370
bei dem [ich auch Napoleon befand, ergab sich kriegsgefangen. König Wilhelm wies dem gedemütigten Kaiser das Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel als Aufenthalt an.
Folgen der Kapitulation von Sedan. Der Fall Sedans stürzte in Frankreich das Kaisertum. Die Kaiserin Eugenie floh nach England. Die Abgeordneten der Stadt Paris traten zu einer „Regierung der nationalen Verteidigung" zusammen, an deren Spitze Trochu stand. Auf dem Stadthause von Paris wurde die Republik proklamiert. Jules Favre ward Minister des Äußeren, Gambetta Minister des Innern. Die neue Regierung war unermüdlich thätig in der Organisation neuer Streitkräfte und in der Aufreizung der Bevölkerung. Als sich jedoch die Kräfte des Landes durch Parteiungen zu zersplittern drohten, brachte Gambetta, der aus dem inzwischen cernierten Paris mittels eines Luftballons entflohen war, wieder Einigkeit in die Bewegung.
Iii. Der Festllnggkrikg. Während der Fall der kleineren Festungen gewöhnlich von größeren Unternehmungen der Deutschen abhing, bereiteten nur Straßburg, Metz und Paris besondere Schwierigkeiten.
a) Straßburg. Dasselbe wurde seit dem 11. August von dem General von Werder belagert und von dem Kommandanten Uhrich verteidigt. Da eine Beschießung der Festung nicht von Ersolg war, wurden bereits die Vorbereitungen zum Sturme getroffen, als der Kommandant am 27. September kapitulierte.
b) Metz. Mit der Belagerung von Metz war der Prinz Friedrich Karl betraut worden. Alle Ausfallsversuche Bazaines wies er energisch zurück, obgleich die deutschen Truppen durch Krankheiten und Regenwetter sehr zu leiden hatten. Da eine Beschießung der Festungswerke unmöglich war, so mußte der Feind 'durch Hunger zur Übergabe gezwungen werden. Dieselbe fand am 27. Oktober statt. Ein Heer von 173000 Mann und drei Marschälle gerieten in Gefangenschaft.
c) Paris. Die größte und gewaltigste aller Festungen war Paris, auf das die Armeeen, welche vor Sedan gekämpft, losgerückt waren. Die Stadt war aufs reichste verproviantiert und nahm bei der Ausdehnung ihrer starken Forts eine ungeheure Belagerungsarmee in Anspruch. Trochu verteidigte die Hauptstadt und machte eine Reihe heftiger, jedoch vergeblicher Ausfälle. Die Belagerung mußte sich voraussichtlich in die Länge ziehen, und darum begannen die Deutschen schweres Geschütz
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Extrahierte Ortsnamen: Kassel Sedan Frankreich England Paris Paris Paris Paris Paris Paris Sedan
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Unterbrechung ein liberales Ministerium die Herrschaft, in welchem Lord Palmer-ston die auswärtige Politik leitete. Dasselbe nahm die schon längst beabsichtigte Wahlreform vor, wonach eine Anzahl verfallener Burgflecken das Wahlrecht verlor, das nun den Fabrikstädten gegeben wurde, die bisher im Unterhause nicht vertreten waren. In die Regierung Wilhelms Iv. fällt auch die Abschaffung der Sklaverei in den britischen Kolonieen. Der Einfluß Englands in Europa unter Palmerstons Leitung war nie kräftiger und entschiedener.
Da Wilhelm Iv. kinderlos war, so folgte auf ihn seine Nichte
Viktoria, 1837 bis jetzt. Beim Antritte ihrer Regierung fiel die Personalunion mit Hannover weg, da hier die weibliche Erbfolge nicht galt. (Der Herzog von Curnberland bestieg als König Ernst August den hannoverschen Thron.) Die junge Königin befreundete" sich rasch mit dem parlamentarischen Regiment und gewann dadurch die Zuneigung des Volkes. Sie hatte in ihrem Oheim Leopold, dem Könige der Belgier, einen trefflichen Berater, bis sie 1840 ihrem Vetter, dem'prinzen Albert von Sachsen-Koburg-Gotha, einem Manne von hoher staatsmännischer Begabung, die Hand reichte. Derselbe starb 1861. Auch unter den Premiers der Ministerien tritt eine Reihe bedeutender Männer hervor; außer Peel und Palmerston, die schon unter den vorigen Königen die Regierung geleitet, sind besonders Russell, Disraeli (Lord Beakonsfield) und Gladstone zu nennen.
A. Die wichtigsten auswärtigen Unternehmungen, zu denen der weitverzweigte Kolonialbesitz Veranlassung gab, waren folgende:
1. Ein Aufstand in Kanada wurde unterdrückt und die Grenzlinie gegen die Vereinigten Staaten neu geregelt.
2. In Ostindien, das seit 1774 von General-Gouverneuren verwaltet wurde, hatte sich die englische Herrschaft immer weiter ausgedehnt. Die Habsucht und Grausamkeit der Eroberer rief aber 1857 einen Aufstand hervor, dessen Sitz Delhi war und der die englische Herrschaft ernstlich, gefährdete. Nach Unterdrückung desselben ging die Verwaltung Indiens an das englische Parlament über, und im Jahre 1876 legte sich die Königin von England den Titel „Kaiserin von Indien" bei.
3. China wurde durch 3 Kriege, 1842 (Opiumkrieg), 1857 und 1860, an beren letzten beiden Frankreich teilnahm, gezwungen, dem europäischen Handel neue Plätze zu eröffnen.
4. Im Krimkriege trat England zu Gunsten der Türkei gegen Rußland auf. (Siehe S. 352).
5. Die Interessen Englands und Rußlands mußten auch in Asien einander feindlich gegenübertreten, wo ersteres Afghanistan, das Grenzland Indiens, in Abhängigkeit von sich zu bringen suchte, während Rußland bestrebt war, die Grenzen Turkestans immer weiter vorzuschieben. Als Rußland 1878 mit dem Emir von Afghanistan einen Vertrag abgeschlossen hatte, ließ (Snglanb sofort eine Truppenabteilung in Afghanistan einrücken, die nach dem Tode des Emirs besten Sohn Ejub Khan zwang, die strategisch wichtigen
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Extrahierte Ortsnamen: Wilhelms Englands Europa Kanada Ostindien Indiens England Indien Frankreich England Englands Asien Afghanistan Indiens Afghanistan Afghanistan
343
wurden zurückgeschlagen, und die Großmächte erkannten auf einer Konferenz zu London die Unabhängigkeit Belgiens an. Der Prinz Leopold von Sachsen-Koburg wurde König der Belgier.
b) Polen. Hier war die revolutionäre Partei, zu welcher vorzüglich der Adel gehörte, mit der selbständigen Verwaltung unter dem Großfürsten Konstantin unzufrieden und forderte im Reichstage die Unabhängigkeit von Rußland. Die Unruhen brachen zuerst in der Kriegsschule zu Warschau aus und verbreiteten sich schnell im Volke, das sich mit den verschiedensten Geräten bewaffnete. Die aufständischen Scharen wurden aber an mehreren Orten, zuletzt bei Ostrolenka, entscheidend geschlagen, 1831. Polen verlor Hie Konstitution von 1815; an die Stelle des
Reichstages trat ein vom russischen Kaiser ernannter Reichsrat.
c) In der Schweiz bestand seit langer Zeit ein Gegensatz zwischen den Patriziern der Städte und der Landbevölkerung. Infolge der Eindrücke der Julirevolution gewann in den einzelnen Kantonen das demokratische Element der Landbevölkerung die Oberhand, und es wurden zeitgemäße Reformen getroffen. Als man aber in einigen Kantonen auch in kirchlicher Beziehung rücksichtslos vorging, schlossen 7 katholische Kantone den sogenannten „Sonderbund," der mit Gewalt gesprengt wurde,
1847. Die gemeinsamen Angelegenheiten wurden nun einem Rational-und einem Ständerate übertragen; die ausführende Gewalt erhielt ein Präsident.
(Vi.) Friedrich Wilhelm Iv., 1840—1861.
1. Charakter und Regierungsantritt.
Friedrich Wilhelm Iv. wurde den 15. Oktober 1795 zu Berlin geboren. Sein lebhafter, für alles Edle und Schöne empfänglicher Geist entwickelte sich zuerst unter der Leitung seiner geistvollen Mutter, der Königin Luise. Tüchtige Lehrer, wie Riebuhr, Savigny, führten ihn sodann in die Staatswisfenschaften ein, während Scharnhorst und Knesebeck die militärische Ausbildung leiteten. Die Bildhauer Schinkel und Ranch bildeten sein Talent für die zeichnenden
Künste, das durch eine Reife nach Italien reiche Nahrung fand. Friedrich
Wilhelm zählte zu den gebildetsten Fürsten aller Zeiten; doch war ihm, dem Manne des Gedankens und Gefühls, eine gewisse Weichheit des Gemütes eigen, die ihm in den ernsten Zeiten feiner Regierung eine verhängnisvolle Unentschlossenheit gab.
Bei seinem Regierungsantritte erwarteten ihn vorzüglich zwei Aufgaben: 1. er sollte das Versprechen seines Vaters erfüllen, dem Lande eine dem Geiste der Zeit entsprechende Konstitution zu geben, 2. man erwartete von ihm, daß er Deutschland ans seiner Zerrissenheit zu einer festeren Einheit führe.
j
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Extrahierte Personennamen: Leopold_von_Sachsen-Koburg Leopold Konstantin Friedrich_Wilhelm_Iv. Friedrich Wilhelm_Iv. Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Savigny Schinkel Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Belgiens Polen Warschau Ostrolenka Berlin Italien Deutschland
271
Fortsetzung der brandenburgisch-preußischen Geschichte.
C. pie kehlen beiden Kurfürsten.
Xi. Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst, 1640—1688.
Friedrich Wilhelm erbte die brcmdenburgischen Staaten in einem Zustande, daß sie keine Geivähr boten, zu einem bedeutenden Dasein zu gelangen. Das Land war verwüstet, der Besitz Kleves und Preußens nicht unbestritten; Schwarzenberg übte eine übergroße, dem Staate nachteilige Gewalt aus; die Truppen standen durch ihren doppelten Eid dem Kurfürsten gegenüber in gewisser Unabhängigkeit.
1. Die Persönlichkeit Friedrich Wilhelms. Durch die ernste Zeit des Krieges früh gereist, wurde der Prinz mit 14 Jahren nach den ruhigen Niederlanden gebracht, wo er sich in Leyden geschichtlichen und Sprachstudien hingab. Im Haag zeigte er sittliche Energie genug, um sich aus eigenem Antriebe der Verführung zu entziehen. Im Feldlager lernte er von dem Statthalter der Niederlande, Friedrich Heinrich von Oranten, die Kriegskunst. Friedrich Wilhelm wurde einer der bedeutendsten Regenten der Weltgeschichte, ein geschickter Feldherr und ein genialer Staatsmann; er hat auch zuerst staatsmännische Toleranz geübt.
2. Sein Regierungsantritt und der westfälische Friede. Mit
20 Jahren bestieg Friedrich Wilhelm den Thron. Zunächst brachte er die Heerführer der Truppen in den ausschließenden Gehorsam gegen den Laudesfürsten zurück. Darauf beseitigte er in diplomatischer Weise den Einfluß Schwarzenbergs, und bald darauf erlangte er durch Zugeständnisse von dem Könige von Polen die Belehnung mit Preußen. Hierauf schloß er einen Waffenstillstand mit den Schweden. Bei den Friedensverhandlungeu am Ende des dreißigjährigen Krieges machte vorzüglich die Beratung über die Entschädigung Schwedens Schwierigkeiten, das ganz Pommern beanspruchte, während die brandenbnrgischen Ansprüche daraus unzweifelhaft waren. Der Kurfürst erhielt aber nur Hinterpommern und zur Entschädigung für Vorpommern Magdeburg, Halberstadt, Minden und Kamin.
3. Erwerbung der Souveränität Preußens. Trotz des Ansehens, welches sich Friedrich Wilhelm im Reiche erworben, war doch die Durchbildung eines selbständigen Staates nur auf Grund des Besitzes von Preußen möglich, das staatsrechtlich von Kaiser und Reich unabhängig war. Durch kluge Benutzung der Verhältnisse ge-
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355
(Vii.) Wilhelm I., 1861 bis jetzt.
1. (Leöensgang bis zur Äbernahme der Regentschaft. Wilhelm I. wurde am 22. März 1797 als zweiter Sohn des damaligen Kronprinzen Friedrich Wilhelm, der in demselben Jahre die Regierung antrat, und seiner Gemahlin Luise, einer Prinzessin von Mecklenburg -Strelitz, geboren. Den Traditionen des Hanses der Hohenzollern gemäß wurde er frühzeitig in militärischem Geiste erzogen; doch brachte die geistreiche, volkstümliche Königin einen allgemein menschlichen Zusatz in die Erziehung, der den Prinzen zu einem wohlwollenden Menschenfreunde machte. Das erste große Ereignis im Leben des Prinzen war der unglückliche Krieg von 1806—1807, der Preußen niederwarf. Die Königin Luise verließ nach der Schlacht bei Jena mit ihren Kindern Berlin und begab sich nach Königsberg und von da nach Memel. Nach dem Tilsiter Frieden atmete der Prinz in Berlin die geistige Atmosphäre, in der Fichte und Schleiermacher den vaterländischen und religiösen Geist des Volkes zu verjüngen suchten. Im besondern genoß er den Unterricht Zellers, eines Schülers Pestalozzis, später des Professors Reim arm und des Majors v. Reiche. Im Juli 1810 finden wir ihn am Sterbebette seiner Mutter. Der zweite Akt der Befreiungskriege führte auch ihn ins Feld, und er erwarb sich is der Schlacht bei Bar sur Autie den Orden des Eisernen Kreuzes. In der folgenden Zeit des Friedens gab er sich mit Eifer und größter Gewissenhaftigkeit seinem eigentlichen Berufe hin, als welcher ihm der militärische galt. Seit 1819 hatte er Sitz und Stimme im Kriegsministerium. Im Jahre 1829 vermählte sich der Prinz mit der Prinzessin Augusta von Sachsen-Weimar. Die beiden Kinder dieser Ehe sind der Kronprinz Friedrich Wilhelm und Luise, die Großherzogin von Baden.
Seit dem 12. Juni 1840 hatte Prinz Wilhelm den Titel „Prinz von Preußen" angenommen. Sein Verhalten war darum von 2§ichtigkeit in dem folgenden Verfassungskampfe in Preußen. Von der Überzeugung durchdrungen, daß es notwendig sei, eine zeitgemäße Verfassung zu gewähren, empfahl er doch der Krone eine feste Haltung. Infolge dessen wurde er bei einem großen Teile des Volkes der „bestgehaßte" Mann, und der König sandte ihn mit ehrenvollen Aufträgen nach London, 1848. Nach feiner Rückkehr in demselben Jahre nahm der Prinz einen Sitz in der Nationalversammlung an und erklärte offen, der konstitutionellen Verfassung mit Gewissenhaftigkeit seine Kräfte weihen zu wollen. Als nach dem trüben Ausgange der deutschen Frage in Süddeutschland Aufstände ausbrachen, erhielt er den Oberbefehl über die gegen die Aufständischen bestimmten Streitkräfte und warf mit Entschlossenheit die Bewegung nieder. Während des Manteuffel-ichen Regiments trat der Prinz in den Hintergrund, und er lebte nur seinen militärischen Pflichten und seiner Familie, bis ihn die Krankheit seines Bruders an die Spitze der Regierung rief.
2. Die Uegenlschafl, 1858—1861. Nachdem dem Prinzen
im Oktober 1858 die verfassungsmäßige Regentschaft übertragen worden
23*
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Extrahierte Ortsnamen: Mecklenburg Jena Berlin Königsberg Berlin Sachsen-Weimar Baden London
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Auf dem Reichstage zu Augsburg. 1530, war er der Wortfhrer der Katholiken. Trotzdem konnte er nicht verhindern, da Luthers Lehre auch in der Mark Eingang fand. Sogar seine Gemahlin bekannte sich zum neuen Glauben; aus Furcht vor dem darber sehr erzrnten Kurfrsten verlie sie heimlich das Land und floh zu ihrem Oheim Johann von Sachsen.
7. Erwerbungen. Im Jahre 1524 zog Joachim die erledigte Grafschaft Ruppiu ein.
Durch den Grimnitzer Vertrag, 1529, wurden die Streitigkeiten mit Pommern fr immer beendigt. Die Kurfrsten verzichteten auf die Lehnshoheit, erhielten aber die Anerkennung der Erbfolge beim etwaigen Aussterben der pommerschen Herzogsfamilie.
Joachim Ii. Hektor und Markgras Johann von Kstrin, 1535-1571 15351571.
Entgegen dem Achilleifchen Hausgesetze hatte Joachim I. die Marken unter seine beiden Shne geteilt. Joachim Ii. bekam die Kurwrde und den Hauptteil des Landes, Johann die stlichen Gebiete mit Kstrin als Hauptstadt. Wegen seiner Tapferkeit in den Kriegen, die Karl V. gegen Soliman fhrte, erhielt Joachim Ii. nach dem berhmtesten trojanischen Helden den Beinamen Hektor.
1. Einfhrung der Reformation. Johann von Kstrin fhrte bald bei Beginn seiner Herrschaft die Reformation in seinem Lande ein. Joachim, der den Frieden liebte, zgerte damit, bis sich auch die Stnde fr die Reformation erklrt hatten. Am 1. November 1539 trat er mit dem Hofe, mit Ausnahme .der Kurfrstin, einer polnischen Prinzessin, zur lutherischen Lehre der. Er behielt aber während seiner Regierung die ueren Formen des Katholizismus bei. Die Bistmer blieben anfangs bestehen; doch galt der König jetzt als oberster Bischof (summus episcopus). Die Klster wurden ausgehoben und ihre Besitzungen eingezogen. Die Verhltnisse der Landeskirche erhielten eine Regelung durch die Brandenburgische Kirchen-ordnung. Spter wurde als oberste Kirchen- und Schulbehrde das Konsistorium gegrndet. In politischen Angelegenheiten stand Joachim auf feiten des Kaisers und untersttzte ihn gegen den Schmalkaldischen Bund (S. 164); auch half er den Passauer Vertrag (S. 166) vermitteln.
2. Aussichten auf Vergrerung des Staates. Fr die sptere Machtstellung Brandenburgs sind zwei Vertrge wichtig, die Joachim Ii. durch seinen Kanzler Distelmeyer schlo.
Durch eine Doppelheirat der Kinder trat der Kurfürst in enge Verbindung mit dem Piastenherzog Friedrich Ii. von Lieg Nitz,
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half besonders den Sieg bei Hchstdt (1704) erringen und mit Prinz Engen (1706) Turin erobern (S. 237).
5. Preuens Verhalten im Nordischen Kriege, 17001721. Zn
gleicher Zeit tobte an den Ostgrenzen des Staates der Nordische Krieg, in welchem sich Rußland, Polen und Dnemark gegen Schweden verbunden hatten. Der König hatte aber durch seine Teilnahme am Kriege gegen Frankreich die Mglichkeit aus der Haud gegeben, im Osten, wo seine Besitzungen mehr gefhrdet waren und sich Aussicht auf Erwerbungen bot, entscheidend auftreten zu knnen (S. 268).
6. Innere Verhltnisse. Friedrich entlie feinen treuen Minister Dankelmann, der bei Hofe miliebig.geworden war, und schenkte sein ganzes Vertrauen einem unwrdigen Gnstlinge, dem Reichsgrafen Kolb boit Warteuberg. Dieser leitete nun die Negiernngs-geschfte und wute sein Amt zur eigeueu Bereicherung auszuntzen. Mit seinen Vertrauten vou Wittgenstein und Wartensleben brachte er viel Elend der Preußen, so da man damals von dem dreifachen W (Weh!) Preuens" sprach. Die Not des Laudes wurde dem Könige verheimlicht, bis der Kronprinz die Entlassung Wartenbergs durchsetzte.
Die vielen Kriege, die Ausgaben fr die auerordentlich prchtige Hofhaltung und die kostspieligen Bauten erforderten ungeheure Summen, die das Laud kaum aufzubringen imstande war. Es wurden darum auf die verschiedensten Gegenstnde Steueru gelegt, und mehrmals muten allgemeine Kopfsteuern ausgeschrieben werden.
Nachdem Friedrich fr alle Teile seines Knigreiches das Recht erhalten hatte, da sich in Rechtssachen niemand mehr an den Kaiser wenden drfe, errichtete er in Berlin als oberste Instanz das Ober-appellationsgericht.
7. Friedrichs Erwerbungen und seine Verdienste, a. Im Jahre 1702 starb der englische König Wilhelm Iii. Mit ihm erlosch das Geschlecht der Oranier. Friedrich I. erhob als Sohn der Luise Henriette von Oranien Erbansprche, doch konnte er sich nur in den Besitz von Mrs am Niederrhein, Lingenau der Ems, Neuchatel (Neuenbrg) und Valengin (walangshng) in der Schweiz setzen. Das Frstentum Orange (orngsh) im unteren Rhonetal wurde mit Frankreich vereinigt.
b. Auerdem erwarb der König durch Kauf 1707 die Grafschaft Tecklenburg in Westfalen und die Stadt Quedlinburg.
Trotz der hohen Abgaben, die unter Friedrichs I. Regierung geleistet werden muten, war selten ein Fürst beim Volke so beliebt wie er. Er hatte eine hohe Auffassung von seinem frstlichen Beruf und war bemht, seinem Wahlspruch: Jedem das Seine" gerecht zu werden.
Das Heer hatte sich unter ihm auf fast allen europischen Kriegs-schaupltzen groen Ruhm erworben. Beim Tode Friedrichs war
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Extrahierte Ortsnamen: Nordische_Krieg Polen Frankreich Warteuberg Wittgenstein Wartenbergs Berlin Niederrhein Neuchatel Frankreich Westfalen Quedlinburg Friedrichs
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gewohnter Weise fortsetzte. Er reizte die Pforte zu einem Kriege gegen Rußland, in welchem der Zar sich durch Abtretung Asows freien Abzug erkaufen mute. Der Sultan wurde des unruhigen Gastes endlich mde und lie sein Lager strmen; doch erst der ihm in Schweden drohende Verlust der Regierungsgewalt veranlate Karl im Jahre 1714 zu schleuniger Rckkehr in sein Land.
cc. Fortschritte der Verbndeten. Unterdessen hatten August Ii. von Sachsen und Friedrich Iv. von Dnemark den Frieden wieder ge-brechen und ihr Bndnis erneuert. Unter Vermittlung der Seemchte wurde aber im Haager Konzert" *) die Neutralitt des deutschen Reiches festgestellt, und Preußen besetzte zur Sicherung der schwedisch-deutschen Lnder Stettin. Peter eroberte die fchwedischen Ostseeprovinzen.
dd. Karls Rckkehr und Tod. Nach seiner Rckkehr verlangte Karl die sofortige Herausgabe Stettins (S. 262). Deshalb schlo sich Friedrich Wilhelm I. von Preußen seinen Feinden an, und die Schweden wurden fast ganz aus Deutschland vertrieben. Die letzten Krfte der Nation verwandte Karl, um den Dnen Norwegen zu entreien. Aber in den Laufgrben vor Friedrichshall traf ihn eine tdliche Kugel, 1718.
Trotz seiner hohen Befhigung als Feldherr und seiner persnlichen Tapferkeit hat Karl Xii. durch seinen Eigensinn und seine Leidenschaftlichkeit Schweden von seiner Gromachtstellung herabgestrzt.
d. Friede. Der schwedische Reichsrat, der mit Karls Schwester Ulrike Eleonore die Regierung fhrte, schlo nun den Frieden zu Stockholm, 1720. In diesem verlor Schweden seine Besitzungen in Deutschland bis auf ein Stck von Vorpommern. Preußen erhielt Stettin und Vorpommern zwischen Oder und Peene.
Rußland ging 1721 den Frieden zu Nystadt (in Finnland) ein, in welchem es Livland, Estland und Jngermanland erhielt. Es tritt jetzt an die Stelle Schwedens in der Reihe der europischen Gromchte.
Die Nachfolger Peters des Groen. Unter diesen sind zu nennen:
Katharina I-, 17251727, die Gemahlin Peters.
Anna, 17301740, welche die Reformen Peters weiter fhrte und sich am Polnischen Erbfolgekriege (S. 262) entscheidend beteiligte.
Elisabeth, 17411762, die gegen Friedrich den Groen fr sterreich Partei nahm.
*) Konzert bedeutet in der diplomatischen Sprache eine Vereinbarung mehrerer Mchte der eine gemeinschaftliche politische Handlungsweise.
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270
Zweiter Abschnitt.
Das Zeitalter Friedrichs des Groften.
1740-1786 Friedrich der Groe, 17401786.
1. Iriedrichs Jugendzeit.
Friedrich Ii. war der Sohn Friedrich Wilhelms I. und dessen Gemahlin Sophie Dorothea, der Tochter des Kurfrsten von Hannover und spteren englischen Knigs Georg I. Der Prinz, der am 24. Januar 1712 geboren war, stand bis zum 7. Jahre vornehmlich unter weiblicher Aufsicht; dann wurde er mnnlicher Leitung anvertraut. Den Absichten des Vaters gem sollte es einst die Aufgabe seiues Sohues sei, zu behaupten, was seine Vorfahren erworben hatten, und herbeizuschaffen, was dem Hause Braudeuburg vou Gott und Rechtswegen gebhre".
Danach wurde die Erziehung des Prinzen eingerichtet. Der König bestimmte als Ziel derselben, aus Friedrich einen tchtigen Soldaten, einen guten Christen und sparsamen Wirt zu machen. Zwei Umstnde fhrten aber zu einer Entfremdung zwischen Vater und Sohn. Durch den Einfln seines Lehrers Dnhan de Jandun (diing dshangdng), der aus einer franzsischen Emigrantenfamilie stammte, entwickelte sich bei Friedrich eine Vorliebe fr franzsische Literatur und Musik. Auch neigte der Kronprinz, im Gegensatz zu der soldatischen und religisen Strenge seines Vaters, zu heiterem Lebensgenu und machte leichtsinnig Schulden, so da der König frchtete, Friedrich mrbe einmal den Staat durch Verschwendung zu-grnde richten. Noch grer wurde das Zerwrfnis zwischen Vater und Sohn, als die Knigin und ihr Bruder, Georg Ii. vou England, eine Doppelheirat zwischen ihren ltesten Kindern zustaude bringen wollten. Das Kaiserhaus sah aus politischen Grnden die Vermhlung des preuischen Kronprinzen mit einer englischen Prinzessin nicht gern, und der finge sterreichische Gesandte Seckendorf wnte den Argwohn Friedrich Wilhelms gegen England wachzurufen, so da er in die Heirat nicht einwilligte. Als die Knigin und ihre ltesten Kinder trotzdem ihre Beziehungen zum englischen Hofe nicht abbrachen, kam es zu heftigen Familienauftritten.
Der harte Druck der vterlichen Strenge und die Verletzung des Ehrgefhls veranlaten den Prinzen zu einem Fluchtversuche, der aber
Koser, König Friedrich der Groe. 2. Bde. Stuttgart 18931903. Wienand, Friedrich der Groe. Monographien zur Weltgeschichte. Leipzig u. Bielefeld 1901.
Aus der Instruktion Friedrich Wilhelms I. fr die Erziehung des Krn-Prinzen. Atzler, Qu. u. L. Ii. Nr. 48.
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Extrahierte Ortsnamen: Hannover England England Stuttgart Bielefeld