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1. Elsässische Geschichtsbilder - S. 43

1884 - Straßburg : Bull
— 43 - Zusammenkünften am Untersberg eintrafen. Ihr Hauptsührer war Hans Ullmann, der Bürgermeister von Schlettstadt. Auf ihrer Fahne hatten sie den Bundschuh gemalt, welchen in damaliger Zeit die Bauern trugen. Mit den heiligsten Schwüren mußte jeder Stillschweigen über die Vorgänge im Bunde angeloben; schreckliche Strafe sollte den treffen, der etwas von den Plänen verraten würde. Zuerst wollte man sich der Stadt Schlettstadt bemächtigen, von hier die gesamte Banewschaft des Elsasses auf-rnfen und sich sogar mit deu Schweizern verbinden. Die Absichten des Bundes sollten dann offen dargelegt werden. Der Bauer sollte frei sein von den drückenden Lasten und Frohnden, der Bürger keine Zölle und Steuern mehr zahlen. Die Geistlichen sollten nicht mehr als eine Pfründe besitzen; ja man sprach auch von Vertreibung der Juden und Teilung in ihre Schätze — und von Abschaffung der Messe. Die Verschwörung gewann immer weitere Verbreitung, aber eben dadurch wurden ihre Pläne bekannt. Rechtzeitig noch wurde der Bundschuh unterdrückt. In Schlettstadt hatte man alle Vorbereitungen getroffen, um dem drohenden Sturme vorzubeugen. Anfangs hielt man es für unglaublich, daß Ullmann auch daran beteiligt sein könne, aber seine Flucht bewies die Schuld. In Basel wurde er ergriffen und zum Tode verurteilt. Viele seiner Genossen fielen ebenfalls dem Beile des Henkers anheim. — Wohl war für diesmal der Aufstand noch gehemmt, aber jeder wußte, daß er sich wiederholen würde. Ja, Kaiser Maximilian, der in demselben Jahre zur Herrschaft gekommen war, schloß mit Fürsten und Städten ein Bündnis zu gegenseitiger Unterstützung, wenn der böse Geist wieder erwachen sollte. Und er erwachte, als die große kirchliche Bewegung eintrat. — Doch vorher müssen wir noch drei Männer kennen lernen, die um diese Zeit von größter Bedeutung waren. Geiler von Kahsersberg, Sebastian Brant und Jakob Wimpheling. Dr. Johann Geiler von Kaysersberg wurde 1445 zu Schaffhausen geboren, wurde aber schon von Kindheit an bei seinem Großvater in Kaysersberg erzogen. — In Straßburg lagen schon seit Jahren Ordensgeistliche und Weltpriester fortwährend im Streite und ergingen sich von der Kanzel herab in den gröbsten

2. Elsässische Geschichtsbilder - S. 44

1884 - Straßburg : Bull
— 44 — Beschimpfungen gegen einander. Der Rat sah sich deshalb genötigt, die Kanzel sperren zu lassen. Da setzte der Ammeister Peter Schott eine Summe aus, wofür ein Prediger, der Doktor der Theologie sein mußte, aber keinem Orden angehören durfte, an dem Dome angestellt werden sollte. Der erste, welcher diese Würde bekleidete, war Geiler. Er wirkte hier unermüdlich bis zu seinem Tode. Es war ein langer, hagerer, blasser Mann, mit hoher Stirn und feurigen Augen, freundlich im Umgange, unbestechlich und ohne Falsch. Er war einer der ersten Männer seiner Zeit. Das Volk drängte sich zu seinen Predigten, daß die Lorenzkapelle, wo die Kanzel stand, die Herbeiströmenden nicht fassen konnte. Deshalb wurde 1481 im Mittelschiffe des Münsters von Meister Hammerer die prächtige Kanzel errichtet, auf der noch heute der Blick des Beschauers bewundernd ruht. Geiler stand zu Maximilian in sehr nahen Beziehungen; der Kaiser besuchte jede seiner Predigten, wenn er sich zufällig in Straßburg aufhielt; er ernannte ihn auch zu feinem Hofkaplan. Geiler kannte die Fehler seiner Zeit sehr gut und rügte sie in den derbsten Worten. Aber gerade dadurch wurde er bei dem Volke beliebt, wenn er sich auch den Haß der Mönche zuzog. Als er starb, war die Trauer allgemein; im Münster ist eine Gedenktafel an ihn eingemauert. Mit Geiler befreundet war Sebastian Brant. Er war in Straßbnrg geboren, machte eifrige Studien und wurde ein tüchtiger Rechtsgelehrter. Im Jahre 1503 erhielt er auf Geilers Empfehlung das Amt des Stadtschreibers in Straßburg. Brant hat sehr viel geschrieben und herausgegeben, lateinisch und deutsch, teils in Versen, teils in Prosa. Sein berühmtestes Buch ist das „Narrenschiff". Es schildert uns 113 Sorten von Narren, die nach Narragonien fahren. Das Bnch war ein treuer Sittenspiegel der damaligen Zeit und erlebte unzählige Auflagen. Es wurde ins Niederdeutsche, Niederländische, Französische, Englische und Lateinische übersetzt. Ja, Geiler machte es sogar zum Gegenstände mehrerer Predigten. — Brant starb im Jahre 1521. Neben diesen beiden, Geiler und Brant, ist Jakob Wimphe-ting zu erwähnen. Er wurde 1450 zu Schlettstadt geboren und erhielt seine erste Erziehung auf der in seinem Geburtsjahre gegründeten Schule seiner Heimatstadt. Dann besuchte er die Universitäten zu Freiburg und Heidelberg. Zuerst war er Rechtsgelehrter, dann Theologe und Domprediger in Speyer. Von 1500

3. Elsässische Geschichtsbilder - S. 45

1884 - Straßburg : Bull
— 45 — bis 1520 hielt er sich in Straßburg auf. Seine letzten Lebensjahre brachte er in seiner Vaterstadt zu. Er starb 1528. Wimphe-ling war ein „wahres Weltwunder von Gelehrsamkeit." Er hat viel geschrieben, auch Gedichte, aber immer in lateinischer Sprache. Seine Thätigkeit erstreckte sich auf alle Zweige des Wissens. Er schrieb Verteidigungsschriften für die Geistlichkeit gegen den Adel, schützte die Weltgeistlichen gegen die Mönche, verteidigte die Theologen gegen die Poeten, verfocht deutsche Art und Sitte gegen den Übermut der südlichen Welschen, der Italiener. Mit den Augufttnermonchen geriet er in heftigen Streit, weil er geäußert hatte, der Hl. Augustinus habe kein Ordenskleid getragen; mit dem Franziskanermönch Thomas Murner, der auch ein bedeutender Dichter war, lag er in fortwährender Fehde. Am schlechtesten ist er auf die Franzosen zu sprechen, die sich erkühnten, den deutschen Rhein als ihren Grenzstrom zu beanspruchen. Mit Entrüstung zog er gegen seine Landsleute los, die französische Mode nachäfften. Der elsässische Wimpheling ist ein Deutscher, wie er nicht eifriger gedacht werden kann. Kaiser Maximilian. (1493—1519.) Im Jahre 1493 war Maximilian zum Kaiser gewählt worden. Ihn hatte man gewählt, weil man einen Mann brauchte, der den fortwährenden Kriegen und Fehden ein Ende machen sollte. Und in der That, man schien sich in ihm nicht getauscht zu haben. Er berief den Reichstag von Worms, aus dem der allgemeine ewige Landfrieden verkündet und ein höchstes Gericht aufgestellt wurde, das alle Streitigkeiten entscheiden sollte. Maximilian war ein Freund der Städte und zumal hielt er sich in den elsässi-fchen Reichsstädten gern auf, da er zugleich auch Landgraf vom Elsasse war. Die Straßburger besuchte er oft und war bei ihnen sehr beliebt. In dem Kriege, den er gegen den Pfalzgrafen vom Rhein führte, wurde er von Straßburg durch Geschütz und Mannschaft unterstützt. Im Frieden nahm er dann dem Pfalzgrafen die Landvogtei über die 10 Reichsstädte ab und vereinigte sie mit der Landgrasichast in feinem Hause. Nur etwas wollte den Bürgern nicht gefallen, daß der Kaiser so viel Geld brauchte. Aber er wußte sie immer wieder zu versöhnen; bisweilen brachte er ihnen

4. Elsässische Geschichtsbilder - S. 48

1884 - Straßburg : Bull
— 48 — 13 mal Stadtmeister und 91 mal Gesandter Straßburgs. Immer hielt er die Ehre, das Recht und die Freiheit seiner Vaterstadt aufrecht. Besonders warm nahm er sich auch des Schulwesens an. Er hat den Hauptanteil an der Gründung des Gymnasiums, dessen erster Rektor Johannes Sturm wurde. Es war dies nur ein Namens-, aber nicht ein Blntsgenosse des genannten Staatsmannes. Er verwandelte später die Schule in eine Akademie, die im Jahre 1621 von Kaiser Ferdinand zur Universität erhoben wurde, und verschaffte ihr einen Ruf, nicht bloß in Deutschland, sondern noch weiter über dessen Grenzen hinaus. — Auf Antrieb Jakob Sturms wandte sich Straßburg au den König von Frankreich zu Gunsten der französischen Protestanten und Straßburg war den Religionsflüchtigen eine sichere Zufluchtsstätte. Über 1500 kamen im Jahre 1538 dahin und wurden mit offenen Armen empfangen. In demselben Jahre traf auch Calvin, ebenfalls ein Schweizer Reformator, der von Genf vertrieben war, in Straßburg ein und wurde Prediger in der neuen französischen Kirche. Später erhob sich jedoch ein heftiger Streit zwischen den Calvimsten und Lutheranern, der mit dem Siege der letzteren endete. Während so in Straßburg die Lehre Luthers raschen und allgemeinen Anhang fand, faßte sie im übrigen Elsasse wenig festen Boden. Das Hauptbollwerk des Katholizismus war Ensish eim, der Sitz der österreichischen Regierung. Auf deren Seite stand auch der größere Teil des Adels. Im Oberelsasse waren es allein Mülhausen und Münster, in denen die Anhänger des Protestantismus überwogen; ersteres war von der Schweiz her für das neue Bekenntnis gewonnen worden. In Colmar und Mar-kirch war die Bürgerschaft geteilt. Im Niederelsasse blieben Zabern, Molsheim, Oberehnheim, Hagenau, Schlett-stadt dem Katholizismus treu, der Protestantismus war herrschend in Landau und Weißenburg. Der Bauernkrieg. (1525.) Die Kirchentrennung erzeugte in ihrer Entwickelung die L>ekte der Wiedertäufer, so genannt, weil sie die Kindertaufe verwarfen und eine nochmalige Taufe an den Erwachsenen verlangten. Ihr

5. Elsässische Geschichtsbilder - S. 49

1884 - Straßburg : Bull
— 49 — Führer war Thomas Münzer. Er hielt sich weder an göttliche noch an menschliche Gebote und sagte, man müsse nur den unmittelbaren Eingebungen Gottes Gehör geben. Er verlangte Gütergemeinschaft, Freiheit des Menschen von allen Gesetzen und verwarf jedes staatliche Ansehen. Überall zog er umher und rief zur offenen Gewalt auf. Seine Lehre nahm besonders das Landvolk gierig auf, da es unter hartem Drucke litt. Im Sundgau predigte Johannes Berner im Geiste Münzers, und überall zündeten feine Worte. Im Anfange des Jahres 1525 fanden die ersten Zusammenrottungen statt. Bald ging man zur That über. Große Haufen durchzogen das Land, plünderten und brannten, wo sie nur hinkamen und verwüsteten besonders Kirchen, Klöster und Schlösser. Da ihre Scharen immer mehr anwuchsen, so suchten sie sich auch der Städte zu bemächtigen. Sie rückten vor Sulz und erzwangen die Aufnahme. Verstärkt durch abscheuliches Gesinbel zogen sie auf Gebweiler los und verlangten Öffnung der Thore. Da das niebere Volk in der Stadt mit den Bauern brausen im Einverstänbnisse war, so mußte ihr Begehren erfüllt werben. Klöster und Kirchen würden gebranbschatzt und was nur von Wertsachen zu finden war, wurde mitgenommen. Die Abtei Murbach hatte basfelbeloos. Der Bauern Versuch, Ensish eim zu nehmen, würde abgeschlagen, ba die Regierung alle Anstalten zur Verteibigung getroffen hatte. Am 30. August würden die Bauern von Ebelleuten bei Jllzach angegriffen und ein großes Blutbab unter ihnen angerichtet. Ihre Wut wurde baburch noch mehr entflammt, wahrhaft gräßlich würden ihre Thaten. Die unerhörtesten Greuel begingen sie beim Nieberbrennen von Klöstern und Schlössern. In Uff holz sperrten sie sämtliche Bewohner in die Kirche, um ungestörter ihre Räubereien begehen zu können. Unterbeffen rüstete sich der Abel bebeutenb, um ihnen entgegen zu treten. Daburch verloren sie ihren Mut und zerstreuten sich, nachbent sie das Land in das größte Elend gebracht hatten. Ein blutigeres Ende fanden die aufständischen Bauern im Nieberelsasse. Hier hatten sich drei Haufen gebildet, die natürlich ebenfalls die Schätze der reichen Klöster als gute Bente ansahen. Scharenweise flüchteten sich Mönche und Nonnen auf den einsamen Gebirgspässen nach Lothringen. — Der eine Haufe zog unter Erasmus Gerber vor Zabern, die Resibenz der Bischöfe von (Straßburg und verlangte, die Stadt solle die Thore

6. Deutsche Geschichte - S. 26

1881 - Straßburg : Schultz
26 Vlkerwanderung. Neugegrndete deutsche Herrschaften. Volke verschmelzen. Daher lie er zwar seinen Goten den dritten Teil des Landes abtreten, aber er legte denselben auer der Ver-pflichtung zum Kriegsdienste auch eine Grundsteuer auf, was sonst bei deutschen Vlkern nicht gewhnlich war. Anderseits lie er den rmischen Senat und das rmische Recht in seiner Geltung, zog an-gesehene Rmer, wie den edlen Boethius, in seinen Rat und bediente sich in seinen Erlassen der lateinischen Sprache. Fr Knnst und Wissenschaft zeigte er ein lebhaftes Interesse; seine Residenz Ravenna schmckte er mit Kirchen und Palsten, die zum Teil, wie auch sein prchtiges Grabmal, noch jetzt erhalten sind. Auch in religiser Beziehung zeigte er sich mild und vershnlich. Denn obgleich die beiden Parteien der Kirche, die Arianer und Athanasianer, sich in wtendem Hasse entgegenstanden, gewhrte er, selbst* ein Arianer, doch den Athanasianern die vollstndigste Duldung. Doch seine Bemhungen hatten keinen Erfolg; die Rmer betrachteten die Goten als fremde Barbaren, und vor allem hinderte der religise Gegensatz jede Annherung. So lange nun die Kaiser in Constanti-nopel selbst der arianischen Richtung zugethan waren, hatte dies keine weiteren Folgen, als aber dort die athanasianische Richtung die Ober-Hand erhielt, entstanden Verbindungen zwischen Rom und Constanti-nopel, die auf den Umsturz des gotischen Reiches abzielten. Ver-bittert durch diese Wahrnehmungen wurde Theoderich hart und grausam; er verfolgte nun die Athanasianer und lie den Bosthius einkerkern und hinrichten. Doch bereute er die rasche That und starb in trben Ahnungen (526). 2. Machtstellung und Charakter der deutschen Staaten. Nie wieder im Lause der Geschichte hat die deutsche Nation in Europa so weit geherrscht, wie in den Zeiten des groen Theoderich. Auer dem eigent-lichen Deutschland, wo jetzt ihre Sitze bis zur Elbe reichten, war ganz Gallien, Spanien und Nordafrika, endlich das frher rmische Britannien in ihrer Gewalt; dazu kam das groe Ostgotenreich in den oben angegebenen Grenzen. Und in allen diesen Staaten lebte das Bewutsein, da man ein groes Brudervolk sei; Gesandte kamen und gingen mit Geschenken und Auftrgen von Hof zu Hof. Snger ver-kndeten den Ruhm und die Thaten der Könige. Freilich waren es nicht mehr die alten Germanen, wie wir sie in Armut und Sitten-einsatt aus Tacitus kennen. Zunchst tritt uns die Vernderung der Verfassung entgegen. Nur bei wenigen Stmmen, die in der Heimat geblieben waren, findet sich noch die alte republikanische Freiheit; die groen Vlkerbndnisse erheischten ein starkes König- * Der Hauptunterschied der Lehre des Arius und Athanasius bezog sich auf das Wesen Christi: Ersterer behauptete, da Christus mit Gott wesenshnlich, letzterer, da er wesensgleich sei. Die Lehre des Arius war unter dem Vorsitze Constantins schon auf dem Concil zu Nica (325) und nochmals unter Theodosius aus dem Concil zu Constantinopel (381) verurtheul; war aber noch nicht unterdrckt.

7. Deutsche Geschichte - S. 137

1881 - Straßburg : Schultz
Die Hussitenkriege. 137 e. Die Hussitenkriege (14191434). Die Reformversuche des 1419-1434 Konzils zu Kostnitz waren besonders durch die Sittenverderbnis her-vorgerufen worden, die nach dem Untergang der Hohenstaufen und dem groen Schisma in erschreckender Weise die niedere und hhere Geistlichkeit, ja sogar mehrere Ppste, ergriffen hatte und die von dem besseren Teile der Geistlichkeit schwer gergt wurde. Aber es traten auch bereits einzelne Männer auf, welche die bisher geltenden Lehren der Kirche auf Grund ihrer Studien in der heiligen Schrift an-griffen. Die bekanntesten derselben sind der Englnder John Wy-kliffe (f 1384) und der Tscheche Johann Hu. Johann Hu, gebrtig aus Hussinetz in Bhmen, war einer der berhmtesten Lehrer der Universitt Prag; auch als Beichtvater der Gemahlin Wenzels nahm er eine einflureiche Stellung ein. Durch das Studium der wykliffitischen Schriften wurde er fr eine Kirchenreformation gewonnen und predigte seitdem diese Lehren mit groem Eifer und groem Beifall. Zugleich war er das Haupt der tschechischen Partei an der Universitt Prag und fetzte durch seinen Einflu bei Wenzel durch, da von nun an die bhmische Nation an der Universitt 3 Stimmen, die deutsche nur 1 haben sollte, während bisher das Verhltnis umgekehrt gewesen war. Dies hatte die Grndung der Universitt Leipzig zur Folge, wohin die erbit-terten Deutschen, Professoren sowohl wie Studenten, auswanderten (1409). Obgleich Hu die Partei des Pisanischen Papstes ergriffen 1409 hatte, so predigte er doch gegen den Ablahandel* Johanns Xxiii und wurde deshalb und wegen seiner Irrlehren mit dem Banne be-legt. Da er an ein allgemeines Konzil appellirte, wurde er von Sigismund auf das Konzil zu Kostnitz berufen, wohin er auch wirklich unter einem von Sigismund ihm gewhrten sicheren Geleite kam. Aber schon wenige Tage nach seiner Ankunft wurde er auf Befehl Johanns Xxiii verhaftet. König Sigismund war zwar anfangs hierber sehr erbittert; da er aber durch die gewaltsame Befreiung des Gefangenen das ganze Konzil zu sprengen frchtete, lie er unter dem Vorwande, da man einem Ketzer sein Wort nicht zu halten brauche, dem Papste und dem Konzile freie Hand. Nun wurde Hu mehrmals vor das Konzil gefhrt, dort verhrt und schlielich zum Widerrufe feiner Lehren aufgefordert. Dagegen er-klrte Hu, da er nur dann widerrufen knne, wenn er aus der Bibel widerlegt wrde. Und da er bei dieser Ansicht trotz vieler Versuche, ihn zur Nachgiebigkeit zu bringen, verblieb, excommunicirte ihn das Konzil und bergab ihn als berfhrten, hartnckigen Ketzer der_ weltlichen Obrigkeit zur Bestrafung. Nach altem Rechte bestand diese in Verbrennung. Diesen Tod erduldete Hu (1415) mit groer 1415 Standhaftigkeit, Ergebung und Sanftmut, wie auch von seinen Geg-nern zugestanden wurde. Er wurde von dem Konzile und nicht vom * Er wurde gepredigt, um Geld zu einem Kreuzzuge gegen Neapel zu erlangen. 1

8. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 61

1867 - Rostock : Hirsch
61 die Glocken erfunden und sogleich zum kirchlichen Gebrauch verwandt. Damit ihr Schall weithin zu hören sei, wurden Thürme an die Kirchen gebaut und die Glocken hineingehängt, daß sie von oben herab der Gemeinde zurufen sollten: „Kommet, denn es ist alles bereit." Als Gesänge dienten die Psalmen und Loblieder der Bibel. Eigene Ge- sänge zu dichten, galt anfangs für ungeziemend und unwürdig. Nur die Heiligen wagte man mit selbstgedichteten Liedern zu preisen, weil die Bibel derartige Lieder, wie sie für diesen Zweck gesucht wurden, nicht enthielt. Auf solche Weise aber gewöhnten sich die Christen daran, noch andre Lieder als die Psalmen der Bibel bei ihren Gottesdiensten zu singen, so daß man bald auch Lieder zu Ehren des großen Gottes dichtete. Manch köstliches Lied ist damals gesungen worden. Viele unsrer schönsten Gesänge, z. B. „Allein Gott in der Höh sei Ehr", „O Lamm Gottes unschuldig", „Herr Gott, dich loben wir" und andere sind alte lateinische Gesänge gewesen und später nur ins Deutsche übertragen. 8. Wie die Christen mit Ernst auf Zucht und gute Ordnung gehalten haben. Die Gemeinde des Herrn soll nicht Flecken oder Runzeln haben, sondern herrlich, heilig und unsträflich sein, weil Christus sich selbst für sie gegeben und sie gereinigt hat. Also lautet der Wille Gottes an sein Volk. Diesem Willen Gottes geniäß trachteten die Christen mit großem Ernst dahin, Zucht und Ordnung aufrecht zu halten und die Sünde aus ihrer Mitte zu entfer- nen. Alle, welche beharrlich irrige Lehre vortrugen oder durch grobe Sün- den das Taufgelübde gebrochen hatten, wurden von der Gemeinschaft der Kirche ausgeschlossen und nicht eher wieder aufgenommen, als bis sie ein öf- fentliches Bekenntniß ihrer Sünden abgelegt und durch ihren Wandel bewie- sen hatten, daß es ihnen mit ihrer Buße ein rechter Ernst war. Hierfür nur ein Beispiel. Unter dem Kaiser Theodosius war in Thessa- lonich ein Aufstand ausgebrochen, und mehrere kaiserliche Beamte waren da- bei getödtet worden. Da das dem Kaiser angesagt ward, wurde er sehr zor- nig und gab Befehl, die Stadt ans das härteste zu strafen. Doch der Bi- schof Ambrosius trat zu ihm und sprach: „Riein Herr und mein Kaiser, ver- gieb dem Volke und tobte nicht die Gerechten mit den Gottlosen!" — und der Kaiser verzieh den Aufrührern. Doch als seine Räthe ihm nachher vor- stellten , daß solch eine Übelthat ernste Strafe verdiene, gab er wiederunl Befehl, daß das Kriegsvolk über die Thessalonicher herfiel und sie züchtigte, und es wurden 7000 Menschen vom Schwerte erwürgt. Ambrosius schrieb darüber an den Kaiser ehrerbietig, aber ernst, hielt ihm sein Unrecht vor und erinnerte ihn des Wortes: „Die Rache ist mein, spricht der Herr, ich will vergelten." Der Kaiser aber antwortete ihm kein Wort. Am nächsten Sonntage wollte der Kaiser mit seinem ganzen Gefolge zur Kirche gehen und mit der Gemeinde das Abendmahl feiern. Da trat ihm an der Schwelle des Gotteshauses Ambrosius entgegen, hielt ihn zurück und sprach: „Du

9. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 67

1867 - Rostock : Hirsch
67 ausgezeichnetsten Werkzeuge Christi für die Ausbreitung des Evan- geliums im nördlichen Deutschland. Winfried kam nach dem Hessenlande und arbeitete dort in so großem Segen, daß in kurzer Zeit Tausende dem Heidenthume ent- sagten und sich zu dem Herrn Christo bekannten. Der Ruf von seinen außerordentlichen Erfolgen drang bis nach Rom und bewog den Papst, ihn zum Bischof über die von ihm bekehrten Christen zu weihen. Die Zahl der Christen mehrte sich täglich; aber bei der Menge der Übertretenden konnten unmöglich alle Bekehrungen gründlich sein. Viele nahmen äußerlich den Christenglauben an, blieben aber in ihrem Leben und Wesen ganz, wie sie vorher gewesen wa- ren. Bonifacius hatte oft große Noth, einzelne Stücke des heid- nischen Aberglaubens zu vertilgen. Da stand z. B. im Hessenlande eine große, uralte Eiche, welche dem Donnergotte Thor heilig war. Selbst die Getauften konnten sich nicht überwinden, die Scheu vor dem heiligen Baume abzulegen. Deshalb beschloß Bonifacius, die Eiche zu füllen. In Gegenwart einer großen Versammlung zeugte er zuerst von Gott, der die Eichen geschaffen hätte und von den Menschen verehrt werden wollte; dann hob er die Axt auf und führte den ersten Streich gegen den Baum. Lautlos stand das Volk umher und wartete mit klopfendem Herzen, ob nicht der Frevler von beut Donnergotte zerschmettert werden würde. Aber alles blieb ruhig in: Himmel und aus Erden. Als der letzte Hieb gethan war und der Baum mit Krachen umfiel, ohne daß die Blitze des zürnenden Gottes den Missethäter getroffen hätten, war für die Heiden die Nichtigkeit des heidnischen Götzendienstes erwiesen. Von hier aus durchzog Bonifacius das mittlere Deutschland nach allen Richtungen, nach Ost und West, nach Süd und Nord; überall predigte er, taufte er, baute er Kirchen und setzte Prediger ein. Sobald der Papst erkannte, welcher Segen von Gott auf deul Werke dieses Mannes ruhte, ernannte er denselben zum Erz- bischof und Haupt der ganzen deutschen Christenheit. In dieser Hoheit Würde that Bonifacius alles Mögliche, mit die zerstreuten Glieder der Kirche in Deutschland zusammenzubringen; er richtete allenthalben kirchliche Ordnungen auf, stellte die vergessenen Syno- den wieder her, machte häufig Visitationsreisen und suchte überall zu bessern, wo Besserung noth that. Er hat eine gemeinsame deutsche Kirche und damit erst ein deutsches Volk geschaffen. Vor Bonifacius gab es in dem jetzigen Deutschland eine Menge ein- zelner Völkerschaften, die wenig oder gar keine Gemeinschaft mit 5*

10. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 76

1867 - Rostock : Hirsch
76 Stadt, darin ein Apostel selbst gepredigt, galt für zuverlässiger in der Lehre, als der Bischof in einer Stadt, darin nie ein Apostel gewesen war. Beides wirkte zusammen, den Bischof von Rom über alle andern Bischöfe zu er- heben. Rom war die Hauptstadt der Welt und der Ort , wo die beiden großen Apostel Paulus und Petrus den Märtyrertod erduldet hatten. So erkannten die Christen dem Bischöfe von Rom den Vorzug vor allen andern Bischöfen zu, nannten ihn ehrfurchtsvoll den Lehrer der Welt und redeten ihn mit dem ehrenden Namen „papa“, „Vater", „heiliger Vater", an. Aus „papa“ ist das Wort „Papst" geworden. Das Ansehen des Papstes wurde noch gemehrt durch zwei Fabeln, die damals aufkamen und verbreitet wurden. Die erste Fabel war die, daß der Herr Christus den Apostel Petrus vor allen andern Aposteln bevorzugt und insonderheit zu seinem Stellvertreter auf Erden ernannt habe; die andere Fabel sagte aus, daß Petrus der erste Bischof von Rom gewesen sei und sein Amt unverkürzt mit allen Rechten seinen Nachfolgern Übermacht habe. Beide Fabeln wurden willig geglaubt, und nun galt der Papst als das Haupt der Christenheit nach Gottes Recht. Ausgezeichnete Päpste der ersten Zeit thaten aber allen Fleiß, das An- sehen des päpstlichen Stuhles zu befestigen und zu vergrößern, indem sie stets die reine Lehre vertheidigten, unschuldig Verfolgte nach Möglichkeit schützten und wider alle Ungerechtigkeit ohne Menschenfurcht ihre Stimme er- hoben. Bei alle dem aber waren sie in weltlichen Dingen der Macht des Kaisers, als des Herrn von Rom unterworfen. Doch auch dies änderte sich. Kaiser Konstantin hatte dem römischen Bischöfe einen Palast in Rom zur Wohnung geschenkt. Von da an wetteiferten Kaiser und reiche Leute, dem Papste Geschenke zu machen, besonders seit die Gaben an die Kirche zu den Werken gerechnet wurden, welche ein Verdienst vor Gott geben sollten. All- mählich wurde der Papst ein reicher Herr, der in Italien, Frankreich und Deutschland, ja, selbst in Asien und Afrika eine Menge liegender Gründe hatte und der größte Gutsbesitzer im Abendlande war. Ta brach im Jahre 754 aus dem nördlichen Italien das kriegerische Volk der Longobarden gegen Rom vor. Der Papst bat den Frankenherrscher Pipin um Hülfe. Pipin kam, schlug die Longobarden und schenkte das Land, welches er ihnen ab- nahm, dem Papste, dasselbe als weltlicher Fürst zu besitzen. Das war der Anfang des Kirchenstaates. Der Papst war nun beides , das Haupt der abendländischen Christenheit und ein weltlicher Herr, wie die Könige dieser Erde. Auf die ersten großen Päpste, welche ihre Macht gebraucht hatten, die Unschuld zu schützen und die Gottlosigkeit zu strafen und Recht zu üben auf Erden, folgte eine Reihe von Männern, welche es fast darauf angelegt zu ha- den schienen, alles wieder niederzureißen, was ihre Vorgänger aufgebaut hatten. Einige von ihnen waren schwach und konnten nichts ausrichten; die meisten aber waren nichtswürdig und lasterhaft und dabei so schamlos, daß sie es nicht einmal der Mühe werth hielten, ihre Schande zu verbergen. Ein
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