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Bergen, herrlichen Buchenwaldungen, fruchtbaren Saatfeldern und
grünen Auen reich ist, wird im Sommer von vielen Badegüsten und
Reisenden besucht. Bekannt sind die Badeorte Saßnitz und Putbus.
e) Die Bernsteingewinnung in Samland. Zwischen dem
Kurischen und Frischen Haff liegt die Halbinsel Samland. An deren
Küste wird viel Bernstein gewonnen. Dieser ist das berühmteste Er-
zeugnis der Ostsee und wurde schon im Altertum dort geholt. Der
Bernstein ist nicht, wie der Name zu sagen scheint, ein Stein, sondern
ein glänzendes Harz von gelber, braunroter und weißer Farbe. Dieses
schnell erhärtende Harz rührt von jetzt ausgestorbenen Nadelholzbäumen
her, die früher am Strande der Ostfee ganze Wälder bildeten. Diese
wurden von den Fluten der Ostsee verschlungen. In dem Bernstein
findet man nicht felten kleine Tiere, als Mücken, Fliegen, Spinnen usw.
Über diese floß das Harz her und hat sie bei seinem Erhärten fest
eingeschlossen. Durch Reiben wird der Bernstein, den die Alten
Elektron nannten, elektrisch. In der Flamme verbrennt er mit einem
angenehmen Geruch. Er ist weicher und leichter als Glas. Der Bern-
stein wird auf verschiedene Weise gewonnen. Oft wühlen heftige
Stürme die Tiefe des Meeres auf, reißen die dort wachsenden See-
pflanzen los und schleudern sie ans Ufer. Damit wird auch der
Bernstein an den Strand geworfen, den die Zweige der Pflanzen fest-
hielten. Ist der Sturm vorüber, so eilen Männer, Weiber und Kinder
ans Ufer, um den Bernstein aufzulesen. Viele Stücke aber bleiben,
von einer dünnen Sandschicht u. dgl. bedeckt, zwischen Steinblöcken
stecken und werden mit Netzen herausgefischt. Mit Netzen zieht man
auch jene Stücke heraus, welche mit langen, spitzen Stangen losge-
brachen worden sind. Sehr ergiebig ist das Tauchen auf Bernstein.
Männer, welche wasserdichte Kleidung anhaben, steigen aus einem
Kahne hinab auf den Meeresgrund. Durch einen Schlauch wird ihnen
Luft zugeführt. So können sie mehrere Stunden in der Tiefe zu-
bringen und am Boden die dort oft unter Steinen verborgenen Bern-
steinstücke aufsuchen. Man gräbt den Bernstein endlich auch in der
Nähe der Küste aus dem Innern der Erde hervor. Die gefundenen
einzelnen Stücke werden mit den Händen herausgeholt und in ein
nasses Tuch gehüllt, weil sie beim plötzlichen Trocknen leicht zerspringen;
kleine Stücke wirft man in ein Gefäß mit Wasser. Der Bernstein
wird von den Bernsteindrehern zu den verschiedensten Kunstsachen ver-
arbeitet. Aus den größeren Stücken macht man Dosen, Becher, Pfeifen-
spitzen, Geschmeide usw.; auch bereitet man daraus einen guten Firnis,
indem man ihn über Kohlenfeuer fließend macht und mit Lein- oder
Terpentinöl mischt.
10. Das Tiefland der ostpreußischen Flüsse. Die Ostsee bespült
die Nordwestküste der preußischen Provinz Ostpreußen und empfängt
das Waffer ihrer Flüsse, von denen die Memel, der Pregel und die
Passarge die größten sind. Die Memel kommt aus Rußland, wo
sie Niemen (njemen) heißt. Bei ihrem Eintritt in Preußen, dem sie
nur in ihrem Unterlaufe angehört, ist sie schon schiffbar und daher
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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ist die Pferdezucht, welche in Littauen (dem nordöstlichen Teile der
Provinz Ostpreußen) besonders stark betrieben wird. Da liegtfdas
Königliche Gestüt Trakehnen, das sehr viel Militärpferde liefert.
Große Sumpfstrecken der preußischen Niederung wurden im Laufe der
Zeit entwässert und für den Anbau gewonnen. Der preußische Land-
rücken ist reich an Seen und Wald. Die größten dieser Seen liegen
in dem sog. Ob er lande (an der Grenze gegen Westpreußen, zwischen
Weichsel und Passarge) und in Masuren (östl. davon). Zu nennen
sind dort der Geserich- und der Drewenzsee, hier der Spirding-
und der Mauersee. Letztere sind die größten Seen in Preußen (118
bezw. 108 qkm groß). In Masuren liegt die Johannisburger
Heide, die fast ganz mit Kiefernwaldungen bedeckt ist und ein rauhes
Klima hat.
Eine künstliche Wasserstraße, welche von den Seen des Ober-
landes nach dem 100 in tiefer liegenden Drauseusee bei Elbing führt,
ist der von 1845—1860 mit einem Kostenaufwands von 4'/? Mill. Mk.
erbaute Elbing-Oberländifche Kanal, der folgende eigentümliche
Einrichtung hat. Er ist an fünf Stellen unterbrochen und so in Glieder
geteilt. Die einzelnen Glieder sind durch schiefe Ebenen verbunden,
welche ein Gefälle von 19—24 m haben. Jede geneigte Ebene hat
zwei Eifenbahngeleife nebeneinander, welche sich sowohl am Fuße, wie
am oberen Ende, wo die Ebene in den Kanal übergehl, eine Strecke
weit unter Waffer fortziehen. Auf jedem Geleise fährt ein starker,
achträderiger Wagen so weit ins Wasser hinein, daß er ein Schiff auf-
nehmen kann, und zwar steht der eine Wagen — je nachdem er.ge-
braucht worden — am Fuße der Ebene, der andere am oberen Ende
derselben. Seitwärts von der Höhe jeder Ebene liegt das Maschinen-
haus. Da wickelt sich um eine große eiserne Welle (Trommel ge-
nannt) ein Drahtseil, durch welches beide Wagen gleichzeitig gezogen
werden. Ein Räderwerk, welches von einem mächtigen oberschlächtigen
Wafferrade getrieben wird, fetzt die Trommel in Bewegung, sobald ein
Schiff befördert werden soll. Wenn nun ein Wagen mit seiner Schiffs-
ladung aus dem oberen Teile von der Höhe hinunterläuft, fo muß er
in der Regel noch mit seinem Überschuß von Kraft ein auf dem zweiten
Wagen bergauf fahrendes Schiff hinaufziehen helfen. (Man denke an
eine Rolle, mit welcher zwei an den Enden einer Kette hängende,Eimer
auf- und abbewegt werden. Wird der eine nach oben gezogen, so geht
der andere abwärts).
11. Das Weichselgebiet. Die Weichsel entspringt auf den Kar-
paten und fließt in einem großen, nach Westen geöffneten Bogen durch
Galizien und Polen. Nur mit dem Unterlauf gehört sie Preußen an;
denn sie hat bereits 900 Km zurückgelegt, wenn sie als wasserreicher
Strom bei der Festung Thorn, dem Geburtsort des Astronomen
Nikolaus Kopernikus, das deutsche Gebiet betritt. Sie fließt zuerst in
nordwestlicher Richtung und biegt bei der Mündung der Brahe in
einem scharfen Knie nach Nordwesten um; zuletzt wendet sie sich nach
Norden. Die Weichsel fließt durch ein etwa 8 Km breites, ties ein-
geschnittenes, aber fruchtbares Tal, welches von bewaldeten Höhen
Schiffels, Geographie I. 2. Auflage. 8
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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48
Die Befreiungskriege. 1. Napoleon erschien alsbald mit einem Heere, durchzog Thüringen und traf die Verbündeten bei Groß-Görfchen. Er fand heftigen Widerstand, so daß er sagte: „Das sind die Preußen von Jena und Auerstädt nicht mehr; nicht einen Nagel von einer Kanone lassen sie sich nehmen." ?sn schönster Ordnung zogen sich die Verbündeten zurück. Nach der unentschiedenen Schlacht bei Bautzen trat ein Waffenstillstand ein. Österreicher und Schweden traten dem Bündnisse bei. Es würden 3 Armeeen aufgestellt: Die Südarmee unter Schwarzenberg (bei bteser waren auch die 3 Monarchen anwesend), die Nordarmee unter dein Kronprinzen von Schweden und dem preußischen General Bülow, die schlesische Armee unter beut tapfern Blücher. Napoleon schickte den Marschall Macbonalb gegen Blücher; die Franzosen überschritten die Katzbach. Mit bent Ruse: „Vorwärts, Ktnber, vorwärts!" griff Blücher den Feind an. Wegen des strömenden Regens war es nicht möglich, die Gewehre zu gebrauchen, es hieben die Preußen mit dem Kolben aitf den Feind ein, der schleunigst die Flucht ergriff-Viele Franzosen ertranken in der angeschwollenen Katzbach. Tie Soldaten nannten Blücher „Marschall Vorwärts", der König machte ihn zum Feldmarschall und später zum Fürsten von Wabl-statt. An demselben Tage drängte Napoleon die Sübarmee bei Dresben zurück; als er aber ein Heer nachschickte, würde basselbe bei Nollendorf gefangen genommen. Zwei französische Heere, welche Berlin nehmen sollten, trieb der preußische General Bülow bei Groß-Beeren und Dennewitz nach einnnber zurück. Als die Verbünbeten ihren Kreis der Stellung Napoleons näher rückten, zog sich bteser auf die große Ebene von Leipzig zurück. Hier fanb vom 16. bis 19. Oktober 1813 die große Völkerschlacht statt, welche mit der vollstänbigen Nieberlage Napoleons enbete. Die Verbünbeten folgten ihm nach Frankreich und brachten ihn gefangen auf die Insel Elba. Ludwig Xylil., der Brttber des hingerichteten Königs, wurde in Paris als König eingesetzt. Mit biesem schlossen die Verbünbeten bett
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Schwarzenberg Napoleon Marschall_Macbonalb Napoleon Bülow Napoleons Napoleons Ludwig_Xylil. Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Jena Bautzen Schweden Schweden Berlin Leipzig Napoleons Frankreich Elba Paris
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abhängen. Auf den Hochalpen ist alles Leben erstarrt; nur Flechten
und Moose bedecken noch den Fuß der Felsen.
c) Bemerkenswerte Berge der Alpen. 1. Der Mont-
blank. Zu den Bergen der Alpen, die wir uns besonders merken
wollen, gehört zunächst der bereits genannte, auf französischem Boden
liegende Montblank (mongblang). Sein Name bedeutet weißer Berg.
(Warum heißt er so?) Der Montblank überragt alle europäischen
Berge. Seiner majestätischen Höhe entspricht auch seine ganze Er-
scheinung. Jäh ansteigende Abhänge lassen die Gebirgsmasse sich
vornehm von der Berührung mit der ihr am nächsten stehenden Berg-
welt zurückgezogen erscheinen. Nach zwei Seiten scheiden tiefe Täler
die Montblankgruppe von ihrer Umgebung. Im Nordwesten liegt
das berühmte Chamonixtal (schamoni). Der Montblank hat an
seinen Abhängen keine eigentlichen Täler, sondern nur schmale, tiefe
Risse, durch die zahlreiche Gletscher strahlenförmig von der Höhe ins
Tal hinabgleiten. Seine Umgegend war bis um die Mitte des 18.
Jahrhunderts nur wenig bekannt. Mehrere Versuche, seinen Gipfel zu
ersteigen, waren erfolglos. Ein Führer, namens Balmat, der bereits
sehr hoch hinaufgekommen war, konnte, weil er aufs höchste erschöpft
war, sein Ziel nicht erreichen und mußte umkehren. Er war aber
bereits so weit vorgedrungen, daß er von der Zugänglichkeit des Gipfels
überzeugt wurde. Infolge seiner Anstrengungen erkrankte er und teilte
dem ihn behandelnden Arzte Dr. Paccard seine Entdeckungen mit.
Beide kamen überein, nach der Genesung Balmats die Besteigung noch
einmal zu versuchen. 1786 führten sie unter großen Mühsalen und
Gefahren ihren kühnen Plan aus. Seit der Zeit wird das Chamonix-
tal häufig von solchen besucht, welche den Bergriesen besteigen wollen.
2. Der Große St. Bernhard. Über den Großen St. Bern-
hard führt eine der wichtigsten Alpenstraßen. Auf seiner Höhe liegt
das von dem Abte Bernhard von Aosta 962 gegründete Kloster, das
Hospiz, das von Augustinermönchen bewohnt wird. Trotzdem es in
einer Einsenkung liegt, ist wegen der hohen Lage (2500 m über dem
Meere) seine Umgebung außerordentlich öde. 8 bis 9 Monate bleibt
der Schnee hier liegen, und im Juli und August ist es oft so empfind-
lich kalt, daß die Fenster frieren. Mehr als während der Hälfte des
Jahres ist das Haus in dichte Nebel gehüllt. Die Haupttätigkeit der
Mönche besteht in der Fürsorge für die zahlreichen Reisenden, die
jährlich über den Berg ziehen. Sie finden in dem gastlichen Hospiz
freundliche Aufnahme und liebreiche Pflege. Wenn Winter oder Nacht
die Pfade verdunkeln, suchen die Klosterbrüder die Verirrten oder im
Schnee Versunkenen auf, um sie unter das schützende Dach zu bringen.
Zur Rettung der Unglücklichen dienen besonders abgerichtete Hunde.
Sobald einer derselben einen versunkenen oder ermatteten Wanderer
gefunden hat, kehrt er in schnellem Laufe zu seinem Herrn zurück, um
diesem die gemachte Entdeckung kundzutun. Oft hängt man diesen
Hunden ein Fläschchen mit Branntwein oder einem andern erwärmenden
Getränk und ein Körbchen mit Brot um den Hals, um es dem ermüdeten
Wanderer, der nicht mehr weiter konnte, zur Erquickung darzubieten.
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Extrahierte Personennamen: Bernhard Bernhard_von_Aosta August
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3. Der St. Gotthard ist nicht ein einzelner Berg, sondern eine
Hochlandssenke in der Form eines Rhomboids, das ringsum von
gewaltigen Bergen umstellt ist. Er ist ein wichtiges Quellgebiet, das
nach den verschiedenen Himmelsgegenden Flüsse entsendet, und zwar
nach Osten den Vorderrhein, nach Süden den Tessin, nach Westen die
. Rhone und nach Norden die Reuß. Aber auch für den Verkehr ist
er von großer Bedeutung, da über seinen Paß eine vielgebrauchte
Straße führt, die wie eine große Brücke die Schweiz und Italien mit-
einander verbindet. Von Flüeln am Vierwaldstättersee geht sie durch
das breite Tal der Reuß. Das Tal wird bald enger, die in den
Felsen hineingesprengte Straße beginnt zu steigen. Im Zickzack führt
sie zwischen riesenhaften Felsen dahin. Wo sie von einem Ufer der Reuß
zum andern hinüberführt, hat man mit großer Mühe Brücken gebaut.
Die berühmteste ist die 1830 erbaute Teufelsbrücke. Bei deren Bau
mußten die Maurer an Seilen über dem Abgrunde hängend arbeiten.
Darauf führt die Straße durch einen 66 m langen Tunnel, das Urner
Loch. Wenn sie wieder zutage tritt, berührt sie ein mattengrünes Tafy
Überrascht hemmt der Wanderer den Schritt. Es ist ihm, als habe
eine freundliche Hand ein Paradies des Friedens in öde Felsenhallen
gebettet. Aber nur fünf Monate im Jahre grünt und blüht es hier;
sieben Monate hindurch herrscht ein strenger Winter. In friedlicher
Stille liegt am Fuße eines Berges das Dörflein Andermatt. Bald
steigt die Straße wieder, bis ihr höchster Punkt (2100 m) erreicht ist.
Dort ist ein kahles Hochtal, von Felstrümmern bedeckt und von nackten
Felshäuptern umgrenzt. Sobald sich die Straße wieder senkt, führt sie
an einigen Gebäuden vorüber. Das eine ist das Hospiz, in welchem
jährlich Tausende von Reisenden Aufnahme und Pflege sinden. Wenn
die furchtbaren Schneestürme den Gipfel des St. Gotthard umtosen,
die Luft sich wie eine Binde um die geblendeten Augen legt, die
erstarrende Kälte den Atem erschwert und der Tod in schrecklicher
Gestalt den hilflosen Wanderer bedroht, dann ist es oft nur dem Mute
und der Aufopferung der Hospizbewohner, die in solchen Stunden der
Gefahr in Begleitung ihrer Hunde die Wege absuchen, zu danken
gewesen, daß der Verirrte oder Verschüttete gerettet wurde. Wenn im
Oktober sich der Paß 2 — 3 in hoch mit Schnee bedeckt, kann kein
Wagen mehr die Straße befahren. Nur der Schlitten kann gebraucht
werden. Zuvor aber müssen besonders dazu bestellte Arbeiter, die
Rutner, den Weg frei machen. Jenseit des Hospizes fällt die Straße
noch mehr und führt durch das Tefsintal nach dem sonnigen Italien.
Seit dem Jahre 1882 aber wird der Verkehr auch durch den St. Gott-
hard geleitet; denn dieser ist von einem 15 Km langen, 1154 in über
dem Meere gelegenen Tunnel durchstochen worden, durch den eine Eisen-
bahn aus dem Reuß- ins Tessintal sührt. Die Endstationen des Tunnels
sind Göschenen (in der Schweiz) und Airolo (in Italien). Der Bau
dieses Wunderwerkes, in dem menschliche Kunst und Wissenschaft, aber
auch menschliche Tatkraft und Ausdauer einen Triumph feierten, wurde
im Jahre 1872 begonnen. Er erforderte eine große Summe Geldes
(gegen 50 Mill. Mk.) und ein ganzes Heer von Arbeitern. Im Durch-
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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TM Hauptwörter (200): [T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
Die Dichte oder Schwere, die Wärme und der Magnetismus der Erde.
7
Erde schmelzen schon bei niedrigem Hitzegraden (Silber bei 1000,
Gold bei 1097, Nickel und Stabeisen bei 1600, die meisten Gesteine
bis 2000, Lava bei 2000 0 C). Durch den gewaltigen Druck, unter
welchem sich die Erdmassen befinden, wird zwar der Übergang
aus dem festen in den flüssigen Zustand verlangsamt. Aber dennoch
darf man wohl annehmen, daß die Erdhitze wohl ausreicht, alle
Stoffe zunächst in einen flüssigen und in größerer Tiefe auch wohl
in einen gasförmigen Zustand zu versetzen. Das bedeutende spezi-
fische Gewicht der Erde schließt aber wohl aus, daß der von Gasen
erfüllte Raum sehr groß sein kann.
Die auf das sehr hohe spezifische Gewicht sich stützende An-
nahme, daß das Erdinnere aus metallischen Massen, wahrscheinlich
aus Eisen bestehe, wird auch durch die Äußerungen magneti-
scher Kräfte gerechtfertigt. Die frei hängende Magnetnadel ist
stets nach N gerichtet, und ferner neigt sie sich nach dem Horizont
hin. Ihre Bewegungen beweisen, daß man die Erde als einen
großen Magneten betrachten kann, der zwei magnetische Pole
besitzt. Diese fallen nicht mit den Erdpolen zusammen. Der mag-
netische Nordpol wurde^von John Roß i. J. 1831 auf der
Halbinsel Boothia Felix (buß’ie*) in Nordamerika unter 70^20 W
und 932/3 0 W aufgefunden. Der magnetische Südpol ist noch
unbekannt. Man vermutet ihn unter 74° S und 146° 0. Seine
Auffindung bildet eine Hauptaufgabe der Südpolarforschung.
Die Abweichung der Magnetnadel von der Nordrichtung wird
Deklination genannt. Sie wurde wahrscheinlich zuerst von
Kolumbus erkannt. Die Abweichung nach 0 nennt man positive,
die nach W negative Deklination. Europa hat negative
Deklination. Für Mitteldeutschland beträgt sie zur Zeit etwa —
12v. Zwischen den Gegenden positiver und negativer Abweichung
muß eine Linie liegen, auf der die Magnetnadel genau nach N
zeigt, die Deklination also gleich 0 ist. Man nennt diese Linie
den magnetischen Nullmeridian.
Die Neigung der Magnetnadel zum Horizont wird Inklina-
tion genannt. Diese beträgt in Mitteldeutschland etwa 70°. Nachn
wird der Inklinationswinkel noch größer, bis sich am magnetischen
Nordpol die Magnetnadel senkrecht, also unter einem Winkel von
90° zur Erde hinneigt. Zwischen dem magnetischen Nord- und
Südpol muß dagegen ringsum auf der Erdoberfläche ein Punkt
erreicht werden, wo die Nadel eine genaue wagrechte Lage einnimmt.
Die Linie, auf der dies der Fall ist, heißt magnetischer Äquator.
Derselbe weicht nach N bis zu 10°, nach S etwas mehr von dem
eigentlichen Äquator ab
Außer der Deklination und der Inklination kann an der Magnet-
nadel noch drittens die Kraft oder Intensität der Magnet-
nadel erkannt werden, wenn man die Schwingungen zählt, welche
*) Der englische Laut th wird wie ein gelispeltes ß gesprochen, was durch
einen Bogen über diesem Buchstaben angedeutet werden soll. Er entsteht, wenn
man beim Sprechen die Zunge in die Nähe der oberen Zahnreihe bringt.
Die
magnetischen
Pole.
Deklination,
Inklination u.
Intensität der
Magnetnadel.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
TM Hauptwörter (200): [T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T107: [Eisen Gold Silber Kupfer Blei Metall Salz Zinn Stein Mineral]]
Extrahierte Personennamen: John_Roß Felix Kolumbus
Extrahierte Ortsnamen: Boothia_Felix_( Nordamerika Europa Mitteldeutschland
Das Kongobecken.
97
den heidnischen Bantunegern eine große politische Zersplitterung
herrscht — ihre Häuptlinge führen den stolzen Namen King, d. h.
König —, hat bei den Sudannegern die Einführung des Islam
die Bildung größerer Staatsverbände bewirkt, wie es auch im
Hinterlande Togos der Fall war; die Marktplätze, die meist be-
festigt sind, wurden volk- und gewerbreiche Städte, besonders in
Adamaua, wo Ngaundere 30000 E. zählt. Von N her haben
die Sudanneger Pferd und Buckelrind mitgebracht, die den Bantu-
negern fehlen. Der wichtigste Volksstamm der letzteren sind die
Dualla, ein Handelsvolk an der Küste, das früher den ganzen
Zwischenhandel beherrschte und denselben mit hohen Durchgangs-
zöllen belegte.
5. Das Kongobecken
a) Das Landschaftsbild.
Ein Staunen durchlief die Welt, als der Afrikareisende § 53.
Stanley i. J. 1877 Kunde von einem riesengroßen afrikanischen Strome,
dem Kongo, dessen Mündung allerdings schon seit dem Jahre 1484
bekannt war, sowie wenige Jahre später von einem unermeßlichen
Urwalde im Gebiete dieses Stromes brachte. Beides, den riesigen
Strom und den unermeßlichen Urwald, hatte man in dem heiß-
dürren Erdteile nicht gesucht.
Der an der Küste von Niederguinea mündende Kongo ent- Lauflänge
wässert das große Gebiet südwestlich und westlich vom Viktoria- des Kong°-
see. Seine ganze Lauflänge wird zu 4200 km angegeben; die
gerade Entfernung der Quelle von der Mündung beträgt aber nur
1750 km.
Es fällt schwer, den Strom wie andere Ströme in einen Einteilung-
Ober-, Mittel- und Unterlauf einzuteilen. Den Oberlauf rechnet des Laufes-
man am besten bis zu dem Punkte, wo sich die beiden bedeutend-
sten Quellarme, der Luapula und der Luälaba vereinigen, den
Mittellauf bis zu den Stanleyfällen, den sehr langen Unterlauf von
dort bis zum Meere.
Von den beiden Hauptquellarmen des Kongo gebührt dem Quellilüsse..
östlichen, dem Luapula, der Vorrang. Derselbe ist nicht nur
der längere, sondern auch der wasserreichere. Er entspringt in
etwa 1400 m Höhe zwischen dem Njassa- und Tanganjikasee und
durchfließt den großen Bangweölosee, der in vieler Hinsicht
dem Tsadsee ähnelt. Eine streckenweise starke Strömung, zahl-
reiche Katarakte, Inselreichtum und gut bewaldete Ufer zeichnen
ihn aus, und sein Landschaftsbild wird gerühmt. Der Luälaba
bildet ebenfalls großartige Wasserfälle, durchzieht die 76 km lange,
aber nur 20 bis 30 m breite und 400 m tief eingeschnittene
Schlucht von Nsilo, die demnach ein bedeutender Canon (spr. kanjon)
ist, und fließt dann, nochmals sich seeartig erweiternd, durch eine
steppenartige, aber fruchtbare Gegend.
K e r p, Lehrbuch der Erdkunde.
7
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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TM Hauptwörter (200): [T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T75: [Strom Elektrizität Ende Eisen Magnet Elektricität Körper Draht Funke Leiter], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
Der Sudan
41
Niger Stroms clin eilen zu überwinden. An der Mündung bildet
er gleich dem Nil ein etwa 24 000 qkm großes Delta, das aber
im Gegensatze zum Nildelta nocli fortwährend im Wachsen
begriffen ist.
Das Niltal hat seine Schönheit, trotz der Wüste, die es umgibt.
Dem Niger, der auf seinem obersten Lauf auch D seh o lib a und
dann eine Strecke weit Kuora genannt wird, hat noch kein
Reisender eiu großes Lob gesuugen. Das niedrige Ufergelände
wird bei Hochwasser streckenweise weithin überschwemmt.
Die Entstehung der Seengruppe westlich von Timbuktu
will man mit solchen Überschwemmungen in Verbindung bringen.
Vor 60 Jahren solleu die Seenbecken, noch kein Wasser enthalten
haben und 40 km vom Ufer entfernt noch Baumstümpfe aus der
Wasserfläche hervorragen. Durch die Berührung mit der
Wüste büßt der Strom vollends seine Schönheit ein. Seine Land-
schaft wird, nach den Berichten französischer Forscher, überaus
einförmig, fast kann man sagen wüstenhaft, und nur selten
treten schwarze und rötliche Hügel von mäßiger Höhe an die Ufer
heran. Erst nach Überwindung der Stromschnellen, kurz vor der
Einmündung des Benuë, wechselt das Bild der Landschaft. Tro-
pische Üppigkeit umgibt ihn nun, und Mangrovendickichte
umgeben die Mündungsarme.
Bis vor nicht langer Zeit war auf den Atlanten von der
Nigerquelle ostwärts, parallel zur Küste, ein hohes Kettengebirge,
dem man den Namen Kong-Gebirge gegeben hatte, dargestellt. Bei
der nähern Durchforschung des ganzen Nigergebietes fand man
zum nicht geringen Erstaunen, daß von einem solchen Gebirge
keine Rede sein kann. Nicht einmal ein steiler Plateaurand, der
die Vorstellung eines Gebirgszuges erwecken könnte, ist vorhanden.
Vielmehr bildet das Land nur Bodenschwellen von mäßiger
Höhe. Diese bilden die Wasserscheide zwischen dem Niger
und den Küstenflüssen und streichen auch, an Höhe abnehmend,
zur Küste hin, ohne diese überall zu erreichen. Die bedeutendsten
Erhebungen liegen «anz im W, nahe an der Küste, und daher
kommt es, daß der Niger, an der nach 0 sich senkenden Boden-
schwelle im N vorbeifließend, einen so weiten Weg zurücklegen
muß, um zum Meere zu gelangen. Noch etwas höher als im Quell-
gebiet des Niger sind die Erhebungen einer aus kristallinischen
Gestein aufgebauten Gebirgsgruppe, die ein wenig nordwest-
licher liegt und die beiden Küstenflüsse Gambia und den bedeu-
tendem Senegal nach Nw zum Meere sendet. Höhen von über
1500 kommen jedoch wahrscheinlich auch dort nicht vor.
Vom Tsadsee bis fern im W zum Senegalgebiete zeigt die
Landschaft meist das Bild der Savanne, der mit Bäumen besetzten
Grasflur. Der Übergang von der Wüste zu dieser vollzieht sich
in einem breiten Streifen überall so, wie er S 38 für die Gegend
nördlich vom Tsadsee geschildert wurde. Nach S, näher der Küste,
nimmt mit dem Wachsen der Niederschlagsmenge auch die Üppigkeit
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264
Amerika.
Schwierigkeiten. Die meist ebene Form des Landes machte
den Ausbau eines weitverzweigten Eisenbahnnetzes möglich,
und auf großen schiffbaren Strömen, neben dem St. Lorenz-
strom und den Kanadischen Seen im N (vgl. S. 253) vor allem auf
Ohio und Mississippi, doch auch auf einigen Küstenflüssen
im 0, konnte sich eine lebhafte Binnenschiffahrt entwickeln.
Welche Vorteile die Möglichkeit eines billigen Versandes der Massen-
güter auf dem Wasserwege gewährt, möge ein Beispiel zeigen.
Obschon die wichtigsten Eisenerzlager der Vereinigten Staaten (s. o.)
von Pennsylvanien, dem Hauptgebiete des Kohlenbergbaus und der
Eisenverhüttung, ungeheuer weit, 1240—1740 km, entfernt sind,
vermochte die nordamerikanische Eisen- und Stahlindustrie den
Wettbewerb mit andern Industrieländern, in denen, wie z. B. in
England, Kohlen und Eisen nahe zusammen liegen, aufzunehmen,
weil für den Versand der Erze der Wasserweg bis zum Erie-See
benutzt werden kann. Zu betonen ist ferner, daß die Haupt-
produktionsgebiete der Vereinigten Staaten eine günstige Lage
zum Meere, der großen Straße des Welthandelsverkehrs haben.
Zwar besitzt die Südküste keine guten Häfen; aber ein großer
Strom, der Mississippi, bildet dort eine natürliche Eingangs-
pforte bis weit in das Innere hinein. Umso buchten- und hafen-
reicher ist die Ostküste, und sie war es, die Europa, dem Ur-
sprungslande der jungen nordamerikanischen Kultur, gegenüber lag;
von dort empfing das Land den Strom seiner Einwanderer.
Diese brachten in dasselbe, da Auswanderer stets den tatkräftigem
Teil eines Volkes bilden, die nötige Tatkraft und den nötigen
Fleiß, also die Eigenschaften, die erforderlich waren, um auf
dem Boden des reichen Landes ein reiches Wirtsc h afts- und
Kulturleben zur Entfaltung zu bringen. Selbst das Hochgebirge
im W mit seinen wilden, zerklüfteten und unwirtlichen Gegenden
wurde bezwungen. Heute durchschneiden schon vier große Eisen-
bahnlinien, sog. Pacific-Bahnen, die Vereinigten Staaten von 0
nach W, und das ganze Eisenbahnnetz der Union beträgt schon
weit über 300000 km (von Deutschland etwas mehr als 50000 km).
Von den Städten, die durch Industrie, Handel und Verkehr
in kurzer Zeit zu sehr volkreichen Plätzen anwuchsen, sind in
erster Linie folgende zu nennen: Neu-York, als Groß-Neu-York
(Greater New-York, spr. gréter nju jôrk) 3v2 Mill. E. zählend,
ist die reichste Stadt der Neuen Welt, der Sitz einer groß-
artigen Industrie und wird als Geld- und Handelsstadt
nur von London übertroffen; Philadelphia (lvs Mill. E.) steht
als Fabrikstadt der Vereinigten Staaten nur hinter Neu-York
zurück, hat aber einen viel geringem Handel; Baltimore (550000 E.);
Washington (uóschingten, 300 000 E.) ist die Bundeshaupt-
stadt der Vereinigten Staaten ; Boston (bóst'n, 600000 E.) mit
bedeutendem Handel; Pittsburg (350000 E.) liegt iumitten
der reichsten Kohlenbergwerke der Erde und ragt daher namentlich
durch sein Eisengewerbe hervor; Cincinnati (ßinßinöti,
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Extrahierte Ortsnamen: Amerika Ohio Mississippi Pennsylvanien England Europa Deutschland London Philadelphia Baltimore Washington Boston Pittsburg Cincinnati
Afrika.
ausländische Handelstätigkeit vorwiegend auf die Küstengegenden,
obschon manche Faktoreien allmählich weiter nach dem Innern
vorgeschoben wurden. An den Küstenplätzen werden die Waren,
die zum Austausch mit europäischen Waren dienen, aufgesammelt,
und in umgekehrter Richtung findet die Verteilung der letztern
statt. Zur Ausfuhr gelangen aus dem mittlem Afrika haupt-
sächlich Elfenbein, Kautschuk, Pal m kerne und Palmöl,
Gewürznelken, Straußenfedern, Gummi und Kaffee, zur
Einfuhr Baumwollstoffe, Waffeu, Munition, Perlen,
Eisen- und M e s s i n g d r a h t und der sehr begehrte, vielfach
aber im Handelsverkehr verbotene Rum.
Afrikanische Geldsorten.
Zur Vermittlung des Warenaustauschs werden im mittlem Afrika vielfach
sehr eigenartige Geldsorten gebraucht. In ganz Nordostafrika ist merk-
würdigerweise der Mariatheresientaler das gangbarste Geld. Derselbe
muß die Prägung vom Jahre 1780 zeigen. Seine Einbürgerung in afrikanischen
Ländern rührt noch von der Ausbreitung des österreichischen Levantehandels
gegen Ende des 18. Jahrhunderts her. Noch heute läßt Österreich für den
afrikanischen Bedarf Mariatheresientaler neu prägen. Abessinien, ein Haupt-
abnehmer, hat jedoch in jüngster Zeit selbst mit der Prägung solcher Geldstücke
begonnen. Dieselben haben zur Zeit einen Wert von etwa 4,20 Mark. Die
Araber nennen sie des österreichischen Adlers halber „abu te'ir" = Vater des
Vogels. Im Sudan, besonders in Timbuktu und Kano, wird ein Mitkai Gold-
staub, das 4,27 g wiegt und einen Wert von etwa 10 Mark hat, als Wert-
messer benutzt. Eine weite Verbreitung haben auch Eisen- und Kupfer-
geld gefunden. Ersteres findet im Scharigebiete in Form von dünnen, ge-
krümmten Platten, am obern Nil in Form von Wurfmessern Verwendung. Zu
Kreuzen geformtes Kupfergeld trifft man im Kongogebiete an. Ein beliebtes
Zahlungsmittel sind ferner stellenweise Salzstangen, z. B. am Ostabhange
des Hochlands von Abessinien. Der westliche Sudan hat eine eigentümliche
Geldsorte; als solche dient nämlich eine kleine Porzellanmuschel, die Kauri-
ni us che 1. Da 2500—3000 Stück erst einen Wert von etwa 4 Mark haben,
ist die Zahlung eine umständliche Sache, wenn die Muscheln nicht schon an
Schnüren aufgereiht sind, was bisweilen geschieht. Die Kaurimuscbeln werden
aus Indien und Sansibar eingeführt und sind deshalb an der Küste billiger. In
Ostafrika und im Kongogebiet werden aïs Ta u s c h m i 11 e 1 hauptsächlich Baum-
wollzeuge und Perlen, die beide gewöhnlich in bestimmten, oft mit der
Mode wechselnden Farben verlangt werden, sowie auch wohl Eisen- und
Messingdraht in der Stärke von Telegraphendrähten gebraucht. Neuerdings
versuchen die europäischen Staaten in ihren Kolonien eigenes geprägtes Geld
einzuführen.
In den meisten Mittelmeerländern und in Südafrika bewegt sich
der Handel fast ganz in europäischen Formen. Ägypten führt haupt-
sächlich Baumwolle, Tripolis sowie Tunesien Haifagras, Algerien
ebenfalls Haifagras, ferner Kork, hauptsächlich aber Wein aus. Aus
Marokko ist fast jede Ausfuhr verboten. Südafrika tritt mit großen Reich-
tümern auf den Weltmarkt. Seine Hauptprodukte sind Gold, Diamanten,
Straußenfedern und Wolle.
(1) Das Verkehrswesen:
Verkehrsprovinzen, Eisenbahnlinien und Schiffahrtsstraßen.
Man könnte Afrika nach der herrschenden Veikehrsform in
mehrere Verkehrsgebiete einteilen. In den Mittelmeerländern
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Extrahierte Personennamen: Haifagras Südafrika
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Afrika Afrika Nordostafrika Timbuktu Kano Abessinien Indien Sansibar Ostafrika Südafrika Tripolis Algerien Marokko Afrika