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oder Ägypten ist nach Herodots Ausdruck ein „Geschenk
des Nils", da jedes Jahr im Spätsommer die tropischen
Regengüsse seines ausgedehnten Quellgebiets dasselbe über-
schwemmen und dabei eine dünne Schicht fruchtbaren
Schlammes allenthalben zurücklassen. In diese wird die
Saat gebettet und bald gleicht sodann Ägypten im Winter
einem wogenden Fruchtfelde, bis mit der höher steigenden
Sonne die nicht künstlich bewässerten Teile sich in Wüsten
verwandeln. Die bewässerten Teile werden aber jetzt von
neuem bestellt und so weitere Ernten erzielt.
Geschichte und Handel. Ägypten, durch seine Nilverbiu-
düngen und die Nähe des Roten Meeres begünstigt, trieb schon
in alter Zeit, von den damaligen Stapelplätzen Meroö, Ammon
und Theben aus, mit Griechenland, Arabien und Indien einen
großartigen, zur See durch die Phönizier vermittelten Handel.
Auch im Mittelalter war Ägypten besonders als Durchgangsland
für den Handel mit Indien von großer Bedeutung. Im 7. Jahr-
hundert eroberten es die Araber, unter denen die zu Kriegern
ausgebildeten weißen Sklaven der berittenen Leibgarde, die
Mamelucken, alle Gewalt an sich rissen und sich auch unter der
türkischen Herrschaft (seit 1517) behaupteten, bis Mehemmed
Ali ihre Macht brach und die Fellachen aus drückender Leibeigen-
schaft erlöste (1811). Obwohl er den Handel durch neue Einrich-
tuugeu und die Anlage von Verkehrswegen (den Mahmndiekanal)
förderte, machte er doch alle gewinnbringenden Artikel zum Staats-
Monopole und bestimmte als Großkaufmann die Preise der Waren
zu seinem Vorteile. Endlich lehnte er sich auch gegen den türki-
sehen Großherrn aus: 1839 kam es zu der für die Türken so un-
glücklichen Schlacht bei Nisib, nach welcher Mehemmed Ali unter
Vermittlung der europäischen Großmächte, durch Vertrag mit der
Pforte (1841) die Statthalterschaft über Ägypten, unter Oberherr-
lichkeit des Sultans, erblich zugestanden wurde. Von seinen Nach-
folgern suchte erst Abba Pascha (f 1863) die Lage des despotisch
regierten, durch Steuern hart bedrückten Volkes zu bessern. Er
führte europäische Kultur ein und befreite den Handel von lästigen
Schranken. Die unter Jsmael Pascha (1874, 1876) eroberten Ge-
biete Sennär, der Ägyptische Sudan, Kordosän, Darfür und das
ganze Obernilland bis zum Albertsee, die „Ägyptische Äquatorial-
Provinz", gingen unter Tewsik Pascha infolge der Aufstände
Arabi Paschas (1882) und Mehemmed Achmeds (1883),
des „Mahdi" oder neuen Propheten, in den Jahren 1882—86
wieder verloren. Seit 1882 ist Ägypten, dieser „Schlüssel zu In-
dien," von England zur Ordnung und Hebung der Finanzen
Regel, Geographie, 10
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Osmanen und Palaologen.
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bali, den Vater seiner geliebten Malchatnn, ausgcstrcckt
Liegen, und siehe, aus Edebalis Brust stieg der wachsende
Mond auf, neigte sich dann zu ihm und gieng in seinem
Busen als Vollmond unter. Da sproßte aus seinen Len-
den ein Baum empor, und breitete Aeste und Zweige
über Meer und Länder und seinen Schatten bis in die
weiteste Ferne: unter ihm standen als 4 Pfeiler der Kau-
kasus und Atlas, der Taurus und Hämus; aus seiner
Wurzel quollen der Tigris und Euphrat, der Nil und
Jster; Schiffe deckten die Flüsse, Flotten die Meere,
Saaten die Felder; aus dem Gebirg rieselten Quellen
durch Rosen und Cypressen; aus den Thälern stiegen
Kuppeln empor, von deren Spitzen der Halbmond funkelte,
von deren Gallericn Gebetruf erscholl; dann erhob sich
ein Wind und senkte die schwertförmig gebildeten Blät-
ter gegen die Stadt des Constantinus, die am Zusam-
menfluß zweier Meere, an der Gränzscheidc zweier Erd-
theile liegt, gleichsam als ein Diamant, der zwischen
zwei Sapphire und Smaragde gefaßt ward: eben wollte
Osman den Ring anstecken, als er erwachte." Ertoghrul
starb 4 288; sein Lehensherr Alaeddin war lange zuvor um-
gckommen, auch Ghajaseddin, Sohn und Mörder Ataeddins,
war todt, Rokneddin und Aseddin standen unter mongolischer
Oberherrschaft; letzterer entfloh 1263 in das byzantinische
Reich und gründete am rechten Ufer der Donau, wo sie
vor ihrer Mündung gegen Norden ausbeugt, im Dob-
îutsch, die erste türkische Aüsiedlung in Europa. 1267
wurde Rokneddin auf Befehl Abaka-Chans von dem mon-
golischen Reichsverweser Perwane erwürgt, und an seine
Stelle sein vierjähriger Sohn Ghajaseddin Keichosrew
gesetzt. Perwane, welcher Rokneddins Wittwe heurathete,
führte die Regierung mit Weisheit, wurde aber endlich
seinem Herrn verdächtig und dem Verdacht folgte 1276
die Hinrichtung. Nun stellte Muhamedbeg, Sohn Kara-
mans, einen gemeinen Türken als angeblichen Sohn des
in der Krim verstorbnen Aseddins als Thronpratendenten
auf. Massud aber, Aseddins wirklicher Sohn, und Gha-
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Die nordischen Reiche. 415
Frieden zu Teusina Jngermannland und Esthland mit
Narwa: die Russen gierigen dießmal leer aus. Da-
gegen gelang es jenem Iwan Wasiljewitsch, der von 1533
bis 84 geherrscht, zuerst den Czarentitel geführt und sich
bei der Aristokratie den Beinamen des Strengen verdient
hat, Kasan völlig zu unterwerfen, Astrachan zu erobern,
die Türken an der Nordküste des kaspischen Meers zurück-
znweisen, und bis gegen die kaukasischen Bergreihen vor-
zudringen. Noch beträchtlicher wuchs das Reich in Nord-
osten. Schon Iwans Großvater, der Retter von den
Mongolen, hatte mehrere Schaaren ausgesandt und bis
an den Obi und zum Eismeere streifen lassen; 60 Jahre
später lockte bereits der Handel Viele in die Einöden
und zu den schmutzigen Bewohnern Sibiriens, und 1581
schenkte der Räuber Jermak Timofejew den Russen
ein Reich, das er am Tobol und Jrtisch gegründet hatte.
Seine Kriege führte Iwan nicht mehr blos mit dem bis-
her üblichen, schwerfälligen Aufgebote, sondern auch mit
der stehenden, von ihm errichteten Miliz der Strelzi oder
Strelitzen. Minder glücklich war er in dem Plane,
sein rohes Volk zu kultivircn. Dem Kaiser Karl bot er
Hülfe gegen die Türken an, wenn ihm dafür aus Jta,
lien und Deutschland Büchsenmacher, Stückgießer, Fe-
siungsbaumeister und Rechtsgelehrte gesandt würden;
allein die Bürger von Lübeck und die lievländischen Rit-
ter, besorgt wegen ihrer Handelsvorthcile (denn sie kauf-
ten wohlfeil und verkauften theuer in Rußland), arbeite-
ten dem Plane entgegen, so daß man neben ihnen nur
mit Engländern verkehren konnte, welche damals einen
nördlichen Weg nach China und Indien suchten. 1562
wurde in Moskau eine Druckerei errichtet, ohne daß ein
Bedürfniß da gewesen wäre, gute Bücher zu lesen. 20
Jahre zuvor hatte Iwan durch Revision der alten Ge-
setze das weltliche Gesetzbuch Sudebuik und eine Samm-
lung geistlicher Verordnungen zu Stande gebracht; allein
der gerichtliche Zweikampf blieb sanktionirt, ohne Gewährs-
leute sollte man Nichts kaufen, und eine Stadt hieß ge-
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Extrahierte Personennamen: Iwan_Wasiljewitsch Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Teusina_Jngermannland Kasan Astrachan Sibiriens Deutschland_Büchsenmacher China Indien Moskau