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verbundene und durch die Zerstörung des Tempels nachwirkende
Zerstreuung der Juden, welche massenweise in alle Welt verkauft
wurden, ist ein für die Kulturgeschichte welthistorisches Ereigniß.
Jüdische Gelehrsamkeit hatte ihre Pflegestätten hinfort in Jerusalem
und Tiberias. Die jüdische Religionsforschung gerieth mehr und
mehr auf Abwege und es entstand die der Magie verwandte Ge-
heimlehre oder Kabala. Der Kanon der heiligen Bücher war in
Josephus Zeit bestimmt. Neben diesen und den apokryphischen Bü-
chern erwuchs aus Vorträgen jüdischer Gelehrten der hohen Schu-
len in Babylonien und Palästina eine Sammlung von Lehren, Sit-
tengesetzen und Traditionen voll abenteuerlichen Wahns, besonders
vom Geisterreiche, welche um 300 als Talmud zum Glatlbcnsgesetz
erhoben wurde. Ein zweiter Talmud, der babylonische, mit beson-
derer Rücksicht auf die außerhalb Palästina's lebenden Juden ver-
faßt, kam neben jenem um 500 zu gesetzlichem Ansehen.
Aegypten, römisch nach der Schlacht bei Aktium, wurde von Ägypten.
Augustus als sein Privatgut behandelt, von einem Präfekten des
Kaisers aus dem Ritterstande verwaltet und in solcher Abgeschlossen-
heit vom römischen Staatswesen gehalten, daß kein angesehener Rö-
mer ohne besondere Erlaubniß des Kaisers dorthin reisen durfte. Das
scheint auch in der folgenden Zeit sich nur wenig geändert zu ha-
den, und so mag der römische Einfluß hier geringer als in irgend
einer anderen Provinz gewesen sein. Die Pflege der Literatur im
alexandrinischen Museum dauerte auch in römischer Zeit fort; die rö-
mische Bildung übte hier keinen Einfluß, sondern umgekehrt em-
pfand die römische Literatur den Einfluß der alexandrinisch - griechi-
schen. Alexandria blieb auch der ansehnlichste Stapelplatz des mor-
genländischen, namentlich indischen, Handels. Die Bevölkerung war
nur zum geringsten Theil altägyptisch; den Haupttheil bildeten Ma-
cedonier, Griechen und Juden; dazu kamen Römer und Aegypter. Die
Alexandriner galten für höchst unruhig, meuterisch und abergläubig.
In Italien war die Verschiedenheit der einzelnen Völker Italien. S,
längst verwischt, und alle Bewohner Italiens waren zu einer ein- "nun und
zigen, durch Sprache, Sitten und bürgerliche Einrichtungen verbnn- Korsika,
denen großen Nation verschmolzen. Alle Italiener vom Fuß der
Alpen bis zum äußersten Ende von Kalabrien waren römische
Bürger.
Sicilien, die älteste der römischen Provinzen, war zuerst
von Sikulern und Sieanern, dann von Phöniciern, Griechen und
Karthagern bevölkert worden. Die Karthager wurden im ersten pu-
nischen Kriege durch den Seesieg der Römer bei den ägatischen
Inseln im I. 242 völlig von der Insel vertrieben, und diese ging
in den Besitz der Römer über. Die Römer beförderten mehr den
Ackerbau als den Handel Siciliens; Sicilien war die nächste der
Kornkammern Roms; die alten berühmten Seestädte aber sanken
immer mehr. Während der römischen Herrschaft hatte sich zu den
früheren Bewohnern eine Menge von Römern gesellt, und so be-
stand die Bevölkerung aus drei Hauptelementen, dem sikulischen,
griechischen und römischen. Unter der römischen Herrschaft ver-'
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T27: [Krieg Römer Rom Hannibal Karthager Karthago Jahr Scipio Spanien Rmer], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
11
vavium (Salzburg), Campodunum (Kempten), Vemenia
(Wangen) und Augusta Vindelicorum (Augsburg). Der Ver-
kehr von Italien nach der Donau über die Alpen, von Verona
nach Augsburg, von Aquileja über Linz, Sterzing u. s. w. nach
dem Jnnthale wurde vollkommen geregelt. Die Städte füllten sich
mit römischen Bauten, römische Sprache, Sitten und Gesetze wur-
den eingeführt und von dem ursprünglichen Volksthum blieb nichts
Charakteristisches übrig.
Die Pannonier und die benachbarten illyrischen Stämme,
die Japoden und Dalmatier wurden von Augustus 35 und 34
v. Chr. unterworfen. Ein furchtbarer Aufstand der Pannonier be-
schäftigte vier Jahre lang, 6 bis 9 n. Chr., die römischen Waffen.
Die blutige Unterdrückung desselben hatte eine gehorsame Haltung der
illyrischen Völker und die Romanisirung derselben zur Folge. Aus rö-
mischen Standlagern entstanden Städte, z. B. Romula (Karlstadt),
Noviodunum (Novigrad an der Kulpa), Mursa (Essek), Sir-
mium, Taurunum (Semlin) , Singidunum (Belgrad) und
Onagrinum (Neusatz). Der lateinischen Sprache waren die Pan-
nonier schon in Augusts Zeit kundig. In dem illyrischen Küsten-
lande am adriatischen Meere wurden Salona (Spalatro), Scodra,
Narona, Liffus und Epidaurus bedeutende römische Städte. Im
südlichen Jllyrien herrschte die griechische Sprache. Apollonia und
Epidamnus, letztere von den Römern Dyrrhachium genannt, blieben
griechische Städte.
Nordwärts von der Donau pflanzte sich das Römische nach
dem von Trajan 107 n. Chr. eroberten Lande der Daker und Ge-
len (Wallachei und Siebenbürgen) fort. Trajan versetzte große
Schaaren von Römern dorthin, gründete Kolonien und verband die
Donauufer durch schöne Brücken. Dennoch ist es auffallend, daß
sich dort Ueberreste der lateinischen Sprache erhalten haben, da schon
Aurelian 272 diese Provinz aufgab und die römischen Bewohner
auf das rechte Donauufer übersiedelte.
2) Die Kelten in Gallien und Britannien.
Die Kelten werden von den Alten als das Hauptvolk des Nor-
dens oder aller Länder, welche sich jenseits des mächtigen Alpen-
gebirges ausbreiten, genannt, und es ist viel die Rede von den
Wanderungen der Kelten von den atlantischen Gestaden im Westen
bis zum Mündungslande der Donau im Osten. Aber so gewiß es
ist, daß die Kelten von den Germanen durchaus verschieden sind,
eben so sicher ist es, daß man bei diesen keltischen Wanderungen
während der Zeit vom siebenten bis zum dritten Jahrhundert v. Chr.
keineswegs immer an gallische Völker zu denken hat. Der Name
Pannonien,
Jllyrien und
Daeien.
Der keltische
Volk-stamm.
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Extrahierte Personennamen: Aquileja Sterzing Augustus B._Romula Karlstadt Augusts Apollonia
19
allmälig nimmt das römische Element in ihnen überhand. Die
gallo-römischen Tempel und Statuen stellen immer den eigenthüm-
lichen keltischen Charakter dar, wenn auch nicht mehr in seiner
Reinheit. Der idealisirenbe Geist des Griechen, der ernste, sich seiner
bewußte Sinn des Römers vereinigten sich in dieser gemischten Re-
ligion mit dem ahnungsvollen Gemüthe des Druiden, der, im Schat-
ten der Eiche gelagert, im Winde, der ihre Aeste bewegte, die
Stimme des Gottes zu vernehmen glaubte und vor dessen gefühlter
Nahe erzitterte. Ein auffallendes Beispiel, auf welche Art die rö-
mischen Götter mit den gallischen verschmolzen, bietet die Vereh-
rung der Diana dar. Der große Wald im Osten Galliens, von
dem noch ein Theil unter dem Namen der Ardennen vorhanden ist,
war in der gallischen Naturreligiou personificirt und hieß Ar-
üuenna. Die Gallier verbanden den Dienst der römischen Diana
mit ihrer Arduenna, und auf gallischen Denkmälern aus der Kai-
serzeit liest man: vinnne Arduennae. Die Römer begünstigten diese
Verschmelzung aus allen Kräften. Sie liehen den gestaltlosen Vor-
stellungen des gallischen Polytheismus die Formen und Gestalten
ihres eigenen. So erbaute z. B. Augustus dem Winde Cyrcius in
Narbo einen Tempel. Aus den vielen Denkmälern und Inschriften
aus der römischen Zeit, welche in allen Gegenden Frankreichs ge-
funden worden sind, kann man schließen, daß allmälig alle Gott-
heiten der Römer in Gallien eingeführt worden sind. Die eigen-
thümliche Form und selbst ihre Namen beweisen, daß sich bis zum
vollständigen Sieg des Christenthums in diesem gallo-römischen
Kultus viele Erinnerungen und Gebräuche aus der alten Naturre-
ligiou erhalten hatten. Diese besaß, als dem Gemüthe der Gallier
angemessener, größere Macht über sie, als der römische Bilder-
dienst.
Die römische Herrschaft, die von den Besiegten nicht bloß Un-
terwerfung und Beisteuer für die Bedürfnisse des Reiches, sondern
eine vollkommene Uebereinstimmung mit den römischen Einrichtun-
gen verlangte, erreichte in Gallien wie in Hispanien und Italien
ihr Ziel, das Leben der Ueberwundenen mit römischen Formen zu
umkleiden. Jedoch wurden die Gallier nicht so durchaus Römer wie
die italischen Völker und selbst die transalpinischen Gallier es ge-
worden waren. Es bildete sich in'gallien eine neue Nationalität,
die gallo-römische, in welcher der keltische Charakter, obwohl von
römischen Formen bekleidet, sich erhielt. Ein bemerkenswerther Um-
stand hierbei ist es, daß die unterworfenen Völker sich leichter an
römische Herrschaft unter den Kaisern, als unter der Republik, ge-
wöhnten.
Die großen Familien Roms, aus deren Mitte, mit seltenen
Ausnahmen, die Eroberer neuer Provinzen erstanden, waren in
den letzten Zeiten der Republik so entartet, zeigten sich so habsüch-
tig und grausam, daß die Tyrannei der Proeonsuln und Proprä-
toren den tiefsten Haß gegen Rom und die Sehnsucht nach der frü-
heren Unabhängigkeit in den Herzen der besiegten Nationen wach
erhielten. Die Kaiser dagegen beschränkten aus Eifersucht die Ge-
walt der in die Provinzen gesandten Statthalter und erlaubten die-
sen nicht auf eigne Hand Kriege zu führen. Auch ließen sie diesel-
2 *
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
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Extrahierte Personennamen: Augustus
Extrahierte Ortsnamen: Gottes Galliens Frankreichs Gallien Gallien Hispanien Italien Rom
29
osten und bis Passau im Osten; sie bildet die zweite Region Deutsch-
lands und wird im Allgemeinen das baierische Hochland genannt.
Sie umfaßt die nördliche stäche Schweiz an der Aar, den südöstli-
chen Theil von Schwaben an der oberen Donau und vornehmlich
das alte Bajoarien. Sowie der Südrand dieser Plateauebene durch
die Alpen, so wird auch ihr Nordrand scharf begrenzt durch eine
Reihe von niedern Gebirgsketten, welche sich gleichfalls in einem
Bogen von Genf bis nach Passau herumziehen. Es sind der Jura,
die schwäbische Alp, das Fichtel-Gebirge und der Böhmerwald.
Durch das Becken des Boden-Sees, das sich in schräger Richtung
von den Alpen bis zum Jura hinzieht, wird das Tafelland in zwei
ungleiche Theile getheilt, in den südwestlich kleineken, die flache
nördliche Schweiz, welche von den Nachkommen der alten Aleman-
nen bewohnt wird, und in den nordöstlichen größeren Theil, wel-
cher von der Donau und ihren alpinischen Zuflüssen bewässert wird
und die eigentliche Heimath der alten Bajoaren ist. Der Haupt-
strom der baierischen Hochebene ist die Donau, welche die Alpen an
ihrer Nord- und Ostseite begleitet, wie der Po im Süden. Von
Passau an, wo der Nordostflügel des Alpengebirgslandes mit den
Bergketten des mitteldeutschen Gebirgskranzes in größere Annähe-
rung tritt, rauscht die Donau raschen Laufes zwischen den sie ein-
engenden Gebirgsketten hindurch und bahnt sich unter Strudeln und
Katarakten ihren Weg nach den weiten Ebenen von Ungarn. Hier
ist das große Pfortenland von Süddeutschland, durch welches die
barbarischen Völker Ost-Europa's in die süddeutschen Gaue ein-
gedrungen sind. In diesem durch seinen Obst- und Weinreichthum
und durch seine romantische Natur ausgezeichneten Theile des Do-
nauthales wurde die Mark Austrien oder Oestreich errichtet zur Be-
schützung des Thores von Deutschland.
Jenseits der Gebirgsketten, welche die Plateauflächen auf der
Nordseite umsäumen, folgt ein weit ausgedehntes Gebiet von Berg-
landschaften. Diese Zone besteht aus der mannigfaltigsten Gruppi-
rung von Erhebungen und Senkungen. Während sich in der Re-
gion der Plateauflächen eine große Einförmigkeit der Oberflächen-
bildung zeigt, findet sich in dieser Zone die größte Mannigfaltig-
keit. Diese Zone beschränkt sich nicht auf Deutschland, sondern zieht
sich in einem mächtigen Bogen durch das mittlere West-Europa hin-
durch, sie erfüllt das mittlere und östliche Frankreich, einen großen
Theil des mittleren und südlichen Deutschland mit Böhmen und
Mähren und das nordwestliche Ungarn. Das ganze Gebiet zeigt jedoch
nur mäßige Erhebungen; die Schneekoppe in dem schlesischen Rie-
sengebirge mit einer Höhe von 5000 Fuß ist der höchste Gipfel.
Die wichtigsten Gebirgsglieder dieser Region von Berglandschaften
find die Oüte d'or in Burgund, die Vogesen mit ihrer nördlichen
Fortsetzung des Hartgebirges und der Hundsrück mit der Eifel zu
beiden Seiten der Mosel. Auf der Ostseite des Rhein folgen der
Schwarzwald mit seiner nördlichen Fortsetzung des Odenwaldes, der
Spessart am Main und am Rhein abwärts der Taunus, der We-
sterwald und das Siebengebirge bei Bonn. Daran reihen sich
weiter ostwärts die Höhen der Rhön und des Vogelsberges in Hes-
sen und nordwärts die Gebirgsketten von Westphalen, dann das
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Extrahierte Ortsnamen: Schwaben Donau Genf Böhmerwald Donau Donau Ungarn Deutschland Deutschland West-Europa Frankreich Deutschland Ungarn Burgund Rhein Schwarzwald Main Rhein Taunus Bonn Hes-
28
Die Natur-
bildung
Deutschlands.
waren es, welche der Geschichte in Amerika noch eine zweite Welt
eröffneten, und auch dieser brachten und bringen sie nun das Chri-
stenthum und die germanische Bildung.
Keins unter den europäischen Völkern ist mehr in sich gespal-
ten und getheilt als das deutsche, und bei aller sonstigen Gemein-
samkeit im Leben und in der Gesinnung tritt diese Vereinzelung so
charakteristisch hervor, daß sie in der ursprünglichen Naturanlage
der Deutschen gegründet sein muß.^Indessen gerade diese Zerspal-
tung war dem deutschen Leben höchst förderlich, sie hat die geistige
Befreiung der Deutschen am Ende des Mittelalters durch die allge-
meine Aufregung der Kräfte und durch die Verallgemeinerung der
Bildung vorbereitet. Das gleich dieser Welt ging zwar für die
Deutschen verloren, aber in dem Reiche des geistigen Lebens wurden
die größten Eroberungen und Entdeckungen gemacht, und gerade die
letzten Zeiten des Mittelalters gehören zu den wichtigsten und selbst
auch glorreichsten der deutschen Geschichte. — Die Weisheit des
Orients, die Kunst Griechenlands und was die strengere Tugend der
Römer geschaffen, alles das ist unser und soll das Unsre werden;
wir sind die Erben der alten Welt, und Deutschland der Mittel-
punkt der neuen.
Das Alpengebirge, der Kern des Baues von dem ganzen west-
lichen Europa, bildet auch den Kern des deutschen Landes. In seiner
mächtigen Ausbildung von der Mündung der Rhone bis zum nord-
östlichen Winkel des Adria-Meeres scheidet das Alpengebirge die
vier schönsten Länder von West-Europa, Deutschland und Italien,
Frankreich und Ungarn. Von seinen Riesenhöhen ergießen sich die
vier mächtigsten Ströme herab, der Rhein, die Donau, der Po und
die Rhone, welche die Landschaften des westlichen Europa bewässern.
An seiner Nordseite liegen, terrassenförmig sich abdachend, die Gaue
Germaniens. Denn die Centralalpen von dem Montblanc bis zum
Groß-Glockner waren schon im Mittelalter von Schwaben und
Baiern bevölkert. Die Ostalpen dagegen, welche in zwei großen
Flügeln von dem Groß-Glockner nordostwärts bis zur Donau bei
Wien und südostwärts bis nach Istrien sich hinziehen, und dort im
Alterthum die norischen, hier die karelischen und julischen Alpen ge-
nannt wurden, sind als eine frühere Heimath slavischer Völker erst
im Laufe der Zeit für Deutschland gewonnen worden. Das Al-
pengebirge bildet die erste Region Deutschlands, es ist die Region
der Hochgebirgslandschaften und umfaßt die Schweiz, Tyrol, Salz-
burg, Steiermark, Oestreich, Kärnthen, Krain und Istrien.
An das Alpengebirge, welches sich in einem großen nach Nor-
den gekrümmten Bogen durch die Mitte West-Eurvpa's hindurch-
zieht, schließen sich die übrigen ihm angelagerten Naturformen in
immer größeren Bogen von dem atlantischen Ocean im Westen bis
zu den sarmatischen Ebenen im Osten an. Den convexen Bogen
der Alpen umlagert zunächst auf der ganzen Nordseite eine Zone
von Tafellandschaften in mäßiger Breite. Sie bleibt überall in ei-
ner Höhe von 1000 bis 1500 Fuß. Nirgends ist hier Gebirgsbil-
dung, nur Hügelland. Diese Zone erstreckt sich in ihrer weitesten
Ausdehnung von Genf im Südwesten bis nach Regensburg im Nord-
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
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Extrahierte Personennamen: Oestreich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Amerika Griechenlands Deutschland Europa Adria-Meeres West-Europa Deutschland Italien Frankreich Ungarn Rhein Donau Europa Germaniens Schwaben Baiern Donau Wien Istrien Deutschland Deutschlands Tyrol Steiermark Krain Istrien Genf Regensburg
Die Kämpfe
des Drusus
und Tiberius.
76
res. Erst 102 v. Chr. erschienen die Barbaren wieder an den
Grenzen des römischen Reiches. Aus unbekannten Gründen hatten
sie sich getrennt. Die Cimbern zogen wieder am Nordrande der
Alpen hin und drangen durch Tyrol iu Oberitalien ein; die Teuto-
nen versuchten von der heutigen Provence aus den Alpenübergang
zu erzwingen. In einer zweitägigen Schlacht wurden 102 v. Chr.
bei Aqua Sextiä zuerst die Ambronen und dann die Teutonen
geschlagen. Im folgenden Jahre, 101 v. Chr., wurden von Ma-
rius und seinem Kollegen Lutatius Catulus die Cimbern auf der
raudischen Ebene bei Verona fast gänzlich aufgerieben.
Einen neuen Krieg mit Germanen führte Cäsar. In einem
Kriege zwischen den gallischen Völkerschaften der Aeduer und Se-
quaner hatten die Letzteren Germanen zu Hülfe gerufen, und es
war von diesen unter einem Fürsten Ariovist eine Schaar von
120,000 Mann über den Rhein gezogen und hatte sich in Gallien
festgesetzt. Bald waren sie aber, da immer neue Schaaren aus den
Rheingegenden nachströmten, ihren gallischen Bundesgenossen lästig.
Die Sequaner wandten sich, um die lästigen Gäste loszuwerden, an
Cäsar, und dieser schlug 58 v. Chr. die Germanen bei Beson-
tio (Besanyon). Ariovist erlitt eine völlige Niederlage und floh
mit dem Rest seiner Schaaren über den Rhein zurück. Noch ein-
mal, 55 v. Chr., kämpfte Cäsar in Gallien mit deutschen Schaa-
ren. Gegen 400,000 Tenchtherer und Usipeten waren in das
gallische Belgien eingebrochen, um sich in Gallien anzusiedeln. Cä-
sar trieb sie über den Rhein zurück und überschritt zweimal den
Mittelrhein, um die Germanen in ihrem eigenen Lande anzugrei-
fen. Er traf dort eine Reihe kleiner Völkerschaften, welche sich zu
einem militärisch - organisirten Bundesvolke vereinigt und sich den
gemeinsamen Namen Sueven gegeben hatten.
Zur Sicherung der Nordgrenze von Italien ließ Augustus 15
v. Chr. von seinen beiden Stiefsöhnen Drusus und Tiberius
die größtentheils von keltischen Völkern bewohnten Länder südlich
von der Donau unterwerfen und unter den Namen Rhätien, Vin-
delicien als römische Provinzen einrichten. Darauf übertrug Au-
gustus dem Drusus den Krieg gegen die Germanen. Drusus
führte den Krieg von Gallien aus gegen die Niederdeutschen und
versuchte auch von der Nordsee aus in Deutschland einzubringen.
Er ist der erste römische Feldherr, welcher mit einer Flotte die nörd-
lichen Küsten Deutschlands bis in die Nähe der Wesermündung be-
fahren hat. Von dem jetzigen Mainz an bis zur Mündung des
Rheins wurden mehr als fünfzig befestigte Lager mit ständigen Be-
satzungen, bewaffneten Flotillen und allen möglichen Kriegsgeräthen
errichtet. Auch warb Drusus nicht nur einzelne germanische Söld-
nerschaaren, sondern gewann auch ganze Völker, namentlich die
Bataver und Friesen zum Beistand. Drusus unternahm von 12
bis 9 v. Chr. vier Feldzüge gegen die Germanen. Der letzte war
der blutigste und galt zunächst den Chatten. Drusus schlug diesel-
den und drang unter hartnäckigen Gefechten bis nach Thüringen
vor, wo die Hermunduren wohnten. Von hier wandte er sich
nordwestlich gegen den Harz hin in das Land der Cherusker. Un-
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
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Extrahierte Personennamen: Tiberius Lutatius_Catulus Cäsar Cäsar Cäsar Augustus Drusus Tiberius Drusus Drusus Drusus Drusus
135
die Ueberfiedelung zweier großer slawischen Stämme aus den Län-
dern jenseits der Karpathen nach Jllyrien fällt in die erste Hälfte
des siebenten Jahrhunderts. Die Slawen hatten bereits im Laufe
des dritten Jahrhunderts das ganze Odergebict beseht, von da
drangen sie in der zweiten Hälfte des fünften Jahrhunderts bis an
die Elbe vor. Die Ueberfiedelung der Serben und Chorwaten nach
Jllyrien ging erst um 634 vor sich, und die Ausbreitung einzelner
Slawenstämme und Kolonien in entfernten Ländern, in Kleinasien,
im Peloponnes, in Italien, in der Schweiz, im westlichen und süd-
lichen Deutschland geschah noch viel später. Die Wanderungslust großer
Völker hält gewöhnlich einige Jahrhunderte ununterbrochen an, bis sie
entweder von selbst ermattet oder ein mächtiger Nachbar sie zurückhält.
Während sich andere Völker, unter einem Führer vereinigt, in
gewaltigen Masten auf den Feind stürzten, wußten sich die Sla-
wen, die in unzählige kleine, unter sich in keinem wechselseitigen
Verbände stehende Völkerschaften zerfielen, in geringen Haufen und
mit Benutzung jedes günstigen Zeitpunktes über verschiedene Gegen-
den auszubreiten. So nahmen sie das ganze Gebiet von der Elbe
bis zur Wolga und zum Don, von der Ostsee bis an die adriati-
schen und ägäischen Inseln in Besitz. Von Natur friedfertig be-
setzten sie fremde Länder nur in der Absicht, ihre alte Lieblingsnei-
gung zum Ackerbau zu befriedigen; sie kämpften nur ungern und
gezwungen, immer mehr zur Vertheidigung als um anzugreifen.
Die östlichen, am Pontus und nordwärts im Innern, man weiß
nicht wie weit hinein wohnenden Slawen werden in dieser Zeit
Anten genannt. Eine viel weitere Ausdehnung erhielt aber der
Name Slawen, Slawinen, Slowanen und Slowenen.
Man hat diesen Namen abgeleitet von Slawa (Ruhm) und von
Slowo (Wort). Nach der letzteren Ableitung würden die Slawen
Leute bezeichnen, die sich einer und derselben Sprache bedienen.
Schafarik hingegen ist der Ansicht, daß dieser Name von dem Na-
men eines großen Landstriches oder einer Gegend des windischen
Landes herzuleiten sei. Während früher ein Name Slawen wie
Anten bezeichnete, nämlich der Name Serben und dieser einst
weit verbreiteter war als der Name Slawen, änderte sich dieses im
Laufe der Zeit; der Name Serben verlor an Umfang, wogegen der
Name Slawen fortwährend an Allgemeinheit gewann, bis er zu-
letzt als Stammname des slawischen Volkes in Schrift und Leben
allgemeine Geltung erhielt. Die Erscheinung eines bedeutenden,
diesen Namen führenden Stammes an der Donau, in Mösien, Pan-
nonien und Norikum und seine glänzenden Kriegsthaten, auf der
anderen Seite der Zerfall und die Trennung der Serben leisteten
dem Aufkommen des Namens Slawen ganz vorzüglichen Vorschub.
Im Laufe des neunten und zehnten Jahrhunderts, zur Zeit der
Vernichtungskriege, welche die Deutschen gegen die Slawen führ-
ten, wurden die gefangenen Slawen als Arbeiter verkauft und des-
halb erhielt der nationale Name dieser Gefangenen die Bedeutung
von Sklave, Knecht.
In Savoie» hatten sich die Burgunder festgesetzt und hatten
ihr Reich über das südöstliche Gallien und die westliche Schweiz
Dnk durgun
dische Reich.
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde]]
TM Hauptwörter (200): [T192: [Italien Reich Gallien Volk Land Römer Donau Hunnen Jahr König], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen]]
Extrahierte Ortsnamen: Kleinasien Italien Schweiz Deutschland Ostsee Donau Mösien Gallien
8
schwand aber dieser Unterschied nach und nach gänzlich und es wer-
den daher die Einwohner nur im allgemeinen Sikuler genannt.
Die Inseln Sardinien und Korsika wurden von den Rö-
mern, die sich derselben nach dem ersten punischen Kriege bemäch-
tigt hatten, ausgebeutet und erhielten für ihre Lieferungen von Ge-
traide, Salz, Honig und Sklaven auch Kuuststraßen, Amphitheater
und Wasserleitungen. Die Sarden und Korsen nahmen zwar die
lateinische Sprache an und ihre jetzige Volkssprache ist eine miß-
gestaltete Tochter der schon in der Römerzeit eingeführten lateini-
schen , demohngeachtet wurden die Bewohner beider Inseln nie
vollkommen romanisirt und für römische Bildung und Gesittung ge-
wonnen. *
Sivnfstdinj Das Gebiet Karthago's, seit 146 v. Chr. die römische Pro-
m vinz Afrika und 46 v. Chr. durch das östliche Numidien vergrößert,
war bei der Nähe Italiens ein für die Verpflanzung römischer Bil-
dung sehr fruchtbarer Boden, jedoch mit einer Nachbarschaft von
Barbaren, die in ihrer Rohheit beharrten und von ihren Berg-
schluchten aus beständig Raub und Verwüstung drohten und nicht
selten übten. Von den Römern wurde nichts gespart, um ihre Kul-
turformen nach Afrika zu verpflanzen. In den punischen Kriegen,
in dem jugurthinischen und in Cäsars afrikanischem Kriege waren eine
Menge Orte zu Grunde gegangen; aber diese wurden großentheils
wieder hergestellt und außerdem eine Menge neuer angelegt und als
römische Kolonien bevölkert. Darauf waren schon C. Gracchus und
Cäsar bedacht, später Augustus, Claudius, Vespasianus und Sept.
Severus dafür thätig. Die Blüthe der Provinz Afrika nahm zu
bis ins vierte Jahrhundert, und das Land war noch zur Zeit des
Einzugs der Vandalen wie ein Garten. Der Kaiser Sept. Seve-
rus, welcher in Groß-Leptis geboren war, machte aus dem Küsten-
strich an den Syrten eine eigene Provinz, die von den drei Haupt-
orten, Groß-Leptis, Oea und Sabrata, den Namen Tripolis er-
hielt, welcher auf die bei den Trümmern von Sabrata erbaute Stadt
Tripolis übergegangen ist. Von allen Städten des westlichen Nord-
afrika wurde das neue Karthago, welches von Augustus nach Cä-
sars Plane angelegt war, bald die erste und im dritten Jahrhun-
dert eine so ansehnliche Stadt, daß sie mit Alexandria um den
nächsten Platz nach Rom wetteifern konnte. Zu Plinius Zeit gab
es in der Provinz Afrika 6 römische Kolonien, 15 Municipien, 30
freie Städte. Von vielen dieser Städte sind Trümmern übrig,
die auf ihre vormalige Stattlichkeit schließen lassen. Der Blüthe
des städtischen Lebens entsprach der Anbau des Bodens, dessen Er-
trag so reichlich war, daß die Provinz Afrika für die erste Korn-
kammer Roms galt. Mehrere angesehene römische Familien hatten
dort Landgüter erworben, und zur Sicherstellung gegen die Anfälle
der Nomaden pflegten auch die Villen befestigt zu sein. Jedoch
diente nur eine einzige Legion zur Besatzung der Landschaft; leichte
Cohorten waren besser zu dem Kampfe mit den Nomaden geeignet;
auch ließen sich die Stammhäupter der Barbaren gegen einander
gebrauchen und späterhin finden sich auch aus Eingeborenen gebil-
dete Legionen.
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Extrahierte Personennamen: Cäsars C._Gracchus Cäsar Augustus Claudius Augustus
Extrahierte Ortsnamen: Sardinien Korsika Afrika Numidien Italiens Afrika Afrika Groß-Leptis Tripolis Karthago Alexandria Rom Afrika
10
Die Alpcnlän-
der, Rhcitien,
Dinbelicien
u. Noricum.
völkerung Spaniens hat sich unvergänglichen Ruhm erworben durch
die unbeugsame Tapferkeit, die sie den römischen Eroberern entge-
gensetzte. Schon im zweiten finnischen Kriege wurde Spanien von
den Römern großentheils unterworfen, aber noch dauerte es fast
zweihundert Jahre, bis die spanischen Völker sich dem römischen
Joch fügten. Denn erst, durch die Besiegung der Kantabrer und
Asturer unter Augustus (19 v. Chr.) ward die Unterwerfung Spa-
niens vollendet. Schon früher war eine Anzahl römischer und la-
teinischer Kolonien gegründet worden, seit der gänzlichen Unterwer-
fung Spaniens nahm die Umbildung zu römischer Sprache und
römischer Sitte einen raschen Fortgang. Gerichtswesen und Ver-
waltung waren römisch, und dazu kam noch eine planmäßige Be-
nutzung des römischen Militärwescns; durch Verlegen spanischer
Truppen in lateinische Länder, lateinischer nach Spanien wurde die
lateinische Sprache durch alle Schichten der Gesellschaft verbreitet.
Durch den Segen des Friedens vermehrte sich die Bevölkerung, die
Gewerbe blühten, und das ganze Land wurde mit großartigen An-
lagen versehen. Als die Germanen 409 in Spanien einbrachen,
fanden sie das ganze Land in. Sprache, Recht und Sitte romani-
sirt. Nur in dem kleinen Berglande der Basken hat sich der Nach-
welt ein ehrwürdiger Ueberrest iberischer Sprache erhalten.
Von den Alpenvölkern unterwarfen die Römer zuerst die Li-
gurer und eröffneten sich die westlichen Alpenpässe und den Küsten-
weg über Genua nach Nizza nach der unteren Rhone. Die Kolo-
nie Augusta Taurinorum diente als Station für den Paß über
Susa und den Mont Cenis. Auf der Ostseite Italiens erstreckte
sich das römische Gebiet bis zur Zeit des Augustus nur bis an den
Fuß der carnischen Alpen, die Römer waren hier mehr auf Unter-
haltung des Verkehrs nach Jllyrien, als auf Eindringen in die
nördlichen Alpenländer bedacht. Doch überschritten einzelne Feld-
herrn das römische Gebiet, so im I. 171 v. Chr. der Cónsul Cas-
fius und im I. 113 v. Chr. Papirius Carbo, als die Cimbern
und Teutonen in Noricum eingefallen waren. Bis zur Eroberung
der Alpen verging noch ein Jahrhundert. Die Pässe über den groß-
ßen und kleinen Bernhard brachte zwar schon um 147 v. Chr. der
Cónsul Appius Claudius an die Römer, sie waren jedoch unsicher
wegen der Räubereien der Salasser, welche erst 25 v. Chr. gänz-
lich unterworfen wurden.
Die Rhätier, Vindeliker und Noriker wurden 15 v.
Chr. durch Augusts Stiefsöhne Drusus und Tiberius unterworfen
und das römische Gebiet bis zur obern Donau ausgedehnt. Die
streitbaren Männer wurden weggeführt, doch blieben so viele zurück,
daß sie, mit den Bewohnern der in diesen Ländern im Verlaufe
der Zeit angelegten römischen Städte verschmolzen, ein stattliches
Geschlecht bildeten und bis in die spätere Kaiserzeit tapfere Krieger
zu den Legionen sandten. Nach und nach entstanden in diesen Ge-
genden eine große Zahl Städte: Culaja (Cilly), Acmona (Lai-
bach), Virunum, Carnuntum, Vindobona (Wien), Ce-
tium, Laureacum (Lorch), Ovilaba (Wels), Lentia (Linz),
Patava castra (Passau), Regina castra (Regensburg), Ju-
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Extrahierte Personennamen: Augustus Augustus Bernhard Augusts Stiefsöhne_Drusus Tiberius Cilly) Regina_castra
18
den Landstraßen an und zwingen sie still zu stehen, um von ihnen zu
erfahren was anderswo vorgeht. Während Tacitus bei den Germanen
nichts so sebr bewundert zu haben scheint als die Innigkeit des
häuslichen Lebens, deutet Cäsar auf den Mangel des Familien-
lebens bei den Galliern hin. Die gallischen Väter verkehrten öf-
fentlich mit ihren Söhnen nicht eher, als bis diese das waffenfähige
Aller erreicht hatten. Die Frauen standen in der letzten Zeit der
gallischen Unabhängigkeit tief unter den Männern. Sie wurden
bei dem Tode derselben, wenn die Verwandten des Mannes den
geringsten Verdacht auf sie warfen, mit den Sklaven gefoltert und
umgebracht. Früher halten die gallischen Frauen eine ehrenvollere
Stelle eingenommen. Die Gallier waren blutdürstig und grausam,
wie die vielen Menschenopfer beweisen. Wenn ein Gallier krank
oder in Gefahr war, so gelobte er sogleich blutige Opfer. Wäh-
rend in Tacitus Schilderung die Idee der Treue als das eigentliche
Element des germanischen Lebens hervortritt, sagten die Römer von
den Galliern.- sie brechen lachend ihre Versprechungen.
Das Streben der ersten römischen Kaiser, besonders des Tibe-
rius und Claudius, nach der Eroberung Galliens, den Einfluß des
Druibismus, der einzigen Stütze der Nationalität, auf das gallische
Volk abzuhalten, war ihnen vollkommen gelungen, und die Gal-
lier neigten sich dem römischen Leben ohne Widerstand, selbst mit
Vorliebe zu. Hierzu kam noch das gewöhnliche Mittel der Römer,
Kolonien anzulegen, welche die alten Einwohner durch den Schein
einer höheren Gesittung für ihre Sprache und ihre Einrichtungen
gewannen. Die Verwaltung und Rechtspflege in lateinischer Sprache
machte die Erlernung derselben für die Einwohner unerläßlich, und
die kluge Politik der Kaiser, die vornehmen Gallier durch Erthei-
lung des Bürgerrechts, der Ritterwürde, ja selbst durch Aufnahme
in den Senat an die römischen Interessen zu fesseln, machte die
lateinische Bildung in den Städten nach wenigen Generationen all-
gemein und beschränkte die keltische Sprache und Sitte auf die nie-
dern Klassen der Nation. Hierzu kamen noch die den Römern ei-
genthümlichen imposanten Formen ihres politischen Lebens, die
Wurde und Hoheit, mit der alle öffentlichen Handlungen von ihnen
vollzogen wurden, der Glanz der Künste, die Verfeinerung und
Verschönerung des äußeren Daseins, die Sicherheit, Festigkeit und
Klarheit ihres ganzen Thuns. Auf eine sinkende Nationalität, wie
eg die gallische schon vor der Eroberung gewesen war, auf ein so
sinnliches, bewegliches Volk mußte das Beispiel der Römer von groß-
ßem Einfluß sein und sie zur Nachahmung römischer Formen und
Gebräuche anreizen. Auch die Akademien und gelehrten Schulen
in Burdigala, Tolo sa, Augustodunum u. s. w. dienten da-
zu, den keltischen Geist in römische Formen zu kleiden. Die Gal-
lier fingen allmälig an sich durch ihre Kelten geehrt zu fühlen.
Nachdem der Einfluß der Druiden gebrochen war, verschmolzen die
Gallier ihre religiösen Vorstellungen mit den Bildern und Gestal-
ten des römischen Polytheismus, machten von diesen Göttern Ab-
bildungen und bauten ihnen Tempel. In dieser Vermischung ist
aber der Einfluß der druidischen Ideen lange sichtbar und erst
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