2ch bin der Herr, dkin. Gott;
1
Erste Abtheilung.
Lrzüljtungen, Ctehcr, Gleichnisse, Releachlungen,
angeknüpft an Luthers Katechismus.
Gott sieht m
Der Vater jucht's, Kind, laß es sein!
Der Vater hartes, sei still!
Der Väter konimt, begegn' ihm fein
Und höre, was er will!
Er ist der unsichtbare Gott,
Und allenthalben nah,
D'rnm halte immer die Gebot',
Denk immer: Er ist da.
Das, was du nicht, wenn er vor dir
Da gegenwärtig stund',
Thun, oder reden durftest hier,
Das laß, du Gotteskind!
Sprich kindlich ;u
Uns Kinder in I
Zu dir, v Vater!
Im Leben und i
ld hort Alles.
Hingegen, wenn dich auch Gefahr
llnb Noth befalli, mein Christ,
So glande wieder fest und wahr,
Dap dein Goti bei dir ist.
Dap er das, was dich dràckt und quàlt
Und angstet im Gemuth,
Was dir an Leib und Seele fehli,
Mit Vaterauge» sieht.
Halt' dich an ihn im Glauben fest,
Als konntest du ih» schau'n,
Und glande, basi er nicht verlàht,
Die ih», alsv vertrau'n.
ihm: Siehe hier
>er Noth:
fliehcn wir,
m Tod.
E h r i st i a n Karl L u d w i g v. P f e i l.
Das Vöglein.
Luther sah eines Abends ein Vöglein auf einem Baume
sitzen, auf welchem es übernachten wollte. „Dies; Vöglein, sagte
er, hat sein Nachtmahl gehalten, und will fein sicher schlafen, be-
kümmert sich gar nicht, noch sorget es für den morgenden Tag oder
Herberge, wie David sagt: „Wer unter dem Schirm des Höchsten
wohnet, der spricht zu dem Herrn: Meine Zuversicht bist du!"
So sitzet das Vöglein auf seinem Zweiglein zufrieden und läßt
Gott sorgen. Es ist gescheiter als wir."
Die armen Kinder in den Ländern der Heiden.
Aus Liebe, aus Liebe zu allen Menschen, auch aus Liebe zu
den Kindern hat Gott sein erstes Gebot gegeben; aus Liebe zu den
Kleinen, denen das Reich Gottes ist, hat er gesagt: Du sollst
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Luthers_Katechismus Karl_L Karl David David
4 Du sollst Gott über alle Dinge lieben!
versprechen. Auf Veranlassung des Papstes bot daher Herzog Georg
seinem Bruder Heinrich eine bedeutende Summe Geld, ja ein be-
deutendes Stück Land an, wenn er zu dem Bekenntniß der römi-
schen Kirche zurückkehren wolle. Er schickte deshalb eine Gesandt-
schaft nach Freiberg und die Gesandten wandten sich als kluge
Staatsmänner zunächst an die Herzogin Katharina, weil sie wohl
wußten, daß diese viel über das Herz ihres Gemahls vermochte.
Aber wie antwortete diese erlauchte, Gott über Alles liebende Für-
stin ? „Wozu sind alle diese Versprechungen, wozu ist alles dieses
Geld nöthig? sprach sie. Will Herzog Georg etwas, das uns
zum ewigen Heil frommt, so bin ja ich und mein Gemahl bereit,
dieß umsonst zu thun; will er aber etwas Anderes, so hat er nicht
Gold und Silber genug, um uns bewegen zu können. Aller Welt
Reichthum nehmen wir nicht für Christus und sein Heil. Wie mag
doch Herzog Georg uns versuchen und meinen, wir seien Leuten
gleich, welche das Irdische lieber haben als Himmel und Gewissen.
Doch verzeihe ich dieß meinem Schwager von Herzen und werde
nicht aufhören, fiir ihn zu Gott zu beten. Ihr aber erweiset mir
eine große Gefälligkeit, wenn ihr Freiberg so bald als möglich
verlasset; ihr möchtet vielleicht Andere verführen. Saget meinem ge-
liebten Schwager, ich wünschte ihm langes Leben, Gesundheit und
den Genuß eines hohen Alters. Wir seien zufrieden mit unserer
Armuth und wünschten nur ein reines Gewissen zu erhalten, um
selig ans dieser Welt zu gehen."
August Hermann Francke.
Wer einmal nach Halle kommt, der versäume ja nicht, das große,
schöne Waisenhaus sich zeigen zu lassen. Es ist auch leicht zu
erkennen. An der vordersten Spitze desselben ist nämlich ein Adler
zu sehen, der seine Flügel weit ausbreitet, und darüber stehen die
Worte: „Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, daß sie
auffahren mit Flügeln, wie Adler." Wer dieses Hans zum ersten
Male sieht, und nicht weiß, wie dasselbe entstanden ist, der wird
bei sich denken: Der Mann, der das Haus gebaut hat, muß viel
Geld gehabt haben. Aber so war es nicht. Das Haus ist von
einem ganz armen Prediger erbaut worden. Er hieß August Her-
m a nn F r a n ck e. Dieser Mann hatte längst den Wunsch gehegt, für-
besseren Unterricht armer Kinder zu sorgen, und weil er nun selbst
nur das Nothwendigste hatte, so stellte er in seinem Hause eine
Armenbüchse aus, und schrieb zwei Bibelsprüche darüber, welche zur
Wohlthätigkeit ermunterten. Einst fand er in derselben 4 Thaler
10 Groschen, welche eine wohlthätige Nachbarin eingelegt hatte. Bei
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Georg Heinrich Heinrich Katharina Georg Christus Georg August Hermann_Francke August
6
Du sollst Göltest Name» nicht unnützlich führen!
Gewitter ereilte sic. Da gelaugten sie ans freies Feld und sahen
einen Hirtenknaben auf seinen Knieen liegen und, den Hut in der
Hand haltend, zu Gott flehen. „Junge, setze Deinen Hut auf,
oder der Donner wird Dir ihn in Stücken hauen!" rief ihm Grabe
in furchtbarem Leichtsinn zu. Kaum war er aber zehn Schritte
gegangen, so schlug ihn selbst ein Blitzstrahl zu Boden, und weit
flog der Hut des entseelten Spötters hinweg. — Aehnlichcs ereig-
nete sich im siebenjährigen Kriege: Als die Oestreichcr den Ort
Peitz, welcher am 27. August 1759 in ihre Hände gerathen war,
wieder verlassen mußten, erhielt der Commandant Befehl, die Fe
stnngswerke vorher zu sprengen. Eben als dies; geschehen sollte,
kam ein schweres Gewitter und ein starker Regenguß. Ein Ritt-
meister wartete mit seiner Schwadron in einem nicht weit von der
Festung gelegenen Garten auf den Ausgang der Sache, und hielt,
um sich vor dem Regen zu schützen, unter einem Baume. Als
ein starker Schlag geschah, fluchte er und sprach die lästernden Worte
aus: „Ja, donnere du nur da oben in deinem Himmel, wir wollen
bald besser donnern." Kurz darauf geschah noch ein Schlag. Der
Blitz fuhr in den Baum und tödtete — den Rittmeister, der auch
an dieser Stelle begraben wurde. Seine Leute ritten voll Furcht
und Schrecken von dannen. Ferdinand Fiedler.
Wir sollen nicht fälschlich schwören.
Bor längerer Zeit war ein Mann aus Thüringen wegen eines
Vergehens in Untersuchung vor Gericht. - „Wenn ich das, was
mir schuld gegeben wird, begangen habe, betheuerte er, so will ich
nicht ruhig auf meinem Bette sterben." Hernach schwur er noch
einen förmlichen Eid, das; er unschuldig sei. Er schwur aber
falsch; er war ein Meineidiger. Darauf ging er scheinbar ganz
ruhig nach seiner Heimath zurück. Die Leute, welche Zeugen seines
Meineids gewesen waren, folgten ihm etwas später nach. Es war
schon Abend geworden. Als sie nun ans ihrem Heimwege an
einem Felscnabhange vorüber gehen mußten, tönte ans einer
Schlucht Jammern und Wimmern zu ihnen herauf. Sie eilten
hinab und fanden hier jenen Meineidigen. Er war über den
Felsen herabgestürzt und rang mit dem Tode. Ehe dieser erfolgte,
bekannte er noch, daß er einen Meineid geschworen habe. Herr,
laß uns nicht in Sünden sterben! Du weißt niemals, ob nicht
das Wort, das du redest, dein letztes Wort sei.
Wir sollen nicht fluchen und zaubern.
Christian Hörselmann in Waltershausen bei Gotha war
ein sehr roher Mensch, der schon in seiner Jugend, um sich von
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Peitz August Ferdinand_Fiedler Ferdinand Christian_Hörselmann
Vorrede zur ersten Auflage
^meses Buch will sein, was der Titel sagt, ein Lesebuch
für evangelisch-lutherische Schulen, namentlich des
Königreichs Sachsen. .
Es ist Lesebuch. Daher sind Stücke ausgewählt worden, die
sich lesen lassen und von der Jugend.gern gelesen werden, weil
der Styl leicht und der Inhalt ansprechend ist. Selbst längst
bekannte Erzählungen wurden auch hier wieder aufgenommen, weil
ich mich aus früherer Zeit erinnerte, wie das kindliche Gemüth an
denselben ein besonderes Wohlgefallen hatte Doch habe ich im
Ganzen wenig aus bereits vorhandenen, für die Jugend bestimm-
ten Lesebüchern geschöpft, ich habe vielmehr Altes und Neues aus
den verschiedensten Schriftstellern gegeben, wie sich dasselbe mir seit
Jahren bei meiner Lektüre dargeboten hatte Wofür ich passende
Erzählungen nicht kannte oder fand, da habe ich selbst erzählt. Das
Eigenthum fremder Erzähler ist denselben durch Beisetzung ihres
Namens gewahrt worden.
Auch bei den sogenannten Realien, welche sich in der zweiten
und dritten Abtheilung finden, ist der Charakter eines Lesebuchs
festgehalten worden Ich konnte wenig geben ans den reichen Bü-
chern der Natur und Geschichte, was ich aber gab, sollte erzählt
und beschrieben und möglichst ausführlich erzählt und beschrieben
werden. Für viele Schulen wird auch dieß Wenige genug sein.
Bleibt dem Lehrer Zeit, so wird er hinzuthun und ausfüllen,
und die Columnentitel und die kleine Zeittafel am Schlüsse des Buchs
können ihm einigermaßen als Anhalt dienen.
Das Buch will ferner sein ein Lesebuch für evangelisch-
lutherische Schulen. Daher beginnt dasselbe mit Erzählungen,
Liedern, Betrachtungen, Gleichnissen zu Luthers Katechismus, gibt
die Geschichte unsrer deutschen Reformation, so weit es hier möglich
war, ausführlich, läßt Luther selbst wiederholt sprechen zu der
Jugend und weist, auch wo dasselbe Gegenstände der Natur und
Thatsachen der Geschichte bespricht, dem großen Vorbilde des sechs-
zehnten Jahrhunderts treu, hin auf den allmächtigen Haushalter
im Himmel. — Die Zeit ist ernst; C.hristus stehet an der
Thür und klopfet an! Daß die Thür zu den Herzen der
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und vor allezu Nebel
feuchte Kälte. Am Abend brannte wohl in den Oesen der armen
Hütten das Feuer wie sonst, aber es war Nichts, gar Nichts da,
was die Mutter ans Feuer setzen konnte; die kleineren Kinder
zogen die Tischkasten heraus, wo sonst in bessern Zeiten das übrig
bleibende Brod gelegen hatte und suchten hinter dem alten Gebet-
bnche nach alten Bröckchen, die sich vielleicht da noch versteckt
hätten; — aber sie fanden Nichts; denn es war schon lange kein
Brod hineingekommen, weil Nichts übrig blieb, und die Mutter
hatte schon ^öfters den Tischkasten ganz umgestürzt und die gefun-
denen Brosamen den kleinsten Kindern zusammengekehrt und ge-
geben. Wenn sie dann gar Nichts fanden, weinten die Kleinen,
während das größere Tvchterchen begierig an dem Tnche leckte,
worin die Mutter gestern Mehl geholt hatte, und der größere
Knabe den hölzernen Teller abschabte, worauf der Mehlbrei ge-
wesen war, bis der Vater, der auch vor Hunger matt war, traurig
sagte: Nun, ihr Kinder, laßt uns das Abendgebet mit einander
beten und zu Bette gehen.
Wenn dann an: Morgen die Kleinen wieder aufwachten und
die Mutter konnte ihnen keine Milch geben, weil die Ziege schon
lange aus Noth verkauft oder geschlachtet war, da schaute sie wohl
manchmal tiefsehnend ans dem Fenster hinaus, wenn wieder ein
Sarg vvrbeigetragen wurde, und dachte: „Selig, glücklich sind die,
die in dem Herrn sterben; denn sie werden ruhen von ihrer Arbeit,
ruhen voll ihrem Elend, in der tiefen, stillen Kammer, wo sie
nicht hören mehr und versagen müssen die Bitte der unschuldigen
hungernden Kinder.
Indem nun das Elend in jenem traurigen Winter fast allge-
mein in dem armen Erzgebirge so groß war, wie es hier be-
schrieben, hatte auch unsre arme Bergmannsfamilie ihren reichlichen
Antheil an der Noth zu tragen. Da gab das Mitleid und 'die
zärtliche i'tcbe der Mutter ein Mittel ein, wie sie ihren jüngsten,
liebsten Sohn, den zweijährigen Johann Gottlob, von dem Hun-
gertode, dem ein so zartes Kind leicht wäre ausgesetzt gewesen,
retten konnte. Sie trug nämlich den Knaben täglich hin zu einem
Bäcker und ließ ihn in der Nähe des Backofens während sie auf's
Tagelohn ging, Stundenlang sitzen, damit er den nahrhaften Dampf
des frischen Brodes einathnlete. Die mitleidige, aber selber arme
und an Kindern reiche Bäckersfrau gab dann den: Kleinen wohl
zuweilen auch einige Bissen. So wurde der Knabe jenen Winter
hindurch, wo so unzählig viele arnre Kinder von seinem zarten
Alter starben, beim Leben erhalten. »
Da nun der Frühling 1771 wiederkam und die Wiesen wieder
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anrufen, beten,
9
bildet, ein Freund der leidenden Menschheit war, der aber auch
die Geister zu prüfen verstand, ob sie mit Gott, oder ohne
Gott durch das Feuer der Trübsal gingen. Fr. A. Wolf.
Christoph Buche.
Der nachmalige Stifter des Waisenhauses zu Langendorf bei
Weißenfels, Christoph Buche, war seinem Berufe nach ein
'Frachtfuhrmann. Als er zum ersten Male von Weißenfels nach
Leipzig fuhr und in dem Gasthanse zum Birnbaum einkehrte,
mußte er wider Vermuthen einen Tag länger bleiben, als er sich
mit Geld darauf eingerichtet hatte. Es waren daher nenn Gro-
schen mehr verzehrt worden, als er bezahlen konnte. Der Haus-
knecht aber ließ vor geleisteter Bezahlung nicht fahren, weil er
ihn noch nicht kannte. In dieser Verlegenheit fielet: ihm dir Worte
bei: Ps. 50, 15. „Rufe mich an in der Noth, so-will ich dich
erretten mtb du sollst mich preisen." Er faßte dieselben im Glauben
ans, ging in den Stall, fiel ans seine Kniee und bat Gott mit
Vertrauen auf diese seine gnädige Verheißung um Errettung itnd
Hülfe. Noch indem er betete, ward sein Herz leichter; er stand
auf und ging nach dem Thorwege zur Straße zu in der Hoffnung,
etwa eines Bekannten ans Weißenfcls ansichtig zu werden, der
ihm ans seiner Verlegenheit helfen könne. Als er mitten unter
das Hausthor kam, sah er ein zusamniengerollteö Papier auf der
Erde liegen. Dieß hob er auf, ohne daran zu denke», daß eben
Geld darin sein werde und siehe, er fand darin 32 hessische Neuner,
welches gerade die neun Groschen waren, die er nöthig hatte. Er
bezahlte sofort seine Schuld, zog seine Straße mit Freuden, nttd
indem er Gott für seine Güte von Herzen dankte, fühlte er durch
die gemachte Erfahrung znm Glauben :md Vertrauen sich niächtig
gestärkt. Aus deut Pilger auö Sachsen.
Das tägliche Gebet Johann Friedrich des Großmüthigen.
I o h a n n F r i e d r i ch mit den: Beinamen der G r o ß m ü t h i g c,
Herzog und Kurfürst ztt Sachsen, ein treuer Streiter und Dulder-
für die heilige Sache des Evangeliums, betete sein Leben hindurch
täglich in lateitlischer Sprache nachstehendes Gebet, welches er schon
in seiner Jugend gelertit hatte, und das im Deutschen ungefähr
also lautet:
„Allmächtiger, barmherziger Gott und Vater, der du Gnade
gibst, daß die Gemeine der Gläubigen durch rechte wahre Ver-
ehrung dich lobe tmd preise, um des Leidens und Sterbens deines
Sohnes unseres Herrn Jesu Christi willen, verleihe mir gnädig-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
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Extrahierte Personennamen: A._Wolf Christoph_Buche Christoph_Buche Johann_Friedrich Johann Friedrich Jesu_Christi
10
loben und danke»,
lich, daß ich heute mein ganzes Denken, Wollen und Streben, mein
ganzes Reden und Thun nach deinem Willen einrichte! Erleuchte,
o Herr, mein Herz mit den Gaben deines heiligen Geistes, das; ich
dein Wort recht erkenne und verstehe ilnd mit wahrem Glauben
ergreife! Las; mich fliehen alle Trägheit, nild glücklich überwinden
jedes Hinderniß meines Berufes! Las; mich mit gläubigem Herzen
deine Befehle treulich ausrichten, der du lebest und regierest in
Ewigkeit. Amen!" '
Es entschlninmerte dieser hartgcprüfte, aber treu bewährte Fürst
am März 1554 zu Weimar, nachdem ihm kurz zuvor seine Hel
denmüthige Gemahlin vorangegangen war.
Dank gegen Gott. N
Alphons^ König von Neapel und Sieilien, pflegte zil sagen:
Drei Dinge kann ich Gott nimmermehr verdanken: Erstlich, das;
er mich zu einem vernünftigen Menschen und zu seinem Bilde er-
schaffen. Zum Andern, das; er mich zu einem Christen und nicht
zu einem Heiden hat werden lassen. Zum Dritten, das; er mich
bei Christen, die mit mir selig zu werden wünschen, einen vorneh-
men Regenten sein läßt. Eben so hatte auch Plato sein Register
und dankte Gott täglich für drei Dinge: Einmal, das; er ein Mensch
sei. Zum Andern, das; er ein Grieche und nicht ein ungebildeter
Tartar sei. Die Griechen nämlich waren tapfere, gelehrte und
höfliche Leute. Zum Dritten, das; Sokrates ans Gottes beson-
derer Schickung sein Lehrer gewesen sei, welcher ihn in der Jugend
zu allem Guten erzogen habe. Und da kann jeder sich selbst ein
Beispiel sein. Auch mir hat Gott von meiner Jugend so viel
Gutes gethan, das; ich, wollte ich dasselbe erzählen, nicht weift, wo
ich anfangen sollte. Er hat mich nach meines Vaters Tode, als
man mich für ein Handwerk aufdingen wollte, wunderbar zur Schule
gebracht und mir gntthätige Leute erweckt, so das; ich mein Stndi-
reu fortsetzen konnte. Er hat mich zu Aemtern in meinem Vater-
lande befördert, so das; ich ihm anfangs in der Schule, hernach
in der Kirche habe dienen können. Auch hat er mich in mancher
Gefahr wunderbar beschützt. So bin ich zu fünf Malen in Gefahr-
gewesen, im Wasser umzukommen. Dreimal haben böse Men-
schen mir das Leben rauben wollen, so das; ich das eine Mal den
Tod schon vor Augen sah. Zweimal bin ich ganz ohne Scha-
den aus bedeutenden Höhen herabgefallen. Ehre sei Gott, meinem
Erlöser, in der Höhe! Gelobt sei der Herr, unser Gott!
Valerius Herberger.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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väterlicher, göttlicher Güte und Barmherzigkeit, ohne all' gl
Almosen zu erflehen; oder nicht das Glück hatten, so viel zu be-
kommen, wie der kleine Bergmannsknabe.
Auf jene Weise erhielt sich und Andere der verirrte Knabe
während der ganzen Zeit der großen Theurung, die indessen im
höheren Erzgebirge von Monat zu Monat so heftig zugenommen
hatte, daß an der aus dieser Noth entstehenden Seuche ungemein
viele arme Familien ganz ausstarben und viele arme Hütten
ihre ganzen Bewohner verloren. Nachdem er lange in der Stadt
und dann auch, da er aus Liebe zur Veränderung sie verließ,
außer ihr seinen täglichen Unterhalt gefunden, reichlicher als je-
mals in der armen Hütte seiner Aeltern, kommt er einmal an
einem Herbstabend, da eben die Sonne über den Thürmen einer
auf der nahen Anhöhe liegenden Stadt untergehen wollte, ans
eine Berghöhe, von der er unten im Thale ein Dorf mit einer
kleinen Kirche liegen sieht. Das Dorf und die Kirche kommen
ihm so bekannt vor und, nun schon dreister geworden, fragt er
einen Bauer, der auf der Anhöhe ackert, wie der Ort heiße. Der
antwortet: Ober-S. Da läuft der Kleine, vor Freude außer sich,
den Berg hinunter und kommt noch in der Dämmerung in'ö Dorf
Er sindet gar bald die wohlbekannte, liebe Hütte seiner Aeltern,
klopft an die Thüre an, aber die ist und bleibt verschlossen. Aber
an der hintern Seite des Hänschens, nach oben, befand sich ein
Laden, der gewöhnlich (denn Diebe fürchtet ein armer, guter Berg-
mann nicht) immer offen staub. Auch jetzt war er geöffnet, und
der Kleine klettert hinauf, wie er sonst öfters seine älteren Brüder
hatte hinauf klettern sehen. Aber innen im Hause war Alles still,
und der Knabe, der glaubt, es schlafe schon Alles, legt sich auch
ganz still in einen oben auf dem Boden stehenden offnen Kasten,
worin alte Kleider und Lumpen lagen. Zum ersten Male wieder
in dem Hause seiner lieben Mutter, erwacht er am andern Morgen
überaus froh und heiter, springt herunter, öffnet Hausthüre und
Fensterläden und sieht sich nun im ganzen Hanse um. Aber das
ist still und leer. Das Bette, worin sonst seine Aeltern schliefen,
war nicht mehr da, auf sein Rufen antwortet Niemand. Endlich
kommt ein Nachbar, verwundert, wer in dem einsamen Hanse sei.
Da der den Kleinen erkennt, sagt er: ,,Du böses Kind, wo bist
Du gewesen? Deine Aeltern und Deine Geschwister, bis auf eine
Schwester, sind alle an der Noth und an der Seuche gestorben,
und die Sorge um Dich hat Deine Mutter noch in ihren letzten
Stunden bekümmert."
Da fängt der arme Junge bitterlich an zu weinen, daß er
seine Mutter, von der er ja gar nicht gerne weggelaufen war,
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
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12
Du sollst den Feiertag heiligen!
Der Sonntag ist da!
Aus, lasset den Vater uns loben!
Gr feuchtet von oben
Den durstenden Kein,!
Bald rauschen und klingen
Die Sicheln; wir bringen
Die Garben dann heim.
Der Sonntag ist da!
Was hoffend und liebend wir säen,
Wird einstens erstehen
In lieblichem Glanz.
Wir säe» im Staube,
Dort reicht uns der Glaube
Den ewigen Kranz.
K r u m m a ch c r.
Wie Gellert seinen Sonntag feiert.
Wenn der selige Gellert jeden Tag der Woche zu heiligen
suchte, so war ihm doch besonders der Sonntag heilig. Schon als
Jüngling besuchte er fleißig den öffentlichen Gottesdienst, und lies;
diese fromme Sitte die Gewohnheit seines ganzen Lebens bleiben.
In Leipzig wird selbst in der Woche, namentlich in den Morgen-
stunden, Gottesdienst mit Predigt gehalten, und auch in diesen Wo-
chenprcdigten war Gellert oftmals zu finden. Des Sonntags konnte
ihn nur Krankheit von der öffentlichen Gottcsvcrehrung zurückhal-
ten. Wer hätte nicht die Bemerkung gemacht, das; die Leute, so-
bald sie anö der Kirche kommen, auch alsbald ihre Urtheile über
die so eben gehörte Predigt laut werden lassen? Da hat dem
Einen die Predigt gefallen, dem Andern hat sie mißfallen; da hat
der Eine dieß, der Andere jenes an der Predigt auszusetzen. Nicht
so bei Gellert. Bon ihm konnte Niemand ein Urtheil über die
Predigt erfahren, die er eben gehört hatte. Er ging ans dem
Gotteshanse still nach Hanse und! bewegte das gehörte Wort in
einem stillen Herzen. Auch den übrigen Theil des Sonntags wid-
mete er Gott und seinem Worte und betrübte sich sehr, wenn er-
sehen mußte, daß Viele dem Sonntage sein heiliges Recht nicht ein
räumten. „Wir gehen, äußerte er einst, mit dem Sonntage zu
leichtsinnig um, und ich bin überzeugt, eine frömmere Anwendung
desselben ist znm Wachsthnme in der Gottseligkeit ein unentbehr-
liches und zugleich das beste Mittel. An diesem Tage sich von
seinen gewöhnlichen Geschäften losmachen, sein Herz prüfen, zum
Himmel erheben, es mit den Wahrheiten des Glaubens nähren und
stärken, heißt: es auf die ganze Woche stärken, und sich auf die
rechtschaffene Ausübung seines Berufs vorbereiten. Wer den Sonntag
gut anwendet, wie kann der wohl die übrigen Tage übel zubringen?
Wer ihn hingegen schlecht anwendet, wie kann der glauben, es sei
seine Pflicht, die übrigen Tage gut anzuwenden? — Vergiß an
diesem Tage der Kleinigkeiten der Erde. Empfinde die Wohlthaten
Gottes, das Glück frommer Freunde und ihrer Gespräche, die Freu-
den der Natur und ihrer Wunder. Bete, danke, erforsche dein Herz,
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T32: [Tag Jahr Monat Mai Juli März Juni April Ende Oktober], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T58: [Kirche Lehre Luther Schrift Bibel Gott Christus Bischof Papst Wort], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Ich fllcmbe an Jesum Christum
63
lich gedemüthiget, so daß ich durch Ehre und Schande, durch böse
und gute Gerüchte, durch Glück und Unglück durchgemußt. Uud
es ist mir lieb gewesen, daß mich der Herr bei dem vielen Guten
auch gedemüthiget hat; denn dadurch bin ich desto mehr bewogen
Worden, mein Amt nach dem Vermögen, das der Höchste verliehen,
mit Fleiß zu verwalten, meinen Vorgesetzten mit schuldiger Ehr-
erbietung und Gehorsam zu begegnen, ans zeitlichen Reichthum
und Genuß nicht zu sehen, meine größte Freude in heiligen
Amtsgcschäften zu suchen, ein eingezogenes und stilles Leben zu
führen, es mit Jedermann treu und aufrichtig zu meinen, nicht
hochmüthig, sondern demüthig und leutselig zu sein und mit ge-
lassenen und geduldigen Herzen den Prüfungen Gottes mich zu
unterwerfen. — Satan hat auch nicht geruht, mich bisweilen zu
sichten, wie den Weizen, so daß de, Glaube dabei nicht mir
schwach werden wollen, sondern ich auch genugsam empfunden,
daß wir Menschen Sünder sind, vom Fleische bisweilen überwun-
den werden mib alles eigenen Ruhmes vor Gott ermangeln."
Aus dem Pilger aus Sachsen.
Glaube und Liebe.
Wirke selbst in mir den festen Glaube»
An das Heil, daö dn gegründet, Gott! >,
Laß ihn nie mir eigne Iweife! rauben.
Nie der Menschen blinder Hohn und Spott.
Laß, wie Petrno, offen mich gestehen:
„Du bist Christus! Wohin sollt' ich gehen?.
Lebensworte find' ich nur bei dir!"
Laß, wie Petrus, mich nur dahin streben,
Daß du durch den Glauben mögest leben
Ganz allein im treuen Herzen mir.
Ach! entzünd' und laß dann nie erkalten
Jene Liebe, die, gekrönt mit Heil,
Doch wie die geringste Magd zu walten
Sich erwählt als ihr bescheidnes Theil.
Die mit sanften und bescheidnen Mienen
Selig ist im Glauben, froh im Dienen,
Still im Leiden, dauernd in Geduld,
Alles trägt und glaubet, hofft und duldet,
Sich zu altem Guten hält verschuldet
Für den Reichthum deiner Gnad' und Huld.
, Und so laß mich glaubend, liebend gehen,
Wie ein Kind, geführt von deiner Hand,
Wie ein Held dem Bösen widerstehen,
Selbst erliegend leisten Widerstand;
Und doch nie mich rühmen, nein, nichts weiter
Als vor dir ein Kind sein, still und heiter,
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