Inhalt des dritten Dandes.
Einleitung. Erweiterung des Schauplatzes der Geschichte. — Die christlich - euro-
päische Weltkultur. — Der Uebergang aus dem Mittelalter in die neuere Zeit. —
Die Bildung des europäischen Staatensystems. — Die Folgen des Systems des
politischen Gleichgewichts. — Uebersicht der wichtigsten Staaten. — S. 1—11-
Erster A erträum.
Von der Entdeckung von Amerika bis zum weftphälischen Frieden,
von 1492—1648.
1) Die Entdeckung des Seewegs nach Ostindien und die Ent-
deckung von Amerika. Früherer Verkehr mit Indien. Die Entdeckungs-
reisen der Portugiesen unter Heinrich dem Seefahrer. — Entdeckung des Seewegs
nach Ostindien und die portugiesische Herrschaft in Indien. — Kolumbus. Die
Entdeckung von Amerika. — Weitere Entdeckungen. — Eigenthümlichkeiten, Ein-
wanderung und Bildung der Amerikaner. — Behandlung der Amerikaner. — Das
Kolonialsystem. — Die Folgen der Entdeckungen. — Einfluß der gesteigerten Han-
delsthätigkeit auf Ackerbau und Gewerbe. — S. 12—35.
2) Mittel - und Süd-Europa in den Zeiten Kaiser Maximilians I.
Portugal unter Johann Ii. und Emanuel. — Spanien. — Frankreich.
Karl Viii. — Karls Viii. Zug nach Italien. — Hieronymus Savonarola. —
Ludwig Xii. Eroberung Mailands durch die Franzosen und Neapels durch die
Spanier. — Alexander Vi. und Cäsar Borgia. — Papst Julius Ii. Die Li-
gue von Cambray. Vertreibung der Franzosen aus Italien. — Franz I. Wie-
dereroberung Mailands. — S. 35—48.
3) Maximilian I. und Karl V. Die Reformation. Maximilian I.—
Karl V. — Zustand der christlichen Kirche. — Der Ablaß. — Die Vorläufer
der Reformation. — Luthers Leben bis zum Ablaßstreit. — Der Ablaßstreit.
Cajetan. Miltitz. — Die Leipziger Disputation und die Verbrennung der Bann-
bulle. — Philipp Melanchthon. Ulrich von Hutten. Der Reichstag zu Worms.
— Luther auf der Wartburg. Die Unruhen in Wittenberg. Weitere Verbrei-
tung der Reformation. Die Bibelübersetzung. Hadrian Vi. Clemens Vii. —
Das Reichsregiment. — Weitere Verbreitung von Luthers Lehre. — Franz
von Sickingen. Besiegung der Ritterschaft. — Der Reichstag zu Nürnberg
1524. — Der aus dem Bauernstand lastende Druck. — Einfluß der Reformation
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
TM Hauptwörter (100): [T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San]]
TM Hauptwörter (200): [T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Kolumbus Maximilians_I. Johann_Ii Johann Emanuel Karl_Viii Karl Karls Hieronymus_Savonarola Ludwig_Xii Ludwig Alexander_Vi Alexander Cäsar Julius_Ii Cambray Franz_I. Maximilian_I. Maximilian_I. Karl_V. Karl_V. Maximilian_I.—
Karl_V._— Maximilian Karl_V. Cajetan Philipp_Melanchthon Philipp Ulrich_von_Hutten Hadrian Clemens_Vii Franz
von_Sickingen Franz
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Ostindien Amerika Indien Ostindien Indien Amerika Süd-Europa Spanien Frankreich Karls Italien Mailands Neapels Italien Mailands Worms Wartburg Wittenberg Luthers
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rasch und brachte in den mittlern Klassen eine gänzliche Verände-
rung der Lebensweise hervor. Auch der Ackerbau gewann dadurch,
daß der Landmann, welcher an dem Zug Theil nahm, hier und da
eine Befreiung von drückenden Abgaben erhielt. Nicht minder
stammt aus der Romantik der Kreuzzüge jener Antrieb zu weiten
Reisen und zur Erforschung ferner Länder, der das 14. und 15.
Jahrhundert auszeichnete.
Die nächsten Handelsvortheile brachten die Kreuzzüge Italien.
Wie einst im Alterthum wurden jetzt wieder das Mittelmeer und
das schwarze Meer mit ihren Meerbusen, Inseln und Küsten der
Schauplatz des wiederhergestellten Verkehrs zwischen den drei Erd-
theilen. Doch blieb der Handel, wie im Alterthum, vorzugsweise
Landhandel, die Schifffahrt Küstenfahrt. Die aus dem Morgen-
lande eingeführten Gegenstände des Handels waren fast dieselben
wie im Alterthum. Denn der Verbrauch von Kolonialwaaren, von
Reis, Zucker, Thee und Kaffee, wurde erst mit der Entdeckung
von Amerika allgemeiner und war in dieser Zeit noch unbedeutend.
Wichtiger waren gewisse Rohstoffe, wie Seide, Baumwolle und
Färbestoffe, welche besonders nach Italien und nach den Niederlan-
den gingen. Der Handel mit Indien blieb passiv, d. h. er mußte
mit baarem Gelbe getrieben werden; die europäische Industrie war
noch nicht auf der Stufe, um fremde Welttheile mit ihren Fabrika-
ten zu beherrschen. Auch mußte der Kaufmann alles selbst besor-
gen, sich entweder selbst aufmachen und die Waaren begleiten, oder
einen zuverlässigen Diener mitschicken oder Faktoreien und Kom-
manditen in den fremden Plätzen errichten.
Die italienischen Städte waren um die Mitte des 12. Jahr-
hunderts bereits zu einer gewissen Selbständigkeit und Macht ge-
langt. Ihre innere Verfassung litt freilich noch an großen Ge-
brechen; noch war keine festgeordnete Freiheit im Innern her-
gestellt. Dennoch herrschte in diesen Städten ein Geist, der zu küh-
nen Unternehmungen in Handel und Schifffahrt ermunterte und
der den Gewerben, Wissenschaften und Künsten förderlich war. Ve-
nedig, Genua und Pisa beuteten die Kreuzzüge zu ihrem Vortheil
aus. Kein anderer europäischer Staat war damals im Stande, die
nöthigen Schiffe zu liefern, um die Heere nach Constantinopel und
den Küsten Syriens überzuschiffen und sie mit Lebensmitteln und
Kriegsbedürfnissen zu versehen. Bei vielen Unternehmungen beglei-
teten die Venetianer, Genuesen und Pisaner mit der Flotte das zu
Land operirende Heer und bereicherten sich durch die Lieferungen.
Sobald sie es bei der Eroberung eines Platzes räthlich fanden, eine
Niederlassung einzurichten, erlangten sie von den Kreuzfahrern die
wichtigsten Vorrechte, Handelsfreiheit, das Eigenthum ganzer Vor-
städte und Straßen und das Privilegium eigner Gerichtsbarkeit
über Landsleute und Schutzergebene. In Folge so vieler Vortheile
wuchs außerordentlich der Wohlstand und Reichthum der italieni-
schen Handelsstaaten. Sobald diese einmal den Levarnehandel fast
allein besaßen, waren sie darauf bedacht, seinen Absatz auszudeh-
nen und den Geschmack an morgenländischen Produkten über ganz
Europa zu verbreiten. Früher war der Handel mit dem Morgen-
lande nur durch einzelne Schiffe betrieben worden, jetzt kamen ganze
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind]]
Extrahierte Ortsnamen: Italien Amerika Italien Niederlan- Indien Genua Constantinopel Syriens Europa
447
Jagd, Fischerei und Raubzüge waren lange die einzigen Nah-
rungsquellen der Bewohner Schwedens, und diese gewöhnten sich
nur langsam an Ackerbau. Birger umgab Stockholm mit festen
Mauern und hohen Thürmen, und erst in dieser Zeit entstanden
Städte durch die Aufmunterung der Fürsten. Denn es beförderte
weder Gewerbthätigkeit das städtische Leben, noch bewog Furcht
vor einem räuberischen Feinde oder einem vvr den übrigen Freien
begünstigten Adel zur Anlegung von Burgen und ummauerten
Plätzen. Nur die von Deutschen auf der Insel Gothland gegrün-
dete Stadt Wisby trieb schon früh einen ausgebreiteten Handel,
und es siedelten sich daselbst auch Eingeborene und Kaufleute ande-
rer Nationen an. Bon den Schweden wurden im 12. und 13.
Jahrhundert die noch auf einer niedrigen Stufe stehenden und ohne
eigentliche Staatsverbindung lebenden Finnen besiegt und zur An-
nahme des Christenthums gezwungen.
In Norwegen behauptete sich am längsten die altgermanische
Verfassung. Das norwegische Reich war seit Kanuts des Großen
Tod (S. 355) fast außer Verbindung mit dem übrigen Europa,
und wurde durch blutige Thronstreitigkeiten zerrüttet. Erst Ha-
kon V. (1217 —1263) stellte Ruhe und Einheit wieder her. Er
berief 1223 den ersten allgemeinen Reichstag, wo außer der hö-
heren Geistlichkeit und den weltlichen Beamten auch Bauern als
Abgeordnete erschienen. Hakon bevölkerte öde Gegenden, baute
Kirchen, befestigte die Städte, trat mit auswärtigen Mächten in
Verbindung und gestattete den Lübeckern ein Comtoir in Bergen
zu errichten. Die Isländer unterwarfen sich Hakon Ii. mit Vor-
behalt der Regierung unter einem eigenen Jarl und ihrer alten
Gesetze. Auch das unwirthliche Grönland wurde Hakon zins-
bar. Die norwegische Seemacht, welche gegen das Ende des 13.
Jahrhunderts sank , war damals noch sehr bedeutend, und die Nor-
weger standen sogar mit den entfernten mohammedanischen Ländern
in Verbindung. Doch war trotz dieser Blüthe der Seemacht das
äußere Leben noch roh und unentwickelt. Die Norweger hatten nur
Fische und Fleisch im Ueberfluß, sie bauten aber sehr wenig Ge-
traide. Dies machte ihr Land zu einem Hauptziel des Handels für
die norddeutschen Städte, und so wurden die Norweger noch unter
Hakon V. mit den Genüssen und Bequemlichkeiten des deutschen
oder vielmehr italienischen Lebens bekannt. Mit Magnus Vh,
(1263 —1280) begann für Norwegen eine neue Art v>on Blüthe
und für die deutschen Kaufleute die glänzende Zeit ihres nordischen
Handels. Magnus suchte seine Norweger zu civilisiren und ge-
währte den deutschen Kaufleuten gewisse Vorrechte in Bergen. Doch
wurde durch die eingeführte fremde Bildung und durch die über-
mäßig begünstigten Pfaffen die Kraft der rüstigen Norweger ge-
brochen, und es erblich gerade unter dem vortrefflichsten Regenten
der Glanz des Reiches. Magnus ermunterte die zahlreichen nor-
wegischen Dichter und gewährte den isländischen Sängern seinen
Schutz. Am berühmtesten ist er dadurch geworden, daß er die ver-
schiedenen Satzungen und Rechtsgewohnheiten zu einem Gesetzbuch-e
vereinigte; er hat davon den ehrenvollen Beinamen Lagabätter
(Gesetzverbesserer) erhalten.
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Extrahierte Personennamen: Hakon Hakon_Ii Hakon Hakon_V. Magnus Magnus Magnus Magnus
Extrahierte Ortsnamen: Schwedens Norwegen Europa Norwegen Bergen
234
Auch im südlichen Europa mußten sich die früheren natürlichen
Wege des Völkerverkehrs, zumal innerhalb des so unmittelbar an
einander gewiesenen Handelsgebietes des mittelländischen Meeres,
wieder öffnen. Die Annäherung des griechischen Kaiserthums an
das westliche Europa traf zunächst Italien, das seiner Lage nach
benachbarte und durch das Exarchat von Ravenna eine Zeit lang
auch politisch mit Constantinopel vereinigte Land. Sehr dunkel ist
der Anfang des italienischen Handels. Er begann wahrscheinlich
mit Küstenfahrt westlich nach Frankreich und östlich nach den byzan-
tinischen Provinzen am adriatischen und ionischen Meer. Der so-
lidere Bau der Schiffe und die größere Schifffahrtskunde, welche
die Italiener damals vor den Griechen voraus hatten, veranlaßten
weiteren Fortschritt. Auf den Inseln der Lagunen hatten die vor
Attila geflüchteten Bewohner des Festlandes 452 Venedig gegrün-
det (S. 93). Da die Meereswoge die Schwelle der Häuser be-
spülte und auf dem öden Sandboden der Inseln kaum eine Pflanze
keimte, so wurden Schifffahrt und Handel nothwendig zur Erhal-
tung des Lebens. Fischfang und Erzeugung von Seesalz waren
die ersten Beschäftigungen. Die Fischereien waren eine Pflanzschule
trefflicher Matrosen und lieferten nebst den Salinen dem Handel
mit dem Festlande Gegenstände, welche dieses mit seinen Produk-
ten erwiederte. Die Sicherheit der Inseln in der allgemeinen Ver-
wirrung lockte Kolonisten herbei, und die Inseln bevölkerten und
bereicherten sich schnell. Während Italien das Bild allgemeiner
Verwüstung darbot, erschienen diese Inseln des adriatischen Meeres
wie eine Oase inmitten der Wüste. Eine demokratische Verfassung
mit vollziehender Gewalt der Tribunen verband sie zu einem poli-
tischen Gemeinwesen, welches der freien Energie keinerlei Fesseln
anlegte. Zur Zeit Theodorichs stand Venedig bereits fest genug,
um der drohenden Konkurrenz Ravenna's die Spitze bieten zu kön-
nen. Die Venetianer fuhren bereits durch das ganze adriatische
Meer bis zu den griechischen Kflstenplätzcn. So entstanden ihre
ersten Berührungen mit den Griechen. Diese erweiterten und be-
festigten sich, als Justinian durch seine Feldherrn Belisar und Nar-
ses das ostgothische Reich zerstörte; dabei leisteten ihm die Venetia-
ner mit ihrer Flotte Beistand, und die Griechen bewilligten den
Venetianern vielfache Handelsvortheile.
Frühzeitig bildete sich die venetianische Staatskunst aus, durch
rücksichtslose Benutzung günstiger Umstände Gewinn zu machen.
Immer deutlicher trat dies hervor, als gegen das Ende des sieben-
ten Jahrhunderts sämmtliche Inseln, von denen bisher jede ihren
Tribun hatte, übereinkamen, ein gemeinschaftliches Oberhaupt, einen
Dogen, zu wählen. Blieb auch die Regierungsform republikanisch,
so war doch die Einheit gewonnen. Der Gedanke einer See- und
Handelsherrschaft gelangte mehr und mehr zur Klarheit und wurde
das Ziel des Strebens. Indeß ging die Entwickelung langsam.
Karl dem Großen verstanden die Venetianer sich verbindlich zu
machen, und der Kaiser erkannte die Unabhängigkeit der Republik
an und verlieh ihr ein Handelsprivilegium für die italienischen Lande.
Als Karl der Große die Kaiserkrone auf sein Haupt setzte, hatte
Italien die barbarischen Einflüsse glücklich überwunden und stand
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Extrahierte Personennamen: Attila Karl Karl_der_Große Karl
Extrahierte Ortsnamen: Europa Europa Italien Ravenna Constantinopel Frankreich Venedig Italien Italien
35
beete der Jnnungszwang die Theilung und eben dadurch die Verviel-
fältigung der Kräfte; noch war die Handarbeit die vorherrschende Verrichtung,
und in dieser vermochte der Europäer weder mit der Geschicklichkeit, noch
mit der Billigkeit der Inder und Chinesen zu konkurrireu. Nur die
Maschine hat der europäischen Gewerbthätigkeit ihre unbestrittene Ueber-
legenheit gegeben, so daß sie jetzt sämmtliche Märkte der Erde beherrscht.
Erst gegen die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts zeigt sich der Anfang
einer gänzlichen Umgestaltung des gewerblichen Betriebs durch Ausbil-
dung des Fabrikprinzips, durch Umsturz der örtlichen Schranken des
Handwerks und durch Einführung einer Industriemacht in den Welthandel.
2) Mittel- und Süd-Europa in den Zeiten Kaiser
Maximilians I.
In den westeuropäischen Staaten war beim Uebergang vom Mittel-
alter in die neuere Zeit das Streben der Könige mit Glück gekrönr, die
Macht der Krone zu heben und die Feudalaristokratie zu beschränken.
In Portugal hielt Johann Ii. (1481 —1495) mit kräftiger Hand
die Zügel der Regierung und brach die übermäßige Gewalt des hohen
Adels. Auch verfolgte Johann mit Eifer den Plan, Portugals Macht
und Handel an der Küste von Afrika auszudehnen. Er war es, der
den kühnen Diaz aussandte. Sein Nachfolger Emanuel (1495—1521)
verband mit der Festigkeit und dem Geist seines Vorgängers einen
sanften, wohlwollenden Sinn. Große Freigebigkeit, Herablaffung, Mäßig-
keit, gute Anordnungen und Stiftungen und die Sorge für eine bessere
Rechtspflege machten ihn seinen Unterthanen werth. Die glänzendste
Seite seiner Regierung sind die kühnen Seereisen und die Eroberungen
in Asien. Unter Emanuel fand Vasco de Gama den neuen Seeweg
und Cabral Brasilien; unter ihm begründeten Almeida und Alboquerque
die Herrschaft der Portugiesen in Ostindien. Die Schätze Indiens
flössen inliffabon zusammen; hier mußten alle handelnden Völker die Er-
zeugnisse der Gewürzinseln und den größten Theil ihrer Seide und Baum-
wolle kaufen. Portugals früher wenig bedeutender König empstng jetzt
Gesandtschaften von Abyssinien und vom Perser-Schach. Es war das
goldene Zeitalter des portugiesischen Volkes. Eine allge-
meine Begeisterung erfüllte Alt und Jung, sich durch ritterliche Unter-
nehmungen und Seezüge hervorzuthun.
Die Geschichte von Spanien haben wir (Band Ii. S. 538) bis
zur Eroberung von Granada erzählt. In demselben Jahr entdeckte
Kolumbus für Ferdinand und Jsabella einen neuen Erdtheil. Ferner
erwarb Ferdinand durch thätige Theilnahme an den italienischen Hän-
3 *
Portugal un-
lerjodannil.
und Emanuel.
Spanien.
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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TM Hauptwörter (200): [T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Maximilians_I. Johann_Ii Johann Johann Johann Diaz Emanuel_( Emanuel Kolumbus Ferdinand Ferdinand Emanuel
Extrahierte Ortsnamen: Süd-Europa Portugal Portugals Afrika Asien Brasilien Ostindien Indiens Portugals Spanien Granada Portugal Spanien
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keine Rücksicht genommen. Die Mitglieder der Curie erhielten drei, vier
und mehrere der reichsten Pfründen zu gleicher Zeit. Hierzu kam ein
neuer Mißbrauch, indem selbst die Stellen, die man anderweitig vergab,
zum Vortheil eines begünstigten mit Pensionen für tiefen belastet wur-
den, so daß die Inhaber der bedeutendsten Stellen oft nur ein dürftiges
Auskommen übrig behielten. Nicht bloß die Pläne auf eine allgemeine
Herstellung des Katholicismus waren gescheitert, nicht bloß die Prote-
stanten hatten sich behauptet, auch mit den katholischen Regierungen ge-
rieth der päpstliche Stuhl nicht selten in Streit. Besonders klagte der
römische Hof über willkürliche Beschränkung der Jurisdiction; allein in
den meisten Fällen ohne Erfolg.
Von dem Verfall des italienischen Handels ist bereits mehrmals die
Rede gewesen. Die Venetianer hielten ihre Herrschaft für sicher ge-
stellt und vertrauten auf die Fortdauer und Zunahme ihres Handels,
als gegen das Ende des fünfzehnten Jahrhunderts der tödtliche Streich
gegen sie geführt war. Statt nach der Entdeckung des Seewegs nach
Ostindien und Amerika's ihren Handel auszudehnen und neue Entdeckun-
gen zu machen, verschmähten sie es sogar, aus den Entdeckungen anderer
Völker Nutzen zu ziehen. Als sie die nachtheiligen Folgen des Um-
schwungs der Dinge erkannten, machten sie vergebliche Anstrengungen
den alten Weg aufrecht zu erhalten. Die Erkenntniß kam ihnen nicht
eher, als bis alles unwiederbringlich verloren und es zu spät war, als
die Schätze Indiens in Lissabon zusammenströmten, und die Entdeckung
Amerika's einen gänzlichen Wechsel des Verkehrs zwischen den verschie-
denen Theilen der Erde herbeiführte.
Den Verfall des genuesischen Handels bewirkten äußere und
innere Ursachen, äußere, wie die durch ihre Nähe doppelt gefährliche
Konkurrenz Spaniens und Portugals, sodann der Untergang deß griechi-
scheu Kaiserthums und der Sieg der Türken, welche auf dem schwarzen
Meere keine fremde Macht duldeten; innere, wie die fortdauernden
Schwankungen ausgesetzte Verfassung, leidenschaftliche Parteikämpfe und
eine intolerante und gewaltthätige Handelspolitik. Hätte Genua außer
Kaufleuten auch Staatsmänner gehabt, deren Blick sich zu der Anschauung
des weltgeschichtlichen Wendepunktes hätte erheben können, sie würden
ihren Landsmann Kolumbus, als er ihnen die Ausführung seines großen
Planes zuerst anbot, mit keiner abschlägigen Antwort entlassen haben.
Der engherzige Geist der Ausschließlichkeit, welcher die italienischen
Handelsrepubliken nur zu Haß und Feindschaft gegen einander trieb, ließ
sie die Gemeinsamkeit eines nationalen Interesses ganz übersehen. Jede
Stadt glaubte für sich selbst ein Ganzes zu sein, sie betrachteten sich
nicht als Glieder eines Körpers, sie bekriegten und zerstörten sich als
unabhängige und einander fremde Mächte. Mangel an Einheit und
Kraft des Nationalverbandes, und dies gerade zu einer Zeit, wo große
in sich centralisirte und geschlossene Staaten auf die Weltbühne traten,
ist eine der wichtigsten Ursachen, weßhalb. die Handelsgröße und Blüthe
Italiens zu Grunde ging.
Während der Zustand der italienischen Staaten höchst unruhig und
schwankend war, gediehen die geistigen Bestrebungen weit besser, als
17
Verfall des
italienischen
Handels.
Die italicni
sche Poesie.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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