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1. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 70

1888 - Berlin : Hertz
70 Pracht an Albrecht's Hoflaqer; Albrecht und die Märker. in seiner glänzendsten Entwickelung war Albrecht zugleich ein Freuud prächtiger Hofhaltung, und sein Wohnsitz, die Kadolzburg iu Franken, gab ein Bild des glänzendsten Lebens aus der Blüthe der besseren Ritterzeit, wo neben der Thatkraft auch feinere gebildete Sitte und adeliger Anstand zur Zierde gereichten. Durch die Pracht seines Hoflagers überstrahlte er alle Fürsten des Reichs und wetteiferte darin mit Karl dem Kühnen von Burgund; weithin war die Kadolzburg berühmt durch ihre herrlichen Festlichkeiten und Ritter-spiele. Die Kurfürstin erschien bei festlichen Gelegenheiten in vergoldetem Wagen und ihr reiches Gewand war von kostbaren Perlen und Juwelen wie besäet. Bei einer Hochzeit am baierschen Hofe sah man Albrecht mit einem Gefolge von dreizehnhundert Pferden einziehen; die Kurfürstin aber führte über hundert edle Damen mit sich, deren Schönheit und strahlender Schmuck Alles in Erstaunen setzten, und selbst den glänzendsten Hofstaat Kaiser Friedrichs Iii. und seines Sohnes Maximilian verdunkelten. Doch nicht in Kriegsglanz allein und in äußerer Herrlichkeit zeigte sich Albrecht's reiche Begabung, sein Geist war zugleich hoch gebildet und sein Herz voll Ehre und Treue; auch er, wie seine Vorfahren, bewährte solche Treue besonders im Dienste seines Kaisers, dem er in vielfachen Verlegenheiten ein treuer Rathgeber und Beistand war. Wiewohl Albrecht nicht ohne warme und feurige Frömmigkeit war. so blieb ihm doch seines Bruders Eifer für die Kirche fremd; sein stolzer Herrschersinn mochte besonders die Ueber-griffe nicht vertragen, welche sich die Geistlichen überall gestatteten. Mit Kraft und Entschiedenheit trat er gegen solches Streben auf und kümmerte sich dabei wenig um der Geistlichen Bann und Jnterdict; meistens wußte sein kräftiger Wille auch hier durchzudringen, und es kann uns nicht verwundern, wenn ihm die Geistlichen darum wenig hold waren. Viel nachtheiliger war es, daß sein ritterlicher Geist, besonders in Folge der vielen Fehden mit den Bürgern von Nürnberg, sich zu einer gewissen Geringschätzung des bürgerlichen Strebens und Gewerbfleißes hinneigte. Es hatte seinen stolzen Sinn empört, daß die Kaufleute, „die Krämer" von Nürnberg, einem Ritter und Fürsten, wie er, zu widerstehen wagten, und er behielt seitdem eine Art Groll gegen den Hochmuth der Städte. Dadurch gab er bei seinem späteren Auftreten in der Mark viel Anstoß und verscherzte vielfach die Liebe seiner Unterthanen. Albrecht und die Märker. Albrecht vereinigte nach dem Tode seiner Brüder wieder alle Besitzungen Friedrich's I. in Brandenburg und in Franken. Er wollte jedoch den schönen Aufenthalt in seinem Erblande nicht aufgeben, ging nur selten nach der Mark und überließ dort seinem Sohne Johann die Regierung. Erst als dieser in dem fortgesetzten Krieg mit Pommern in Verlegenheit gerathen war und des Vaters Hülfe bedurfte, erschien Albrecht zum ersten Mal in seinem neuen Lande, aber der Eindruck, welchen er hier machte, war kein glücklicher, sein vornehmes Auftreten verletzte die Bürger wie die Ritterschaft. Er kam im ganzen Glanze seiner fürstlichen Herrlichkeit, von einem großen Gefolge fränkischer Ritter und Hofleute umgeben. Die Märker, welche voll staunender Erwartung dem gepriesenen Helden entgegensahen, hatten ihm in Salzwedel, der alten Hauptstadt der Mark, einen nach ihrer Art prächtigen Empfang bereitet. In festlichem Zuge, Kreuz und Fahne

2. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 98

1888 - Berlin : Hertz
98 Bauten; Steuern; Juden; Lippold. Trotz wiederholten Mißwachses und anderer öffentlicher Plagen vermehrte sich daher des Landes Wohlhabenheit zusehends; in demselben Verhältniß aber stieg auch die Neigung zu verschwenderischem Aufwands und zu glänzender Ueppigkeit in allen Volksklassen. Joachim sah sich genöthigt, zur Beschränkung des überhandnehmenden Luxus strenge Verordnungen zu erlassen. Er verbot unter Anderem, daß bei Hochzeiten von Bürgern mehr als zehn Tische, jeder zu zwölf Personen, gedeckt werden sollten, außer einem für die Kinder und einem zwölften allenfalls für auswärtige Verwandte; woraus man einen Schluß auf die damals üblichen übertriebenen Festgelage ziehen kann. Ebenso mußte er gegen den Aufwand, welchen Männer und Fraueu mit glänzenden Kleidern trieben, einschreiten. Freilich trug das Beispiel seiner eigenen glänzenden Hofhaltung viel dazu bei, solche Verordnungen unwirksam zu machen; denn es gab keinen prachtliebenderen Fürsten als Joachim. Kostbare Feste, glänzende Turniere, Hetzen wilder Thiere und große Jagden wechselten an seinem Hofe ab. An einem Theil der Festlichkeiten konnte auch das Volk sich erfreuen: im sogenannten Thiergarten zu Berlin wurde seltenes Wild gehegt und öfter mußten die wilden Thiere mit einander kämpfen. Jährlich, am Fronleichnamsfeste, ließ der Fürst zu Berlin ein Wettrennen halten, woran sich Edelleute und Bürger beteiligten. Besonders bei der Anwesenheit fürstlicher Gäste nahmen die Festlichkeiten gar kein Ende. Ein altes Verzeichniß führt 435 zur Hofhaltung gehörige Personen ans. In den Niederlanden ließ der Kurfürst kostbare Tapeten wirken, worauf die ganze Geschichte des kurfürstlichen Hauses bildlich dargestellt werden sollte. Auch die Bauten, welche der Kurfürst ausführen ließ, waren großartig und sehr kostbar. Schon vor der Durchführung der Reformation hatte er ein Kloster neben seiner Hofburg an der Spree zum Dom umwandeln und die Särge seiner Ahnen aus dem Kloster Lehnin dahin bringen lassen. Später beschenkte er den Dom mit den in Gold gearbeiteten Bildsäulen des Erlösers und der heiligen Jungfrau und mit den silbernen Statuen der zwölf Apostel. Dann ließ er die alte Hofburg niederreißen, um sie prächtiger wieder aufzuer-banen; in allen Theilen der Mark legte er Jagd- und Lustschlösser an, Spandau aber ließ er durch zwei berühmte Baumeister in eine Festung umwandeln. Natürlich kostete sein glänzendes Hofleben ungeheure Summen Geldes, und wiewohl die Einkünfte aus den Marken sich mit der Zunahme des öffentlichen Wohlstandes ungemein vermehrt hatten, so befand sich der Fürst doch fast immer in großer Geldverlegenheit. Da halfen denn die Stände, welche ihm für die sonstige treffliche Regierung dankbar ergeben waren, immer getreulich aus, indem sie die Bierziese erhöhten und noch andere Steuern freiwillig gewährten, wogegen ihnen Joachim das Zngeständniß machte, „keine wichtige Sache, die das Land angehe, auch kein Bündniß mit fremden Fürsten ohne Beirath und Bewilligung der Landräthe (Stände) zu verhandeln." Eine andere Folge der Geldverlegenheiten des Kurfürsten war die Zurückberufung der Juden, welche sich alsbald in großer Zahl wieder in der Mark verbreiteten. Sie mußten ein hohes Schutzgeld zahlen, wußten sich aber durch Wuchergeschäfte reichlich dafür zu entschädigen. Joachim bediente sich ihrer Hülfe in vielen Geldnöthen, besonders aber war ihm ein Jude Lippold

3. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 205

1888 - Berlin : Hertz
Krönungsfeierlichkeiten; die Anerkennung des neuen Königthums. 205 Wieder begab man sich zum Audienzsaale, wo König und Königin sich auf silbernen Thronen niederließen und von den dort versammelten Ständen in ihrer neuen Würde zum ersten Male begrüßt wurden. — Dann begann, unter dem Geläute aller Glocken der Stadt, die feierliche Procession zur Schloßkirche. An dem Portale der Kirche wurden die Herrscher durch zwei Ober-Hospredi-ger, einen resormirten und einen lutherischen, die für den Tag zu Bischöfen ernannt waren, mit einem Segensspruche empfangen; sodann begaben sie sich aus die Throne, die einander gegenüber, zu den Seiten des Altares errichtet waren. In allen Kirchen des Reiches ward zu dieser Stunde über die Worte des Psalmisten gepredigt: „ Ich habe funden meinen Knecht David; ich habe ihn gesaftet mit meinem heiligen Oele. Meine Hand soll ihn erhalten und mein Arm soll ihn stärken." Nach Predigt und Gesang ward zu der Hauptfeierlichkeit der Salbung geschritten. Ein köstliches Gefäß von Jaspis, das auf einem goldenen Teller getragen ward, enthielt das heilige Oel, welches, wie es weiland bei dem Könige David geschehen und auch sonst wohl üblich war, zur Salbung dienen und die Annahme des Königstitels zugleich durch eine göttliche Weihe verklären sollte. Friedrich legte Krone und Scepter von sich, kniete vor dem Altare nieder und betete; dann empfing er die Salbung au/die Stiru und auf den Puls beider Hände. Als das vollendet, nahm er Krone und Scepter mit eigener Hand wieder zu sich und bestieg aufs Neue seinen Thron. Ebenso geschah auch die Salbung der Königin. Gebet und Gesang beschlossen die heilige Handlung. Unter Trompeten - und Paukeuschall, unter Kanonendonner und dem Schalle des Gewehrfeuers zog dann die Procession in der Ordnung, wie sie gekommen, wieder nach den Gemächern des Schlosses zurück. Während daraus die königliche Familie und der Hos an ihren Prunk-tascln speisten, war für das Volk aus freiem Platze ein ganzer Ochs am Spieße gebraten, und zugleich sprang ans zweien Adlern, einem schwarzen und einem rothen, weißer und rother Wein. Der Abend ward durch eine glänzende Illumination verherrlicht. Mit dem Krönungstage war die Reihe der Festlichkeiten keineswegs abgeschlossen; vielmehr schloß sich deren noch eine lange Reihenfolge an. Feierliche Audienzen und Gepränge der mannichsaltigsten Art, kirchlicher Glanz und weltliche Lustbarkeiten, Hetzjagden und Feuerwerke wechselten bunt und reich mit einander ab. Erst am 8. März wurde Königsberg mit dem feierlichsten Gepränge wiederum verlassen. — Der Einzug in Berlin war nicht minder glänzend. Zum Schluß aller Feierlichkeiten wurde in allen Provinzen ein Dank-, Buß - und Betfest gehalten. Die Anerkennung des neuen Königthums. Friedrich hatte noch vor seiner Krönung ein Manifest an alle europäische Staaten erlassen, in welchem er erklärte, die Annahme der Königswürde sei für ihn „eine an sich ganz zulässige, durch Gründe und Beispiele überflüssig gerechtfertigte Sache, und durch Erhebung werde Keinem in der Welt an feinem etwaigen wohlhergebrachten Rechte das Geringste entzogen. Daher hege er zu sämmtlichen Mächten das ungezweifelte Vertrauen, dieselben würden sich einem so unschuldigen Werke nicht widersetzen." In Folge dieser Aufforderung erklärten außer dem Kaiser noch Rußland, England, Dänemark, die Schweiz, die Niederlande, Sachsen und die meisten übrigen deutschen Fürsten alsbald ihre Zn-

4. Geschichte - S. 83

1913 - Berlin : Oehmigke
— 83 — durch den Wald gelangten sie in die Nähe des Hussitenlagers. Als der Feind auf sie und ihre Bierfuhren aufmerksam wurde und hervorbrach, ließen sie die Wagen stehen und flüchteten nach der Stadt zurück. Mit Jubelgeschrei führten die Böhmen die willkommene Beute ins Lager und begannen ein wackeres Zechgelage. Um die Wirkung des Gebräus zu erfahren, sandte man einen listigen, schlauen Späher hinaus. Dieser war mit allen Schleichwegen vertraut. Ungehindert kam er in die nächste Nähe des Lagers und sah, daß die meisten Hussiten im tiefen Schlafe lagen und auch die ausgestellten Wachen hin und her taumelten. Schnell lief er zurück und meldete der Stadtbehörde seine Wahrnehmungen. Schleunigst machten sich nun die waffenfähigen Bürger unter Führung ihrer Bürgermeister auf den Weg zum Lager und erreichten es auf einem Waldwege, ohne gesehen zu werden. Die Wachtposten wurden leicht niedergemacht. Einige entkamen zwar und versuchten, die Schläfer im Lager zu ermuntern; aber es gelang nicht, die Wagenburg genügend mit Verteidigern zu besetzen. Die kampftüchtigen Bürger überstiegen die Lagerwehr und schlugen alles nieder, was sich nicht durch schleunige Flucht zu retten vermochte. Von den Türmen und Lughäusern hatten die zurückgebliebenen Wachen der Stadt den Vorgang da draußen mit Spannung beobachtet. Als sie die Flucht der Feinde sahen und dies den Bewohnern verkündeten, strömte jung und alt hinaus ins Lager und betrachtete mit Staunen und Heller Freude die von den Hussiten zurückgelassenen Waffen, Rüstungen, Zelte usw. Mit Beutestücken beladen und von ihren Angehörigen umringt, kehrten die Sieger unter dem Jubel der Bevölkerung in die Stadt zurück. — Noch heute wird zur Erinnerung an diesen Sieg alljährlich ein Fest gefeiert. Am Montag vor dem Himmelfahrtsfeste bewegt sich vormittags 10 Uhr ein feierlicher Zug von der St. Marienkirche durch das Mühlentor zur St. Georgenkapelle. Voran gehen die oberen Schulklassen, geführt von ihren Lehrern, die Mädchen in weißen Kleidern und mit Kränzen im Haar. Dann folgt die Kapelle des Stadtmufikus, und daran schließen sich die Geistlichen, die städtischen Behörden und Bürger in großer Zahl. Die Musik spielt den Choral: „Vater unser im Himmelreich", der von dem ganzen Zuge mitgesungen wird. In der 6*

5. Alte Geschichte - S. 28

1886 - Berlin : Hofmann
28 Erster Teil. Das Altertum. Meers (Tomi, Odessos, Phasis u. a.). In allen Kolonien, zumal aber in denen am und im Ägäischen Meere, entwickelte sich eine ungemein rege Thätigkei sowohl in Handel und Gewerbe, als auch in Kunst und Litteratur. § 11. Einigungsmittel der griechischen Stämme. Obgleich das griechische Volk in mehrere scharf von einander geschiedene Stämme und viele besondere Gemeinwesen zerfiel, so war doch, ähnlich wie bei dem deutschen Volke, das Gefühl der nationalen Einheit immer sehr groß. Dieses Einheitsbewußtsein sand seinen Ausdruck vor allem in dem gleichen Glauben und den gemeinsamen Veranstaltungen religiöser Natur. Von diesen sind die hauptsächlichsten: 1. Die zu Ehren einzelner Götter veranstalteten Nationalste. Die wichtigeren fanden statt a) in Olympia (Elis), wo die Hauptkultstätte des Zeus war. Die Ausgrabungen, welche seit einiger Zeit auf Kosten und im Aufträge der deutschen Reichsregierung veranstaltet sind (Ernst Cnrtins), gewähren einen deutlichen Einblick in den Hergang der olympischen Feste und ihre Raume. Den Hauptteil bildeten die Wettkämpfe (im Laufen, Faustkampf, Diskuswurf re.), welchen man die größte Bedeutung beilegte: der Sieg in den olympischen Spielen galt für das höchste Glück des Erdenlebens. Der Preis war einfach, ein Ölzweig oder eine Palme. Von anderen Spielen sind zu nennen: b) die isthmischen, „der Kampf der Wagen und Gefünge, der auf Korinthus' Landesenge der Griechen Stämme froh vereint", c) die pythisch en, bei Delphi, zu Ehren des Apollon, d) die nemeischen, in Argolis. 2. Die Orakel waren Stätten, an denen die Götter durch deu Mund der Priester oder Priesterinnen den Menschen in schwierigen Lebenslagen Rat erteilten und Fragen beantworteten. Das älteste Orakel stand zu Dodona, das besuchteste war das zu Delphi, wo Apollou durch den Mund der Pythia, der „wissenden" Priesterin, sprach. (Zweideutigkeit der Orakelsprüche!) 3. Aber auch politisch waren die Griechen nicht ohne Zusammenhang. Die Amphi ktiouien (d. H. Umwohnerschasten) hatten den Zweck, wenigstens größere Völkergruppen zu bilden, indem die an ein Heiligtum angrenzenden Stämme sich zu Bünden mit jährlichen Versammlungen, besonders zum Schutze des Völkerrechts,

6. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 51

1822 - Berlin : Reimer
Erzählungen. Zi. Scmct Veronica. Zu des Lebens letztem Gange, Schickt sich schon der Heiland an, Und dem Menschensohn ward bange Und von glühend heißer Wange Kalter Schweiß zu Erde rann: Sieh er träget auf dem Rücken, Selbst sein Kreuz mit stillem Sinn; Aber Last und Kummer drücken Ihn erschöpft zur Erde hin. Und er sinket in die Kniee, Und das Volk, das um ihn steht, Höhnt nur seine Angst und Mühe; Wie er lechze, wie er glühe, Keiner ihn zu laben geht. Legen oann das Kreuz die Knechts Simon von Eyrene auf, Daß er es zur Stalte brachte, Da sich ende Ehristi Lauf. Und Nun soll es weiter gehen, Und die Kriegesknechte drohn, Und in namenlosen Wehen, Schaut er aufwärts, und die Höhen Golgatha's erblickt er schon: Seine Menschheit ist erlegen In der bittern Angst und Qual, Und er sinkt auf seinen Wegen, Wieder hin zum andernmal. Geht kein Wort aus seinem Munde t Nur ein Seufzer hebt die Brust. Aber, zu derselben Stunde Quillt ihm, in des Herzens Grunde, Unaussprechlich süße Lust; Denn ein Mädchen naht sich leise, Bückt sich still zu ihm herab, Und sie trocknet, mild und weise, Ihm den Schweiß der Stirne ab.

7. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 86

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
86 Dritter Abschnitt. dann will ich einen Altar neben dein Grab pflanzen, und dann, so oft ein seliger Tag kommt, wo ich Nothleidenden Gutes thun kann, dann will ich, Vater, Milch und Blumen auf dein Grabmahl streuen! Jetzt schwieg er, und sah mit thränendem Aug' auf den Greis. Wie er lächelnd da liegt und schlum- mertsprach er jetzt schluchzend; es sind von seinen frommen Thaten im Traum vor seiner Stirne ge- stiegen. Wie der Mondschein sein kahles Haupt be- scheint, und den glanzend weißen Bart! O, daß die kühlen Abendwinde dir nicht schaden, und der feuchte Thau Jetzt küßt er ihm die Stirn, sanft ihn zu wel- ken, und führt ihn in die Hütte, um sanfter auf weichen Fellen zu schlummern. 10. Samuel und Eli, oder das erste Erröthen. Samuel der Knabe diente dem Herrn zu Siloh vor dem Priester Eli, und war angenehm bei Gott und den Menschen. Denn er diente dem Herrn mit reinem Herzen, und war gehorsam, und nahm zu an Weisheit. — Aber die Söhne Eli, Hophni und Pinchas, waren böse Buben, die fragten nicht nach dem Herrn, und ihre Sünde war sehr groß. Und fte standen eines Tages vor dem Hause ihres Vaters Eli unter einem Baum, und Samuel der Knabe stand unter ihnen, und war umgürtet mit einem lei- nenen Lcibrocke. — Aber Hophni und Pinchas redeten böse unzüch- tige Worte unter einander vor den Ohren des Kna- den. — Da erröthete Samuel sehr, daß sein Ange- sicht glühete, wie der Glanz des Abends, wenn der Tag sich genciget hat. Also erröthete der Knabe zum erstenmal. Denn er hatte noch nie ein böses Wort vernommen aus eines Menschen Munde von Jugend auf. — Aber die bösen Buben verlachten den Kna- den und höhneten sein, weil er roth ward ob ihren Reden. Und Samuel wandte sein Antlitz und weinte.

8. Das Alterthum - S. 62

1876 - Berlin : Weidmann
62 Die Spiele. | und körperlich wohlgebildet, dereinst ein schönes und gutes (xaao- xdya&og) Leben führen konnten. § 63. Nationales Leben der Griechen zur Zeit der Aristokratien. Spiele. Delphoi. I. Pin dar, Olymp. Pausania s V, S. Ii. Preller, Mythologie. Nägelsbach, naclihomer. Theologie. K. Fr. Hermann, gottesdienstl. Alterthümer. Meier, Olymp. Spiele (Ersch u. Grober, Encycl.i. Grote Ii, 36b ff. A. Becker, Charikles. Leipzig 1854. E. Curtins I, 217 ff. 220. 475 ff. Diese „Herrschaft der Edlen“ nimmt im Ganzen bei den Griechen das 8. u. 7. Jahrhundert ein; so lange sie das allgemeine Beste und nicht bloss Standesehre und Standesvortheil im Auge hatten, blühten die Staaten auch unter dieser Regierungsform. Die körperliche (gymnastische) Ausbildung in Ringen, Springen, Werfen, Laufen, Faustkampf und Ross- und Wagenlenkung, welche die aristokratische Jugend genoss, stellte sich zur Schau bei den Festen und den damit verbundenen Spielen, die für die politisch vielfach getrennten Griechen ein nationales Band der Vereinigung wurden. Die berühmtesten dieser Spiele waren a) die olympischen, die alle vier Jahre zu Olympia1) in Elis am Alpheios abgehalten wurden. Die erste Siegesaufzeichnung stammt aus dem Jahre 776 v. Chr. (§ 61). Nach der Wiederkehr dieser Feste zählten die Griechen ihre Zeitrechnung, d. i. nach Olympiaden2). Die Spiele bestanden zunächst im Wettlauf, dann im Ring- und Faustkampf, endlich und hauptsächlich im Wagenrennen, worin der Kostspieligkeit halber nur der Adel als Bewerber auftreten konnte. Ein olympischer Siegespreis, der Oel= zweig, war eine hohe Ehre und erforderte eine unablässige Vorübung ; so wirkten die Feste segensreich zurück auf die gymnastische Rüstigkeit der Griechen. Die olympischen Feste, während welcher ein Friede durch ganz Griechenland geheiligt war, versammelten Festgesandtschaften aller Griechen, auch der fernsten Colonien, in die Altis (den mit Statuen erfüllten heiligen Hain vor dem Tempel) und das Stadion (die Rennbahn). Ausser diesen grossen Festen gab es noch b) die isthmisehen3), die im Hain des Poseidon bei Korinth jedes dritte Jahr gefeiert wurden und bei denen ein Fichtenoder Epheukranz der Lohn war. c) Die nemeischen, alle zwei Jahre gefeiert, angeblich (wie auch die olympischen) schon von Herakles eingesetzt, dem Zeus zu Ehren; hier lohnte den Sieger ein Eppich- später ein Fichtenkranz ')• ’) Paus. V, 8. Vergl. die unter der Leitung von E. Curtius u. Adler vorgenommenen deutschen Ausgrabungen daselbst seit 1875. 2) Formel der Eeduction auf Jahre vor Christi Geburt: x — 766 — (4 (y—l) + z), nemlich x — Jahre vor Christi Geburt, y Olympiadenzahl, z — Jahr der Olympiade. 3) Paus. X, 7. 3. 4) Paus. Ii. 15.

9. Das Alterthum - S. 260

1876 - Berlin : Weidmann
260 Zerstörung Jerusalems, 70 n. Chr. herrschten als Vierfürsten (Tetrarchen) über das in Galilaea, 8a-maria, Peraea und Iudaea getheilte Land. Iudaea aber ward nach der Entsetzung des Archelaos als Anhang der Provinz Syrien von eignen Landpflegern (Procuratoren) regiert. Ein solcher war Pontius Pilatus, 26—36 n. Chr., der durch schwere Tyrannei die Juden erbitterte. Noch einmal vereinte Herodes Agrippa I. die getrennten Theile unter seiner Regierung ’). Nach seinem Tode, 44 n. Chr., ward das ganze Land römische Provinz, den Nordosten ausgenommen, der noch unter König Agrippa Ii. stand2). Die Procuratoren steigerten die Bedrückungen; so Felix, 52— 60 3), der Bruder des Freigelassenen Pallas (§ 185), und endlich Gessius Florus, 64—66, der das vielduldende Volk zur Verzweiflung trieb4). Nun begann ein Todeskampf, wie ihn nur semitische Völker in der Geschichte gekämpft (§ 34. 149). Heidnischer Seits eröffnete ein, über alle Städte des Orients sich verbreitender Judenmord, in dem Hunderttausende fielen, die Vernichtungsscene. Der Statthalter Syriens floh von der halbgenommenen Hauptstadt wieder zurück. Da übertrug Kaiser Nero den Oberbefehl dem Vespasian, 665), der planmässig vom Norden her vordringend, das blühende Land in eine Wüste verwandelte, 66—69. Nachdem er zum Kaiser ausgerufen und nach Rom aufgebrochen war, rückte sein Sohn Titus zur Belagerung vor die Stadt6), 70 n. Chr., die vom Norden, Osten und Süden durch die Thäler Josaphat und Hinnom uneinnehmbar, von der Westseite durch eine dreifache Mauer gedeckt war. Hieher hatte sich fast das gesammte Volk geflüchtet, das von den Parteien der Sicarier, Zeloten und Gemässigten zerrissen, nach aussen hin einig und entschlossen war. Titus begann vom Skopos-Berge, von N. W. her, seine Belagerung, legte die erste und zweite Mauer in Trümmer, aber an den altheiligen Bergen Zion und Moriah scheiterte sein Vordringen. Im Innern Jerusalems jedoch wütheten alle Greuel des Hungers, der Pest und des fanatischen Haders7). Dennoch rastete der Widerstand nicht. Schritt für Schritt nur drang die Belagerung bis zum Tempel vor, dem Wunderwerke des Herodes, der in Flammen aufging, und von dem kein Stein auf dem andern blieb8). Aber noch 18 Tage dauerte es, bis die heilige Stadt ganz in Trümmer sank. Was die Verwüstung verschont, ward in die Gefangenschaft verkauft, und das ehemalige Volk Gottes zerstreut in alle Länder. So endete, wenigstens in seiner politischen Existenz, das dritte Culturvolk der alten Welt; sein Beruf war erfüllt, seit ihm das Christenthum entsprossen9). ‘j Archaeol. Xviii, 6. Xix, 5. 2) Acta Apost. 25,13. 3) ibid. 24, 25. <) Ioseph. bell. lud. Ii, 15. Arch.xx.ll. •)T^hist V 10. I°sephjeu. lud Iii, 1 ff. ®) Tac. hist. V, 11-12. Ioseph. bell. lud. V, 1 ff. ) Ioseph. bell. lud. V, 10. 8) Ioseph. bell. lud. Vi, 4. Ev. Marci 13,1.2. 9) Jerusalem ward wieder aufgebauet. Noch einmal folgten später die Reste der Juden einem falschen Messias, Bar Chochbah, im J. 132-135 unter Kaiser Hadnanus

10. Das Alterthum - S. 63

1876 - Berlin : Weidmann
Tyrannis. 63 d) Die delphischen oder pythischen, alle vier Jahre mit besonderer Feier begangen. Zu den gymnischen Wettkämpfen um den Lorbeer, der hier ertheilt ward, kamen in Delphoi auch noch musische, d. i. Wettkämpfe im Gesang, Chorreigen, Kithara- und Flötenspiel; auch Dichter und Weise trugen hier später ihre Werke vor. Die höchste Wichtigkeit aber gewann für das griechische Leben das Orakel von Delphoi1), am steilen Südabhange des Parnass, vor den „Schimmerfelsen“, den Phädriaden, und am kastalischen Quell, im Phokerlande unweit der Bucht von Krissa belegen. Es stand, wie oben gezeigt (§ 48), unter dem Schutz des Amphiktyo-nenbundes. Seit dem 8. Jahrh, wurde es mit seinem Apollodienst, der dem ionischen Wesen uralt war, der kirchliche und politische Mittelpunkt für alle Hellenen. Heilige, durch den Gottesfrieden geschützte Strassen durchzogen zu ihm hin Griechenland; hier redete und verkündete der Lichtgott, der Orakelspendende (Loxias) durch den Mund der Pythia den Willen des höchsten Zeus jedem, der sich Raths erholte. Von hier aus ward die griechische Zeitrechnung und das Kalenderjahr geordnet, die Geldwährung nach gemeinsamem Fuss eingerichtet, das Andenken der Begebnisse aufgezeichnet. Denn der delphische Tempel, und gleich ihm andere wichtige Heiligthümer, waren nicht bloss die Archive der Hellenen, sie waren gewissermaßen Banken, wo man Geld deponiren und entleihen konnte, Börsen, wo Geschäfte im weitesten Umfange abgeschlossen wurden. Dies wurden sie durch ihre vielbesuchten Feste, denen sich naturgemäss Messen anreihten. Besonders enge Beziehungen hatte das delphische Orakel zu dem dorischen Stamm, namentlich zu Sparta. Zugleich aber ward von ihm auch, bei aller Verschiedenheit der Stämme an Dialect, Charakter und Einrichtungen , das Bewusstsein der nationalen Gemeinschaft aller Hellenen gepflegt. § 64. Tyrannis. I. Aristoteles Pol. V, 9. Plut. de rep. Viii u. Ix. Ii. Placs, Die Tyrannis. Grote Ii, 3 ff. B. Curt., Gr. Gesch. I, 255 ff. Allmählich wurde überall in Griechenland die aristokratische Herrschaft drückender; denn einerseits sonderten die Edlen sich stolzer vom Volke ab und hielten als reiche Besitzer den meist verschuldeten Demos in schwerem Drucke; andererseits wuchs in den Städten durch Handel und Verkehr ein Bürgerstand heran, der, wohlhabend und geistig beweglich, nun auch nach einer Theilnahme an der Regierung des Gemeinwesens verlangte. In den nur lialb-dorisclien Staaten (§ 53) wirkte die untergeordnete Stellung der alten achäischen oder ionischen Grundbevölkerung mit zur Unzu- !) Strabo 417 ff. E. Curt. Gr. Gesch. I, 465 ff.
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