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fränkische Herrschaft ausgedehnt. Aber im folgenden Jahre sandte
der Ostgothe Theodorich ein Heer, und dieses rettete den Gothen
die südlichsten Provinzen (siehe Z. 137). Aber der größere Theil
Galliens war erobert, und aus dem fernen Constantinopel über-
sandte damals der Kaiser dem Chlodwig die Ehrenzeichen des Con-
sulats. Noch dachte der römische Kaiser über die Reiche der deut-
schen Könige den Schein der Oberhoheil erhalten zu können, so
daß die Idee der alten Einheit sich nicht ganz verlöre. Auch nahm
Chlodwig die fremde Würde an, als Zeichen anerkannter und be-
festigter Herrschaft über Gallien. Aus einem König einer kleinen
deutschen Völkerschaft war Chlodwig der Herr eines weiten, groß-
ßentheils romanischen Reiches geworden. Im Süden besonders
hatte die gallisch-römische Bevölkerung das Uebergewicht.
Seine Laufbahn hat Chlodwig damit beschlossen, daß er alle
besonderen Herrschaften bei den Franken vernichtete und sich zum
König des ganzen Volkes machte. Erst haben die übrigen Könige
der Franken ihm bei seinen Kriegen Hülfe geleistet; dann machen
sie ihm Platz. Da ist er roh und gewaltsam aufgetreten; Mord
und Verrath haben ihm dienen müssen zur Erreichung seines Zie-
les. Einen König läßt er töben, gegen den andern, der zu Cam-
bray seinen Sitz hat, gewinnt er die Leute und erschlägt ihn und
den Bruder desselben mit eigener Hand. Der ripuarische König
Siegbert wurde auf Chlodwigs Anstiften von sseinem Sohn ermor-
det, der Sohn fiel durch die Hand eines Abgesandten des salischen
Königs, und als beide todt waren, versammelte dieser das Volk
und forderte es auf, sich seiner Herrschaft zu unterwerfen. Mit lau-
tem Zuruf erhob das Volk den salischen König auf den Schild und
machte ihn so zu seinem König. Es ist ein Unterschied; die Ge-
biete der fränkischen Könige, welche in gallischen Landen geherrscht
haben, nimmt Chlodwig ohne weiteres in Besitz; um aber die kö-
nigliche Würde bei den rheinischen Franken zu erlangen, bedarf es
der Wahl und der Erhebung durch das Volk. Dort mochte Chlod-
wig als nächster Erbe und Stammgenosse den Anspruch auf die
Nachfolge machen, hier empfing er sein Recht durch das Volk, wel-
ches ihn und sein Geschlecht an die Stelle des alten Königshauses
setzte. Durch diese Erhebung faßte Chlodwigs Herrschaft in den
deutschen Landen auf beiden Seiten des Rheines festen Fuß und
erstreckte sich weit über deutsche und römische Länder. Noch bestan-
den die romanischen Reiche der Burgunder und Gothen, noch gab
es unabhängige Gebiete und Völker in Deutschland. Aber das
fränkische Reich überragte sie alle. Chlodwig starb 511, aber in
die Fußstapfen des Vaters sind die Söhne eingetreten, und der
Enkel hat das Begonnene weiter geführt.
Chlodwig hinterließ vier Söhne, Theodorich, Chlodo-
mir, Childebert I. und Clotar 1. Sie theilten das Reich un-
ter sich. Theodorich, der älteste, erhielt den bedeutendsten Theil,
nämlich die deutschen Lande auf der rechten Seite des Rheins und
einen Theil des östlichen Galliens; den westlichen und südlichen
Theil der Monarchie theilten die andern drei Brüder. Während
die drei jüngeren Brüder den schon von Chlodwig begonnenen
Die König
nach Ehlob
wig.
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153
schäften, geordnete Königreiche entstanden, wie bei den Thüringern
und Alemannen. Diese widerstehen wenigstens so lange als der
König aushält; mit diesem fallen sie, und das Volk gehorcht dem
fränkischen König wie früher dem einheimischen Fürsten. Anders-
wo aber sind die Verhältnisse gar nicht zu fester Begründung ge-
langt; kleinere Völker beharren entweder bei der alten Volksver-
fassung oder befinden sich in einem Zustande des Uebergangs, der
am wenigsten haltbar erscheint. So lange der Ostgothen-König
Theoborich auf diese deutschen Völker und ihre Fürsten Einfluß
ausübte und geehrt und geachtet unter ihnen dastand, so lange
wußte er der wachsenden Macht der Franken ein Gegengewicht zu
halten. Nach seinem Tode breitete sich die Herrschaft der frän-
kischen Könige mit fast reißender Schnelligkeit aus. In Gallien
fiel ihnen ein Theil der westgothischen Besitzungen anheim, sie über-
schritten die Alpen und besetzten italische Provinzen und alles deut-
sche Land bis zu den östlichsten Grenzen und südwärts bis zu den
Höhen der Alpen wurde ihnen Unterthan.
Die Aufgabe des fränkischen Reiches, wie sie seit Chlodwig Verbindung
sich darstellt und in der folgenden Zeit trotz arger Verwirrung der schcn Eiemen-
innern Verhältnisse festgehalten worden ist, war die Verb in- chrmchro-
dunq der germanischen Welt mit den Elementen der ramschen
christlichromarnschen Bildung, ln einer Weise, daß der eigen-
thümlich deutsche Charakter der Berfassung und des Rechts nicht
zerstört wurde. Durch die Aufnahme des Christenthums und der
kirchlichen Einrichtungen wurde eine Grundlage für die Ausbildung
neuer und wichtiger Verhältnisse des Lebens und des Staates ge-
legt, die mit den auf heimischem Boden beruhenden sich zu einer
eigenthümlichen Ordnung zusammenfügten. Das kräftige und einer
reichen Entwickelung fähige germanische Volksthum wird gleichsam
von dem Samen der römischen Bildung und des Christenthums be-
fruchtet, treibt schnell und kräftig weiter und gelangt auf dem Ge-
biete des Rechts und der Verfassung zu einer großartigen Ausbil-
dung. Der Uebergang der Deutschen zum christlichen Glauben hat
die wichtigsten Folgen gehabt. Eben dies aber ist besonders durch
Chlodwig angebahnt worden. Den Charakter, den seine Herrschaft
im Mittelpunkt empfing, mußte sie bestrebt sein auch auf alle
Theile des weilen wachsenden Reiches zu übertrageu. Freilich ist
das langsam und allmälig geschehen und in dieser Periode nicht
zur völligen Durchführung gekommen. Doch der Grund ist jetzt
gelegt.
In den Mosel- und Rheingegenden hatten sich aus römischer
Zeit kirchliche Einrichtungen erhalten, Bisthumssitze in Köln, Trier,
Metz, Toul und Tungern, einzelne Kirchen in Mainz, Worms,
Speier und Straßburg, andere in den Gegenden südlich von der
Donau, im alten Rhätien. Sie sind im ersten Sturm der Erobe-
rung hier und da zerstört worden, aber an manchen Orten scheint
der christliche Gottesdienst ununterbrochen fortbestanden zu haben.
Vollständiger sind die christlichen Stiftungen in Noricum und den
untern Dvnaugegenden vernichtet worden. Doch auch hier ist nicht
jede Erinnerung an das Christenthum unter den Stürmen der baie-
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213
mehr Geltung. Durch den Umsturz des westlichen Kaiserthrons
hatte der Primat des römischen Patriarchen nur gewonnen;
er war frei von der lästigen Aufsicht der Kaiser, welche dem Pa-
triarchen von Constantinopel fortwährend hinderlich war. Wenn
auch Theodorich in Beziehung auf die Papstwahl die Majestäts-
rechte der Bestätigung und Beaufsichtigung derselben übte, so küm-
merte er sich doch nicht um die innern Angelegenheiten der Kirche.
Die katholischen Kirchen von Gallien, Spanien, Jllyrien, Afrika
und den Donauländern fühlten sich in ihrer Bedrängniß stärker nach
ihrem alten Mittelpunkte, nach Rom, hingewiesen. Daher konnte
der Papst Gelasius im Jahre 494 den schon früher beanspruch-
ten Vorrang (S. 108 und 110) als Glaubenssatz aufstellen
und einige Jahre später Papst Symmachus die Unabhängigkeit
der inneren Verfassung und Verwaltung der Kirche vom Staate
aussprechen. In derselben Zeit sammelte der Abt Dionysius zu
Rom einen Theil der Beschlüsse der allgemeinen und Proviuzialsy-
noden, der Cánones, und fügte die Entscheidungen und Lehrbriefe
(Decretalen) der Päpste über einzelne ihnen vorgelegte Fälle
hinzu. Durch Zusammenstellung mit den anerkannten Kirchengesetzen
fanden auch die Decretalen nach und nach Gehorsam.
Nach der Vernichtung des ostgothischen Reiches und nach der
Wiederherstellung der griechischen Herrschaft in Italien machten die
Kaiser ihre alten Rechte wieder geltend. Der Einbruch der Lango-
barden und die daraus entstehende Unordnung in Italien schien die
Päpste wieder freier und unabhängiger zu machen. Auf der ande-
ren Seite erkannten sie wohl, daß es um ihre höhere Stellung ge-
schehen war, wenn es den Longobarden gelang, ganz Italien zu
erobern. Daher suchten sie dieses zu verhindern. Den Ruhm al-
ler Päpste jener Zeit hat Gregor I. der Große überstrahlt (S. 131
und 209). Er stammte von einem altrömischen Patriciergeschlechte
und war schon bis zur Würde eines Präfecten von Rom emporge-
stiegen, er entsagte aber dem weltlichen Leben und wurde Mönch.
Als Haupt der römischen Kirche zeigte er die größte Thätigkeit.
Wo damals im Abendlande das Evangelium durch römische Missio-
näre gepredigt wurde, da ward auch das Ansehen des Papstes ver-
breitet. Ueberall, wo die päpstliche Auctorität noch nicht anerkannt
war, suchte Gregor sie geltend zu machen. In Spanien waren be-
reits vor Gregor's Wahl die Gothen und die Sueven zur ka-
tholischen Kirche übergetreten (S. 139); die Angelsachsen nah-
men das römische Christenthum an, und in Italien wurde der
Grund zur Bekehrung der arianischen Longobarden gelegt. Gre-
gor war nicht bloß sehr thätig für die Ausbreitung der christlichen
Religion und die Hebung des päpstlichen Ansehns, sondern er be-
saß auch die schönen Tugenden eines christlichen Bischofs. Er hatte
einen schweren Beruf in jenen schlimmen Zeiten, wo die Longobar-
den das römische Gebiet hart bedrängten und die Kriegsstürme viel-
fache Noth erzeugten. Er legte Hospitäler an und sorgte für die
Armen. Er gründete eine Unterrichtsanstalt für die Kirchenmusik
und hob den Gottesdienst durch seine tröstenden Reden und durch
Einführung feierlicher Ceremonien. Sein Meßkanon oder seine
Abendmahlsliturgie ist in der römischen Kirche herrschend geworden.
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Extrahierte Personennamen: Dionysius Gregor_I. Gregor Gregor
Extrahierte Ortsnamen: Constantinopel Gallien Spanien Afrika Donauländern Rom Italien Italien Italien Rom Spanien Italien
3
I. Von der Auflösung des weströmischen Reiches bis zum Tode
Karls des Großen von 476 bis 814;
Ii. bis zum Anfang der Kreuzzüge 1096;
Iii. bis Rudolph von Habsburg 1273 ;
Iv. bis zur Entdeckung von Amerika 1492.
Wir haben als die drei Hauptelemente der christlich-germani-
schen und romanischen Bildung während des Mittelalters die römi-
sche Bildung, das Christenthum und den jugendlich kräftigen Geist
der Germanen angegeben und bereits gesagt, daß die Entstehung
des Christenthums und das erste Auftreten der Germanen in eine
frühere Periode fällt. Wir sprechen daher hier, ehe wir zur ersten
Periode des Mittelalters übergehen, 1) von der Verbreitung der
römischen Bildung, 2) von den Kelten in Gallien und Britannien,
3) von den germanischen Völkern bis zum Jahr 476, 4) von den
Slaven, 5) von dem Christenthum bis zum Beginn des Mittel-
alters.
1) Die Verbreitung der römischen Bildung.
Die fortgesetzten Eroberungen der Römer hatten die immer zu- ursachm der
nehmende Erweiterung des römischen Gebietes und die Einrichtung
der eroberten Länder als römische Provinzen zur Folge gehabt. In
der Regierung und Verwaltung der Provinzen befolgten die Römer
ein so kluges und systematisches Verfahren, daß die unterworfenen
Völker, deren Kraft und Selbstgefühl bereits durch Waffengewalt
gebrochen war, allmälig die römische Sprache, Sitten und Einrich-
tungen annahmen. Weniger geschah dieses in Griechenland, Mace-
donien und den östlichen Ländern, wo sich bereits die griechische
Sprache und Bildung verbreitet hatte und wo das Römische auf
den Bereich der eigentlichen Staatsverwaltung, die Gesetzgebung und
das Gerichtswesen beschränkt blieb. Die Griechen waren seit lan-
ger Zeit civilisirt und sittlich verderbt und besaßen zu viel Ge-
schmack, als daß sie ihre Sprache aufgegeben, und zu viel Eitel-
keit, als daß sie fremde Einrichtungen angenommen hätten. Die
griechische Sprache hatte sich durch Kolonien von dem adriatischen
Meere bis zu dem Euphrat und Nil verbreitet, und Asien war mit
griechischen Städten bedeckt. Dagegen ging in den westlichen Län-
dern, in Sicilien, Sardinien, Korsika, Hispanien, Gallien, Bri-
tannien, den Ländern südlich von der Donau und in dem westlichen
Nordafrika das Römische in das Volksleben über. Dazu trugen
bei die in den Provinzen stehenden römischen Heere, die von Rom
aus gegründeten oder neu eingerichteten Städte, die Einführung
des römischen Gerichtswesens, da Gesetze und Verhandlungen latei-
nisch waren, der durch treffliche Heerstraßen erleichterte Verkehr der
Provinzen mit Rom, der Aufenthalt von römischen Geschäftsleuten
in den Provinzen und provinzialer in Rom, endlich die Erhebung
von Provinzialen auf den Kaiserthron. Nachdem den Legionen von
den Kaisern bleibende Standquartiere angewiesen worden waren,
bevölkerten sich die Provinzen bald mit einem Geschlecht römischer
l *
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Extrahierte Personennamen: Karls Rudolph_von_Habsburg
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Gallien Britannien Griechenland Asien Sicilien Sardinien Korsika Hispanien Gallien Donau Nordafrika Rom Rom Rom
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der angesehensten italienischen Gutsbesitzer und zugleich einer der
rechtlichsten, gebildetsten und erfahrensten Geschäftsmänner seiner
Zeit, wurde zu den höchsten Staatswürden befördert. Im Jahre
500 machte der König eine Reise nach Rom und hielt daselbst ei-
nen Triumph. Senat und Volk, Papst und Geistlichkeit kamen
ihm im feierlichen Zuge entgegen. Er verweilte ein halbes Jahr
in Rom, stellte den alten Gebrauch der Getraidespenden wieder her,
veranstaltete circensische Spiele, machte aber auch Kunstwerke, Pa-
läste, Kirchen und Wasserleitungen zum Gegenstände seiner Fürsorge
und setzte große Summen zur Herstellung des Verfallenen und Zer-
störten aus. Theodorich fragte nach allem und war in allen Din-
gen thätig. Während der drei und dreißig Jahre seiner Regierung
blühten Ackerbau, Handel und Gewerbe, die fast erstorben waren,
fröhlich wieder auf. Die Ostgothen eigneten sich einen großen Theil
der römischen Bildung und Sitte an. Leider nahmen aber die Ost-
gothen in Italien und die in andern römischen Ländern angesiedel-
ten Deutschen mit den römischen Sitten auch römische Vorstellun-
gen an; mit den römischen Sitten und Verwaltungsformen verbrei-
tete sich auch die Verdorbenheit der Römer. Die Vorstellung, daß
selbst den schlechten Kaisern ein göttlicher Rang zukomme, ging auch
zu den deutschen Völkern über und wirkte auf deren Ansicht vom
Königthum ein. Auch die Hierarchie, die spätern römischen Be-
griffe von Rang und Adel und die in den letzten Jahrhunderten
entstandene Verschiedenheit der Städte-Verfassungen vererbten sich
auf die neuen germanischen Staaten.
Von der besten Seite zeigt sich Theodorich's Staatsklugheit
und Milde in seinem Verhalten zu dem Glauben seiner Untertha-
nen. Obgleich Arianer, wie die Ostgothen überhaupt, stellte Theo-
dorich doch den katholischen Cassiodor an die Spitze der Regie-
rung, bediente sich des rechtgläubigen Bischofs Epiphanius zu wich-
tigen Unterhandlungen, drang der katholischen Kirche nie einen Bi-
schof auf, mischte sich in ihre Kirchenangelegenheiten nur so weit,
als es durchaus nöthig war, traf keine Maßregel, um Italiener zum
Abfall von ihrem Glauben zu bewegen, und zog diejenigen Gothen,
welche dem ihrigen untreu wurden, nicht zur Rechenschaft. Auch
die Juden nahm er gegen Verfolgungen in Schutz. Nur kurz vor
seinem Ende sehen wir den trefflichen Mann von der Milde, die
seine ganze Regierung auszeichnet, abweichen. Die erste Veranlas-
sung ging von Constantinopel aus. Hier ergriff nämlich 523 die
Regierung unter Kaiser Justin I. die härtesten Verfolgungsmaßre-
geln gegen die Arianer. Theodorich, der darin einen mittelbaren
Angriff auf sich selbst und seine Glaubensgenossen, so wie eine
Aufregung der Italiener gegen die Gothen sah, schickte eine Ge-
sandtschaft nach Constantinopel, an deren Spitze er den römischen
Papst Johannes stellte. Seine Verwendung wurde in Constanti-
nopel zurückgewiesen, dagegen Johannes persönlich sehr freundlich
und ehrenvoll aufgenommen. Dies erregte Mißtrauen bei Theodo-
rich, und Johannes ward deshalb nach seiner Rückkehr in den Ker-
ker geworfen. Einmal zum Mißtrauen gereizt, lieh Theodorich ei-
ner Anklage sein Ohr, daß ein römischer Senator, Albinus, einen
geheimen Briefwechsel mit dem Kaiser Justin unterhalte. Theodo-
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Extrahierte Personennamen: Theodorich Justin_I. Johannes Johannes Johannes Theodorich Justin
Extrahierte Ortsnamen: Rom Rom Italien Constantinopel Constantinopel Constanti- Albinus
234
Auch im südlichen Europa mußten sich die früheren natürlichen
Wege des Völkerverkehrs, zumal innerhalb des so unmittelbar an
einander gewiesenen Handelsgebietes des mittelländischen Meeres,
wieder öffnen. Die Annäherung des griechischen Kaiserthums an
das westliche Europa traf zunächst Italien, das seiner Lage nach
benachbarte und durch das Exarchat von Ravenna eine Zeit lang
auch politisch mit Constantinopel vereinigte Land. Sehr dunkel ist
der Anfang des italienischen Handels. Er begann wahrscheinlich
mit Küstenfahrt westlich nach Frankreich und östlich nach den byzan-
tinischen Provinzen am adriatischen und ionischen Meer. Der so-
lidere Bau der Schiffe und die größere Schifffahrtskunde, welche
die Italiener damals vor den Griechen voraus hatten, veranlaßten
weiteren Fortschritt. Auf den Inseln der Lagunen hatten die vor
Attila geflüchteten Bewohner des Festlandes 452 Venedig gegrün-
det (S. 93). Da die Meereswoge die Schwelle der Häuser be-
spülte und auf dem öden Sandboden der Inseln kaum eine Pflanze
keimte, so wurden Schifffahrt und Handel nothwendig zur Erhal-
tung des Lebens. Fischfang und Erzeugung von Seesalz waren
die ersten Beschäftigungen. Die Fischereien waren eine Pflanzschule
trefflicher Matrosen und lieferten nebst den Salinen dem Handel
mit dem Festlande Gegenstände, welche dieses mit seinen Produk-
ten erwiederte. Die Sicherheit der Inseln in der allgemeinen Ver-
wirrung lockte Kolonisten herbei, und die Inseln bevölkerten und
bereicherten sich schnell. Während Italien das Bild allgemeiner
Verwüstung darbot, erschienen diese Inseln des adriatischen Meeres
wie eine Oase inmitten der Wüste. Eine demokratische Verfassung
mit vollziehender Gewalt der Tribunen verband sie zu einem poli-
tischen Gemeinwesen, welches der freien Energie keinerlei Fesseln
anlegte. Zur Zeit Theodorichs stand Venedig bereits fest genug,
um der drohenden Konkurrenz Ravenna's die Spitze bieten zu kön-
nen. Die Venetianer fuhren bereits durch das ganze adriatische
Meer bis zu den griechischen Kflstenplätzcn. So entstanden ihre
ersten Berührungen mit den Griechen. Diese erweiterten und be-
festigten sich, als Justinian durch seine Feldherrn Belisar und Nar-
ses das ostgothische Reich zerstörte; dabei leisteten ihm die Venetia-
ner mit ihrer Flotte Beistand, und die Griechen bewilligten den
Venetianern vielfache Handelsvortheile.
Frühzeitig bildete sich die venetianische Staatskunst aus, durch
rücksichtslose Benutzung günstiger Umstände Gewinn zu machen.
Immer deutlicher trat dies hervor, als gegen das Ende des sieben-
ten Jahrhunderts sämmtliche Inseln, von denen bisher jede ihren
Tribun hatte, übereinkamen, ein gemeinschaftliches Oberhaupt, einen
Dogen, zu wählen. Blieb auch die Regierungsform republikanisch,
so war doch die Einheit gewonnen. Der Gedanke einer See- und
Handelsherrschaft gelangte mehr und mehr zur Klarheit und wurde
das Ziel des Strebens. Indeß ging die Entwickelung langsam.
Karl dem Großen verstanden die Venetianer sich verbindlich zu
machen, und der Kaiser erkannte die Unabhängigkeit der Republik
an und verlieh ihr ein Handelsprivilegium für die italienischen Lande.
Als Karl der Große die Kaiserkrone auf sein Haupt setzte, hatte
Italien die barbarischen Einflüsse glücklich überwunden und stand
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Extrahierte Personennamen: Attila Karl Karl_der_Große Karl
Extrahierte Ortsnamen: Europa Europa Italien Ravenna Constantinopel Frankreich Venedig Italien Italien
568
des Tiberius und Germaniens. — Das Ende Marbod's und Armin's. —
Der Aufstand der Bataver. Claudius Civilis. Romauisirung von Süddeutsch-
land. — Der Markomannenkrieg.— Die Völkervereine der Gothen, Aleman-
nen, Franken und Sachsen. — Dievölkerwauderung. Die Hunnen. Der Sturz
des Gothenreichs. Uifilas.— Empörung der im römischen Reich angesiedelten
Gothen. Theodosius. Alarich. Radagaiö in Italien. Gallien von germa-
nischen Schaaren überschwemmt. Alarich in Italien. — Westgothen und
andere Deutsche in Gallien und Spanien. — Geiserich und das Reich der
Vandalen in Afrika. — Die Sachsen, Angel» und Juten in Britannien.
— Attila. — Plünderung Roms. Ende des weströmischen Reichs. —
S. 26—93.
4) Die Slawen. Die älteste Geschichte der Slawen. — Friedfertigkeit und
Tapferkeit der Slawen. Ackerbau, Gewerbe und Handel. — Die Staats-
verhältnisse. — Sitten, Bildung, Religion und Charakter der Slawen. —
S. 93—99.
5) Das Christenthum bis zum Beginn des Mittelalters. Verfall
des Heidenthums, Verbreitung der jüdischen Religion. — Hoffnung auf einen
Messias. Geburt Jesu. — Johannes der Täufer. Die Lehre und der Tod
Jesu. — Ausbreitung des Christenthums. Verfolgungen der Christen. —
Verschiedenheit des Heidenthums und des Christenthums. — Die Sitten
und der Gottesdienst der Christen. Die Verfassung der Kirche. — Sekten
des zweiten und dritten Jahrhunderts. — Veränderte Stellung der Kirche
und der Geistlichkeit seit Constantin. — Veränderung des Gottesdienstes. —
Veränderung in der Erziehung und Lebeusansicht. — Einsiedler, Klöster,
Säulenheilige. — Verfolgungen, Streitigkeiten und Sekten des vierten und
fünften Jahrhunderts. — Die christliche Literatur. — S. 99—118.
(Erster A eitra um.
Don der Auflösung des weströmischen Reiches bis zum Tode Karls
des Großen, von 476 bis 814.
4) Die Ostgothen, die Vandalen, die Longobarden, die Ausbrei-
tnng der Slawen in Ost-Europa, das burgundische Reich, die
Westgothen. Odoakers Sturz. Theodorich der Große und das ostgothische
Reich. — Untergang der Vandalen. — Das Ende des ostgothischen Reichs.
— Die Literatur in Italien zur Zeit des ostgothischen Reichs. — Narses.
— Die Longobarden. — Die Stellung der Könige und die Gesetze der
Longobarden. — Uebersicht der Staaten in Gallien und Deutschland. —
Die Ausbreitung der Slawen über Ost-Europa. — Das burgundische Reich.
— Geschichte der Westgothen bis zum Verfall des Reiches. — Innere Zer-
rüttung des westgothischen Reiches. — Innere Verhältnisse des westgothi-
schen Reiches. — S. 119 —143.
«> Das Reich der Franken unter den Merowingern. Ansiedelung
der salischen Franken in Gallien. — Das salische Gesetz und die in dem.
selben geschilderten Zustände. — Ausbildung der königlichen Gewalt. —
Chlodwig. Die Gründung des Frankenreichs. — Die Könige nach Chlod-
wig. — Die Ursachen der raschen Vergrößerung des fränkischen Reichs. —
Verbindung der germanischen Elemente mit'der christlich-,romanischenbildung.
— Sittliche Verdorbenheit im Frankenreiche. — Das Königthum. — Kron-
gut. — Die Kirche. — Freie. Antrustionen. — Unterschied der Personen.
— Verhältnisse des Grund und Bodens. — Die Verwaltung. Hofbeamte.
— Reichsbeamte. — Die Reichstage. — Die Gauverfassung. Die Gra-
fen. — Die Herzöge. -- Das Gerichtswesen. — Die Immunitäten. —
Besondere Verhältnisse einzelner Völkerschaften. — Die Leistungen des Volks
und die Einkünfte des Königs. — Das Kriegswesen. — Oeffentliche Si-
cherheit. Das Beneficial- und Vafallenwcsen. — Weitere Ausbildung des
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Extrahierte Personennamen: Tiberius Claudius_Civilis Theodosius Attila Constantin Karls Odoakers Chlodwig
Extrahierte Ortsnamen: Germaniens Sachsen Italien Italien Gallien Spanien Afrika Sachsen Britannien Roms Jesu Heidenthums Christenthums Ost-Europa Italien Gallien Deutschland Ost-Europa Gallien Frankenreichs Frankenreiche