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1. Bilder aus der deutschen und bayerischen Geschichte - S. 35

1898 - Würzburg : Stuber
— 35 — herab, und in seinen Werkstätten wurden äußerst wichtige Erfindungen gemacht, z. B. das Drahtziehen 1360, die Taschenuhren von Peter Hele 1500, das Kupferstechen von A. Dürer 1517. Hier lebten der Erzgießer Peter Bischer, der Bildhauer Adam Kraft, der Holzschnitzer Veit Stoß und der Maler Albrecht Dürer, die zu den ersten Künstlern Deutschlands zählen. Der Reichtum, der sich infolgedessen in beiden Städten anhäufte, war ungeheuer und verlieh ihnen eine Macht, daß selbst die Kaiser sich um ihre Gunst bewarben. 4. Der Handel. Seinen außerordentlichen Aufschwung erhielt das deutsche Kuustgewerbe auch dadurch, daß seit den Kreuzzügen Deutschland der Hauptplatz des Welthandels war. Die wichtigsten Handelsstraßen waren die von Konstantinopel die Donau herauf, und die von Venedig über die Alpen nach Augsburg, Regensburg und Nürnberg und von hier durch den Thüringerwald nach Norddeutschland; eine dritte führte durch Schwaben an den Rhein und nach den Niederlanden. Die deutschen Kaufleute führten die Produkte des Orients nebst den Erzeugnissen des heimischen Gewerbefleißes den verschiedenen deutschen Gegenden zu. Sie drangen aber auch irt die Fremde und wurden im ganzen nordöstlichen Europa die Herren der Straßen und Meere, von Nowgorod in Rußland bis nach Stockholm und Bergen in Skandinavien, ja bis nach London in England. In diesen Städten bestanden deutsche Handelsgesellschaften. Sie hatten da ganze Stadviertel inne und regierten sich selbst nach eigenen, strengen Gesetzen. Auch waren sie im Besitze wichtiger Vorrechte, und außer ihnen durste niemand in diesen nordischen Ländern Handel treiben. 5. Die Hansa. Handel und Verkehr jener Zeit erfolgte meist zu Pferd oder zu Wagen. Bei der herrschenden Unsicherheit jedoch waren die Gefahren des Reifens mit Hab und Gut sehr groß. Um gegen Ausräubung sicher zu sein, mußten die reisenden Kaufleute zu ihrem Schutze Kriegsknechte mitnehmen. Aus diesem Grunde thaten sich im 13. Jahrhundert die Handelsstädte des Nordens, allen voran Lübeck und Hamburg, zusammen und schlossen einen Bund zu Schutz und Trutz. Bald tauchten ähnliche Bündnisse am Rhein, in Westfalen, Niedersachsen und Pommern auf und bildeten, endlich vereinigt, den großen deutschen Städtebund „die Hansa". Lübeck war das Haupt des Bundes. Die Macht der Hansa stieg so hoch, daß in einem Kriege die drei nordischen Reiche Dänemark, Schweden und Norwegen von den deutschen Bürgern besiegt wurden und die Könige der beiden ersten Länder ihre Throne verloren. 3*

2. Bilder aus der deutschen und bayerischen Geschichte - S. 37

1898 - Würzburg : Stuber
37 — 3. Gerichtsverfahren. Die Verhandlungen waren entweder öffentlich oder geheim. Die öffentliche Verhandlung hieß das offene Ding, die geheime dagegen das Stillgericht oder die heimliche Acht. ^zedev offene Ding sonnte in ein Stillgericht verwandelt werden. Bei ersterem durfte jedermann gegenwärtig sein, an letzterem durften nur die Frei-fchöffeu teilnehmen. Die Anklage mußte ein Freifchöffe stellen. Vor die Feme gehörten alle bedeutenden Verbrechen, wie Mord, Raub, Diebstahl, Meineid, Landesverrat, Ketzerei. Diese wurden nach mittelalterlichem Rechte mit dem Tode bestraft. Die Ladung wurde schriftlich ausgefertigt, vom Freigrafen bestätigt und vom Freiboten oder von 2 Freischöffen besorgt, an mächtige Personen jedoch geheim in der Nacht. — Der Verurteilte (Verfemte) wurde gewöhnlich aufgehängt. Erschien der Angeklagte nach dreimaliger Ladung nicht, wurde aber in der Verhandlung doch „verfemt", fo war er vogelfrei. Wenn ihn 3 Schöffen trafen, so mußten sie den Ahnungslosen an den nächsten besten Baum hängen und neben ihn ein Meffer stecken. Dies war das Zeichen, daß er von der Hl. Feme gerichtet ward. Erwischten endlich 3 Schöffen einen Verbrecher ans der That, fo hatten sie das Recht, ihn sofort zu richten, d. H. aufzuknüpfeu. 4. Macht der Feme. Die Macht der Feme stieg im 14. und 15. Jahrhundert in außerordentlicher Weise; sie nannte sich selbst „des Hl. Reiches Obergericht übers Blut". Ihr Emporkommen verdankte sie den damaligen rechtlosen Zuständen im Lande. Denn bei den gewöhnlichen Gerichten der Fürsten war oft kein Recht mehr zu erlangen. Darum suchten viele sogar aus weiter Ferne rechtlichen Schutz bei den altehr-würdigen Gerichten in Westfalen. Hier fanden sie noch ein unparteiisches Urteil. Die Kaiser nahmen sie daher wiederholt in Schutz und erkannten sie als kaiserliche Gerichte an. Nur Geistliche, Frauen, Kinder und Juden konnten nicht vor die Feme geladen werden; sonst herrschte sie über alle. Selbst mächtige Reichsfürsten beugten sich vor ihr und erschienen vor den Freistühlen, wie z. B. Herzog Heinrich der Reiche von Landshnt, Kaiser Friedrich Iii. und sein Kanzler. 5. Entartung und Untergang. Lange Zeit waren die Femgerichte ein Schutz der bedrückten niederen Stände und ein wirksames Mittel gegen das Faustrecht. Später nahmen sie jedoch mit der größten Leichtfertigkeit falsche Klagen an und füllten ungerechte Urteile. Käuflichkeit und Bestechlichkeit waren gang und gäbe. Dadurch wurden sie eine wahre Geißel für Deutschland. Auf den Reichstagen ertönten deshalb die ärgsten Klagen gegen ihre Ausschreitungen. Aber erst nach Ein-

3. Bilder aus der deutschen und bayerischen Geschichte - S. 54

1898 - Würzburg : Stuber
— 54 — Ludwig entfaltete darum auch an seinem Hofe ungewöhnliche Pracht und veranstaltete die kostspieligsten Festlichkeiten. Dieser Glanz erfüllte die anderen Völker mit Bewunderung und verleitete sie zur Nachahmung. Die französische Sprache wurde die Umgangssprache der höheren Stände, und ganz Europa äffte die Sitten und Moden von Paris nach. Aber dieses prunkvolle Leben allein genügte ihm nicht, er strebte auch nach größerer Macht. Dabei mißachtete er alle Rechte der Nachbarstaaten und fiel unter nichtigen Vorwänden in Deutschland, Holland und Spanien ein, um sein Land durch Eroberungen zu vergrößern. 2. Wegnahme des Elsaß. Durch den westfälischen Frieden hatte Frankreich Elsaß erhalten, aber unter der Bedingung, daß es beim Deutschen Reiche verbleiben und nur vom französischen Könige verwaltet werden sollte. Ludwig Xiv. jedoch zwang die Elsässer, ihm als ihrem alleinigen Herrn und König zu huldigen, und nahm 1681 mitten im Frieden gewaltsam die freie Reichsstadt Straßburg in Besitz. Um diesen Länderraub recht ungestört ins Werk setzen zu können, hetzte er gleichzeitig die Türken gegen den deutschen Kaiser auf und ermunterte sie, einen Eroberungszug nach Österreich zu unternehmen. 3. Verwüstung der Pfalz. Erst nachdem die deutschen Fürsten die Türken zurückgeschlagen und für alle Zeit unschädlich gemacht hatten, wandten sie sich gegen den raubsüchtigen Franzosenkönig. Aber dieser wartete den Angriff nicht ab, sondern besetzte im Jahre 1688 die Pfalz. Dann gab er den barbarischen Befehl, das Land völlig zu verwüsten. Wie Mordbrenner fielen im Anfang des Jahres 1689 die wilden Franzosenscharen unter Anführung des grausamen Generals Melacuber die blühenden Dörfer und über die reichen Städte her und verwandelten sie in Aschenhaufen. Worms, Speyer, Frankenthal, Mannheim, Heidelberg und viele andere Städte gingen ganz oder zum Teile in Flammen auf. Selbst die Gräber der deutschen Kaiser im Dome zu Speyer wurden aufgewühlt und geschändet. Die Bewohner der zerstörten Orte wurden teils niedergemacht, teils mißhandelt und vertrieben. Erst später gelang es den deutschen Heeren, die Rheingegenden von ihren Peinigern zu befreien. Ludwig gab feine Eroberungen wieder heraus, nur Elsaß mit Straßburg behielt er (1697). 44. Kurfürst Maximilian Iii. der Gute (1745—1777). 1. Der österreichische Erbfolgekrieg. Als Max Iii. den bayerischen Thron bestieg, war Bayern in den österreichischen Erbfolgekrieg ver-

4. Bilder aus der deutschen und bayerischen Geschichte - S. 28

1898 - Würzburg : Stuber
— 28 — Herr seines Landes und suchte seinen Besitz mit List und Gewalt zu vergrößern. Jeder that, was ihm beliebte, und keiner wollte gehorchen. Darum mochte nach dem Tode des letzten Hohenstaufen kein deutscher Fürst die Kaiserwürde übernehmen, und es blieb das deutsche Reich 19 Jahre lang ohne Oberhaupt. Zweimal wurden zwar Ausländer gewählt, aber sie kümmerten sich nicht um die deutschen Angelegenheiten. Das war eine schreckliche Zeit für Deutschland. Gesetz und Recht wurden verachtet; denn es gab keine Richter. Jeder half sich selbst; jeden Streit entschieden die Fäuste. Die Schwachen wurden vou den Starken unterdrückt, und zahlreiche Raubritter bedrohten Stadt und Land. (Zeit des Faustrechts). 2. Herstellung der Ordnung. Um endlich dem unsäglichen Elend ein (Sude zu machen, wählten die Fürsten den klugen und tapferen Grafen Rudolf von Habsburg zum Kaiser. Sem Stammschloß stand in der Schweiz, die damals noch zum Deutschen Reiche gehörte. Er war ein einfacher, schlichter Mann und blieb es auch als Kaiser. Wie seine Gefährten trug er im Kriege einen groben Mantel und ein graues Wams. — Mit Heeresmacht zog er im Reiche umher und hielt strenges Gericht über die Raubritter. In Franken, in Thüringen und am Rhein brach er eine Menge von Raubburgen und ließ viele Raubritter hinrichten. So stellte er die gesetzliche Ordnung wieder her und sicherte den gestörten Landfrieden. Ein Geschichtsschreiber der damaligen Zeit rühmt deswegen von ihm: „Er verbreitet Furcht und Schrecken über die ungerechten Großen und Freude unter dem Volke. .Der Landmann nimmt wieder den Pflug zur Hand, der lange unbenützt im Winkel lag. Der Kaufmann, der aus Furcht vor Räubern zu Hause blieb, durchreist jetzt das Land mit größerer Sicherheit, und die Räuber und Bösewichter, die vorher nngeschent umherschwärmten, suchen sich in wüsten Gegenden zu bergen." 3. Gründung der Habsburger Macht. Die Wahl Rudolfs zum Kaiser wurde gerade vom mächtigsten Reichsfürsten, vom stolzen Böhmenkönig Ottokar, nicht anerkannt; er wollte „dem armen Schweizergrafen" nicht gehorchen. Deshalb sprach Rudolf die Reichsacht' über ihn aus und zog mit einem Heere gegen ihn zu Felde. Ottokar wurde ge-demütigt und mußte die Herzogtümer Österreich, Steyermark, Krain und Kärnthen abtreten. Die drei ersten Länder verlieh der Kaiser seinen Söhnen als erbliche Lehen und wurde dadurch der Gründer des habsbnrgisch-österreichischen Herrscherhauses; denn heute noch haben seine Nachkommen diese Länder in Besitz.

5. Bilder aus der deutschen und bayerischen Geschichte - S. 45

1898 - Würzburg : Stuber
— 45 — damals die Bauern am schlimmsten daran. Sie schmachteten in harter Leibeigenschaft und waren jeglicher Willkür und Bedrückung der Großen preisgegeben. Bei den Gerichten sanden sie nieder Schuh noch Siecht, da die Richter von den Grundherren ernannt wurden und daher von diesen völlig abhängig waren. Dagegen wurde das kleinste Vergehen der Bauern unmenschlich gestraft. Schwer lasteten auf ihnen Fronden, Zehnten und andere Abgaben. Deshalb blieben sie arm und fristeten in elenden Hütten ein kümmerliches Leben. Niemand nahm sich des schwer bedrückten Standes an; denn auch die Bürger in den Städten behandelten sie mit der größten Verachtung. Schon einigemal hatten sie versucht, durch Aufstände ihr Los zu verbessern; aber ihre Bemühungen waren erfolglos gewesen. Als nun Luther auftrat und „die Lehre von der Freiheit eines Christenmenschen" verkündete, verstanden die Bauern darunter die Freimachung von der weltlichen Herrschaft. Sie hielten jetzt die Zeit für gekommen, ihr Joch abzuschütteln. 2. Verlauf. Im Jahre 1525 brachen am Bodensee, am Rhein, im Odenwald, am Neckar, am Main und in Thüringen Bauernaufstände aus. Die Aufrührer stellten ihre Forderungen in 12 Artikeln fest. Sie verlangten hauptsächlich „die freie Wahl ihrer Geistlichen, Aufhebung der Leibeigenschaft und der Fronden, Freiheit der Jagd, des Fischfanges und der Holzung, sowie Verbesserung der Rechtspflege". Viele geistliche und weltliche Herren gerieten in Schrecken und bewilligten die geforderten Rechte. Wer den Aufständischen zu widerstehen wagte mußte eines jammervollen Todes sterben. Sengend und brennend durchzogen sie das Land, zerstörten Klöster und Burgen und nahmen blutige Rache an den verhaßten Grundherren. Unter Führung tapferer Ritter, wie Florian Geyer und Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand, drangen die Bauern aus Schwaben nach Franken und dann gegen Würzburg vor, so daß der Fürstbischof flüchten mußte. Die Stadt erließ einen Absagebrief an den Bischof und schloß sich den Bauern an. Nun wurde die Festung Marienberg belagert und zu stürmen versucht; aber die tapfere Befatzuug schlug alle Angriffe siegreich zurück (Mai 1525). Während dessen hausten andere Bauernhaufen in Baden, in der Rheinpfalz und in Thüringen (Thomas Münzer). Endlich verbanden sich die Fürsten mit einander zum Kampfe gegen sie. Nach kurzer Gegenwehr wurden die einzelnen Bauernhaufen von den besser bewaffneten und kriegskuudigereu Gegnern besiegt und fast durchweg aufgerieben. (Schlachten bei Königshofen a/T. und bei Jugolstadt im Ochsensnrter Gau).

6. Bilder aus der deutschen und bayerischen Geschichte - S. 58

1898 - Würzburg : Stuber
französischen Volke. Schwer seufzte es unter der Steuerlast, die sich alljährlich vergrößerte. Die Grund- und Vermögenssteuer, die Kops-und Haussteuer, die Zölle und Salzabgaben, die Zehnten und Froudeu belasteten den Bürger- und Bauernstand allzusehr. Der Adel und die hohe Geistlichkeit dagegen genossen Steuerfreiheit, besaßen aber fast 2/3 des gesamten Grund und Bodens und hatten allein die Staatsämter inne. Am Königshofe (Ludwig Xiv. und Ludwig Xv.) herrschte Sittenlosigkeit und Verschwendung. Voll Haß schaute das Volk auf das gottlose Treiben der Vornehmen. Viele Schriftsteller bestärkten es in seiner Erbitterung und forderten in ihren Schriften Verbesserung der Staatsverfassung und Aufhebung aller Standesvorrechte. Leider traten sie aber auch gegen das Christentum auf, verspotteten Glauben und Frömmigkeit, verhöhnten die kirchlichen Einrichtungen und untergruben so die geoffenbarte Religion und die göttliche Autorität. 2. Ausbruch. Um Besserung der staatlichen Verhältnisse herbeizuführen , berief König Ludwig Xvi. im Jahre 1789 die Stände des Reiches. Bald jedoch geriet der Bürgerstaud mit Adel und Geistlichkeit in Streit, und die bürgerlichen Abgeordneten erklärten sich als die Vertreter der Nation ^Nationalversammlung). Unterdessen war das niedere Volk in Paris durch verwegene Menschen aufgewiegelt worden. Scharen rohen Gesindels nahmen am 14. Juli 1789 aus dem Juvalideuhause gewaltsam 30000 Flinten und etliche Kauoueu und erstürmten die Bastille, eine alte Burg, die als Gefängnis diente. Sie machten dieselbe der Erde gleich, ermordeten den Befehlshaber nebst 7 Mann der Besatzung und trugen unter lärmendem Jubelgeschrei deren Köpfe auf Stangen durch die Straßeu. Von jetzt an herrschte Gesetzlosigkeit im Lande, und der Pöbel führte die Herrschaft. 3. Beschlüsse der Nationalversammlung. Unbeirrt durch diese Greuelthaten beriet die Nationalversammlung eine völlige Umänderung des Staatswesens. Alle Vorrechte des Adels und der Geistlichkeit, wie Fronden, Jagdrecht, gutsherrliche Gerichtsbarkeit und Zehnten (jährlich 60—80 Millionen Frcs.) wurden ohne jegliche Entschädigung abgeschafft, Ämterverkauf, Zünfte und Innungen aufgehoben, Gleichheit aller Staatsbürger festgesetzt, gleichmäßige Verteilung der Steuern und gleiche Berechtigung aller Bürger zu allen Staatsämtern eingeführt. Die Macht des Königs erfuhr eine große Beschränkung, und das Recht, Gesetze zu geben, wurde der Volksvertretung allein zugesprochen. Alles Kirchengut erklärte man für Staatseigentum, alle Klöster und geistlichen Orden hob

7. Bilder aus der deutschen und bayerischen Geschichte - S. 59

1898 - Würzburg : Stuber
— 59 — man auf und überließ es der Regierung, die Geistlichkeit zu besolden. Das Land teilte man in 83 Kreise (Departements) und führte dezimale Maße, Gewichte und Münzen ein. 4. Absetzung und Hinrichtung des Königs. Während dessen vollbrachte der Pöbel von Paris neue Greueltbateu. Darum entschloß sich die königliche Familie zur Flucht nach Deutschland, wurde aber unterwegs erkannt und nach Paris zurückgebracht. Rohe Volksmassen erstürmten das königliche Schloß und verlangten die Absetzung des Königs. Die Nationalversammlung, bei welcher Ludwig Schutz suchte, setzte ihn ab und ließ ihn samt seiner Familie ins Gefängnis werfen. Frankreich wurde als Republik (Freistaat) erklärt. Weil nun Österreich und Preußen zur Befreiung des Königs ein Bündnis schlossen und ihre Heere in Frankreich einmarschieren ließen, beschuldigte man ihn des Landesverrates und verurteilte ihn zum Tode. Am 21. Januar 1793 wurde er hingerichtet. Man kann sagen, er starb für die Frevelthaten seiner Borfahren. Nach Mißhandlungen der schändlichsten Art folgten ihm später aufs Schafott seine Gemahlin Maria Antoinette, eine Tochter der Kaiserin Maria Theresia von Österreich, und seine fromme Schwester Elisabeth. 5. Schreckenszeit. Eine furchtbare Zeit brach jetzt über Frankreich herein. Die Blutmenschen Mn rat, Danton und Robesp ierre, die an der Spitze standen, wollten die Feinde der Republik durch deu Schrecken bezwingen. Alle rechtlichen Leute, die durch Vermögen, Bilduug oder Gesittung hervorragten, schwebten in steter Lebensgefahr. Die ausgezeichnetsten Männer des Landes wurden ohne Verhör hingerichtet. Unzählige schuldlose Bürger wurden überall, besonders aber in Paris, von Mörderbanden niedergemacht. Die Ruchlosen setzten sogar Gott ab, hoben das Christentum auf und riefen ein schamloses Weib als Göttin der Vernunft ans. Sie entweihten und plünderten die Kirchen, veranstalteten mit den Meßgewändern und kirchlichen Geräten gotteslästerliche Auszüge durch die Straßen und zerstörten die christlichen Denkmale. Aber endlich wurden die Urheber dieser unbeschreiblichen Greuel von der gerechten Strafe ereilt. Sie zerfleischten einander selbst, d. H. sie brachten sich gegenseitig aufs Schafott, und befreiten so das schwer heimgesuchte Land von der fürchterlichen Geißel der Schreckensherrschaft. 6. Kriegsereignisse dieser Zeit. Unterdessen richteten thatkräftige Männer das Kriegswesen Frankreichs neu ein. Das ganze Land glich bald einer ungeheuren Kriegswerkstätte. Überall wurden Waffen geschmiedet und Geschütze gegosseu. Von allen Seiten strömten fanatische

8. Dr. Johann Kaspar Müller's Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 8

1818 - Würzburg Bamberg : Goebhardt
£ Einleitung sonderbarsten oder unerwartetesten Begebenheiten vor sich zu sehen. Man belustiget sich ungemein, in- dem man durch Hülfe der Geschichte alte Zelten, Sitten und Handlungen mit den neuern vergleicht; — die wichtigsten Veränderungen in der Welt oft aus geringen Ursachen entstehen sieht; — sich mlt den berühmtesten und ehrwürdigsten Männern verflossener Zeiten bekannt macht, deren Thaten und Werke man zum Theil noch genießt. Nutzen der Xix. Allein neben dem Vergnügen su- Gcschlchte. chm wir auch Nutzen und Unterricht in den Wissenschaften. Diesen ertheilt uns die Geschichte so überfiüßig, und auch so faßlich, daß sich Leute von jeder Lebensart und Fähigkeit derselben überaus wohl bedienen können, um weiser und geschickter zu werden. Sie ist besonders die Lehräinn der Jugend und der Ungelehrten. Zur Kennt- Xx. Es sind zwar menschliche, sichtbare niß der Vor- Handlungen, die iti derselben Vorkommen; sehuug Gor- aber man merkt gar oft, daß eine unsicht- bare Hand sie anordne, zusammenfüge, und zu gewissen Absichten lenke: kurz, daß es Gott sey, Der die Welt, und die Menschen regiert. Un- zählige Begebenheiten haben einen ganz andern Aus- gang gewonnen, als die Menschen hofften oder fürch- teten; und doch erkannten sie zuletzt, daß große oder heilsame Dinge dadurch ausgeführt worden sind. Andere haben dergestalt zusammengetroffen, oder sind so lange vorher zubereitet worden, daß noch- wettdig ein weiser Verstand ihren ganzen Lauf muß übersehen haben. Ueberhaupt trifft man in der Ge- schichte eine erstaunliche Vermischung von dem, was man Glück und Unglück nennt, an; und immer neigt stch doch das Uebergewicht zum Besten des mensch- lichen 19. Leistet die Kenntmß der Geschichte auch wirklichen Nutzrn? so. Me lernet man Gott aus der Geschichte kennen?

9. Dr. Johann Kaspar Müller's Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 12

1818 - Würzburg Bamberg : Goebhardt
12 Einleitung dar. Da ändert sich die Bewunderung, mir welcher oft ungerechte und niederträchtige Handlungen ausge- nommen werden. In der Geschichte hört da6 Böse aus, verführerisch zu seyn: denn man sieht es sehr häufig durch sich selbst bestraft, und gewiß immer verachtet und verhaßt. Ihr Nutzen Xxvi. Wer sich der Gelehrsamkeit wid- j.n met, der findet an der Geschichte ein be- senschasteu. licht. Sie meldet jeden ansehn- lichen Fortgang, welchen der menschliche Verstand in der Untersuchung und Anwendung des Wah- ren, Schönen und Nützlichen gewonnen hat. Der Ursprung jeder Wissenschaft, ihre Bearbeitung, die Beförderungsmittel und Hindernisse derselben, das Gute, welches sie gestiftet hat, klebst ihren Mißbrau- chen, die verdienten Männer, welche sie erweitert und verbessert haben, ingleichem die Schriften, durch wel- che solches geschehen ist; das alles lehrt die Geschichte. Aus ihr zieht der Philosoph (und das muß jeder Gelehrte seyn,) die Grundsätze von einer scharfsinnigen Kenntniß des Menschen, und die Ursachen unzähliger Dinge; der Dichter und der Redner bedienen sich der Beyspiele, welche sie gesammelt hat; ihre Nach- richten von der innern Verfassung der Länder und den Gesehen derselben sind dem Rechtsgeledrren unent- behrlich; und der Gottesgelehrte führt mit ihrer Hülse Beweise für die Wahrheit und Liebenswürdig- keit der Religion. Auch für alle Xx Vii. Die Geschichte blechet sich end- Staude und allen Ständen, Lebensarten und Menll(mn Geschäften der Menschen, zu einer treuen Gehülfin an. Es gibt kaum ein kräftigeres Mittel, 26. Was für Nützen rieht der Gelehrte aus der Geschichte? — besonders der Philosoph, der Dichter und Redner? n. s. w. 27. Ist die Geschichte auch insonderheit dem Fürsten brauchbar? und dem Untertbane? dem Kaufmann? dem Künstler? dein Kriegsmann?

10. Dr. Johann Kaspar Müller's Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 55

1818 - Würzburg Bamberg : Goebhardt
der Weltgeschichte. 55 Ansehen sehr beförderlich waren, dagegen den Euro- päern unermeßlichen Nachrheil verursachten; aber doch auch viele merkwürdige Veränderungen unter ihnen bewirkten. Mit diesem geistlich-weltlichen Reiche stan- den die übrigen in Europa.stets in Verbindung und Streit, wurden auch durch 'dasselbe mancher wichtigen Rechte beraubt. Deutschland, bisher von sächsischen «nd fränkischen Kaisern beherrscht, wurde nun von schwäbischen, habsburgischen und andern Fürsten regiert, wurde ein Wablreich, blieb zerrüttet durch öffentliche Unsicherheit, bekam bestinunte Kurfürsten, verlor aber die Schweiz, die sich zu einem vereinig- ten Freystaat bildete. Die Nachkommen der West- gothen in Spanien, die sich bisher in verschiedenen kleinen Reichen gegen die Araber behauptet und ver- größert hatten, machten nun der Herrschaft derselben in ihrem Vaterland ein Ende, und ganz Spanien wurde ein christliches Reich. Sicilien und Por- tugal wurden Königreiche, und Dänemark, Nor- wegen und Schweden zu einem Reiche vereinigt. Durch einen sehr ansgebreiteten Handel zur See blü- heten jetzt Venedig und Genua. Allein das lange schon ohnmächtige griechische Reich wurde endlich von den osmamschen Türken, die zuerst in Klein- asten, und bald darauf in Europa ihren Staat fest gründeten, gänzlich erobert. Auf der andern Seite stürzten die mogolischen Weltstürmer unter dem Dschingiskan und Timur viele andere Reiche, und besonders das Cbalrfat, um. Doch brachte der Un- tergang des griechischen Kaiserthumö die griechischen Flüchtlinge und mit ihnen den Geschmack an einer bessern Gelehrsamkeit wieder in die Abendländer. Die Vuchdruckerkunst, die um gleiche Zeit von Gutten- berg erfunden und bald sehr vervollkommnet wurde, beförderte die wieder austebenden Wissenschaften un- gemein. Nun lernten auch die Europäer durch den Colon
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