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1. Dr. Johann Kaspar Müller's Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 62

1818 - Würzburg Bamberg : Goebhardt
Voll der Reformation d2 I. n. C. G. die Portugiesen in ihrem Vaterlands 1520— l?89- von der despotischen spanischen Regie- rung sehr viel ausgestanden. Endlich setzten ste ihren 1640— 1656. Herzog von Braganza, Johann, auf den Thron, der nun Johann der Vierte hieß, ent- zogen sich der Herrschaft der Spanier, und behaup- teten gegen dieselben mit Englands Hülfe ihre Un- abhängigkeit. Seitdem kam Portugal nach und nach zu mehreren Kräften. Der König Johann der Fünf- te erhielt von dem Pabfte den Titel des allcrglau- bigstcn Königs. Ihm folgte sein Sohn, Joseph Em- manuel, der zwar vielen Gefahren, Erdbeben, Ver- schwörungen gegen sein leben *), und einem harten Kriege mit Spanien ausgesetzt gewesen ist; aber auch bisher mit Hülfe des Grafen von Ocyras, nachhe- rigen Marquis von Pombal, nützliche Veränderun- gen in seinem Reiche vorgenommen, seine Rechte in kirchlichen Dingen erweitert und standhaft behauptet, der Gelehrsamkeit aufgeholfen, und nach den Anstal- ten des Grafen von Lippe-Bückeburg sein Kriegs- wesen ungemein verbessert hat. Mit der Regierung seiner Tochter aber, der Koniginn Maria Francisca, seit 1777. ist die freyere Denkungsart in Portugal von neuem sehr eingeschränkt, und sogar wieder ein Auto da Fe (ein Glaubensgericht wider die Ketzer) gehalten worden! Ueberhaupt hat ste den von Pom- bal aufgestellten und befolgten Grundsätzen entgegen gehan- *) Diese letzten sind nach neueren Entdeckungen nicht nur zweifelhaft; sondern es ist mehr als wahrscheinlich, daß Pombai, der in der Geschichte nun «is ruchloser Bö- sewicht erscheint, dieselben erdichtet, um sowohl die ersten Familien d'sneichs, Aveiro und Tavora, «!S auch Len Jesuiten-Orden im Reiche, gransam zu Grunde 1777. zu richten. Diesen verruchten Anschlag- führte er ans; und die Kömginn, welche seine Verbrechen entdeckte, bestrafte ihn nicht nach Verdienst!

2. Dr. Johann Kaspar Müller's Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 86

1818 - Würzburg Bamberg : Goebhardt
Von der Reformation 86 I. n. C. G. men 1709 und behielt dergestalt die Ober- ly^o- *789' Hand über das schwedische Reich, daß e6 1721. ihm nebst Jngermannland, auch Lttfland und andere Länder abtreten mußte. Aber zu gleicher Zeit, da er sein ganzes Kriegswesen veränderte, brachte er auch durch viele Künstler, die er in sein Reich rief, Künste und Manufakturen daselbst in Aufnahme, stiftete eine ansehnliche Seemacht; flößte seinen Unterthanen Nei- gung zur Gelehrsamkeit ein; milderte ihre Sitten un- gemein; ließ sie in Europa umher reisen; stellte selbst aus Lernbegierde eine zweyte Reise im Jahr 1716 an, und führte so wichtige allgemeine Veränderungen, nicht ohne beträchtlichen Widerstand, in wenigen, meisten- theils kriegerischen Jahren ein Dieser bewunderns- würdige Fürst nahm auch zuerst den Titel eines Kaisers st >725 vvn Rußland an, und starb mitten unter groß- ßen Entwürfen. — Glücklicher für Rußland suchten seine würdigen Nachfolgerinnen, (denn seine Nachfol- ger regierten sehr kurz oder unglücklich) die von ihm herrührenden Anstalten zu erweitern und zu befestigen; und weder Kriege noch vorübergehende Unruhen und Staatsveranderungen haben den neuen Glanz dieses st. -727. Reichs verdunkeln können. So hat Katkari- st. 1740. na die Erste, seine Gemahlinn; — Anna, seines Bruders Tochter, welche die persischen Eroberun- gen Peters zurückgab, und mit den Türken einen sehr glücklichen Krieg führte; ~ Elisabeth P, seine Toch- ter, welche mit eben so gutem Erfolge Schweden be- kriegte, im Kriege mit Preußen ihre Kriegsvölker noch st. i7,)2 geübter, und ihr Reich an Künsten und Wis- senschaften, blühender machte; — und bis auf Ka- tharina die Zweyte, eine geborne Prinzessinn von An- halt- *) Ihre Ausschweifungen und Grausamkeiten, ihr undank" bares und gefühlloses Herz re. machen sie zum Abscheu der Nachwelt.

3. Dr. Johann Kaspar Müller's Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 63

1818 - Würzburg Bamberg : Goebhardt
bis auf unsere Zeiten. 6; I. n. C. G. gehandelt. Der Mönche-Patron König 1520—1789- Peter, und der Prinz von Blüsiiien starben zwischen 1786—88» Ursprung und Xxxvi. Indem Philipp Ii. sich Fortgang des Portugals bemächtigte, stetiger an, die Sreystaars der M^derlande zu verlieren; und keine an- Niederlande, dern Kriege haben die spanische Mo- narchie so sehr geschwächt, als die da- selbst geführten. Ohne sich um die Rechte und Frey- heilen der Niederlande zu kehren, wollte Philipp auf eine bloß eigenmächtige strenge Art über sie herrschen, die Jnguisttton wider ihren Willen bey ihnen einfüh- ren, ihre Religionsfreyheit aufheben, und andere Neuerungen aufbringen. 'Anstatt die Unruhen und Beschwerden, welche darüber entstanden, mit einiger seit 1567. Gelindigkeit zu stillen, bediente er sich spani- scher Kriegövölker, unter Anführung des berüchtigten Herzogs von Alba, und grausamer Hinrichtungen gegen sie. Ein großer Theil der Niederländer ergriff daher die Waffen; Wilhelm Prinz von Oranien, wurde ihr Zn welchem Lande hak Spanien den beträchtlichsten Ver- lust erlitten? — Welcher spanische König war selbst durch sein Verhalten daran Schuld? — Warum empörten sich also die Niederländer wider ihn? — Wer war ihr Anfüh- rer? — Durch welche Verbindung wurde die Republik der vereinigten Niederlande gegründet? — Mußte end- lich Spanien seine Ansprüche an diesen Freystaat aufge- den? — Was hat am meisten zur Errichtung dieser Re- publik beygetragen? — Welches wurde die vornehmste Stütze des neuen Staats? — Wann grrieth derselbe nochmals in die größte Gefahr? — Wie wurde er dar- aus gerettet? — Was hat er seitdem Merkwürdiges ver- richtet? — Haben die Grundsätze, die Sitten und die Handelschaft der Holländer eine Veränderung gelitten? — Wer war jetzt das Oberhaupt dieses Staats? — Wie betrugen sich sogenannte Patrioten gegen dasselbe, und wa< erfolgte daraus?

4. Dr. Johann Kaspar Müller's Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 85

1818 - Würzburg Bamberg : Goebhardt
bis auf unsere Zeiten» 85 I. n. C. G. sich zum Abscheu aller Zeiten. Bald 2 520 — 1789. „ach ihm wurde Rußland durch lange in- nerliche Unruhen, welche die Polen unterhielten, bey- nahe zu Grund gerichtet, bis Michael Fedo- rowitsch aus dem Hause Roinanow, dessen Nachkom- men bis jetzt die Negierung behalten haben, zum Groß- fürsten oder Zaar gewählt wurde. Nun erholte sich Rußland sowohl durch dauerhafte Friedensschlüsse, als durch einige andere gute Einrichtungen; wurde auch, wie bereits erzählt worden ist, durch den Zuwachs eini- ger polnischen Lander vergrößert. — Aber spat erst stand der große Mann unter dessen Fürsten auf, der such und zugleich sein Reich und Volk mit ungemeiner An- strengung des Geistes vollkommener zu machen wuß- Reg. allein te; Peter Alexiowitsch, oder Peter der seit ,689. Erste. In einem Alter von 25 Jahren 1697. reiste er, ohne fürstliches Gepränge, in der edlen Absicht durch Deutschland nach Holland und Eng- land, um zu lernen, wie er regieren, Cultur und aller- lei) Künste unter seinem rohen Volke einführen müsse. 1698. Ein Aufruhr der Strelzi oder Strelizen rief seit 1700. ihn gar geschwind in sein Reich zurück, und ein anfänglich unglücklicher Krieg mit Schweden beschäftigte ihn viele Jahre hindurch. Gleichwohl grün- dete er, nach der Eroberung Jngermannlands, mitten in diesem Kriege, im finnischen Meerbusen die Stadt 1703. St. Petersburg, wohin er seinen Sitz von Moskau verlegte, und wo er zugleich einen Hasen, und eine Flotte nebst den Festungen Kronstadt und Kronslot, als Vormauern von St. Petersburg, er- richtete. Der fortdauernde Krieg, viele Versuche und ausländische Knegsbedienten, die er unter seine Heerd zog, lehrten endlich ihn selbst und seine Feldherren di? neuere verbesserte Kriegskunst. Er besiegte daher sei- nen ehemaligen Pleberwjnder, Karl den Xbl. vollkom- men

5. Dr. Johann Kaspar Müller's Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 219

1818 - Würzburg Bamberg : Goebhardt
bis auf den Kaiser Napoleon und Ludwig Xviii. 21a I- n. C. G. auch die Insel Trinidad gegen Mi- 17s9— >8l/. norca abtreten. Im Kriege mit Por- '8oz. tugal gewann e6 Olivenza. Da der Krieg zwischen England und Frankreich wieder ausgebro- chen war, schloß es anfangs mit letzterer Macht ei- nen Neutralitäts-Traktat, und zahlte dafür große Summen; allein da die Brieten mitten im Frieden Spanien durch Wegnahme reicher Schiffe, Fregat- ten rc. feindlich behandeln, so kündigt es denselben den 1804 Krieg an, der mit befferm Erfolge, als der vorige, geführt wird.— Bey den Unfällen des Kriegs hat das Reich auch durch giftige Seuchen, und durch Mangel an Lebensmitteln viele Menschen verloren; Hagel, Wolkenbrüche und Erdbeben haben ganze Land- striche verwüstet. Seine Seemacht hat in der schreckli- 21. Oct. 180;. chen Schlacht bey Trafalkar einen in langer Zeit nicht zu ersetzenden Schaden gelitten. Die Dritten, welche das ihnen so wichtige Buenos- '806. Zjyrcs mit vielen Schätzen im Julius ero- bert, und im August wieder verloren hatten, wagten ein Jahr hernach einen zweytenangriff auf dasselbe; 1827 wurden aber so übel empfangen, daß sie sich verbindlich machen mußten, binnen zwey Monaten das spanische Südamerika zu räumen. — Den Thron von Spanien und Indien hatte Karl I V. zwanzig Jah- re besessen; aber die Zügel des Reichs führte sein und der Königinn Liebling, der Friedensfürst Godoi. Die- sen haßten die Großen wegen seiner zu großen Macht, Willkühr und niederen Herkunft, ihn haßte der zahlrei- che Clerus, der Handelsstand und das Volk; denn er galt für einen, mit den Britten einverstandenen Verra- ther des Reichs. In die Verschwörung der Großen gegen des Lieblings Allgewalt trat zuletzt selbst der Kronprinz Ferdinand, aus Furcht vor der Gefahr für die Thronfolge. Der König machte kund, daß

6. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittelschulen - S. 180

1877 - Würzburg : Stahel
180 erhobenhatte. Margarete musste solchen Tatsachen gegenber 1567" ihr Amt an den grausamen Herzog Alba abtreten, der bald mit 10000 mordlustigen Soldaten erschien und in Brssel seinen Einzug hielt. Der weise, ersarene Schweiger" Wilhelm von Oranien war rechtzeitig geflohen. Der edle Egmont dagegen und der wackere Hoorn waren geblieben, fielen richtig in die Hnde des schrecklichen Diktators und wurden als Ausrrer hingerichtet 1568. Der Glaubenswut Alba's fielen noch der 18000 Ketzer zum Opfer; noch allgemeinere Er-bitterung aber erzeugte es, als zum Unterhalte der spanischen Truppen der zehnte Pfennig als Kriegssteuer entrichtet werden musste. Die Geusen wurden jetzt furchtbar. Ein von Wilhelm gegen die Spanier aufgebrachtes Heer wurde zwar geschlagen; aber das niederlndische Volk setzte den Kampf auch zur See unverdrossen fort, und so gelang es Oranien. die Feinde 1572 aus den sieben nrdlichen Provinzen zu verdrngen, die alsdann, wiewol Alba 1573 abberufen und durch den gemigteren Requesens ersetzt wurde, 1579 die Utrechter Union schlssen und 1581 eine Republik bildeten, an deren Spitze der Statthalter Wilhelm von Oranien kam. Nur drei Jare befand sich Oranien im Besitze dieser Wrde. Um sich nmlich den von Philipp auf Wilhelm's Kopf gesetzten Preis zu verdienen, erschoss der Burgunder Gerard 1584 den edlen Oranien, wofr die Familie dieses vom Volke getteten Mrders in den spanischen Adelsstand erhoben wurde. Doch blieb fortan nur noch der sdliche Teil der Niederlande (Belgien) bei Spanien, wo der Statthalter Ale-xander Farnese von Parma durch Entfernung der spanischen Truppen zugleich den Katholicismus gesichert halte. Die unter dem Despoten Heinrich Viii. 15091547 in Eng-land eingesrte kirchliche Reform wurde unter seinem neun-jrigen Sone Eduard Vi. durch den Erzbischof Cranmer weiter-gefrt, unter seiner Tochter, der blutigen Maria Tudor, welche-ihre edle Gegenkcnmin Johanna Gray hinrichten lie, unterdrckt, dagegen unter Elisabeth 15581603, einer Tochter Heinriche Viil und der durch ihren Gemal hingerichteten Anna Boleyn, wider auer-ordentlich befestigt. Dieseknigin begrndete nmlich 1559 d i e bischfliche oder hohe Kirche, von der sich indessen die jeden kirchlichen Pomp verschmhenden Anhnger Calvin's, die Puritaner, ferne hielten. In Schottland herrschte damals die zuerst mit Franz Il Von Frankreich, dann mit ihrem Verwandten Darnley,^ zuletzt mit dessen Mrder Bothwell verheiratete katholische Knigin Maria Stuart. Wegen der beiden letzteren Ehen, und weil sie die von Johannes Knox gestiftete presbyterianische Kirche unterdrckte, wurd e sie entthront und nahm 1568 ihre Zuflucht bei Elisabeth, welcher sie einst, als Enkelin Heinrich's Viii.. den englischen Knigsthron streitig gemacht hatte. Sie wurde 1587 nach neunzehnjriger Gefangenschaft enthauptet, als sie durch Zustimmung zu Babington's Verschwrung um dieselbe Zeit die Freiheit suchte, als Philipp Ii. die Armada ausrstete

7. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittelschulen - S. 179

1877 - Würzburg : Stahel
179 verlande, 1556 auch Spanien, Neapel und die Besitzungen in Amerika, legte dann auch die deutsche Krone nieder, welche 1556 Ferdinand erlangte. Karl's Leben war eine stete Pilgerfart gewesen. Zehnmal hatte er die Nieder-lande, neunmal Deutschland, siebenmal Italien, sechsmal Spanien, viermal Frank-reich, zweimal England, ebensooft Afrika besucht. Nachdem er alle Kronen nieder-gelegt hatte, lebte er noch bis 1558 in einer einsamen Wonnng neben dem Kloster St. Inste in Estremadura, wo er sich neben seinem Lebenselemente, der Politik, noch mit Gebet, Grtnerei, Drechseln und mit der Uhrmacherkunst beschftigte. Zuletzt lie er bei Lebzeiten sein Leichenbegngnis feiern und soll in Folge der dabei gehabten Aufregung gestorben sein. Abfall der Niederlande 1581 Kirchliche Reform in England. Religionskriege in Frankreich. 103. Philipp Ii. 15561598, ein finsterer Despot, hatte dennieder-lndern bei seinem Regierungsantritte versprochen, gut und gerecht zu herrschen und die ihnen von den burgundischen und den bisherigen Habsburgischen Regenten beschworenen Freiheiten, unter denen Handel, Gewerbe und Kunst namentlich in Antwerpen, Gent und Brgge mchtig aufgeblht waren, nicht antasten zu wollen. Aber er hatte in seinem Herzen beschlossen, sich an das gegebene Wort nicht zu binden; denn er machte bei seiner Abreise nach Spanien den Kardi nal Gran-vella zum Vorsitzenden des geheimen Rates, der sofort die Inquisition einfrte und auch die Halbschwester Philipp's, die Statthalterin Margarete von Parma beeinslusste. Weil sich aber besonders Wilhelm von Oranien, Unterstatthalter von Holland, Graf Egmont, Unterstatthalter von Flandern, und der Admiral Graf Hoorn gegen ein solches Regiment aussprachen, das sich auf strenge Ketzergerichte und die spanische Besatzung sttze, so rief Philipp (1561) zuerst die letztere, dann (1564) auch Granvella ab, lie jedoch die Inquisition fortbestehen, welche die bisherige Strenge jeder freiheitlichen Regung gegenber fortsetzte, und suchte zu den bisherigen vier Bistmern vierzehn weitere auszustatten, auerdem auch die Be-schlsse des trideutinischen Concils dnrchznfren. Darber entstund lautes Murren unter dem grtenteils refomirten, freigesinnten Volke, und so schlssen auch 1566 dreihundert niederlndische Edelleute das Kompromiss von Breda und baten geradezu um Aufhebung der Inquisition. Als die Bittschrift der anfnglich wegen der groen Zal der Adeligen betroffenen Statthalterin berreicht wurde, spottete einer ihrer Rte der das Lumpengesindel (gueux), worauf sich die verbundenen Edelleute Geusen" nannten und als Erkennungszeichen eine Medaille mit dem Bilde des Knigs und dem Walspruche: Getreu bis zum Bettelsack!" trugen. Philipp wollte nun allerdings scheinbar nachgeben; aber es wre auch mit einer ernstlich gemeinten Milde zu spt gewesen, da sichdasvolkbereitsbis zur Bild er strm erei 12*

8. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittelschulen - S. 203

1877 - Würzburg : Stahel
203 P?ier d. G. stammte aus dem nach dem Erlschen des Stammes Rurik 1613 an's Ruder gekommenen Hause Romanow und stund anfangs gleich seinem bldsinnigen Bruder und Mitregenten Iwan unter dem Einflsse seiner herrsch-und rnkeschtigen, nach der Alleinherrschaft strebenden Schwester Sophie, welche die kaiserliche Leibwache der Strelitzen zur Ermordung des ihr immer gefrlicher werdenden Peter aufreizte. Doch der 17 jrige Zar, welcher sich in aller Stille durch den Genfer Lefort eine eigene Garde nach franzsischem Muster herangebildet hatte, bewltigte mit Hilfe des russischen Adels die ausgebrochene Verschwrung, schickte die unruhige Schwester iu's Kloster und war nun auch Iwan zog sich jetzt zurck Alleinherrscher 1689. Sein Streben ging dahin: am schwarzen (hier gewann er Asow 111) und baltischen Meere festen Fu zu fassen und seinen noch vllig asiatischen Stat in allen Dingen nach dem Muster der europischen Kulturstaten umzugestalten, von denen es durch Sprache und Glauben getrennt war. Zu dem Ende bereiste er, als Mitglied einer Ge-sandtschast, 169798 Deutschland und Holland, wo er in Zaandam den Schiffs-bau erlernte, erst unerkannt, dann als Meister Peter." Nachdem er noch London und Wien gesehen hatte, eilte er auf die Nachricht hin, dass ein abermaliger, noch viel ernsterer Aufstand der Strelitzen ausgebrochen sei, der Polen nach Hanse. König August berlie dem Gereizten damals einen Sbel und sprach: Tod den Trken und Tataren! Leben und Gnade den Untertanen!" Doch diese menschlichen Worte machten auf den Wtenden keinen Eindruck, der vielmehr seine Freunde auf-forderte, ihm schlachten zu helfen." Einen ganzen Monat lang flofs das Blut der Emprer von den Richtsttten Moskaus. Um jene Zeit starb auch Lefort und berlie seinen Posten an Menzikow, der sich somit vom Pastetenbckerjnngen zum ersten Ratgeber des Zaren aufschwang. Die von den Auslndern in's Land gebrachten neuen Jdeeen fanden jedoch in dem unter der Mongolenherrschaft und dem despotischen Zarentnm sittlich erniedrigten, fllosen Volke nur sehr langsam Eingang, zumal Peter es mit dem das angebaute Land besitzenden Adel nicht verderben wollte und folglich an dem traurigen Lose der leibeigenen Bauern und Brger nichts nderte. Doch wie sehr hatte man sich in dem jungen Schwedenknige Karl getuscht! Dieser, ein Enkel des (1(554) nach dem Glanbenswechsel der Tochter Gustav Adolfs, Christinen's, auf den Thron gekommenen zwei-brckmschen Wittelsbacher's Karl X. , hatte treffliche Anlagen, war ein Meister in den Kriegswissenschaften und Sprachen, mig und einfach, streng rechtlich, groß im Ertragen von Strapazen, doch eigensinnig Er erklrte, er werde im gerechten Kriege einen nach dem andern schlagen, und landete mit berraschender Schnelligkeit bei Kopenhagen, zwang 1700 den Danenknig znm Frieden v o n Travendahl, wendete sich dann mit nur 8000 Mann gegen die Russen, nherte sich ihnen unvermerkt Wrend eines Schneegestbers und schlug das zehn-mal strkere feindliche Heer 1700 bei Narwa. Anstatt sich nun auf den geschlagenen Feind zu werfen, verfolgte er eigensinnig den Plan, August Ii. vom polnischen Throne zu strzen. Er eroberte Warschau, siegte bei Clifsow uudpultusk und zog, nachdem er 1704 Stanislaus Lescinsky auf den polnischen Thron gesetzt hatte, der Schlesien nach Sachsen, worauf August 1706 im Frieden zu Altranstdt fr sich und seine Nachkommen auf Polen verzichtete. Unterdessen war Peter nicht unttig geblieben, hatte ganz Inger-mannland gewonnen, Petersburg (1703) gegrndet und die Schweden 1706 bei Kalisch geschlagen. Deshalb zog Karl gegen ihn, siegte beismolensk, wendete sich aber dann in unberlegter Weise nach der Ukr an e, um sich mit dem seine Um

9. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittelschulen - S. 181

1877 - Würzburg : Stahel
181 Die Behandlung Maria's und die Verbindung der Knigin Elisabeth mit dem Kriegshelden Moritz von Drniert, dem Sone Wilhelm's, veranlasste den König Philipp Ii. von Spanien. 1588 seine Flotte (150 Kriegsschiffe mit 8000 Matrosen, 20000 Soldaten und 3000 Kanonen), Armada genannt, unter dem Oberbefehle des Med in a Sidonia gegen H o lland und England auszusend en. Dieses stolze Unternehmen aber scheiterte, indem ein Teil der Flotte bei Umscglung Schottlands durch elementare Ereignisse, der andere durch die Angriffe der Englnder unter Howard und Brake zu Grunde ging. Damit verlor Spanien zugleich jegliche Bedeutung als Seemacht, schloss aber doch erst 1609 einen Waffenstand mit Holland, das es endlich im westflischen Frieden anerkannte. Nach dem Tode Elabeth's kam mit dem Könige Jakob I. von Schottland, dem Sone der Maria Stuart, das Haus Stuart auch zur Regierung in England 16031714: doch waren beide Staten vorerst nur durch Personalunion mit einander vereinigt, indem Schott-land noch lange sein Parlament behielt. Der König veranlasste durch seinewillkrherrschaft 1605 die Pulververschwrung katholischer Edelleute, welche ihn nebst dem Parlamente in die Luft sprengen wollten. Sein Son und Nachfolger Karl I. 16251649 erbitterte wie sein Vater die Gemter durch willkrliche Regierung und hatte deshalb harte Kmpfe mit dem Parlamente, welches inzwischen ein Hoheits-recht nach dem andern an sich riss. Karl floh aus London, wurde durch die von dem Puritaner C romwell gefrte Parlamentsarmee geschlagen, von den Schotten ausgeliefert, durch ein Rumpfparlament zumtode verurteilt und! 849 hingerichtet. Unter Karl traten im Parlamente zuerst die beiden groen Parteien hervor, die seitdem England teilen: die Hof- (Tory) und die Volkspartei (Whigs). England war nun eine Republik und Cromwell, der seine Ge-Walt auf ein stehendes Heer sttzte, Protektor derselben (16531658). Weil die niederlndische Republik das ihr angetragene Bndnis mit Eng-land zurckwies, erlie er die Schiffartsakte, nach welcher auslndische Schiffe nur Produkte ihres Landes nach England bringen dursten, und begrndete dadurch die sptere Handelsgre England's, wie er andererseits namentlich den hollndischen Frachtenhandel lmte. Sein milder Son Richard dankte bereits nach 8 Monaten ab, und nun berief ein neues royalistischesparlamentden nach Frank-reich geflchteten Son Karl's, Karl Ii., zurck, welcher die Monarchie wider restaurirte. Durch das Parlament gezwungen, erlie er die Testakte, wodurch die Hochkirche Statsreligiou wurde und die Ausschlieung der Katholiken von denstatsmtern erfolgte, und die Habeaskorpusakte, welche vor willkrlicher Verhaftung schtzte. Weil sein katholisch gewordener Bruder Jakob Ii. die Testa kte umging, so berief die Volkspartei seinen Schwiegerson Wil-Helm Iii. von Oranien, den erblichen Statthalter der hollndischen Re-publik, nach England, welcher von 16891702 regierte, England's Ansehen wiederherstellte und im Kriege mit Frankreich die eng-

10. Grundriß der deutschen und bayrischen Geschichte - S. 117

1878 - Würzburg : Stahel
§ 57. England bis zu den Raubkriegen. 117 Nose um den Thron 1455 —1485), welche endlich durch die Heirat Heinrich's Vii. mit Elisabeth beigelegt wurden. Mit Heinrich Vii. kam das Haus Tudor 1485—1603 auf den i485^-ieo$ Thron, unter welchem durch den despotischen König Heinrich Viii. (f 1547) die kirchliche Reform in England angebaut, durch seinen Son Eduard Vi. weiter gefürt, und, nach vorübergehender Unterdrückung durch dessen Schwester Maria Tudor, endlich durch eine andere Tochter Heinrich’s Viii., Elisabeth (f 1603), vollendet wurde (bischöfliche oder hohe Kirche). In Schottland herrschte gleichzeitig die katholische Königin Maria Stuart. Sie war zuerst mit Franz Ii. von Frankreich, dann mit dem Grafen Darnley, zuletzt mit dessen Mörder Bothwell vermalt und unterdrückte die durch den Calvinisten Johannes Knox gestiftete presbyterianische Kirche. Vom Adel gefangen genommen und entthront, floh sie zu Elisabeth, ward von ihr gefangen gesetzt und nach achtzehnjäriger Haft 1587 enthauptet. Die von Philipp Ii. von Spanien gegen England und Holland gesandte Armada, die „unüberwindliche" Flotte, ging teils durch furchtbare Stürme, teils durch einzelne geschickte Angriffe der englischen Flotte unter -Howard und Drake zu gründe 1588. Wärend dann der Seekrieg mit Glück weiter gefürt wurde, gewann England durch Stiftung der ostindischen Kompanie 1600 zugleich neue Handelsgebiete, und so wurde also unter Elisabeth der Grund zu England'» Seemacht gelegt. Nach dem Tode der Königin Elisabeth kam 1603 mit Jakob I., dem Son der M. Stuart, das Haus Stuart, das mit Unterbrechungen von 1603—1114 regierte, zur Herrschaft in den 3 Reichen. Seine Willkür-'^603-i7i4 Herrschaft rief die Pulververschwörung hervor, nach deren Misslingen den -Katholiken ein besonderer Treueeid auferlegt wurde. Noch allgemeinere Erbitterung rief die Schaukelregierung Karl's I., seines Sones, hervor. Derselbe musste zuletzt aus England fliehen, ward, nach einer Niederlage gegen die von Cromwell gefürte „Parlamentsarmee", von den Schotten ausgeliefert und 1649 hingerichtet. England wurde jetzt Republik 1649—1660,1649-1660 Cromwell Protektor derselben. Sein Son Richard legte die Regierung bald nieder, und so erfolgte zuerst die Zurückberufung Karl's Ii., des Sones Jakob's I., 1660, der sich zuerst der Tripelallianz, dann aber für Geld-Zaluugen im 2. Raubkrieg an Frankreich anschloss und erst auf Drängen des Parlaments mit Holland Frieden schloss 1674. Vom Parlamente gezwungen, erließ er die Testakte, wodurch die Hochkirche Statsreligion wurde, und die Habeaskorpusakte, die vor willkürlicher Verhaftung schützte. Sein katholisch gewordener Bruder Jakob Ii. ward durch die Revolution von 1688 vertrieben und floh nach Frankreich. An seine Stelle trat sein Schwiegerson Wilhelm Iii. von £>mitten <1689—1702), Erbftatthalter der holländischen Republik. In den Kriegen mit Frankreich hatte er sich besonders dadurch ausgezeichnet, dass er die französischen Generale durch geschickte Bewegungen ermüdete, und wenn diese ihn auch schlugen, so war er doch in kurzer Zeit stets wider so mächtig, ja noch mächtiger als zuvor. So kam es, dass er vom holländischen Volke warhaft angebetet tvurde. Von allen Parteien eingeladen, ging er nach England und erhielt die Königskrone mit der Bestimmung, dass nach seinem fingerlosen Tode die Prinzessin Anna, jüngste Tochter Jakob's Ii., den
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