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1. Kriegsbuch für die Jugend und das Volk - S. 100

1916 - Stuttgart : Franckh
100 herausgemacht hatte. Und er setzte hinzu: „Es ist ein altes Sprichwort: die kleinen Diebe hängt man, die großen läßt man laufen." Von nun ab ereignete es sich, daß seitab des Wegs irgendwo im Gestrüpp noch der aufgetriebene Kadaver eines Gaules die stelzigen Beine emporreckte oder daß gar noch der Leichnameines Gefallenen nubeerdigt im Graben lag. Die Kolonne fnhr daran vorüber. Es war nicht ihres Amtes, die Toten zu begraben. Dagegen hatte matt jetzt die geladenen Karabiner schußbereit im Arm. Es hieß, versprengte Kosaken trieben sich noch in den Wäldern herum, feuerten ans dem Hittterhalt und hätten es besonders ans Einzelreiter abgesehen. Daun ritten der Koloitne stets einige Unteroffiziere voraus, sie suchten die Gegend ab und wollten mitunter auch einen Feind erblickt haben. Um diese Zeit setzten unablässige Regengüsse ein. Die zerfahrenen Straßen weichten auf, und die Pferde bekamen harte Arbeit. Die schweiß-bedeckten Gespanne dampften, das Wasser rann tn kleinen Bächen von den Wagenplanen herunter, und die Leute saßen in die nassen Mäntel gehüllt frierend im Sattel oder auf den Fahrzeugen. Sie fuhren einander grob an, und bisweilen hatten die Gäule das schlechte Wetter und die üble Laune zu entgelten. Alt einem solchen Regentage wurde der Le-bensmittelwagen des Peter Grins von einem Truppenauto von rückwärts angefahren. Der Stoß warf das Handpferd sogleich zu Boden. Ein Generalstabsmajor sprang aus dem Kraftwagen und ranuzte Peter an: „Warum fahren Sie nicht rechts, Sie Tranlampe?!" Grins war aus feiner Schoßkelle geklettert, statt!) stramm und wies stumm auf die Räder seines Gefährtes, die ganz dicht am rechten Gra-benratw standen. „Dann find Sie schuld," wandte sich der Major an seinen Wagenlenker. „Herr Major verzeihen, der Wagen geriet ins Schleudern." „Hm. Na, helfen Sie nur Ihrem Schimmel wieder auf die Beine und sehen Sie, daß Sie nachkommen!" Das Auto hatte keinen Schaden genommen und flitzte davon. Peter aber besah sich unmutig die Bescherung und kratzte sich nachdenklich den Kopf. Der Schimmel hatte sich zwar nach einer Weile von selbst wieder aufgerappelt, aber er stand auf drei Beinen da und konnte vorn rechts nicht auftreten. Der Wachtmeister der Kolonne war zu dem Wagen umgekehrt. „Schöne Geschichte!" schimpfte er. „Wir haben kein einziges Pferd mehr in Reserve, vier Reitpferde sind schon eingespannt. Will mal sehen, daß ich den Fahnenschmied erwische." Er galoppierte der Kolonne nach und kam nach kurzer Zeit zurück. Er hatte Glück gehabt und brachte sogar den Roßarzt mit, der gerade beim Rittmeister herangeritteit war. Der Veterinär untersuchte den Schimmel. „So ein Schafskopf, dieser Chauffeur!" schalt er. „Der Gaul ist hin. Nehmen Sie ihm das Kummet und das Zaumzeug ab, Gefreiter!" Grins begriff nicht so rasch, wo das hinaus sollte, aber er hob gehorsam feinem Schimmel das Kummet über'n Kopf und streifte ihm die Zänmung über die Ohreu. Wie er das Zeug zum Wagen trug, verwickelten sich die Leinen, und er hatte schnell daran zu ordnen. Plötzlich knallte hinter ihm ein Schuß. Peter schaute sich um und sah just noch den Schimmel im Straßengraben zusammenbrechen. Der Roßarzt hielt den Revolver in der Hand, von dessen Müudung ein dünner Rauchfaden sich loslöste. Er hatte gut getroffen: das Pferd zuckte noch einmal und lag danach steif und still. „Werden Sie denn einspännig weiterkommen, Grins?" fragte der Wachtmeister. „Ich glaube nicht, Herr Wachtmeister," antwortete Peter. „Der Weg ist zu schlecht." „Im Schritt wird's schon gehen. Versuchen Sie's nur! Das Quartier kann nicht mehr weit fein, ich nehme den Königsberger mit und schick' ihn dann mit Vorspann zurück. Verstanden?" „Zn Befehl, Herr Wachtmeister." Der Feuerwehrmann reichte dem Kameraden die Hand und sagte: „Halt' die Ohren stets, Peter, daß die Russen dich nicht fangen!" „Sie sollen schon nicht, Landsmann." „Also ich komm' dir entgegen!" „Ist schon recht."------------ Kurze Zeit danach war Peter weithin aus und ab allein. Im Grunde geschah ihm das nicht zitleide. Er vertrug es nur schwer, inmitten vieler Menschen zu sein, aufgeregt gefragt zu werden und hastig antworten zu müssen, und jegliche Arbeit ging ihm zehnmal leichter von der Hand, sobald er allein für sich schassen durste. Also überlegte er vorerst einmal, wie es um ihn stand. Das war bald getan: mutterseelenallein befand er sich auf einer Landstraße in Preußen unweit der russischen Grenze, das einzige lebende Wesen ringsum außer ihm war der sattlige Schimmel, der eben jetzt sich nach dem nassen Boden dehnte und dem dabei das Kummet bis zu den Ohren vorrutfchte. Doch

2. Kriegsbuch für die Jugend und das Volk - S. 109

1916 - Stuttgart : Franckh
109 feinde erbeuteten Fahnen als Siegeszeichen angesehen und an besonberen Ehrenplätzen (in Kirchen und Zeughäusern) aufbewahrt. In dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 gingen beu Franzosen 107 Fahnen und Abler verloren. (Mit «inem golbenen ober silbernen Abler waren bic Fahnen der ersten Bataillone der Regimenter geschmückt, würden aber nach der Abbankung Napoleons Iii. entfernt.) Da bic Fahne die Person des obersten Kriegsherrn vertritt, müssen ihr bieselben Ehrenbezeigungen erwiesen werben, wie dem Kaiser selbst. — Fahnenweihe ist die feierliche kirchliche Hanblung der Übergabe der neuen Fahne an den Truppenteil. Der religiösen Weihe geht das Anschlagen des Fahnentuches an bic Fahnenstange voraus, wobei der Kriegsherr selbst ober in seiner Vertretung der höchste anwesenbe Ossizier den ersten Nagel einschlägt, ihm folgen die Anwesenden der Rangordnung nach bis zu den Vertretern des Truppenteils in den oerschiebenen Graben. Nach der nun ftattsinbenben kirchlichen Einsegnung erfolgt die Übergabe der Fahne an den in Parabeausstellung stehenben Truppenteil. * Zum Schluß noch einen kurzen Bericht über unsere Flaggen. Ter Unterschieb zwischen Fahne und Flagge kann zweierlei Art sein; erstens ist das Tuch der Fahne mit der Stange fest verbunben, wäh-renb die Flagge in der Takelage ober am Flagg-mast gehißt wirb, und zweitens ist die Farbe der Flagge eine anbere wie die der Fahne. Weht die Flagge vom Bord eines Hanbelsschisses, so bient sie als Erkennungszeichen für die Nationalität des Schisses. Bei den Kriegsschiffen wirb sie als ein Heiligtum betrachtet, sie bis zum letzten Lebenshauch zu verteibigen ist die höchste Pflicht des Seemanns und nur mit dem Untergang des Schiffes bars die Flagge sinken. ,,Ja, mit den Wogen kämpfenb noch der sterbeubc Pilot, Ja, in seiner Rechten hält er noch die Flagge Schwarz-Weiß-Rot!" Das Flaggtuch bcr deutschen Kricgsslagge wirb durch ein liegenbes schwarzes Kreuz in vier Felber eingeteilt, wovon die beiben am Flagg-stock liegenben kürzer siub als die aitbcrn zwei. Das linke obere Felb zeigt die Hanbclsflagge (Schwarz-Wciß-Rot) mit einem eisernen Kreuz, währenb die brei übrigen Felber weiß siub. In dem Schnittpunkt bcr Schenkel des schwarzen Kreuzes befindet sich in einem weißen kreisförmigen Felb der preußische Adler. □ □ General Viktor Dankl. mu i Abbildung, Der Sanbesverteibiger von Tirol, General bcr Kavallerie, Viktor Dankl, würde als Sohn eines Majors am 18. September 1854 in Ubine geboren, besuchte als Jüngling bic Militär-Aka-bemie in Wicner=Neustabt und trat dann 1874 als Leutnant in das berühmte Regiment der Sachsen-Dragoner ein, in dem er im Mai 1879 zum Oberleutnant beförbert wurde. Nachdem er die Kriegsschule burchgemacht hatte, würde er dem Generalstab zugeteilt und in diesem Verhältnis zuerst bei der 8. Kavallerie-Brigade in Prag, später bei der 32. Infanterie-Division in Sarajewo verwendet, war dann bei der Militär-Mappierung tätig und wurde schließlich dem Chef des Generalstabs zur Verfügung gestellt. Das Jahr 1891 brachte ihm die Ernennung zum Major und zum Generalstabs-Ehes der Wiener Kavallerie-Division. Das Jahr 1894 führte ihn wieber zur Front beim Ulanen-Regimcnt Nr. 11, in dem er im Mai barauf zum Oberst-Leutnant vorrückte. 1896 würde er zur Dienstleistung im Generalstab zurückberufen und zum Generalstabs-Chcf des 13. Korps ernannt. Als Oberst würde er 1899 unter Verleihung des Militär-Vcrbicnstkrcuzcs Leiter des Direktions-Büros und in dieser Stellung für feine vorzügliche Dienstleistung mit dem Orden der Eisernen Krone brittcr Klasse ausgezeichnet. 1903 erhielt er als General-Major die Führung der 66. Jn-santerie-Brigabc in Komorn, zwei Jahre später die der 16. Brigabc in Trient. Als Divisionär staub er in Agram und wurde schließlich Kommandant des 14. Korps in Innsbruck. Neben zahlreichen anderen Auszeichnungen besitzt er das Kommanbcurkreuz des „Stern von Rumänien", den Kgl. Preußischen Roten Ablerorben und den serbischen Takovo-Orben. Vor Ausbruch des Krieges war General Dankl eben im Begriff, um seine Pensionierung einzukommen und in seinem geliebten Innsbruck den Rest seines Lebens als Privatmann zu verbringen. Davon konnte freilich keine Rede sein, als im Hochsommer 1914 die Kriegserklärungen von allen Seiten nur so Hagelten. Kaiser Franz

3. Kriegsbuch für die Jugend und das Volk - S. 110

1916 - Stuttgart : Franckh
110 Joseph, der sich wohl bemiißt war, welche hervorragende Fähigkeiten Dankl besaß, stellte den verdienstvollen Offizier sofort an die Spitze seiner 1. Armee, mit der Dankl siegreich in Südpolen General Viktor Dankt. Nach einer Kohlezeichnung von A. 9t um m. eindrang und dort die ersten Schlachten schlug. Auch im weiteren Verlauf des Feldzugs hat er sich glänzend bewährt und schlägt gegenwärtig die wütenden Angriffe der Italiener auf Südtirol zurück. Wo immer Dankl während seiner militärischen Laufbahn auch weilte, überall hat er es in seltenem Maß verstanden, sich die herzlichste-Zuneigung der Soldaten sowohl, wie der Bevölkerung zu erwerben. Er ist ein außerordentlich liebenswürdiger Charakter, so stählern sein inneres Wesen auch sein mag. Sein harter und verantwortungsreicher Dienst hindert ihn nie, auch solchen Wünschen und Bitten freundliches Gehör zu schenken, die außerhalb seines eigentlichen Wirkungskreises au ihn gerichtet wurden. Daukl ist durch und durch Soldat und hat sich nie den härtesten Pflichten eines solchen entzogen. Soweit ihm sein aufreibender Dienst Gelegenheit zur Erholung ließ, benützte er diese zur Ausführung größerer Reisen, die er mit Vorliebe nach den Meeresküsten richtete. Auch Deutschland, Italien und die Schweiz hat er wiederholt durchwandert, und besonders gerne-pflegte er in Fiume zu weilen, wo seine Mutter viele Jahre lang gelebt und sein Bruder seinen ständigen Wohnsitz hat. Durch seine Heirat mit einer geborenen Frein von Lilien ans westfälischem Geschlecht trat er auch in engere Beziehung zu Westfalen und den Rheinlanden. Die Ehe ist kinderlos geblieben. Der Bruder seiner Gemahlin, der österreichischer Oberst war, starb als Hofmeister der Frau Erzherzogin Alice in Salzburg. Bei feinen Offizieren erfreut sich der Sieger von Krasnik rückhaltlosen Vertrauens; sie glauben an seinen Stern, an sein Glück und an sein Führergenie. Da gerade die Armee Dankl in Polen oft im engsten Verband mit deutschen Truppen tätig war, trägt der gesamte Stab schon das Eiserne Kreuz. Generalstabschef Daukls ist Generalmajor Kochanowsky, ein Manu von verschlossener Tatkraft und knapper Ausdrucksweise^ dessen hohe, gefurchte Stirn die Spuren angestrengter Gedankenarbeit verrät. Ariegz-Lhrcmik. November. 11. Glückliche Gefechte gegen die Russen bei Ko-wel-Sarny, Czartorysk und Sapanow. — In Serbien fortgesetzte Verfolgungskämpfe. Die bulgarische Armee erzwingt auf ihrer ganzen Front den Übergang über die Morawci. — Unaufhörliche italienische Stürme gegen den Görzer Brückenkopf und die Hochfläche von Doberdo brechen unter schweren Verlusten zusammen. — Unruhen in Indien. 12. Die Paßhöhen im Jastrebae-Gebirge (Serbien) und die der Crvena Gora werden von den Verbündeten genommen. Die Österreicher und Ungarn erstürmen die montenegrinischen Vorstellungen am unteren Lim. 13. Die Truppen der Zentralmächte brechen in. die russische Hauptstellung nordwestlich Czar-torysk ein. — Unaufhaltsame Zurückdräugung. der Serbeu au allen Punkten. — Die verzweifelten Angriffe der Italiener bleiben ergebnislos; ihre Artillerie beschießt die Stadt Görz. 14. Erfolgreiches Gefecht gegen die Franzosen bei Ecurie, gegen die Russen bei Smorgon. — Die hartnäckigen, vierwöchentlichen Kämpfe bei Czartorysk endigen mit dem Rückzüge der Russen. — Die Montenegriner werden über den Lim zurückgeworfen. Die Bulgaren haben heftige, aber siegreiche Kämpfe an der Be-bunakette zu bestehen. — Nachlassen der ita--

4. Kriegsbuch für die Jugend und das Volk - S. 159

1916 - Stuttgart : Franckh
159 Ein zum Taubenschlag umgebauter Pariser Automobil-Omnibus mit im französischen Heeresdienst stehenden Brieftauben und ihrem Wärter. tauben häufig, und das hier wiedergegebene Bild zeigt die Tiere in ihrem Feldquartier bezw. auf dem Dach eines eigens für sie hergerichteten Pariser Antomobil-Omnibnf-ses. Es ist nicht uninteressant, daran zu erinnern, daß in den vom Krieg betroffenen Ländern die Behörden schon wiederholt nicht nur das Halten von Brieftauben, sondern überhaupt von Tauben streng verboten haben, eine - Vorsichtsmaßnahme, die die Verwendung der Tauben zu Spionagezwek-ken verhindern sollte. Namentlich in Belgien, wo die Spionage ja bekanntermaßen in ausgedehntester Weise organisiert ist, war ein derartiges Verbot geradezu eine zwingende Notwendigkeit. Daß aber trotzdem noch insgeheim Brieftauben im englischen Spionagedienst stehen, wird am besten bestätigt durch ein vor kurzem in England erlassenes Verbot, das sich gegen das Erschießen oder Einsperren von Brieftauben richtet, weil diese „für gewisse Zwecke in Verbindung mit dem Dienst Seiner Majestät gebraucht werden". -z- Das Amselfcld (serbisch Kosovo Polje) ist eine etwa 50 km lange und 5—20 km breite, gutbevölkerte Beckenlandschaft im Jbargebiet. Es ist ein altes Kampffeld. Mehrmals schon stießen hier die Serben und die Türken aufeinander. Berühmt ist die Schlacht am St. Veitstage (15. Juni) 1389. An diesem denkwürdigen Tage traten die gesamten Streitkräfte der verbündeten Fürsten Stefan von Bosnien und Lazarus von Serbien, von Bulgarien unterstützt, an den Ufern des Labflüßchens den sie bedrohenden Türken entgegen. Da aber bei ihnen die Oberleitung nicht einheitlich war und ihre Gegner die bessere taktische Schulung hatten, so unterlagen sie. Dann fiel im Jahre 1448 Johannes Hunyadi, der Gubernator (Reichsverweser) "von Ungarn, mit etwa 24 000 Mann in Serbien ein und stieß auf dem Amselfelde mit den Türken zusammen. Am 19. Oktober wurden die Ungarn entscheidend geschlagen, und ihr Führer fiel nuf_ der Flucht in die Gewalt des Serbenfürsten. In den folgenden Jahrhunderten zogen wiederholt türkische Heere auf diesem Wege gegen Ungarn und Österreich heran und umgekehrt drangen später in den großen Türkenkriegen Kaiserliche Armeegruppen bis hierher vor. schließlich eroberte während des ersten Balkankrieges der serbische General Bozajankowitsch im Oktober 1912 das Amselfeld zurück und hielt am 9. Oktober in Prischtina seinen Einzug. Die militärische Bedeutung dieser rings von hohen, bewaldeten und schlecht Wegsamen Mittelge-birgs- oder Berglandsformen eingeschlossenen Gegend bilden die vielen Hanptver-kehrslinien, die hier alle zu einem Knotenpunkt zusammenlaufen: Gegen Süden, nach Mazedonien, führt eine Straße und eine Eisenbahn durch das Lepenaetal und den Engpaß von Kaschanik in das Wardartal über üsküb^nach Saloniki, gegen Norden laufen eine Straße und eine Eisenbahn längs des Jbartals in das Tal der westlichen Morava Beförderung eines schweren Geschützes auf schlechter, durch starke Holz-schwellen und Planken fahrbar gemachter Straße.

5. Kriegsbuch für die Jugend und das Volk - S. 160

1916 - Stuttgart : Franckh
160 nach Kraljevo; gegen Osten verbindet Serbien ein halbwegs fahrbarer Weg über das Gebirge in das Tal der Morava über Leskovac, Nisch mit Sofia, gegen Westen zieht die alte, einst vi>el-benutzte Verkehrslinie über Mitrovitza—novi-pazar—ljeniea—novavarosch bis zum Anschluß an das bosnische Wegnetz nach dem von Serbien begehrten Serajewo (diese Strecke sollte als Bahnlinie ausgebaut werden, doch ist nur die Strecke Mitrovitza—novipazar benutzbar) und schließlich führt eine Bahnlinie von Mitrotoitza über Kijema an die montenegrinisch - albanische Grenze, die nun die letzte Nückzugslinie der Reste des geschlagenen serbischen Heeres geworden ist. Soldaten eine Menschensäule, deren Höhe die der Kölner Tomtürme (161 m) säst nms zehntausendfache überträfe. Könnte man eine solche Menschensäule, deren Fuß z. B. in Berlin stände, in gerader Linie umstürzen, so käme der zuoberst Stehende ungefähr bei Palermo auf der Insel Sizilien zu Boden nieder. Eine Million Fuß-soldaten in Marschkolonne, d. h. je 4 Mann in einer Reihe, wie man dies am häufigsten zu sehen bekommt, stellt einen Menschenstreifen von etwa 300 km Länge dar, dessen Vorbeimarsch im ge- Untergang eines torpedierten englischen Handelsdampfers. Der Torpedo traf das Vorderteil des Schiffes, das in kurzer Frist so viel Wasser ausnahm, datz die saugende (Seroalt des Wassers das Schiff bald in die dargestellte Lage brachte, in der es schließlich in sein Wellengrab hinabschob. Daß zwischen Torpedierung und Untergang nur eine kurze Spanne Zeit lag, wird durch die mächtige Dampsroolke bestätigt, die den Kesseln und der Feuerung entströmt. was versteht rrtart unter 1 Million Soldaten? Wir hören zwar oft die Bemerkung, daß wir so und soviele Millionen unserer Landeskinder unter den Waffen hätten; aber nur die wenigsten dürften sich eine rechte Borstelluug davon zu bilden vermögen, was man unter einer Million Soldaten zu verstehen hat. Eine Million Soldaten, im gebräuchlichen Abstand von 75 cm nebeneinander aufgestellt, ergäbe eine Front von 750000 m, also von 750 km, eine Länge, die der Entfernung zwischen Stuttgart und Krakau in Galizien ungefähr gleichkäme. Einzeln aufeinandergestellt, ergäbe eine Million bräuchlichen Militärschritt 621/2 Stunden ohne Unterbrechung erforderte. Das Gelvicht einer solchen Menschensäule beliefe sich, den Mann mit Ausrüstung zu durchschnittlich 100 kg berechnet, auf 100 000 000 kg oder 2 Millionen Zentner, zu deren Fortschaffung es aus der Eisenbahn 250 Güterzüge von je 40 Doppelwagen bedürfte. Sämtliche Güterzüge aneinandergereiht würden mit den Lokomotiven zusammen eine Länge von etwa 85 km ergeben, also der Entfernung zwischen Köln und Koblenz gleichkommen.

6. Kriegsbuch für die Jugend und das Volk - S. 161

1916 - Stuttgart : Franckh
Siebzehn Rerter. von Reinhard weer. Mit i Abbildung. Der junge Leutnant Varrendorf, Ordonnanzoffizier bei einem Brigadestab, war mit zehn bayerischen Ulanen und sechs berittenen preußischen Artilleristen seines Regiments nach einer nordfranzösischen Stadt vorgeschickt worden, um Me Behörden von der Ankunft der deutschen Truppen zu benachrichtigen und für deren Unterkunft in Kasernen und Schulen Sorge zu tragen. Die Stadt war, wie Kavalleriepatrouillen gemeldet hatten, vom Feinde geräumt; kein Soldat -verteidigte ihre grünen Wälle. Sie ritten in flotter Gangart, der junge Offizier und seine sechzehn Mann, trabten dröhnend durch das unbewachte Stadttor. Im Schritt ging's enge Straßen entlang, in denen sich viel Volk zeigte, gutgekleidet und vergnügt, als wisse man nichts von Krieg und Kriegsnot. „Donnerwetter, Kerls," sagte Varrendorf, sich im Sattel wendend, „hier. gibt's mal seines Quartier. Schau, schau, da sind ja auch Mädels, und sehr hübsche sogar," fügte er im stillen hinzu. Seine Leute, die mit den Augen auch nicht müßig waren, machten dieselbe Feststellung. Die preußischen Feldartilleristen grinsten vergnügt, ritten sehr stolz und aufrecht hinter ihrem Leutnant, den sie abgöttisch liebten, einher. Die Bayern scherzten ausgelassen. „Hier gibt's a Mordsg'spoaß!" meinte einer. Sie wurden laut, und Varrendorf rief sie zur Ordnung. Dafür war er Preuße. Eigentlich eine vorzügliche Mischung, •Me Leute, die ich hier führe, dachte er: so korrekt pflichttreue Norddeutsche und vergnügt draufgängerische Gebirgler. Aber er kam mit dem Gedanken kaum zu Ende, als ein Zuruf aus einer Gruppe junger Müßiggänger feinem Sinnen eine andere Richtung gab: „Hourrah, les Anglais!“ Das wird ja immer sonderbarer, dachte er. Seltsam traumhaft kam ihm alles vor. Er grüßte nach den Leuten hin und ließ ein kurzes Sachen aufflattern. „Haben Sie das gehört, Poschlin-ger?" Der Vizewachtmeister der Reserve trieb seinen Braunen neben den des Offiziers. „Sie halten uns wahrhaftig für Engländer," sagte er ernst. — Ein wenig später hielten sie auf dem großen, quadratischen Hof des altertümlichen Rathauses, saßen ab und schnallten Trensen und Kandaren los, um ihre Pferde aus dem flachen Brunnen zu tränten, dessen leises Plätschern in der steinernen Kühle des Hofranms widerhallte. Ein alter Stadtdiener in schwarzer Uniform trat aus einer -dunklen Stube im Erdgeschoß und fragte Varren-M. Kriegsbuch Vil 1915116. 10. dorf nach feinem Begehr. „Ich möchte den Herrn Bürgermeister sprechen." Der Mann wurde plötzlich sehr diensteifrig. „Ah, ich verstehe, mon Commandant, wir erwarten Sie schon." Der Offizier wußte sich das nicht zu deuten, beschloß aber aus alle Fälle, sich in dieser an Seltsamkeiten und Überraschungen anscheinend sehr reichen Stadt das Verwundern abzugewöhnen. Er folgte dem Alten die teppichbelegte breite Treppe hinauf, die zu den Arbeitszimmern des Bürgermeisters führte. Zwei Unteroffiziere, der eine Artillerist, der andere Ulan, gingen mit, um oben vor der Tür des Sprechzimmers Posten zu fassen. Das Stadtoberhaupt erwies sich als ein älterer Herr von schlankem, aristokratischem Äußern und sehr gemessenem Benehmen. Der junge Deutsche saß ihm am Schreibtisch gegenüber, der voller Bücher und Papiere lag, und trug feine Wünsche vor. Der andere musterte ihn mit großen, aufmerksamen Augen, die seltsam glänzend aus dem kränklichen Gesicht schauten, hörte ihn ruhig an, ließ nur am Artfang eine erstaunte Bemerkung über das gute Französisch des Offiziers fallen. Als dieser geendet, saßen sie sich eine Weile stumm gegenüber. Der Maire schien über d'as Gehörte nachzudenken. Auf einmal sagte er, sich vorbeugend, leise, aber mit Betonung: „Mon lieutenant, ich mache Sie darauf aufmerksam, daß französische und englische Truppen in der Stadt sind." Varrendorf mußte zweimal mit der Hand unter den Kragenrand greifen, der ihn plötzlich drückte. Aber ganz ruhig und beherrscht kam seine Frage heraus: „Franzosen und Engländer? Sie setzen mich in Erstaunen! Können Sie mir sagen, wieviel Truppen hier sind?" Der Bürgermeister sah ihn groß an, etwas mitleidig, wie es schien. „Ich weiß es nicht, mon lieutenant, sie sind gerade erst angekommen. Aber ich habe Kanonen gesehen. Man hat sechzig Quartierzettel für Offiziere verlangt." Und dreimal wiederholte er, sich nervös die Knie reibend: „J’ai vu des canons!“ Wieder saßen sie sich für einen Augenblick stumm gegenüber. So seltsam habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht geträumt, dachte der junge Offizier; er mußte sich erst über die Augen fahren, um sich von der Wirklichkeit des Geschehens zu überzeugen. Die lange, blutleere Hand des alten Mannes ihm gegenüber spielte mit einem silbernen Papiermesser, und dicht daneben stand das Tischtelephon. Varrendorf sagte 11

7. Kriegsbuch für die Jugend und das Volk - S. 173

1916 - Stuttgart : Franckh
gebaut, leicht gepanzert und mit zwei leichten Türmen versehen, der vordere mit zwei 15 cm-Kanonen, der Hintere mit zwei 12 ern-Haubitzen bestückt. Eine Ähnlichkeit mit den alten Monitoren und den bekannten österreichischen Donaumonitoren ist also unverkennbar. Vor der belgischen Küste haben sie sich, nachdem einer von der wohlgezielten Granate eines schweren deutschen Küstengeschützes hart mitgenommen wurde, nicht mehr sehen lassen. Dagegen ist es zweien von ihnen gelungen, unsern nur mit 10,5 em-Kanonen bewaffneten Kreuzer „Königsberg" durch indirektes Feuer zuschanden zu schießen. Jetzt werden sie wohl auf den Strömen Mesopotamiens gegen die Türken kämpfen, die ihnen hoffentlich den verdienten Untergang bereiten oder sie den Engländern mit Stück und Geschoß abnehmen. Die Monitore, die in den jüngeren Kämpfen vor Gallipoli und an der belgischen Küste gemeldet wurden, sind dagegen von den Engländern während dieses Krieges und nach seinen Lehren und Erfordernissen gebaut worden. Es galt, der schweren Artillerie der Küstenfestungen ein womöglich noch überlegenes Kaliber, wie es sonst nur die Großkampfschiffe führen, entgegenzusetzen, ohne dem feindlichen Feuer, den Torpedo- und Unterseebooten ein großes und zugleich kostbares Ziel zu bieten. (Die Kampfflotte, die nach den ersten Erfahrungen im Gefecht gegen Küstenstellungen sehr empfindlich ist, mußte geschont wer- den.) Über die Baudaten dieser neuen englischen Monitore ist nur wenig bekannt. Nach den Angaben des Nachtrags von Weyers „Taschenbuch der Kriegsflotten" handelt es sich um drei Schiffsklassen : Große Schiffe mit zwei 35 em-Geschützen in einem Turm auf dem Vorderdeck, kleinere Schiffe mit einem 23 em-Geschütz im vordem und einem 15 em-Geschütz im achtern Turm und kleine Schiffe mit zwei 15 cm=Geschützen. Den Verdräng der großen Schisse kann man vielleicht auf 4000—5000 Tonnen, den der kleineren auf 2500 bis 3000 Tonnen und den der kleinen auf 1500 Tonnen annehmen. Die beiden ersten Typs sind zur Bekämpfung von Küstenbefestigungen, der letzte Typ zur Teilnahme am Landkrieg von Kanälen und Flüssen aus bestimmt. Tiefgang, Seetüchtigkeit und Geschwindigkeit aller dieser Fahrzeuge sind wahrscheinlich sehr gering, dagegen bieten sie der feindlichen Artillerie durch ihre geringe Bordhöhe, den Torpedos durch geringen Tiefgang, vielleicht auch durch besondere Form des Schiffskörpers und Sicherungen unter Wasser ein geringes und schwer zu treffendes Ziel. Wasserlinie, Türme und Decks werden verhältnismäßig schweren Panzer tragen. Daß die Engländer auch mit diesen neuen Kriegsmaschinen keinen sonderlich glücklichen Zug getan haben, das hat der klägliche Ausgang der Kämpfe vor Gallipoli und an der flandrischen Küste schon zur Genüge bewiesen. □ □ Ariegs-Lhronik. Februar. 1. Lebhafte Artillerietätigkeit in der Champagne. — Eine russische Aufklärungsabteilung wird bei Wiesielucha aufgerieben. Erfolgreiche Angriffe der Österreich-Ungarn an der Brückenschanze von Uscieszko. — Die k. u. k. Truppen dringen in Albanien bis zum Südufer des Matiflusses vorwärts. — Italienische Schlappen im Snganatale und am Col di Sana. — Wiederauftreten deutscher Kaperschiffe im Atlantischen Ozean. — Tod des türkischen Thronfolgers. 2. An der Westfront Artillerieduelle, namentlich in Flandern und bei Neuville. — Ein russischer Handstreich nordöstlich Bojan scheitert. Fliegerkämpfe in Ostgalizien. — Die Österreich - Ungarn erweitern ihre Stellungen am Tolmeiner Brückenkopf. — Beschießung der feindlichen Lager bei Durazzo und Valona durch österr.-ungar. Flieger. 3. Auf der Westfront Minen- und Handgranatenkämpfe bei Hnlluch, Loos und Neuville. — Die Italiener werden am Tolmeiner Brückenkopf noch weiter zurückgedrängt. — Ein öster-reich-ungarisches Kreuzergeschwader beschießt wichtige Punkte der italienischen Ostküste. — Ein Unterseeboot versenkt 5 englische Wacht-schiffe in der Themsemündung. — Das Marineluftschiff L 19 ist in der Nordsee verloren gegangen. 4. Ein englischer Vorstoß bei La Bassee und' ein französischer südlich der Somme werden abgewiesen. — Ein Lnftfchiff beschießt die Befestigungen von Dünaburg. 5. Die Engländer machen vergeblich kleinere Vorstöße südwestlich Messines und südlich des Kanals von La Bassse, die Franzosen bei Berry au Bac auf der Combreshöhe und im Priesterwald. — Nachträglich stellt sich heraus, daß bei dem Zeppelinflug über England der kleine Kreuzer „Caroline" nebst 2 Torpedobooten auf dem Humber vernichtet wurden. 6. An der Westfront hauptsächlich Artilleriekämpfe. — Die Russen greifen bei Barano-witschi vergeblich an. 7. Erhöhte Kampftätigkeit südlich der Somme. Ein Flugzeuggeschwader beschießt das englische Lager bei Poperinghe. — Auf der Ostfront wird hauptsächlich bei Tarnopol gekämpft. — Geplänkel an der griechischen Grenze. 8. Glücklicher deutscher Vorstoß westlich von Vimy. — Russische Angriffe in der Gegend von Jlluxt und bei Baranowitfchi werden zurückgewiesen. — Die Österreich-Ungarn besetzen nach kurzem Gefecht Valjas (Albanien). 9. Deutsche Erfolge nordwestlich Vimy, beineu-ville und an der Combreshöhe. Französische Angriffe südlich der Somme werden abgeschlagen. — Die Werke von Belsort werden durch weittragende deutsche Geschütze beschossen. — Vorpostengefechte in Wolhynien und Ostgalizien. — Deutsche Marineflugzeuge be- Georg-Eckert-Instltut für internationale Schnik iung Braunsch '.eig Schulbuch bi bl iothek

8. Kriegsbuch für die Jugend und das Volk - S. 124

1916 - Stuttgart : Franckh
124 mitfochten, haben mit Entrüstung und Ekel über Ausschreitungen schlimmster Art berichtet und den „glanzenden Sieg" Bothas mit Recht als einen Plüuderungs- und Zerstöruugsfeldzug vou Söldnern, Strolchen und Raufbolden gekennzeichnet. Tie wirtschaftliche Schwäche unseres Schutzgebietes, sein Wüsteucharakter, ist zugleich seine militärische Stärke. Da das Land sür einen feindlichen Eindringling fast nichts bietet, muß jeder Bissen Nahrnng für Mensch und Tier nachgeführt werden, und dadurch steigert sich der Fuhrpark ins ungeheure. Dazu kommt die Wasserarmut, denn nur wenige Wasserstellen gibt es, die für eine Truppe von mehr als 1000 Mann mit ihrem gewaltigen Troß ausreichen. Nach der Seeseite zu ist das Schutzgebiet durch einen 100 Fußspuren im fübroeftafricantfetjen Sand. bis 150 km breiten Wüstengürtel von dem fruchtbaren Innern getrennt, während an der Süd-grenze nördlich des Oranje eine bis über das Karas-Gebirge hinausreichende, stark zerklüftete, felsige und sandige Hochebene sich ausbreitet, die nur wenige Wasserstellen besitzt. Wenn Botha trotz alledem die Überwindung der beiden gefährlichen Landstreifen verhältnismäßig rasch glückte, so macht dies seiner Führerbegabung alle Ehre. Freilich hatten trotz aller Vorbeugungsmaßregeln seine Truppen viel durch Durst und Hitze zu leiden, und ihre Ausrüstung und ihr Unterhalt erforderten die Kleinigkeit von 300 Millionen Mark. Einige verspätete Regenfälle kamen ihnen sehr zustatten, und doch mußten manche Abteilungen gelegentlich 60 Stunden und länger ohne einen Tropfen Wasser ausharren. So war die Wasserbeschassnng immer die brennendste Frage in diesem trostlos durstigen Lande. Menschen und Pferde duldeten Höllenqualen in der ©chattenlosigfeit und Brat- hitze, gegen die bei einer Temperatur von 50° G weder Tropenhelme noch Schutzbrillen helfen wollten und der glühende Wüstensand verwischte bei jedem Windstoß jede Spur von Bahn und Weg, so daß namentlich die Schienenstränge fortwährend wieder frei geschaufelt werden mußten. Selbst mit der Großtierwelt Afrikas mußten die beiderseitigen Truppen gelegentlich unliebsame Bekanntschaft machen. Deutsch - Südwestasrika hat zwei verwundbare Punkte: Swakopmund und Lüderitzbucht, beide nicht nur als Hafenplätze, sondern auch als Ausgangspunkte der wichtigsten Binnenbahnen! von Bedeutung, beide aber leider jedem Angriff von der Seeseite her schutzlos preisgegeben. Beide reizten natürlich in besonderem Maße die Habsucht Englands. Lüderitzbucht, das alte Stammgebiet unserer Kolonie, diese armselige und doch so reiche Wüste mit den vielen glitzernden Steinchen im Sande, die wegen ihres prachtvollen Feuers und ihrer leichten Schleifbarkeit die Diamantenhändler der ganzen Welt in Entzücken versetzten — ja, das war etwas, das Den Tommys in die Nase stieg. Es dauerte denn auch nicht lange, bis sie sich blicken ließen. Nachdem schon am 14. September 1914 ein englischer Kreuzer ohne sonderliche Wirkung Swakopmund beschossen und Dadurch die Deutschen zur Sprengung des dortigen Fuukspruchturmes veranlaßt hatte, erschienen wenige Tage später feindliche Schiffe vor Lüderitzbucht. Am 18. war es schon ein ganzes Geschwader: 2 Kreuzer, 4 Torpedoboote und ein Dutzend Transportschiffe. Es blieb nur kampflose Übergabe des Platzes übrig, denn den drohenden Feuerschlünden der Kreuzer hatte man nichts entgegenzustellen. Vorher wurden der Funkspruchturm gesprengt, die Behörden und alle Vorräte mit der Bahn ins Innere geschafft und der Bahnkörper selbst durch eine zurückgelassene Unteroffizierspatrouille an zahlreichen Stellen gründlich zerstört. Am 19. früh kam ein Boot mit Parlamentärflagge an Land, wo Bürgermeister Kreplin, Schriftleiter Dtzen und Dr. Dommer als deutsche Vertreter die Engländer empfingen und ihnen erklärten, daß die Stadt keinen Widerstand leisten werde. Trotzdem wurden die Herren für verhaftet erklärt. Gleich darauf begannen die Engländer mit der Ausschiffung. Alsbald fetzten Plünderungen rohester Art ein, und es begann in rücksichtslosester Weise die „Anglisierung" des „eroberten" Platzes. Vor allem wurden die ersehnten Diamantenfelder mit Beschlag belegt und die deutschen Kranken und Pflegefchwestern aus dem Krankenhaus hinausgeworfen, ohne daß sie auch

9. Kriegsbuch für die Jugend und das Volk - S. 171

1916 - Stuttgart : Franckh
171 Verständigungsmöglichkeiten vom und zum Flugzeug, a) Vom Flieger aus: 1. Morsezeichen mit Rauchwolken; 2. Donaths Signalspiegel; 3. Leuchtpistole; 4. Brieftauben; 5. Flugfiguren'; 6. Briefbombe, b) Von der Batterie aus: 7. Donaths Signalspiegel; 8. Leuchtpistole; 9. Stoffiguren. Anvisieren mit dem Scherenfernrohr kann die 'Batterie hierauf leicht die Geschütze in die richtige Front einstellen. Neu aufgelegte Tuchstreisen lassen den Flieger wissen, auf was die Batterie mun Wert legt. Ein weißes X gibt ihm die Weisung „Beobachte die Schußweite". Ein weißer .Kreis bedeutet, daß ein anderes feindliches Ziel unter Feuer genommen werden soll. Zwei lange Tuchstreifen, hintereinandergelegt, geben auch ungefähr die Richtung an, in der die folgenden Einschläge der Batteriegeschosse zu suchen sein werden. 'Ein Dreieck bittet um „Wiederholung des letzten Signals", worauf der Flieger nochmals die vorher verabredete Flugfigur beschreibt. Drei Parallelstreifen leuchten zu ihm hinauf, sie Bedeuten Las „Ende des Schießens". Diese Art der Ver- ständigung wird Besonders von den Engländern angewandt. Beim Abwerfen von Karten oder Planpausen mit eingezeichneten feindlichen Stellungen bedient man sich der Erfindung des französischen Ingenieurs Fugairon. Ziffer 6 zeigt das von den feindlichen Linien zurückkommende Flugzeug und den Abwurf einer Briefbombe in der Nähe der Batterie. Während diese nun sofort der langsam herabschwebenden Signalbombe einen Meldereiter entgegenschickt, der sie auch in unübersichtlichem Gelände oder bei Dunkelheit wegen ihres Leuchtsignals zweifellos auffinden wird, hat das Flugzeug schon längst gewendet und arbeitet an einer neuen Anfgabe für einen andern Truppenteil. Der Monitor. Don Gefr. Rüttgers. mit l Abbildung Seit einem Jahre lesen wir den Namen dieser Schiffsklasse wieder häufiger in den Zeitungen: •in den türkischen Berichten von den Dardanellen, den deutschen von der Belgischen Küste. Auch Bei der Zerstörung unserer wackeren „Königsberg" in der Mündung des ostafrikanischen Flusses Ru-fidji sollen englische Monitore mitgewirkt haben. Bei Ausbruch des jetzigen Weltkrieges war die Gattung Monitor, abgesehen von den Donau-monitoren Österreich-Ungarns, etlichen mehr oder weniger veralteten Kasten in der Flotte der Vereinigten Staaten und einiger monitorartiger Flußkanonenboote, wohl in den Schiffslisten kei- ner Großmacht mehr vertreten. Und doch hat sie in den Seekriegen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ihre Rolle gespielt, und einmal schien es sogar — während des nordamerikanischen Bürgerkrieges —, als würde sie die anderen Gattungen der Kampfschiffe, Besonders die ba-mals noch jungen Panzerfregatten, verbrängen. Der Monitor, eine Erfinbung des schwebischen Ingenieurs Eriksson, tritt ganz kurze Zeit nach der Erbauung des ersten Panzerschiffes, der französischen Fregatte „Gloire", zuerst in den marinetechnischen Büchern in Erscheinung: Ein — auch im Vergleich zu den damaligen Linienschif-

10. Kriegsbuch für die Jugend und das Volk - S. 172

1916 - Stuttgart : Franckh
172 fen — kleines Fahrzeug von geringem Tiefgang und geringer Bordhöhe, um die Wasserlinie mit Platten aus Walzeisen gepanzert. Die wesentliche Neuerung, die er für den Kriegsschiffbau brachte, war die Aufstellung der schweren Geschütze in drehbaren, geschlossenen Panzertürmen auf dem Oberdeck. (Die ersten französischen und englischen Panzerschiffe aus den fünfziger Jahren führten die schwere Artillerie gleich den alten hölzernen Linienschiffen in einer großen Batterie auf dem Hauptdeck.) Die Erfindung des Panzerturms war Erikssons geniale Tat, die von 1870 an den ganzen Linienschiffsbau revolutioniert hat. Sie machte es möglich, die großen Geschütze nach allen Seiten zu richten und abzuschießen, während die Kanonen der alten Batterieschiffe nur nach einer Seite und in einem sehr kleinen Winkel feuern konnten. Der Vor- krieg kam es fast nur zu Küstenkämpfen — erringen können. Ihre schwere Artillerie setzte den hochbordigen, meist ungepanzerten Schiffen der Südstaaten und den hochaufgebauten Küstenforts hart zu; und dieser Erfolg führte immerhin dazu, daß die Monitore sehr berühmt und in verschiedenen Marinen eingeführt wurden. Auch die preußische Marine befaß 1866 einen Monitor, den im Ausland gekauften, mit vier 21 em-Geschützen bewaffneten „Arminins", der an der Beschießung und Besetzung der hannoverschen Küstenorte in der Elbmündung tapfer teilnahm. Der große Monitor, der auf seiten der Italiener an der Seeschlacht bei Lissa teilnahm, bewährte sich — trotz seiner für die damalige Zeit gewaltigen Geschütze — gar nicht und getraute sich nicht recht ins Kampfgewühl der hochbordigen Panzerschiffe. Und weder die Engländer und Franzosen, noch die junge Englischer Monitor neuster Art an der flandrischen Küste. teil liegt auf der Hand: ein mit zwei Türmen zu je zwei Geschützen bewaffneter Monitor hätte den Kampf mit einem mehr als doppelt so großen, mit der dreifachen Zahl von Geschützen bewaffneten Batterieschiff aufnehmen können. Der Monitor schien damals das Kampfschiff der Zukunft. Nur standen dem einen großen Vorteil nicht geringe Nachteile gegenüber: die ersten Monitore waren schlechte Seeschiffe, sowohl wegen ihrer flachen Bauart an sich, als auch wegen der Übelstände, die diese nach sich zog: sie boten wenig Raum zur Aufstellung kräftiger Maschinen, faßten nur geringe Mengen an Kohle, Proviant und Munition. Bei hohem Seegang waren sie völlig unbrauchbar, weil sie so unruhig gingen, daß die Benutzung der Geschütze unmöglich wurde, die See das Oberdeck, das kein Schanzkleid hatte, überflutete und die Türme manövrierunfähig machte. Ihre Erfolge haben die Monitore nur im Küstenkrieg — bertn im norbamerikanischen Bürger- (Nach der Wiedergabe einer amerikanischen Zeitschrift.) beutsche Marine haben in der Folgezeit Monitore gebaut; und als nach 1870 die Panzertürme sich Geltung verschafften, stanben sie auf großen, hochborbigen Linienschiffen, die auch beim stärksten Wellengang die hohe See halten und ihre Riesenkanonen gebrauchen konnten. Erst dieser Krieg, der so manches Vergessene wieder zur Erscheinung Brachte, sah auch den Monitor aufs neue in der Gefechtslinie, und zwar auf der Seite der Engländer. Die ersten Monitore, die im Herbst 1914 vorder flandrischen Küste gemeldet wurden, sönnen eigentlich kaum so genannt werden. Es waren drei auf englischen Werften im Bau begriffene Flußkanonenboote, für Brasiliens Riesenstrom bestimmt, die das freunbliche Albion gleich beim Kriegsausbruch beschlagnahmte. Als etwa 1500 Tonnen schwere Schiffe waren sie breit und flach
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