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1. Kurze Geschichte der Reformation für Bürger- und Volksschulen - S. 36

1817 - Weimar : [s.n.]
— 36 -* iung, die selbst einen Wilden empören könnte, stand ein Bauer voll Entzücken da, und blies einen Tanz auf dem Dltdelsack. Dieser ungeordnete Haufe Schwäbischer und Fränkischer Bauern wurde jedoch bald zerstreut; zu tau- senden wurden sie medrrgebauen, zu hunderten an den Baumen aufgeknüpft, verbrannt und geviertheilt. In einem einzigen Dorfe wurden üv Bauern die Augen aus- gestochen. So erzeugte eine Grausamkeit die andere; aber am schlimmsten kamen zuletzt die Bauern selbst weg. Dieser Aufstand nun verbreitete fick, wie gesagt, zuletzt bis nach Thüringen, wo Thomas Münzer sich an ihre Spitze stellte. Dieser Mensch, der «egen seiner tollen Grundsätze und Schwärmereien von mehreren Or- ten fortgejagt worden war, hatte das Volk so für sich eingenommen, daß man ihn für einen Propheten hielt, und unter seiner Anführung in Thüringen mordete, sengte und brennte, "uther erklärte sich auf das nach- drücklichste gegen die Unordnungen dieser aufrührerischen Bauern. Da aber die wilde Rotte immer zahlreicher und unbändiger wurde, vereinigten fick endlich mehrere Für- sten, und rückten mit ihren Truppen auf Münzern los, welcher sich bei der Stadt Frankenhausen mit 8000 Bauern auf einer Anhöhe gelagert hatte. Die Fürsten boten den Bauern Gnade an, wenn sie ihren Rädels- führer ausliefern würden. Da trat Münzer unter sie, und hielt ihnen folgende Rede: „Diesen Tag wird „sich der Herr an uns verherrlichen und ,,aller Nachwelt merkwürdig machen. Zwar „scheinen wir nicht genug bewaffnet, und „mit Kriegsbedürfnissen schlecht versehen „zu seyn; aber eher werden Himmel und „Erde vergehen, als daß Gott uns verlas- sen sollte; das Meer muß aufrecht stehen, ,,um uns aus Ph'arao'ö Tyrannei einen

2. Kurze Geschichte der Reformation für Bürger- und Volksschulen - S. 35

1817 - Weimar : [s.n.]
Lienste, und besonders auch der Umstand, daß das Volk evangelische Lehrer verlangte, die ihnen die Obrig- keit, welche insgemein dem Pabste anhing, absmlug. Daher der Unmutt) und die gehässige Stimmung dieser Leute. Schon früher waren unruhige Auftritte erfolgt. So hatte im Jahr 1514 der Herzog Ulrich von Wir- temberg in seinen Landen Maaß und Gewicht vtzrrin- gcrt, und ließ das, was die Verkäufer dabei zu Ze- rrinnen schienen, durch einen eigenen Einnehmer zu sei- nem Vortheil einsammeln. Da rotteten sich die Ein- wohner mehrerer dortigen Dörfer zusammen, um sich von dieser seltsamen neuen Schatzung frei zu machen. Der Aufstand »vurde zwar wieder getilgt- brach aber bald wieder von neuen» los» Aus Klugheit hatte man daher die Bauern mir Behut'amkeit und Schonung behandeln sollen. Da dieß aber nicht geschah, so rot- teten sich abermals die Einwol^er einiger Dörfer in Schwaben zusammen, und zerstörten, plünderten und verbrannten die Schlösser der Edelleute und Prälaten. Der Haufe wurde immer größer, und da es nieifl ver« zweifelte, des Drucks überdrüssige Menschen waren, so gehorchten sie Niemandem, und verübt n die unerhör- testen Grausamkeiten. So drang eine Schaar dieser wüthenden Bauern in ein schwäbisches Städtchen, Weinsberg, und richtete daselbst, unter Anführung ei- nes Gastwirlhs, ein entsetzliches Blutbad an. Den Gra- fen Ludwig von Helfensteiii ermordeten sie mit satani- scher Wuth» obgleich die junge Gemahlin defs lben, eine Kaiserslochtec, mit ihrem k.euren Kinde sich auf die Knie warf, und um Erbarmung flehte. Nach dieser vollbrachten Gräuelthat trieben sie noch 70 andere Edel- leute in einen Kreis zusammen, und flachen sie mit Spießen tvdt. Während dieser tiegermäßigen Behänd» E 2

3. Kurze Geschichte der Reformation für Bürger- und Volksschulen - S. 43

1817 - Weimar : [s.n.]
43 sich indeß nicht vereinigen konnten, so gingen sie, was diesen einen Punkt fcctrifft, unausgemachter Sache, je- doch mir dem Versprechen von einander, christliche Lie- be und Eintracht gegenseitig zu unterhalten, und die erkannte evangelische Wahrheit gegen die pabstlich Ge- sinnten standhaft zu verlheidigen. Aus dieser Nick-tvw- einigung entstanden nun die zwei besond^rn Religions- Partheien, die Lutheraner und die Neformirten, (auch Ealvinisten,) welche beide naäch c den Nau en Protestanten erhielten, und am richtigsten Ev äuget lische heißen. In der Schweiz waren unterdeß mehrere Cantons ") der päbstlichen Lehre treu geblieben, und hatten sich durch ein Bündniß verpflichtet, -von der alten Lehre nicht ab;u- weichcn. Diese pabstlich gesinnten Cantons hatten thtr rcsormirten Landsl-ute beleidigt, und die Zürcher überfal- len. Zwingli Wg mit zu Felde. Die Zürcher wurden gesch'agen, den iu Oct. 1531, und Zwingli in einem Aller von 47 Jahren in dem Treffen getödtet. Ein Steinwurf streckte ihn zu Doden. Auf die Knie gestützt rüste er aus : „was i st s d e n n n u n m ehr? den „Leib nur können sie tödten, die Seele „nicht." Ein feindlicher Hauptmann gab ihm den Todesstoß in den Hals. Die verblendeten Feinde wüthe. len noch gegen den Todten. Sie ließen seinen Körper vom Henker viertheilen , verbrennen, und mischten 'Asche von Schweinen unter seine Asche, damit ja kein mitlei- diger Freund oder Verehrer des Mannes sie sammeln oder ausbewahren möchte. Dre Menschheit wendet sich weinend von dieser Grausamkeit, und bedauert die Ver- *) *) Die Schweiz ist in mehrere Landstriche eingetheilt. Ein solcher Landstrich heißt Canton.

4. Kurze Geschichte der Reformation für Bürger- und Volksschulen - S. 54

1817 - Weimar : [s.n.]
54 — ruf die rechte Seite, und entschlief so sanft, daß die Umstehenden glaubten, er schlummere nur. Sein Tod erfolgte um 2 Uhr des Morgens am l8. Febr. 1546, im 6gsten Jahre seines Lebens. Die Grafen von Mansfeld wollten ihn in Eisleben begraben lassen; al- lein der Ehurfürst befahl, daß er in Wittenberg begra- den werden sollte, was auch geschah» Es wurde sogleich ein zinnerner Sarg gegossen, und der Todre im Ster- bekleide luneinaelegt. In den Ortschaften, durch welche die Lerche gefahren wurde, lauteten alle Glocken; es wurde gebetet und geprediget, und Männer, Weiber und Kinder schloffen sich wehklagend dem Zuge an. Den 22 Februar kam die Leiche nach Wittenberg. Die ganze Universität, der Stadtrath, und die Bürger mit ihren Weibern und Kindern, gingen weinend hinter dem Leichenwagen her. brs in die Sckloßkirche, wo die Ge- beine des Entschlafenen beigesetzt wurden. Dort iss seine Grabschrift auf einer messingenen Platte noch jetzt zu lesen. Luther hinterließ eine Wittwe mit 4 Kindern, in Ärmuth. Von feinen drei Söhnen ist keiner be- rühmt geworden. Mit Martin Gottlob Luther,, der r?Zy in Dresden als Advocat starb, ist die Nachkom- Merffchast dieses Mannes er!»schen° §. i8t Luther's Character. Luther war der rechte Mann, üm eine Reformation »us;"führen. Er besaß einen umfassenden Geist, ein- lebhafte Einbildungskraft, dabei Scharfsinn, Witz, eine unerschütterticke Standhaftigkeit, und ein edles, treffli- ches Herz, offen für große Gefühle. Bei solche» Eigew- schäften konnte es ihm nicht schwer werden, er» beliebter

5. Beschreibung des jüdischen Landes zur Zeit Jesu, in geographischer, bürgerlicher, religiöser, häuslicher und gelehrter Hinsicht - S. 33

1830 - Weimar : Verl. des Landes-Industrie-Comptoirs
33 àlfo: „So haltenun diegebote dcsherrn, deines „Gottes, daß du in seinen Wegen wandelst, und „furchte ihn; denn der Herr, dein Gott, führet „dich in ein gut Land, da Bache und Brunnen „und Seen inne sind, die an den Bergen und in „den Auen fließen; in ein Land, da Waizen, „Gerste, Weinstöcke, Feigenbäume und Granat- apfel inne sind; ein Land, da Oelbäume und „Honig innen wächst; ein Land, da du Brod gc- „nug zu essen hast, da auch nichts mangelt u. s. w. " Diese ehemalige große Fruchtbarkeit Palastina's sucht man heutiges Tages vergebens, wo das Land unter dem Despotismus der Türken schmachtet, und wo es aus Un- sicherheit vor den ewigen Streifereien der arabischen Räu- berbanden, wodurch die Anbauer muthlos gemacht werden, unbebaüet und verheert da liegt. So gesegnet und fruchtbar nun auch das jüdische Land war, so mußte es doch von Zeit zu Zeit auch traurige Schicksale erfahren, und wurde und wird noch von gewissen Landplagen heimgesucht. Dahin gehörten vor allen Dingen 1) Erdbeben. Siehe z B. 1. König. 1:9, 11. — Als Jesus am Kreuze verschied, zerriß der Vorhang im Tem- pel in zwei Stücke, von oben an bis unten aus, und die Erde erbebte, und die Felsen zerrissen, und die Grä- der thaten sich auf. Den dritten Tag nachher, bei seiner Auferstehung, erfolgte ein ähnliches Erdbeben. — Ein schreckliches Hebel des Orients ist ferner 2) ein glühender Ostwind, der aus den dürren, heißen arabischen Sandwüsten wehet, und von den Arabern Sa- mum, von den Türken Sam iel genannt wird. Erführt einen Schwefelgeruch mit sich, und tobtet alle Menschen, wenn er von ihnen elngeathmet wird. Die Todten sehen aus, als ob sie schliefen; ergreift man aber eine Hand oder sonst ein Glied, um sie aufzuwecken, so reißt cs vom Leibe ab. Nach einiger Zeit werden die Leichen schwarz. Die Vorboten, welche die Ankunft dieses schrecklichen Win- des verkündigen, sind ein röthlichcr von den schwefelichten Theilen herrührender Nebel ln der Luft Die Thiere un Freien senken, durch einen Trieb der Natur, den Kopf zur Erde nieder, und werden daher nicht getödtet, weil der Wind nie unter zwei Fuß über der Erde weht. Nicht minder schrecklich waren oft zur Zeit des dortigen Winters Meleö Palästina. («. A.) a

6. Beschreibung des jüdischen Landes zur Zeit Jesu, in geographischer, bürgerlicher, religiöser, häuslicher und gelehrter Hinsicht - S. 54

1830 - Weimar : Verl. des Landes-Industrie-Comptoirs
54 Empörung der Juden, 137 Jahre nach Ehr. Geburt, dampfte der Kaiser Hadrian, und führte auf den Trümmern der er, von den Soldaten zum Kaiser ausgerufen, sich nach Rom einschiffen mußte. Titus bot den Juden Frieden an, er wurde aber hartnäckig verworfen; denn nicht als wohlbedächtliche kluge Helden fochten die Juden in dem letzten Kriege mit den Römern, sondern als rasende Wagehälse. Titus sah sich daher genöthigt, die Stadt Jerusalem förmlich zu belagern, sie einzuschließen, und ihr die Lebensmittel abzuschneiden. Die Hungersnoth wurde da- her in der Stadt mit jedem Lage größer, und das um so mehr, weil wegen des Osterfestes eine ungeheuere Menge Menschen in derselben eingeschlossen war. Die Soldaten drangen daher in die Häuser, plünderten Alles, schlugen entweder Jung und Alt todt, zerschmetterten die Kinder an der Wand, oder marterten die , Menschen, um Lebensmittel von ihnen zu erzwingen. Viele ver- schluckten ihr Gold, damit es ihnen nicht geraubt würde. An- fangs wurden die Todten noch begraben; aber balb reichte die Zeit nicht mehr hin, und sie wurden nur über die Stadtmauer geworfen, und bald lagen alle Gräben voller Leichen, so daß ihre Zahl von den Ueberläufern auf 600,000 angegeben wurde. Zu- letzt wurden die Leichen in die leeren ausgestorbenen Häuser zu- sammengeworfen und da aufgehäuft, welche nebst den Leichen in den Gräben einen entsetzlichen Gestank verbreiteten. Eine große Menge Ausgehungerter ging zu den Römern über, von denen aber viele starben, weil sie vor Hunger zu viel auf Einmal aßen, und als ein römischer Soldat bemerkte, daß ein Jude das ver- schluckte Gold aus dem Unrath heraussuchte, so wurde den Ue- berläufern lebendig der Bauch aufgeschnitten, welches in einer Nacht 2,000 widerfuhr. Titus setzte zwar Todesstrafe auf diese Unmenschlichkeit, sie wurde aber insgeheim noch immer ausgeübt, obgleich die meisten kein Gold im Leibe hatten. Der oben er- wähnte jüdische Geschichtschreiber Joseohus sagt bei dieser Gele- genbeit: „Gott war es, der das ganzevolkverdammt „hatte, und selbst den Weg der Rettung in Unter- „gang verwandelte." — Jndeß stieg die Hungersnoth in der Stadt immer höher, und da nichts mehr da war, so aß man Alles, was nur verschluckt werden konnte, sogar Gürtel, Sanda- len, das Leder der Schilde und altes dürres Gras, was nach dem Gewichte theuer perkauft wurde. Eine vornehme Frau, die von den Soldaten schon rein geplündert war, schlachtete und kochte endlich ihr eigenes Kind, und da die Soldaten die Speise ro- chen, und in's Haus liefen, so gestand sie die schauderhafte That ohne Scheu, und zeigte die noch übrige Hälfte des Kindes vor, die sie aufgehoben hatte. Die That wurde allgemein bekannt. Titus wünschte wenigstens den Tempel als eine nicht geringe Zierde des römischen Reichs zu erhalten; allein da der Kampf hier am hartnäckigsten war, und das Blutbad selbst im Innern des Tempels so groß war, daß Ströme von Blut über die Treppen in den äu- ßern Vorhof Herabflossen: so warf ein römischer Soldat einen Feuerbrand in das Heiligthum, und schnell stieg aus demselben die Flamme empor. Titus eilte herbei, um den Brand löschen zu lasten; allein die im Gefecht begriffenen Soldaten achteten

7. Beschreibung des jüdischen Landes zur Zeit Jesu, in geographischer, bürgerlicher, religiöser, häuslicher und gelehrter Hinsicht - S. 75

1830 - Weimar : Verl. des Landes-Industrie-Comptoirs
75 hoch über die Erbe, und haben 2 oder 3 Abtheilungen, die vordere für die Männer, und für die jungen Thiere der Heerde, welche des Nachts nicht im Freien bleiben können, die hintere, durch einen Vorbang von der vorder» getrennte, für die Frauen. Sechs oder sieben Datteln, in zerlassene Butter getaucht, und ein wenig geronnene Milch dazu — mehr bedarf der Beduine einen ganzen Tag nicht, um satt zu werden. Eine Lanze, ein Sabel, eine Pfeife, eine Handmühle, ein Kochtopf, ein Wassereimer, eine Pfan- ne, eine Matte, ein Mantel, — dieß ist das ganze Ge- räthe, welches man in seinem Zelte findet- Nur die Rei- chen leben etwas besser, und haben mehr Bequemlichkeiten. Das Oberhaupt jeder Familie führt den Titel Scheik; mehrere Familien zusammen machen einen Stamm aus, und lagern sich zusammen. Einer dieser Scheiks, der dann gewöhnlich Emir heißt, d. i. Befehlshaber, gebietet dem ganzen Stamm. Man unterscheidet die Stamme durch die Namen ihrer Oberhäupter, wie auch kn der Bibel die Israeliten, welche Canaan eroberten, in 12 Stämme ge- theilt waren, und nennt die zu einem Stamme Gehörigen die Kinder des Stammoberhaupt.es, auch wenn sie nicht von ihm erzeugt sind; so waren auch unter dem Namen der Kinder Israel gar Manche begriffen, die den Jacob nicht zum leiblichen Vater hatten. Alle Be- duinen sind gastfrei; doch liegt es' besonders den Ober- häuptern ob, Fremde zu bewirthen und zu beherbergen; sie gehen den Fremden entgegen, sobald sie dieselben er- blicken, laden sie freundlich ein, schlachten ihnen zu Ehren Ziegen oder Kälber, backen Kuchen in der heißen Asche, (ganz wie es 1. Mos. 18, 1 ff. erzählt wird), und sorgen, so lange sie ihre Gäste sind, daß ihnen nicht das mindeste Leid geschieht. Bücher und Wissenschaften haben die Be- duinen nicht; Abends sitzen sie gern beisammen vor ihren Zelten, und erzählen einander Geschichten, die mit der größ- ten Aufmerksamkeit angehört werden. Ausschweifungen und Grausamkeiten ckommen selten bei ihnen vor; doch halten sie Raub und Blutrache für keine Sünde; ja sie meinen, da Gott ihnen ein so armes Land gegeben, so habe er sie selbst dadurch gleichsam angewiesen, die Wohl- habenden zu plündern, welche durch dasselbe ziehen. Au- ßerhalb ihres Lagers überfallen sie daher die Reisenden, und die Karavanen, und oft rufen sie den Geplünderten noch bei'm Abschied zu: „Gott erfreue dich!^ Wenn ein Araber von dem andern getödtet wird, so übernehmen es

8. Beschreibung des jüdischen Landes zur Zeit Jesu, in geographischer, bürgerlicher, religiöser, häuslicher und gelehrter Hinsicht - S. 115

1830 - Weimar : Verl. des Landes-Industrie-Comptoirs
115 Lobten zu nichts nützen, lieber für die Lebendigen, denen sie nützlich sind; nur legten sie, wie die Perser vor Alters und auch noch heut zu Tage, den Soldaten ihre Waffen unter den Kopf. Selbst den Königen gaben die Israeliten keine Schätze, sondern nur die Waffen, Diadem und Scepter mit in's Grab. Grabmaler waren von den Zeiten Abraham's bis in die Zeit Christi herab, immer gewöhnlich (1. Mos. 35, 20. Matth. 23, 29.). — Bei den Israeliten wurden nur die Leichen der größten Missethäter nicht beerdiget, sondern verbrannt, und diese Verbrennung der Leichen wurde bei ihnen für die größte Beschimpfung gehalten. Das Ver- brennen der Leichen ist bei den Israeliten auch hernach viele Jahrhunderte hindurch nicht ehrlich geworden, und dieses wirklich zu ihrem Dortheil, indem Palästina an Holz zu ei- ner solchen Verschwendung nicht reich genug ist, und noch überdieß das häufige Verbrennen der Leichen der Neinigkeit der Luft und der Gesundheit der Bewohner nachtheilig wer- den konnte. Die Leichen des Königs Saul und seiner Söhne wurden zwar von den Bürgern von Jabes zur Nacht- zeit von den Mauern zu Bethsan herabgenommen, und in allen Ehren verbrannt; aber offenbar bloß in der Absicht, um sie vor fernern Mißhandlungen zu schützen. Was die Trauer betrifft, so werden bei derselben im Morgenlande ganz andere Regeln der Anständigkeit beobach- tet, als bei uns Abendländern. Es ist.nicht nachdem Ge- schmacke des Orients, sein Leidwesen zu mäßigen, sondern man überläßt sich ganz dem Sturme der tobenden Leiden- schaft, und sucht der beklemmten Brust durch freie Ausbrüche Luft zu machen, oder man stellet sich wenigstens so an, als ob man innerlich von Schmerzen zerriffen würde. Beson- ders kennt das Frauenzimmer in seinen Aeußerungen keine Schranken. Die Trauer der Israeliten war daher stark, laut und heftig. Die tiefe Trauer der Israeliten dauerte gewöhnlich 8 Tage; über den Tod sehr verdienter Perso- nen aber, wie über Jacob, Aaron, und Mose, dauerte sie 30, auch wohl 70 Tage (1. Mos. 50, 3.). Man hatte nicht nur Klageweiber, sondern auch Trauersänger. Jene erhoben nach dem Hinscheiden in dem Trauerhause ein lau- tes jämmerliches Geschrei, welches nach einer Pause immer wieder aufs Neue angestimmt wurde. In den spätem Zei- ten ließen die Juden zu den Klgggesängen auch musicali- sche Instrumente spielen, besonders Flöten blasen (Matth. 9, L3. Luc. 7, 82.). Auch finden wir, daß die Frauen, nach

9. Beschreibung des jüdischen Landes zur Zeit Jesu, in geographischer, bürgerlicher, religiöser, häuslicher und gelehrter Hinsicht - S. 55

1830 - Weimar : Verl. des Landes-Industrie-Comptoirs
55 abermals eingeäscherten Stadt eine ganz neue Stadt auf, die er Aeliacapitolina nannte, und in welcher er jede Spur des alten jüdischen Wesens sorgfältig vertilgte.^ Der Name Jerusa- lem verschwand einige Jahrhunderte fast gänzlich aus der Ge- schichte. Erst unter dem christlichen Kaiser Constantin dem Gr. (300 nach Ehr.) erhielt sie ihn wieder, und be- sonders ließ es sich seine Mutter Helena angelegen seyn, die heiligen Orte des Landes, und vornehmlich Jerusalem's durch Kirchen zu verherrlichen. — Als der Muhameda- nismus durch das Schwert seiner Bekenner sich auszubrei- ten ansing, da nahten die Araber auch diesen, ebenfalls von ihnen verehrten Gegenden, und im Jahr 937 pflanzte der Kalif Omar in dem eroberten Jerusalem an der Stelle des Kreuzes das Zeichen des halben Mondes auf. So lauge die Araber Herrn der Stadt und des Landes waren, konnten die christlichen Pilger aus dem Abendland ungestört hierher reisen, und ihre Andacht verrichten; nachdem aber, seit dem Jahr 1079, die rohe kriegerische Horde der seldschucki- schen Türken Stadt und Land besaß, mußten die Chri« nicht darauf, und warfen immer mehr Feuer hinein, und so ver- brannte dieser kostbare Tempel, dessen gänzlicher vonherodes an- gefangener Umbau erst vor wenig Jahren vollendet worden war. In diesem Brande kamen allein bei 6,000 Weiber, Kinder und andere Leute im äußern Borhof um^S Leben, weil sie einem fait' schen Propheten gefolgt waren, der ihnen gesagt hatte, sie sollten in den Tempel gehen, dort würde Gott Zeichen und Wunder thun. Die römischen Soldaten machten so viel Beute, daß da. mais in Syrien das Gold um die Hälfte im Werthe fiel. Die Stadt Jerusalem wurde der Erde gleich gemacht, als ob nie ein Haus da gestanden hätte; nur ein Theil der westlichen Stadt- mauer und die drei höchsten Thürme blieben als Denkmal für die Nachwelt stehen. Die Anzahl der Gefangenen, während des gan- zen Krieges, betrug 97,000; die bloß in der Belagerung und Eroberung Jerusalem's durch Hunger und durch das Schwert Umgekommenen belief sich auf 1,100,000, eine Zahl, die nicht un- glaublich ist, indem die Stadt eben am Osterfeste mit einer groß- ßen Anzahl von Wallfahrern ungefüllt war. Bon den gefangenen Juden wurden viele bei den Kampfspielen theils den wilden Thie- ren vorgeworfen, theils mußten sie mit einander selbst kämpfen und sich tödten. In Rom ist noch bis auf den heutigen Tag der Triumphbogen zu sehen, der dem Titus errichtet wurde, als er siegreich aus dem jüdischen Krieg zurückkehrte. Dieser Bogen ist darum auch für uns sehr merkwürdig, weil wir durch ihn eine deutliche Vorstellung von vielen, im A. T. beschriebenen Herligen Gefäßen bekommen, welche Titus aus dem Tempel zu Jerusalem mitnahm, und welche an den Wänden des Triumphbogens in Stein abgebildet wurden.

10. Beschreibung des jüdischen Landes zur Zeit Jesu, in geographischer, bürgerlicher, religiöser, häuslicher und gelehrter Hinsicht - S. 113

1830 - Weimar : Verl. des Landes-Industrie-Comptoirs
113 Särge wären vor Alters nur inaegypten und Baby- lonien gebräuchlich- sie sind auch im Orient noch jetzt unge- wöhnlich. Die in Tüchern eingewickelte und mit Binden umwundene Leiche wurde bei den Juden auf eine Bahre ge- legt, welche bei Vornehmen prächtig war, und einem Para- debette glich. Diese Bahre wurde dann mit der Leiche von 4— 6 Verwandten zu der bestimmten Grabstätte getragen (Luc. 7, 14.). In den letzten Zeiten scheinen die Träger der Leiche eben so geeilt zu haben, wie noch jetzt bei den Juden und auch bei den Persern gewöhnlich ist, wo die Trä- ger mehr laufen als gehen. Die Leidtragenden begleiten die Bahre, unter lautem Klaggeschrei, zum Grabe, und um das Klaggeschrei feierlicher zu machen, hatte man eigens dazu gemiethete Klageweiber im Gefolge (Matth. 9, 23. Luc. 7, 32.), welche in Persien und andern Ländern des Orients noch jetzt, nicht nur bei Reichen, sondern selbst bei Armen, üblich sind. Wer dem Leichenzuge begegnete, gesellte sich zu den Leidtragenden, und stimmte in den Klaggesang mit ein. Etwas Aehnliches ist noch jetzt in der Türkei und in Per- sien üblich. Wer dort einem Leichenzuge begegnet, muß ei- nen von den Trägern ablösen, und die Leiche tragen helfen, bis er von einem andern Begegnenden wieder abgelös't wird. Die Vornehmen, und die sonst wegen ihres guten Betragens allgemein hochgeschätzt wurden, hatten einen zahlreichen Lei- chenzug, indem ihnen fast jcdör Bürger die letzte Ehre der Begleitung zum Grabe erweisen wollte, so wie es im Orient noch jetzt gebräuchlich ist. Uebrigens wurde das Begraben der Todten bei den Juden, besonders zu Jesu Zeilen, als ein besonderer Liebesdienst und als eins der größten guten Werke betrachtet (Apoftelgesch. 8, 2.). — In Jerusalem war auch ein Gottesacker für Fremde-, was sehr nothwcndig war, weil viele Ausländer daselbst starben (Matth. 27, 7.). Die Gräber wurden nicht nur bei den Israeliten, sondern auch bei andern alten Völkern, z. B. den Aegyp- tiern, Griechen, Römern rc. das ewige Haus genannt, und wurden außerhalb der Städte, Flecken und Dörfer an- gelegt. Diese Absonderung der ewigen Wohnungen der Tod- ten von den Wohnungen der Lebendigen wurde bei den Is- raeliten durch das Gesetz der Verunreinigung durch Leichen nothwcndig gemacht; denn wer bei den Juden die Leiche eines Menschen, das Aas eines Thieres, Todtengebeine oder auch ein Grab berührt hatte, auch nur in dem Zelte oder Zimmer eines Sterbenden war, oder in das Haus hinein- ging, wo eine Leiche lag, war 7 Tage unrein. Noch heut Melos Palästina. (2. A ). 8
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