Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
126 Die Geschichte des alten Reichs bis zum Dreißigjährigen Krieg.
alle etwas zu sagen haben? Die Kinder sollen die gesetzlichen Grundlagen der
Volksvertretung gewissermaßen selber suchen und finden: Es können nicht alle
im Reichstage sitzen; Nachweis. Welche Männer man schicken soll? Klugheit,
Erfahrung in Staatsangelegenheiten. Wie können dann die andern mitreden,
die nicht im Reichstage sitzen? Wahl; allgemeines, gleiches, geheimes Wahl-
recht. Entschädigungsfrage: Diäten, Eisenbahnfahrt. — Alle diese Dinge sind
so bekannt und so oft dargestellt, daß hier ruhig auf eine Wiederholung ver-
zichtet werden kann.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung]]
TM Hauptwörter (200): [T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau]]
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136 Die Gründung des neuen Deutschen Reiches.
Krieg.) Auch der Reichstag muß einverstanden sein. Erst dann kommt das
Gesetz wieder an den Bundesrat, und endlich setzt der Kaiser seinen Namen
darunter, und jetzt erst dürfen die neuen Steuern verlangt werden.
So kann dann keiner sagen: Mir gefällt das nicht. Denn alle sind
gefragt worden. Die Fürsten und Städte und das deutsche Volk selber.
Und damit ja keiner hinterher doch denkt: Ach, der Kaiser nimmt das
Geld doch für sich — ist noch eine andere Einrichtung getroffen. Jedes Jahr
müssen die Minister des Kaisers aufschreiben, wieviel Geld das Reich einnehmen
wird, und wofür es ausgegeben werden soll. Diese Aufstellung müssen die
Minister zuerst dem Bundesrat und dem Reichstag zeigen. Da kann jeder
genau nachsehen, ob das Geld auch zum Wohle des Reiches ausgegeben
werden soll. Fm nächsten Jahre dann, wenn das Geld ausgegeben ist, müssen
die Rechnungen vorgelegt werden, in denen ganz genau aufgeschrieben ist, daß
das Geld auch wirklich für das ausgegeben worden ist, wofür es bestimmt
war. Auf diese Weise können sich alle davon überzeugen, daß kein Geld
unnütz ausgegeben wird, und alle können getrost und freudig sein. Es ist
gut so.
Damals als der Große Kurfürst noch lebte, war das noch nicht so. Er
hatte ja auch keine Fürsten in seinem Lande, und das Volk dachte damals
noch nicht so weit.
3. Die Nachfolger des Großen Kurfürsten.
Da hat der Große Kurfürst einen schönen Anfang gemacht.
Wenn das so weiter ging, war Preußen bald stark genug, das neue
Reich zu gründen. Es ist aber zunächst nicht so weiter gegangen.
Des Kurfürsten Sohn war nicht wie sein Vater. Er hat nicht viel
getan, um Brandenburgs Macht größer zu machen. Doch etwas.
Sich und seinen Nachfolgern erwarb er einen stolzen Namen, den
Königstitel. (Ganz kurz.)
Besser ging es wieder unter seinem Sohne, Friedrich Wilhelm I.
Wir haben jetzt schon aus der Geschichte gelernt: Der Staat, der
etwas gelten will, der sich seiner Feinde erwehren will, muß ein
tüchtiges Leer haben. Das wußte Friedrich Wilhelm ganz besonders
gut. Darum hat er beinahe alle seine Mühe und seine Kraft darauf
verwendet, ein starkes Äeer aufzustellen. And er hat viel erreicht.
38000 Mann zählte das preußische Leer, als er zur Regierung kam.
83 Ooo war es stark, als er die Augen schloß. Doch das ist noch nicht
alles. Die bloße Zahl erzählt uns nicht genug davon, was dieser
König alles für das preußische Ewer getan hat. Soldaten hat man
ja auch im Dreißigjährigen Krieg gehabt. Aber es kommt daraus
an, was für Leute diese Soldaten sind. Wir wissen, im Dreißig-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
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42
Wege zum Staatsgedanken,
haben. Die Erkenntnis, daß es in jedem gut eingerichteten Staate
so sein muß, wenn er bestehen will, wird nun angewandt auf die
oben bezeichneten Stoffe. Es wird deutlich gemacht, wie die ver-
schiedenen Weltreiche zusammenbrachen, weil sie keinen Lalt mehr
hatten im Willen, in den Interessen des Volkes, das Träger des
Weltreichs war. Wieder ersteigt die Darstellung freudig den Gipfel,
indem sie in jenem Schlußkapitel: „Das heutige Deutsche Reich als
Weltmacht" erkennen läßt, wie einzig und allein die Interessen des
deutschen Volkes, die Sorge um Nahrung, Kleidung, d. h. um die
Arbeit für die raschwachsenden Millionen unseres Volks, das
Deutsche Reich in die Reihe der Weltmächte hineingezwungen haben.
Aus der freudigen Gewißheit: Das Deutsche Weltreich ruht sicher in
den Interessen des deutschen Volkes soll der Wille zur Weltmacht
entstehen, an dem es oft noch fehlt, und der auch bei dem einfachen Manne
vorhanden sein muß. Gewiß ist, indem dem Volkswillen schon in den
frühesten Zeiten der Geschichte solch tiefer Einfluß zugemessen wird,
wieder etwas zu verschieben an den Tatsachen. Zur Rechtfertigung
dieses Verfahrens sei auf das S. 38 Ausgeführte verwiesen.
Fragen wir wieder nach dem Ertrag dieser Stoffauswahl für
die staatsbürgerliche Erziehung, so ergibt sich leicht, daß die ganze
Darstellung eigentlich fortwährend unter dem Gedanken steht: Wie
muß ein Staat eingerichtet sein, wenn er sich selbst erhalten will?
Die Gedanken aus dem 5. und 6. Schuljahr werden von einer-
höheren Warte aus noch einmal durchdacht und durchlebt, werden
wesentlich vertieft. Die alten Erkenntnisse: Notwendigkeit einer
starken Zentralgewalt, Verteilung der Steuern vom Grundsätze der
Gerechtigkeit aus usw. erhalten ihre notwendige Ergänzung durch
die Hervorhebung, wie wichtig der Volkswille für das Leben des
Staates ist. Dieser Gedanke: Der Staat ist um des Volkes willen
da, bildet auch den Grundgedanken der Abschnitte aus der „Staats-
kunde", die sich wieder in den geschichtlichen Stoff einfügen. Ihm
wohnt die Kraft inne, Freude an Reich und Einzelstaat zu geben,
weiterauszubauen, was sich zur Staatsgesinnung in den voraus-
gegangenen Schuljahren schon herausgebildet hat.
So kommen wir nicht nur zu Leitgedanken für den geschichtlichen
sondern auch für den staatskundlichen Stoff.
Im 5. Schuljahre steht die Einrichtung der Reichsgewalt, der
Grundsatz der Notwendigkeit einer unbedingten Unter-
ordnung unter gesamtstaatliche Zwecke im Vordergründe.
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9. Der Deutsche Bund. 16!
den Einrichtungen des Reiches geändert werde. (Das gleiche trifft übrigens
für die drei Königreiche zu.)
Aber auch bei allen übrigen Beratungen, bei denen es sich nicht um eine
tiefgreifende Verfassungsänderung handelt, gibt Preußen den Ausschlag. Sagen
wir einmal beim Abstimmen sind 29 dafür und 29 dagegen — dann gilt
das, was diejenige Lälfte des Bundesrates will, bei der die preußischen
Stimmen sitzen. (Vergleiche auch S. 242.)
An den Einrichtungen des Leeres, der Zölle und einiger Steuern darf
nichts geändert werden, wenn auch alle anderen Stimmen mit Ausnahme
der preußischen es wollen.
Damit besitzt Preußen auch im Bundesrate recht große Vorrechte. Sie
sind ehrlich verdient, das haben wir aus der Geschichte der Befreiungskriege
ersehen, das wird uns die spätere Geschichte noch oft lehren.
9. Der Deutsche Bund.
Leimgekehrt waren die tapferen Krieger aus dem großen Völker-
krieg. Leller Jubel klang durch die deutschen Dörfer und Städte.
Welch' ein Wiedersehen, wenn hier der Vater, dort der Bruder, der
Sohn, der Bräutigam die heimische Schwelle wieder betraten, den Eichen-
zweig um das Laupt, vielleicht sogar das Eiserne Kreuz auf der Brust.
Drin in den Stuben, in den Wirtschaften sammelten sich die, die
nicht hatten mitziehen können, um die Leimgekehrten und lauschten
deren Erzählungen mit großen Augen und gespannten Mienen.
Mancher alte Vater, manche Mutter, manches Mädchen allerdings
standen ernst in dem lauten, frohen Kreis oder schlichen wohl auch
still und in sich gekehrt zur Seite und wischten sich ein paar heiße
Tränen ab. Sie galten den vielen, die nicht mehr erzählen konnten,
denen, die die Siegesglocken nicht mehr läuten hören durften, denen
im Donner der feindlichen Kanonen das Gewehr aus der Land
gesunken war.
Wenn dann der Blick des Erzählenden auf diese Stillen, diese
Trauernden fiel, stand er auf. Auch seine Augen wurden ernst, dachte
er doch eines lieben Kampfgefährten, dem er draußen auf dem Felde
bei Leipzig die Augen zugedrückt hatte. Leise faßte er die Land
eines Vaters, der seinen Sohn beklagte und sagte: Armer Vater,
ich ehre euern Schmerz, ich teile ihn. Doch seht, euer Sohn und
alle die vielen, vielen, die gleich ihm nicht mehr gekommen sind, sie
sind nicht vergeblich gestorben. Sie haben uns etwas erkämpft. Am
Lagerfeuer, da haben neben mir Kameraden gelegen, das waren nicht
einfache Leute wie wir. Der eine war Profesior, und dann waren
Lauptmann, Wege zum Staatsgedanken. 11
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
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Die psychologischen Grundlagen.
13
den „brennenden" Fragen zu gehören sich anschickt. Zur Machtfrage
allerersten Ranges ist aber unsere ganze wirtschaftliche Lage ge-
worden und alles, was mit ihr zusammenhängt, unsere Zoll-, Handels-
vertrags- und Schiffahrtspolitik.
Alle diese Fragen würden immer noch ein sehr enges Gebiet be-
zeichnen, wenn sie nicht ihre richtige Beleuchtung erst erhalten würden
durch die Darlegung, wie der Staat im Innern eingerichtet sein muß,
wie Kaiser- und Neichsgewalt, die Organe zur Durchsetzung aller
jener Interessen, zunächst in ein richtiges Verhältnis zu den Einzel-
staaten gebracht werden müssen, wie Fürstenwille und Volkswille
nebeneinander zur Geltung zu kommen haben, damit die Interessen
der Gesamtheit nicht geschädigt, sondern gefördert werden, damit der
Staat, das Reich seine volle Stoßkraft nach außen behalte. (Daß
dieses Verhältnis in der Volksschule nicht durch hochtrabende Reden
verdeutlicht werden kann, versteht sich für jeden Praktiker von selbst.
Der Verfasser glaubt im zweiten praktischen Teile dieses Buches
gezeigt zu haben, daß man kindlich bleiben kann in der Darstellung,
ohne auf das Stoffgebiet verzichten zu müssen.) Jedenfalls kann auch
die Belehrung über den inneren Aufbau unseres Reiches ganz unter
die Frage gestellt werden: Wie ist das Reich eingerichtet, damit es
mächtig und stark bleibt, um die Lebensinteressen der Nation durch-
setzen zu können?
In allen derartigen Fragen nun wird uns der
Staat als Ganzes deutlich. Sobald sich seine Kraft nach außen
wendet, ist sie durchaus einheitlich; die Strebungen des innerstaat-
lichen Lebens verschmelzen mit dem Machttriebe, der sich nach außen
richtet, zu einem einzigen geschlossenen Machtstrom.
Alle staatlichen Einrichtungen müssen dargestellt
werden als Mittel der Macht, als Mittel zur Durchsetzung
der Lebensinteressen der Nation. Dann erscheint der Staat
als Ganzes, als Äerr.
Sobald aber alles staatliche Leben unter diese Beleuchtung ge-
rückt wird, ist auch der Punkt gefunden, an dem die großen Ge-
danken vom Staat und die kleinen Anliegen und Neigungen des kind-
lichen Lerzens sich nähern, sich berühren, so weit diese beiden Kreise
auch auseinander zu liegen scheinen.
Nur dürfen wir uns nicht scheuen, wenn wir die Gemütslage
im Kinde aufzusuchen beginnen, die der Erfassung des Staates als
Machtorganisation am günstigsten ist, bis zum kindlichen Treiben hin-
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9. Rudolf von Labsburg.
109
wohnlich den Kaiser zu wählen, zu „küren" (Kurfürsten). Die
regierten mit im deutschen Lande. Wenn der Kaiser Krieg führen
wollte, mußte er zuerst diese Kurfürsten fragen (1356). Später
bildete sich sogar ein „deutscher Reichstag". Dem gehörten zuerst
nur die Fürsten an. Später erhielten auch die Städte das Recht,
darin mitzureden. Aber was war denn da zu reden? Nun, wie der
Kaiser regieren sollte, ob man ihm ein Leer zum Kriege stellen
wolle, wie groß es sein dürfe, und wie lange man ihm die Soldaten
lassen wolle. — Wollen wir von diesen traurigen Zeiten weiter
reden? Genug, daß wir wissen: Das alte deutsche Reich fällt
immer mehr auseinander. Immer neue Fürsten und Fürstentümer
entstehen. Immer weniger hat der Kaiser zu sagen. Langsam wird
dieses einst so stolze Reich der Spott der Fremden.
Staatskunde: Es ist ein Glück für unser heutiges Reich, daß der Kaiser
heute nicht mehr mit den Fürsten und Städten verhandeln muß, ob sie ihm
ein Leer stellen wollen oder nicht. Wir haben schon gesprochen von dem
ewigen Gesetz, der „Verfassung". Nun in diesem Gesetze steht auch der
kurze aber wichtige Sah: „Jeder Deutsche ist wehrpflichtig," d. h. er kann ge-
zwungen werden, mit den Waffen dem Vaterlande zu dienen.
Wenn heute ein Feind das Reich anfällt, braucht der Kaiser nicht zu
fragen: Ihr Fürsten, gebt ihr mir die Erlaubnis, daß ich ein Leer aufstelle?
Er wird einfach befehlen: Ihr Männer alle vom 19.—45. Jahre habt euch zur
Fahne zu stellen — und man wird ihm gehorchen ohne Zögern. (Lier ist die
Mitwirkung des Bundesrates bei einer Kriegserklärung ohne vorausgegangenen
feindlichen Einfall ausgeschaltet, weil die Kinder ja vom Bundesrate nichts
wissen.)
Nicht alle gesunden tauglichen Leute dienen. Wir haben deren im Deutschen
Reiche so viele, daß es viel zu viel Geld kosten würde, sie alle auch Soldaten
werden zu lassen. Viele werden deshalb bei der Musterung heimgeschickt, ohne
daß sie Soldat zu werden brauchen.
Ja, auch das ist in jenem ewigen Gesetze, in der Verfassung, ausgemacht,
wieviel Soldaten stets unter der Fahne stehen sollen. Die Verfassung sagt:
Ein Prozent der Bevölkerung. (Daß sie später durch Reichsgesetz abgeändert
werden kann, bleibt hier auch noch außer Betracht.)
Weil das alles in unserer „Verfassung" steht, kann es nicht mehr vor-
kommen, daß etwa einige Fürsten und Staaten trotzig sagen: Kaiser, wir stellen
dir keine Soldaten. Damit wäre der Bund der Staaten zerrissen. Die anderen
Staaten hätten das Recht, zu sagen: Der Kaiser muß die Widerspenstigen dazu
zwingen. And der Kaiser müßte das tun, selbst durch einen Krieg gegen den
trotzenden Staat, wenn es nötig sein sollte (Bundesexekution). So brauchen wir
also nicht mehr zu fürchten, daß das Deutsche Reich wieder einmal so machtlos
werden würde wie zur Zeit der alten Kaiser.
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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TM Hauptwörter (200): [T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung]]
Extrahierte Personennamen: Rudolf_von_Labsburg Rudolf Lier
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
2. Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst von Brandenburg. (1640—1688.) 135
Kaiser war weniger gezwungen einzugreifen als der Kurfürst.
Daß dieser sich darin so kühn und kräftig zeigte, hat ihm bei den
übrigen Deutschen Respekt verschafft. Das mußte so sein, wenn
von diesem kleinen Reiche im Norden das neue deutsche Reich ge-
gründet werden sollte.
Staatskunde: Lat aber nicht der Große Kurfürst doch etwas viel ver-
langt, als er die Steuern ganz allein festsetzen wollte? Er meinte es ja gut.
Aber es hätte doch auch einmal ein Herrscher kommen können, der es nicht so
gut meinte. Was würdet ihr denn unserm eigenen Reiche wünschen? Soll
unser Kaiser die Steuern allein festsetzen? (die Kinder kommen sicher mit einem
unbedingten Ja.) Ihr denkt: Unser Kaiser ist gut; er will nur das Wohl
seiner Untertanen, wir können ihm ruhig vertrauen.
Und da habt ihr ganz recht. Aber seht, es wäre doch auch nicht gut.
Da gäbe es manchen, der würde sagen: Ich möchte nur wissen, wohin das
viele, viele Geld kommt, das wir Deutsche an Steuern zahlen. Dann würden
wohl argwöhnische Leute antworten: Ach, das braucht der Kaiser für sich selbst.
Was dann? Dann würden noch andere mißtrauisch werden und würden unsern
Kaiser nicht mehr so lieb haben.
Und dann denkt doch auch an die deutschen Fürsten und die drei freien
Städte. Würden die nicht zuletzt denken: Wir haben gar nichts mehr zu
sagen. Alles kommandiert der Kaiser. Dann hätten sie keine Freude mehr am
Reiche. Das wäre doch ein Unglück. Dann wäre es ja wieder wie im alten
Reiche.
Das alles haben die Männer, die unser heutiges Reich gezimmert haben,
vorausgesehen. Deshalb richteten sie es so ein, daß nicht der Kaiser allein die
Steuern zu bestimmen hat. Zunächst schufen sie den Bundesrat. Das ist
eine Versammlung von 58 Männern, die in Berlin zusammenkommen. And
zwar werden diese Männer von den deutschen Fürsten und Städten geschickt.
Es ist in jenem Gesetz, von dem wir schon oft gesprochen haben, in der Ver-
fassung, genau vorgeschrieben, wieviel solcher Männer jeder Staat schicken
darf: Preußen 17, Bayern 6, Sachsen 4, Württemberg 4, Baden 3, Äessen 3,
Elsaß-Lothringen 3, Mecklenburg-Schwerin 2, Braunschweig 2, alle anderen
je 1. Run braucht das Königreich Preußen nicht etwa gerade 17 Männer zu
senden. Wenn es einen schickt, so gilt das, was er sagt, soviel, als wenn
17 Männer da säßen und dasselbe sagten.
Wenn nun neue Steuern eingeführt werden sollen, so gibt der Kaiser
seinen obersten Dienern und Ratgebern, den Ministern, den Befehl: Ihr
schreibt mir ganz genau auf, welche Steuern ausgestellt werden sollen, wer sie
zahlen soll usw. — Das tun sie nun, und was sie aufgeschrieben haben, kommt
an den Bundesrat. Der liest es sorgfältig durch und berät, ob das auch gut
ist. Jeder Fürst eines deutschen Staates und der Oberbürgermeister einer
freien Stadt sagt nun seinen Abgesandten, ob er mit dem Gesetz einverstanden
ist oder nicht. Ist er einverstanden, dann — meint ihr wohl — sei das Gesetz
fertig. Rein.
Jetzt wird noch jemand gefragt. Das ist der „Reichstag". Das ist
aber ein anderer Reichstag als der von 1648. Die Männer im Reichstag sind
vom ganzen deutschen Volke geschickt. (Vergl. V. Schuljahr: Dreißigjähriger
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Ergänzungen.
/^ie Ausführungen zu geschichtlichen Themen im praktischen Teile
können naturgemäß keinen Anspruch auf erschöpfende Darstellung
machen. Sie wollen nur die Leitgedanken der einzelnen Schuljahre
wie des gesamten Stoffes, die Art der Beschneidung der Stoffmassen
und die Zuspitzung der einzelnen Themen auf den Staatsgedanken
hin deutlich machen. Ebensowenig können die Ausführungen zur
„Staatskunde" als erschöpfend gelten. Sie sind nur Beispiele.
Seite 135, Zeile 27: lies 61 Männern.
Seite 161, 1. Abschnitt: Seitdem nun die elsaß-lothringische
Verfassung in Kraft getreten ist, kann es eine Stimmengleichheit
im alten Sinne nicht mehr geben. Wenn Preußen jetzt nur mit
Einschluß der elsaß-lothringischen 31 Stimmen für seine Meinung
aufzubringen vermag, wenn es also ohne diese elsaß-lothringischen
Stimmen nur 28 für sich hat, ist sein Antrag abgelehnt.
Dagegen gilt die Bestimmung über die Stimmengleichheit, wenn
Preußen 32 Stimmen, einschließlich der elsaß-lothringischen, für sich
hat. Ohne diese besäß es in diesem Falle 29. Das Verhältnis
wäre also 29:29.
Straßburg, Oktober 1911.
Der Verfasser.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
160
Die Gründung des neuen Deutschen Reiches.
Preußen auch 1815 unter allen Deutschen die Lauptträger der
Kriegslast.)
Staatskunde: Was hat denn nun Preußen für alle diese Opfer be-
kommen? so fragt ihr. Die Antwort ist schnell gegeben: Es bekam seine ver-
lorenen Provinzen wieder, hat sogar noch etwas mehr bekommen. Dafür
aber, daß es für die Befreiung von ganz Deutschland soviel geopfert hat, gab
man ihm eigentlich nichts. Warum? Ihr erratet's. Österreich wollte es nicht
stark werden lasten, und die Fremden haben auch kein mächtiges Preußen
gewollt. Von einem neuen Reich unter Preußens Führung war erst recht
keine Rede.
Die deutsche Kaiserkrone wollte verdient sein. Es bedurfte noch jahr-
zehntelanger, stiller Arbeit Preußens in und für Deutschland, bis alle ihm
die Führung willig zuerkannten. Als es aber einmal so weit war, da mußte
Preußen auch den verdienten Lohn erhalten. Der bestand in einer Reihe von
Vorrechten. Sehen wir sie uns an.
Wir wollen jetzt nicht daran denken, daß der preußische König Kaiser ist
und deshalb eine Anzahl Äerrscherrechte besitzt. Versetzen wir uns in den
Bundesrat. Dort gibt es nur verbündete Fürsten, dort stimmen die Ab-
gesandten Preußens mit wie die der anderen deutschen Fürsten. Dort sind
also alle Staaten in gewissem Sinne gleich. Ihr werdet gleich sagen: Ja,
Preußen besitzt doch mehr Stimmen als die andern. — Nein, die 17 Stimmen
bedeuten noch kein Vorrecht. Zwei Drittel von Deutschland sind preußisches
Gebiet. Wenn es also nach der Größe, nach der Bevölkerungszahl ginge,
müßte der führende Staat eigentlich etwa 38 Stimmen haben. Wenn man
die Stimmen nur zählt, möchte man eher sagen: Preußen hat sich un-
gerecht behandeln lassen, als es sich mit 17 Stimmen begnügte. — Es hatte
seine guten Gründe, warum es nur 17 Stimmen, nicht 38 wurden. Mit 38
besäße Preußen im Bundesrate stets die Mehrheit. Eine Abstimmung wäre also
ganz unnütz. Die anderen Staaten hätten sich einfach dem preußischen Macht-
spruche zu fügen. — Das wäre der allerschlechteste Weg gewesen, die anderen
zufrieden zu machen. (Warum Preußen gerade 17 Stimmen hat, kann man
den Kindern nicht sagen. Es würde tatsächlich zu weit führen, dies dar-
zulegen und könnte nach der Geschichtskenntnis dieser Stufe hier auch nicht
geschehen.)
So ist es also gut, daß Preußen nur soviel Stimmen erhalten hat, daß
die anderen es überstimmen können. Wo bleiben aber dann die Vorrechte, die
dem Staate zustehen, der der größte im Reiche ist, der die Hauptarbeit für
das neue Reich geleistet hat?
Nehmen wir einmal an, im Bundesrate sollte beschlossen werden, daß
die Zölle nicht mehr in die Neichskaste fließen, oder daß Bayern auch im
Kriege einen besonderen Oberbefehlshaber hätte, oder daß auch die andern
Fürsten im Namen des Reiches Gesandte ernennen könnten, so wäre das eine
Verfassungsänderung. (Nebenbei gesagt, wird das zum Glück niemals vor-
kommen: denn an den Bundesfürsten hat es noch nie gefehlt in der Treue
zum Reich.) — Nun kann aber an den Einrichtungen des Reiches nichts
geändert werden, sobald 14 Stimmen des Bundesrates dagegen sind. Also
kann Preußen mit seinen 17 Stimmen jederzeit verhindern, daß etwas an
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Deutschland Bayern
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182
Die Gründung des neuen Deutschen Reiches.
Preußen ist aus dem Deutschen Bunde ausgetreten. Es hatte 1815, wie
die andern Staaten übrigens auch, nur einen Vertrag geschlossen. And
einen Vertrag darf man aufheben. Ob Preußen Grund dazu hatte? Nun
wenn die andern anfingen, ihr Leer zu rüsten gegen Preußen, war für dieses
Grund genug vorhanden, den Vertrag für aufgelöst zu erklären.
Wer möchte diesem Bunde eine Träne nachweinen! An ser Reich aber,
der Bund, dem wir im tiefsten Lerzen geneigt sind, der uns lieb und teuer
ist, darf nicht so schlecht gegründet sein wie dieser Deutsche Bund. Mit
einem bloßen Vertrage also, den jeder für ausgelöst erklären darf, sobald
es ihm gefällt, ist es in einem solchen Reiche nicht getan.
Etwas anderes. Festeres mußte an die Stelle treten, ein Bund, von dem
kein Glied sich mehr trennen kann, der ewig und unauflöslich bindet. Dieses
andere ist ein Gesetz, die Verfassung, von der wir schon gesprochen haben.
Durch solch ein Gesetz kam 1866 der Norddeutsche Bund zustande, in dem
alles schon ungefähr so war wie heute im Deutschen Reiche, nur daß die süd-
deutschen Staaten noch nicht dazu gehörten.
Der König von Preußen hatte als „Präsident", — denn einen Kaiser
gab es noch nicht, — alle die Rechte, die er heute hat, und auch den Einzel-
staaten hat man die Rechte belassen, die sie heute noch besitzen.
An dieser Stelle wollen wir noch einmal zurückblicken aufs alte Reich,
auf die Kämpfe der alten Kaiser gegen die Äerzöge. Einst wollten die Kaiser
Meister werden über die Lerzöge und Grafen. Es ist ihnen nicht gelungen.
Es fehlte ihnen dazu an Land, an Soldaten und somit an der nötigen Stärke
gegenüber den Äerzögen und Grafen.
Jahrhunderte hatte es gedauert, bis Preußen so groß, so mächtig war,
daß alle deutschen Staaten es als den stärksten ansehen mußten. Doch dieser
mächtige Staat hat nun nicht daran gedacht, die andern zu zwingen, zu
unterwerfen. Meister der andern wollte Preußen nicht werden, nur
Führer, oberster Schützer. Daß das wirklich so geworden, sahen wir
schon mehrmals, das sehen wir wieder an der Einrichtung des Bundesrates.
Der Kaiser ist als König von Preußen im Bundesrate nicht etwa der Äerr,
dem die andern zu gehorchen haben, sondern nur der Bundesbruder, der die-
jenigen Rechte ausübt, die ihm die andern übertragen haben. Im übrigen
aber stimmen seine Abgesandten wie die der übrigen Staaten, und Preußen
kann so gut wie jeder andere Staat im Bundesrate überstimmt werden.
Darin unterscheidet sich die Stellung unseres Kaisers von der anderer
Kaiser und Könige. Wenn in Rußland oder in einem anderen monarchischen
Staat ein Gesetz zustande kommen soll, so muß nicht nur der Reichstag ein-
verstanden sein, sondern auch der Monarch. Das ist bei uns nicht nötig.
Wenn bei uns Reichstag und Bundesrat, d. i. also die Vertretung des
Volkes und der Fürsten, gesagt haben: Das soll Gesetz werden! so braucht
der Kaiser nicht mehr gefragt zu werden. And wenn der Kaiser auch sagen
würde: Ich will dieses Gesetz nicht, so hätte das gar keinen Wert. Der Kaiser
muß seinen Namen unter das Gesetz schreiben und es verkünden lassen, auch
wenn ihm das Gesetz nicht gefallen sollte. (Er hat kein Veto.) Er kann,
bevor das Gesetz fertig wird, im Bundesrate durch seine Abgesandten
sagen lassen, ob er das Gesetz will oder nicht. Wenn dann dort noch Ver-
treter der anderen Staaten mit ihm stimmen, sodaß einunddreißig das Gesetz nicht
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