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deutsche Volk genoß den Segen des Friedens, und mit Stolz blickte es auf seinen Heldenkaiser. Wie groß die Verehrung war, die man ihm entgegenbrachte, zeigte sich besonders bei einem Feste zu Mainz, das der Kaiser veranstaltete, als seine beiden ältesten Söhne zu Rittern geschlagen werden sollten. Auf 70000 schätzte man die Zahl der Ritter und Krieger, die zugegen waren, von der ungeheuren Volksmenge gar nicht zu reden.
5. Tod. In hohem Alter unternahm Friedrich noch einen Kriegszug nach Palästina, um das hl. Land den Türken zu entreißen. Nach vielen Mühen und Beschwerden gelangte das Heer bis zu dem Flusse Saleph in Kleinasien. Hier aber verlor es seinen tapferen, geliebten Führer. Der Kaiser wollte nämlich den Fluß durchreiten, wurde jedoch von den Fluten in die Tiefe gerissen. Das war im Jahr 1190. In Deutschland wollte niemand die Tranerkuude glauben, und so entstand im Volke die Sage, Barbarossa schlafe verzaubert im Berge Kyss-häuser und werde einst wiederkommen, um den Glanz und die Herrlichkeit des Deutschen Reiches aufs neue herzustellen.
83. Heinrich der Löwe (1156—1180).
1. Welfen und Hohenstaufen. Von 1070 —1180 herrschte über Bayern das Geschlecht der Welsen. Der letzte welstsche Herzog war Heinrich der Löwe. Sein Vater, Heinrich der Stolze, hatte von seinem Schwiegervater, dem Kaiser Lothar, auch das Herzogtum Sachsen als Lehen erhalten. Dadurch wurde er der mächtigste Fürst in Deutschland. Mit kräftiger Hand schasste er Ruhe und Ordnung in seinen Landen. Bei Regensburg ließ er eine steinerne Brücke über die Donau bauen. Lange Zeit wurde dieselbe als ein Wunder der Bau^ kirnst angestaunt, und heute wird sie noch benützt. Siegreich war Heinrich auch in vielen Kämpfen gegen seine Feinde. Als uun Kaiser Lothar plötzlich starb, hoffte er mit Bestimmtheit, dessen Nachfolger zu werden. Aber die deutschen Fürsten wählten, gereizt durch Heinrichs Stolz und aus Furcht vor seiner Macht, nicht ihn, sondern den Hohenstaufen Konrad Iii. Dieser wollte die Macht der Welsen brechen. Unter dem Vorwande, daß nach dem Reichsgesetze der gleichzeitige Besitz zweier Herzogtümer nicht erlaubt sei, verlangte er von Heinrich die Abtretung Sachsens. Da dieser sich weigerte, kam es zu langen Kämpfen zwischen Hohenstaufen und Welsen. Der stolze Welse unterlag und verlor Bayern. Erst sein Sohn Heinrich der Löwe erhielt von Friedrich
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Extrahierte Ortsnamen: Mainz Palästina Kleinasien Deutschland Sachsen Deutschland Sachsens Bayern
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Ritter Harnisch und Pferd ausliefern würde. Ratlos stand der Kaiser da. In dieser Not bot sich Pfalzgraf Otto, der Bannerträger des Kaisers, als Retter an. . Mit 200 kühnen Männern erkletterte er eine steile Felsenhöhe, die hinter der Burg lag und für unzugänglich gehalten wurde. Als ihn die Veroneser plötzlich auf der Höhe sahen, verloren sie den Mut. In kurzem Kampfe wurden sie überwunden, und das deutsche Heer war vor Schmach und Tod gerettet.
2. Erhebung zum Herzog von Bayern. Diese mutige ^hat und die vielen anderen treuen Dienste erfüllten den Kaiser mit Dank gegen den Wittelsbacher. Auf dem Reichstage zu Altenburg im Jahre 1180 belehnte er ihn mit dem Herzogtum Bayern, nachdem er vorher den unbotmäßigen Herzog Heinrich den Löwen abgesetzt und die Reichsacht über denselben ausgesprochen hatte. Das Herzogtum Bayern umfaßte bei Ottos Regierungsantritt Oberbayern und Niederbayern, den südlichen Teil der Oberpsalz, Nordtyrol und einige Grafschaften am rechten Inn- und Salzachufer. Als Herzog reiste Otto von Gau zu Gau und saß an vielen Orten zu Gericht. Hiebei schlichtete er alle Streitigkeiten in gerechter Weise und sorgte so für die Ordnung und das Wohl des Landes. Seinen gewöhnlichen Aufenthalt nahm er zu Kelheim.
3. Die Pfalz kommt an Bayern. Unter seinem Sohne und Nach-folger Ludwig dem Kelheimer erhielt Bayern einen bedeutenden Zuwachs. Im Jahre 1214 belehnte ihn nämlich der Kaiser Friedrich Ii. mit der Pfalzgrafschaft bei Rhein. Zur Pfalz gehörte damals der größte Teil der heutigen Rheinpfalz, dann aber auch ein großes Gebiet rechts vom Rhein mit den Städten Heidelberg und Mannheim. Um diese schönen Besitzungen dauernd an Bayern zu bringen und um spätere Streitigkeiten zu vermeiden, vermählte sich Ludwigs Sohn, Otto Ii. der Erlauchte, mit der Erbin des letzten Pfalzgrafen bei Rhein. Die Pfalz blieb nun bis auf den heutigen Tag unter der Regierung der Wittelsbacher.
25. Rudolf von Habsburg (1273—1291).
1. Das Zwischenreich (Interregnum). Nachdem gewaltigen Friedrich Barbarossa regierten noch vier Hohenstaufen über Deutschland. Aber sie waren sehr wenig im Reiche, weil sie stets Kriege in Italien zu führen hatten. Damit ihnen die deutschen Fürsten hiebei Heeresfolge leisteten, verliehen sie denselben viele, bisher kaiserliche Rechte. Früher waren die Fürsten nur Beamte des Kaisers, und jeder erhielt sein Land als Lehen ans Lebenszeit. Jetzt aber wurde jeder der nnumschräukte
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eine technische Hochschnle, Präparandenfchulen und Lehrerinnenseminare wurden errichtet, die Schulordnungen und Lehrpläne verbessert. Ebenso war Ludwig ein Freund der Künste. Besonders hatte sich die Musik, die Baukunst und das Kunstgewerbe seiner Vorliebe zu erfreuen. Die großartigen Schloßbauten Neufchwanstein, Linderhof und Herrenchiemsee liefern Den besten Beweis für feinen hohen Kunstsinn. Die prachtglänzende Einrichtung derselben ließ er fast durchweg in Bayern anfertigen; darum hat sich das bayerische Kunstgewerbe seitdem ungemein gehoben. Mit Verehrung blickte das Bayernvolk zu seinem Herrscher empor, und die Gedenkfeier der 700 jährigen Regierung des Hauses Wittelsbach über Bayern (1880) war ein Freudenfest im ganzen Lande. Mit dem Ehrengeschenke, das ihm sein Volk bei dieser Gelegenheit übergab, begründete er die Wittelsbacher Landesstiftung zur Förderung der Industrie und des Handwerks.
4. Sein Ende. Leider war Ludwig in seinen letzten Lebensjahren nicht mehr bei voller Gesundheit, er war geisteskrank. Man brachte ihn darum endlich nach Schloß Berg am Starnbergersee, wo ihm ärztliche Pflege zu teil werden sollte. An feine Stelle war am 10. Juni 1886 eine Regentschaft getreten. Am 13. Juni abends machte der kranke König in Begleitung seines Arztes einen Spaziergang im Parke des Schlosses. Dabei geriet er in den See, wo er mit dem Arzte, der ihn retten wollte, den Tod fand. Überall im Bayernlande bedauerte man den unglücklichen Fürsten auf's innigste.
5. Sein Nachfolger. Die Königswürde ging nun auf feinen Bruder Otto über; aber auch dieser ist in gleicher Weise erkrankt. Darum mußte sein Oheim, Prinz Luitpold, als „des Königreichs Bayern Verweser" die Regierung des Landes übernehmen.
57. Prinz-Regent Luitpold von Bayern
(seit 10. Juni 1886).
1. Jugendzeit und Ausbildung. Prinz - Regent Luitpold wurde als dritter Sohn Ludwig I. am 12. März 1821 im Residenzschlosfe zu Würzburg geboren. Wie seine Geschwister erhielt auch er eine ausgezeichnete Erziehung. Besonders rasch und gern lernte er Sprachen, weshalb er heute imstande ist, sich mit fast sämtlichen Gesandten am Münchner Hofe in ihrer Landessprache zu unterhalten. Aber auch die körperliche Ausbildung wurde nicht vergessen und durch einfache
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Otto Prinz-Regent_Luitpold_von_Bayern Ludwig_I.
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2. Luitpold der Schyre. Der bayerische Markgraf*) Luitpold der Schyre, der Stammvater unseres Königshauses, erbaute an der Enns eine starke Burg als Bollwerk gegen die wilden Horden und schlug ihren Anprall tapfer zurück. Als sie aber im Jahre 907 mit ungeheurer Macht die Donau heraufgezogen kamen, stellte er sich ihnen mit dem ganzen bayerischen Heerbann entgegen. Eine Riesenschlacht wurde geschlagen. Drei Tage währte der Kampf. Luitpold wurde mit seinem Heere vollständig besiegt; er selbst erlitt den Heldentod. Jetzt stand Bayern in der Gewalt seiner Feinde. Eine schreckenvolle Zeit brach über das Land herein. Unaufhaltsam drangen die Ungarn vor. Städte und Dörfer loderten in Flammen auf, Tausende der Bewohner wurden getötet oder in die Sklaverei geführt. Die wilden Scharen zogen erst zurück, als ihnen ein jährlicher Tribut versprochen wurde.
3. Arnulf I. Nicht nur die Bayern, auch die Schwaben, Franken und Thüringer wurden von den Ungarn überwunden. So erlag ein deutscher Stamm nach dem andern im Kampfe. Ein starker Kaiser, der sie geeint hätte, fehlte eben. Da starb im Jahre 911 der letzte Karolinger, Ludwig das Kind, im 18. Lebensjahre. Nun wählten die Bayern wieder einen eigenen Herzog und zwar den Markgrafen Arnnlf, den Sohn des gefallenen Luitpold. Als die Ungarn von ihm den Tribut forderten, antwortete er der Gesandtschaft: „Gehet hin und saget euren Barbaren, sie mögen kommen; sie sollen sehen, daß wir Schwerter und eine Faust haben, diese zu regieren!" Die Ungarn sielen gleich den kommenden Sommer - in Bayern ein. Arnulf hatte das vorausgesehen und sich deshalb mit den Schwaben verbündet. Er trat den Ungarn mit dem vereinigten Heere bei Otting am Inn im Jahre 913 entgegen und schlug sie so fürchterlich, daß kaum 30 Manu entkamen. Von da an hatte Bayern auf Jahre hinaus Ruhe vor diesem wilden Volke. y
18. Heinrich I. der Finkler oder der Städtebauer (919—936).
1. Die inneren Verhältnisse Deutschlands. Je schwächer und machtloser die letzten Karolinger waren, desto mächtiger wurden die Herzoge der einzelnen Stämme. Sie regierten in ihren Ländern fast ganz unabhängig. Dem ersten Wahlkönige, dem Herzog Konrad von Franken (v. 911-918), gelang es nicht, das Königtum wieder
*) Der Markgraf halte vor allem die Grenze zu bewachen. Mark —Grenzland; z. B. die bayerische Ostmark zwischen Enns und Raab.
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nicht mehr gegen Flintenkugeln, auch waren die Ritter gegen die leicht bewaffneten und beweglichen Kriegsknechte unbehilflich. Das Rittertum zog sich deshalb vom Waffendienste zurück, seine Macht und Herrlichkeit war zu Ende.
23. Friedrich Barbarossa (1152—1190).
1. Sein Charakter. Der gewaltigste deutsche Kaiser seit Karl dem Großen war der Hoheustause Friedrich I. Wegen seines rötlichen Bartes nannten ihn die Italiener Barbarossa, d. H. Rotbart. Er war ein tapferer, weiser und frommer Fürst. Sein Hauptstreben war auf die Wiederherstellung der vollen Kaisergewalt gerichtet.
2. Zustand des Reiches. Sein Vorgänger war der Hohenstanse Konrad Iii. Dieser führte jahrelang Krieg mit dem welfischeu Fürstengeschlechte, das im Besitze von Sachsen und Bayern war. Während dieser Kämpfe bekriegten sich auch viele kleinere Fürsten, und das Raubrittertum nahm so überhaud, daß die Unsicherheit im Reiche immer größer wurde.
3. Herstellung der Ordnung. Als Friedrich Kaiser wurde, versöhnte er sich mit den Welsen und erhielt dadurch eine mächtige Stütze an ihnen. Jetzt trat er mit kräftiger Hand dem Raub- und Fehdewefeu des Adels entgegen. Jeder, hoch und niedrig, der den Landfrieden störte, wurde gedemütigt und mußte zur Schmach einen Hnud über die Gemarkung tragen.*) Alsdann zwang er die Beherrscher von Polen und Böhmen zur Anerkennung der kaiserlichen Oberherrschaft. Auch die Burgunder brachte er zur Huldigung und vermählte sich mit Beatrix, der Erbin von Burgund. Die großartige Hochzeitsfeier fand in Friedrichs Schloß zu Würzburg, im Katzeuwicker**) statt. Die härtesten Kämpfe hatte Friedrich in Oberitalien zu führen. Dieses wollte sich damals vom Deutschen Reiche losreißen. Außer anderen Städten strebte besonders Mailand nach Unabhängigkeit. Friedrich zog mehrmals mit großer Heeresmacht nach Italien und stellte seine Herrschaft wieder her.
4. Macht und Glück. Friedrich Barbarossa hatte nun Friede und Einheit in Deutschland hergestellt, überall den Gesetzen Gehorsam verschafft und dem Reiche nach außen das höchste Ansehen erworben. Das
*) Wurde ein Adeliger ans diese Weise entehrt, so zog er sich vorn öffentlichen Leben zurück und beschloß feine Tage gewöhnlich in einem Kloster, dein er sein Vermögen zubrachte.
**) Der Katzemvicker staub an bcr Stelle der jetzigen Maxschule.
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Barbarossa Bayern wieder zurück. Nur die Ostmark wurde damals abgetrennt und zu einem selbständigen Herzogtum unter dem Namen Osterriche (Österreich) erhoben.
2. Gründung Münchens. Heinrich der Löwe gilt als der Gründer der Stadt München. Die Bischöfe von Freising erhoben Zoll an der Jsarbrücke bei Föhring, wo die Salzstraße von Reichenhall nach Augsburg und Ingolstadt über den Fluß führte. Das trug den Bischöfen viel Geld ein. Um nun diese Einnahmen sich zu verschaffen, zerstörte Heinrich der Löwe Zollhaus und Brücke, verlegte die Straße und baute oberhalb Föhring bei seinem bayerischen Dorfe München Brücke und Zollstätte. Da München von ihm auch noch das Recht bekam, Märkte abzuhalten, vergrößerte es sich so rasch, daß es schon 1175 Mauern und Stadtrechte erhielt. 1255 aber wurde es die Residenz der bayerischen Herzöge.
3. Absetzung Heinrichs. Heinrich der Löwe war ein treuer Anhänger des Kaisers Friedrich Barbarossa und unterstützte ihn kräftig auf seinen zahlreichen Kriegszügen. Als sich aber Friedrich von Heinrichs Oheim die welsischen Stammgüter in Schwaben verpfänden ließ, wurde der Löwe erbittert und versagte dem Kaiser im Augenblick der dringendsten Not die Hilfe gegen Italien Mailand). Da nun nach Friedrichs Rückkehr auch noch viele geistliche und weltliche Fürsten gegen die Ungerechtigkeiten und Gewaltthaten Heinrichs Klage führten, lud er ihn zur Verantwortung. Als er aber nicht erschien, wurde er geächtet und aller seiner Länder verlustig erklärt (Reichstag zu Würzburg 1180). Heinrich griff zwar zu den Waffen, aber ohne Erfolg. Da bat er den Kaiser um Gnade, und dieser milderte, eingedenk der früheren Freundschaft, die Strafe. Er gab ihm seine väterlichen Erbgüter Braunschweig und Lüneburg wieder zurück; zur Sicherung des Friedens aber mußte Heinrich auf 3 Jahre das Reich verlassen.
24. Otto I. von Wittelsbach (1180—1183).
1. Kampf in der Berner Klause. Der Pfalzgraf Otto von Wittelsbach war dem Kaiser Friedrich I. stets ein treuer Waffengeführte und kluger Ratgeber. Als Friedrich im Jahre 1155 aus Italien heimzog, führte der Weg durch einen Engpaß, die Berner Klause. Links rauschte die Etsch, rechts erhob sich eine steile Bergwand. Oben war eine Burg, welche der Ritter Alberich von Verona mit 500 Italienern besetzt hielt. Alberich drohte, er werde große Steine und Felstrümmer von der Burg herab auf das Heer schlendern, wenn nicht der Kaiser für den freien Durchzug eine große Summe Geldes und jeder
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Herr seines Landes und suchte seinen Besitz mit List und Gewalt zu vergrößern. Jeder that, was ihm beliebte, und keiner wollte gehorchen. Darum mochte nach dem Tode des letzten Hohenstaufen kein deutscher Fürst die Kaiserwürde übernehmen, und es blieb das deutsche Reich 19 Jahre lang ohne Oberhaupt. Zweimal wurden zwar Ausländer gewählt, aber sie kümmerten sich nicht um die deutschen Angelegenheiten. Das war eine schreckliche Zeit für Deutschland. Gesetz und Recht wurden verachtet; denn es gab keine Richter. Jeder half sich selbst; jeden Streit entschieden die Fäuste. Die Schwachen wurden vou den Starken unterdrückt, und zahlreiche Raubritter bedrohten Stadt und Land. (Zeit des Faustrechts).
2. Herstellung der Ordnung. Um endlich dem unsäglichen Elend ein (Sude zu machen, wählten die Fürsten den klugen und tapferen Grafen Rudolf von Habsburg zum Kaiser. Sem Stammschloß stand in der Schweiz, die damals noch zum Deutschen Reiche gehörte. Er war ein einfacher, schlichter Mann und blieb es auch als Kaiser. Wie seine Gefährten trug er im Kriege einen groben Mantel und ein graues Wams. — Mit Heeresmacht zog er im Reiche umher und hielt strenges Gericht über die Raubritter. In Franken, in Thüringen und am Rhein brach er eine Menge von Raubburgen und ließ viele Raubritter hinrichten. So stellte er die gesetzliche Ordnung wieder her und sicherte den gestörten Landfrieden. Ein Geschichtsschreiber der damaligen Zeit rühmt deswegen von ihm: „Er verbreitet Furcht und Schrecken über die ungerechten Großen und Freude unter dem Volke. .Der Landmann nimmt wieder den Pflug zur Hand, der lange unbenützt im Winkel lag. Der Kaufmann, der aus Furcht vor Räubern zu Hause blieb, durchreist jetzt das Land mit größerer Sicherheit, und die Räuber und Bösewichter, die vorher nngeschent umherschwärmten, suchen sich in wüsten Gegenden zu bergen."
3. Gründung der Habsburger Macht. Die Wahl Rudolfs zum Kaiser wurde gerade vom mächtigsten Reichsfürsten, vom stolzen Böhmenkönig Ottokar, nicht anerkannt; er wollte „dem armen Schweizergrafen" nicht gehorchen. Deshalb sprach Rudolf die Reichsacht' über ihn aus und zog mit einem Heere gegen ihn zu Felde. Ottokar wurde ge-demütigt und mußte die Herzogtümer Österreich, Steyermark, Krain und Kärnthen abtreten. Die drei ersten Länder verlieh der Kaiser seinen Söhnen als erbliche Lehen und wurde dadurch der Gründer des habsbnrgisch-österreichischen Herrscherhauses; denn heute noch haben seine Nachkommen diese Länder in Besitz.
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26. Ludwig der Bayer (1314—1347).
1. Der Kampf um die Kaiserwürde. Bei der Kaiserwahl im Jahre 1314 waren die Kurfürsten*) uneinig. Die Mehrzahl derselben wählte den Herzog Ludwig von Bayern, eine Minderheit aber den Herzog Friedrich den Schönen von Österreich. Dadurch wurden beide Fürsten, die von Jugend auf die innigsten Freunde waren, erbitterte Gegner, während Deutschland sich in zwei Parteien spaltete. Ein unheilvoller Krieg begann. Acht Jahre währte der Kampf, bis es endlich im Jahre 1322 zwischen Ampfing und Mühldorf am Inn zu einer entscheidenden Schlacht kam. Friedrich wurde besiegt und gefangen genommen. Ludwig brachte ihn auf die Burg Arausuitz ci/N.
2. Deutsche Treue. Doch war der Krieg damit nicht zu Ende; denn Friedrichs Bruder Leopold kämpfte weiter. Da erschien eines Tages Ludwig bei seinem Gefangenen und versuchte eine Aussöhnung mit ihm. Diese kam zu stände. Friedrich verzichtete auf die Krone und versprach, seinen Bruder Leopold zum Frieden zu bewegen, oder sich wieder in die Gefangenschaft zurückzubegeben. Nun reiste er uach Wien. Aber sein Bruder war nicht zur Nachgiebigkeit zu bringen und blieb unversöhnlich. Da entschloß sich Friedrich, wieder in die Gefangenschaft zurückzukehren. Als man ihn davon abhalten wollte, fprach er: „Manneswort ist Manneswort! Ich will mein Versprechen halten, damit man nicht sagen kann, ich habe es als Deutscher an der deutschen Treue fehlen lassen." Friedrich ging nach München und stellte sich freiwillig wieder als Gefangener. Von solchem Edelmut und solcher Treue war Ludwig tief gerührt. Er drückte ihn an sein Herz wie einen Bruder und bat ihn, fortan sein Mitregent zu sein. Als Leopold bald darauf starb, wurde Friede im Reiche.
3. Feindschaft mit dem Papste. Wie die früheren Kaiser, so führte auch Ludwig der Bayer Kriege in Italien. Dabei entzweite er sich mit dem Papste. Dieser sprach die Absetzung und den Kirchenbann über ihn aus und forderte die deutschen Fürsten auf, einen anderen Kaiser zu wählen. Da versammelten sich die Kurfürsten im Jahre 1338 am Königsstuhl zu Reuse**) und erklärten feierlich: Wer von der Mehrzahl
*) Kurfürsten — Wahlfürsten. Seit der Wahl Rudolfs von Habsburg hatten nur 7 Kurfürsten das Recht, deu König (Kaiser) zu wählen, nämlich die drei Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier, der Pfalzgraf bei Rhein, der Herzog von Sachsen, der Markgraf von Brandenburg und der König von Böhmen.
**) Bei Reuse oberhalb Kobleuz stand der Königsstuhl, ein Steinbau an, 7 Schwibbögen. Im 14. und 15. Jahrhundert diente er den Kurfürsten als Ver-
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Burg_Arausuitz Wien Italien Mainz Rhein Sachsen Brandenburg
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führung des ewigen Landfriedens und Gründung des Reichskammer, gerichts durch Kaiser Maximilian I. verschwanden sie allmählich.
31. Die Erfindung des Schießpulvers (1350).
1. Das Schießpulver geben die Chinesen für eine alte Erfindung ihres Volkes aus; sie wollen es schon vor 1600 Jahren besessen haben. Die Araber in Spanien gebrauchten es zum Sprengen fester Mauern und zur Bereitung von Feuerwerken. Woher diese es erhielten, ist uns unbekannt. In Deutschland wußte mau vom Pulver nichts. Dessen Zusammensetzung entdeckte ein deutscher Möuch.
2. Erfindung. Bert hold Schwarz (sein wirklicher Name ist Konstantin Anklitzen) gilt als der eigentliche Erfinder des Schießpulvers. Er lebte um das Jahr 1350 in einem Kloster zu Freiburg i/B. und beschäftigte sich gerne mit chemischen Versuchen. Einst stampfte er, erzählt die Sage, Salpeter, Holzkohle und Schwefel in einem Mörser und legte einen Stein darauf. Als er sich in der Nähe mit Stahl und Feuerstein ein Licht anschlagen wollte, fiel ein Funke in das Gemenge. Dieses entzündete sich und schleuderte unter fürchterlichem Knalle den Stein gegen die Decke. Erschrocken stand der Mönch da, wiederholte aber seinen Versuch und fand immer die gleiche Wirkung. Jetzt machte er seine Erfindung bekannt und zeigte, wie man das Pulver im Kriege zur Zerstörung von Gebäuden (Ranbbnrgen) benützen könne.
3. Wirkung auf die Kriegführung. Man befolgte diesen Wink und fertigte Röhren an, welche Donnerbüchsen, Wallbüchsen, auch Bom-barden hießen. Dann lud man sie mit Pulver, schob Steine, später große eiserne Kugeln davor und zündete das Pulver an. Einige Zeit nachher verkleinerte man die Kanonen, daß sie ein Mensch tragen und damit nach Belieben hantieren konnte. Das waren die Handbüchsen oder Musketen. Im Jahre 1517 erfand man in Nürnberg das deutsche Feuerschloß oder Radschloß, später in Frankreich das Schloß mit der Pfanne. Der dazu gebrauchte Feuerstein hieß im Englischen Flint, wovon diese Waffe den Namen Flinte erhielt. Damit man die Flinte auch als Lanze anwenden konnte, schraubte man an die Mündung vorne einen kleinen Spieß. Weil dies zuerst in der französischen Stadt Bayonne geschah, erhielt derselbe den Namen Bajonett. Pulver, Flinten und Kanonen änderten die ganze Kriegführung von Grund aus.
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58. Erfindungen und Entdeckungen, Verkehrs- und Handelseinrichtungen im 19. Jahrhundert.
Unser Jahrhundert heißt mit Recht das Zeitalter des Dampfes und der Elektricität, da diese gewaltigen Naturkräfte hauptsächlich in unserer Zeit dem Menschen dienstbar gemacht wurden.
1. Die Dampfkraft. Wohl kannte man bereits seit 1690 die Spannkraft des Dampfes; aber erst 1763 erfand der Schottländer Watt die Dampfmaschine, und 1799 erbaute der Amerikaner Fnlton das erste Dampfschiff. Der Dampfwagen oder die Lokomotive ist eine Erfindung des Engländers Steph enson aus dem Jahre 1829. Dampfroß und Dampfschiff brachten eine völlige Umwälzung im Verkehrswesen herüoi. Wo in früheren Jahrhunderten kaum Straßen waren, da ziehen sich jetzt Schienenwege hin; denn die Kunst der Baumeister überwindet heutzutage alle Hindernisse (Gebirgs- und Bergbahnen: Semmering, Brenner, Arlberg, St. Gotthard, Mt. Cenis, Rigi, Pilatus Jungfrau rc. rc.). Bequem und verhältnismäßig billig führt man heute im Eisenbahnwagen z. B. in wenigen Tagen von Madrid bis nach Konstantinopel, von Petersburg nach Neapel, wozu man früher in der Kutsche oder im Omnibus (der erste Omnibus wurde 1828 von Pascal in Paris erbaut) Wochen brauchte. Schnell und sicher bringt die Lokomotive lange Reihen von Eisenbahnwägen, beladen mit Waren jeglicher Art, in die entferntesten Orte und vermittelt so den Austausch der Erzeugnisse unserer Kulturländer, was vor Zeiten durch Boten und Fuhrwerke nur notdürftig, unsicher und für teures Geld geschehen konnte. Seit der ersten Dampfschiffahrt über den Atlantischen Ozean im Jahre 1819 durchfurchen in regelmäßigen Fahrten Tausende von Dampfern die Meere nach allen Richtungen und befördern Personen, Briefe und Waren nach fremden Erdteilen oder bringen solche von dort nach Europa. Unter richtiger Benützung der Dampferlinien und Eisenbahnen reist man heute in nicht ganz 80 Tagen rund um die Erde, wozu der erste Erdumsegler, der Portugiese Magelhaens, 3 Jahre (1519—1522) brauchte.
Die Dienste, welche die Dampfmaschine der Landwirtschaft, besonders aber der Industrie leistet, sind gar nicht zu zählen. Dem Landmanne drischt sie Getreide, dem Baumeister hebt sie Steine oder pumpt ihm Wasser, dem Handelsherrn entlädt sie durch Bewegung mächtiger Kranen Schiffe dem Fabrikanten spinnt und webt, sägt und hobelt, hämmert, seilt und bohrt sie, kurz unser ganzes Kulturleben wäre ohne sie undenkbar.
Kleminert und Weicker^, Tilder a. d. Geschichte. C. Auslage. 6
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Extrahierte Personennamen: Engländers_Steph Dampfroß Gotthard Pascal Magelhaens C.
Extrahierte Ortsnamen: Arlberg Madrid Konstantinopel Petersburg Neapel Paris Atlantischen_Ozean Europa