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1. Teil 5 - S. 267

1910 - Straßburg : Bull
267 Einzeln bricht indes selbst bei den Tragikern mitten in dem Gewühl aufgeregter Leidenschaft und wehmütiger Gefühle ein tiefer Natursinn in begeisterte Schilderungen der Landschaft aus. Wenn Ödipus sich dem Haine der Eumeniden naht, singt der Chor „den edlen Ruhesitz des glanzvollen Kolonos, wo die melodische Nachtigall gern einkehrt und in helltönenden Lauten klagt"; er singt „die grünende Nacht der Efeu- gebüsche, die von himmlischem Tan getränkten Narzissen, den gold- strahlenden Krokos und den unvertilgbaren, stets selber sich wiederer- zeugenden Ölbaum." Indem Sophokles seinen Geburtsort, den Gau von Kolonos, zu verherrlichen strebt, stellt er die hohe Gestalt des schick- salverfolgten, herumirrenden Königs an die schlummerlosen Gewässer des Kephissos, von heiteren Bildern sanft umgeben. Die Ruhe der Natur vermehrt den Eindruck des Schmerzes, welchen die hehre Gestalt des Erblindeten, das Opfer verhängnisvoller Leidenschaft, hervorruft. Auch Euripides gefällt sich in der malerischen Beschreibung von „Messeniens und Lakoniens Triften, die unter dem ewig milden Himmel, durch tausend Quellenbrunnen genährt, von dem schönen Pamisus durchströmt werden." Die bukolische Dichtung, in den Gefilden von Sizilien entstanden und zum Dramatischen volkstümlich hingeneigt, führt mit Recht den Namen einer Übergangsform. Sie schildert im kleinen Hirtenepos mehr den Naturmenschen als die Landschaft. So erscheint sie in ihrer an- mutigsten Vollendung im Theokrit. Ein weiches, elegisches Element ist übrigens dem Idyll eigen, gleichsam als wäre es „ans der Sehnsucht nach einem verlorenen Ideal" entstanden, als sei immerdar in der Brust des Menschen dem tiefen Naturgefühl cinc gewisse Wehmut beigemischt. Wie nun mit dem freien Volksleben die Poesie in Hellas erstarb, wurde diese beschreibend, didaktisch, eine Trägerin des Wissens. Stern- kunde, Erdbeschreibung, Jagd und Fischfang treten auf in der alexandri- nischen Zeit als Gegenstände der Dichtkunst, oft geziert durch eine sehr- vorzügliche metrische Technik. Die Gestalten und Sitten der Tierwelt werden mit Anmut und oft mit einer Genauigkeit geschildert, daß die neuere klassifizierende Naturkunde Gattungen und selbst Arten in den Beschreibungen erkennen kann. Es fehlt aber allen diesen Dichtungs- arten das innere Leben, eine begeisterte Anschauung der Natur, das, wodurch die Außenwelt dem angeregten Dichter fast unbewußt ein Gegen- stand der Phantasie wird. Das Übermaß des beschreibenden Elements findet sich in den durch kunstreichen Versbau ausgezeichneten 48 Gesängen der Dionysiaka des Ägyptiers Nonnos. Der Dichter gefällt sich in der Darstellung großer Naturumwälzungen; er läßt durch ein vom Blitz ent- zündetes Waldufer, im Flußbett des Hydaspes, selbst die Fische ver- brennen; er lehrt, wie aufsteigende Dämpfe den meteorologischen Prozeß

2. Teil 5 - S. 99

1910 - Straßburg : Bull
99 34. Theodor Storm. Geb. 1817 in Husum, Jurist, gest. 1888 in Hademarschen bei Hanerau. (Gedichte 1853.) 1. Die Stadt. 1. Am grauen Strand, am grauen Meer Und seitab liegt die Stadt; Der Nebel drückt die Dächer schwer. Und durch die Stille braust das Meer Eintönig um die Stadt. 2. Es rauscht kein Wald, es schlägt im Mai Kein Vogel ohn Unterlaß; Die Wandcrgans mit hartem Schrei Nur fliegt in Herbstesnacht vorbei, Am Strande weht das Gras. 3. Doch hängt mein ganzes Herz an dir, Du graue Stadt am Meer; Der Jugend Zauber für und für Ruht lächelnd doch auf dir, ans dir, Du graue Stadt am Meer. 2. Meeresstrand. 1. Ans Haff nun fliegt die Möwe, Und Dämmrnng bricht herein; Über die feuchten Watten Spiegelt der Abendschein. 2. Graues Geflügel huschet Neben dem Wasser her; Wie Träume liegen die Inseln Im Nebel auf dem Meer. 3. Ich höre des gärenden Geheimnisvollen Ton, ^Schlammes Einsames Vogelrnsen — So war es immer schon. 4. Noch einmal schauert leise Und schweiget dann der Wind; Vernehmlich werden die Stimmen, Die über der Tiefe sind. 3. Schließe mir die Augen beide. Schließe mir die Angen beide Mit den lieben Händen zu! Geht doch alles, was ich leide, Unter deiner Hand zur Ruh. Und wie leise sich der Schmerz Well um Welle schlafen leget, Wie der letzte Schlag sich reget, Füllest du mein ganzes Herz.

3. Teil 5 - S. 101

1910 - Straßburg : Bull
101 2. Wenn überm Meer. 1. Wenn überm Meer das Frührot brennt Und alle Küsten rauchen, Wie lieb ich dann, ins Element Befreit hinabzutauchen. 2. Tiefpurpurn schwillt um mich die Flut Und zittert, Well an Welle; Mir deucht, ich bad in Drachenblut Wie Siegfried einst, der Schnelle. 3. Mein Herz wird fest, und wie es lauscht. Von junger Kraft durchdrungen, Verstehts, was Wind und Woge rauscht, Und aller Vögel Zungen. 3. Nun kommt der Sturm. 1. Nun kommt der Sturm ge- Der heulende Nordost, [flogen, Daß hoch in Niesenwogen Die See ans Ufer tost. 2. Das ist ein rasend Gischen, Ein Donnern und ein Schwall, Gewölk und Abgrund mischen All ihrer Stimmen Schall. 3. Und in der Winde Sausen Und in der Möve Schrein, In Schaum und Wellenbrausen Jauchz ich berauscht hinein. 4. Schon mein ich, daß der Reigen Des Meergotts mich umhallt, Die Wogen seh ich steigen In grüner Roßgestalt, 5. Und drüber hoch im Wagen, Vom Nixenschwarm umringt. Ihn selbst, den Alten, ragen, Wie er den Dreizack schwingt. 4. Zuflucht. (Por 1814.) 1. Der du mit Tau und Sonnenschein ernährst die Lilien auf dem Feld, Der du die jungen Raben nicht vergissest unterm Himmelszelt, Der du zu Wasserbächen führst den Hirsch, der durstig auf den Tod, O gib, du Allbarmherziger, auch unsrer Zeit, was ihr so not! 2. Um Frieden, Frieden flehen wir, nicht jenen, der des Sturms entbehrt, Der sicher in der Scheide Haft gefesselt hält das scharfe Schwert, Nein, um den Frieden in der Brust, dems mitten in der Schlacht nicht graut Weil auf den Felsen deines Worts mit festen Pfeilern er gebaut.

4. Teil 5 - S. 63

1910 - Straßburg : Bull
63 Das, als er het zu Mer gestritten Vnd sehr grasen vertust gelitten, Da ward er so ergrimmet sehr, Das er ließ geyselen das Mer Vnd wnrsf satten drein, es zu stillen Vnd es zu fässeln nach seim willen. Aber was half in diser hon? So vil als nichts: er stoch davon. Desgleichen hört man von Venedig, Das sie, zu schaffen das Mer gnädig, Järlich werfen hinein ein Ring, Das es sie wie ein Braut vmbfing. Aber wie oft hats sich crwiscn Gantz feindtlich mit den Vbergüsserü)? Auch,wan sic jrer Gmahl wol trauten, Was dorffts, das sie vil Dämm vmbbanten? Deshalb ein andre weiß ist gwiß, Zu zämcn die Wasser und Fluß, Das sie geschlacht") und solgigwerden Vnd die Leut fälligen3) on bschwerden. Welchs ist dieselb? Reinlich nur die, Welche wir Han erfaren hie, Das neulich sie gebrauchet hat Die jung Mannschaft auß Zürch, der Statt, Das ist: hantfest Arbeitsamkeyt Vnd standhafft vnuerdrossenheit, Durch Rudernz, Rimen^), stoscn, schalten^) Vngeacht müh ernsthasft anhalten, Richt schewen hiz, schweis, gfärligkeit Roch der Wasser vngstümmigkeit, Richt erschrecken ab wirbeln, wällen, Sonder sich herzhasft gcgenstellen, Je meh die Fluß Laut rauschend trutzen, Je kräsftiger Hinwider stutzen3), ' Inn summa, durch standhafft gemüt Vnd strenge Hand, die nicht ermüd. Dann nichts ist also schwer und scharst, Das nicht die arbeit vnderwarff; Nichts mag kaum sein so vngelegen, Welchs nicht die Arbeit bring zu- wegen. Was die saulkeit halt für vnmüglich, Das vberwind die Arbeit füglich. Die Arbeit hat die Berg durchgrnben Vnd das Thal inn die höh erhaben, Hats Land mit Stätten wonhaft gmacht Vnd die Ström zwischen Dämm gbracht, Hat Schis gebaut, das Mer zu zwingen, Das es die Leut muß vberbringen Vnd die Leut über flnß muß dragen Vnd sich mit Rudern lassen schlagen, Das es die Schiff so gschwind muß füren, Als die vögel der Luft thut rürench. Derwegen, dieweil durch solch weiß, Reinlich durch arbeitsamen fleiß, Die Zürcher haben vorgedrosien9) Vilen, die auch dergleichen hoffen, Vnd han ein bessern weg gesunden, Wie die slüß werden vberwunden, Vnd also Han geschafft ein Ram, Der bleibt, so lang der Limmatstram Zn jrem Vater laufst inn Rein Vnd der Rein kert im Meerkreiß ein: So wer es ie ein vnnerstand, Die Gschicht zu machen nicht bekant, Dieweil es ie kein Fabel ist, Wie man vom Triptolemo lißt, ®er in kurtzer Zeit hat durchgangen Die gantze Welt auff fliegend schlan- gen, Roch ein gedicht von fügend brachen, . l) Überschwemmungen 2) artig 3) befördern 4) steuern 5) rudern 6 7) fortbewegen 7) sich entgegenstemmen 8) forttragen 9) übertroffen

5. Teil 5 - S. 93

1910 - Straßburg : Bull
93 2. An Venedig. i. 1. Mein Auge ließ das hohe Meer zurücke, Als aus der Flut Palladios Tempel stiegen, An deren Staffeln sich die Wellen schmiegen, Die uns getragen ohne Falsch und Tücke. 2. Wir landen an, wir danken es dem Glücke, Und die Lagune scheint zurückzufliegen. Der Dogen alte Säulengänge liegen Vor uns gigantisch mit der Seufzerbrücke. 3. Venedigs Löwen, sonst Venedigs Wonne, Mit ehrnen Flügeln sehen wir ihn ragen Auf seiner kolossalischen Kolonne. 4. Ich steig ans Land, nicht ohne Furcht und Zagen, Da glänzt der Markusplatz im Licht der Sonne: Soll ich ihn wirklich zu betreten wagen? Ii. 1. Es scheint ein langes, ewges Ach zu wohnen In diesen Lüsten, die sich leise regen, Ans jenen Hallen weht es mir entgegen, Wo Scherz und Jubel sonst gepflegt zu thronen. 2. Venedig fiel, wiewohl's getrotzt Äonen, Das Rad des Glücks kann nichts znrückbewegen: Öd ist der Hafen, wcn'ge Schiffe legen Sich an die schöne Riva der Sklavonen. 3. Wie hast du sonst, Venetia, geprahlct Als stolzes Weib mit goldenen Gewändern, So wie dich Paolo Veronese malet! 4. Nun steht ein Dichter an den Prachtgeländern Der Riesentreppe staunend und bezahlet Den Tränenzoll, der nichts vermag zu ändern! 30. Heinrich Heine. Geb. 1797 in Düsseldorf, gest. 1856 in Paris. („Buch der Lieder" 1827 u. a.) 1. Das Zauberland. 1. Ans alten Märchen winkt es 2. Wo große Blumen schmachten Hervor mit.weißer Hand, Im goldnen Abendlicht Da singt es und da klingt es Und zärtlich sich betrachten Von einem Zauberland. Mit bräutlichem Gesicht; —

6. Unser Heimatland Elsaß-Lothringen - S. 57

1912 - Straßburg : Bull
57 ganze Lage unserer Eisenindustrie betrachten, um eine erschöpfende Antwort zu erhalten. Die Mengen von Roheisen, von Eisenwaren, die heute schon in Loth- ringen erzeugt werden, fänden ja bei uns selber bei weitem nicht genug Käufer. Die gibt es nur in einem großen Lande, in dem zahllose Fabriken täglich neuen Bedarf an Eisen und Eisenwaren haben, in dem eine rasch wachsende Bevölkerung stets nach neuen Wohnungen verlangt, in dem infolgedessen viel gebaut und darum viel Eisen verbraucht wird. Nur im Wirtschaftsleben eines großen Volkes also hat eine Eisenindustrie wie die unsere ihren richtigen Platz. Sie muß darum, statt sich gegen die Verbindung mit Altdeutschland zu wehren, eine immer innigere Verflechtung mit dem deutschen Wirt- schaftsleben aus allen Kräften erstreben. Es ist ohnedies kein Vorteil für sie, so ganz im äußersten Südwesteu von Deutschland wie eine am weitesten vorgeschobene Schildwache zu stehen. Unsere Zeit ist ja nicht nur in einem Sinne eine Zeit des Eisens. Die Kriegswolke erscheint alljährlich in immer neuen, drohenden Gestalten am Himmel. Woher aber auch der zündende Blitz einmal niederfahren sollte, er wird wahrscheinlich auch die Kriegsfackel in Frankreich gegen uns entzünden. Dann ist unsere Eisenindustrie wirklich die äußerste Schildwache des deutschen Wirtschaftslebens. In Altdeutschland bedenkt man das wohl. Darum be- zieht die altdeutsche Eisenindustrie immer noch lieber ihr Erz aus fremden, aus überseeischen Ländern. Sie möchte ihre Arbeit im Falle eines Krieges nicht gestört sehen, und diese Arbeit würde gestört werden, wenn die nord- deutschen Hochöfen nur Erz aus Lothringen bezögen. Unsere Eisenlager haben darum, obwohl sie die größten in Deutschland sind, noch immer nicht die Wichtigkeit erlangt, die sie haben müßten. Ihre ungünstige Lage ist ein Grund dafür. Den zweiten müssen wir darin sehen, daß sie eben „Minette" enthalten, daß die fremden Eisenerze einen bedeutend höheren Eisengehalt be- sitzen, und darum eine Tonne fremden Erzes mehr Roheisen ergibt als eine Tonne Minette. Der dritte und wichtigste Grund aber liegt in der starken Eifersucht zwischen norddeutscher und süddeutscher Eisenindustrie. Die norddeutsche sitzt in Rheinland und Westfalen. In der süddeutschen bildet unsere lothringische nur einen Teil einer größeren Gruppe. Zu dieser Gruppe gehören noch die Hüttenwerke an der Saar, nahe unserer loth- ringischen Grenze, und die in Luxemburg. Die letzteren darf man deswegen ruhig zu den deutschen zählen, weil ja Luxemburg nicht nur zum deutschen Zollgebiete gehört, sondern weil es auch seine Eisenbahnen in deutsche Ver- waltung gegeben hat. Diese drei, die lothringische, luxemburgische und Saar-

7. Lesebuch für Fortbildungsschulen und verwandte Anstalten in Elsaß-Lothringen - S. 264

1908 - Straßburg : Bull
264 Schiffe, das nach Amerika bestimmt war, unter der Bedingung Aufnahme fand, daß er dem Schiffsinhaber solange Dienste leisten sollte, bis die Überfahrts- und Unterhaltungskosten bezahlt wären. Er kam glücklich nach einer etwas stürmischen Fahrt, auf welcher er die Seekrankheit bekommen hatte, in der Stadt Boston, in Amerika, an und wurde, um die Überfahrts« kosten abznverdienen, einem dortigen Landgutsbesitzcr von dem Schiffscigcn- tümer überlassen. Das war nun nicht viel besser, als wenn er als Leibeigener verkauft worden wäre. Indessen ging die Zeit auch vorüber, die er in dieser Dienstbarkeit zubringen mußte, und da er ein fleißiger und brauchbarer Landarbeiter war, so verdiente er sich nach und nach eine kleine Summe Gelds, mit welcher er sich tiefer im Innern jenes Lands ein Eigentum ankaufen konnte. Da bekam er aber nun nicht etwa schon tragbare Felder, wie sie bei uns überall sind, sondern wüstes und unbebautes Land mit Sümpfen und Waldungen, die er erst urbar machen mußte, che gesät und geerntet werden konnte. Nachdem alle Schwierigkeiten besiegt waren, und seine Felder zu tragen ansingen, so war niemand da, der ihm etwas abkaufen wollte; denn große Städte waren nicht in der Nähe, an Getreide fehlte cs gar nicht, aber desto mehr an barem Gelde und dadurch an allen Bequem- lichkeiten des Lebens. Ein Häuschen und Ställe aus Holz, Steinen und Rasen waren wohl bald hergestellt, aber alles Hausgeräte, alle Kleidungs- stücke, ja alles, was das Leben verschönert, fehlte fast ganz. Hatte nun Liebner schon oft bereut, daß er sein Vaterland unüberlegt verlassen hatte, so seufzte er insbesondere nach der lieben Heimat, als ihn eine Krankheit befiel, die ihn dem Tode nahe brachte, und in welcher kein Arzt und kein Heilmittel ihn stärkten. Doch er genas und faßte nun den Entschluß, auf vaterländischem Boden die letzten Lebenslage zuzubringen. Er verkaufte oder verschenkte vielmehr die Besitzung an andre Einwandrer und suchte das liebe Lothringen wieder zu erreichen. Das gelang ihm auch, jedoch mit Aufopferung seiner gesamten Habe. Nachdem er den größten und besten Teil seines Lebens einem fremden Erdteile gewidmet hatte, kehrte er einsam, alt, verlassen in die Heimat zurück, die ihm unterdessen ebenfalls fremd geworden war und lebte hilflos von der Unterstützung seiner Brüder, bis er, von den Mühseligkeiten des Lebens entkräftet, wenige Jahre nach seiner Rückkehr starb. Doch lebte er noch lange genug, um vielen, besonders jungen Leuten zuzurufen: „Ehret das Vaterland! Nicht umsonst hat Gott in der hl. Schrift geboten: „Bleibe im Lande und nähre dich redlich!" Zwar ist die Erde überall des Herrn, und mancher, den das Unglück im Vaterlande verfolgte, hat auswärts Glück und Wohlstand gefunden. Vorzüglich sind Menschen, die mit einer gewissen Kunst oder Wissenschaft ausgerüstet waren, in den fremden Ländern oft zu Reichtümern und Ehren

8. Bd. 1 - S. 8

1911 - Straßburg : Straßburger Dr. und Verl.-Anst.
8 I. Familie und Elternhaus. 9. Sieht alles, was ihr tut und denkt, Hält euch in seiner Pflege, Weiß, was euch freut und was euch kränkt, Und liebt euch allewege. 10. Das Sternenheer hoch in der Höh', Die Sonne, die dort glänzet, Das Morgenrot, der Silbersee, Mit Busch und Wald umkränzet; 11. Dies Veilchen, dieser Blütenbaum, Der seine Arm' ausstrecket, Sind, Kinder, seines Kleides Saum, Das ihn vor uns bedecket; 12. Ein Herold, der uns weit und breit Von ihm erzähl' und lehre; Der Spiegel seiner Herrlichkeit, Der Tempel seiner Ehre; 13. Ein mannigfaltig groß Gebäu, Durch Meisterhand vereinet, Wo seine Lieb' und seine Treu' Uns durch die Fenster scheinet. 14. Er selbst wohnt unerkannt darin Und ist schwer zu ergründen. Seid fromm und sucht von Herzen ihn, Ob ihr ihn möchtet finden. Matth. Claudius. 13. Wunderbare Rettung aus Sturmesnot. An einem eiskalten, stürmischen Januarmorgen des Jahres 1895 wurden die Bewohner eines schleswig-holsteinischen Fischer- dorfes durch einen Kanonenschuß auf der See geweckt. Alle wußten, was das zu bedeuten habe, und begaben sich in der größten Eile an den Strand. Etwa ein Kilometer von der Küste saß ein Schiff auf dem Riff, rettungslos verloren. Die Besatzung war in die Masten geklettert und hatte sich an das Tauwerk festgeklammert, um nicht von den Wellen weggespült zu werden. „Rettungsboot klarl“ ertönte das Kommando. Das Boot wurde ausgebracht, aber sein beherzter Führer Harro war nicht da; er hatte sich frühmorgens in das Nachbardorf begeben. Es war un- möglich, auf ihn zu warten; denn jede Minute konnte das ge- fährdete Schiff in Trümmer zerschlagen werden. Acht Mann ruderten hinaus in die tosende See. Sie erreichten das Wrack und schafften die armen Schiffbrüchigen in das Boot. Aber einer 3. So scheint sie täglich weit und breit In Schweden und in Schwaben, Dann kalt, dann warm, zu seiner Zeit, Wie wir es nötig haben. 4. Von ungefähr kann das nicht sein, Das könnt ihr wohl gedenken; Der Wagen da geht nicht allein, Ihr müßt ihn ziehn und lenken. 5. So hat die Sonne nicht Verstand, Weiß nicht, was sich gebühret; 's muß einer sein, der an der Hand Gleich wie ein Lamm sie führet. 6. Und der hat Gutes nur im Sinn, Das kann man bald verstehen; Er schüttet seine Wohltat hin Und lässet sich nicht sehen; 7. Und hilft und segnet für und für, Gibt jedem seine Freude, Gibt uns den Garten vor der Tür Und unsrer Kuh die Weide; 8. Und hält euch Morgenbrot bereit Und läßt euch Blumen pflücken Und stehet, wann und wo ihr seid, Euch heimlich hinterm Rücken;

9. Bd. 1 - S. 9

1911 - Straßburg : Straßburger Dr. und Verl.-Anst.
I. Familie und Elternhaus. 9 blieb zurück. Er hing hoch oben im Mast, schwer und steif infolge der Kälte, und sie wagten nicht, ihn herabzuholen; denn das Boot war schon überladen, der Sturm nahm zu, und aller Leben stand auf dem Spiel. Als sie ans Land kamen, war Harro da. Er fragte, ob man sie alle gerettet habe, und so hörte er denn von dem Letzten im Mast. »Ich werde ihn holen,“ rief er, „geht ihr mit?“ Aber sie wollten nicht; sie meinten, es sei unmöglich. In diesem Augen- blick erscheint seine Mutter am Strande. Sie bittet ihn: „Gehe nicht! Dein Vater blieb draußen — und Uwe.“ Uwe war ihr jüngster Sohn, von dem sie seit Jahren nichts gehört hatte. „Gehe nicht, deiner Mutter zuliebe!“ wiederholte sie. — »Und der da draußen — bist du sicher, daß auch er nicht noch eine Mutter hat?“ gab der Sohn zur Antwort. Da schwieg die Alte, und vier Mann sprangen mit Harro in das Boot. Das Wrack stand schon ganz unter Wasser, als sie hinkamen, und es hielt schwer, sich ihm zu nähern. Endlich gelang es. Harro selbst klettert hinauf in die Wanten, um den fast erfrorenen Burschen herunterzuholen. Bald liegt er im Boote, und landein- wärts geht’s. Als man aber dem Strande so nahe ist, daß Harros kräftige Stimme durch Sturm und Brandung dringen kann, da winkt und ruft er: „Sagt’s der Mutter, es ist Uwe!“ G. Schillmann. 14. Jas Erkennen. Ein Wanderbursch mit dem Stab in der Hand Kommt wieder heim aus dem fremden Land. Sein Haar ist bestäubt, sein Antlitz verbrannt; Von wem wird der Bursch wohl zuerst erkannt? So tritt er ins Städtchen durchs alte Tor, Am Schlagbaum lehnt just der Zöllner davor. Der Zöllner, der war ihm ein lieber Freund, Oft saßen die beiden früher vereint. Doch siehe, Freund Zollmann erkennt ihn nicht; Zu sehr hat die Sonn' ihm verbrannt das Gesicht. Und weiter wandert nach kurzem Gruß Der Bursche und schüttelt den Staub vom Fuß. Da tut seine Schwester ihr Fenster auf, Und er winkt mit dem herzlichsten Gruß hinauf. Doch sieh — auch die Schwester erkennt ihn nicht; Die Sonn' hat zu sehr ihm verbrannt das Gesicht.

10. Bd. 1 - S. 70

1911 - Straßburg : Straßburger Dr. und Verl.-Anst.
70 Ii. Aus dem Menschenleben. 91. Per kleine Kydriot. Ich war ein kleiner Knabe, stand fest kaum auf dem Bein; Da nahm mich schon mein Vater mit in das Meer hinein Und lehrte leicht mich schwimmen an seiner sichern Hand Und in die Fluten tauchen bis nieder auf den Sand. .Ein Silberstückchen warf er dreimal ins Meer hinab, Und dreimal mußt' ich's holen, eh' er's zum Lohn mir gab. Dann reicht' er mir ein Ruder, hieß in ein Boot mich gehn; Er selber blieb zur Seite mir unverdrossen stehn. Wies mir, wie man die Woge mit scharfem Schlage bricht, Wie man die Wirbel meidet und mit der Brandung ficht. Und von dem kleinen Kahne ging's flugs ins große Schiff; Es trieben uns die Stürme um manches Felsenriff. Ich saß auf hohem Maste, schaut' über Meer und Land; Es schwebten Berg' und Türme vorüber mit dem Strand. Der Vater hieß mich merken aus jedes Vogels Flug, Aus aller Winde Wehen, auf aller Wolken Zug. Und bogen dann die Stürme den Mast bis in die Flut Und spritzten dann die Wogen hoch über meinen Hut: Da sah der Vater prüfend mir in das Angesicht — Ich saß in meinem Korbe und rüttelte mich nicht. Da sprach er, und die Wange ward ihm wie Blut so rot: „Glück zu aus deinem Maste, du kleiner Hydriot!" Und heute gab der Vater ein Schwert mir in die Hand Und weihte mich zum Kämpfer für Gott und Vaterland. Er maß mich mit den Blicken vom Kopf bis zu den Zehn; Mir war's, als tat' sein Auge hinab ins Herz mir sehn. Ich hielt mein Schwert gen Himmel und schaut' ihn sicher an Und deuchte mich zur Stunde nicht schlechter als ein Mann. Da sprach er, und die Wange ward ihm wie Blut so rot: „Glück zu mit deinem Schwerte, du kleiner Hydriot!" Wilh. Müller. 92. 's Keumysek un d'ameis. 1. D'frau Ameis kriejt zuer Winterszit, Wo grad viel Schnee geläje, Ganz unverhofft emol Visit; Diß isch're-n-ungeläje! Denn d'ameis haltst uff Sparsamkeit, Het am Verschwende wenni Fraid!
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