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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Geographie des Deutschen Reiches - S. 29

1898 - Wittenberg : Herrosé
— 29 — Fabriken. In Verden soll Karl d. Gr. einer Sage nach 4500 Sachsen haben hinrichten lassen. 4. Die Elbe („@lf"=ghtfj) ist der größte Strom der Deutschen Tiefebene. Sie entspringt ans der Südseite des Riesengebirges in der Nähe der Schneekoppe, geht in einem weiten Bogen, welcher nach N. offen ist, durch Böhmen und folgt nach ihrer Vereinigung mit der Moldau deren Richtuug nach N. Zwischen Lobositz und Tetschen durchbricht sie das Böhmische Mittelgebirge und dann von Tetschen nach Pirna das Elbsandsteingebirge. Bei Meißen tritt sie ins Tiefland ein und hat nun im ganzen eine nordwestliche Richtung, bis sie bei Knxhaven, 18 Meilen unterhalb Hamburg, 2 Meilen breit in die Nordsee mündet. In der Tiefebene, von Torgau an sind die Elbufer flach, und das Land muß durch Dämme vor Überschwemmungen ge- schützt werden. Zuweilen aber durchbricht das Hochwasser die Deiche und überschwemmt Wiesen und Felder meilenweit, richtet auch in den Ortschaften großen Schaden an; aber der zurückbleibende Schlamm wird meist zu frucht- barem Boden. Vor der Mündung der Elbe liegt die kleine Felseninsel Helgoland (d. h. Heiligland), welche seit 1890 zu Deutschland gehört. Die Insel wird von vielen Fremden und Badegästen besucht; ihre Bewohner sind tüchtige Fischer und Matrosen. Weil die Insel mitten zwischen den Mündungen der Elbe und Weser liegt, ist sie der Stützpunkt der deutschen Seemacht für die Beherrschung der Mündungen der genannten Ströme. („Grün ist das Land, rot ist die Kant, weiß ist der Strand; das ist das Wappen von Helgoland.") Wichtige Änstedlungen an der Elbe (in Deutschland): Dresden (335 T.), Haupt- und Residenzstadt von .Sachsen, in prächtiger Gegend zu beiden Seiten der Elbe, über welche Brücken führen, ist berühmt durch seine wissenschaftlichen Sammlungen und vielen Kunstschätze (Bildergalerie), wirv deshalb auch das „Deutsche Florenz" oder „Elbflorenz" genannt. Es gehört nach Lage und Bauart zu den schönsten Städten Deutschlands. — Meißen ist eine alte Stadt mit altertümlicher Bauart. Es wurde von Heinrich I. 928 gegründet, der hier eine Grenzburg zum Schutze gegen die unterworfeneu Slaven anlegte und einen Markgrafen einsetzte. Die wich- tigsten Gebäude sind die Albrechtsburg, der als Denkmal altdeutscher Baukunst berühmte Dom und die Fürstenschule, in welcher Gellert und Lessing Schüler waren. Die Porzellanfabrik ist die älteste und berühmteste in Europa. — Torgau war früher Festung. — Wittenberg, die „Wiege der Reformation", war früher Festung und in der Reformationszeit die Residenz der Kursürsteu von Sachsen. Danials hatte die Stadt auch eine Universität, an welcher Luther und Melanchthon lehrten. An die Schloßkirche schlug Luther seine 95 Thesen. Jetzt hat der Eingang zu dieser Kirche eine eiserne, sehr kunst- voll gearbeitete Thür erhalten, an welcher jene Sätze stehen. Auf dem Marktplatze steht ein Denkmal Luthers. Luther hat das Gewaud eines Geistlichen und hält eine Bibel in seiner Hand. Auf dem Fußgestell steht: „Ein feste Burg ist unser Gott — Glaubt an das Evangelium — Ist's Gottes Werk, so wird's bestehn, ist's Menschenmerk, wird's nntergehn". Diesem Denkmal gegenüber steht dasjenige Melanchthons. In der Schloßkirche sind die Grab- mäler von Luther, Melanchthon, Friedrich dem Weisen und Johann dem Beständigen. — Magdeburg (215 T.) ist die Hauptstadt der Provinz Sachsen, eine der stärksten deutscheu Festungen und wichtige Handels- und Industrie-

2. Staats- und Bürgerkunde - S. 486

1910 - Wittenberg : Herrosé
486 wollten. Sie hatten sich ein Lohngeschirr gemietet und fuhren da- mit in der schönen Sommerzeit nach Norddeutschland. In Bremen hörte die Professorin, wie außerordentlich billig die Kolonialwaren zu erstehen waren, und konnte der Versuchung nicht widerstehen, ein Säckchen Kaffee dort zu kaufen. Dieser Han- del war geschlossen worden, als der Professor gerade nicht zugegen war. Als dieser aber von dem Säckchen Kaffee hörte, welches, im Wagen versteckt, heimlich mit Uber die Grenze genommen werden sollte, war er darüber sehr ungehalten und verlangte, das; der Handel rückgängig gemacht werde. Die Frau Professorin versprach dies endlich, um ihren Gatten zu beruhigen. Ohne Sorgen bestieg daher der Herr Professor seinen Kutsch- wagen, um seine Heimreise wieder anzutreten: auch die Frau Pro- fessorin nahm in fröhlichster Stimmung im Wagen Platz, und die Reise ging fort. Da der Herr Professor in Göttingen einen Kollegen hatte, mit dem er befreundet war, so wurde diese berühmte Universitäts- stadt zum Reiseziel genommen. sjiad) einigen Stunden standen die Reisenden an der hannöver- schen Grenze vor einem Zollhause. Ein Beamter trat an den Wagenschlag und fragte: „Haben die Herrschaften etwas Zoll- bares?" Der Herr Professor sprach mit Gewissensruhe „Rein!" während die Frau Professorin leicht errötete. „Ich muß Sie bitten auszusteigen, der Wagen muß untersucht werden," begann der Beamte wieder. Willig stiegen die Insassen aus, der Beamte stieg in den Wagen, aber ebenso schnell wieder heraus. „Es war dies meine Pflicht." sagte der höfliche Hannoveraner: „reisen Sie glücklich," fügte er hinzu. Ohne Anstand ging die Reise weiter. Andern Tages standen die Reisenden vor einem Schlagbaume von Bücke- burg. Dort spielte sich eine ähnliche Untersuchung ab, die ebenso glücklich ablief. Mit unendlicher Seelenruhe stieg der Herr Pro- fessor wieder zu Wagen, während um die Lippen der Frau Pro- fessorin ein triumphierendes Lächeln spielte. Es dauerte nicht zwei Stunden, so hielten die Reisenden vor einem Zollhause von Lippe-Detmold. Der herantretende Zoll- wächter machte ein höllisch brutales Gesicht und verlangte den Wagen zu untersuchen, obwohl die Reisenden auf Ehrenwort ver- sichert hatten, etwas Zollbares nicht zu besitzen. Der Zollbeamte stieg in den Wagen, hob das Sitzkissen auf und sah in den Kutschkasten. „Was ist in dem Sacke da?" rief der Beamte, indem er den verhängnisvollen Kaffeesack dem er- staunten Herrn Professor vor die Augen hielt. Die Frau Pro- fessorin wurde leichenblaß und fand es für das zweckmäßigste, so- fort in eine tiefe Ohnmacht zu sinken. Ihr Gatte war durch diese Vorgänge entsetzlich erregt und trug zunächst seine teure Gattin in das Zollhaus. Während der Gatte die Gattin ins Leben zurück- zurufen bemüht war, waren die Zollbeamten beflissen, den Sack

3. Staats- und Bürgerkunde - S. 488

1910 - Wittenberg : Herrosé
488 qierbe geplagt, machte er die Wagenlaternen auf und fand, daß beibe mit Tabak gefüllt waren. Neuer Schreck! Diesmal lub sich aber das Unwetter auf den armen Kutscher ab, der durch das Beispiel der Frau Professorin verleitet, sich für einige Groschen Tabak in Bremen gekauft und biesen glücklich bis Thüringen in den Wagenlaternen verborgen hatte. Was half aber alles Schelten und alles Jammern, kurz, der Herr Professor mußte zahlen. Nachbem auch dieser Kelch geleert war, fuhren unsere Reisenben der Heimat wieber zu. Die Freube des Wiebersehens ließ allen Schmerz und Ärger vergessen. Glücklich hielt der Wagen vor der Tür des Professors: aber das Kutschkästchen mar zum Entsetzen der Professorin leer, der Kaffeesack war verschwunden. Was war bamit geschehen? Die Frau Professorin wagte nicht ba- nach zu fragen und hat es nie erfahren. Der Herr Professor hatte ohne Wissen und Willen seiner Ge- mahlin den unglückseligen Kaffeesack bei seinem Freunbe in Göttin- gen zurückgelassen. O. Förster. Aus Lieger u. Wohlrabe: Deutsches Lesebuch. 190. Der preußisch-deutsche Zollverein. Nach dem Aufhören der Kontinentalsperre erfolgte ein massen- haftes Einströmen englischer Waren nach Deutschland». Das ba- durch erzeugte Bebürfnis eines wirksamen Schutzes der nationalen Inbustrie veranlaßte die deutschen Fabrikanten, sich mit einem gemeinsamen Gesuch um Herstellung eines solchen Schutzes an den Bunbestag zu wenben. Dieser Schritt blieb ohne Erfolg. In- zwischen hatte die preußische Regierung für ihre Staaten ein ge- mäßigtes Schutzzollsystem eingeführt (1818). Dabei ergab es sich als ein großer Übelstanb, daß wegen des Abstanbes der westlichen von den östlichen Provinzen zwei verschobene Zollgebiete nötig würden, was natürlich unverhältnismäßige Kosten verursachte. Die preußische Regierung bot daher alles auf. um durch eine Zoll- einigung mit anberen Staaten diese Lücke auszufüllen. Es ge- lang ihr, die beiben Hessen bafür zu gewinnen (1828 und 1831). Gleichzeitig waren anbere, ähnliche Vereine in der Bilbung be- griffen, ein sllbbeutscher zwischen Bayern, Württemberg, den beiben Hohenzollern und der „Mittelbeutsche Hanbelsverein" (Sachsen. Hannover, Braunschweig usw.). Enblich trat 1834 der große „Preußisch-Deutsche Zollverein" ins Leben, der außer Preußen, den anhaltinischen Länbern und den beiben Hessen auch Sachsen, Bayern, Württemberg, die thüringischen Staaten in sich schloß, dem später auch Nassau, Baden, Frankfurt, Luxemburg, Braun- schweig beitraten, so daß er im Jahre 1842 ein Gebiet von 8245 Quabratmeilen mit 28^2 Millionen Einwohnern umfaßte. Die Zollschranken zwischen biesen Länbern fielen: alle Erzeugnisse des einen Landes (mit alleiniger Ausnahme von Bier und

4. Staats- und Bürgerkunde - S. 503

1910 - Wittenberg : Herrosé
503 In Helgoland werden bis zur anderweitigen Regelung des Staats- und Eemeindesteuerwesens die Wähler nach Maßgabe der dort zur Erhebung kommenden Einkommersteuer in Abteilungen eingeteilt. § 7. Die erste Abteilung besteht aus denjenigen Wählern, auf welche die höchsten Steuerbeträge bis zum Belauf eines Drittels der Gesamtsteuern fallen. Die zweite Abteilung besteht aus denjenigen Wählern, auf welche die nächst niedrigen Steuerbetrüge bis zur Grenze des zweiten Drittels fallen. Die dritte Abteilung besteht aus den am niedrigsten veran- lagten Wählern, aus welche das dritte Drittel füllt. In diese Ab- teilung gehören auch diejenigen Wähler, welche zu keiner Steuer veranlagt sind. § 8. Aus der nach 88 6. 7 gebildeten Abteilung, der sie nach ihrer Steuerleistung zugehören, der nächst höheren Abtei- lung zugewiesen, werden Wähler der zweiten und dritten Abteilung, die entweder: 1. vor wenigstens zehn Jahren vor einer akademischen deutschen Behörde oder einer st a a t l i ch e n oder kirchlichen Behörde in Preußen eine P r ü f u n g bestanden haben, zu deren Ablegung ein wenigstens drei- jähriges Studium auf einer Universität oder einer sonstigen deutschen, höheren, akademischen Lehranstalt erforderlich ist. oder 2. dem Deutschen Reichstag oder dem Preußischen Landtag als Mitglieder angehören oder wenigstens zehn Jahre an- gehört haben, oder 3. gewählte Mitglieder eines preußischen Provinzialrats. Provinzialausschusses, Landesausschusses. Bezirksausschusses, Kreis- oder Stadtausschusses, oder unbesoldete Mitglieder des Magistrats oder unbesoldete Beigeordnete eines Stadt- kreises sind oder wenigstens zehn Jahre gewesen sind, oder 4. dem deutschen Heere oder der kaiserlichen Marine als aktive Offiziere wenigstens zehn Jahre angehört haben und entweder zur Disposition gestellt oder zu den Offizieren des Veurlaubtenstandes überführt sind oder den Abschied bewilligt erhalten haben. Durch die Wahlordnung (8 27) wird bestimmt, welche deut- schen Anstalten als höhere akademische Lehranstalten im Sinne des Abs. 1 Nr. 1 zu gelten haben. 8 0. Der nach 88 6, 7 gebildeten zweiten Abteilung werden die nach ihrer Steuerleistung in die dritte Abteilung fallenden Wähler zugewiesen, die im unbesoldeten Ehrenamte: 1. Vorsteher, Beigeordnete oder sonstige Mitglieder des Magi- strats einer kreisangehörigen Stadt oder des Gemeinde- vorstandes einer ländlichen Gemeinde oder Gutsvorsteher sind oder wenigstens zehn Jahre gewesen sind:

5. Staats- und Bürgerkunde - S. 487

1910 - Wittenberg : Herrosé
487 Kaffee, welchen die Frau Professorin gegen Wissen und Willen ihres Gatten heimlich mitgenommen hatte, zu wiegen, den Zoll und die Strafe dafür zu berechnen. Als dies alles fertig war, er- wachte die Frau Professorin wieder. Der Gatte war darüber glückselig, vergaß dabei die Erleichterung, die seinem Geldbeutel soeben zuteil geworden, und war schonungsvoll genug, der ange- griffenen Gattin jeden Vorwurf wegen des Kaffees zu ersparen. Als sich aber die letztere wieder erholt hatte, so bestand sie darauf, daß der konterband gemachte Kaffee eingelöst, verzollt und als zollpflichtiges Gut mit nach Hause genommen werde. So ungern der Herr Professor darein willigte, so wollte er doch die liebe Gattin nicht aufregen und löste deshalb den Kaffee ein. Ohne weiter viel zu fragen, nahm die Frau Professorin ihren Kaffeesack, steckte ihn wieder in den Kutschkasten, und hurtig ging die Reise weiter. Der Schmerz der Reisenden war noch nicht überwunden, so hielt ihr Wagen vor einem preußischen Zollhause. Die Fragen nach dem Zollbaren wurden gewissenhaft mit „Ja" beantwortet, der Kaffeesack hervorgeholt und die Quittung vorgelegt. Der Beamte sah die Belege wiederholt durch und sagte dann: „Ich bitte um die Quittung über den gezahlten Zoll." „Quittung, Zoll?" entgegnete befremdet der Herr Professor. „Ja. ja," er- widerte der Beamte, „die Quittung, die Sie in Detmold erhalten haben über den Zoll: die mir vorgelegte Quittung lautet bloß über die Strafgelder." Dem Herrn Professor wurde nun klar, daß sie in Detmold abgefahren waren, ohne erst die Quittung über den Zoll sich ausstellen zu lassen. Um nun die Strafe nicht noch einmal bezahlen zu müssen, .wurde ein Bote nach Detmold geschickt, der die Quittung über den Zoll holen nutzte. Dem Herrn Professor war die Sache sehr unangenehm, und er wünschte den Kaffee dahin, wo der Pfeffer wächst. Rach Verlauf mehrerer Stunden war die Quittung da; der Herr Professor bezahlte den Zoll für Preußen und fuhr glücklich und unangehalten über die kurhessische und hannöversche Grenze, bezahlte aber auch jedesmal den ihm abverlangten Zoll. In Göttingen hielten sich die Reisen- den einige Tage auf und verlebten sie in Gesellschaft des lieben Freundes sehr angenehm. Am dritten Tage brach man wieder auf. Als man wieder an die preußische Grenze kam, fragte der Zollbeamte nach denr Zollbaren. „Wir haben nichts Zollbares bei uns." erwiderte be- stimmt der Herr Professor. Die Frau Professorin sah den Herrn Professor an, schwieg aber. Der Zollbeamte untersuchte fliichtig den Wagen und wünschte glückliche Reise. ^ Geradeso ging es an den Zollhäusern mehrerer Thüringer Staaten, ohne daß man Zoll bezahlte, bis man wieder im Regie- rungsbezirk Erfurt an ein preußisches Zollhaus kam. Dort ging es in der Hauptsache auch glatt ab; als aber der Blick des Zoll- beamten die Wagenlaternen streifte, wurde er stutzig. Von Reu-

6. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 399

1910 - Wittenberg : Herrosé
Xiii. Vaterland und Volkstum. 399 noch diese oft manneslangen, gewaltigen Schwerter schwingen kolmte! — Ein anderer Raum ist der heiligen Elisabeth gewidmet. — Auch in den Sängersaal werfen wir noch einen flüchtigen Blick, dann nehmen wir Abschied von dem an Erinnerungen so reichen Bau. Der Wartburg am Nord ende entspricht die Feste Ko bürg (unmittelbar neben der Stadt Koburg) am Süd ende des (eigentlichen) Thüringer Waldes. Auch sie, — eine der großartigsten Burgen Deutsch- lands, — ist mit der Geschichte Luthers verknüpft. Er weilte hier vom 16. April bis 6. Oktober 1530 während des Augsburger Reichs- tages, den er als Geächteter nicht besuchen durfte. Von der Wartburg steigen wir hinab nach Eisenach, wo Luther von 1498—1501 die Lateinschule besuchte und bei Frau Cotta wohnte. Südlich von Eisenach liegt auch das Dorf Möhra. Nordöstlich l?on der Stadt erstrecken sich der große und der kleine Hörselberg, steile, nackte Muschelkalkfelsen, an die sich besonders viele thüringische Sagen knüpfen, z. B. die von der wilden Jagd, von Tannhäuser u. a. 3. Die Landschaft. Der Thüringer Wald ist das lieblichste Gebirge, der „Park" Deutschlands. Wie so ganz aitbers erscheint er als sein Nachbar, das rauhe Rhöngebirge! Einer ungeheuren, faltenreichen Decke vergleichbar, überziehen ihn prächtige Buchen- und Nadelwälder. Wer von einem hochgelegenen Punkte, z. B. dem Jnselberg, darüber hinwegschaut, dem erscheint das Ganze als ein schönes, grünes Wellennieer. Plätschernde, forellenreiche Bäche eilen vom Rücken nach beiden Richtungen hinab, schlängeln sich durch saftige Wiesengründe und durcheilen freundliche Dörfer. — Die reiche Wald- bedeckung mildert die Temperatur und schützt vor Winden. Kein Gebirge auch ist so gebahnt als der Thüringer Wald. Zahlreiche Chausseen und Wege durchschneiden das Gebirge, und schöne, geebnete Promenadensteige führen den Wanderer waldeinwärts zu lohnenden Aussichten und lauschigen Plätzen. Auch einige Eisenbahnen führen über das Gebirge. Die eine verbindet über Suhl Meiningen an der Werra mit Erfurt an der Gera und durchbricht den Rücken in der Gegend des Beerberges in einem längeren Tunnel. Eine andere führt von Saatfeld über die Gebirgshöhe frei hinweg nach Bayern und stellt eine sehr wichtige Verbindung zwischen Berlin und München her. Eine uralte Straße ist der sogenannte Rennsteig. Derselbe verläuft in der ganzen Lüngsausde'hnung des Gebirges entlang dem Rücken und ist, wie der Name besagt (Rennstein von Nainsteig) ein alt^r Grenz weg, und zwar scheidet er Thüringen von Franken, Norddeutschland von Süd deutsch land. Heute wird die mehr oder weniger verfallene Straße jedoch selten benutzt, da bequemere Straßen an den Seiten des Gebirges den Verkehr übernommen haben. Unter den Aussichtspunkten steht der Jnselberg obenan. Obgleich von geringerer Höhe als der Beerberg, gewährt er doch infolge seiner freien Lage einen weit schöneren Ausblick. Ungehemmt schweift der Blick nach allen Richtungen; mehr als 150 Ortschaften liegen auf welligem Boden vor dem Auge ausgebreitet, darunter bedeutende Städte wie Gotha und Erfurt. Freundlich grüßend winkt die ehr-

7. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 19

1910 - Wittenberg : Herrosé
I. Der Bauernstand sonst und jetzt. 19 lesen und schreiben. Ein Recht, Pfarrer und Lehrer zit wühlen, kannten sie nicht. An Kirchen und Klöster hatten sie den Zehnten ihres Korns, an ihre Herren außerdem den Zehnten ihres Viehs, den Blut- zehnt, zu zahlen. In den Wäldern durften sie oft nicht einmal .Holz lesen oder Laub sammeln, geschweige jaget:. Die Jagd und Fischerei gehörten dem gnädigen Herrn. Wehe dem armen Sünder, der sich beim Jagen oder Fischen ertappen ließ! Unmenschliche Strafe:: erwarteten ihn. Hirsche und wilde Schweine brachen aus den Wäl- dern und verheerten die Felder der Bauern, und sie durften ihnen nicht wehren. Vor: den: Ertrage ihres Landes mußten sie einen hohen Zins, die Gült, bezahlen. Starb ein Lehnsmann oder Leibeigener, so nahm der Herr den „Todfall", d. h. die beste Kuh, das beste Pferd oder was ihm sonst als Bestes vo:: dem Nachlaß gefiel. Da der Herr auch das Recht sprach oder sprechen ließ, so war niemand vor harten, ja ungerechten Strafen sicher. Das Landvolk seufzte unter diesen Lasten, trug sie aber lange ge- duldig wie die Schnecke ihr Haus oder der Verwachsene seinen Höcker. Doch nun brach mit den Erfindungen und Entdeckungen an der Wende des 15. Jahrhunderts eine neue Zeit mit neuen Zielen und neuen Ge- danken an. Die Buchdruckerkunst trug sie rasch in alle Winkel. Neue Welten wurden entdeckt und dem Verkehr neue Bahnen gezeigt. Die gelehrten Studien erwachten zu neuem Leben und zerbrachen viele alte Fesseln. Die Reformation forderte für jeden Christen den freien Zu- gang zu Gott. Luther schrieb in den: Büchleii: „Von der Freiheit eines Christenmenschen": „Durch den Glauben ist der Christ ein freier Herr über alle Dinge und niemand untertan. Durch die Liebe ist er ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan." Solche Gedanken fielen wie goldene Saatkörner auch unter das gedrückte Landvolk. Die Bewegung der Geister ergriff auch sie. Wo aber Gott den Weizen säet, da streuet der Feind auch das Unkraut dazwischen. Die Gedanken über die Freiheit wurden vo:: falschen Propheten mißverstanden, entstellt und auf die Befreiung von Zehnten, Zinsen, Gülten und anderen Lasten gedeutet. Die Schwärmer wurden zwar aus Wittenberg vertrieben, aber an anderen Orten hetzten::nd schürten sie weiter. So sandte Karlstadt allerlei Flugschrifte:: in die Welt und predigte seit: verworrenes Evangelium, bis er ganz aus Sachsen verwiesen wurde. Noch toller trieb es Thomas Münzer in Zwickau. Er predigte seine schwärmerischen Lehren in Stadt und Land und erregte das Volk gegen die bestehende Ord::u::g und Obrigkeit. Auch er wurde ausgewiesen, wai:dte sich nach Süddeutschland u::d fand da einen fruchtbaren Boden für seine verderbliche Aussaat. Lange vor der Reformation hatten sich die Bauern Süddeutsch- laichs iti: „Bundschuh", der den Bui:d- oder Riemenschuh eines Bauern als Fahne hatte, im „Armen Konrad" u. a. Büi:dnissen zusammen- geschart, frei Wald, Wasser und Weide sowie andere Rechte begehrt und sich endlich im Aufstande gegen ihre geistlichen und weltliche:: Herren erhoben. Mit Blut und Eisen wurden vie Aufstände unterdrückt. Doch still glimmte das Feuer weiter; Münzer und seine Gesellen

8. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 21

1910 - Wittenberg : Herrosé
I. Der Bauernstand sonst und jetzt. 21 „als ein Geborener und Erzogener der Pfalz, vor andern in der heiligen Schrift erfahren und geübt, berühmt und der Gerechtigkeit geneigt, auf Pfingsten nach Heidelberg kommen oder ein schriftliches Bedenken schicken, was die Obrigkeit wegen der 12 Artikel zu tun und zu lassen habe, und was die Bauern als Untertanen zu leisten schuldig wären." Melanchthons Gutachten fiel härter gegen die Bauern aus, als man's dem milden Vermittler zugetraut hätte. Er kannte das Land- volk zu wenig und wußte nicht, wie hart es der Schuh drückte. Er sah nur die Entstellung der evangelischen Wahrheit und hörte nur den Spott und Hohn der Gegner, die mit Fingern nach Wittenberg wiesen und schadenfroh schrieen: „Da seht ihr's ja, wohin die Neue- rungen führen, zu Mord und Brand, zu Aufruhr und Blutvergießen!" So hielt Melanchthon das Treiben der Bauern für Friedensbruch und Frevel, dachte zu viel an die verübten Greuel und zu wenig an ihre Lasten und forderte deshalb die Fürsten und Herren zu strengen Maßregeln gegen sie ans. Doch mahnte er sie auch zur Nachsicht gegen die Irrenden, zur freundlichen Behandlung der Niedrigen, zur Abschaffung der kirchlichen Mißbräuche und zur Verwendung der Kirchen- und Klostergüter, um Schulen einzurichten. Sein Gutachten kam zu spät. Als der Aufruhr immer wilder tobte, schlug der Pfalzgras mit dem Schwerte drein und erstickte in Blut das böse Feuer. Zu Mühlhausen in Thüringen hatte sich Münzer als Prophet festgesetzt und viel Volks verführt. In der ganzen Umgegend wurden Klöster und Burgen, ja ganze Ortschaften geplündert und verbrannt. Da erschien Landgraf Philipp von Hessen mit andern Fürsten auf dem Plane. Bei Frankenhausen besiegte er ohne große Mühe die Bauernhaufen. Münzer ließ sie singen: „Komm, heiliger Geist" und versprach, die Kugeln in seinen weiten Rockärmeln aufzufangen. Als aber die ersten Kugeln in den dichten Haufen einschlugen, da stoben die Bauern haltlos auseinander. Münzer floh und versteckte sich auf einem Speicher in Frankenhausen, wurde aber entdeckt, arg gepeinigt und in Mühlhausen hingerichtet. Von den Bauern wurden viele niedergemetzelt, die anderen aber durch härtere Dienstbarkeit bestraft. Fr. Polack. 13. Die Fürsorge derhohenzollern fürdiebolkswohlfahrt und sonderlich für die Landwirtschaft. 1. Wie es am Ende des 3vjährigen Krieges um den Bauernstand bestellt war. Die tiefste Stufe der Erniedrigung erreichte der deutsche Bauern- stand in dem grausigen Kriege, der 30 Jahre lang Deutschland ver- heerte. Beim Abschluß des westfälischen Friedens 1648 war Deutsch- land eine Wüste und seine Bevölkerung auf ein Viertel zusammenge- schmolzen. Tausende von Dörfern waren von der Erde verschwunden. Ohne den Schutz der Mauern waren sie jedem Ansturm der Soldaten

9. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 66

1910 - Wittenberg : Herrosé
Iii. Tages- und Jahreslauf, Klei»; und Frömmigkeit. 42. Für die sieben Wochentage. Sprich, liebes cherz, in deines Tempels Mitten, für sieben Wochentage sieben Bitten! Zum ersten Tag: Laß deine Sonne tagen und Licht verleihn der Trd' und meinen Schritten! Zum zweiten Tag: O laß nach dir mich wandeln, wie Mond der Sonne nach mit leisen Tritten! Zum dritten Tag: Lehr' deinen Dienst mich kennen, und wie ich dienen soll mit rechten Sitten! Zum vierten Tag: Du wollst mich nicht verlassen in meiner woch', in meines Tagwerks Mitten! Zum fünften Tag: G donn'r ins cherz mir deine Gebote, wenn sie meinem Sinn entglitten! Zum sechsten Tag: O laß mich freudig fühlen, wodurch du mir die Freiheit hast erstritten! Zum siebenten: Die Sonne sinkt am Abend, — o dürst' ich mir so hellen Tod erbitten! Rückert. 43. Lvrüeüe, 8prieliwörter und Merkwörter. Spr. 28,19: Wer seinen Acker bauet, wird Brots die Fülle haben. Wer aber dem Müßiggänge nachgeht, wird Armut genug haben.

10. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 398

1910 - Wittenberg : Herrosé
398 Xiii. Vaterland und Volkstum. Beer b er g, 980 m. Nördlich von ihm erhebt sich der Jnselberg, 910 m, südlich im Frankenwald der Wetzstein. Die letzten, gegen die Werra auslaufenden Bergrücken gehen unter 300 in herab. 2. Die Wartburg. Auf einem Bergrücken südwestlich von Eisenach steht die herrliche Wartburg, jene allbekannte Feste, welche Friedrich der Weise für Luther als Zufluchtsort bestimmte. Dem herrlichen Rundblick, den der Berg bietet, verdankt er seine Burg. Als nämlich einst Graf Ludwig der Springer bei einem Jagdzug auf diesen Berg gelangte, rief er, erfreut durch die schöne Aussicht: „Wart' Berg, du sollst mir eine Burg werden." Und er hielt Wort. 1067—1069 erbaute er die Wartburg, die von da an bis 1440 Residenz der thüringischen Landgrafen war. Hier hielt u. a. 1190—1216 Landgraf Hermann Hof, ein kunstsinniger Fürst, der selber den edlen Minnegesang übte. Er war der Karl August des Mittelalters, der Gönner und Förderer der Dichter und Sänger. Wie am Hofe Karl Augusts zu Weimar Goethe und Schiller, so lebten auf der Burg Hermanns neben andern bedeutenden Sängern die beiden größten Dichter des Mittelalters, Walther von der Vvgelweide und Wolfram von Eschen- bach. Die Sage erzählt sogar von einem großen Sängerkriege, der auf der Wartburg stattgefunden habe und in dem Walther von der Vogelweide Sieger geworden sei. — Hermanns Sohn war Ludwig. An seiner Seite thronte auf der Wartburg die heilige Elisabeth, eine ungarische Königstochter. Von ihrem frommen Wirken berichtet die Sage. viel wundergeschmückte Einzelheiten. Das Zimmer der Burg, loo Luther vom 4. Mai 1521 bis März 1522 als „Ritter I ü r g" wohnte und einen Teil der Bibel übersetzte, wird „Lutherstube" genannt und besonders fleißig besucht. „Es befindet sich in dem Stübchen der Tisch, an den: Luther als Knabe im elterlichen Hause gesessen; über dem Tisch hängt Luthers Bild von Lukas Cranach, die Bilder seiner Eltern von dem jüngeren Cranach, dann ein eigenhändiger Brief (unter Glas und Rahmen), daneben ein kleiner Bücherschrein mit Bibeln, links an diesem die Grubenlampe von Luthers Vater und rechts die Geldbüchse, welche Luther als Kurrendeschüler getragen haben soll; etwas weiter rechts, wo die Bretterbekleidung der Wände am Ofen aufhört, ist die Stelle des berühmten Tintenflecks, weiterhin steht eine Bettstelle u. a. m." — Von andern Zimmern und Sälen betrachten wir etwa noch den Rüst- saal. Hier bietet sich uns ein eigentümliches Schauspiel. Man hat nämlich die einzelnen Teile der Rüstungen vom Fuß bis zum Kopfe zusammengefügt und so die „eisernen" Männer des Mittelalters wieder auferstehen lassen. In Reih und Glied aufmarschiert, schauen sie starr und stolz aus uns moderne Menschen herab. Es ist, als wollten sie uns mahnen, über all unserer geistigen Arbeit nicht die Ausbildung des Körpers zu versäumen, damit das Menschengeschlecht nicht immer zarter und schwächlicher werde. Wahrlich, wir Menschen des neunzehnten Jahrhunderts begreifen nicht, wie man mit dem Ge- wicht einer solchen Rüstung belastet doch noch machtvoll kämpfen, doch
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TM Hauptwörter (200)200

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