegen plötzlichen Anlauf gesichert und von einer Anzahl ergebener Senatoren umgeben im Senat zu erscheinen gewagt hat, fast als hätte er das Schicksal Cäsars zu fürchten gehabt. Er mußte sich hüten durch allzu viel Ausschließungen sich Haß zuzuziehen. Er ließ den Ausgeschlossenen senatorischcn Rang und die mit demselben verbundenen Vorteile. Dabei bleibt es immer, und man darf es nicht vergessen, wenn man Augustus beurteilen will, daß er den Senat nicht willkürlich und von Grund aus umwandelte, sondern unter Mitwirkung der Senatoren selbst. Für die laufenden Geschäfte bedurfte er der Unabhängigkeit dieser Körperschaft, da sie durch ihr Votum ihn selbst autorisierte. Einige wichtige Kompetenzen blieben dem Senat vorbehalten; er war vor allem eine konsultative Be-

6. Teil 5 - S. 340

1910 - Straßburg : Bull
342 erworben hatte. Das Reich war in zwei Arten von Provinzen geteilt: die inneren friedlichen waren dein Senat anheimgegeben; diejenigen, in denen die letzten Kriege geführt worden waren, die beiden Gallien in weitester Ausdehnung, Hispanicn, im Orient Syrien und seine Nachbar- länder, waren dem Cäsar vorbehalten: in diesen gab es eine bewaffnete Macht. Brauchte der Senat solche, so mußte er auf die nächsten Befehls- haber der Truppen des Kaisers rekurrieren. Die cäsarianischen Provinzen bildeten eine militärische und administrative Monarchie in ihrem vollen Sinne. Selbst wenn ein früher unabhängiger Vorsteher jetzt unterworfener Länder mit der obersten Verwaltung betraut wurde, hing derselbe nur von dem Imperator ab. Und niemals konnte sich Italien oder gar die Hauptstadt gegen ihn aufzulehnen wagen. Er besaß den Oberbefehl zur See wie zu Lande. In Misenum auf der einen und Ravenna auf der anderen Seite der Küste wurden Kriegshüfen errichtet und mit Flotten belegt, die nur von dem Cäsar abhingen. Indem er die See beherrschte, also auch die Zufuhr, bekam er die Versorgung der Hauptstadt mit Lebensmitteln, die eine der wichtigsten Pflichten der öffentlichen Gewalt bildete, vollkommen in seine Hände. Darin bestand fast das wichtigste Attribut Roms als der Kapitale der Welt, daß die Provinzen in einer oder der anderen Weise zur Ernährung der städtischen Bevölkerung her- beigezogen wurden. Schon von jeher hatte man hiefür besondere Magistrate aufgestellt, aber immer schwieriger wurde das Geschäft durch die Zunahme der Bürger: sie hat in noch nicht fünfzig Jahren vom Jahre 70—28 vor unserer Ära ein gutes Drittel betragen. In allen Wechsclfällen der Bürgerkriege hat der jeweilige Mangel an Lebensmitteln eine Rolle ge- spielt; die Machtstellung des Sextus Pompejus beruhte darauf. Diese Versorgung nahm nun Augustus, dem die Provinzen gehörten, aus denen sie bestritten wurde, unmittelbar in die Hand. An dem Amt, das man mit dem Worte cura annonse bezeichnete, hatten anfangs einige Sena- toren Anteil, später aber blieb es ausschließend bei dem Imperator. Der Vorsteher dieses Amtes, prsokeetus annonae, stand mit allen denen in Verbindung, die für den Lebensunterhalt zu sorgen hatten, auch mit den kleinen Handwerkern. Sehr wahr ist, was Tacitus sagt, Augustus habe das Heer durch seine Geschenke, die Hauptstadt durch die annona beherrscht. Die militärische Verfassung übte aber auch einen direkten Ein- fluß aus die Hauptstadt aus. Die prokonsulare Gewalt hatte bisher das Pomörium der Stadt von den Provinzen her nicht überschreiten dürfen; jetzt nahm sie in der Mitte derselben eine feste Stellung ein. Ein Prä- torium ward innerhalb ihrer Mauern errichtet, aus welchem nach und nach die herrschende Klaffe der Prätorianer, die anfangs alle Italiker waren, hervorgegangen ist. Unter Augustus ist nur der Grund dazu gelegt worden; aber der Gedanke ist doch immer der seine. Diese Alleinherrschaft

7. Teil 5 - S. 331

1910 - Straßburg : Bull
heißt die Eintritts in den Senat für jedermann, erhielten neben dem Glanz der militärischen und politischen Erfolge die staatliche und natio- nale Eintracht und nahmen dem Unterschied der Stände jene Erbitte- rung und Gehässigkeit, die den Kampf der Patrizier und Plebejer be- zeichnen; und da die glückliche Wendung der äußern Politik es mit sich brachte, daß länger als ein Jahrhundert die Reichen Spielraum für sich fanden, ohne den Mittelstand unterdrücken zu müssen, so hat das römische Volk in seinem Senat längere Zeit, als es einem Volke verstattet zu sein pflegt, das großartigste aller Menschenwerke durchzuführen vermocht, eine weise und glückliche Sclbstregiernng. 109. Cajus Julius Cäsar. Mommsen: Römische Geschichte. 6te Auflage, 1874. (Gekürzt ) Der neue Monarch von Rom, der erste Herrscher über das ganze Gebiet römisch-hellenischer Zivilisation, Gajus Julius Cäsar, stand im 56sten Lebensjahr, als die Schlacht bei Thapsus, das letzte Glied einer- langen Kette folgenschwerer Siege, die Entscheidung über die Zukunft der Welt in seine Hände legte. Weniger Menschen Spannkraft ist also auf die Probe gestellt worden wie die dieses einzigen schöpferischen Genies, das Rom, und des letzten, das die alte Welt hervorgebracht und in dessen Bahnen sie denn auch bis zu ihrem eigenen Untergange sich bewegt hat. Der Sprößling einer der ältesten Adelssamilicn Latiums, welche ihren Stammbaum auf die Helden der Ilias und die Könige Roms zurück- führte, waren seine Knaben- und ersten Jünglingsjahre vergangen, wie sie der vornehmen Jugend jener Epoche zu vergehen pflegten. Auch er hatte von dem Becher des Modclebens den Schaum wie die Hefen ge- kostet und sich einweihen lassen in alle Mysterien der damaligen Toiletten- weisheit, sowie in die noch weit geheimnisvollere Kunst immer zu borgen und nie zu bezahlen. Aber der biegsame Stahl dieser Natur- widerstand selbst diesem zerfahrenen und windigen Treiben; Cäsar blieb sowohl die körperliche Frische ungeschwächt wie die Spannkraft des Geistes und des Herzens. Im Fechten und im Reiten nahm er es mit jedem seiner Soldaten ans, und sein Schwimmen rettete ihm bei Alexandreia das Leben; die unglaubliche Schnelligkeit seiner gewöhnlich des Zeit- gewinns halber nächtlichen Reisen — das rechte Gegenstück zu der prozessionsartigen Langsamkeit, mit der Pompejus sich von einem Ort zum andern bewegte, — war das Erstaunen seiner Zeitgenossen und nicht die letzte Ursache seiner Erfolge. Wie der Körper war der Geist. Sein bewunderungswürdiges Anschauungsvermögen offenbarte sich in

8. Teil 5 - S. 332

1910 - Straßburg : Bull
334 der Sicherheit und Ausführbarkeit all seiner Anordnungen, selbst wo er befahl, ohne mit eigenen Angen zu sehen. Sein Gedächtnis war un- vergleichlich, und es war ihm geläufig, mehrere Geschäfte mit gleicher Sicherheit nebeneinander zu betreiben. Obgleich Gentleman, Genie und Monarch, hatte er dennoch ein Herz. Solange er lebte, bewahrte er für seine würdige Mutter Aurelia — der Vater starb ihm früh — die reinste Verehrung; seinen Frauen und vor allem seiner Tochter Julia widmete er eine ehrliche Zuneigung, die selbst auf die politischen Verhältnisse nicht ohne Rückwirkung blieb. Mit den tüchtigsten und kernigsten Männern seiner Zeit, hohen und niederen Ranges, stand er in einem schönen Verhältnis gegenseitiger Treue, mit jedem nach seiner Art. Wie er selbst niemals einen der Seinen in Pompejus' kleinmütiger und gefühlloser Art fallen ließ und, nicht bloß ans Berechnung, in guter und böser Zeit unbeirrt an den Freunden festhielt, so haben auch von diesen manche, wie Aulus Hirtius und Gajus Matins, noch nach seinem Tode ihm in schönen Zeugnissen ihre Anhänglichkeit bewährt. Wenn in einer so harmonisch organisierten Natur überhaupt eine einzelne Seite als charakteristisch hervorgehoben werden kann, so ist es die, daß alle Ideologie und alles Phantastische ihm fern lag. Es versteht sich von selbst, daß Cäsar ein leidenschaftlicher Mann war, denn ohne Leidenschaft gibt es keine Genialität; aber seine Leidenschaft war niemals mächtiger als er. Er hatte eine Jugend gehabt, und Lieder, Liebe und Wein waren auch in sein Gemüt in lebendigem Leben eingezogen; aber sie drangen ihm doch nicht bis auf den innerlichsten Kern seines Wesens. Die Literatur beschäftigte ihn lange und ernstlich; aber wenn Alexandern der homerische Achill nicht schlafen ließ, so stellte Cäsar in seinen schlaflosen Stunden Betrachtungen über die Beugungen der lateinischen Haupt- und Zeitwörter an. Er machte Verse wie damals jeder, aber sie waren schwach; da- gegen interessierten ihn astronomische und naturwissenschaftliche Gegen- stände. Wenn der Wein für Alexander der Sorgenbrecher war und blieb, so mied nach durchschwärmter Jugendzeit der nüchterne Römer den- selben durchaus. Cäsar war durchaus Realist und Verstandesmensch; und was er an- griff und tat, war von der genialen Nüchternheit durchdrungen und getragen, die seine innerste Eigentümlichkeit bezeichnet. Ihr verdankte er das Vermögen unbeirrt durch Erinnern und Erwarten energisch im Augenblick zu leben; ihr die Fähigkeit in jedem Augenblick mit gesammelter Kraft zu handeln und auch dem kleinsten und beiläufigsten Beginnen seine volle Genialität zuzuwenden; ihr die Vielseitigkeit, mit der er erfaßte und be- herrschte, was der Verstand begreifen und der Wille zwingen kann; ihr die sichere Leichtigkeit, mit der er seine Perioden fügte wie seine Feld- zugspläne entwarf; ihr die „wunderbare Heiterkeit", die in guten und

9. Teil 5 - S. 333

1910 - Straßburg : Bull
335 bösen Tagen ihm treu blieb; ihr die vollendete Selbständigkeit, die nicht einmal dem Freunde Gewalt über sich gestattete. Aus dieser Verstandes- klarheit rührt es aber auch her, daß Cäsar sich über die Macht des Schicksals und das Können des Menschen niemals Illusionen machte; für ihn war der holde Schleier gehoben, der dem Menschen die Unzu- länglichkeit seines Wirkens verdeckt. Wie klug er auch plante und alle Möglichkeiten bedachte, das Gefühl wich doch nie aus seiner Brust, daß in allen Dingen das Glück, d. h. der Zufall das gute Beste tun müsse; und damit mag es denn auch zusammenhängen, daß er so oft dem Schicksal Paroli gebogen und namentlich mit verwegener Gleichgültigkeit seine Person wieder und wieder ans das Spiel gesetzt hat. — Aus einer solchen Anlage konnte nur ein Staatsmann hervorgehen. Von früher Jugend an war denn auch Cäsar ein Staatsmann im tiefsten Sinne des Wortes und sein Ziel das höchste, das dem Menschen gestattet ist sich zu stecken: die politische, militärische, geistige und sittliche Wieder- geburt der tiefgesunkencn eigenen und der noch tiefer gesunkenen mit der seinigen innig verschwisterten hellenischen Nation. Die harte Schule dreißigjähriger Erfahrungen änderte seine Ansichten über die Mittel, wie dies Ziel zu erreichen sei; das Ziel blieb ihm dasselbe in den Zeiten hoffnungsloser Erniedrigung wie unbegrenzter Machtvollkommenheit, in den Zeiten, wo er als Demagog und Verschworener auf dunklen Wegen zu ihm hinschlich, wie da er als Mitinhaber der höchsten Gewalt und sodann als Monarch vor den Augen einer Welt im vollen Sonnenschein an seinem Werke schuf. Alle zu den verschiedensten Zeiten von ihm aus- gegangenen Maßregeln bleibender Art ordnen sich zweckmäßig in den großen Bauplan ein. Von einzelnen Leistungen Cäsars sollte darum eigentlich nicht geredet werden; er hat nichts einzelnes geschaffen. Mit Recht rühmt man den Redner Cäsar wegen seiner aller Advokatenkunst spottenden männlichen Beredsamkeit, die wie die klare Flamme zugleich erleuchtete und erwärmte. Mit Recht bewundert man an dem Schrift- steller Cäsar die unnachahmliche Einfachheit der Komposition, die einzige Reinheit und Schönheit der Sprache. Mit Recht haben die größten Kricgsmeistcr aller Zeiten den Feldherrn Cäsar gepriesen, der wie kein anderer unbeirrt von Routine und Tradition immer diejenige Kriegführung zu finden wußte, durch welche in dem gegebenen Falle der Feind besiegt wird und welche also in dem gegebenen Falle die rechte ist; der mit divi- natorischer Sicherheit für jeden Zweck das rechte Mittel fand; der nach der Niederlage schlagfertig dastand wie Wilhelm von Oranien und mit dem Siege ohne Ausnahme den Feldzug beendigte; der das Element der Kriegführung, dessen Behandlung das militärische Genie von der gewöhn- lichen Osfiziertüchtigkeit unterscheidet, die rasche Bewegung der Massen, mit unübertroffener Vollkommenheit handhabte und nicht in der Massen-

10. Teil 5 - S. 334

1910 - Straßburg : Bull
336 Hastigkeit der Streitkräftc, sondern in der Geschwindigkeit ihrer Bewegung, nicht im langen Vorbereiten, sondern im raschen, ja verwegenen Handeln, selbst mit unzulänglichen Mitteln, die Bürgschaft des Sieges sand. Allein alles dieses ist bei Cäsar nur Nebensache; er war zwar ein großer Redner, Schriftsteller und Feldherr, aber jedes davon ist er nur geworden, weil er ein vollendeter Staatsmann war. Namentlich spielt der Soldat in ihm eine durchaus beiläufige Rolle, und es ist eine der hauptsächlichsten Eigentümlichkeiten, die ihn von Alexander, Hannibal und Napoleon unterscheidet, daß in ihm nicht der Offizier, sondern der Demagog der Ausgangspunkt der politischen Tätigkeit war. Seinem ursprünglichen Plan zufolge hatte er sein Ziel wie Perikles und Gajus Gracchus ohne Waffengewalt zu erreichen gedacht, und achtzehn Jahre hindurch hatte er als Führer der Volkspartei ausschließlich in politischen Plänen und In- trigen sich bewegt, bevor er. ungern sich überzeugend von der Notwendig- keit eines militärischen Rückhalts, schon ein Vierziger an die Spitze einer Armee trat. Es war erklärlich, daß er auch späterhin immer noch mehr Staatsmann blieb als General, — ähnlich wie Cromwell, der auch aus dem Oppositionsführer zum Militärchef und Demokratenkönig sich um- schuf und der überhaupt, wie wenig auch der Puritanerfürst dem lockeren Römer zu gleichen scheint, doch in seiner Entwicklung wie in seinen Zielen und Erfolgen vielleicht unter allen Staatsmännern Cäsar am nächsten verwandt ist. Selbst in seiner Kriegführung ist diese improvisierte Feld- herrnschaft noch wohl zu erkennen; in Napoleons Unternehmungen gegen Ägypten und gegen England ist der zum Feldherrn ausgediente Artillerie- leutnant nicht deutlicher sichtbar wie in den gleichartigen Cäsars der zum Feldherrn metamorphosierte Demagog. Ein geschulter Offizier würde es schwerlich fertiggebracht haben, aus politischen Rücksichten nicht durchaus zwingender Natur die gegründetsten militärischen Bedenken in der Art bei Seite zu schieben, wie dies Cäsar mehrmals, am auffallendsten bei seiner Landung in Epirus tat. Einzelne seiner Handlungen sind darum militärisch tadelhaft; aber der Feldherr verliert nur, was der Staatsmann gewinnt. Die Aufgabe des Staatsmanns ist universeller Natur wie Cäsars Geuie: wenn er die vielfältigsten und voneinander entlegensten Dinge angriff, so gingen sie doch alle ohne Ausnahme zurück auf das eine große Ziel, dem er mit unbedingter Treue und Folgerichtig- keit diente; und nie hat er von den vielfältigen Seiten und Richtungen seiner großen Tätigkeit eine vor der andern bevorzugt. Obwohl ein Meister der Kriegskunst, hat er doch aus staatsmännischen Rücksichten das Äußerste getan, um den Bürgerkrieg abzuwenden und um, da er dennoch begann, wenigstens keine blutigen Lorbeeren zu ernten. Obwohl der Begründer der Militärmonarchie, hat er doch mit einer in der Geschichte beispiellosen Energie weder Marschallshierarchie noch Präto-
   bis 10 von 36 weiter»  »»
36 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 36 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 1
1 0
2 0
3 0
4 0
5 2
6 1
7 6
8 0
9 0
10 5
11 0
12 0
13 0
14 0
15 4
16 0
17 7
18 1
19 1
20 6
21 3
22 0
23 3
24 9
25 0
26 2
27 0
28 0
29 1
30 2
31 0
32 1
33 1
34 0
35 0
36 0
37 6
38 4
39 1
40 0
41 4
42 0
43 0
44 0
45 10
46 0
47 0
48 1
49 12

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 24
1 364
2 3
3 97
4 142
5 56
6 210
7 41
8 26
9 249
10 9
11 142
12 227
13 84
14 0
15 11
16 351
17 845
18 7
19 51
20 23
21 234
22 10
23 94
24 166
25 44
26 20
27 16
28 105
29 34
30 6
31 2
32 21
33 5
34 19
35 157
36 207
37 31
38 59
39 231
40 263
41 103
42 328
43 104
44 17
45 416
46 57
47 6
48 72
49 39
50 32
51 35
52 102
53 5
54 222
55 12
56 52
57 7
58 40
59 42
60 70
61 53
62 7
63 12
64 12
65 53
66 63
67 31
68 102
69 47
70 107
71 136
72 326
73 36
74 22
75 102
76 129
77 756
78 7
79 123
80 292
81 53
82 172
83 97
84 91
85 40
86 39
87 179
88 12
89 4
90 20
91 194
92 922
93 27
94 473
95 16
96 48
97 3
98 104
99 4

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 1
4 0
5 0
6 2
7 0
8 0
9 0
10 0
11 0
12 1
13 1
14 1
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 3
28 1
29 1
30 0
31 0
32 1
33 3
34 7
35 0
36 0
37 0
38 0
39 0
40 0
41 0
42 1
43 1
44 0
45 0
46 0
47 0
48 0
49 0
50 0
51 2
52 1
53 0
54 0
55 0
56 0
57 0
58 0
59 3
60 0
61 0
62 2
63 7
64 0
65 0
66 0
67 0
68 0
69 0
70 0
71 1
72 0
73 0
74 0
75 0
76 1
77 0
78 0
79 0
80 0
81 7
82 0
83 0
84 0
85 0
86 1
87 0
88 0
89 1
90 0
91 1
92 0
93 0
94 0
95 4
96 1
97 0
98 0
99 0
100 0
101 2
102 0
103 0
104 4
105 0
106 0
107 0
108 0
109 10
110 0
111 0
112 0
113 2
114 0
115 0
116 1
117 0
118 0
119 2
120 0
121 0
122 0
123 0
124 0
125 1
126 1
127 0
128 0
129 2
130 0
131 3
132 0
133 2
134 0
135 0
136 8
137 2
138 0
139 0
140 0
141 0
142 0
143 0
144 0
145 0
146 1
147 0
148 0
149 0
150 0
151 0
152 1
153 0
154 0
155 0
156 1
157 0
158 0
159 0
160 3
161 0
162 0
163 4
164 0
165 0
166 4
167 0
168 0
169 0
170 0
171 0
172 0
173 2
174 0
175 3
176 0
177 0
178 0
179 2
180 1
181 0
182 2
183 4
184 3
185 0
186 0
187 0
188 0
189 0
190 0
191 0
192 1
193 10
194 0
195 3
196 0
197 1
198 0
199 0