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1. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 449

1858 - Weimar : Böhlau
449 Individuen, aber er begründete doch ein gewisses äußeres Wohlbefinden der Indianer und war besser, als alles das, was später der Liberalis- mus in jenen Ländern geschaffen hat. Der Aufstand der Indianer wurde allein den Jesuiten zugeschrieben, weil diese bei dem unbedingten Gehorsam, den ihnen ihre Beichtkinder bewiesen, die Indianer leicht hätten zur Unterwerfung unter die königlichen Befehle bewegen können. Aus diesem Indianer-Aufstande sind die Maßregeln herzuleiten, welche zuerst in Lissabon, dann in Paris und Madrid gegen den Orden ergrif- fen wurden und die zuletzt die Aufhebung des Ordens herbeiführten. Der Minister Pom bal war es, welcher dem Jesuiten-Staate in Amerika ein Ende machte und welcher unmittelbar darauf in Portu- gal den Vernichtungskamps gegen die Jesuiten begann. Pombal hatte lange Zeit zu London und Paris diplomatische Geschäfte besorgt; er hatte die französische Philosophie und die neuen Einrichtungen europäi- scher Staaten kennen gelernt und nach seiner Rückkehr nach Portugal die Ueberzeugung gewonnen, daß seine Landsleute durch die Jesuiten, in deren Händen sich die Regierung und aller Unterricht befand, um mehr als ein Jahrhundert hinter dem übrigen Europa zurückgehalten worden wären. Pombal war ein äußerst kräftiger und energischer Mann und hatte den größten Einfluß auf den König Joseph Emanuel. Die Jesuiten selbst gaben Pombal Gelegenheit, mit dem größten Nachdruck gegen sie zu verfahren, als sie die politischen Reformen Pombal's und die Härte, mit welcher diese durchgeführt wurden, benutzten, um ihn bei der könig- lichen Familie und beim Volke als eilten gottlosen, gefährlichen Menschen zu verdächtigen. Die Jesuiten wurden 1757 vom Hofe entfernt und durch andere Gastliche ersetzt. Pombal ließ zwei officielle Schriften drucken, in welchen das Verfahren gegen die Jesuiten durch Nachwei- sungen über das Treiben derselben in Südamerika und Portugal gerecht- fertigt und alle Monarchen aufgefordert wurden, die Jesuiten als Feinde der Fürstenmacht zu verfolgen. Diese Schriften wurden in ganz Europa verbreitet und trugen nicht wenig zu den Maßregeln bei, welche bald auch von anderen Regierungen gegen ven Orden ergriffen wurden. Vom Papste verlangte Pombal eine gänzliche Reform des Ordens. Der Papst ernannte den Erzbischof Saldanha zum Visitator und Reformator des Jesuiten-Ordens in Portugal, und dieser erklärte die Jesuiten für schuldig, dem päpstlichen Befehl zuwider Handel und Wucher getrieben zu haben. Saldanha untersagte den Jesuiten das Predigen und die Abhaltung von Beichten. Ein Mordanschlag auf den König gab Pombal Gelegenheit, auch mehrere angesehene Jesuiten ins Gefängniß zu werfen. Daß ganze Vermögen der Jesuiten wurde 1759 in Beschlag genommen. Der Papst konnte sich der Zumuthung nicht erwehren, als Pombal von ihm die Erlaubniß verlangte, den Orden durch die weltlichen Gerichte zu verfolgen. Auf Pombal's Befehl wur- den 113 Jesuiten, zum Theil alte und achtbare Männer, auf ein Schiff gebracht und an die Küste des Kirchenstaates geschafft. Ein königliches Edict verbannte alle Jestüten als Rebellen und Verräther aus dem Reiche und bedrohte sie mit dem Tode, wenn sie wieder zurückkehren würden. Unmittelbar nachher wurde wieder eine Anzahl Jesuiten unter Mühsalen und Entbehrungen nach Eivitavecchia gebracht. 29

2. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 497

1858 - Weimar : Böhlau
497 erließen aber eine Protestation gegen die Auflösung des Convenants und sandten außer den Geistlichen aus jedem Presbyterium, wie die Unter, abtheilungen der kirchlichen Provinzialverbindungen genannt wurden, einen Kirchenvorsteher und vier Beisitzer nach Glasgow zur Versamm- lung. Diese Synode hob alle von Jakob 1. und Karl I. in der schot- tischen Kirche getroffenen Einrichtungen wieder auf. Ais die Schotten dem Könige diese Maßregel anzeigten, erklärten sie, daß sie alles mit der demüthigsten und loyalsten Rücksicht auf Seine Majestät eingerichtet hätten, dessen Ehre ihnen nächst Gott am theuersten sei. Doch fehlte es den Schotten auch nicht an Muth und Entschloffenheit zu gewalt- samen Widerstande. Es wurde ein Heer aufgeboten, die Schlösser und Burgen an der Grenze wurden mit Vorräthen versehen und stärker be- festigt. Volksbeliebtheit, Einsicht und Kraft machten den Grafen von Argyle zu einem trefflichen Führer der Bewegung. Auch der König rüstete ein Heer, und bald standen sich das königliche und das schotti- sche Heer gegenüber, aber es kam zu einem Vertrag, daß beide Theile ihre Truppen entlassen, und daß eine neue Kirchenversammlung und ein nächstens zusammentretendes Parlament die obwaltenden Streitigkeiten entscheiden sollten. Die Schotten blieben aber im Stillen gerüstet, die neue Kirchenversammlung zeigte sich nicht viel geschmeidiger als die frü- here, und stellte mit Beharrlichkeit Forderungen, die der König nicht bewilligen wollte. Da ließ Karl das Parlament vertagen, und die Schotten beschlossen den Krieg zu erneuern. Dem König blieb, um Geld zum Krieg zu erhalten, nichts übrig, als die Berufung eines englischen Parlaments. Daß Parlament trat am 13. April 1640 zusammen und nahm zunächst die alten Beschwerden wieder vor. Der König hingegen ver- langte die Bewilligung der zum Kriege nöthigen Geldsummen. Als die Debatten immer heftiger wurden, löste der König schon am 3. Mai das Parlament wieder auf. Tumulte an allen Enden der Hauptstadt ver- kündigten die allgemeine Gährung. Die Schotten rückten gegen die Grenze vor und schlugen einen königlichen Heerhaufen in die Flucht. In diesem Drange versammelte Karl das Oberhaus, aber dieses wollte die Verantwortlichkeit allein nicht übernehmen. Zwölf Peers vereinigten sich zu einer Bittschrift um ein Parlament beider Häuser; 10,000 Einwohner von London thaten ein Gleiches. Selbst Wentworth, den Karl zum Grafen von Srrafford ernannt hatte, und der Erzbischof Laud wollten nicht länger gegen den nach- drücklich ausgesprochenen Willen des Volkes streiten. Da gab der König nach, und am 3. November 1640 wurde das Parlament eröffnet. Die Führer der Opposition waren entschlossen, dieses Mal nur nach großen Zugeständnissen und Gewährleistungen für ihre Rechte auseinanderzu- gehen. Der Graf Strafford wurde als Feind des Vaterlandes und Hochverräter vom Unterhause angeklagt und verhaftet. Dasselbe Schick- sal traf kurz darauf den zweiten Rathgeber des Königs, den Erzbischof Laud. Der Siegelbewahrer und der Staatssekretär entflohen nach Frank- reich, und so war in wenigen Tagen der Staatsrath deß Königs auf- gelöst. Das Unterhaus erklärte alle Mitglieder, welche Monopole vom Könige erkauft hatten, für unfähig, ihre Stimmen abzugeben, und 32 Das lange Parlament.

3. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 568

1858 - Weimar : Böhlau
568 Philipp v. Ferdinandvi. Karl Iii. und unter fünfzehn Prozent Zinsen war nicht das geringste Darlehen zu erhalten. Der Hof litt oft an dem Nothwendigsten Mangel, und die spanische Armee, in den Niederlanden, Italien und dem Mutter- lande, betrug kaum 20,000 Mann. Karl Ii. war, obgleich zweimal verheirathet, kinderlos. Deshalb spielten am Hofe die verwickeltsten Intriguen der Gesandten Frankreichs und Oestreichs wegen der Erbfolge ihrer Regentenhäuser in Spanien. Als Karl Ii. (1700) starb, berief sein Testament den Bourbon Phi- lipp von Anjou, den Enkel Ludwigs Xiv., auf den spanischen Thron (S. 360). Philipp V. (1701—1746) zählte erst siebzehn Jahre als er seinen Einzug in Madrid hielt; er war ein sanfter, nachgiebiger Jüngling, gegen die Priester knechtisch gesinnt und von seinem Groß- vater an Gehorsam gewöhnt. Um dem auf Spanien lastenden Drucke und der Verarmung entgegenzuwirken, schränkte Philipp den Hofstaat ein und verminderte die Stellen der höheren Beamten. Aber die hier- durch gewonnene Ersparniß war unerheblich und erbitterte den Adel. Es kränkte den Stolz der spanischen Granden, daß viele Franzosen be- deutende Stellen erhielten; Priester eiferten gegen die Herrschaft der Fremdlinge, und zwischen den immer schroffer sich gestaltenden Parteien versank Philipp V. in Schwermut!) und war zu keiner Theilnahme an den Geschäften zu bewegen. Ludwig Xiv. gedachte Spanien durch seinen Gesandten zu regieren und eine der französischen ähnliche Ver- waltung einzuführen. Um der jungen Königin Maria Luise von Savoyen, mit welcher sich Philipp V. vermählt hatte, keinen Einfluß auf den schwachen König zu gestatten, hatte ihr Ludwig Xiv. die stolze und herrschsüchtige Prinzessin Ursini als Oberhofmeisterin zur Seite gesetzt. Da auch der Kaiser Leopold für seinen zweiten Sohn, den Erz- herzog Karl, die spanische Monarchie beanspruchte, so entbrannte der spanische Erbfolgekrieg (1701—1714), der damit endigte, daß Philipp V. Spanien, der indeffen zum Kaiser gewählte Karl aber die spani- schen Niederlande, Neapel, Mailand, Sardinien und die toskanischen Seehäfen an der westlichen Küste erhielt (S. 360 bis 366). Als Philipp V. 1714 seine Gemahlin verlor, behauptete die Prin- zessin Ursini ihren Einfluß auf den König. Das Vertrauen der Ur- sini besaß Julius Alberoni. Er war der Sohn eines Gärtners in Piacenza, hatte den geistlichen Stand gewählt und sich durch geistige Regsamkeit, List und Schlauheit emporgearbeitet. Da nun Philipp V. auf den Wunsch der Ursini, sie zu heirathen, nicht einging, sondern seine Absicht aussprach, sich in angemessener Weise wieder zu vermählen, so rieth Alberoni der Prinzessin, eine Fürstin zu wählen, die bescheidnen Sinnes und schwachen Geistes sich blindlings ihrer Leitung hingeben würde. Als eine solche schilderte er ihr Elisabet Farnese, die Bru- derstochter des regierenden Herzogs von Parma. Alberoni wurde nach Parma gesandt und brachte noch 1714 die Vermählung zu Stande. Aber Elisabet war das Gegentheil von dem, wie sie Alberoni geschildert hatte; sie war herrschsüchtig und kühn. Als sich ihr bei ihrem Eintritt in das Königreich die Prinzessin Ursini mit unziemlicher Vertraulichkeit

4. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 569

1858 - Weimar : Böhlau
569 näherte, ertheilte sie sogleich Befehl, die Prinzessin über die Grenze zu bringen. Philipp überließ die Leitung der Geschäfte seiner jungen Gemahlin; bei dieser aber galt Alberoni alles. Er wurde von der dankbaren Eli- sabet in den Staatsrath berufen und durch deren Vermittlung zum Kar- dinal ernannt. An die Spitze der Verwaltung gestellt, strebte Alberoni darnach, Spanien aus dem gesunkenen Zustande zu erheben, er beför- derte den Ackerbau und schuf eine ansehnliche Seemacht. Der Königin schmeichelte er mit der Aussicht, ihren Söhnen unabhängige Fürsten- thümer zu verschaffen, da zwei Söhne Philipps aus der ersten Ehe ihnen die Hoffnung benahmen, auf den Thron Spaniens zu gelangen. Es sollten die an Oestreich gekommenen Landschaften in Italien wieder an Spanien gebracht werden. Gegen die Pläne Alberoni's vereinigten sich Frankreich, England und Holland zu einer Tripelallianz(1717). Alberoni aber sandte eine Flotte von zwölf Kriegsschiffen und 9000 Mann nach Sardinien, und nach kurzer Gegenwehr wurde diese Insel erobert. Im folgenden Jahre wurde auch Sicilien von den Spaniern besetzt. Nun trat auch der Kaiser der Tripelallianz bei, die nun eine Quadru- pelallianz wurde (1718). Man kam überein, daß der Kaiser Sici- lien von Savoyen erhalten, diesem "dagegen Sardinien einräumen sollte. Für Don Carlos, den ältesten Sohn der Elisabet, bestimmte man Toskana, Parma und Piacenza, wo die männlichen Linien der Häuser Medici und Farnese dem Aussterben nahe waren. Elisabet und Albe- roni waren mit diesen Vorschlägen nicht zufrieden; aber die englische Flotte unter Admiral Byng besiegte die spanische bei Cap Passaro (1718), und England und Frankreich erklärten Spanien den Krieg. Da nun der Königin von Spanien zugleich das Anerbieten gemacht wurde, daß ihre Tochter die Gemahlin Ludwigs Xv. werden solle, wenn Spa- nien die Bedingungen der Quadrupelallianz annähme, so erfolgte der Sturz Alberoni's, und Spanien nahm die Bedingungen der Qua- drupelallianz an. Nach Alberoni's Entfernung wollte Philipp V. die Leitung des Staates selbst übernehmen, aber daß überstieg das Maß seiner Kräfte. In einem der bei ihm so gewöhnlichen Anfälle von Trübsinn, Schwer- muth und Gewissensangst übergab er die Regierung seinem ältesten Sohne Ludwig (1724). Da aber der siebzehnjährige Fürst schon nach sieben Monaten starb, so übernahm Philipp V. von neuem die Regie- rung. Seine Melancholie wuchs und stieg bis zur Geisteszerrüttung. Die Königin mußte die Befriedigung ihres Ehrgeizes, die Staatsgeschäfte zu leiten, durch das traurige Geschäft erkaufen, einen solchen Gemahl zu beaufsichtigen, ihm Gesellschaft zu leisten und sich zuweilen auch harte Mißhandlungen gefallen zu lassen. Als der Kaiser Karl Vi. wegen der Unterstützung des Kurfürsten von Sachsen bei der polnischen Königswcchl mit Frankreich in Krieg gerieth (S. 370 und 400), glaubte auch Elisabet die Gelegenheic be- nutzen zu können. Ein spanisches Heer zog nach Italien (1733) und eroberte Neapel und Sicilien. Im Frieden (1735) wurde das König- reich Neapel mit Sicilien dem spanischen Jnfanten Don Carlos zugesprochen; dagegen mußte dieser Toskana an Franz Stephan und Parma und Piacenza an den Kaiser abtreten.

5. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 570

1858 - Weimar : Böhlau
570 Der Händel der Spanier. Wegen deß Schleichhandels in Westindien brach 1739 ein Krieg zwischen Spanien und England aus. Der Tod des Kaisers Karl Vi. veranlaßte dann iin folgenden Jahre den östreichischen Erbfolgekrieg (1740 — 1748). Auch an diesem nahm Spanien Theil, weil Elisabet hoffte, auch für ihren zweiten Sohn, Philipp, ein Königreich in der Lombardei zu erwerben. Philipp V. starb noch während deß Krieges (1746); aber Elisabet erreichte es doch, daß der Friede zu Aachen einen Theil ihres Wunsches verwirklichte, da Don Philipp mit Parma, Piacenza und Guastalla belehnt wurde. Auf Philipp V. folgte dessen Sohn erster Ehe, Ferdinand Vi. (1746 — 1759). Ferdinand war sparsam und suchte den zerrütteten Wohlstand seines Volkes herzustellen. Handel, Gewerbe und Wissen- schaften hoben sich. Ferdinands Regierung würde noch segensreicher für Spanien gewesen sein, wenn der König nicht zur Melancholie ge- neigt und zu anhaltenden Geschäften unfähig gewesen wäre. Als Fer- dinand starb, folgte ihm sein Stiefbruder Karl Iii. (1759 —1788), bisher König von Neapel und Sicilien. Karl schloß 1761 den Bour- von ischen Hausvertrag mit Frankreich, welcher den Krieg mit England und viele Verluste in den Kolonien zur Folge hatte. Karl 111. hatte aufgeklärte Minister, welche dem über Europa verbreiteten Geiste der Neuerung und Verbesserung huldigten. Sie suchten die Einnahmen zu vermehren und dem Mutterlande einen reichlichern Gewinn aus den amerikanischen Besitzungen zu verschaffen. Zwei Italiener, Grimaldi und Squillace, hatten anfangs die oberste Leitung der Angelegenhei- ten Spaniens. Unter einer Menge von neuen Anordnungen waren manche gut und zweckmäßig, andere aber drückend und lästig, oder den alten Gewohnheiten entgegen. Es brach ein Aufstand in Madrid aus, und die Jesuiten schienen in diesen verwickelt zu sein. Deßhalb wurde die Wegführung der Jesuiten aus Spanien beschlossen, und Aranda, welcher an die Spitze der Regierung getreten war, führte (1767) die Maßregel aus (S. 450). Wir haben bereits (S. 232 — 236) den traurigen Zustand des Handels, der Gewerbe, des Ackerbaus und der Finanzen in Spanien geschildert. Unter Karl Ii. erreichte die Noth ihren Höhepunkt. Die letzten Manufakturen verzichteten auf ihren Betrieb, um der Raubgier des Fiskus zu entgehen, und das öffentliche Elend war so groß gewor- den, daß selbst die Kirchen ihr Silbergeräth verpfänden mußten. Man ließ durch Mönche vor den Thüren der Granden und Kirchenfürften Almosen sammeln. Selbst daß alte Rom, wie verkommen auch seine Staats- und Volkswirthschaft geworden war, hatte doch kaum den Grad der Erniedrigung erreicht, wie Spanien. Nach dem Tode des kinderlosen Karls Ii. bestieg ein Prinz aus dem Hause Bourbon, Philipp V, den spanischen Thron. Die Bour- bonen verzichteten auf die Chimäre einer europäischen Universalmonarckie und suchten mit Eifer und Einsicht durch innere Reformen das unglück- liche Land von seiner Erniedrigung zu dem ihm gebührenden Rang zu erheben. An politischer Freiheit gewann Spanien freilich unter den Bourbonen nicht wieder, was es unter den Habsburgern eingebüßt

6. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 586

1858 - Weimar : Böhlau
586 Das König reich beider Sicilien. Die Nobili, welche Morea verwalteten, übten aber einen solchen Druck aus, daß die Griechen auf die Rückkehr des türkischen Joches wie auf ihre Befreiung hofften. So geschah es, daß die Türken, als sie 1714 der Republik den Krieg erklärten und gleichzeitig in Morea eindrangen, das Land innerhalb weniger Monate mit Hülfe der Griechen eroberten und den Besitz von Morea im Frieden zu Passarowitz (1718) behaupteten. Neapel, Mailand, Sardinien, Mantua und die toskani- schen Seehäfen an der westlichen Küste waren durch den Frieden zu Rastatt (1714) von Philipp V. von Spanien an den Kaiser Karl Vi. abgetreten worden; die Insel Sicilien hatte im Frieden zu Utrecht (1713) Victor Amadeus von Savoyen als ein Königreich erhalten (S. 366). In Folge eines Angriffs der Spanier auf Sardinien und durch die Uebereinkunft der Ouadrupelallianz (S. 399) kam Sicilien an Oestreich, Sardinien an Savoyen. In Folge des Krieges um die polnische Thronfolge wurden 1736 die Königreiche Neapel und Sici- lien von dem Kaiser Karl Vi. an den spanischen Prinzen Don Carlos abgetreten. Don Carlos regierte über Neapel und Sicilien von 1736 bis 1759, wo er auf den spanischen Thron gelangte. Die Regierung des Don Carlos war wohlthätig für diese Länder. Der Minister, welchen der König an die Spitze der Geschäfte gestellt hatte, Marquis Tanueci, vorher Professor der Rechte an der Universität zu Pisa, hul- digte mit Vorsicht und Mäßigung den Grundsätzen der Staatsweisheit, welche das Jahrhundert beherrschte. Als Karl 1759 seinem Bruder Ferdinand Vi. auf dem Throne von Spanien folgte, überließ er die Krone beider Sicilien seinem dritten Sohne Ferdinand Iv. (1759 bis 1825), da er den ältesten, den nachmaligen König Karl Iv., als Kronprinzen von Spanien mit sich nahm, und der zweite wegen Geistes- schwäche für unfähig zum Regieren erklärt werden mußte. Ferdinand war erst acht Jahre alt, und die Regentschaft, deren Seele Tanucci war, stand unter dem Einflüsse des vorigen Königs. Der Geist der Staatsverwaltung blieb daher derselbe. Ein großer Fehler war es, daß man den jungen Fürsten ohne geistige Bildung und ohne alle für seinen Berus erforderliche Kenntnisse aufwachsen ließ. Als die Jesuiten aus Spanien vertrieben worden waren, geschah bald nachher dasselbe auch in Neapel und Sicilien. In seinem achtzehnten Jahre wurde der König mit Maria Karo- line, einer Tochter Maria Theresia's, vermählt. Mit dieser Verbindung verschwand vor dem Einflüsse Oestreichs und Englands der Einfluß Spaniens auf das Königreich beider Sicilien. Tanucci, welcher sich verge- bens bemühte, dem Uebergewichte der Königin die Wage zu halten, wurde entlassen, und bald gewann ein Engländer, Acton, das uneingeschränkte Vertrauernder Königin. Acton bekam nach und nach die ganze Leitring des Staates in seine Hände. Sein Regiment war, nach dem Sinne der Königin, in der äußeren Politik unfreundlich gegen Spanien und Frankreich, in der inneren Verwaltung neuerungssüchtig im Geiste Jo- sephs Ii., ohne dessen Einsicht und kraftvollen Willen. Die unternom- menen Reformen brachten keine Früchte, erregten aber den Haß des Volkes gegen die Königin.

7. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 763

1858 - Weimar : Böhlau
763 Napoleon, daß es bei der gegenwärtigen Lage Europa's nothwendig sei, die spanischen Provinzen zwischen den Pyrenäen und dem Ebro mit Frankreich zu vereinigen, und daß der König von Spanien durch Ueber- lassung von Portugal entschädigt werden solle. Napoleon wünschte Ver- weigerung, um dann Gewalt brauchen zu können, den König Kart zu entthronen; aber die unterwürfige Antwort des spanischen Kabinets nö- thigte ihn, einen anderen Weg zu seinem Ziele zu suchen. Die französi- schen Heere rückten unter dem Oberbefehl von Murat, des Großher- zogs von Berg, langsam gegen Madrid vor. Da gerieth der Friedens- fürst und die Königin in solche Bestürzung, daß sie sich in Spanien nicht mehr sicher hielten und nach dem Beispiele des portugiesischen Regenten den Hof nach Amerika zu versetzen beschlossen. Aber der König folgte zum ersten Mal anderen Rathschlägen als denen Godoy's und erklärte die Ankunft der Franzosen abwarten zu wollen. Die bereits getroffenen Anstalten zur Abreise brachten die längst vorhandene Gährung zum Aus- bruch. Der Pöbel drang in den Palast deß Friedensfürsten und würde diesen getödtet haben, wenn dieser sich nicht versteckt hätte. Als am folgenden Tage der Friedensfürst aufgefunden und vom Pöbel mißhan- delt wurde, eilte auf Bitten der Königin der Prinz Ferdinand mit eini- gen Leibwächtern herbei und entzog Godoy den Steinwürfen und Degen- stichen des Volkes durch den Zuruf: „Man solle den Verbrecher leben lasten, um ihn nicht der Gerechtigkeit zu entziehen." Godoy wurde zwischen den Pferden der Leibwächter in eine Kaserne gebracht und als- bald von' einem Richter über seine Staatsverwaltung verhört. Der Kö- nig war über die Verhaftung des Günstlings und bei der Vorstellung außer sich, daß er nun ohne den Friedensfürsten regieren solle. Noch an demselben Tage, am 19. März 1808, ließ er eine Urkunde ausferti- gen und bekannt machen, durch welche er zu Gunsten seines Sohnes der Krone entsagte. Bei dieser Nachricht ging die Volkswuth in den lebhaftesten Freudentaumel über. Murat rückte am 23. März an der Spitze einer französischen Hee- resabtheilung in Madrid ein, während die übrigen Truppen auf den An- höhen um die Stadt eine drohende Stellung einnahmen. Die Aengst- lichkeit, welche die Anwesenheit der französischen Truppen in den Be- wohnern von Madrid erregte, verhinderte nicht, daß am folgenden Tage der sunge Monarch unter dem Jubel des Volkes seinen Einzug in Ma- drid hielt. Murat erwiederte die Artigkeiten Ferdinands nicht, indem er erklärte, daß er, ohne die Meinung des Kaisers bestimmt zu wissen, die Anerkennung des Königs Ferdinand nicht aussprechen könne. Murat stellte sich aber, als ob er jeden Augenblick die gewünschte Anweisung erwarte, und theilte Ferdinand mit, daß der Kaiser nächstens nach Spa- nien kommen werde. Ferdinand glaubte des Kaisers ganz sicher zu sein, theilte diesem in einem herzlichen Briefe alles Vorgefallene mit, bewarb sich nochmals um die Hand von Napoleons Nichte und ordnete die Fest- lichkeiten zum Empfange des Kaisers an. Indessen hatte die Königin ihren schwachen Gemahl bewogen, am 21. März eine Protestarion gegen seine Thronentsagung zu unterzeichnen, und ihre Tochter, die Königin von Etrurien, bar Murat, ihren Eltern gegen ihren Bruder Hülfe zu leisten. Am 23. März sandte Karl jene Protestation an Napoleon, indem er erklärte, daß er sein Schicksal, wie

8. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 765

1858 - Weimar : Böhlau
165 dann gegen den Urheber der zu Bayonne verübten Schändlichkeit. Aehn- liche Gesinnungen hegte der H a nde ls sta n d. Er berechnete die Ver- luste, welche er in Folge ves Bündniffes zwischen Spanien und Frank- reich und der durch dasselbe herbeigeführten Handelssperre erlitten hatte. Die Priester besaßen in Spanien noch ihren alten Einfluß, sie waren die entschiedensten Gegner der Umgestaltung, welche sie von Napoleon und dem neufranzösischen Staatsgeiste für Spanien befürchteten. Als Murat den in Madrid zurückgebliebenen Jnfanten Antonio und Francisco befahl, am 2. Mai abzureisen, suchte der zahlreich ver- sammelte Pöbel die Abfahrt zu verhindern. Die Franzosen schoflen so- gleich auf das Volk, das sich hierauf wüthend auf sie stürzte; aber das Geschütz entschied den Tag zum Nachtheil der Spanier. Gegen Abend ließ Murat noch gegen hundert Menschen geringen Standes erschießen, bei welchen man die unter Handwerkern und Tagelöhnern üblichen groß- ßen Taschenmesser gefunden hatte. Zwei Tage darauf wurde Murat als Stellvertreter Karls Iv. verkündet und trat an die Spitze des Regie- rungsausschufles (Junta), den Ferdinand bei seiner Abreise eingesetzt hatte. Napoleon berief 150 angesehene Spanier nach Bayonne, um die neue Ordnung der Dinge berathen zu helfen; aber nicht alle Gern- sene kamen. Am 6. Juni ernannte Napoleon den König Joseph von Nea- pel zum Könige von Spanien und bald nachher Murat, den bisheri- gen Großherzog von Berg, zum Könige von Neapel. Am 20. Juli hielt Joseph Napoleon I. seinen prunkvollen Einzug in Madrid, und fünf Tage später wurde er feierlich zum Könige von Kastilien ausgecu- fen, Der vornehmste Adel und die aufgeklärtesten Männer Spaniens umgaben ihn, und die zu Bayonne berathene Verfassung war auf ganz verständigen allgemeinen Grundsätzen erbaut. Aber das spanische Volk ward nicht für die neue Ordnung gewonnen; es erhob sich in den Pro- vinzen zum Widerstände gegen den aufgedrungenen Herrscher. Die Be- Hörden, welche Einhalt geboten, wurden versagt; eine in Cadix liegende französische Flotte wurde gezwungen, sich an die Volksbehörde zu erge- den; in Aragonien stellte sich der General-Capitän Palafox selbst an die Spitze des Volkes. In jeder Provinz bildete sich durch Wahl des Volkes eine Junta, und die Junta von Sevilla suchte an die Spitze der ganzen Bewegung zu treten. Sie forderte alle Spanier zur Verthei- digung der Rechte Ferdinands Vii. auf, erklärte dem Kaiser Napoleon den Krieg, schloß Stillstand mit England und unterhandelte mit diesem wegen eines Friedens und Bündnisses. Sie forderte in einem Manifeste alle Völker Europa's auf, die französischen Ketten zu brechen, und erließ eine Anweisung, wie der Krieg gegen Frankreich in Spanien zu führen sei, nicht mit regelmäßigen Schlachten, sondern als kleiner Krieg durch einzelne Haufen, durch Aufreibung der feindlichen Heere. Alle unterrichteten Personen wurden aufgefordert, kurze Reden auszuarbeiten, sie drucken und verbreiten zu lassen, um den Eifer der Nation anzuregen. Der an- gegebene Kriegsplan wurde aber nicht durchgängig befolgt. Die Junta von Sevilla wurde nicht allgemein anerkannt; jede Junta ordnete die Regierung ihrer Provinz und bildete sich auch eine besondere Armee. Als die Franzosen anfangs überall vie ungeübten Schaaren auseinander sprengten, bildete sich Napoleon ein, daß er des Widerstandes leicht

9. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 820

1858 - Weimar : Böhlau
820 auf den Bauernkrieg. — Der Bauernkrieg. — Das torgauer Bündniß. Der Reichstag zu Speier. Gestaltung des neuen Kirchenthums. — Die Reformation in der Schweiz. — Die Protestatiou zu Speier. Das Religionsgespräch zu Marburg. — Krieg mit den Türken. Ferdinand König von Ungarn. — Erster und zweiter Krieg zwischen Karl V. und Franz I. — Reichstag zu Augsburg. Augsbnrgisches Glaubensbekenntniß. — Der schmalkaldische Bund und der nürn- berger Friede. — Wiedereinsetzung des Herzogs Ulrich von Würtemberg. — Die Wiedertäufer in Münster. — Karl's V. Zug nach Tunis. — Dritter Krieg zwischen Karl V. und Franz I. 1536—1538- Karls Unternehmung gegen Algier. Vierter Krieg zwischen Karl V. und Franz I. 1542—1544. — Wachsende Span- nung in Deutschland. — Lnther's Tod. — Der schmalkaldische Krieg. — Das Interim. — Moritz erzwingt den Passauer Vertrag. Karl's letzter Krieg gegen Frankreich. Moritzens Tod. — Der augsburger Religionsfriede. Karl's V. Abdankung und Tod. — S. 48—118. 4) Die Angelegenheiten der christlichen Kirche. Die deutsche Ge- schichte von Karl V. bi« Rudolph Ii. Die Jesuiten. — Das tri- dentiner Concil. — Calvin. Die reformirte Kirche. — Spaltungen in der lutherischen Kirche. — Ferdinand I. — Maximilian Ii. Die Grnmbachischen Händel. — Rudolph 11. — S. 118—134. 5) Da6 deutsche Reich der neueren Zeit. Der Handel, die Lite- ratur und Kunst der Deutschen. Der Kaiser, die Reichsbeamten, die Kurfürsten, die Kaiserwahl. — Die Reichsstände, die Reichstage, die Kreisein- richtung. — Die Reichskriegsverfassung. — Die Reichseinkünfte, das Reichs- polizeiwesen. — Die Gebiete der Reichsstäude. — Die Reichsstädte, die Reichs- ritterschaft , die Reichsdörfer. — Das Recht. — Die Reichsjustiz und die Ter- ritorialgerichte. — Der Handel.-----Die deutsche Volkstümlichkeit und die Eigenthümlichkeiten der verschiedenen Stände. — Die gelehrte Bildung. — Die deutsche Literatur. — Die deutsche Baukunst, Sculptur und Malerei vom An- fang des fünfzehnten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. — Die deut- sche Baukunst, Bildnerer und Malerei von der Mitte des sechzehnten bis zum Anfang des siebzehnten Jahrhunderts. — Kunsthandwerk. — Der Bilddrnck. — S. 134—168. 0) Geschichte Frankreichs von Franz I. bis zum Tode Ludwigs Xiii. von 1515—1043. Franz l. — Heinrich Ii. — Franz Ii. — Karl Ix. — Heinrich Iii. — Heinrich Iv. — Ludwig Xiii., Richelieu. — Der Han- del. — Die gelehrte Bildung. — Die französische Literatur des sechzehnten Jahr- hunderts. — Die französische Literatur zur Zeit Richelieu's. — S. 169—209. 7) Geschichte von Spanien unter Karl I., Philipp 11., 111. und Iv. Geschichte von Portugal und der Aufstand und Abfall der Niederlande. Karl I. — Philipp Ii. — Krieg mit Frankreich und dem Papst. Die Inquisition. Der Jnfant Don Karlos. — Der Aufstand der Mo- riscos. Die Schlacht bei Lepanto. — Portugal unter Johann Iii. und Se- bastian. Eroberung Portugals durch Herzog Alba. — Die Niederlande bis zur Statthalterschaft des Herzogs Alba. — Herzog Alba in den Niederlanden. — Die Statthalterschaft von Requesens, von Don Johann von Oestreich und des Herzogs Alexander von Parma. Philipp's Ii. Krieg mit England. — Philipp Iii. — Philipp Iv. — Die Kolonien und der Handel der Portugiesen. — Die Kolonien und der Handel der Spanier. — Handel, Schifffahrt und Kolonien der Holländer. — Die spanische Literatur bis zum Anfänge des sechzehnten Jahr- hunderts. — Die spanische Literatur im sechzehnten und siebzehnten Jahrhun- dert. — S. 209—253. 8) Italien im sechzehnten und bis zur Mitte des siebzehnten Jahr- hunderts. Die Zustände Italiens, Srcilien, Neapel, Mailand. — Toskana, Genua, Savoien, Venedig, der Kirchenstaat. — Verfall des italienischen Han- dels. — Die italienische Poesie. — Geschichtschreibung, Mathematik und Natur- wissenschaften. — Die Kunst in Italien. — S. 253—263.

10. Geschichte des Mittelalters - S. 166

1854 - Weimar : Böhlau
166 es scheint, der Graf. Neben diesem hat mitunter der Bischof einen Sitz. Regelmäßig fand die Versammlung unter freiem Himmel statt, in Gallien bisweilen in Kirchen oder in anderen größeren Gebäuden. Jede Hundertschaft hatte wahrscheinlich ihre bestimmte Gerichtsstätte; doch wurde der Ort der Versammlung auch von dem Grafen bestimmt. Die Verhandlung beginnt mit der Ladung, die durch den Kläger selbst geschieht; er fordert den Gegner auf, in der nächsten ordentlichen Versammlung zu erscheinen und hier seine Sache zu vertreten. Von einer Citation durch den Grafen oder einen ande- ren Beamten ist nicht die Rede. Wer der Aufforderung nicht Folge leistet, zieht sich Strafen oder andere rechtliche Nachtheile zu. Doch braucht der Beklagte nicht immer selbst zu kommen, sondern kann seine Sache einem anderen übertragen; auch kann er sein Ausblei- den mit ehhafter Noth, d. h. durch einen gesetzlich gültigen Grund entschuldigen. Geschieht aber keins von beiden und verstreicht der Gerichtstag, so läßt der Kläger es förmlich aussprechen und von dem Gericht anerkennen, daß er den Gegner umsonst erwartet Habei- den Ausbleibenden aber treffen besondere Nachtheile. Bleibt der Kläger am Gerichtstag aus, so wird der Beklagte freigesprochen. Sind beide Parteien erschienen, so findet die Verhandlung statt: das Vorbringen der Klage und die Widerrede des Beklagten, die Zeugenaussagen und was sonst dazu gehörte. Darauf folgt das Urtheil der Gemeinde, und wenn es möglich ist, wird es gleich vollstreckt. Es lautet häufig auf Reinigung des Beklagten, und diese geschieht durch Eid mit Ei de s h el fe rn, mitunter auch durch Gottesurtheil oder Zweikampf, und dazu wird gewöhn- lich ein neuer Terminangesetzt, entweder die nächste ordentliche Ver- sammlung, oder ein anderer Tag an einer passenden Stätte. Die Eidesleistung findet in der Kirche statt, Zweikampf nach ripuari- schem Recht meistens vor dem König, aber beides kann auch in der Volksversammlung geschehen. Das Urtheil wurde schriftlich ab- gefaßt und dem Sieger als Zeugniß über den Ausgang des Pro- zesses gegeben. Geschah die Vollziehung des Urtheils, die Buße oder was es sonst sein mochte, nicht gleich an Ort und Stelle, so war auch für sie ein späterer Termin bestellt. Es fragt sich, was geschah, wenn das Urtheil angefochten wurde. Das salische Gesetz bestimmte eine Strafe den Rachinburgen, welche falsch geurtheilt hatten, was wieder eine Klage gegen sie voraus- setzt. Das alemannische Recht sagt: wenn jemand ein Urtheil ver- wirft und sagt, der Richter richte nicht recht, so soll die Sache von anderen Richtern untersucht werden. Waitz (in der deutschen Ver- fassungsgeschichte) versteht das so, daß der Judex, welcher auf die Fassung den größten Einfluß hatte, vor den anderen Centenaren des Gaus belangt worden sei. Die Gesetze der Baiern und Alemannen lassen in vielen Fällen den Herzog als Richter einschreiten, wenn der Graf oder Judex die Sache nicht erledigen kann. Der Her- zog aber scheint in besonderen Fällen eine allgemeine Landesver- sammlung, eine Versammlung des gesummten unter ihm stehenden Volkes berufen zu haben. Auch konnten die Parteien, welche mit einem Urtheil nicht zufrieden waren, sich an den König wenden.
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