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Fabriken. In Verden soll Karl d. Gr. einer Sage nach 4500 Sachsen haben
hinrichten lassen.
4. Die Elbe („@lf"=ghtfj) ist der größte Strom der Deutschen
Tiefebene. Sie entspringt ans der Südseite des Riesengebirges in der
Nähe der Schneekoppe, geht in einem weiten Bogen, welcher nach N. offen ist,
durch Böhmen und folgt nach ihrer Vereinigung mit der Moldau deren
Richtuug nach N. Zwischen Lobositz und Tetschen durchbricht sie das Böhmische
Mittelgebirge und dann von Tetschen nach Pirna das Elbsandsteingebirge.
Bei Meißen tritt sie ins Tiefland ein und hat nun im ganzen eine nordwestliche
Richtung, bis sie bei Knxhaven, 18 Meilen unterhalb Hamburg, 2 Meilen
breit in die Nordsee mündet. In der Tiefebene, von Torgau an sind die
Elbufer flach, und das Land muß durch Dämme vor Überschwemmungen ge-
schützt werden. Zuweilen aber durchbricht das Hochwasser die Deiche und
überschwemmt Wiesen und Felder meilenweit, richtet auch in den Ortschaften
großen Schaden an; aber der zurückbleibende Schlamm wird meist zu frucht-
barem Boden. Vor der Mündung der Elbe liegt die kleine Felseninsel
Helgoland (d. h. Heiligland), welche seit 1890 zu Deutschland gehört. Die
Insel wird von vielen Fremden und Badegästen besucht; ihre Bewohner sind
tüchtige Fischer und Matrosen. Weil die Insel mitten zwischen den Mündungen
der Elbe und Weser liegt, ist sie der Stützpunkt der deutschen Seemacht für
die Beherrschung der Mündungen der genannten Ströme. („Grün ist das
Land, rot ist die Kant, weiß ist der Strand; das ist das Wappen von
Helgoland.")
Wichtige Änstedlungen an der Elbe (in Deutschland): Dresden (335 T.),
Haupt- und Residenzstadt von .Sachsen, in prächtiger Gegend zu beiden
Seiten der Elbe, über welche Brücken führen, ist berühmt durch seine
wissenschaftlichen Sammlungen und vielen Kunstschätze (Bildergalerie), wirv
deshalb auch das „Deutsche Florenz" oder „Elbflorenz" genannt. Es
gehört nach Lage und Bauart zu den schönsten Städten Deutschlands. —
Meißen ist eine alte Stadt mit altertümlicher Bauart. Es wurde von
Heinrich I. 928 gegründet, der hier eine Grenzburg zum Schutze gegen die
unterworfeneu Slaven anlegte und einen Markgrafen einsetzte. Die wich-
tigsten Gebäude sind die Albrechtsburg, der als Denkmal altdeutscher Baukunst
berühmte Dom und die Fürstenschule, in welcher Gellert und Lessing Schüler
waren. Die Porzellanfabrik ist die älteste und berühmteste in Europa. —
Torgau war früher Festung. — Wittenberg, die „Wiege der Reformation",
war früher Festung und in der Reformationszeit die Residenz der Kursürsteu
von Sachsen. Danials hatte die Stadt auch eine Universität, an welcher
Luther und Melanchthon lehrten. An die Schloßkirche schlug Luther seine
95 Thesen. Jetzt hat der Eingang zu dieser Kirche eine eiserne, sehr kunst-
voll gearbeitete Thür erhalten, an welcher jene Sätze stehen. Auf dem
Marktplatze steht ein Denkmal Luthers. Luther hat das Gewaud eines Geistlichen
und hält eine Bibel in seiner Hand. Auf dem Fußgestell steht: „Ein feste
Burg ist unser Gott — Glaubt an das Evangelium — Ist's Gottes Werk,
so wird's bestehn, ist's Menschenmerk, wird's nntergehn". Diesem Denkmal
gegenüber steht dasjenige Melanchthons. In der Schloßkirche sind die Grab-
mäler von Luther, Melanchthon, Friedrich dem Weisen und Johann dem
Beständigen. — Magdeburg (215 T.) ist die Hauptstadt der Provinz Sachsen,
eine der stärksten deutscheu Festungen und wichtige Handels- und Industrie-
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_d Karl Heinrich_I. Lessing_Schüler Melanchthon Luther Melanchthon Friedrich Friedrich Johann Johann
Extrahierte Ortsnamen: Lobositz Pirna Hamburg Nordsee Torgau Helgoland Deutschland Helgoland Deutschland Dresden Deutschlands Albrechtsburg Europa Torgau Wittenberg Sachsen Luthers Evangelium_—_Ist's_Gottes Melanchthons Magdeburg
486
wollten. Sie hatten sich ein Lohngeschirr gemietet und fuhren da-
mit in der schönen Sommerzeit nach Norddeutschland.
In Bremen hörte die Professorin, wie außerordentlich billig
die Kolonialwaren zu erstehen waren, und konnte der Versuchung
nicht widerstehen, ein Säckchen Kaffee dort zu kaufen. Dieser Han-
del war geschlossen worden, als der Professor gerade nicht zugegen
war. Als dieser aber von dem Säckchen Kaffee hörte, welches, im
Wagen versteckt, heimlich mit Uber die Grenze genommen werden
sollte, war er darüber sehr ungehalten und verlangte, das; der
Handel rückgängig gemacht werde. Die Frau Professorin versprach
dies endlich, um ihren Gatten zu beruhigen.
Ohne Sorgen bestieg daher der Herr Professor seinen Kutsch-
wagen, um seine Heimreise wieder anzutreten: auch die Frau Pro-
fessorin nahm in fröhlichster Stimmung im Wagen Platz, und
die Reise ging fort.
Da der Herr Professor in Göttingen einen Kollegen hatte,
mit dem er befreundet war, so wurde diese berühmte Universitäts-
stadt zum Reiseziel genommen.
sjiad) einigen Stunden standen die Reisenden an der hannöver-
schen Grenze vor einem Zollhause. Ein Beamter trat an den
Wagenschlag und fragte: „Haben die Herrschaften etwas Zoll-
bares?" Der Herr Professor sprach mit Gewissensruhe „Rein!"
während die Frau Professorin leicht errötete. „Ich muß Sie
bitten auszusteigen, der Wagen muß untersucht werden," begann
der Beamte wieder.
Willig stiegen die Insassen aus, der Beamte stieg in den
Wagen, aber ebenso schnell wieder heraus. „Es war dies meine
Pflicht." sagte der höfliche Hannoveraner: „reisen Sie glücklich,"
fügte er hinzu. Ohne Anstand ging die Reise weiter. Andern
Tages standen die Reisenden vor einem Schlagbaume von Bücke-
burg. Dort spielte sich eine ähnliche Untersuchung ab, die ebenso
glücklich ablief. Mit unendlicher Seelenruhe stieg der Herr Pro-
fessor wieder zu Wagen, während um die Lippen der Frau Pro-
fessorin ein triumphierendes Lächeln spielte.
Es dauerte nicht zwei Stunden, so hielten die Reisenden vor
einem Zollhause von Lippe-Detmold. Der herantretende Zoll-
wächter machte ein höllisch brutales Gesicht und verlangte den
Wagen zu untersuchen, obwohl die Reisenden auf Ehrenwort ver-
sichert hatten, etwas Zollbares nicht zu besitzen.
Der Zollbeamte stieg in den Wagen, hob das Sitzkissen auf
und sah in den Kutschkasten. „Was ist in dem Sacke da?" rief
der Beamte, indem er den verhängnisvollen Kaffeesack dem er-
staunten Herrn Professor vor die Augen hielt. Die Frau Pro-
fessorin wurde leichenblaß und fand es für das zweckmäßigste, so-
fort in eine tiefe Ohnmacht zu sinken. Ihr Gatte war durch diese
Vorgänge entsetzlich erregt und trug zunächst seine teure Gattin
in das Zollhaus. Während der Gatte die Gattin ins Leben zurück-
zurufen bemüht war, waren die Zollbeamten beflissen, den Sack
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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488
qierbe geplagt, machte er die Wagenlaternen auf und fand, daß
beibe mit Tabak gefüllt waren. Neuer Schreck! Diesmal lub sich
aber das Unwetter auf den armen Kutscher ab, der durch das
Beispiel der Frau Professorin verleitet, sich für einige Groschen
Tabak in Bremen gekauft und biesen glücklich bis Thüringen in
den Wagenlaternen verborgen hatte. Was half aber alles
Schelten und alles Jammern, kurz, der Herr Professor mußte
zahlen. Nachbem auch dieser Kelch geleert war, fuhren unsere
Reisenben der Heimat wieber zu. Die Freube des Wiebersehens
ließ allen Schmerz und Ärger vergessen. Glücklich hielt der Wagen
vor der Tür des Professors: aber das Kutschkästchen mar zum
Entsetzen der Professorin leer, der Kaffeesack war verschwunden.
Was war bamit geschehen? Die Frau Professorin wagte nicht ba-
nach zu fragen und hat es nie erfahren.
Der Herr Professor hatte ohne Wissen und Willen seiner Ge-
mahlin den unglückseligen Kaffeesack bei seinem Freunbe in Göttin-
gen zurückgelassen.
O. Förster. Aus Lieger u. Wohlrabe: Deutsches Lesebuch.
190. Der preußisch-deutsche Zollverein.
Nach dem Aufhören der Kontinentalsperre erfolgte ein massen-
haftes Einströmen englischer Waren nach Deutschland». Das ba-
durch erzeugte Bebürfnis eines wirksamen Schutzes der nationalen
Inbustrie veranlaßte die deutschen Fabrikanten, sich mit einem
gemeinsamen Gesuch um Herstellung eines solchen Schutzes an den
Bunbestag zu wenben. Dieser Schritt blieb ohne Erfolg. In-
zwischen hatte die preußische Regierung für ihre Staaten ein ge-
mäßigtes Schutzzollsystem eingeführt (1818). Dabei ergab es sich
als ein großer Übelstanb, daß wegen des Abstanbes der westlichen
von den östlichen Provinzen zwei verschobene Zollgebiete nötig
würden, was natürlich unverhältnismäßige Kosten verursachte.
Die preußische Regierung bot daher alles auf. um durch eine Zoll-
einigung mit anberen Staaten diese Lücke auszufüllen. Es ge-
lang ihr, die beiben Hessen bafür zu gewinnen (1828 und 1831).
Gleichzeitig waren anbere, ähnliche Vereine in der Bilbung be-
griffen, ein sllbbeutscher zwischen Bayern, Württemberg, den beiben
Hohenzollern und der „Mittelbeutsche Hanbelsverein" (Sachsen.
Hannover, Braunschweig usw.). Enblich trat 1834 der große
„Preußisch-Deutsche Zollverein" ins Leben, der außer Preußen,
den anhaltinischen Länbern und den beiben Hessen auch Sachsen,
Bayern, Württemberg, die thüringischen Staaten in sich schloß,
dem später auch Nassau, Baden, Frankfurt, Luxemburg, Braun-
schweig beitraten, so daß er im Jahre 1842 ein Gebiet von
8245 Quabratmeilen mit 28^2 Millionen Einwohnern umfaßte.
Die Zollschranken zwischen biesen Länbern fielen: alle Erzeugnisse
des einen Landes (mit alleiniger Ausnahme von Bier und
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503
In Helgoland werden bis zur anderweitigen Regelung des
Staats- und Eemeindesteuerwesens die Wähler nach Maßgabe der
dort zur Erhebung kommenden Einkommersteuer in Abteilungen
eingeteilt.
§ 7. Die erste Abteilung besteht aus denjenigen Wählern,
auf welche die höchsten Steuerbeträge bis zum Belauf eines
Drittels der Gesamtsteuern fallen.
Die zweite Abteilung besteht aus denjenigen Wählern, auf
welche die nächst niedrigen Steuerbetrüge bis zur Grenze des
zweiten Drittels fallen.
Die dritte Abteilung besteht aus den am niedrigsten veran-
lagten Wählern, aus welche das dritte Drittel füllt. In diese Ab-
teilung gehören auch diejenigen Wähler, welche zu keiner Steuer
veranlagt sind.
§ 8. Aus der nach 88 6. 7 gebildeten Abteilung, der sie nach
ihrer Steuerleistung zugehören, der nächst höheren Abtei-
lung zugewiesen, werden Wähler der zweiten und
dritten Abteilung, die entweder:
1. vor wenigstens zehn Jahren vor einer akademischen
deutschen Behörde oder einer st a a t l i ch e n oder
kirchlichen Behörde in Preußen eine P r ü f u n g
bestanden haben, zu deren Ablegung ein wenigstens drei-
jähriges Studium auf einer Universität oder einer sonstigen
deutschen, höheren, akademischen Lehranstalt erforderlich
ist. oder
2. dem Deutschen Reichstag oder dem Preußischen Landtag
als Mitglieder angehören oder wenigstens zehn Jahre an-
gehört haben, oder
3. gewählte Mitglieder eines preußischen Provinzialrats.
Provinzialausschusses, Landesausschusses. Bezirksausschusses,
Kreis- oder Stadtausschusses, oder unbesoldete Mitglieder
des Magistrats oder unbesoldete Beigeordnete eines Stadt-
kreises sind oder wenigstens zehn Jahre gewesen sind, oder
4. dem deutschen Heere oder der kaiserlichen Marine als aktive
Offiziere wenigstens zehn Jahre angehört haben und
entweder zur Disposition gestellt oder zu den Offizieren
des Veurlaubtenstandes überführt sind oder den Abschied
bewilligt erhalten haben.
Durch die Wahlordnung (8 27) wird bestimmt, welche deut-
schen Anstalten als höhere akademische Lehranstalten im Sinne
des Abs. 1 Nr. 1 zu gelten haben.
8 0. Der nach 88 6, 7 gebildeten zweiten Abteilung werden
die nach ihrer Steuerleistung in die dritte Abteilung fallenden
Wähler zugewiesen, die im unbesoldeten Ehrenamte:
1. Vorsteher, Beigeordnete oder sonstige Mitglieder des Magi-
strats einer kreisangehörigen Stadt oder des Gemeinde-
vorstandes einer ländlichen Gemeinde oder Gutsvorsteher
sind oder wenigstens zehn Jahre gewesen sind:
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487
Kaffee, welchen die Frau Professorin gegen Wissen und Willen
ihres Gatten heimlich mitgenommen hatte, zu wiegen, den Zoll
und die Strafe dafür zu berechnen. Als dies alles fertig war, er-
wachte die Frau Professorin wieder. Der Gatte war darüber
glückselig, vergaß dabei die Erleichterung, die seinem Geldbeutel
soeben zuteil geworden, und war schonungsvoll genug, der ange-
griffenen Gattin jeden Vorwurf wegen des Kaffees zu ersparen.
Als sich aber die letztere wieder erholt hatte, so bestand sie darauf,
daß der konterband gemachte Kaffee eingelöst, verzollt und als
zollpflichtiges Gut mit nach Hause genommen werde. So ungern
der Herr Professor darein willigte, so wollte er doch die liebe
Gattin nicht aufregen und löste deshalb den Kaffee ein.
Ohne weiter viel zu fragen, nahm die Frau Professorin ihren
Kaffeesack, steckte ihn wieder in den Kutschkasten, und hurtig ging
die Reise weiter.
Der Schmerz der Reisenden war noch nicht überwunden, so
hielt ihr Wagen vor einem preußischen Zollhause. Die Fragen
nach dem Zollbaren wurden gewissenhaft mit „Ja" beantwortet,
der Kaffeesack hervorgeholt und die Quittung vorgelegt.
Der Beamte sah die Belege wiederholt durch und sagte dann:
„Ich bitte um die Quittung über den gezahlten Zoll." „Quittung,
Zoll?" entgegnete befremdet der Herr Professor. „Ja. ja," er-
widerte der Beamte, „die Quittung, die Sie in Detmold erhalten
haben über den Zoll: die mir vorgelegte Quittung lautet bloß
über die Strafgelder." Dem Herrn Professor wurde nun klar,
daß sie in Detmold abgefahren waren, ohne erst die Quittung
über den Zoll sich ausstellen zu lassen. Um nun die Strafe nicht
noch einmal bezahlen zu müssen, .wurde ein Bote nach Detmold
geschickt, der die Quittung über den Zoll holen nutzte. Dem
Herrn Professor war die Sache sehr unangenehm, und er wünschte
den Kaffee dahin, wo der Pfeffer wächst. Rach Verlauf mehrerer
Stunden war die Quittung da; der Herr Professor bezahlte den
Zoll für Preußen und fuhr glücklich und unangehalten über die
kurhessische und hannöversche Grenze, bezahlte aber auch jedesmal
den ihm abverlangten Zoll. In Göttingen hielten sich die Reisen-
den einige Tage auf und verlebten sie in Gesellschaft des lieben
Freundes sehr angenehm.
Am dritten Tage brach man wieder auf. Als man wieder
an die preußische Grenze kam, fragte der Zollbeamte nach denr
Zollbaren. „Wir haben nichts Zollbares bei uns." erwiderte be-
stimmt der Herr Professor. Die Frau Professorin sah den Herrn
Professor an, schwieg aber. Der Zollbeamte untersuchte fliichtig
den Wagen und wünschte glückliche Reise.
^ Geradeso ging es an den Zollhäusern mehrerer Thüringer
Staaten, ohne daß man Zoll bezahlte, bis man wieder im Regie-
rungsbezirk Erfurt an ein preußisches Zollhaus kam. Dort ging
es in der Hauptsache auch glatt ab; als aber der Blick des Zoll-
beamten die Wagenlaternen streifte, wurde er stutzig. Von Reu-
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Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
Xiii. Vaterland und Volkstum.
399
noch diese oft manneslangen, gewaltigen Schwerter schwingen kolmte!
— Ein anderer Raum ist der heiligen Elisabeth gewidmet. —
Auch in den Sängersaal werfen wir noch einen flüchtigen Blick, dann
nehmen wir Abschied von dem an Erinnerungen so reichen Bau.
Der Wartburg am Nord ende entspricht die Feste Ko bürg
(unmittelbar neben der Stadt Koburg) am Süd ende des (eigentlichen)
Thüringer Waldes. Auch sie, — eine der großartigsten Burgen Deutsch-
lands, — ist mit der Geschichte Luthers verknüpft. Er weilte hier
vom 16. April bis 6. Oktober 1530 während des Augsburger Reichs-
tages, den er als Geächteter nicht besuchen durfte.
Von der Wartburg steigen wir hinab nach Eisenach, wo Luther
von 1498—1501 die Lateinschule besuchte und bei Frau Cotta wohnte.
Südlich von Eisenach liegt auch das Dorf Möhra. Nordöstlich l?on
der Stadt erstrecken sich der große und der kleine Hörselberg, steile,
nackte Muschelkalkfelsen, an die sich besonders viele thüringische Sagen
knüpfen, z. B. die von der wilden Jagd, von Tannhäuser u. a.
3. Die Landschaft. Der Thüringer Wald ist das lieblichste
Gebirge, der „Park" Deutschlands. Wie so ganz aitbers erscheint
er als sein Nachbar, das rauhe Rhöngebirge! Einer ungeheuren,
faltenreichen Decke vergleichbar, überziehen ihn prächtige Buchen- und
Nadelwälder. Wer von einem hochgelegenen Punkte, z. B. dem
Jnselberg, darüber hinwegschaut, dem erscheint das Ganze als ein
schönes, grünes Wellennieer. Plätschernde, forellenreiche Bäche eilen
vom Rücken nach beiden Richtungen hinab, schlängeln sich durch saftige
Wiesengründe und durcheilen freundliche Dörfer. — Die reiche Wald-
bedeckung mildert die Temperatur und schützt vor Winden. Kein
Gebirge auch ist so gebahnt als der Thüringer Wald. Zahlreiche
Chausseen und Wege durchschneiden das Gebirge, und schöne, geebnete
Promenadensteige führen den Wanderer waldeinwärts zu lohnenden
Aussichten und lauschigen Plätzen. Auch einige Eisenbahnen
führen über das Gebirge. Die eine verbindet über Suhl Meiningen
an der Werra mit Erfurt an der Gera und durchbricht den Rücken
in der Gegend des Beerberges in einem längeren Tunnel. Eine andere
führt von Saatfeld über die Gebirgshöhe frei hinweg nach Bayern
und stellt eine sehr wichtige Verbindung zwischen Berlin und München
her. Eine uralte Straße ist der sogenannte Rennsteig. Derselbe
verläuft in der ganzen Lüngsausde'hnung des Gebirges entlang dem
Rücken und ist, wie der Name besagt (Rennstein von Nainsteig) ein
alt^r Grenz weg, und zwar scheidet er Thüringen von Franken,
Norddeutschland von Süd deutsch land. Heute wird die mehr
oder weniger verfallene Straße jedoch selten benutzt, da bequemere
Straßen an den Seiten des Gebirges den Verkehr übernommen haben.
Unter den Aussichtspunkten steht der Jnselberg obenan.
Obgleich von geringerer Höhe als der Beerberg, gewährt er doch infolge
seiner freien Lage einen weit schöneren Ausblick. Ungehemmt schweift
der Blick nach allen Richtungen; mehr als 150 Ortschaften liegen auf
welligem Boden vor dem Auge ausgebreitet, darunter bedeutende
Städte wie Gotha und Erfurt. Freundlich grüßend winkt die ehr-
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Extrahierte Personennamen: Cotta
Extrahierte Ortsnamen: Nord Luthers Wartburg Eisenach Eisenach Deutschlands Jnselberg Meiningen Gera Bayern Berlin Norddeutschland Jnselberg Gotha Erfurt
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
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Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
I. Der Bauernstand sonst und jetzt.
19
lesen und schreiben. Ein Recht, Pfarrer und Lehrer zit wühlen, kannten
sie nicht. An Kirchen und Klöster hatten sie den Zehnten ihres
Korns, an ihre Herren außerdem den Zehnten ihres Viehs, den Blut-
zehnt, zu zahlen. In den Wäldern durften sie oft nicht einmal
.Holz lesen oder Laub sammeln, geschweige jaget:. Die Jagd und
Fischerei gehörten dem gnädigen Herrn. Wehe dem armen Sünder,
der sich beim Jagen oder Fischen ertappen ließ! Unmenschliche Strafe::
erwarteten ihn. Hirsche und wilde Schweine brachen aus den Wäl-
dern und verheerten die Felder der Bauern, und sie durften ihnen nicht
wehren. Vor: den: Ertrage ihres Landes mußten sie einen hohen
Zins, die Gült, bezahlen. Starb ein Lehnsmann oder Leibeigener,
so nahm der Herr den „Todfall", d. h. die beste Kuh, das beste
Pferd oder was ihm sonst als Bestes vo:: dem Nachlaß gefiel. Da
der Herr auch das Recht sprach oder sprechen ließ, so war niemand
vor harten, ja ungerechten Strafen sicher.
Das Landvolk seufzte unter diesen Lasten, trug sie aber lange ge-
duldig wie die Schnecke ihr Haus oder der Verwachsene seinen Höcker.
Doch nun brach mit den Erfindungen und Entdeckungen an der Wende
des 15. Jahrhunderts eine neue Zeit mit neuen Zielen und neuen Ge-
danken an. Die Buchdruckerkunst trug sie rasch in alle Winkel. Neue
Welten wurden entdeckt und dem Verkehr neue Bahnen gezeigt. Die
gelehrten Studien erwachten zu neuem Leben und zerbrachen viele alte
Fesseln. Die Reformation forderte für jeden Christen den freien Zu-
gang zu Gott. Luther schrieb in den: Büchleii: „Von der Freiheit
eines Christenmenschen": „Durch den Glauben ist der Christ ein
freier Herr über alle Dinge und niemand untertan. Durch die Liebe
ist er ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan."
Solche Gedanken fielen wie goldene Saatkörner auch unter das
gedrückte Landvolk. Die Bewegung der Geister ergriff auch sie. Wo
aber Gott den Weizen säet, da streuet der Feind auch das Unkraut
dazwischen. Die Gedanken über die Freiheit wurden vo:: falschen
Propheten mißverstanden, entstellt und auf die Befreiung von Zehnten,
Zinsen, Gülten und anderen Lasten gedeutet. Die Schwärmer wurden
zwar aus Wittenberg vertrieben, aber an anderen Orten hetzten::nd
schürten sie weiter. So sandte Karlstadt allerlei Flugschrifte:: in
die Welt und predigte seit: verworrenes Evangelium, bis er ganz aus
Sachsen verwiesen wurde. Noch toller trieb es Thomas Münzer in
Zwickau. Er predigte seine schwärmerischen Lehren in Stadt und Land
und erregte das Volk gegen die bestehende Ord::u::g und Obrigkeit.
Auch er wurde ausgewiesen, wai:dte sich nach Süddeutschland u::d fand
da einen fruchtbaren Boden für seine verderbliche Aussaat.
Lange vor der Reformation hatten sich die Bauern Süddeutsch-
laichs iti: „Bundschuh", der den Bui:d- oder Riemenschuh eines Bauern
als Fahne hatte, im „Armen Konrad" u. a. Büi:dnissen zusammen-
geschart, frei Wald, Wasser und Weide sowie andere Rechte begehrt
und sich endlich im Aufstande gegen ihre geistlichen und weltliche::
Herren erhoben. Mit Blut und Eisen wurden vie Aufstände unterdrückt.
Doch still glimmte das Feuer weiter; Münzer und seine Gesellen
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Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
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Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
I. Der Bauernstand sonst und jetzt.
21
„als ein Geborener und Erzogener der Pfalz, vor andern in der heiligen
Schrift erfahren und geübt, berühmt und der Gerechtigkeit geneigt,
auf Pfingsten nach Heidelberg kommen oder ein schriftliches Bedenken
schicken, was die Obrigkeit wegen der 12 Artikel zu tun und zu lassen
habe, und was die Bauern als Untertanen zu leisten schuldig wären."
Melanchthons Gutachten fiel härter gegen die Bauern aus, als
man's dem milden Vermittler zugetraut hätte. Er kannte das Land-
volk zu wenig und wußte nicht, wie hart es der Schuh drückte. Er
sah nur die Entstellung der evangelischen Wahrheit und hörte nur
den Spott und Hohn der Gegner, die mit Fingern nach Wittenberg
wiesen und schadenfroh schrieen: „Da seht ihr's ja, wohin die Neue-
rungen führen, zu Mord und Brand, zu Aufruhr und Blutvergießen!"
So hielt Melanchthon das Treiben der Bauern für Friedensbruch
und Frevel, dachte zu viel an die verübten Greuel und zu wenig an
ihre Lasten und forderte deshalb die Fürsten und Herren zu strengen
Maßregeln gegen sie ans. Doch mahnte er sie auch zur Nachsicht
gegen die Irrenden, zur freundlichen Behandlung der Niedrigen, zur
Abschaffung der kirchlichen Mißbräuche und zur Verwendung der
Kirchen- und Klostergüter, um Schulen einzurichten.
Sein Gutachten kam zu spät. Als der Aufruhr immer wilder
tobte, schlug der Pfalzgras mit dem Schwerte drein und erstickte in
Blut das böse Feuer.
Zu Mühlhausen in Thüringen hatte sich Münzer als Prophet
festgesetzt und viel Volks verführt. In der ganzen Umgegend wurden
Klöster und Burgen, ja ganze Ortschaften geplündert und verbrannt.
Da erschien Landgraf Philipp von Hessen mit andern Fürsten auf
dem Plane. Bei Frankenhausen besiegte er ohne große Mühe die
Bauernhaufen. Münzer ließ sie singen: „Komm, heiliger Geist" und
versprach, die Kugeln in seinen weiten Rockärmeln aufzufangen. Als
aber die ersten Kugeln in den dichten Haufen einschlugen, da stoben
die Bauern haltlos auseinander. Münzer floh und versteckte sich auf
einem Speicher in Frankenhausen, wurde aber entdeckt, arg gepeinigt
und in Mühlhausen hingerichtet. Von den Bauern wurden viele
niedergemetzelt, die anderen aber durch härtere Dienstbarkeit bestraft.
Fr. Polack.
13. Die Fürsorge derhohenzollern fürdiebolkswohlfahrt
und sonderlich für die Landwirtschaft.
1. Wie es am Ende des 3vjährigen Krieges um den Bauernstand
bestellt war.
Die tiefste Stufe der Erniedrigung erreichte der deutsche Bauern-
stand in dem grausigen Kriege, der 30 Jahre lang Deutschland ver-
heerte. Beim Abschluß des westfälischen Friedens 1648 war Deutsch-
land eine Wüste und seine Bevölkerung auf ein Viertel zusammenge-
schmolzen. Tausende von Dörfern waren von der Erde verschwunden.
Ohne den Schutz der Mauern waren sie jedem Ansturm der Soldaten
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Extrahierte Personennamen: Melanchthon Philipp_von_Hessen Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Heidelberg Melanchthons Wittenberg Frankenhausen Frankenhausen Mühlhausen Deutschland
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
Iii. Tages- und Jahreslauf, Klei»; und Frömmigkeit.
42. Für die sieben Wochentage.
Sprich, liebes cherz, in deines Tempels Mitten,
für sieben Wochentage sieben Bitten!
Zum ersten Tag: Laß deine Sonne tagen
und Licht verleihn der Trd' und meinen Schritten!
Zum zweiten Tag: O laß nach dir mich wandeln,
wie Mond der Sonne nach mit leisen Tritten!
Zum dritten Tag: Lehr' deinen Dienst mich kennen,
und wie ich dienen soll mit rechten Sitten!
Zum vierten Tag: Du wollst mich nicht verlassen
in meiner woch', in meines Tagwerks Mitten!
Zum fünften Tag: G donn'r ins cherz mir deine
Gebote, wenn sie meinem Sinn entglitten!
Zum sechsten Tag: O laß mich freudig fühlen,
wodurch du mir die Freiheit hast erstritten!
Zum siebenten: Die Sonne sinkt am Abend, —
o dürst' ich mir so hellen Tod erbitten!
Rückert.
43. Lvrüeüe, 8prieliwörter und Merkwörter.
Spr. 28,19: Wer seinen Acker bauet, wird Brots die Fülle
haben. Wer aber dem Müßiggänge nachgeht, wird Armut genug
haben.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T30: [Periode Abschnitt erster zweiter Zeitraum dritter Jahr Kapitel Sonne Planet]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T8: [Abschnitt erster Periode zweiter Zeitraum dritter Kap Buch Kapitel vierter], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
Hrsg.: Schreiber, B., Polack, Friedrich, Krämer, J. B., Rockstroh, J., Stier, K., ,
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Ländliche Fortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): Jungen
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Xiii. Vaterland und Volkstum.
Beer b er g, 980 m. Nördlich von ihm erhebt sich der Jnselberg,
910 m, südlich im Frankenwald der Wetzstein. Die letzten, gegen
die Werra auslaufenden Bergrücken gehen unter 300 in herab.
2. Die Wartburg. Auf einem Bergrücken südwestlich von
Eisenach steht die herrliche Wartburg, jene allbekannte Feste, welche
Friedrich der Weise für Luther als Zufluchtsort bestimmte.
Dem herrlichen Rundblick, den der Berg bietet, verdankt er seine
Burg. Als nämlich einst Graf Ludwig der Springer bei einem
Jagdzug auf diesen Berg gelangte, rief er, erfreut durch die schöne
Aussicht: „Wart' Berg, du sollst mir eine Burg werden." Und
er hielt Wort. 1067—1069 erbaute er die Wartburg, die von da
an bis 1440 Residenz der thüringischen Landgrafen
war. Hier hielt u. a. 1190—1216 Landgraf Hermann Hof,
ein kunstsinniger Fürst, der selber den edlen Minnegesang übte. Er
war der Karl August des Mittelalters, der Gönner und Förderer der
Dichter und Sänger. Wie am Hofe Karl Augusts zu Weimar
Goethe und Schiller, so lebten auf der Burg Hermanns neben andern
bedeutenden Sängern die beiden größten Dichter des Mittelalters,
Walther von der Vvgelweide und Wolfram von Eschen-
bach. Die Sage erzählt sogar von einem großen Sängerkriege,
der auf der Wartburg stattgefunden habe und in dem Walther von
der Vogelweide Sieger geworden sei. — Hermanns Sohn war Ludwig.
An seiner Seite thronte auf der Wartburg die heilige Elisabeth,
eine ungarische Königstochter. Von ihrem frommen Wirken berichtet
die Sage. viel wundergeschmückte Einzelheiten.
Das Zimmer der Burg, loo Luther vom 4. Mai 1521 bis
März 1522 als „Ritter I ü r g" wohnte und einen Teil der Bibel
übersetzte, wird „Lutherstube" genannt und besonders fleißig besucht.
„Es befindet sich in dem Stübchen der Tisch, an den: Luther als
Knabe im elterlichen Hause gesessen; über dem Tisch hängt Luthers
Bild von Lukas Cranach, die Bilder seiner Eltern von dem jüngeren
Cranach, dann ein eigenhändiger Brief (unter Glas und Rahmen),
daneben ein kleiner Bücherschrein mit Bibeln, links an diesem die
Grubenlampe von Luthers Vater und rechts die Geldbüchse, welche
Luther als Kurrendeschüler getragen haben soll; etwas weiter rechts,
wo die Bretterbekleidung der Wände am Ofen aufhört, ist die Stelle
des berühmten Tintenflecks, weiterhin steht eine Bettstelle u. a. m." —
Von andern Zimmern und Sälen betrachten wir etwa noch den Rüst-
saal. Hier bietet sich uns ein eigentümliches Schauspiel. Man hat
nämlich die einzelnen Teile der Rüstungen vom Fuß bis zum Kopfe
zusammengefügt und so die „eisernen" Männer des Mittelalters
wieder auferstehen lassen. In Reih und Glied aufmarschiert, schauen
sie starr und stolz aus uns moderne Menschen herab. Es ist, als
wollten sie uns mahnen, über all unserer geistigen Arbeit nicht die
Ausbildung des Körpers zu versäumen, damit das Menschengeschlecht
nicht immer zarter und schwächlicher werde. Wahrlich, wir Menschen
des neunzehnten Jahrhunderts begreifen nicht, wie man mit dem Ge-
wicht einer solchen Rüstung belastet doch noch machtvoll kämpfen, doch
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TM Hauptwörter (200): [T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Ludwig_der_Springer Ludwig Hermann_Hof Karl Karl August Karl_Augusts_zu_Weimar
Goethe Karl Augusts Schiller Wolfram_von_Eschen- Ludwig Ludwig Lukas_Cranach Cranach