und Feldherrn aus den drei schlesischen Kriegen gegen Österreich
seien hier nur in Erinnerung gebracht: die Schlachten von Hohen-
friedberg, Rotzbach und Leuthen. Sie sind die Glanzleistungen
des von der -ganzen Welt angestaunten Königlichen Feldherrn
und seiner Armee. Seine Helden, Feldmarschall Graf Schwerin
und Keith, Fürst Leopold von Anhalt, Prinz Heinrich vonpreutzen,
Herzog Ferdinand von Braunschwerg. der Husarengeneral Zielen
und der Reiterführer Seydlitz sind unsterblich. Das glänzendste
Zeugnis über das Kriegsheer Friedrich des Grotzen stellte dieser
unerreichte Feldherr selbst aus: „Die Welt ruht nicht sicherer auf
den Schultern des Atlas, als Preutzen auf einem solchen Heere."
Friedrichs Geist entwich aber aus dem Heere, man sonnte sich
an den Überlieferungen jener großen Zeit. Stolz und fiegesgewitz
verliehen 1806 die Truppen ihre Standorte, um kurze Zeit dar-
auf zertrümmert, von dem neuen Stern Napoleon bei Jena und
Auerstedt geschlagen, zurückzukehren. Die Heerestrümmer von
1806/07 bildeten aber den Kern der Armee der Befreiungskriege.
Dieselben Männer, die in jenen ünglücksschlachten mitgekämpft,
führten die Reorganisation der Armee durch und wurden die Feld-
herrn der Befreiungskriege. Trotzdem nur 42 000 Mann nach
den Bedingungen des Friedens von Tilsit gehalten werden durften,
brachte es Sa)arnhorst durch möglichst schnelle Ausbildung aller
Wehrpflichtigen (Krümpersystem) dazu, datz 1813 150 000 und im
Laufe des Jahres 300 000 Mann gegen den Feind ziehen konnten.
Ja, zu Anfang des Krieges wurde, trotzdem der Fenrd im Lande
und alle Zeughäuser in Feindeshand, die Landwehr gebildet. So
wurde eine Reuorgansiatwn geschaffen, die grotzartigste der preutzi-
schen Armee, die in ihrem Grundgedanken, der allgemeinen Wehr-
pflicht, noch jetzt besteht. Entstanden durch den eisernen Wüten,
das Joch der Fremdherrschaft abzuschütteln, nur durchführoar bei
der Begeisterung, Vaterlandsliebe und Pflichttreue jedes Preutzen,
bedeutete die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht eine voll-
komrnene Umwälzung auf dem Gebiete der Heeresverfassung.
- Dieser Neuschaftung unter Friedrich Wilhelm Iii. verdankt
Preutzen seine beispiellos dastehende schnelle Wiedergeburt. Die
allgemeine Wehrpflicht legte den Grund zu Preutzens Macht ms
auf den heutigen Tag. Sie erzeugte den Geht der Aufopferung
des einzelnen für die Gesamtheit, auf der Preutzens Erötze beruht.
Von den Leistungen der neuentstandenen Armee während der
Befreiungskriege 1813—15 seien die Siege bei Grotzbeeren und
Dennewitz, die Völkerschlacht bei Leipzig und die Schlacht bei
Belle-Alliance, die Napoleons Schicksal endgültig besiegelte, her-
vorgehoben. Gedenket der Erotztaten eurer Väter, gedenket dank-
bar der Helden einer grotzen Zeit: Scharnhorsts, Gneisenaus, des
Marschall „Vorwärts" (Vater) Blücher, des eisernen York, des
Grafen Bülow von Dennewitz, des Grafen Kleist von Nollendorf,
des Generals von Tauentzien.
Das erste gewaltige Werk des Königs Wilhelm l., des
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61
zerstreut. Ganz Deutschland hat deren 23. Daraus folgt, dag
der General nur selten, höchstens jedes Jahr während einiger
Tage Gelegenheit hat. alle seine Truppen zusammen zu sehen, mit
ihnen zu üben und dafür zu sorgen, dag auch im großen Ver-
bände ein jeder ganz genau weiß, wo und wie er im gegebenen
Augenblicke seine Pflicht zu erfüllen hat. Aber im großen Kampfe
der Nationen kommen noch gewaltigere Massen unter die Leitung
eines einzigen Mannes. Deshalb werden in den Manövern zu-
weilen mehrere Armeekorps zusammengezogen, um den Generälen
Gelegenheit zu geben, die kriegsmäßige Leitung derselben zu üben
und die Truppen an das Leben und Treiben unter solchen Ver-
hältnissen zu gewöhnen, daß trotz des Zusammenströmens groß-
artiger Truppenmassen an allen Punkten sich das militärische
Getriebe in musterhafter Ordnung vollzieht, daß überall und
von jedem pünktlich und gewissenhaft im gegebenen Augenblicke
eingegriffen wird. Vom obersten Führer bis zum jüngsten Sol-
daten ist im deutschen Heere ein jeder von felsenfestem Pflicht-
gefühl durchdrungen, und zu jeder Minute bereit, mit höchster
Anstrengung seine ganze Kraft einzusetzen. Möge es immer so
bleiben. o. «pa^e.
Lies Höcker: Jederzeit kampfbereit.
,, Ferschke: Im Rock des Königs.
82. Ausgaben für das Heer.
Das erste Bedürfnis eines Staates ist, sein Dchein nach außen
gesichert zu sehen. Im Innern schützt ja das Gesetz Recht und
Freiheit des einzelnen: nach außen von Staat zu Staat nur die
Macht. Einem Gerichtshof des Völkerrechts, wenn es einen solchen
gäbe. würde immer noch die vollstreckende Gewalt fehlen, und
seine Aussprüche unterliegen schließlich der Entscheidung auf dem
Schlachtfelde. Kleine Staaten können sich auf Neutralität, auf
internationale Garantien (Bürgschaften) verlassen; ein großer
Staat nur durch sich selbst und aus eigener Kraft. Er erfüllt
den Zweck seines Daseins nur, wenn er entschlossen und gerüstet
ist, sein Dasein, seine Freiheit und sein Recht zu behaupten, und
ein Land wehrlos zu lassen, wäre das größte Verbrechen seiner
Regierung.
Der Wunsch, an den großen Summen, welche jährlich für das
Militär verausgabt werden, zu sparen, sie dem Steuerpflichtigen
zu erlassen oder für Zwecke des Friedens zu verwenden, ist gewiß
ein völlig gerechter. Wer würde sich dem nicht anschließen? Wer
malt sich nicht gern aus, wieviel Gutes, Nützliches und Schönes
dann geschaffen werden könnte! Aber vergessen dürfen wir dabei
nicht, daß die Ersparnisse am Militär-Etat (-Haushalt) aus
einer langen Reihe von Friedensjahren verloren gehen können
in einem Kriegsjahre.
Ich erinnere daran, was nach einem unglücklichen Feldzuge
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445
Jahre 1789 ihren Anfang genommen hatte, und in deren Verlaufe
das Königtum mit allen seinen monarchischen Einrichlungen gewaltsam
beseitigt wurde. König Ludwig Xvi., seine Gemahlin, eine Tochter der
deutschen Kaiserin Maria Theresia, seine Schwester Elisabeth und fast
eine Million Franzosen mußten unter dem Fallbeile das Lehen lassen.
Ja, die Revolution hatte solche Verwilderung und Entartung der
Menschheit geboren, daß selbst das Heiligste der Lästerung und dem
Spott preisgegeben worden war: die Religion hatte man abgeschafft,
dafür aber eine übelberüchtigte Schauspielerin in feierlichem Umzuge
aus einem Triumphwagen in die Hauptkirche geführt, sie dort auf den
Hochaltar gesetzt und ihr abgöttische Verehrung erwiesen; die Kirchen
halte man geplündert, verwüstet und zertrümmert, die christliche Zeit-
rechnung durch eine neue ersetzt und Schrecken und Greuel überall im
Lande hin verbreitet.
Auf das Nachbarland Deutschland wirkten diese Begebenheiten
zunächst und am mächtigsten, weniger jedoch auf die großen Staaten
Preußen und Österreich, die bei allen Mißständen doch Verhältnisse
nach großartigerem Zuschnitt und eine Geschichte hatten, auf die
sie stolz waren. Je näher aber zum Rhein, je kleiner und kleinlicher
die Staaten, um so leichter entzündeten sich die Köpfe. Selbst die
ausgelassensten republikanischen Lehren schreckten hier nicht ab, sich den
Franzosen, die mit gleißenden Worten alle Völker als Brüder be-
grüßten, anzuvertrauen.
Das nächste aber war ein verderblicher Krieg des Deutschen
Reiches mit den Franzosen, der mehrere Jahre lang unser Land ver-
heerte und mit Blut düngte! Als nämlich das Ansehen und das
Leben des Königs selbst bedroht schien, da beschlossen der König
Friedrich Wilhelm Ii. von Preußen und Kaiser Leopold, dem Könige
von Frankreich nötigenfalls durch Waffengewalt seine Freiheit wieder
zu verschaffen. Die Deutschen ahnten nicht, welche schwere Aufgabe
sie sich gestellt hatten; sie kannten nicht die Macht der revolutionären
Leidenschaften, die sich jetzt mit ganzer Gewalt gegen den äußeren
Feind kehrten. Zwar rückten die Verbündeten anfangs siegreich vor,
bald aber mußten sie, und zwar zum Teil infolge ihrer Uneinigkeit,
dem heftigen Anprall der Franzosen weichen und schließlich die Nieder-
lande nebst sämtlichen deutschen Ländern auf der linken Seite des
Rheins an Frankreich abtreten.
Die republikanischen Einrichtungen wurden in diesen Ländern
sogleich mit Bereitwilligkeit aufgenommen, und anfangs sah alles sehr
glänzend aus; bald aber änderte sich das Aussehen. Auf Befehl des
Konvents in Paris wurden sämtliche eroberten Länder als französische
Provinzen eingerichtet, und auch die französische Sprache wurde ein-
geführt. Man plünderte ungescheut die öffentlichen Kassen und schuf neue
Abgaben, ohne die alten aufzuheben; auch erhob man ungeheure
Kriegssteuern, während der Soldat, ausgehungert und verwildert, auf
Kosten der Einwohner lebte. Die herrschaftlichen Besitzungen, wie
die der geistlichen und weltlichen Körperschaften, der Schulen und
Universitäten wurden für Nationalgüter erklärt, um sie sämtlich zum
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xvi Ludwig Maria_Theresia Maria Theresia Elisabeth Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Leopold Leopold
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Rhein Frankreich Rheins Frankreich Paris
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erfahren, daß der Ingrimm mit aller Furchtbarkeit losbrach. Die
Rekruten in ihren blauen Kitteln zogen mit trotzigem, preußischem
Soldatengesang an französischen Regimentern vorüber, denen es anfing
in dem überall glühenden Lande unheimlich zu werden. Indessen
näherte sich auch Kaiser Alexander mit seinem Heere der Stadt Breslau.
Am 28. Februar ward zu Kalifch zwischen Preußen und Rußland ein
Vertrag abgeschlossen, desien Ziel die Wiederherstellung der Unabhängigkeit
Europas war. Die Macht, die Rußland zu Preußens Hilfe herbei-
führte, war nicht bedeutend, denn es hatte in dem Feldzuge von 1812
gleichfalls furchtbar gelitten. Preußen bot Rußland mehr als Rußland
Preußen, aber die deutsche Begeisterung rechnete damals nicht. Am
15. März holte Friedrich Wilhelm seinen hohen Gast in Breslau ein,
unter dem Schall der Glocken, unter dem Jauchzen und Weinen eines
von den heiligsten Gefühlen der Vaterlandsliebe bewegten Volkes.
Zwei Tage darauf, am 17. März, erschien der Aufruf Friedrich
Wilhelms Iii.: „An mein Volk!" „So wenig," heißt es darin, „für
mein treues Volk als für Deutsche bedarf es einer Rechenschaft über
die Ursachen des Krieges, der jetzt beginnt. Klar liegen sie dem
unverblendeten Europa vor Augen. — Brandenburger, Preußen,
Schlesier, Pommern, Litauer! Ihr wißt, was ihr seit sieben Jahren
erduldet habt, ihr wißt, was euer trauriges Los ist, wenn wir den
beginnenden Kampf nicht ehrenvoll enden. Erinnert euch an die
Vorzeit, an den Großen Kurfürsten, an den großen Friedrich! —
Selbst kleine Völker sind für gleiche Güter gegen mächtige Feinde in
den Kampf gezogen; erinnert euch der heldenmütigen Schweizer und
Niederländer! — Es ist der letzte, entscheidende Kampf, den wir be-
stehen für unsere Existenz, unsere Unabhängigkeit, unsern Wohlstand.
Keinen anderen Ausweg gibt es als einen ehrenvollen Frieden oder
einen ruhmvollen Untergang. Auch diesem würdet ihr getrost entgegen-
gehen, um der Ehre willen, weil ehrlos der Preuße und der Deutsche
nicht zu leben vermag. Allein wir dürfen mit Zuversicht vertrauen,
Gott und unser fester Wille werden unserer gerechten Sache den Sieg
verleihen, mit ihm einen sicheren glorreichen Frieden und Wiederkehr
einer glücklichen Zeit!" Am gleichen Tage verkündigte der König
seinem Volke die Errichtung einer Landwehr und des Landsturmes
für das gesamte Preußen. Als Ehrenzeichen für die Tapferen dieses
heiligen Krieges ward vom König am 10. März, dem Geburtstage
der verewigten Königin Luise, der Orden des eisernen Kreuzes gestiftet.
Mit herzlichen Worten hatte sich der König an sein Volk gewendet
und, indem er es zur Mitwirkung an seinem Werke aufforderte, es
mündig gesprochen. In unvergleichlich herrlicher Weise antwortete das
preußische Volk diesem Vertrauen. Das Königreich Preußen, damals
an Einwohnern nicht mehr als fünf Millionen zählend, stellte bis zum
Sommer 1813 ein Heer von 271000 Streitern, also von 18 Seelen
einen Mann zu den Waffen. Gleiches hat nie ein Volk getan. Noch
fehlte es an Bekleidung, Verpflegung, Bewaffnung. Aber es begann
jetzt ein rührender Wetteifer an freiwilligen Gaben. Auch der Ärmste
brachte sein Scherflein. Wo in dem ausgesogenen Lande Geld fehlte,
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Wilhelms Friedrich Wilhelms Friedrich Königin_Luise
Extrahierte Ortsnamen: Breslau Europas Breslau Europa Pommern