Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Bilder aus der deutschen und bayerischen Geschichte - S. 19

1898 - Würzburg : Stuber
- 19 — zur alleinigen Macht im Reiche 31t erheben, die Streitigkeiten der Großen zu schlichten und die Grenzen des Reiches kräftig zu schützen. Bei seinem Tode empfahl er deshalb den mächtigen und tüchtigen Sachsen-Herzog Heinrich zu seinem Nachfolger. Dieser wurde auch 919 gewählt. Heinrich einigte auf friedlichem Wege die deutschen Stämme wieder zu einem starken Reiche und gilt darum mit Recht als der eigentliche Gründer des Deutschen Reiches. 2. Heinrichs Kampf gegen die Ungarn. Seine Hauptsorge war das Vaterland vor den fortgesetzten Raubzügen der Ungarn zu retten, Es gelang ihm, einen ihrer Führer gefangen zu nehmen. Diesen gab er erst frei, als die Ungarn versprachen, sein Land 9 Jahre lang in Ruhe zu lassen. Aber für den Waffenstillstand mußte Heinrich einen jährlichen Tribut entrichten. Durch diesen Vertrag gewann er Zeit, um das Land in besseren Verteidigungszustand zu setzen. Er erweiterte und befestigte die verschiedenen Burgen und Städte und legte neue an. Dieselben sollten dem schutzlosen Laudvolke eine Zufluchtsstätte bei ferneren Raubeinfällen gewähren. Um die neuen Orte zu besetzen, mußte jeder neunte Lehensmann vom Lande dahin ziehen, während die acht anderen sein Lehen erhielten und ihn ernähren mußten. Damit sich aber auch freiwillig Landbewohner in den neuen Städten niederließen, bestimmte er, daß alle Gerichtstage, Versammlungen, Märkte, Festlichkeiten u. s. w. nur in den Städten abgehalten werden sollten. Ferner schuf er eine Reiterei, um den ungarischen Reiterscharen auch im offenen Felde widerstehen zu können. Alle reichen Wehrmänner mußten von nun an im Heere als gepanzerte Ritter dienen. Während dieser Vorbereitungen war der Waffenstillstand abgelaufen. Im letzten Jahre desselben verweigerte Heinrich den Tribut. Wütend darüber fielen die Ungarn in Thüringen ein. Aber sie wurden von Heinrich bei Merseburg im Jahre 933 vollständig geschlagen, so daß nun das nördliche Deutschland von ihnen verschont blieb. 19. Otto I. der Große (936—973). 1. Stärkung der königlichen Macht. Was Heinrich I. glücklich begonnen, vollendete sein Sohn Otto I. Dieser strebte mit aller Kraft darnach, die Macht des Königs zu vergrößern und die Einheit des Reiches zu befestigen. Deshalb beschränkte er die Gewalt der Herzoge und ernannte sie nach seinem Belieben. Ferner setzte er jedem Herzoge einen Pfalzgrafen als Wächter zur Seite. Dieser hatte nicht nur den 2*

2. Bilder aus der deutschen und bayerischen Geschichte - S. 33

1898 - Würzburg : Stuber
— 33 — 3. Art der Städte. Die Städte standen entweder unter den geistlichen und weltlichen Landesfürsten oder unter dem Kaiser und zerfielen demnach in Land- und in Reichsstädte. Die kaiserlichen und fürstlichen Beamten, welche im Namen ihrer Herren die Oberaufsicht führten und die Gerichtsbarkeit ausübten, führten den Titel Vogt, Burggraf, Schultheiß. Allmählich erwarben sich viele Städte durch Schenkungen, Verträge oder auch durch heiße Kämpfe, hauptsächlich aber durch Kauf, wenn die Oberherren in Geldverlegenheit waren, gewisse Freiheiten und Hoheitsrechte Münz-, Markt- und Zollrecht, das Recht der städtischen Gerichtsbarkeit und der Wahl des Magistrates) und hießen nun „freie Reichsstädte". Auch kleinere Städte, z. B. Schweinfurt, Rothenburg, Nördlingen rc., sogar Dörfer, wie Gochsheim und Sennfeld, erlangten die Reichsunmittelbarkeit, d. H. sie standen dann wie die Fürsten nur unter dem Kaiser, hatten Sitz und Stimme auf den Reichstagen und eine selbständige Verwaltung. 4. Verwaltung. An der Spitze der Verwaltung stand der Rat, dessen Vorsteher Ratsmeister oder Bürgermeister hieß. Der Rat erließ Gesetze und Verordnungen, ernannte die Richter, setzte die Steuern fest und überwachte Handel und Gewerbe. Eigene Ratsordnungen wurden zur Beaufsichtigung der Bäcker, Metzger und Wirte erlassen, die Preise der Lebensmittel festgesetzt n. a. m. Zuwiderhandlungen erfuhren strenge Bestrafung. Marktordnungen schützten die Käufer vor Übervorteilungen und schlechten Waren, und Bauordnungen regelten späterhin den Häuserbau. 29. Das Bürgertum im Mittelalter. 1. Entwicklung des Bnrgerstandes. Die ältesten Bewohner der mittelalterlichen Städte waren die von altersher an diesen Plätzen handeltreibenden Familien und jene Schöffenfamilien, welche das Schöffenamt in erblicher Weise ausübten. Beide Gruppen nannten sich ihrer alten Herkunft wegen „Geschlechter". Daneben siedelten sich schon sehr bald Leute der Handfertigkeit und des Gewerbes an, wie Bäcker, Metzger, Weber, Schmiede u. a., die jedoch hinter ersteren zurückstanden. Die einzelnen Handwerke bildeten Gilden (Innungen, Zünfte), d. i. Verbände, welche ihre Angelegenheiten unter sich berieten und ordneten. Weil die Städte burgartig befestigt waren, so nannte man ihre Bewohner Bürger. 2. Kämpfe zwischen den Geschlechtern und Zünften. Nur die Mitglieder der Geschlechter, Patrizier genannt, gehörten anfangs dem Klemmert und Wcickert, Bilder a. d. G?schichte. 8. Auslage. Z / /

3. Bilder aus der deutschen und bayerischen Geschichte - S. 18

1898 - Würzburg : Stuber
— 18 — 2. Luitpold der Schyre. Der bayerische Markgraf*) Luitpold der Schyre, der Stammvater unseres Königshauses, erbaute an der Enns eine starke Burg als Bollwerk gegen die wilden Horden und schlug ihren Anprall tapfer zurück. Als sie aber im Jahre 907 mit ungeheurer Macht die Donau heraufgezogen kamen, stellte er sich ihnen mit dem ganzen bayerischen Heerbann entgegen. Eine Riesenschlacht wurde geschlagen. Drei Tage währte der Kampf. Luitpold wurde mit seinem Heere vollständig besiegt; er selbst erlitt den Heldentod. Jetzt stand Bayern in der Gewalt seiner Feinde. Eine schreckenvolle Zeit brach über das Land herein. Unaufhaltsam drangen die Ungarn vor. Städte und Dörfer loderten in Flammen auf, Tausende der Bewohner wurden getötet oder in die Sklaverei geführt. Die wilden Scharen zogen erst zurück, als ihnen ein jährlicher Tribut versprochen wurde. 3. Arnulf I. Nicht nur die Bayern, auch die Schwaben, Franken und Thüringer wurden von den Ungarn überwunden. So erlag ein deutscher Stamm nach dem andern im Kampfe. Ein starker Kaiser, der sie geeint hätte, fehlte eben. Da starb im Jahre 911 der letzte Karolinger, Ludwig das Kind, im 18. Lebensjahre. Nun wählten die Bayern wieder einen eigenen Herzog und zwar den Markgrafen Arnnlf, den Sohn des gefallenen Luitpold. Als die Ungarn von ihm den Tribut forderten, antwortete er der Gesandtschaft: „Gehet hin und saget euren Barbaren, sie mögen kommen; sie sollen sehen, daß wir Schwerter und eine Faust haben, diese zu regieren!" Die Ungarn sielen gleich den kommenden Sommer - in Bayern ein. Arnulf hatte das vorausgesehen und sich deshalb mit den Schwaben verbündet. Er trat den Ungarn mit dem vereinigten Heere bei Otting am Inn im Jahre 913 entgegen und schlug sie so fürchterlich, daß kaum 30 Manu entkamen. Von da an hatte Bayern auf Jahre hinaus Ruhe vor diesem wilden Volke. y 18. Heinrich I. der Finkler oder der Städtebauer (919—936). 1. Die inneren Verhältnisse Deutschlands. Je schwächer und machtloser die letzten Karolinger waren, desto mächtiger wurden die Herzoge der einzelnen Stämme. Sie regierten in ihren Ländern fast ganz unabhängig. Dem ersten Wahlkönige, dem Herzog Konrad von Franken (v. 911-918), gelang es nicht, das Königtum wieder *) Der Markgraf halte vor allem die Grenze zu bewachen. Mark —Grenzland; z. B. die bayerische Ostmark zwischen Enns und Raab.

4. Bilder aus der deutschen und bayerischen Geschichte - S. 26

1898 - Würzburg : Stuber
— 26 — Barbarossa Bayern wieder zurück. Nur die Ostmark wurde damals abgetrennt und zu einem selbständigen Herzogtum unter dem Namen Osterriche (Österreich) erhoben. 2. Gründung Münchens. Heinrich der Löwe gilt als der Gründer der Stadt München. Die Bischöfe von Freising erhoben Zoll an der Jsarbrücke bei Föhring, wo die Salzstraße von Reichenhall nach Augsburg und Ingolstadt über den Fluß führte. Das trug den Bischöfen viel Geld ein. Um nun diese Einnahmen sich zu verschaffen, zerstörte Heinrich der Löwe Zollhaus und Brücke, verlegte die Straße und baute oberhalb Föhring bei seinem bayerischen Dorfe München Brücke und Zollstätte. Da München von ihm auch noch das Recht bekam, Märkte abzuhalten, vergrößerte es sich so rasch, daß es schon 1175 Mauern und Stadtrechte erhielt. 1255 aber wurde es die Residenz der bayerischen Herzöge. 3. Absetzung Heinrichs. Heinrich der Löwe war ein treuer Anhänger des Kaisers Friedrich Barbarossa und unterstützte ihn kräftig auf seinen zahlreichen Kriegszügen. Als sich aber Friedrich von Heinrichs Oheim die welsischen Stammgüter in Schwaben verpfänden ließ, wurde der Löwe erbittert und versagte dem Kaiser im Augenblick der dringendsten Not die Hilfe gegen Italien Mailand). Da nun nach Friedrichs Rückkehr auch noch viele geistliche und weltliche Fürsten gegen die Ungerechtigkeiten und Gewaltthaten Heinrichs Klage führten, lud er ihn zur Verantwortung. Als er aber nicht erschien, wurde er geächtet und aller seiner Länder verlustig erklärt (Reichstag zu Würzburg 1180). Heinrich griff zwar zu den Waffen, aber ohne Erfolg. Da bat er den Kaiser um Gnade, und dieser milderte, eingedenk der früheren Freundschaft, die Strafe. Er gab ihm seine väterlichen Erbgüter Braunschweig und Lüneburg wieder zurück; zur Sicherung des Friedens aber mußte Heinrich auf 3 Jahre das Reich verlassen. 24. Otto I. von Wittelsbach (1180—1183). 1. Kampf in der Berner Klause. Der Pfalzgraf Otto von Wittelsbach war dem Kaiser Friedrich I. stets ein treuer Waffengeführte und kluger Ratgeber. Als Friedrich im Jahre 1155 aus Italien heimzog, führte der Weg durch einen Engpaß, die Berner Klause. Links rauschte die Etsch, rechts erhob sich eine steile Bergwand. Oben war eine Burg, welche der Ritter Alberich von Verona mit 500 Italienern besetzt hielt. Alberich drohte, er werde große Steine und Felstrümmer von der Burg herab auf das Heer schlendern, wenn nicht der Kaiser für den freien Durchzug eine große Summe Geldes und jeder V»

5. Bilder aus der deutschen und bayerischen Geschichte - S. 28

1898 - Würzburg : Stuber
— 28 — Herr seines Landes und suchte seinen Besitz mit List und Gewalt zu vergrößern. Jeder that, was ihm beliebte, und keiner wollte gehorchen. Darum mochte nach dem Tode des letzten Hohenstaufen kein deutscher Fürst die Kaiserwürde übernehmen, und es blieb das deutsche Reich 19 Jahre lang ohne Oberhaupt. Zweimal wurden zwar Ausländer gewählt, aber sie kümmerten sich nicht um die deutschen Angelegenheiten. Das war eine schreckliche Zeit für Deutschland. Gesetz und Recht wurden verachtet; denn es gab keine Richter. Jeder half sich selbst; jeden Streit entschieden die Fäuste. Die Schwachen wurden vou den Starken unterdrückt, und zahlreiche Raubritter bedrohten Stadt und Land. (Zeit des Faustrechts). 2. Herstellung der Ordnung. Um endlich dem unsäglichen Elend ein (Sude zu machen, wählten die Fürsten den klugen und tapferen Grafen Rudolf von Habsburg zum Kaiser. Sem Stammschloß stand in der Schweiz, die damals noch zum Deutschen Reiche gehörte. Er war ein einfacher, schlichter Mann und blieb es auch als Kaiser. Wie seine Gefährten trug er im Kriege einen groben Mantel und ein graues Wams. — Mit Heeresmacht zog er im Reiche umher und hielt strenges Gericht über die Raubritter. In Franken, in Thüringen und am Rhein brach er eine Menge von Raubburgen und ließ viele Raubritter hinrichten. So stellte er die gesetzliche Ordnung wieder her und sicherte den gestörten Landfrieden. Ein Geschichtsschreiber der damaligen Zeit rühmt deswegen von ihm: „Er verbreitet Furcht und Schrecken über die ungerechten Großen und Freude unter dem Volke. .Der Landmann nimmt wieder den Pflug zur Hand, der lange unbenützt im Winkel lag. Der Kaufmann, der aus Furcht vor Räubern zu Hause blieb, durchreist jetzt das Land mit größerer Sicherheit, und die Räuber und Bösewichter, die vorher nngeschent umherschwärmten, suchen sich in wüsten Gegenden zu bergen." 3. Gründung der Habsburger Macht. Die Wahl Rudolfs zum Kaiser wurde gerade vom mächtigsten Reichsfürsten, vom stolzen Böhmenkönig Ottokar, nicht anerkannt; er wollte „dem armen Schweizergrafen" nicht gehorchen. Deshalb sprach Rudolf die Reichsacht' über ihn aus und zog mit einem Heere gegen ihn zu Felde. Ottokar wurde ge-demütigt und mußte die Herzogtümer Österreich, Steyermark, Krain und Kärnthen abtreten. Die drei ersten Länder verlieh der Kaiser seinen Söhnen als erbliche Lehen und wurde dadurch der Gründer des habsbnrgisch-österreichischen Herrscherhauses; denn heute noch haben seine Nachkommen diese Länder in Besitz.

6. Bilder aus der deutschen und bayerischen Geschichte - S. 30

1898 - Würzburg : Stuber
— 30 — der Kurfürsten gewählt wurde, ist rechtmäßiger deutscher König und braucht keine päpstliche Bestätigung. Auf dem Reichstage zu Frank-fnrt a/M. wurde dieser Beschluß dann zum Reichsgesetze erhoben. 4. Hansvertrag zu Pavia. Um bei den immerwährenden Kämpfen wenigstens in seiner eigenen Familie dem Unfrieden auf immer vorzubeugen, schloß der Kaiser 1329 mit den Söhnen seines verstorbenen Bruders Rudolf in der italienischen Stadt Pavia einen Hausvertrag. Nach diesem wurden die Rheinpfalz und die Oberpfalz von Bayern getrennt und den Söhnen feines Bruders übergeben. Für sich und seine Nachkommen behielt Ludwig Oberbayern. Die Kurwürde sollte zwischen Pfalz und Bayern wechseln, und nach dem Aussterben einer Linie sollte die andere deren Erbin werden. 5. Vergrößerung Bayerns. Nach dem Abschlüsse des Hausvertrags vergrößerte Ludwig seinen Länderanteil noch bedeutend. Bei dem Aus-sterben der niederbayerischen Linie erbte er Niederbayern. Außerdem gelangte er noch in den Besitz von Brandenburg, Tyrol, Holland und Friesland. So wurde Ludwig der reichste und mächtigste Fürst in ganz Deutschland. 6. Abfall der Kurfürsten. Diese Vergrößerung seiner Ländermacht erregte bei den Kurfürsten große Unzufriedenheit. Darum traten im Jahre 1346 fünf von ihnen zu Reuse zusammen, erklärten Ludwig für abgesetzt und wählten Karl Iv. von Luxemburg, einen Sohn des' Böhmenkönigs Johann, zum Kaiser. Der größte Teil des Reiches jedoch, besonders die Städte, denen Ludwig viele Freiheiten verliehen hatte, blieb ihm treu. Wahrscheinlich wäre es abermals zu einem Bürgerkrieg gekommen, wenn ihn nicht plötzlich der Tod ereilt hätte. Auf einem Ritt zur Bärenjagd erlag er im Jahre 1347 einem Schlag-anfalle. In der Frauenkirche zu München liegt er begraben (Denkmal im Schiff der Kirche). 37. Teilungen und Wiedervereinigung Bayerns (1347—1506). 1. Teilungen. Ludwig der Bayer hatte bestimmt, daß seine 6 Söhne das Land gemeinschaftlich regieren sollten. Aber schon nach 2 Jahren fingen sie das Teilen an, und ihre Nachkommen setzten die Teilungen fort. Dabei kam es oft zu Streitigkeiten und Kriegen, in sammlungsplatz, besonders zur Proklamation eines Kaisers. Nachdem ihn die Franzosen 1794 zerstört hatten, ließ ihn König Friedrich Wilhelm Iv. von Preußen 1843 wieder neu aufbauen.

7. Bilder aus der deutschen und bayerischen Geschichte - S. 36

1898 - Würzburg : Stuber
— 36 — So hatte sich das deutsche Volk durch Fleiß und Tüchtigkeit, wenn auch unter schweren Kämpfen, zu einer hohen Stufe von Wohlstand, Macht und Ansehen emporgeschwungen. Deutschland galt damals als das reichste und gebildetste Land Europas. 30. Die Femgerichte.*) 1. Ihr Ursprung. Die Femgerichte sind eigentlich die letzten Überreste der altgermanischen Volksgerichte, wobei noch jeder Freie als Schöffe „Recht sprechen" durfte. Unter Karl dem Großen wurde der Schöffeudieust bekanntlich ein verliehenes Amt, das sich später vom Vater ans den Sohn vererbte. Als nach der Karolingerzeit die Gauverfassung sich auflöste und Deutschland eine Menge größerer und kleinerer regierender Herren erhielt, verloren die Freien überall einen großen Teil ihrer Vorrechte, namentlich das Recht zu „richten". Dafür setzten die Fürsten ihre eigenen Hofgerichte an die Stelle der alten Volksgerichte. In Westfalen allein gelang ihnen dies nicht; da erhielten sich die alten, nur dem Kaiser untergebenen Gerichte. Man hieß sie „Femgerichte" oder „hl. Feme". 2. Einrichtung der hl. Feme. Der Sitz dieses Gerichts war also „Westfalen, die rote Erde". Diese Bezeichnung weist bildlich auf die vom Kaiser verliehene Blntgerichtsbarkeit**) hin. Einrichtung und Verfahren glichen fast genau den alten Volksgerichten. Die Sitzungen wurden bei hellem Tage von früh 7 bis mittags 3 Uhr unter freiem Himmel an den alten Mal- oder Dingstätten***) abgehalten. Diese Malstätten hießen jetzt „Freistühle". Davon gab es über 100. Der berühmteste war in Dortmund. Der Freigraf, ein freier Westfale, führte im Gericht den Vorsitz und verkündete das Urteil. Seinen Beirat bildeten die Freischöffen. Von diesen mußten mindestens 7 bei einer Gerichtsverhandlung zugegen sein. Weil sie in alle Geheimnisse des Gerichts eingeweiht waren, führten sie den Namen „die Wissenden". Sie erkannten sich gegenseitig an einer geheimen Lofuug. Bei Strafe des Stranges waren sie zur strengsten Verschwiegenheit gegen die Nichtwissenden, wie auch zur Mithilfe bei der Vollstreckung des Urteils verpflichtet. In der Blütezeit der Feme (1420—1460) sollen in ganz Deutschland über 100 000 Schöffen gelebt haben. *) Feme, ursprünglich — Strafe; Femgericht also — Strafgericht. **) Blutgerichtsbarkeit, Blutbann — das Recht über Leben und Tod. ***) Mal- oder Dingstätten — Gerichtsstätten.

8. Dr. Johann Kaspar Müller's Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 296

1818 - Würzburg Bamberg : Goebhardt
296 Weltgeschichte. Zweyter Haupttheil. I. n. C. ©; ßm, den man ihnen ertheilt hak, we-- 800— 1096 Gaben und Thaten. Denn Karl hat im Staate, in der Kirche und im Reiche der Wissenschaften viele rühmliche Dinge mit unge- meiner Anstrengung des Geistes verrichtet; fast mehr, als man von einein Manne erwarten kann. Dttü hatte vieles mit ihm gemein: und wenn er nicht so viele erhabene Entwürfe ausgeführt hat; so übertraf er ihn an Güte des Herzens. Aber auch bey diesen großen Fürsten trifft man merkliche Fehler an. Ei- ne vollkommene Größe findet man überdieß wedee in der Geschichte, noch in der menschlichen Natur. 3. Fast überall, vorzüglich aber in Deutschland und Frankreich, entstand aus der eingeführten sehnst Verfassung die nachtheilige Folge für die Kaiser und Könige, die aber der gemeinen Freyheit Dienste that, Daß die tapfern Krieger, welche ste mit Ländereyen be- lehnt hatten, nach und nach selbst Fürsten wurden, in- dem ße diese Besitzungen erblich zu machen suchten, sie vergrößerten, und gegen ihre Landesherren leicht die Waffen ergriffen, um sich immer wichtigere Rechte zu erzwingen. So wurden die deutschen Herzoge, die an- fänglich nur Statthalter und Feldherren der Könige waren, bald erbliche Herren der Herzogthümer, obste gleich Lehnsleute der Kaiser blieben. Auch die Grasen, welche Ä- Dle L hnsregierung war, wie schon oben bemerkt worden, zur Beschützung der Lander durch die Waffen sehr nützlich; »va6 für Nachtheile wirkte sie aber auch? — Entstanden nicht dadurch im Lande eines Kenias viele ksiinere Herr- schaften, welche vereinigt seine Gewalt unkräftig machten? -— Was warcr» die Herzoge und die Grasen zuerst? — Welche Veränderungen giengen großtcntheils mir ihnen in diesem Zeiträume vor? — War das deutsche Reich erblich in einem Geschltchtt? — Mer wählte aber die deutschen Könige?

9. Dr. Johann Kaspar Müller's Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 310

1818 - Würzburg Bamberg : Goebhardt
3io Weltgeschichte. Zwcyter Haupttheil. I. n. C. G erklärte, welche nur unmittelbar dem >ocp — 1520. ^a(j*ev lmi) dem deutschen Reiche unter- würfig waren, legte er dadurch den Grund zu einem neuen und Mittelstände zwischen Kaiser und den deut, sehen Fürsten, wodurch die Gewalt der Kaiser vergrö- ßert, und der Bürgerstand erhoben wurde. Durch seit ui?o. die Zertheilung der Heezogthümerbaiern und Sachsen, welche Heinrich der Löwe besaß, wurde Friedrich zwar ebenfalls mächtiger; allein die beyden schon unter seinem Vorgänger entstandenen Parkheyen der festen (oder Baiern, und Gegner der Kaiser,) Wellen und Gl. und der Gibellinen (oder der Anhänger bellinrn. des kaiserlich - schwäbischen Hauses) wur- den dadurch nur mehr unterhalten, und gegen einander erbittert. Sie füllten im zwölften und dreizehnten Jahrhunderte Deutschland und Italien mit Kriegen an, und die Macht der Kaiser litt darunter ungernein. Immer unterstützten die Päbste die erste dieser Par- theyen, und haßten das hohenstaustsche Haus desto mehr, weil es in ihrer Nähe Neapel und Sicilien be- saß, welche Länder Friedrich durch die Vermählung seines Sohns Heinrich mit Constantia, der künftigen Erbinn derselben, erworben hatte. Unter diesen Unru- hen unterwarfen sie sich Rom gänzlich, wo bisher die seit u$;8- Kaiser noch einige Gewalt behauptet hat- regiert v. l-12 ten. Friedrich des Ersten Enkel, Fried- bis I2zd. rich der Zwenke, ahmte demselben rühm- lich nach. Ob ihn gleichwie Päbste unversöhnlich ver- folgten, auch verschiedene Gegenkaiser gegen ihn auf- stellten, erhielt er sich doch die Krone mit unüberwind- lichem Muthe bis an sein Ende. Er gab gute Gesetze zur Sicherheit von Deutschland, wo man nun auf dem 12;;. Reichstage zu Mainz erst anfieng, dieneichs- tagsschlnffewetstsch abzufasten, beförderte die Gelehr- samkeit/ errichtete das Herzogthum Braun chweig- Lüne-

10. Dr. Johann Kaspar Müller's Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 312

1818 - Würzburg Bamberg : Goebhardt
Zlr Weltgeschichte. Aweyter Haupttheil. I. n. C. G. welche man gewählt hatte, waren so un- mächtig, und so oft abwesend, daß man v. 122 72. Regierung, freylich mit Unrecht, das große Zwischenreich genannt hat. Die eigentli- chen Güter der Kaiser in Deutschland giengm durch die Zertrümmerung der Herzogthümer Franken und Schwaden verloren. In Italien fanden jetzt die ansehnlichem Städte eine günstige Gelegenheit, sich der kaiserlichen Gewalt zu entziehen; und in Deutsch- land entstanden viele sceye Reichsstädte, welche dem Kaiser nicht mehr, wie ehemals, Abgaben zahlten. Bey gleicher Gelegenheit bildere stch die Rcichsritter- schast, welche auch bloß von dem Kaiser und dem Rei- che abzuhangen anfieng. Deutschland bekam nun sie* Kurfülftcn. den Kurfürsten oder Wahlfürsten, näm- lich die Erzbischöfe von Mainz, Trier und Köln; in- gleichem den König von Böhmen, die Herzoge von Sachsen, die Markgrafen von Brandenburg, und Pfalzgrafen am Rhein; nachdem schon seit geraumer Zeit die Wahl der deutschen Könige auf diese mäch- tigem Fürsten gtößtenthcils angekommcn war. End- lich kam auch zu dieser Zeit die Landeshoheit dev deutschen Fürsten völlig zu Stande, das heißt, die von den Kaisern nicht mehr so sehr eingeschränkte Ge- walt und Gerichtsbarkeit derselben, als Landesherren; ob sie gleich noch immer sowohl durch die Gesetze des deutschen Reichs, als durch die Landesgesetze bestimmt wurde. Kaiser aus X. Unter diesen Veränderungen wur- d-m habsburgl. ^ Rudolph, Graf von Habsburg in dem Häusern" der Schweiz, im Jahr 4 273, zum deut- schen Kaiser gewählt. Er sorgte für die Wie- ¿kd. Durch welchen Kaiser gelangte Deutschland wieder zu einiger Ordnung und Ruhe? — Welches sind die merk- würr
   bis 10 von 54 weiter»  »»
54 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 54 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 5
2 10
3 0
4 39
5 0
6 1
7 1
8 9
9 2
10 34
11 6
12 5
13 2
14 20
15 0
16 1
17 0
18 0
19 1
20 3
21 3
22 1
23 7
24 0
25 24
26 16
27 7
28 6
29 0
30 0
31 18
32 0
33 1
34 38
35 16
36 12
37 17
38 0
39 7
40 2
41 0
42 19
43 3
44 1
45 15
46 40
47 12
48 3
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 2
2 0
3 2
4 5
5 0
6 0
7 27
8 0
9 13
10 0
11 0
12 1
13 2
14 0
15 0
16 2
17 10
18 0
19 0
20 2
21 0
22 0
23 2
24 0
25 1
26 0
27 0
28 0
29 0
30 1
31 0
32 1
33 0
34 0
35 0
36 1
37 9
38 1
39 0
40 0
41 13
42 0
43 6
44 1
45 2
46 1
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 1
53 0
54 0
55 0
56 14
57 0
58 0
59 2
60 1
61 1
62 0
63 0
64 0
65 1
66 1
67 5
68 18
69 2
70 0
71 3
72 7
73 9
74 2
75 0
76 0
77 0
78 1
79 0
80 1
81 0
82 0
83 12
84 0
85 0
86 0
87 1
88 0
89 0
90 1
91 0
92 7
93 1
94 1
95 0
96 0
97 0
98 12
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 1
1 0
2 4
3 1
4 13
5 17
6 1
7 12
8 10
9 3
10 39
11 0
12 1
13 0
14 0
15 0
16 23
17 0
18 18
19 33
20 0
21 0
22 6
23 0
24 5
25 1
26 3
27 0
28 0
29 2
30 0
31 1
32 0
33 19
34 1
35 0
36 0
37 0
38 1
39 8
40 1
41 1
42 1
43 3
44 3
45 1
46 2
47 3
48 5
49 1
50 2
51 0
52 0
53 0
54 16
55 15
56 2
57 0
58 0
59 17
60 2
61 0
62 30
63 2
64 4
65 4
66 0
67 1
68 6
69 0
70 1
71 7
72 17
73 4
74 1
75 4
76 1
77 17
78 1
79 5
80 52
81 5
82 0
83 0
84 0
85 1
86 0
87 1
88 6
89 0
90 0
91 7
92 0
93 9
94 0
95 0
96 0
97 22
98 10
99 19
100 9
101 0
102 0
103 1
104 0
105 3
106 1
107 0
108 1
109 0
110 3
111 1
112 5
113 1
114 1
115 1
116 0
117 0
118 52
119 0
120 3
121 1
122 4
123 0
124 2
125 0
126 3
127 11
128 4
129 0
130 0
131 4
132 42
133 1
134 0
135 0
136 6
137 1
138 0
139 1
140 0
141 0
142 2
143 2
144 1
145 42
146 6
147 0
148 15
149 0
150 4
151 1
152 5
153 2
154 4
155 2
156 3
157 1
158 36
159 2
160 1
161 1
162 5
163 0
164 0
165 11
166 10
167 1
168 0
169 2
170 0
171 116
172 3
173 10
174 0
175 11
176 4
177 23
178 0
179 4
180 0
181 4
182 12
183 8
184 1
185 0
186 0
187 3
188 2
189 2
190 0
191 37
192 4
193 0
194 2
195 0
196 2
197 8
198 0
199 5