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2. Konrad I. (911-918.)
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2. Konrad I. (911—918.)
Wo blieb der deutsche König, wenn ein Stamm in Not war?
So haben wir gefragt.
Da hat ums Jahr 911 ein Lerzog von Franken auf dem
deutschen Throne gesessen; Konrad I. hat er geheißen. Ob der nicht
geholfen hat? Ob er nicht seine Boten sandte zu allen Deutschen,
ihnen zu sagen: Kommt alle und helft, die Ungarn sind ins Land
gefallen? Seine Boten sandte er wohl. Klirrend in ihren Waffen
sprangen sie in den Sattel. Stolz und breit prangte der Adler auf
ihrem feinen Waffenrock, der Adler, das Zeichen des Königs. Lind
nun jagten sie davon nach allen Richtungen. Vor allen großen
Lösen hielten sie und überbrachten des Königs Befehl, sich zum
Kampfe zu rüsten und an einen bestimmten Platz zu kommen. Mit
Jubel wurden sie empfangen. Lange standen die Lofbewohner noch
und riesen freudig durcheinander: „Anser Lerr läßt uns rufen".
Dann ging's ins Laus, und nun hörte man's klirren und klingen
dadrinnen. Die Waffen wurden gerüstet.
Nun also. Da war's ja gut. Warum sind denn die deutschen
Stamme nicht Meister geworden über ihre Feinde? Das können
uns die Königsboten sagen. Wir wollen ihnen folgen. Eine Zeit-
lang ritten sie so von Los zu Los, tagelang. Endlich kamen sie
weit weg vom Schlosse ihres Königs. Da sing ein anderes Herzog-
tum an. Nun konnte das Pferd lange traben, ohne anzuhalten.
Los um Los tauchte vor dem Reiter aus, aber er hielt den Lauf
seines Rosses nicht an. Die Bewohner traten wohl heraus. Aber
sie kümmerten sich nicht viel um ihn. „'S ist ein Königsbote", sagten
sie, „er wird zum Lerzog wollen". „Da kommt er gerade recht",
meinte ein anderer, „unser Lerr hat den König nicht besonders
lieb". „Wird ihn wohl wieder zur Leerfahrt entbieten", lachte ein
Dritter, „werden uns wohl hüten, für den Franken ins Feld zu
ziehen". So sprachen die Männer in den Lösen. Der Königsbote
hörte nichts davon, er schaute nicht rechts noch links. Immer
weiter ließ er sein starkes Roß laufen, bis er endlich vor einem
größeren Schlosse hielt. Da wohnte der Lerzog von Sachsen. Nicht
eben freundlich empsing dieser den Boten, und ob er kommen werde
zum Krieg, sagte er erst garnicht.
Als aber der Bote fort war, da verkündete er laut den Männern,
die im großen Saale um ihn standen: „Wir bleiben zu Laus".
Das war denen recht, und jubelnd stimmten sie ihm bei.
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2. Konrad I. (911-918.)
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darf. Wohl ist jeder nur ein ganz kleiner Teil des großen deutschen Leeres,
aber auf jeden kommt es an. Je kräftiger, je klüger jeder ist, desto besser kann
er dem Vaterlands helfen, desto mehr kann ihn das Vaterland brauchen.
Darum sind auch unsere Soldaten so stolz. Jeder weiß: Auch auf mich kommt
es an.
So ist unser Leer ein starker Schutz für Kaiser und Reich, für die deut-
schen Männer aber eine gute Schule. Sie werden aber nicht nur stark und
kräftig in dieser Schule, sie lernen nicht nur stolz das Laupt erheben, weil es
auf jeden von ihnen ankommt. Durch den Dienst im Leere lernen sich auch die
verschiedenen deutschen Stämme kennen. Da kommen in einem Regiments oft
Rheinländer und Pommern, Badener und Württemberger zusammen. (Aus-
hebung in dem Bezirk, in dem der Wehrpflichtige eben wohnt.) Anfangs ver-
stehen sie sich wohl nicht ganz gut, denn jeder spricht ja etwas anders. Bald
aber gewöhnen sie sich aneinander, fühlen, daß sie Brüder sind.
Wenn es zur Zeit Konrads einen solchen Leeresdienst gegeben hätte! Wie
gut wäre es gewesen. Aber da kamen ja die Krieger der einzelnen Stämme
nicht zusammen, Sachsen zogen nur mit den Sachsen, Franken nur mit den
Franken u. s. f. And wenn die Leerhaufen verschiedener Stämme einmal zu-
sammen kamen, dann maßen sie einander mit feindseligen Blicken, und es be-
durfte nur eines geringen Anlasses, so war der Streit da.
Gewiß lag es auch an Konrad selber, daß er nicht Meister
wurde über den stolzen Sachsenherzog. Er war nicht kraftvoll, nicht
kühn genug zum Kampfe gegen den trotzigen Sachsen. Das war
sein Anglück. And gewiß hat er selber eingesehen, daß er dem
Sachsen nicht gewachsen war. Das nagte dem König an der Seele.
Wie oft mag er gesonnen und gedacht haben: Was fange ich an,
um diese trotzigen Deutschen einig zu machen? Die Gedanken be-
schäftigten ihn noch, als er auf dem Totenbette lag. Da waren
alle die vornehmen Männer aus Franken um sein Bett versammelt.
Da sah er vor allem seinen stolzen Bruder Eberhard. Er sah, wie
dieser Bruder voller Gedanken war, wie stolz er ging, wie er an
das dachte, was geschehen würde, wenn nun der König tot sein
würde. Wenn auch Eberhard nicht sprach, der todkranke König hat
seine Gedanken erraten. Er wußte, — die gehen nach der Königs-
krone ! Wie gerne hätte er sie ihm gegönnt, diesem treuen Bruder,
der so tapfer an seiner Seite gekämpft hatte. Es schnitt ihm in die
Seele, wenn er dachte, wie Eberhard traurig sein würde, wenn er
die Krone nicht erhielt. Aber über alles ging ihm doch das
Reich. Oft lag er stundenlang still auf dem Lager. Seine Augen
schauten ins Weite. Er sah es einig, dieses trotzige, widerspenstige
Volk der Deutschen, sah sie brüderlich geschart um einen mächtigen
König, der Schrecken ihrer Feinde; er sah das deutsche Land blühen
And gedeihen unter dieser Königsgewalt. So mußte es kommen,
Lauptmann, Wege zum Staatsgedanken. 6
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Extrahierte Personennamen: Konrad_I. Konrads Konrad Konrad Eberhard Eberhard Eberhard
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90 Die Geschichte des alten Reichs bis zum Dreißigjährigen Krieg.
Gottlob, die Sachsenkaiser haben nicht umsonst gelebt und ge-
stritten. Die deutschen Stämme hatten Freude an ihrem Reich;
sie wollten einig bleiben. — Aber wer sollte König werden? Es
mußten doch alle Deutschen diesen König wollen, sonst gab es gleich
wieder Zank und Streit unter ihnen. Da sind sicher viele gewesen,
die die deutsche Krone gerne für sich gehabt hätten. Za, es hätte
leicht zu einem Kampf der Stämme gegeneinander kommen können
dieser Krone wegen. Die Sachsen haben sie doch sicher nicht gerne
hergegeben, nachdem über 100 Zahre lang Sachsen Kaiser gewesen
sind. Änd die Franken? Die konnten schließlich sagen: Wir haben
die Krone den Sachsen nur gelassen, weil der sterbende Konrad es
so gewollt hat. Aber es waren ja auch noch andere da, die Schwaben,
die Bayern, die Lothringer. Die konnten vorbringen: Nun sind
Franken und Sachsen Könige gewesen, jetzt muß einmal ein Bayer,
ein Schwabe oder ein Lothringer König werden.
Glücklicherweise drohte der Streit nur, es kam nicht dazu.
Einer der neuen Fürsten des Reichs, der Erzbischof von Mainz,
verhütete ihn. Er war als Erzbischof sehr angesehen, und als er
die deutschen Edeln zur Königswahl in die Rheinebene zwischen
Worms und Mainz rief, da rückten von allen Seiten Tausende
stolzer, deutscher L-erren an. Tagelang leuchtete es von glänzenden
Panzern und schimmernden Äelmen und Schilden auf den Äöhen,
die diese Rheinebene einschließen. Tagelang tönte das Klirren der
Waffen, das Stampfen der Pferde und der laute Schall der Stimmen
durch die sonst so stillen Wälder. Drunten aber in der Ebene
selber erhob sich rasch ein buntes Zeltlager (es war Sommer). Da
unten war Deutschlands Kraft versammelt um den deutschen Strom
zur Wahl eines deutschen Königs. Wir meinen, wir sähen sie vor
uns, die markigen, festen Gestalten im Schmuck ihrer Waffen. Wie
stolz ihr Gang! Wie königlich ihr freies, deutsches Wort! Das
war ein wirklicher deutscher „Reichstag".
Die Versuchung liegt nahe, hier den heutigen Reichstag in Parallele zu
stellen. Man läßt die Gelegenheit am besten ungenützt vorüber gehen. Je
jünger das Kind, desto „autokratischer" ist es, desto mehr leuchtet ihm die Not-
wendigkeit einer durch nichts beschränkten Kaisergewalt ein. Die Notwendigkeit
einer Teilung der staatlichen Gewalten im konstitutionellen Staat sieht es noch
nicht ein. Das kommt später.
Aber wie wollen die Tausende einig werden? Natürlich wird
es kommen wie gewöhnlich: Keiner wird sich dem andern beugen
wollen.
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