449
Individuen, aber er begründete doch ein gewisses äußeres Wohlbefinden
der Indianer und war besser, als alles das, was später der Liberalis-
mus in jenen Ländern geschaffen hat. Der Aufstand der Indianer
wurde allein den Jesuiten zugeschrieben, weil diese bei dem unbedingten
Gehorsam, den ihnen ihre Beichtkinder bewiesen, die Indianer leicht
hätten zur Unterwerfung unter die königlichen Befehle bewegen können.
Aus diesem Indianer-Aufstande sind die Maßregeln herzuleiten, welche
zuerst in Lissabon, dann in Paris und Madrid gegen den Orden ergrif-
fen wurden und die zuletzt die Aufhebung des Ordens herbeiführten.
Der Minister Pom bal war es, welcher dem Jesuiten-Staate in
Amerika ein Ende machte und welcher unmittelbar darauf in Portu-
gal den Vernichtungskamps gegen die Jesuiten begann. Pombal hatte
lange Zeit zu London und Paris diplomatische Geschäfte besorgt; er
hatte die französische Philosophie und die neuen Einrichtungen europäi-
scher Staaten kennen gelernt und nach seiner Rückkehr nach Portugal die
Ueberzeugung gewonnen, daß seine Landsleute durch die Jesuiten, in deren
Händen sich die Regierung und aller Unterricht befand, um mehr als ein
Jahrhundert hinter dem übrigen Europa zurückgehalten worden wären.
Pombal war ein äußerst kräftiger und energischer Mann und hatte den
größten Einfluß auf den König Joseph Emanuel. Die Jesuiten selbst
gaben Pombal Gelegenheit, mit dem größten Nachdruck gegen sie zu
verfahren, als sie die politischen Reformen Pombal's und die Härte,
mit welcher diese durchgeführt wurden, benutzten, um ihn bei der könig-
lichen Familie und beim Volke als eilten gottlosen, gefährlichen Menschen
zu verdächtigen. Die Jesuiten wurden 1757 vom Hofe entfernt und
durch andere Gastliche ersetzt. Pombal ließ zwei officielle Schriften
drucken, in welchen das Verfahren gegen die Jesuiten durch Nachwei-
sungen über das Treiben derselben in Südamerika und Portugal gerecht-
fertigt und alle Monarchen aufgefordert wurden, die Jesuiten als Feinde
der Fürstenmacht zu verfolgen. Diese Schriften wurden in ganz Europa
verbreitet und trugen nicht wenig zu den Maßregeln bei, welche bald
auch von anderen Regierungen gegen ven Orden ergriffen wurden.
Vom Papste verlangte Pombal eine gänzliche Reform des Ordens.
Der Papst ernannte den Erzbischof Saldanha zum Visitator und
Reformator des Jesuiten-Ordens in Portugal, und dieser erklärte die
Jesuiten für schuldig, dem päpstlichen Befehl zuwider Handel und
Wucher getrieben zu haben. Saldanha untersagte den Jesuiten das
Predigen und die Abhaltung von Beichten. Ein Mordanschlag auf den
König gab Pombal Gelegenheit, auch mehrere angesehene Jesuiten ins
Gefängniß zu werfen. Daß ganze Vermögen der Jesuiten wurde 1759
in Beschlag genommen. Der Papst konnte sich der Zumuthung nicht
erwehren, als Pombal von ihm die Erlaubniß verlangte, den Orden
durch die weltlichen Gerichte zu verfolgen. Auf Pombal's Befehl wur-
den 113 Jesuiten, zum Theil alte und achtbare Männer, auf ein Schiff
gebracht und an die Küste des Kirchenstaates geschafft. Ein königliches
Edict verbannte alle Jestüten als Rebellen und Verräther aus dem
Reiche und bedrohte sie mit dem Tode, wenn sie wieder zurückkehren
würden. Unmittelbar nachher wurde wieder eine Anzahl Jesuiten unter
Mühsalen und Entbehrungen nach Eivitavecchia gebracht.
29
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497
erließen aber eine Protestation gegen die Auflösung des Convenants und
sandten außer den Geistlichen aus jedem Presbyterium, wie die Unter,
abtheilungen der kirchlichen Provinzialverbindungen genannt wurden,
einen Kirchenvorsteher und vier Beisitzer nach Glasgow zur Versamm-
lung. Diese Synode hob alle von Jakob 1. und Karl I. in der schot-
tischen Kirche getroffenen Einrichtungen wieder auf. Ais die Schotten
dem Könige diese Maßregel anzeigten, erklärten sie, daß sie alles mit
der demüthigsten und loyalsten Rücksicht auf Seine Majestät eingerichtet
hätten, dessen Ehre ihnen nächst Gott am theuersten sei. Doch fehlte
es den Schotten auch nicht an Muth und Entschloffenheit zu gewalt-
samen Widerstande. Es wurde ein Heer aufgeboten, die Schlösser und
Burgen an der Grenze wurden mit Vorräthen versehen und stärker be-
festigt. Volksbeliebtheit, Einsicht und Kraft machten den Grafen von
Argyle zu einem trefflichen Führer der Bewegung. Auch der König
rüstete ein Heer, und bald standen sich das königliche und das schotti-
sche Heer gegenüber, aber es kam zu einem Vertrag, daß beide Theile
ihre Truppen entlassen, und daß eine neue Kirchenversammlung und ein
nächstens zusammentretendes Parlament die obwaltenden Streitigkeiten
entscheiden sollten. Die Schotten blieben aber im Stillen gerüstet, die
neue Kirchenversammlung zeigte sich nicht viel geschmeidiger als die frü-
here, und stellte mit Beharrlichkeit Forderungen, die der König nicht
bewilligen wollte. Da ließ Karl das Parlament vertagen, und die
Schotten beschlossen den Krieg zu erneuern. Dem König blieb, um
Geld zum Krieg zu erhalten, nichts übrig, als die Berufung eines
englischen Parlaments.
Daß Parlament trat am 13. April 1640 zusammen und nahm
zunächst die alten Beschwerden wieder vor. Der König hingegen ver-
langte die Bewilligung der zum Kriege nöthigen Geldsummen. Als die
Debatten immer heftiger wurden, löste der König schon am 3. Mai das
Parlament wieder auf. Tumulte an allen Enden der Hauptstadt ver-
kündigten die allgemeine Gährung. Die Schotten rückten gegen die
Grenze vor und schlugen einen königlichen Heerhaufen in die Flucht.
In diesem Drange versammelte Karl das Oberhaus, aber dieses wollte
die Verantwortlichkeit allein nicht übernehmen.
Zwölf Peers vereinigten sich zu einer Bittschrift um ein Parlament
beider Häuser; 10,000 Einwohner von London thaten ein Gleiches.
Selbst Wentworth, den Karl zum Grafen von Srrafford ernannt
hatte, und der Erzbischof Laud wollten nicht länger gegen den nach-
drücklich ausgesprochenen Willen des Volkes streiten. Da gab der König
nach, und am 3. November 1640 wurde das Parlament eröffnet. Die
Führer der Opposition waren entschlossen, dieses Mal nur nach großen
Zugeständnissen und Gewährleistungen für ihre Rechte auseinanderzu-
gehen. Der Graf Strafford wurde als Feind des Vaterlandes und
Hochverräter vom Unterhause angeklagt und verhaftet. Dasselbe Schick-
sal traf kurz darauf den zweiten Rathgeber des Königs, den Erzbischof
Laud. Der Siegelbewahrer und der Staatssekretär entflohen nach Frank-
reich, und so war in wenigen Tagen der Staatsrath deß Königs auf-
gelöst. Das Unterhaus erklärte alle Mitglieder, welche Monopole vom
Könige erkauft hatten, für unfähig, ihre Stimmen abzugeben, und
32
Das lange
Parlament.
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Extrahierte Personennamen: Jakob Karl_I. Karl_I. Muth Karl Karl Karl Karl Wentworth Karl_zum_Grafen_von_Srrafford Karl
568
Philipp v.
Ferdinandvi.
Karl Iii.
und unter fünfzehn Prozent Zinsen war nicht das geringste Darlehen
zu erhalten. Der Hof litt oft an dem Nothwendigsten Mangel, und
die spanische Armee, in den Niederlanden, Italien und dem Mutter-
lande, betrug kaum 20,000 Mann.
Karl Ii. war, obgleich zweimal verheirathet, kinderlos. Deshalb
spielten am Hofe die verwickeltsten Intriguen der Gesandten Frankreichs
und Oestreichs wegen der Erbfolge ihrer Regentenhäuser in Spanien.
Als Karl Ii. (1700) starb, berief sein Testament den Bourbon Phi-
lipp von Anjou, den Enkel Ludwigs Xiv., auf den spanischen
Thron (S. 360). Philipp V. (1701—1746) zählte erst siebzehn Jahre
als er seinen Einzug in Madrid hielt; er war ein sanfter, nachgiebiger
Jüngling, gegen die Priester knechtisch gesinnt und von seinem Groß-
vater an Gehorsam gewöhnt. Um dem auf Spanien lastenden Drucke
und der Verarmung entgegenzuwirken, schränkte Philipp den Hofstaat
ein und verminderte die Stellen der höheren Beamten. Aber die hier-
durch gewonnene Ersparniß war unerheblich und erbitterte den Adel.
Es kränkte den Stolz der spanischen Granden, daß viele Franzosen be-
deutende Stellen erhielten; Priester eiferten gegen die Herrschaft der
Fremdlinge, und zwischen den immer schroffer sich gestaltenden Parteien
versank Philipp V. in Schwermut!) und war zu keiner Theilnahme an
den Geschäften zu bewegen. Ludwig Xiv. gedachte Spanien durch
seinen Gesandten zu regieren und eine der französischen ähnliche Ver-
waltung einzuführen. Um der jungen Königin Maria Luise von
Savoyen, mit welcher sich Philipp V. vermählt hatte, keinen Einfluß
auf den schwachen König zu gestatten, hatte ihr Ludwig Xiv. die
stolze und herrschsüchtige Prinzessin Ursini als Oberhofmeisterin zur
Seite gesetzt.
Da auch der Kaiser Leopold für seinen zweiten Sohn, den Erz-
herzog Karl, die spanische Monarchie beanspruchte, so entbrannte der
spanische Erbfolgekrieg (1701—1714), der damit endigte, daß Philipp V.
Spanien, der indeffen zum Kaiser gewählte Karl aber die spani-
schen Niederlande, Neapel, Mailand, Sardinien und die
toskanischen Seehäfen an der westlichen Küste erhielt (S. 360
bis 366).
Als Philipp V. 1714 seine Gemahlin verlor, behauptete die Prin-
zessin Ursini ihren Einfluß auf den König. Das Vertrauen der Ur-
sini besaß Julius Alberoni. Er war der Sohn eines Gärtners in
Piacenza, hatte den geistlichen Stand gewählt und sich durch geistige
Regsamkeit, List und Schlauheit emporgearbeitet. Da nun Philipp V.
auf den Wunsch der Ursini, sie zu heirathen, nicht einging, sondern
seine Absicht aussprach, sich in angemessener Weise wieder zu vermählen,
so rieth Alberoni der Prinzessin, eine Fürstin zu wählen, die bescheidnen
Sinnes und schwachen Geistes sich blindlings ihrer Leitung hingeben
würde. Als eine solche schilderte er ihr Elisabet Farnese, die Bru-
derstochter des regierenden Herzogs von Parma. Alberoni wurde nach
Parma gesandt und brachte noch 1714 die Vermählung zu Stande.
Aber Elisabet war das Gegentheil von dem, wie sie Alberoni geschildert
hatte; sie war herrschsüchtig und kühn. Als sich ihr bei ihrem Eintritt
in das Königreich die Prinzessin Ursini mit unziemlicher Vertraulichkeit
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Extrahierte Personennamen: Philipp_v Philipp Karl_Iii Karl Karl_Ii Karl Karl_Ii Karl Ludwigs_Xiv. Ludwigs_Xiv. Philipp_V. Philipp_V. Philipp Philipp Philipp_V. Philipp_V. Ludwig_Xiv Ludwig Maria_Luise_von
Savoyen Maria Philipp_V. Philipp_V. Ludwig_Xiv Ludwig Leopold Leopold Karl Karl Philipp_V. Philipp_V. Karl Karl Philipp_V. Philipp_V. Julius_Alberoni Philipp_V. Philipp_V. rieth_Alberoni Elisabet_Farnese Alberoni Elisabet Alberoni
569
näherte, ertheilte sie sogleich Befehl, die Prinzessin über die Grenze zu
bringen.
Philipp überließ die Leitung der Geschäfte seiner jungen Gemahlin;
bei dieser aber galt Alberoni alles. Er wurde von der dankbaren Eli-
sabet in den Staatsrath berufen und durch deren Vermittlung zum Kar-
dinal ernannt. An die Spitze der Verwaltung gestellt, strebte Alberoni
darnach, Spanien aus dem gesunkenen Zustande zu erheben, er beför-
derte den Ackerbau und schuf eine ansehnliche Seemacht. Der Königin
schmeichelte er mit der Aussicht, ihren Söhnen unabhängige Fürsten-
thümer zu verschaffen, da zwei Söhne Philipps aus der ersten Ehe
ihnen die Hoffnung benahmen, auf den Thron Spaniens zu gelangen.
Es sollten die an Oestreich gekommenen Landschaften in Italien wieder
an Spanien gebracht werden. Gegen die Pläne Alberoni's vereinigten sich
Frankreich, England und Holland zu einer Tripelallianz(1717).
Alberoni aber sandte eine Flotte von zwölf Kriegsschiffen und 9000 Mann
nach Sardinien, und nach kurzer Gegenwehr wurde diese Insel erobert.
Im folgenden Jahre wurde auch Sicilien von den Spaniern besetzt.
Nun trat auch der Kaiser der Tripelallianz bei, die nun eine Quadru-
pelallianz wurde (1718). Man kam überein, daß der Kaiser Sici-
lien von Savoyen erhalten, diesem "dagegen Sardinien einräumen sollte.
Für Don Carlos, den ältesten Sohn der Elisabet, bestimmte man
Toskana, Parma und Piacenza, wo die männlichen Linien der Häuser
Medici und Farnese dem Aussterben nahe waren. Elisabet und Albe-
roni waren mit diesen Vorschlägen nicht zufrieden; aber die englische
Flotte unter Admiral Byng besiegte die spanische bei Cap Passaro
(1718), und England und Frankreich erklärten Spanien den Krieg. Da
nun der Königin von Spanien zugleich das Anerbieten gemacht wurde,
daß ihre Tochter die Gemahlin Ludwigs Xv. werden solle, wenn Spa-
nien die Bedingungen der Quadrupelallianz annähme, so erfolgte der
Sturz Alberoni's, und Spanien nahm die Bedingungen der Qua-
drupelallianz an.
Nach Alberoni's Entfernung wollte Philipp V. die Leitung des
Staates selbst übernehmen, aber daß überstieg das Maß seiner Kräfte.
In einem der bei ihm so gewöhnlichen Anfälle von Trübsinn, Schwer-
muth und Gewissensangst übergab er die Regierung seinem ältesten
Sohne Ludwig (1724). Da aber der siebzehnjährige Fürst schon nach
sieben Monaten starb, so übernahm Philipp V. von neuem die Regie-
rung. Seine Melancholie wuchs und stieg bis zur Geisteszerrüttung.
Die Königin mußte die Befriedigung ihres Ehrgeizes, die Staatsgeschäfte
zu leiten, durch das traurige Geschäft erkaufen, einen solchen Gemahl
zu beaufsichtigen, ihm Gesellschaft zu leisten und sich zuweilen auch
harte Mißhandlungen gefallen zu lassen.
Als der Kaiser Karl Vi. wegen der Unterstützung des Kurfürsten
von Sachsen bei der polnischen Königswcchl mit Frankreich in Krieg
gerieth (S. 370 und 400), glaubte auch Elisabet die Gelegenheic be-
nutzen zu können. Ein spanisches Heer zog nach Italien (1733) und
eroberte Neapel und Sicilien. Im Frieden (1735) wurde das König-
reich Neapel mit Sicilien dem spanischen Jnfanten Don Carlos
zugesprochen; dagegen mußte dieser Toskana an Franz Stephan und
Parma und Piacenza an den Kaiser abtreten.
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Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp Alberoni Philipps Philipps Oestreich Alberoni Carlos Elisabet Elisabet Ludwigs_Xv. Ludwigs Philipp_V. Philipp_V. Ludwig_( Ludwig Philipp_V. Philipp_V. Karl_Vi Karl Elisabet Carlos Franz_Stephan Franz
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Spaniens Italien Spanien Frankreich England Holland Sardinien Sardinien Toskana Parma Piacenza Häuser
Medici England Frankreich Spanien Spanien Spanien Sachsen Frankreich Italien Neapel Sicilien Neapel Piacenza
570
Der Händel
der Spanier.
Wegen deß Schleichhandels in Westindien brach 1739 ein Krieg
zwischen Spanien und England aus. Der Tod des Kaisers
Karl Vi. veranlaßte dann iin folgenden Jahre den östreichischen
Erbfolgekrieg (1740 — 1748). Auch an diesem nahm Spanien
Theil, weil Elisabet hoffte, auch für ihren zweiten Sohn, Philipp,
ein Königreich in der Lombardei zu erwerben. Philipp V. starb
noch während deß Krieges (1746); aber Elisabet erreichte es doch, daß
der Friede zu Aachen einen Theil ihres Wunsches verwirklichte, da
Don Philipp mit Parma, Piacenza und Guastalla belehnt
wurde.
Auf Philipp V. folgte dessen Sohn erster Ehe, Ferdinand Vi.
(1746 — 1759). Ferdinand war sparsam und suchte den zerrütteten
Wohlstand seines Volkes herzustellen. Handel, Gewerbe und Wissen-
schaften hoben sich. Ferdinands Regierung würde noch segensreicher
für Spanien gewesen sein, wenn der König nicht zur Melancholie ge-
neigt und zu anhaltenden Geschäften unfähig gewesen wäre. Als Fer-
dinand starb, folgte ihm sein Stiefbruder Karl Iii. (1759 —1788),
bisher König von Neapel und Sicilien. Karl schloß 1761 den Bour-
von ischen Hausvertrag mit Frankreich, welcher den Krieg mit
England und viele Verluste in den Kolonien zur Folge hatte. Karl 111.
hatte aufgeklärte Minister, welche dem über Europa verbreiteten Geiste
der Neuerung und Verbesserung huldigten. Sie suchten die Einnahmen
zu vermehren und dem Mutterlande einen reichlichern Gewinn aus den
amerikanischen Besitzungen zu verschaffen. Zwei Italiener, Grimaldi
und Squillace, hatten anfangs die oberste Leitung der Angelegenhei-
ten Spaniens. Unter einer Menge von neuen Anordnungen waren
manche gut und zweckmäßig, andere aber drückend und lästig, oder den
alten Gewohnheiten entgegen. Es brach ein Aufstand in Madrid aus,
und die Jesuiten schienen in diesen verwickelt zu sein. Deßhalb wurde
die Wegführung der Jesuiten aus Spanien beschlossen, und
Aranda, welcher an die Spitze der Regierung getreten war, führte
(1767) die Maßregel aus (S. 450).
Wir haben bereits (S. 232 — 236) den traurigen Zustand des
Handels, der Gewerbe, des Ackerbaus und der Finanzen in Spanien
geschildert. Unter Karl Ii. erreichte die Noth ihren Höhepunkt. Die
letzten Manufakturen verzichteten auf ihren Betrieb, um der Raubgier
des Fiskus zu entgehen, und das öffentliche Elend war so groß gewor-
den, daß selbst die Kirchen ihr Silbergeräth verpfänden mußten. Man
ließ durch Mönche vor den Thüren der Granden und Kirchenfürften
Almosen sammeln. Selbst daß alte Rom, wie verkommen auch seine
Staats- und Volkswirthschaft geworden war, hatte doch kaum den Grad
der Erniedrigung erreicht, wie Spanien.
Nach dem Tode des kinderlosen Karls Ii. bestieg ein Prinz aus
dem Hause Bourbon, Philipp V, den spanischen Thron. Die Bour-
bonen verzichteten auf die Chimäre einer europäischen Universalmonarckie
und suchten mit Eifer und Einsicht durch innere Reformen das unglück-
liche Land von seiner Erniedrigung zu dem ihm gebührenden Rang zu
erheben. An politischer Freiheit gewann Spanien freilich unter den
Bourbonen nicht wieder, was es unter den Habsburgern eingebüßt
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Extrahierte Personennamen: Karl_Vi Karl Elisabet Philipp Philipp Philipp_V. Philipp_V. Elisabet Philipp Philipp Guastalla Philipp_V. Philipp_V. Ferdinand_Vi Ferdinand Ferdinand Ferdinands Karl_Iii Karl Karl Karl Karl Grimaldi Karl_Ii Karl Karls Philipp_V Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Westindien Spanien England Spanien Piacenza Ferdinands Spanien Neapel Sicilien Frankreich England Europa Spaniens Madrid Spanien Aranda Spanien Rom Spanien Karls Spanien
586
Das König
reich beider
Sicilien.
Die Nobili, welche Morea verwalteten, übten aber einen solchen
Druck aus, daß die Griechen auf die Rückkehr des türkischen Joches
wie auf ihre Befreiung hofften. So geschah es, daß die Türken, als
sie 1714 der Republik den Krieg erklärten und gleichzeitig in Morea
eindrangen, das Land innerhalb weniger Monate mit Hülfe der Griechen
eroberten und den Besitz von Morea im Frieden zu Passarowitz
(1718) behaupteten.
Neapel, Mailand, Sardinien, Mantua und die toskani-
schen Seehäfen an der westlichen Küste waren durch den Frieden
zu Rastatt (1714) von Philipp V. von Spanien an den Kaiser Karl Vi.
abgetreten worden; die Insel Sicilien hatte im Frieden zu Utrecht
(1713) Victor Amadeus von Savoyen als ein Königreich erhalten
(S. 366). In Folge eines Angriffs der Spanier auf Sardinien und
durch die Uebereinkunft der Ouadrupelallianz (S. 399) kam Sicilien
an Oestreich, Sardinien an Savoyen. In Folge des Krieges um die
polnische Thronfolge wurden 1736 die Königreiche Neapel und Sici-
lien von dem Kaiser Karl Vi. an den spanischen Prinzen Don Carlos
abgetreten. Don Carlos regierte über Neapel und Sicilien von 1736
bis 1759, wo er auf den spanischen Thron gelangte. Die Regierung
des Don Carlos war wohlthätig für diese Länder. Der Minister,
welchen der König an die Spitze der Geschäfte gestellt hatte, Marquis
Tanueci, vorher Professor der Rechte an der Universität zu Pisa, hul-
digte mit Vorsicht und Mäßigung den Grundsätzen der Staatsweisheit,
welche das Jahrhundert beherrschte. Als Karl 1759 seinem Bruder
Ferdinand Vi. auf dem Throne von Spanien folgte, überließ er die
Krone beider Sicilien seinem dritten Sohne Ferdinand Iv. (1759
bis 1825), da er den ältesten, den nachmaligen König Karl Iv., als
Kronprinzen von Spanien mit sich nahm, und der zweite wegen Geistes-
schwäche für unfähig zum Regieren erklärt werden mußte. Ferdinand
war erst acht Jahre alt, und die Regentschaft, deren Seele Tanucci
war, stand unter dem Einflüsse des vorigen Königs. Der Geist der
Staatsverwaltung blieb daher derselbe. Ein großer Fehler war es, daß
man den jungen Fürsten ohne geistige Bildung und ohne alle für seinen
Berus erforderliche Kenntnisse aufwachsen ließ. Als die Jesuiten aus
Spanien vertrieben worden waren, geschah bald nachher dasselbe auch
in Neapel und Sicilien.
In seinem achtzehnten Jahre wurde der König mit Maria Karo-
line, einer Tochter Maria Theresia's, vermählt. Mit dieser Verbindung
verschwand vor dem Einflüsse Oestreichs und Englands der Einfluß
Spaniens auf das Königreich beider Sicilien. Tanucci, welcher sich verge-
bens bemühte, dem Uebergewichte der Königin die Wage zu halten, wurde
entlassen, und bald gewann ein Engländer, Acton, das uneingeschränkte
Vertrauernder Königin. Acton bekam nach und nach die ganze Leitring
des Staates in seine Hände. Sein Regiment war, nach dem Sinne
der Königin, in der äußeren Politik unfreundlich gegen Spanien und
Frankreich, in der inneren Verwaltung neuerungssüchtig im Geiste Jo-
sephs Ii., ohne dessen Einsicht und kraftvollen Willen. Die unternom-
menen Reformen brachten keine Früchte, erregten aber den Haß des
Volkes gegen die Königin.
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Extrahierte Personennamen: Morea Philipp_V. Philipp_V. Karl_Vi Karl Victor_Amadeus_von_Savoyen Oestreich Karl_Vi Karl Carlos Carlos Carlos Marquis
Tanueci Karl Karl Ferdinand_Vi Ferdinand Ferdinand_Iv Ferdinand Karl_Iv. Karl_Iv. Ferdinand Maria_Karo- Maria Maria_Theresia's Maria Acton Acton
763
Napoleon, daß es bei der gegenwärtigen Lage Europa's nothwendig sei,
die spanischen Provinzen zwischen den Pyrenäen und dem Ebro mit
Frankreich zu vereinigen, und daß der König von Spanien durch Ueber-
lassung von Portugal entschädigt werden solle. Napoleon wünschte Ver-
weigerung, um dann Gewalt brauchen zu können, den König Kart zu
entthronen; aber die unterwürfige Antwort des spanischen Kabinets nö-
thigte ihn, einen anderen Weg zu seinem Ziele zu suchen. Die französi-
schen Heere rückten unter dem Oberbefehl von Murat, des Großher-
zogs von Berg, langsam gegen Madrid vor. Da gerieth der Friedens-
fürst und die Königin in solche Bestürzung, daß sie sich in Spanien nicht
mehr sicher hielten und nach dem Beispiele des portugiesischen Regenten
den Hof nach Amerika zu versetzen beschlossen. Aber der König folgte
zum ersten Mal anderen Rathschlägen als denen Godoy's und erklärte
die Ankunft der Franzosen abwarten zu wollen. Die bereits getroffenen
Anstalten zur Abreise brachten die längst vorhandene Gährung zum Aus-
bruch. Der Pöbel drang in den Palast deß Friedensfürsten und würde
diesen getödtet haben, wenn dieser sich nicht versteckt hätte. Als am
folgenden Tage der Friedensfürst aufgefunden und vom Pöbel mißhan-
delt wurde, eilte auf Bitten der Königin der Prinz Ferdinand mit eini-
gen Leibwächtern herbei und entzog Godoy den Steinwürfen und Degen-
stichen des Volkes durch den Zuruf: „Man solle den Verbrecher leben
lasten, um ihn nicht der Gerechtigkeit zu entziehen." Godoy wurde
zwischen den Pferden der Leibwächter in eine Kaserne gebracht und als-
bald von' einem Richter über seine Staatsverwaltung verhört. Der Kö-
nig war über die Verhaftung des Günstlings und bei der Vorstellung
außer sich, daß er nun ohne den Friedensfürsten regieren solle. Noch
an demselben Tage, am 19. März 1808, ließ er eine Urkunde ausferti-
gen und bekannt machen, durch welche er zu Gunsten seines Sohnes
der Krone entsagte. Bei dieser Nachricht ging die Volkswuth in den
lebhaftesten Freudentaumel über.
Murat rückte am 23. März an der Spitze einer französischen Hee-
resabtheilung in Madrid ein, während die übrigen Truppen auf den An-
höhen um die Stadt eine drohende Stellung einnahmen. Die Aengst-
lichkeit, welche die Anwesenheit der französischen Truppen in den Be-
wohnern von Madrid erregte, verhinderte nicht, daß am folgenden Tage
der sunge Monarch unter dem Jubel des Volkes seinen Einzug in Ma-
drid hielt. Murat erwiederte die Artigkeiten Ferdinands nicht, indem er
erklärte, daß er, ohne die Meinung des Kaisers bestimmt zu wissen, die
Anerkennung des Königs Ferdinand nicht aussprechen könne. Murat
stellte sich aber, als ob er jeden Augenblick die gewünschte Anweisung
erwarte, und theilte Ferdinand mit, daß der Kaiser nächstens nach Spa-
nien kommen werde. Ferdinand glaubte des Kaisers ganz sicher zu sein,
theilte diesem in einem herzlichen Briefe alles Vorgefallene mit, bewarb
sich nochmals um die Hand von Napoleons Nichte und ordnete die Fest-
lichkeiten zum Empfange des Kaisers an.
Indessen hatte die Königin ihren schwachen Gemahl bewogen, am
21. März eine Protestarion gegen seine Thronentsagung zu unterzeichnen,
und ihre Tochter, die Königin von Etrurien, bar Murat, ihren Eltern
gegen ihren Bruder Hülfe zu leisten. Am 23. März sandte Karl jene
Protestation an Napoleon, indem er erklärte, daß er sein Schicksal, wie
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Murat Ferdinand Ferdinand Godoy Godoy Murat Murat Ferdinands Ferdinand Murat Ferdinand Ferdinand Ferdinand Napoleons Murat Karl Karl Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Spanien Portugal Madrid Spanien Amerika Madrid Madrid Ferdinands Napoleons Etrurien
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dann gegen den Urheber der zu Bayonne verübten Schändlichkeit. Aehn-
liche Gesinnungen hegte der H a nde ls sta n d. Er berechnete die Ver-
luste, welche er in Folge ves Bündniffes zwischen Spanien und Frank-
reich und der durch dasselbe herbeigeführten Handelssperre erlitten hatte.
Die Priester besaßen in Spanien noch ihren alten Einfluß, sie waren
die entschiedensten Gegner der Umgestaltung, welche sie von Napoleon
und dem neufranzösischen Staatsgeiste für Spanien befürchteten.
Als Murat den in Madrid zurückgebliebenen Jnfanten Antonio
und Francisco befahl, am 2. Mai abzureisen, suchte der zahlreich ver-
sammelte Pöbel die Abfahrt zu verhindern. Die Franzosen schoflen so-
gleich auf das Volk, das sich hierauf wüthend auf sie stürzte; aber das
Geschütz entschied den Tag zum Nachtheil der Spanier. Gegen Abend
ließ Murat noch gegen hundert Menschen geringen Standes erschießen,
bei welchen man die unter Handwerkern und Tagelöhnern üblichen groß-
ßen Taschenmesser gefunden hatte. Zwei Tage darauf wurde Murat als
Stellvertreter Karls Iv. verkündet und trat an die Spitze des Regie-
rungsausschufles (Junta), den Ferdinand bei seiner Abreise eingesetzt
hatte. Napoleon berief 150 angesehene Spanier nach Bayonne, um
die neue Ordnung der Dinge berathen zu helfen; aber nicht alle Gern-
sene kamen.
Am 6. Juni ernannte Napoleon den König Joseph von Nea-
pel zum Könige von Spanien und bald nachher Murat, den bisheri-
gen Großherzog von Berg, zum Könige von Neapel. Am 20. Juli
hielt Joseph Napoleon I. seinen prunkvollen Einzug in Madrid, und
fünf Tage später wurde er feierlich zum Könige von Kastilien ausgecu-
fen, Der vornehmste Adel und die aufgeklärtesten Männer Spaniens
umgaben ihn, und die zu Bayonne berathene Verfassung war auf ganz
verständigen allgemeinen Grundsätzen erbaut. Aber das spanische Volk
ward nicht für die neue Ordnung gewonnen; es erhob sich in den Pro-
vinzen zum Widerstände gegen den aufgedrungenen Herrscher. Die Be-
Hörden, welche Einhalt geboten, wurden versagt; eine in Cadix liegende
französische Flotte wurde gezwungen, sich an die Volksbehörde zu erge-
den; in Aragonien stellte sich der General-Capitän Palafox selbst an
die Spitze des Volkes. In jeder Provinz bildete sich durch Wahl des
Volkes eine Junta, und die Junta von Sevilla suchte an die Spitze
der ganzen Bewegung zu treten. Sie forderte alle Spanier zur Verthei-
digung der Rechte Ferdinands Vii. auf, erklärte dem Kaiser Napoleon
den Krieg, schloß Stillstand mit England und unterhandelte mit diesem
wegen eines Friedens und Bündnisses. Sie forderte in einem Manifeste
alle Völker Europa's auf, die französischen Ketten zu brechen, und erließ
eine Anweisung, wie der Krieg gegen Frankreich in Spanien zu führen sei,
nicht mit regelmäßigen Schlachten, sondern als kleiner Krieg durch einzelne
Haufen, durch Aufreibung der feindlichen Heere. Alle unterrichteten
Personen wurden aufgefordert, kurze Reden auszuarbeiten, sie drucken
und verbreiten zu lassen, um den Eifer der Nation anzuregen. Der an-
gegebene Kriegsplan wurde aber nicht durchgängig befolgt. Die Junta
von Sevilla wurde nicht allgemein anerkannt; jede Junta ordnete die
Regierung ihrer Provinz und bildete sich auch eine besondere Armee.
Als die Franzosen anfangs überall vie ungeübten Schaaren auseinander
sprengten, bildete sich Napoleon ein, daß er des Widerstandes leicht
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Antonio Francisco Karls Ferdinand Napoleon Napoleon Joseph_von_Nea- Napoleon_I. Palafox Ferdinands Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Bayonne Spanien Frank- Spanien Spanien Madrid Karls Bayonne Spanien Neapel Madrid Kastilien Spaniens Bayonne Cadix Aragonien Sevilla Ferdinands England Frankreich Spanien Sevilla
820
auf den Bauernkrieg. — Der Bauernkrieg. — Das torgauer Bündniß. Der
Reichstag zu Speier. Gestaltung des neuen Kirchenthums. — Die Reformation
in der Schweiz. — Die Protestatiou zu Speier. Das Religionsgespräch zu
Marburg. — Krieg mit den Türken. Ferdinand König von Ungarn. — Erster
und zweiter Krieg zwischen Karl V. und Franz I. — Reichstag zu Augsburg.
Augsbnrgisches Glaubensbekenntniß. — Der schmalkaldische Bund und der nürn-
berger Friede. — Wiedereinsetzung des Herzogs Ulrich von Würtemberg. — Die
Wiedertäufer in Münster. — Karl's V. Zug nach Tunis. — Dritter Krieg
zwischen Karl V. und Franz I. 1536—1538- Karls Unternehmung gegen Algier.
Vierter Krieg zwischen Karl V. und Franz I. 1542—1544. — Wachsende Span-
nung in Deutschland. — Lnther's Tod. — Der schmalkaldische Krieg. — Das
Interim. — Moritz erzwingt den Passauer Vertrag. Karl's letzter Krieg gegen
Frankreich. Moritzens Tod. — Der augsburger Religionsfriede. Karl's V.
Abdankung und Tod. — S. 48—118.
4) Die Angelegenheiten der christlichen Kirche. Die deutsche Ge-
schichte von Karl V. bi« Rudolph Ii. Die Jesuiten. — Das tri-
dentiner Concil. — Calvin. Die reformirte Kirche. — Spaltungen in der
lutherischen Kirche. — Ferdinand I. — Maximilian Ii. Die Grnmbachischen
Händel. — Rudolph 11. — S. 118—134.
5) Da6 deutsche Reich der neueren Zeit. Der Handel, die Lite-
ratur und Kunst der Deutschen. Der Kaiser, die Reichsbeamten, die
Kurfürsten, die Kaiserwahl. — Die Reichsstände, die Reichstage, die Kreisein-
richtung. — Die Reichskriegsverfassung. — Die Reichseinkünfte, das Reichs-
polizeiwesen. — Die Gebiete der Reichsstäude. — Die Reichsstädte, die Reichs-
ritterschaft , die Reichsdörfer. — Das Recht. — Die Reichsjustiz und die Ter-
ritorialgerichte. — Der Handel.-----Die deutsche Volkstümlichkeit und die
Eigenthümlichkeiten der verschiedenen Stände. — Die gelehrte Bildung. — Die
deutsche Literatur. — Die deutsche Baukunst, Sculptur und Malerei vom An-
fang des fünfzehnten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. — Die deut-
sche Baukunst, Bildnerer und Malerei von der Mitte des sechzehnten bis zum
Anfang des siebzehnten Jahrhunderts. — Kunsthandwerk. — Der Bilddrnck. —
S. 134—168.
0) Geschichte Frankreichs von Franz I. bis zum Tode Ludwigs Xiii.
von 1515—1043. Franz l. — Heinrich Ii. — Franz Ii. — Karl Ix.
— Heinrich Iii. — Heinrich Iv. — Ludwig Xiii., Richelieu. — Der Han-
del. — Die gelehrte Bildung. — Die französische Literatur des sechzehnten Jahr-
hunderts. — Die französische Literatur zur Zeit Richelieu's. — S. 169—209.
7) Geschichte von Spanien unter Karl I., Philipp 11., 111. und
Iv. Geschichte von Portugal und der Aufstand und Abfall der
Niederlande. Karl I. — Philipp Ii. — Krieg mit Frankreich und dem
Papst. Die Inquisition. Der Jnfant Don Karlos. — Der Aufstand der Mo-
riscos. Die Schlacht bei Lepanto. — Portugal unter Johann Iii. und Se-
bastian. Eroberung Portugals durch Herzog Alba. — Die Niederlande bis zur
Statthalterschaft des Herzogs Alba. — Herzog Alba in den Niederlanden. —
Die Statthalterschaft von Requesens, von Don Johann von Oestreich und des
Herzogs Alexander von Parma. Philipp's Ii. Krieg mit England. — Philipp Iii.
— Philipp Iv. — Die Kolonien und der Handel der Portugiesen. — Die
Kolonien und der Handel der Spanier. — Handel, Schifffahrt und Kolonien
der Holländer. — Die spanische Literatur bis zum Anfänge des sechzehnten Jahr-
hunderts. — Die spanische Literatur im sechzehnten und siebzehnten Jahrhun-
dert. — S. 209—253.
8) Italien im sechzehnten und bis zur Mitte des siebzehnten Jahr-
hunderts. Die Zustände Italiens, Srcilien, Neapel, Mailand. — Toskana,
Genua, Savoien, Venedig, der Kirchenstaat. — Verfall des italienischen Han-
dels. — Die italienische Poesie. — Geschichtschreibung, Mathematik und Natur-
wissenschaften. — Die Kunst in Italien. — S. 253—263.
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin]]
TM Hauptwörter (200): [T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T40: [Protestant Kaiser Kirche Katholik Reichstag Jahr Lehre Reformation Augsburger Land], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk]]
Extrahierte Personennamen: Ferdinand_König Ferdinand Karl_V. Karl_V. Franz_I. Augsbnrgisches_Glaubensbekenntniß Ulrich_von_Würtemberg Karl_V. Karl_V. Franz_I. Karls Karl_V. Karl_V. Franz_I. Moritz Karl_V. Karl_V. Rudolph_Ii Calvin Ferdinand_I. Maximilian_Ii Maximilian Rudolph Franz_I. Franz_I. Ludwigs_Xiii Ludwigs Franz_l Franz Heinrich_Ii Heinrich Franz_Ii Franz Karl_Ix Karl Heinrich_Iii Heinrich Heinrich_Iv Heinrich Ludwig_Xiii Ludwig Richelieu Karl_I. Karl_I. Philipp_11. Philipp Karl_I. Philipp_Ii Philipp Lepanto Johann_Iii Johann Don_Johann_von_Oestreich Johann Alexander_von_Parma Alexander Philipp_Iii Philipp Philipp_Iv Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Schweiz Marburg Ungarn Tunis Karls Algier Deutschland Frankreich Spanien Portugal Niederlande Frankreich Don_Karlos Niederlande Niederlanden England Italien Italiens Neapel Mailand Genua Venedig Italien
166
es scheint, der Graf. Neben diesem hat mitunter der Bischof einen
Sitz. Regelmäßig fand die Versammlung unter freiem Himmel
statt, in Gallien bisweilen in Kirchen oder in anderen größeren
Gebäuden. Jede Hundertschaft hatte wahrscheinlich ihre bestimmte
Gerichtsstätte; doch wurde der Ort der Versammlung auch von dem
Grafen bestimmt.
Die Verhandlung beginnt mit der Ladung, die durch den
Kläger selbst geschieht; er fordert den Gegner auf, in der nächsten
ordentlichen Versammlung zu erscheinen und hier seine Sache zu
vertreten. Von einer Citation durch den Grafen oder einen ande-
ren Beamten ist nicht die Rede. Wer der Aufforderung nicht Folge
leistet, zieht sich Strafen oder andere rechtliche Nachtheile zu. Doch
braucht der Beklagte nicht immer selbst zu kommen, sondern kann
seine Sache einem anderen übertragen; auch kann er sein Ausblei-
den mit ehhafter Noth, d. h. durch einen gesetzlich gültigen Grund
entschuldigen. Geschieht aber keins von beiden und verstreicht der
Gerichtstag, so läßt der Kläger es förmlich aussprechen und von
dem Gericht anerkennen, daß er den Gegner umsonst erwartet Habei-
den Ausbleibenden aber treffen besondere Nachtheile. Bleibt der
Kläger am Gerichtstag aus, so wird der Beklagte freigesprochen.
Sind beide Parteien erschienen, so findet die Verhandlung statt:
das Vorbringen der Klage und die Widerrede des Beklagten,
die Zeugenaussagen und was sonst dazu gehörte. Darauf folgt
das Urtheil der Gemeinde, und wenn es möglich ist, wird es
gleich vollstreckt. Es lautet häufig auf Reinigung des Beklagten,
und diese geschieht durch Eid mit Ei de s h el fe rn, mitunter auch
durch Gottesurtheil oder Zweikampf, und dazu wird gewöhn-
lich ein neuer Terminangesetzt, entweder die nächste ordentliche Ver-
sammlung, oder ein anderer Tag an einer passenden Stätte. Die
Eidesleistung findet in der Kirche statt, Zweikampf nach ripuari-
schem Recht meistens vor dem König, aber beides kann auch in der
Volksversammlung geschehen. Das Urtheil wurde schriftlich ab-
gefaßt und dem Sieger als Zeugniß über den Ausgang des Pro-
zesses gegeben. Geschah die Vollziehung des Urtheils, die
Buße oder was es sonst sein mochte, nicht gleich an Ort und Stelle,
so war auch für sie ein späterer Termin bestellt.
Es fragt sich, was geschah, wenn das Urtheil angefochten wurde.
Das salische Gesetz bestimmte eine Strafe den Rachinburgen, welche
falsch geurtheilt hatten, was wieder eine Klage gegen sie voraus-
setzt. Das alemannische Recht sagt: wenn jemand ein Urtheil ver-
wirft und sagt, der Richter richte nicht recht, so soll die Sache von
anderen Richtern untersucht werden. Waitz (in der deutschen Ver-
fassungsgeschichte) versteht das so, daß der Judex, welcher auf die
Fassung den größten Einfluß hatte, vor den anderen Centenaren des
Gaus belangt worden sei. Die Gesetze der Baiern und Alemannen
lassen in vielen Fällen den Herzog als Richter einschreiten, wenn
der Graf oder Judex die Sache nicht erledigen kann. Der Her-
zog aber scheint in besonderen Fällen eine allgemeine Landesver-
sammlung, eine Versammlung des gesummten unter ihm stehenden
Volkes berufen zu haben. Auch konnten die Parteien, welche mit
einem Urtheil nicht zufrieden waren, sich an den König wenden.
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift]]