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Hinterindien hat nur einen einzigen selbständigen Staat, das König-
reich Slam. Den Westen der Halbinsel beherrschen die Briten, den Osten
die Franzosen.
a) Britisch-Hinterindien umfaßt Britisch-Birma (oder Barma) mit
der Hauptstadt Rangun am Jrawadi, die Prinz Wales- (Ußls-) Insel, das
Gebiet von Malaka und die Insel Singapur. Aus Britisch-Birma erhält
Vorderindien und zum großen Teil auch Europa seinen Bedarf an Reis. Auch
sind die großen Waldungen von Tekbäumen, welche Schiffsmasten liesern, sehr
wichtig. Die Prinz Wales-Insel liefert namentlich Gewürznelken. Die
Halbinsel Malaka ist reich an Z inn und Guttaperch a. Der Hafen Singapur
auf Singapur ist wichtig für die Schiffahrt auf den indischen Gewässern.
d) Das Reich Birma im Gebiet des mittleren Jrawadi steht jetzt eben-
falls unter englischer Verwaltung. Die Hauptstadt istmandalay (I0o T.)>
c) Das Königreich Siam besteht hauptsächlich aus dem Thal des Mönam.
Die Hauptstadt Bangkok hat J/2 Mill. Einwohner und ist eine der merk-
würdigsten Städte der Erde; neben meilenlangen Reihen schwimmender Häuser
im Menam (weshalb Bangkok „die schwimmende Stadt" und „das asiatische
Venedig" genannt wird) erheben sich prunkvolle Bauten mit hohen Türmen und
schlanken Spitzen.
c) Das Kaiserreich Annan: mit der Hauptstadt Hu6, .sowie die Küsten-
gebiete Cochinchina und Tongking und das Königreich Kambodscha stehen
unter französischem Schutze.
6 Die ostindischen Inseln
sind nahezu 4 mal so groß als das Deutsche Reich, haben so viel Einwohner wie
Frankreich und werden hauptsächlich von den Holländern beherrscht. Sie breiten
sich zu beiden Seiten des Äquators aus, bilden die Brücke von Asien nach
Australien und gehören zu den größten, schönsten und fruchtbarsten
Inseln der Erde. Die Bevölkerung gehört der malaischen Rasse
an und zerfällt in viele Stämme.
Die ostindischen Inseln zerfallen in mehrere Gruppen,
a) Die 4 Groszen Snndainseln heißen Sumatra, Java, Borneo
und Celßbes. Sumatra, so groß wie das Deutsche Reich ohne Bayern, hat
sehr große Landtiere (Nashorn, Orang-Utang) und liefert namentlich Pfeffer und
Kaffee. Von den zu Sumatra gehörigen kleinen Inseln ist Bangka wegen der
reichen Zinngruben die wichtigste. — Java ist die b e st a n g e b a u t e
und b e v ö l k e r t st e (22 Mill.) ostindische Insel und „die Perle in der
holländischen Krone." Sie zeichnet sich durch Fruchtbarkeit und durch
Mannigfaltigkeit der Produkte (Kaffee, Zuckerrohr, Indigo und Baumwollen-
strauch) aus, wird aber häusig durch Erdbeben verwüstet. Berüchtigt ist „das
Giftthal" oder „Todesthal", in welchem die dem Boden entströmende
Kohlensäure für Menschen und Tiere tödlich werden kann, und der Giftbaum
(Upasbaum), von dem man früher fabelte, daß er seine ganze Umgebung ver-
gifte. Aus seinem Milchsafte bereiten die Eingebornen unter Beimischung ver-
schiedener anderer Stoffe ein Gift, mit welchem sie ihre kleinen Pfeile bestreichen,
die sie aus Blasrohren schießen. — Die Bewohner Javas sind sanft und
ruhig und werden von den Niederländern zu fleißiger Arbeit angehalten. Die
Hauptstadt der Insel ist Bntäoin, von den Holländern nach heimischer Weise
Vogel, Geographie. Ausgabe A. Heft Iii. 2
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San]]
TM Hauptwörter (200): [T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
Extrahierte Ortsnamen: Hinterindien Rangun Singapur Europa Singapur Singapur Birma Bangkok Bangkok Venedig Kambodscha Deutsche_Reich Frankreich Asien Australien Sumatra Borneo Sumatra Sumatra Javas
— 28 —
Afrikas. Sie nahmen das Christentum schon in den ersten Jahrhunderten
unserer Zeitrechnung an. Die Hauptstadt des Landes ist Goudar.
Iv. Die Berberei
nimmt den nordwestlichen Teil Afrikas ein und ist fast durchgängig Hochland,
dessen höchste Erhebung das Atlasgebirge bildet. Die Berberei ist 5 mal so
groß als das Deutsche Reich. Die Bewohner sind hell- oder dunkelbraun und heißen
Berbern. Außer ihnen wohnen noch daselbst eingewanderte Araber, Juden und
wenige Europäer. Die Berberei zerfällt in 4 Staaten, welche bis ins 19. Jahr-
hundert hinein als „ R a u b st a a t e n" bezeichnet wurden, weil von da aus
Räuber das Mittelmeer unsicher machten.
1. Die Regentschaft Tripolis mit den Landschaften Barka und
Fessan ist eine türkische Provinz. Die Hauptstadt- von Tripolis ist
Tripolis. Sie ist der Ausgangspunkt einer der wichtigsten Karawanenstraßen
durch die Sahara nach dem Sudan. Haupthandelsartikel sind Goldstaub, Elfen-
bein. Wachs und Straußenfedern. — Die Hauptstadt von Barka ist
Beugasi, eine Hafenstadt an der Großen Syrte, die Hauptstadt vom Oasen-
land Fessan Mursuk. Durch diese Stadt geht die belebteste Wüstenstraße von
Tripolis nach Bornu am Tsad.
2. Der franzö fische Schutz st aat Tunis ist das östlichste und be-
völkertste Atlasland. Die Haupt st adt Tunis ist eine bedeutende Handels-
stadt (fast 150 T.). Nicht weit davon sind die Ruinen von Karthago.
3. Die französische Kolonie Algier ist das mittlere Atlasland und
größer als Frankreich. Die Hauptstadt Algier (75 T.) ist stark befestigt und
hat eine prächtige Lage am Meere. Die Bevölkerung der Stadt besteht größtenteils
aus Europäern. Die fruchtbare Umgegend von Algier versorgt im Frühjahre die
europäischen Märkte mit den ersten Kartoffeln, Gurken und feinen Gemüsen.
4. Das Kaisertum Marokko ist das westlichste und fruchtbarste Atlasland
(etwa l1/*, mal so groß als das Deutsche Reich, hat aber nur den 5. Teil seiner
Einwohnerzahl). Die Bevölkerung besteht aus so eifrigen Muhamedanern, daß
im Innern des Landes sich kein Christ oder Jude auf den Straßen sehen lassen
darf, ohne daß man ihn „ungläubiger Hund" nennt oder anspuckt. Marokko,
wunderbar schön gelegen in einer Ebene am Fuße der Schneegipfel des Atlas,
von den Arabern „das Damaskus des Westens" genannt, ist die
Residenzstadt (50 T.). Die Christen, welche sich in der Stadt aufhalten, dürfen
nur in dem Gesandtschaftsgebäude Gottesdienst abhalten, keine Glocken haben, kein
Kreuz sichtbar werden lassen, müssen überhaupt alles verborgen halten, was an
ihre Religion erinnert. Zwar ist ihnen ein Leichenacker gewährt, aber sie müssen
die Toten in aller Stille dorthin schaffen und ohne religiöse Feierlichkeit begraben.
Die Leiche eines Christen, der außerhalb der Stadt gestorben ist, darf nicht in
diese gebracht werden, denn sie gilt den rechtgläubigen Bewohnern Marokkos für
„Aas von einem Hunde." — Fes ist die größtestadt des Landes (150 T.).
— Tauger (spr. Tandscher) an der Straße von Gibraltar ist der Haupt-
Hafen und e r st e Handelsplatz von Marokko.
d. h. Wüste, ist die größte Wüste der Erde. In ihr finden wir alle
Landschaftsformen vertreten': Alpenlandschaften, jenen der Schweiz nicht nach-
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T186: [Stadt Insel Hauptstadt Tunis Handel Afrika Land Hafen Küste Algier], T104: [Nil Meer Wüste Afrika Küste Land Sahara Gebiet Sudan Fluß], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
94
geliefert von Böhmen, Zink von Galizien, Blei von Böhmen und Mähren, Eisen be-
sonders von Steiermark und Böhmen. An brennbaren Mineralien (Steinkohlen
und Braunkohlen) ist großer Reichtum vorhanden, ebenso an Salz (Galizien und
Salzkammergut); Seesalz wird in den Küstengebieten des Adriatischen Meeres
gewonnen. Der Ackerbau beschäftigt etwa 3/4 der gesamten Bevölkerung,
und der im allgemeinen fruchtbare Boden liefert alle wesentlichen Nahruugs-
mittel in ausreichender Menge. Die Ebenen Ungarns sind die Kornkammern
des Reiches, ebenso das böhmische und mährische Hügelland. Andere Produkte
der Landwirtschaft sind Kartoffeln, Ölgewächse, Zuckerrüben, Wein (namentlich
in Ungarn), Hopfen l vorzüglich in Böhmen), Obst. In den Bergländern
gedeiht die Viehzucht, doch werden dieselben hierin von den ungarischen
Steppen (Pußten) übertroffen. Seidenraupenzucht wird namentlich
in Südtirol getrieben. — Die Industrie hat sich in den letzten Jahrzehnten
sehr gehoben, kann sich aber noch nicht mit derjenigen Englands, Frankreichs,
Belgiens und Deutschlands messen. Sie bezieht sich namentlich auf Herstellung
von leinenen, baumwollenen und Metallwaren, auf Glasfabrikation (Böhmen),
Tuchweberei und Bierbrauerei. — Der Handel ist sehr umfangreich und
geht besonders nach 0. und 8. Der Mittelpunkt des Landhandels ist
Wien, der des Seehandels Trieft. — Die geistige Bildung und das
Unterrichtswesen stehen in den einzelnen Teilen des Reiches auf sehr uugleicher
Stufe, und es ist (wie bei der Industrie) im allgemeinen eine Abnahme von
W. nach 0. bemerkbar. Die meisten Volks- und Bürgerschulen haben die
vorwiegend von Deutschen bewohnten Landesteile; in den östlichen Ländern
ist die Verschiedenheit der Sprache eine große Schwierigkeit; es giebt fast
2000 Volksschulen, in denen ^—4 Unterrrichtssprachen (deutsch, polnisch,
ruthenisch und walachisch) nebeneinander bestehen. Österreich besitzt 19
Universitäten (das Deutsche Reich 29).
6. Einteilung. Die Österreich-Ungarische Monarchie besteht aus 19 Krön-
ländern, welche (seit 1867) in 2 Ländergruppen (Staaten) zerfallen: in
Österreich oder richtiger „die im Reichsrate vertretenen Königreiche
und Länder" und Ungarn oder richtiger „die Länder der ungarischen
Krone". Beide Reichshälften sind durch die Person des Herrschers, der den
Titel „Kaiser von Österreich und apostolischer König von Ungarn" führt,
und durch gewisse gemeinsame Angelegenheiten (z. B. Kriegswesen) miteinander
verbunden.
A. Die österreichischen Kronländer.
1. Das Erzherzogtum Österreich nnter der Enns oder Niederösterreich
(fast so groß wie die Provinz Westfalen) liegt zu beiden Seiten der Donau
von der Enns bis zur March. — Wien (mit Vororten 1% Mill. Einw.)
am rechten Ufer der Donau ist Haupt- und Residenzstadt der Monarchie
und deren erste Handels- und Industriestadt (Möbel, Galanteriewaren,
Musikinstrumente, Seidenzeuge und Lederartikel haben einen Weltruf), der
Sitz der obersten Reichsbehörden, der erste Donauhandelsplatz, sowie der
Mittelpunkt des wissenschaftlichen Lebens (Akademie der Wissenschaften
und Künste, die bedeutendste Universität des ganzen Reiches, eine technische
und eine landwirtschaftliche Hochschule). Keiue andere Stadt ist dnrch die
Lage so zur Hauptstadt des großen Reiches geeignet, wie gerade Wien.
Denn „es liegt auf einem Punkte, wo die 3 österreichischen Hauptvölkerstämme
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]
Extrahierte Ortsnamen: Galizien Galizien Adriatischen_Meeres Ungarn Frankreichs Belgiens Deutschlands Wien Deutsche_Reich Ungarn Ungarn Niederösterreich Donau March Wien Donau Donauhandelsplatz Wien
Dm" Im Anschluß au vorliegende Geographie des Deutschem
Reiches Ausgabe A erschienen ferner:
Heft Ii: (Bcoqljcipmc Dou )£uir0pct (mit Ausschluß be
Deutschen Reiches). Preis 45 Pf.
H-ft Iii! Geographie der außereuropäischem
Länder, preis Ls pf.
Außerdem gelangt eine Ausgabe B in 2 Heften zur Ausgabe
Heft i: Geographie des Deutschen Reiches.
preis 85 Pf.
Heft ii: Geographie der Hrdteile. pr«« 4z pf.
Von diesen Heften stehen noch Frei-Exemplare bei beabsichtigter
Einführung zu Diensten.
Georg-Eckert-Institut Bs78
1 147 215 4
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
— 23 —
Klima aus. Von Basel bis Straßburg wird der Rhein wegen seines starken
Gefälles fast nur zur Thalfahrt benutzt, und die bedeutenderen Orte (Mül-
Hausen, Kolmar, Straßburg) liegen auf dieser Strecke abseits an der Jll.
Von der Jllntüuduug abwärts bildet der Rhein eine gute Fahrstraße, und
seit alter Zeit spiegeln sich zahlreiche Städte in seinen Fluten. — Mittelrhem
heißt die Strecke des Rheines von Mainz bis Bonn. Erst fließt er bis
Bingen von 0. nach W. und bildet den herrlichen Rh eingau, dann
wendet er sich nach Nw., indem er das Niederrheinische Schiefergebirge
durchbricht und es in eine östliche und westliche Hälfte teilt. Von Bingen
bis Bonn treten auf beiden Seiten die Berge, welche oft mit Ruinen oder
Burgen gekrönt sind, an den Rhein heran. Einer der Felsen heißt Loreley
(d. h. Lauerfels, lauernd wegen der an seinem Fuße dem Schiffer gefährlichen
Klippen). Vou ihm handelt das Gedicht von Heine: „Ich weiß nicht, was
soll es bedeuten —— Der llntrnljfiu ist der Lauf des Rheines von Bonn
bis zur Mündung in die Nordsee Er gliedert sich in den deutschen
Niederrhein und in das holländische Rheindelta. — Der Rhein ist die
Hauptverkehrsader für den westlichen Teil des Deutschen Reiches; besonders
wichtig ist er für den rheinisch-westfälischen Jndnstriebezirk, dessen Ausfuhr-
Hafen Düsseldorf bildet. Kleine Seeschiffe gehen bis Köln.
Wichtige Städte am Nhein sind:
Laset (60 T.) liegt auf beiden Ufern des Rheins. Es ist die dritt-
größte Stadt der Schweiz und der erste Handelsplatz dieses Landes.
Es hat eine günstige Verkehrslage am Rhein und bildet den Knotenpunkt
mehrerer Eisenbahnen. Im Mittelalter war der Wohlstand der Stadt sprich-
wörtlich. In gewerblicher Beziehung ist namentlich die Seidenbandweberei
hervorzuheben. Basel hat auch eine Universität. Die Bürger der Stadt
unterhalten viele wohlthätige Anstalten, z. B. ein Missionshaus. — Strasburg
(135 T.), */2 Meile vom Rhein, ist die wichtigste Stadt in der Ober-
rheinischen Tiesebene, die Hauptstadt des ganzen deutschen Reichsland es
und ein wichtiger Knotenpunkt für Eisenbahnen und Kanäle. Straßburg
gehört seit 1871 wieder zum Deutschen Reiche und ist eine Festung ersten
Ranges gegen Frankreich. (Volkslied: O Straßburg.) Schon im Mittelalter
galt Straßburg als „des heiligen römischen Reichs deutscher Nation starke
Vormauer", und Kaiser Karl V. erkannte den Wert der Stadt, indem er
sagte: „Ä>ären Straßburg und Wien zu gleicher Zeit in Gefahr, ich würde
zuerst Straßburg zu Hilfe eilen." Straßdurg hat eine deutsche Universität
und in seinem Münster ein berühmtes Bauwerk. — Speier, in Rheinbayern
gelegen, enthält in seinem prachtvollen Dome die Gräber von 8 deutschen
Kaisern, wird deshalb auch „die Totenstadt der deutschen Kaiser" genannt.
Im Jahre 1529 wurde hier ein Reichstag abgehalten, auf welchem die
Katholiken einen die Ausbreitung der Reformation ungünstigen Beschluß
herbeiführten. Dagegen erhoben die lutherisch gesinnten Staude Protest
(= Einspruch) und erhielten fortan von ihren Gegnern den Namen „Pro-
testanten". — Mannheim (91 T.), an der Mündung des Neckars in den
Rhein gelegen, ist die volk reich st e Stadt im Großherzogtum Baden
und die blühendste Handelsstadt am Oberrhein. Es ist sehr regelmäßig
gebaut und hat schnurgerade Straßen. — Worms, am linken Rheinufer, liegt
im Großherzogtum Hessen, ist eine der ältesten Städte Deutschlands, war
aber früher viermal so groß als jetzt (22 T.). Es ist der Sitz der deutschen
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
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— 27 —
nach W. und mündet unterhalb Köln in den Rhein. Sie ist das Gewässer,
„welches aus dem Erdboden am meisten arbeiten muß." _ An ihr liegen
Elberfeld und Lärmen, eine Doppelstadt, jene mit 140, diese mit 130 Ein-
wohnern. Beide sind wichtige Fabrikstädte für seidene, leinene und bäum-
wollene Waren. („Elberfelder Leinwand.") — h) Die Ruhr (= Schils,
weil im Gebiete der Quellen viel Schilfwiesen sind) entspringt im Sauer-
lande, gehört größtenteils Westfalen an, fließt von (). nach W. und mündet
bei Ruhrort in den Rhein. Das Ruhrgebiet hat sehr reiche Kohlen-
lag er, mit deren Ausbeutung sich namentlich Elsen beschäftigt. Hier ist die
weltberühmte Kruppsche Gußstahlfabrik, in welcher mehr als
20000 Arbeiter beschäftigt werden. Die in dieser Fabrik hergestellten Kanonen
sind jetzt die besten und werden nahezu iu alle Länder der Erde versandt. —
i) Die Lippe fließt in westlicher Richtung im Flachlande, welches zum Teil
sehr fruchtbares Gebiet ist, und mündet bei Wesel. An ihr liegt die Stadt
Hamm, welche sehr große Eisengießereien besitzt. —
a) Die 3u entspringt am Schweizer Jura, durchfließt das obere Elsaß
und mündet bei Straßburg. Sie ist der eigentliche Hauptfluß des
Elsasses. Zwischen Jll und Rhein zieht sich von Mülhausen bis Straßburg
der Rheinkanal. Wichtige Ansiedelungen sind Mülhausen, Colmar und Straß-
bürg. Mülhausen i. E. ist ein Mittelpunkt für Baumwollenindustrie und
der wichtigste Fabrikort (großartige Baumwollenweberei, vortreffliche Kattun-
druckereien) im Elsaß. Für die Fabrikarbeiter (etwa 20 000) sind hübsche
Häuser gebaut, die vou Gärten umgeben sind; auch in anderer Weise ist vor-
trefflich für die Arbeiter gesorgt. — Colmar liegt in einer fruchtbaren Ebene.
In der Nähe ist das „Lügenfeld", auf dem die Söhne Ludwigs des
Frommen durch Verrat ihren Vater gefangen nahmen. — Straß bürg
(f. S. 23). — b) Die tlahe entspringt auf dem Huusrück, bildet eine Strecke
lang die Grenze zwischen Hessen und Rheinpreußen und mündet bei Bingen.
An ihr liegen Oberstein, der Hauptsttz der Achatschleiferei im Huusrück, und
Kreuznach, ein Badeort. — c) Die Mosel ist (nach der Maas) der größte
Nebenfluß des Rheins. Sie entspringt auf dem Wasgeuwalde, fließt
in einem nach 0. offenen Bogen dem Rheine zu, in den sie bei Koblenz
mündet. Sie gehört in ihrem Oberlaufe zu Frankreich, von Metz an zu
Deutschland. Die Mosel hat gelbes Wasser, das sich anfangs eigentümlich
vom grünen Rhemwasser abhebt. Sie hat reizende User, an deren sonnigen
Schieferabhängen sich von Trier bis Koblenz viele Weinberge befinden, welche
die berühmten Moselweine liefern. Der wichtigste Zufluß der Mosel ist
die Saar, an welcher in der Rheinprovinz die Festung Saarlouis liegt.
Ausiedluugen an der Mosel sind Metz und Trier. Metz (60 T.) ist die
Haupt st adtvonlothrin gen und eine der stärksten Festungen der Erde.
1870 mußte es sich den Deutschen ergeben, wobei über 170 000 Franzosen
gefangen wurden. — Trier (40 T.) ist eine der ältesten Städte Deutschlands,
da es schon von den Römern vor Christi Geburt angelegt wurde. Noch heute
findet man Überreste römischer Bauten, z. B. das „Schwarze Thor". Im
Dome befindet sich der „heilige Rock", welchen einst Christus getragen haben
soll und der, nebst anderen Reliquien, zeitweilig zur Verehrung ausgestellt
wird. (Wallfahrten.) — d) Die Ähr hat in merkwürdigen Windungen ein
großartiges Thal in die Eifel eingeschnitten und mündet oberhalb des Sieben-
gebirges. Die Ahrweine sind beliebt.
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TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura]]
TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier]]
— 30
stadt. Der bedeutendste Handelsartikel ist Zucker; denn in der Umgegend,
welche sich durch große Fruchtbarkeit auszeichnet und die „Magdeburger
Börde" heißt, wird der meiste Zuckerrübenbau im Deutschen Reiche getrieben.
Magdeburg ist eine sehr alte Stadt und wird schon zu Karl d. Gr. Zeit
erwähnt. Im 30 jährigen Kriege wurde die Stadt vou Tilly erobert und
fast ganz zerstört. — Hamburg, zu den Freien Städten gehörig, hat mit den
Vororten 626 T. Einw. und ist die zweitgrößte Stadt des Deutschen Reiches
und die bedeutendste deutsche Handelsstadt, zugleich die größte Seehandelsstadt
auf dem Festlande Europas. (In Europa sind durch ihren Handel nur
London und Liverpool größer.) Hamburg ist auch der Hauptausfuhrhafen
deutscher Jndustrieerzeuguisse und der Einfuhrhafen für Kolonialwaren, Baum-
wolle und Farbehölzer. Zur ersten Seehandelstadt konnte sich Hamburg eut-
wickeln durch seine Lage an einem bequemen Übergang über den Fluß, an
einer Fahrstraße für Seeschiffe, nicht fern von einem vielbefahrenen Meere,
durch die bequeme Verbindung mit dem Binnenlands durch Landwege und durch
die Nähe fetten Marschlandes. Bis nach Hamburg können zur Zeit der Flut
auch große Seeschiffe fahren. Sehenswert ist besonders der Hafen, in dem
der Beschauer eiueu wahren Wald von Masten erblickt. „Der Glanzpunkt
Hamburgs ist die Binnenalster, eine seenartige Erweiterung der Alster, die
von früh bis spät mit zahlreichen kleinen Dampfern belebt ist und in deren
Fluten sich wahre Prachtbauten spiegeln." Die „deutsche Seewarte" in
Hamburg hat die Aufgabe, Meer und Wetter zu beobachten und den Verkehr
der Völker zur See durch Sturmwarnungen n. s. w. immer sicherer und
schneller zu gestalten.
Die bedeutendsten Nebenflüsse der Elbe in Deutschland sind von rechts
die Schwarze Elster und Havel, von links die Mulde und Saale, a) Die
Schwarze Elster entspringt in Sachsen, fließt erst nach N., dann nach W.
und mündet oberhalb Wittenberg. — b) Die Havel (= Hafenfluß, wegen
der Seen) ist der größte Nebenfluß der Elbe von rechts. Sie kommt aus
Seen in Mecklenburg, fließt zuerst bis Spandau südwärts, dann westwärts
und von Brandenburg an nordwestlich. Ihr wichtigster Zuslnß ist die Spree
(bedeutet wahrscheinlich Sorbenfluß), welche auf dem Lausitzer Gebirge ent-
springt, nach N. zu fließt und sich unterhalb Berlin in die Havel ergießt.
An der Spree liegt Berlin und au der Havel liegen Spandau, Potsdam
und Brandenburg.
Berlin, die größte Stadt des Deutschen Reiches (I3/4 Mill. Einw.) und
drittgrößte Stadt Europas, ist die Hauptstadt des Deutschen Reiches und
Preußens. Es ist ferner die erste Industriestadt Deutschlands, einer der
wichtigsten Plätze für europäischen Binnenhandel, der größte Eisenbahnstern
Mitteleuropas (von hier gehen Ii Bahnlinien aus) und ein Hauptsitz für
Wissenschaften und Künste (durch die Universität, Bibliotheken, Museen und
Kunstakademien). Daß Berlin zu solcher Bedeutung gelangen konnte, verdankt
es großenteils seiner Lage mitten in der Deutschen Tiefebene (wird in seiner
Entwicklung nach außen uirgeuds beengt) und seiner gleichen Entfernung
von Elb- und Odermündung (Nord- und Ostsee) und den Handelsstädten
Breslau und Leipzig. Die schönste Straße Berlins heißt „Unter den Linden",
der beliebteste Spaziergang der Berliner ist der Tiergarten und das groß-
artigste Bauwerk der Neuzeit die Stadtbahn. — Spandau, am Zusammenfluß
von Spree und Havel, ist starke Festung (zum Schutze Berlins) und hat
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß]]
Extrahierte Personennamen: Karl_d Karl Tilly
Extrahierte Ortsnamen: Magdeburg Hamburg Europas Europa London Hamburg Hamburg Hamburg Hamburgs Hamburg Deutschland Sachsen Wittenberg Mecklenburg Spandau Brandenburg Berlin Berlin Spandau Potsdam Brandenburg Berlin Europas Deutschlands Mitteleuropas Berlin Deutschen_Tiefebene Ostsee Breslau Leipzig Berlins Spandau Berlins
— 39 —
Deutschland in Wissenschaft und Kunst mit an der Spitze der gebildeten
Völker steht."
„Die Grundzüge des deutschen Volkscharakters sind: aufrichtige
Frömmigkeit, Treue und Biederkeit, Anhänglichkeit an den angestammten
Regenten, Tapferkeit, Besonnenheit, Beharrlichkeit bei Verfolgung eines ge-
steckten Zieles und ernste, gründliche Beschäftigung mit Wissenschaft und Kuust."
6. Verfassung und Ginteilnng. Seit 1671 ist das „Deutsche Reich" ein
Bundesstaat, an dessen Spitze der König von Preußen steht, welcher den
Titel „Deutscher Kaiser" führt. Die Kaiserwürde ist erblich. Der Kaiser
hat das Recht, Krieg zu erklären und Frieden zu schließen, sowie Bündnisse
und Verträge mit anderen Reichen einzugehen. Die Reichsgesetzgebung wird
ausgeübt von dem Bundesrat, welcher aus Vertretern der einzelnen deutschen
Staaten besteht, und dem Reichstage, der aus etwa 400 vom Volke gewählten
Abgeordneten zusammengesetzt ist. Der höchste Beamte des Reiches ist der
Reichskanzler.
Das Deutsche Reich besteht aus 26 einzelnen Staaten, nämlich
4 Königreichen, 6 Großherzogtümern, 5 Herzogtümern, 7 Fürstentümern,
3 Freien Städten und dem Reichsland Elsaß-Lothringen. (Merke: 1 Reichs-
land, 3 Freie Städte, 4 Königreiche, 5 Herzogtümer, 6 Großherzogtümer,
7 Fürstentümer.)
Vi. Die Staaten des Deutschen Reiches.
1. Das Königreich Preußen.
(6300 ^Meilen oder 348500 qkm und 32 Mill. Eimv.)
Preußen ist der größte Staat des Deutschen Reiches und nimmt den
größten Teil Norddeutschlands ein. Es bildet eine zusammenhängende Fläche,
von welcher mehrere kleine Staaten eingeschlossen sind. Getrennt vom Haupt-
lande gehören noch die in Süddeutschland gelegenen Hohenzollernschen Lande
dazu. Es zerfällt in 12 Provinzen.
1. Die Provin) Ostpreußen (670 ^ Mln. oder 37000 qkm und
über 2 Mill. Einw.) ist die nordöstlichste Provinz Preußens. Sie um-
faßt das Küstenland am Kurischen und Frischen Haff und grenzt an die
Ostsee, an Rußland und die Provinz Westpreußen. Sie ist zum großen Teile
eben, wird aber von dem Baltischen Landrücken, welcher die oft-
preußische Seenplatte trägt, durchzogen. Das Klima ist gesund,
aber rauher, als in irgend einem anderen deutschen Lande. Der Boden ist
größtenteils sandig und unfruchtbar. Weite Strecken sind mit Wald be-
standen. Der größte Wald ist die Johannisburger Heide im südlichen Teile
der Provinz. Im Memeldelta liegen außer üppigen Wiesen auch sumpfige
Wälder, in denen der Elch gehegt wird. Die Haupterwerbsquellen
der Bewohner sind Ackerbau und Viehzucht, an der Küste auch Fischerei.
Sehr fruchtbar ist die Tilsiter Niederung (westlich von Tilsit). Der nord-
östliche Teil Ostpreußens heißt Litauen. Die Litauer haben eine eigene
Sprache, sind wahrscheinlich slavischen Ursprungs und treiben namentlich
Pferdezucht. In ihrem Gebiete liegt auch das königliche Pferdegestüt Trakehnen.
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Reichsland_Elsaß-Lothringen Norddeutschlands Ostsee Baltischen_Landrücken Johannisburger_Heide Memeldelta Tilsit
114
Der zur Gründung und Erhaltung der Kriegsflotte und der
damit zusammenhängenden Anstalten erforderliche Aufwand wird
aus der Reichskaffe bestritten.
Artikel 64. Die Kauffahrteischiffe aller Bundesstaaten
bilden eine einheitliche Handelsmarine.
Artikel 55. Die Flagge der Kriegs- und Handelsmarine
ist schwarzweihrot.
X. Konsulatwesen.
Artikel 56. Das gesamte Konsulatwesen des Deutschen
Reichs steht unter der Aufsicht des Kaisers, welcher die Konsuln,
nach Vernehmung des Ausschusses des Bundesrates für Handel und
Verkehr, anstellt.
Xi. Reichskriegswefen.
Artikel 57. Jeder Deutsche ist wehrpflichtig und kann sich
in Ausübung dieser Pflicht nicht vertreten lassen.
A r t i k e 1 58. Die Kosten und Lasten des gesamten Kriegs-
wesens des Reichs sind von allen Bundesstaaten und ihren An-
gehörigen gleichmäßig zu tragen.
A r t i k e 1 59. Jeder wehrfähige Deutsche gehört sieben Jahre
lang, in der Regel vom vollendeten 20. bis zum beginnenden
28. Lebensjahre, dem stehenden Heere, die folgenden fünf Lebens-
jahre der Landwehr ersten Aufgebots und sodann bis zum 31. März
des Kalenderjahrs, in welchem das 39. Lebensjahr vollendet wird,
der Landwehr zweiten Aufgebots an.
Artikel 63. Die gesamte Landmacht des Reichs wird ein
einheitliches Heer bilden, welches in Krieg und Frieden unter dem
Befehle des Kaisers steht.
A r t i k e 164. Alle deutschen Truppen sind verpflichtet, den Be-
fehlen des Kaisers unbedingte Folge zu leisten. Diese Verpflich-
tung ist in den Fahneneid aufzunehmen.
Der Höchstkommandierende eines Kontingents, sowie alle Offi-
ziere. welche Truppen mehr als eines Kontingents befehligen, und
alle Festungskommandanten werden von dem Kaiser ernannt. Die
von Demselben ernannten Offiziere leisten Ihm den Fahneneid.
Bei Generalen und den Eeneralstellungen versehenden Offizieren
innerhalb des Kontingents ist die Ernennung von der jedes-
maligen Zustimmung des Kaisers abhängig zu machen.
Artikel 66. Wo nicht besondere Konventionen ein anderes
bestimmen, ernennen die Bundesfürsten, beziehentlich die Senate
die Offiziere ihrer Kontingente.
Xii. Reichsfinanzen.
Artikel 69. Alle Einnahmen und Ausgaben des Reichs
müssen für jedes Jahr veranschlagt und auf den Reichshaushalts-
etat gebracht werden. Letzterer wird vor Beginn des Etatsjahres
nach folgenden Grundsätzen durch ein Gesetz festgestellt.
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66
Durch das Reichsrecht ist der König mehrere rvichiige
Atachtvollkommenheiten losgeworden, die dem Deutschen Kaiser
übertragen sind. (Siehe dort.)
Der einzelne deutsche Staat hat zwar noch Gesandtschaften
(Vertretungen), aber die Vertretung des Reichs nach außen steht
doch nur dem Kaiser zu.
Unser König ist unverantwortlich nach zwei Richtungen:
1. Er ist politisch unverantwortlich, d. h. er kann in
keiner Weise wegen einer Regierungshandlung zur Rechenschaft
gezogen werden.
Der König steht über den Parteien und darf nicht in die
Streitigkeiten hineingezogen werden. Daher muß der Minister
die Verantwortung übernehmen und gegenzeichnen. Sonst könnte
leicht die Unverantwortlichkeit zur Willkür werden.
2. Er ist strafrechtlich unverantwortlich undun-
verletzlich, d. h. kein Gerichtshof kann ihn wegen irgendeiner
Handlung zur Verantwortung ziehen.
Dazu hat der König noch eine Reihe von Ehrenrechten:
1. den Titel „Majestät". Dieser stammt aus dem römischen
Reiche. Er wurde den römischen Kaisern beigelegt und ging
später auf die deutschen Kaiser über. Seit dem 16. Jahrhundert
nahmen auch die Regenten der Kleinstaaten diesen Titel an.
Ferner führt er die Bezeichnung „von Gottes Gnaden".
Dadurch soll zum Ausdruck gebracht werden, daß der Monarch
sein Recht von keinem auf der Welt ableite und nur Gott allein,
d. h. seinem Gewissen, für seine Handlungen verantwortlich sei.
Im Jahre 1849 wurde der Antrag gestellt, diese Bezeichnung zu
streichen. Er wurde mit Recht abgelehnt. Der Ausdruck ist auf
geschichtlichem Boden erwachsen und bedeutet nur, daß der König
nicht „von Volkes Gnaden" König ist. Abzuweisen sind jene
Vorstellungen, die mit dieser Bezeichnung eine übermenschliche
Einrichtung andeuten wollen und den König zum Statthalter
Gottes auf Erden machen. So war es in Frankreich zur Zeit
Ludwigs Xiv.
Fernere Ehrenrechte:
2. diejenigen auf bestimmte Insignien, Krone, Zepter, Reichs-
apfel und Schwert;
3. Die höchsten militärischen Ehren, Hofstaat, Hofzeremonien.
4. die Fürbitte im Kirchengebei.
5. die Landestrauer beim Tode des Monarchen. Durch
Gesetz vom 14. April 1903 ist dafür bestimmt:
a) 14 Tage lang werden mittags die Glocken der Kirchen
von 12 bis 1 Uhr geläutet.
b) Vier Tage lang vom Sterbetage an und am Tage der Bei-
setzung sind alle öffentliche Musik, öffentlichen Lustbarkeiten
und Schauspielvorstellungen einzustellen.
o) Zuwiderhandlungen werden mit 60 bis 150 Mk. bestraft.
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs
Extrahierte Ortsnamen: Gottes Gottes Frankreich Ludwigs_Xiv