206
noch einmal besucht hatte, um dort anzubeten, fühlte er eine sichtbare
Abnahmeseiner Kräfte, und nachdem er die ernstesten Todtsbetrachtungen
angestellt und sein Werk seinen Schülern angelegentlich empfohlen hatte,
versank er in einen tiefen Schlummer, aus dem er nicht mehr erwachte.
(9 I. v. Sokrates.)
Noch ist der Baum, obgleich nur noch ein dürrer Stamm, vor-
handen, den einer seiner Schüler vor mehr als 22 Jahrhunderten
auf sein auf einem Hügel bei der Stadt Kiü-fu-kien befindliches
Grab pflanzte.
Sein Buch der großen Vorsehung enthält die Pflichtenlehre, einen
Schatz von praktischer Philosophie, und Alles übertreffend, was uns
(außer Christus) die weisesten Männer aller Zeiten geliefert haben.
24.
Corialan. (490». %.>
In Nom, nun ein Freistaat, regierten zwei Consuln mit dem
Senat, der nur aus Patriciern bestand. Zwischen diesem und dem
Volk im engeren Sinne, den Plebejern, standen die Ritter. Die
Consuln aber mußten jedes Jahr neu gewählt werden. Bald kamen
noch die Prätoren oder Oberrichter, die Censoren oder Sittenrichter,
die Aedilen oder Bauaufseher und die Quästoren oder Steuereinnehmer
hinzu. Vor den Consuln giengen zwölf Liktoren oder Gerichtsdiener
her mit den Fasces oder Nuthenbündeln, in denen ein Beil steckte,
die Gewalt der körperlichen Züchtigung und Todesstrafe andeutend.
Bei außerordentlicher Gefahr wurde ein Dictator ernannt, der ganz
freie Hand hatte.
Brutus, einer der beiden ersten Consuln, bewirkte, daß Collatin
nur wegen seines Namens, er war ein Tarquinier, des Amts entsetzt
wurde und die Stadt verlassen mußte, und an dessen Stelle trat
Valerius mit dem Beinamen Poplicola oder Volksfreund. Von diesem
rührte das Senken der Fasces vor dem Volke her, wie er denn über-
haupt äußerst darauf bedacht war, das Ansehen desselben zu wahren.
Brutus ließ, um die neue Ordnung der Dinge zu besiegeln, seine
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T162: [Jahr Rom Senat Plebejer Volk Gracchus Cicero Gesetz Konsul Marius], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser]]
seinen Zorn zu erregen. Besonders sollen sie sich bei einem gcìvissen
vorkommenden Gesang selbst übertreffen: reiche Belohnungen würden
nicht fehlen! Dieser enthielt eine Schilderung der Liederlichkeiten einer
Königin von Lu, die sich während der Minderjährigkeit ihres Sohnes
allen erdenklichen Ausschweifungen überlassen batte. Da das Stück
rein chinesisch, nicht fremder Art seyn sollte, ließ sich der König von
Lu die Aufführung gefallen. Zwanzig Schauspieler erschienen, prächtig
gekleidet. Blicke, Geberden, Stellungen und Reden athmeten Wollust,
so daß der König von Lu anfangs ganz entzückt war. Nicht so Chung-
Tsö. Er rieth seinem Fürsten, das Spiel aufhören zu lassen, der
indessen nicht darauf hörte. Als aber die berüchtigte Scene kam und
der König von Lu selbst vor Scham ganz roth wurde, sagte er zu dem
König von Tsi, daß diese Beleidigung seines Fürsten, da er und sein
Herr Freunde seyen, auch für ihn, den König von Tsi, eine Beleidi-
gung seyn müsse. Er werde deßhalb seinen Obersten, die eben so im
Dienste des Königs von Tsi seyen, rufen, damit sie seinen Befehl
vollziehen. Mit furchtbarer Stimme, so daß die Schauspieler und die
Könige crschracken, rief er darauf die Wache am Fuße des Hügels
herauf und auf die zwei vornehmsten Schauspieler, welche die ärgerliche
Scene darstellten,, zeigend, gab er den Befehl, sic niederzuhauen. Die
Tai-fu schwangen die Säbel und im Augenblicke entflohen die Andern.
Die Könige selbst waren wie versteinert über den schnellen Entschluß
des Ministers; dieser vermochte seinen Fürsten, sich hinter die Linien
seines Heers zurückzuziehen und der König von Tsi, sich entschuldigend,
wurde genöthigt, die drei Städte herauszugeben. Ein anderer Zug
der Staatskunst des Philosophen war die Erniedrigung der Tai - su
zur Ausdehnung der königlichen Macht, welche durch ihre Eigenmächtig-
keit sehr beeinträchtigt wurde. Drei derselben hatten ihre Städte in
Festungen mit dicken Mauern und Vorwerken verwandelt, und konnten
so das Volk bedrücken und dem König selbst trotzen. Auf seine Vor-
stellung gab ihnen dieser daher den Befehl, das Zuviel der Mauern
abzubrechen und die Thürme niederzureißen. — Einen reichen Mann,
der den Fleischvcrkauf erhalten und sich durch wohlfeilen Einkauf und
übermäßig theuren Verkauf ein unermeßliches Vermögen gesammelt
hatte, zwang er, dem Volk das zu erstatten, um was er es betrogen
hatte. - Den Richtern empfahl er besonders, nicht Jeden ohne Unter-
schied zu strafen,, und gegen die Großen und Beamten, die ihre
Pflichten genau kennen, die größte Strenge, gegen die niederen
Stände Nachsicht zu zeigen. Strenge gegen das niedere Volk sey
Ungerechtigkeit und sogar gegen die gesunde Vernunft. Durch Chmlg-Tfös
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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207
eigenen Söhne hinrichten, weil sie sich mit andern Jünglingen, denen
die jetzige einfachere Lebensweise weniger gefiel, als der Glanz und
das Wohlleben des Hofes, in eine Verschwörung zur Wiedereinsetzung
der vertriebenen Königöfamilie eingelassen hatten. Er fiel in einer
Schlacht gegen Tarquin und die ihm helfenden Etrusker, und zwar
kämpfend mit einem der Königssöhne, der ebenfalls todt dahinsank.
Der Cónsul wurde. von den Römern, nachdem Valerius als Sieger
feierlich in Rom eingezogen war, mit allen ihm gebührenden Ehren
beerdigt. Die Frauen betrauerten ihn ein halbes Jahr lang.
So glücklich nun auch die Römer nach außen waren, so gahrte
es doch im Innern des Staates und der Streit zwischen den Patriciern,
als den Unterdrückern, und den Plebejern, als den Unterdrückten,
führte endlich einen völligen Aufstand herbei, der zur Folge hatte, daß
das Volk bewaffnet die Stadt verließ und sich auf den heiligen Berg
begab, anderthalb Stunden von Rom gelegen, wo gerade die vom
Kampfe gegen die Volsker siegreich zurückkehrenden Truppen sich gelagert
batten. Sie drohten, sich anderswo niederzulassen. Doch die vernünftige
Vorstellung eines geachteten Mannes bewirkte, daß sie sich zu einem
vergleich bereit erklärten. Den Armen wurden ihre Schulden erlassen,
die Leibeigenschaft aufgehoben und dem Volke zwei Tribunen oder
Volksvertreter zugestanden, um seine Rechte zu wahren. Ihr Veto
Och bin dagegen) konnte jeden Beschluß des Senats entkräften.
In der Reihe der geführten Kriege wurden Tibur, das heutige
Tivoli, bekannt durch seine liebliche Gegend, Präneste, ein Lieblings-
aufenthalt der vornehmen Römerwelt in der angenehmeren Jahreszeit,
Antinm und Corioli genommen, diese beide: Städte der Volsker. Von
lener rühren die Schiffsschnäbel her, die auf der Rednerbühne als Sieges-
zeichen aufgesteckt waren, und die letztere gab einem Helden den Namen.
Casus Marcius hatte von seiner Mutter, Valeria, eine vortreffliche
Erziehung genossen. Schon frühe zeigte er ungewöhnliche Anlagen,
auf deren Ausbildung jene besonders wirkte. Während sein hochstre-
bender Geist durch die Beispiele berühmter Männer und ihre Thaten
genährt wurde, ließ man ihn frühe körperliche Uebungen treiben, daß
sein Körper erstarkte. Dabei trieb ihn sein Ehrgeiz zu jener Heftigkeit
und Unbiegsamkeit, die ihm später ein finsteres Benehmen zu eigen
wachte. Schon in der Schlacht am See Regillus hatte er unter Aulns
Posthunüus Lorbeeren verdient, indem er einen Mitbürger mit seinem
Schild deckte, worauf ihm. der Feldherr selbst einen Kranz von Eichen-
Oub aufsetzte. So frühe schon ausgezeichnet, betrat er zum zweitenmal
stl° Feld der Ehre im Kampfe gegen die Volsker. Als die Römer
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
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263
34.
Die Fi,l>ier (479), Cminctius Ciircinnatus
(462), Sirrins Dentatus (457) und Furius
Camillus. (396 ». Chr.)
Während nach Coriolan in Nom immer wieder der Kampf zwischen
den Vornehmen oder Patriciern und dem größeren Haufen, den
Plebejern, fortwährte, wurde die Stadt von den benachbarten Vejentern,
Aequern und Volskern bedrängt. Vergebens bemühte sich der Cónsul
Eäso Fabius, die Patricier zu einer Ackervertheilung zu bewegen,
damit das Volk desto bereitwilliger zu einem Zug gegen die Feinde sey.
Da sie aber durchaus nicht nachgaben, und die Feinde doch immer
heftiger andrangen, so faßte eine Familie, das Geschlecht der Fabier,
306 an der Zahl, den großherzigen Entschluß, für sich den Kampf
6egen die Vejentcr zu bestehen. Sie zogen durch das von ihrem
Schicksale so benannte unglückliche Thor mit 3000 Schützlingen aus
^ Stadt, und nachdem sie lange ein Fort (kleine Beste) glücklich
behauptet und mehrere Siege erfochten hatten, wurden sie durch List
h^i dem Flüßchen Cremera in einen Hinterhalt gelockt und Alle bis
ftuf den letzten Mann niedergehauen. Einer von der Familie war in
^orn zurückgeblieben, der den Stamm erhielt, um der Stadt später
^uen Netter zu geben.
Da die Forderung der gleichen Gütervertheilung immer wieder
Neue hervorgesucht wurde, konnte es an unruhigen Bewegungen
fehlen, weßwegen man sich nach einem Manne sehnte, der geschickt
^äre, in solch stürmischer Zeit die Leitung der öffentlichen Angelegen-
eren zu übernehmen. Quinctius Cincinnatus war es, der sich
^zu hergab. Zwar konnte er sich beleidigt fühlen: sein Sohn, ein
Holzer, eigensinniger Patricier, war angeklagt und zu einer hohen
Geldstrafe verurtheilt worden. Der Vater mußte die Summe erlegen,
genöthigt, deßwegen einen großen Theil seiner Besitzthümer zu
^eräußern, zog er sich auf einen Meierhos zurück, wo er sich mit
Endlicher Arbeit beschäftigte. Doch er vergaß die Beleidigung, die
zum Vatcrlande überwog, und vom Pfluge weg nach Rom geholt, -
^ckete er die Angelegenheiten mit ungemeiner Umsicht. Nach einem Jahre
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
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Extrahierte Personennamen: Cminctius_Ciircinnatus Sirrins_Dentatus Furius
Camillus Quinctius_Cincinnatus
264
kehrte er zu seiner Gattin, die unterdessen das Gut allein besorgt hatte,
zurück, trotz alles Anstrebens, daß er das Consulat noch länger bei-
behalten solle, indem er sich auf das Gesetz berief. Doch bald darauf
gegen die Aequer zum Diktator berufen, besiegte er diese völlig, und
ließ sie zur Schmach unter dem Joche durchgehen. Es waren zwei
Spieße, in die Erde gesteckt, und einer darüber gebunden. Sein Sohn
wurde von der Verbannung zurückberufen; er selbst aber, den Purpur
ablegend und die vorige Lebensweise ergreifend, erreichte ein Alter
von 80 Jahren.
Trotz ihres Eigensinnes mußten die Vornehmen bald darauf doch
den Forderungen der Volkstribunen nachgeben. Es wurden unter die
Plebejer weitere Wohnplätze vertheilt und der Beschluß gefaßt, daß
Abgeordnete in die griechischen Städte Unteritaliens abgeschickt werden
sollten, um die besten Gesetze zu sammeln. Diese wurden auf zwölf
Tafeln niedergeschrieben und öffentlich aufgestellt, damit jeder Bürger
seine Pflichten , aber auch seine Rechte genau kennen lerne, und die
Gesetze nicht durch die Gewalt der Vornehmen eine beliebige Auslegung
erhalten. Die Besorgung dieses -Geschäfts wurde zehn Männern,
Decemvirn, übertragen. Diese, anfangs ihr Amt ruhmwürdig ver-
waltend, wurden bald eigenmächtig und gewaltthätig, und da sie ihre
Herrschaft auch noch das dritte Jahr beibehielten, nachdem bereits ihr
Auftrag erfüllt war, gab sich lauter Unwille kund.
Siecius Dentatus, ein unruhiger Kopf, aber wackerer Krieger,
der 120 Schlachten und Gefechte mitgemacht hatte und 45 Narben
ausweisen konnte, forderte das Volk zum Aufstande auf. Zwar wurde
er auf Befehl der Zehnmänner in einer Felsenschlucht meuchelmörderisch
ermordet, ob er gleich sein Leben theuer verkaufte und sich riesenmäßig
wehrte; allein der schlaue, aber ruchlose Appiuö Claudius gab bald
darauf Anlaß - zur Vermehrung des Hasses gegen die Decemvirn.
Dieser Elende stellte einer ehrsamen Jungfrau, Virginia, nach und
wollte sie gewaltsam entführen lassen. Doch ihr Vater, Virginius, um ■
sie dieser offenbaren Gewaltthat zu entziehen, durchstach sie mit einem
Messer vor den Augen des Lüstlings. Darauf eilte er in'ö Lager und
feuerte die Soldaten zur Empörung an. Man zog nach Rom, es
wurden wieder Tribunen eingesetzt und zwei Consuln gewählt: die
Decemvirn mußten ihr Amt niederlegen.
Die Leiche der Jungfrau wurde mit dem größten Gepränge durch
die Stadt getragen, und von den Jungfrauen mit Blumenkränzen und
selbst mit den Locken von ihren Haaren geschmückt; Appius mußte in's
Gefängniß wandern, wo er sich selbst den Tod gab.
Ä
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Siecius_Dentatus Claudius
268
einer gesammelten Schaar an (s. Mb. 32) und es entspann sich ein
Kampf, der zum Vortheil der Römer endete. Die Gallier mußten mit
Zurücklassung des Goldes abziehen und die Stadt wurde, gegen den
Wunsch des Volks, welches nach Veji ziehen wollte, vorzüglich auf
des Camillus Betreiben, wieder aufgebaut, obgleich nicht nach einer
schöneren Anlage, als die frühere gewesen war. Der Geschichtschreiber
Polybius, überall glaubwürdiger, als Andere, berichtet, die Gallier
seyen von selbst abgezogen, weil ihnen die unerwartete Nachricht
zugekommen sey, die Veneter seyen in ihr Land eingezogen.
Noch einigemal, einmal bei in Rom entstandenen Unruhen, durch
Volkstribun Licinius veranlaßt, und bei einem Einfall der Gallier,
übernahm Camillus die Dictatur, und starb endlich, von allen Mit-
bürgern betrauert, in hohem Alter an der Pest, nachdem er kurz vorher
noch der Concordia oder Göttin der Eintracht einen Tempel hatte
errichten lassen. — Noch unter seiner vierten Dictatur wurde der edle,
tapfere Manlius Capitolinus, als des Strebens nach der Königswürde
beschuldigt, vom tarpejischen Felsen gestürzt.
35.
Marcus Cnrtms (362), Titus Manlius
Torquatus (36y, Valerius Torvus (343)
und Decius Mus. (340 ». Chr.)
Marcus Curtius, dieser edle Jüngling, gab einen ausgezeichneten
Beweis von Hingebung für sein Vaterland. Auf dem Forum zu Rom
war wahrscheinlich, durch eine vulkanische Erschütterung eine weite Kluft,
von unermeßlicher Tiefe entstanden, aus welcher schädliche Dünste auft
stiegen, von denen man einen sehr großen Nachtheil für den allgemeinen
Gesundheitszustand befürchten mußte. Nachdem man lange vergebens
bemüht gewesen war, die Kluft auszufüllen, befragte man die Seher,
welche den Ausspruch thaten, daß das in den Abgrund geworfen werden
müsse, was den höchsten Vorzug des römischen Volkes ausmache. Da
trat Curtius auf und fragte, ob eö für Nom ein höheres Gut gebe,
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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269
als seine Tapferkeit? Darauf weihte er sich den Göttern der
Unterwelt, legte seine glänzende Rüstung an, bestieg ein prächtig
geschmücktes Pferd und stürzte sich in den Abgrund, an dessen Stelle
nachher der Curtische See entstand, (s. Abb. 33.)
Der Dictator Lucius Manlius war von den Tribunen wegen seiner
Strenge vor Gericht gefordert und ihm besonders auch die schlechte
Behandlung seines Sohnes, Titus Manlius, vorgeworfen worden,
den er auf dem Lande leben lasse, wo ihm alle Gelegenheit benommen
sey, sich auszubilden. Dieser, um zu zeigen, daß er keineswegs die
kindliche Pflicht vernachläßige, gieng, einen Dolch unter dem Kleide
verborgen haltend, frühe zur Stadt und begab sich gerade vor das
Hans eines der Tribunen, der der größte Ankläger seines Vaters war.
Als er nun vorgelassen wurde, sagte ihm Manlius, er habe mit ihm
etwas Wichtiges ohne Zeugen zu sprechen. Da nun der Tribun, ver-
meinend, der Sohn werde gegen den Dictator noch etwas Triftiges
angeben, sogleich alle Anwesenden entfernt hatte und sie allein waren,
Zog er den Dolch und drohte, ihn sogleich zu durchbohren, wenn er
nicht die Anklage gegen seinen Vater zurücknehme, worauf der Tribun
dieses eidlich versicherte.
Bald sollte dieser muthige Jüngling Lorbeeren ärndten!
Die Römer, schon früher den verheerenden Zügen der Gallier
ausgesetzt, wurden auch im Jahr 301 v. Chr. durch einen solchen
Einfall erschreckt, wo sie jenseits des Anio im Sabinerlande ein
^ager hatten. Mehrere Gefechte wegen Besetzung der Brücke ent-
schieden Nichts. Da trat ein Gallier von ungewöhnlicher Größe auf
Brücke, und forderte, gleich einem Goliath, oder einem Claude de
^atre, den Kaiser Maximilian, damals noch Erzherzog, demüthigte,
tapfersten Römer zum Zweikampfe heraus. Lange herrschte Stille
Bluter der römischen Jungmannschaft, weil es immer etwas Mißliches
schien, gegen einen solchen Kämpfer aufzutreten. Endlich unternahm
Ci? Manlius, es mit dem Gallier aufzunehmen, der in vielfarbiger
^keidung und mit Waffen, von Golde schimmernd, stolz prangte. Es
^lang ihm, den Streichen seines Gegners gewandt auszuweichen und
!;)ln einige tödtliche Stiche zu versetzen, worauf er ihm seine goldene
veite von dem Halse nahm und sich selbst umhieng, woher er den Bei-
vamerr Torquatuö erhielt. Auch wurde er mit einem goldenen Kranze belohnt.
Im Jahr 349 v. Chr. kamen die Gallier wieder, besetzten das
^ibanisihe Gebirge und streiften während des Winters in die Landschaft
der Küste. Die Römer hatten ihr Standlager im pomptinischcn
Abiete. Auch hier forderte ein sich durch Größe, Stärke und Rüstung
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Lucius_Manlius Titus_Manlius Claude Maximilian Maximilian
366
die Beredsamkeit des Tribuns Valerius konnte er bewogen werden, sich
der Abschaffung dieses Gesetzes nicht noch ferner zu widersetzen.
Nachdem er in Spanien, das sich empörte, glücklich gewesen war
und bedeutende Vorräthe von da nach Nom geschickt hatte, wurde ihm
der Triumph zuerkannt. Kaum war diese Feier beendet, als er dem
Sempronius nach Thracien folgte. Später focht er gegen Antiochus
und suchte den Kriegsschauplatz nach Thessalien zu versetzen. Es gelang
ihm, durch einen kühnen Marsch eine der steilsten Höhen des Passes
von Thermopylä zu besetzen, wodurch der Ausgang der Schlacht
entschieden wurde. Nasch fiel er über einen Vorposten her und jagte
ihn in die Flucht. Darauf warf er unter dem Schmettern der Trom-
peten eine Vorhut der Aetolier, die auf den Höhen stand, was einen
großen Schrecken im feindlichen Heere verbreitete. Im nämlichen
Augenblicke machte Consul Acilins einen Sturm auf die starken Ver-
schanzungen des Königs. Von einem Steine getroffender ihm die
Zähne zerschmetterte, mußte dieser vor Schmerz den Kampfplatz verlassen
und sein Heer löste sich völlig auf. Er brachte kaum 500 Mann nach
Chalcis und dachte nun an die Rückkehr nach Asien. Lang hielt Acilins
den aus der Schlacht zurückkehrenden Cato umarmt^und rühmte in
freudiger Aufwallung die Dienste, die er dem Vaterland geleistet. &
sandte ihn ab, die frohe Botschaft nach Nom zu bringen, und hatte
seinem Berichte den Antheil, der ihm am Preise des Tages gebühre,
glänzend herausgehoben. Bei seiner Ankunft erfüllte die Stadt allge"
meiner Jubel.
Sieben Jahre nach diesem wurde Cato das Censoramt übertragen,
das er mit aller Strenge, aber vortrefflich verwaltete. Bei der bereits
einreißenden Hinneigung zum Luxus und zur Sittenverderbniß war er
da ganz der Mann am Platze. Ja, als er sein Amt niederlegte,
beschloß man, ihm eine Bildsäule zu errichten, was er indessen nicht
hoch anschlug.
Sein ganzes Leben war ein Kampf: entweder klagte er Andere
an, oder wurde er selbst angeklagt; immer aber stand er rein und
tadellos da. Sein letztes öffentliches Geschäft war die Sendung naw
Afrika, um die Karthager mit Masinissa auszusöhnen. Hier lernte er
die Kräfte der Hafenstadt kennen und vielleicht gab diese Reise Veran-
lassung zur Vernichtung dieser Stadt; denn nie verließ er die Senats-
versammlung ohne die der Eroberungssucht der Römer schmeichelnden
Worte: Ich bin eben der Meinung, daß Karthago zerstört werden
müsse! Er starb bald nach seiner Rückkehr in einem Alter von
65 Jahren.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn]]
TM Hauptwörter (100): [T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T27: [Krieg Römer Rom Hannibal Karthager Karthago Jahr Scipio Spanien Rmer], T162: [Jahr Rom Senat Plebejer Volk Gracchus Cicero Gesetz Konsul Marius], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff]]
vornehmen Dame einen Besuch erhielt und diese, eitel auf ihren Putz,
ihr alle ihre Kostbarkeiten vorzeigte, so führte sie, um sie zu beschämen,
ihre Kinder herbei und sagte: Das sind meine Juwelen!
Tiberius hatte sich schon vor Karthago und bei Numantia unter
seinem Schwager Scipio ausgezeichnet. Bei der Belagerung dieser
Stadt hatte er durch einen Vergleich die Armee gerettet. Doch der
Senat verwarf den Vertrag und forderte a'hn zur Verantwortung. Die
Gediegenheit seines Charakters und seine Beredsamkeit schützten ihn und
erwarben ihm immer mehr das Wohlwollen des Volks. Die Reicheren
suchten immer mehr Land von den eroberten Provinzen an sich zu
ziehen, der Friede mit Numantia war widerrechtlich gebrochen worden,
was ihn tief schmerzte, und das Volk seufzte unter dem Joche seiner
Unterdrücker. Da beschloß Tiberius, sein Retter zu werden und der
weiteren Verarmung desselben einen Damm entgegenzusetzen. Zum
Volkstribun erwählt, brachte er das Ackergcsctz des Licinius wieder in
Vorschlag, obgleich mit mildernden Abänderungen. Kein Römer sollte
mehr als 500 Morgen von den Staatsländereien besitzen; das Uebrige
aber vermessen und unter die Bürger vertheil) werden. Die, welche
von ihren bisher benutzten Aeckern einen Theil abgeben mußten, sollten
aus der Staatskasse entschädigt werden, in welche erst kürzlich die
Schätze des Attalus, Königs von Pergamus, geflossen waren, der in
einer Art von Wahnsinn alle seine Reichthümer den Römern vermacht
hatte. Die Vornehmen hatten, um das Durchgehen des Gesetzvorschlags
zu verhindern, den Tribun Octavius für sich gewonnen, welchen
Gracchus vergeblich für seine Zwecke zu bearbeiten suchte. Als nun
einst das Volk, um diese wohlthätige Reform durchzusetzen, bei dem
Capitol versammelt war, eilte Tiberius auf das Rathhaus und machte
dort angemessene Vorstellungen. Doch übermüthig daselbst behandelt,
kehrte er zur Versammlung zurück und erklärte, morgen solle über das ^
Gesetz, aber zunächst auch darüber abgestimmt werden, ob ein Tribun,
der zum Nachtheil derer handle, die er vertreten solle, sein -lint
behalten könne. Als nun sein Amtsgcnosse während der Abstimmung
über letzteren Punkt laut und dringend von ihm aufgefordert wurde,
doch ja die Sache des Volks nicht zu verlassen und seinen Eifer nicht
niederzuschlagen, aber sich durchaus nicht bewegen ließ, von seiner
Verweigerung abzustehen, so ließ Tiberius bis zur letzten Tribu>
(Abtheilung) abstimmen, Octavianus wurde entsetzt und eilte, unr
Mißhandlungen zu entgehen, aus der Versammlung weg. Es kam ein
Anderer an seine Stelle und das Ackergesetz erhielt seine Gültigkeit.
Tiberius selbst nebst seinem Bruder Casus und seinem Schwiegervater
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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Extrahierte Personennamen: Tiberius Scipio Scipio Tiberius Tiberius Tiberius Tiberius
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eines Sitzes zu Boden geschlagen. Er wurde mit 300 andern Gefallenen
bei Nacht in die Tiber geworfen.
Nun war zwar der Urheber des Gesetzes todt; aber der von ihw
ausgegangene, oder wenigstens wieder hervorgerufene Plan war nicht
weggeworfen. Nasika, der Anstifter dieser blutigen Händel, hatte die
Erbitterung des Volks auf sich geladen. Er winde vom Senat als
Gesandter nach Asten geschickt und starb dort gleichsam als Verbannter.
Auffallender Weise war Scipio ein erklärter Gegner der Acker-
verthcilung, machte stch aber auch dadurch verhaßt und nach seinem
schnellen Tode, der immer räthselhaft bleibt, wurde ihm auch kein
Leichenbegängniß gehalten. Vielleicht war wirklich seine Gemahlin, die
nicht glücklich mit ihm lebte und sich offenbar durch das harte Urtheil,
das er bei der Nachricht von dem Tode ihres Bruders fällte, tief
beleidigt fühlen mußte, außerdem daß sie ähnliche Wünsche und
Bestrebungen haben mochte, wie ihre Brüder, in das Geheimniß
eingeweiht.
Nach seinem Tode nahm das Ansehen der Volkspartei zu. &&
war im Jahr 124, als Casus Gracchus, der in Sardinien das Aull
eines Quästors oder Obersteuereiunehmers ehrenvoll verwaltet-hatte,
nach Rom zurückkehrte und, der Stimmung des Volks gewiß, sich w"
das Tribunal bewarb. Er war ein edler Mann, kühner Verfechte
der Volksrechte, aber ein Feind des Senats, weil er von Vielen aus
dessen Mitte verächtlich behandelt wurde und in ihnen die Mörder seines
Bruders erblickte. Er war talentvoller, aber leidenschaftlicher, als
Tiberius. Den Antritt des neuen Amtes eröffnete er mit Erneuerung
des Ackergesetzes, und durch das Fruchtvertheilungsgesetz, vermögt
dessen die Armen monatlich Lebensmittel auf Kosten des Staats bekamen/
erwarb er sich die allgemeine Liebe des Volks. Noch gab er mehrere
Gesetze, welche dazu dienen mußten, sich in dieser Gunst zu befestigen/
und den Stand der Ritter gewann er sich dadurch, daß er dem Senat
die Gerichtsbarkeit aus den Händen wand und sie jenen übertrug'
Casus hatte aber in einem andern Tribun, Livius Drusus, einen
starken Gegner; der Kampf war heftig und er wurde es noch wehr/
als jener den Vorschlag machte, man solle allen italischen Bundesgenossen
das Bürgerrecht ertheilen. Casus wurde durch Drusus vom Tribuua
verdrängt und zur Gründung einer Colonie nach Afrika geschickt, ll,n
den unruhigen Kopf dort zu beschäftigen. Als er nachher zurückkehrte/
fand er sich bei seiner abermaligen Bewerbung getäuscht, und da sitn
Leute einen Liktor, der mit frecher Stirne ausrief:-Hinweg, Verräth^
macht guten Bürgern Platz! den Unverschämten getödtet hatten, 0rt
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TM Hauptwörter (100): [T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T55: [Rom Krieg Römer Jahr Heer Cäsar Hannibal Pompejus Marius Schlacht], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T162: [Jahr Rom Senat Plebejer Volk Gracchus Cicero Gesetz Konsul Marius], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Nasika Scipio Scipio Casus_Gracchus Tiberius Livius_Drusus Drusus