Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksfortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
2. Hlus der Schule ins Leben.
Ojvr Tñg der Entlassung aus der Schule gilt der Jugend als ein
^ Freudentag. Er ist aber auch ein wichtiger Markstein, der den
Garten der sorglosen Kindheit von dem Felde ernsten Lebens scheidet.
Vielleicht erinnerst du dich noch, junger Leser, der Stunde, wo du
an der Hand der lieben Mutter zum ersten Male die Schwelle des Schnl-
hauses überschrittest und dem Lehrer entgegengingst, der mit freundlichem
Worte dir die Hand zum Willkomm bot. Bald fühltest du dich heimisch
in dem neuen Raum und der Kreis neuer Menschen, der dich jetzt um-
fing, wurde dir lieb und wert. Außer dem Elternhause gibt es wohl
keinen Ort, der dir so unvergeßlich bleiben wird wie die Statte, wo du
die ersten Anfänge menschlichen Wissens bemeistern lerntest und wo du
nach ernster geistiger Arbeit im frohen Spiele mit den Jugendfreunden
soviele Stunden der Freude genießen konntest. Wie köstlich war es an
den schulfreien Nachmittagen und in den Ferien, auf Wiese und Anger,
in Busch und Wald zu spielen oder uuter Führung des Lehrers einen
hohen Berg zu besteigen oder durch das stille Gemäuer einer verfallenen
Burg zu schweifen! Diese glückliche Zeit bleibt dir ein unbezahlbarer
Schatz, den dir niemand rauben kann und der dich in mancher Stunde
des späteren Lebens mit Frohgefühl laben wird. Wem Gott eine heitere
Jugend geschenkt hat, der trägt einen Sonnenstrahl im Herzen durchs
ganze Leben.
Aber der Knabe soll zum Manne reifen, das Mädchen zur Frau.
Die Schulzeit hat ihr Ziel erreicht. Mit froher Zuversicht trittst du
hinaus in die Welt um dir mit eigener Kraft dein Glück zu schmieden.
Wohin auch immer das Leben dich ruft, sei es zu Pflug und Egge,
zu Hammer und Zange, zu Dampf und Rad, zu Küche und Kammer,
überall begehrt man von dir geschickte Hand, geschärften Verstand,
Arbeitsernst und Lebensart.
Schule und Kirche haben sich bemüht dir ihr Bestes zu geben: sie
schärften deine äußeren Sinne für die Erscheinungen des Lebens, sie übten
dein inneres Auge für alles, was gut, schön und wahr ist, sie senkten
in dein Herz uneigennützige Nächstenliebe und festes Gottvertrauen,
Tugenden, die dir ein sicherer Führer durch alle Stürme und Bedräng-
nisse des Lebens sein sollen. Der Gedanke an Gott wird dich nicht bloß
in den Tagen des Leids und Unglücks emporrichten, er wird dich auch
von Menschenfurcht und den Schwächen deines Herzens befreien, wird
dich bescheiden machen in der Schätzung deiner eigenen Kraft und Arbeit
und dich heiter und zufrieden erhalten in allen Lagen des Lebens.
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fast, als habe er niemals ein größeres Glück empfunden als in diesem
Augenblicke. Der Fleiß des jungen Gesellen gefiel auch den Ge-
fängnisbeamten, und da es Tischlerarbeiten in einem solchen Hause
genug gibt, so ließ man ihn in der Gefängniswerkstatt weiter arbeiten
nach Herzenslust, bis endlich seine Zeit abgelaufen war.
Mit freundlichen Ermahnungen und einem Zeugnis über seine
gute Führung wurde Friedrich Breitkopf in seine Heimat entlassen.
Er hatte sich im Gefängnis einen hübschen Groschen Geld erspart
und hätte damit wohl anderwärts hingehen können als gerade zu
den Bekannten des heimatlichen Dorfes, indessen Friedrich Breit-
kopf war im Gefängnis ein anderer geworden. Wohl kam es
ihm schwer an, den früheren Bekannten wieder unter die Augen zu
treten; aber es zog ihn zu seinem alten Mütterchen, das er so bitter
gekränkt hatte und dessen Vergebung ihm vor allem anderen am
Herzen lag.
Der erste, der dem entlassenen Sträfling entgegentrat, als
er in das Dorf schritt, war der greise Gemeindediener. Tief beschämt
schlug Friedrich die Augen nieder, als er dem alten Manne gegenüber-
stand, und kein Wort der Begrüßung wollte über seine Lippen.
Da fühlte er, wie der Greis seine Hand ergriff und mild zu ihm
sagte: „Bist wieder da, Friedrich? Hast Pech gehabt, armer Junge!
Es haben dich alle bedauert im Dorf; laß nur gut sein, das ver-
gißt sich wieder; du bist ja nicht schlecht, bloß ein bißchen wild;
das kann jedem vorkommen, mein Sohn. Geh jetzt zu deiner Mutter,
die wartet schon auf dich!“
O, wie wohl taten dem jungen Manne diese schlichten Worte!
— War er wirklich nicht schlecht, sondern nur wild gewesen? —
Nein, nein, er hatte sein ehrlich Handwerk aufgegeben; das war
nicht recht gewesen; schon darum hatte er seine Strafe verdient.
Und doch, es tat ihm so unendlich wohl, daß gerade der
greise Gemeindediener sein Vergehen so milde beurteilte.
An dem Häuschen seines Mütterchens stand Friedrich einen
Augenblick still und blickte durch die Fensterscheiben hindurch in
das einzige Wohnstübchen. O Gott, da saß die alte Frau gebeugt
in ihrem Lehnstuhl und hatte vor sich ihr altes Gesangbuch mit den
großen Buchstaben aufgeschlagen. Leise öffnete Friedrich Haus-
und Stubentür; da blickte die alte Frau auf. „Mütterchen, Mütter-
chen, vergib mir, daß ich dir so wehe getan habe!“ schrie Friedrich,
stürzte zu den Füßen seiner Mutter nieder und begrub sein tränen-
überströmtes Antlitz in ihrem Schoße.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Breitkopf Friedrich Friedrich_Breit- Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich_Haus- Friedrich Friedrich Friedrich
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2. Und tausend Stimmen werden laut:
„Das ist der Lindwurm, kommt und schaut,
Der Hirt und Herden uns verschlungen!
Das ist der Held, der ihn bezwungen!
l)iel andre zogen vor ihm aus
Zu wagen den gewalt'gen Strauß,
Doch keinen sah man wiederkehren,-
Den kühnen Ritter soll man ehren!"
Und nach dem Kloster geht der Zug,
U)o Zankt Johanns des Täufers Orden,
Die Ritter des Spitals, im Flug
Zu Uate sind versammelt worden.
3. Und vor den edlen Meister tritt
Der Jüngling mit bescheidnem Schritts
Nachdrängt das Volk mit wildem Kufen,
Erfüllend des Geländers Stufen.
Und jener nimmt das Wort und spricht:
„Ich hab' erfüllt die Kitterpflicht.
Der Drache, der das Land verödet,
Er liegt von meiner Hand getötet,
Frei ist dem Wanderer der Weg,-
Der Hirte treibe ins Gefilde,
Froh walle auf dem Felsensteg
Der Pilgrim zu dem Gnadenbilde!"
4. Doch strenge blickt der Fürst ihn an
Und fpricht: „Du hast als Held getan -
Der Mut ist's, der den Ritter ehret,
Du hast den kühnen Geist bewähret.
Doch sprich, was ist die erste Pflicht
Des Ritters, der für Ehristum ficht,
Sich schmücket mit des Kreuzes Zeichen?"
Und alle ringsherum erbleichen.
Doch er mit edlem Unstand spricht,
Indem er sich errötend neiget:
„Gehorsam ist die erste Pflicht,
Die ihn des Schmuckes würdig zeiget."
5. „Und diese Pflicht, mein Sohn," versetzt
Der Meister, „hast du frech verletzt.
Den Kampf, den das Gesetz versaget,
hast du mit frevlem Mut gewaget!" —
„Herr, richte, wenn du alles weißt,"
Spricht jener mit gesetztem Geist,
„Denn des Gesetzes Sinn und Willen
Permeint' ich treulich zu erfüllen.
Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz.
5
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2 r>
Soldat seiner Fahne untreu wurde; aber fast ebenso selten gelang
es, einem Fahnenflüchtigen auf die Spur zu kommen.
„Ei, so lauf!“ dachte auch jetzt mancher Verfolger bei sich;
„die dreißig Taler möchte ich mir wohl gerne verdienen; aber
ebenso gerne spare ich dem armen Teufel das Gassenlaufen.“ So.
kehrten denn alle Kameraden mit demselben Bescheid zurück: „Herr
Hauptmann, der Ausreißer ist entwischt!“ Endlich eilt keuchend
noch einer herbei. Wahrhaftig, er schleppt den Heerflüchtigen
hinter sich her und — sollte man’s glauben! — es ist sein leiblicher
Bruder! Staunen und Unwille malt sich auf den Gesichtern der
Kameraden, und als sich der verräterische Bruder seinen Judaslohn
auszahlen läßt, treffen ihn verächtliche und wütende Blicke. „Schwer
Geld!“ sagte der Hauptmann, als er die dreißig Taler ausgezählt hat.
„Ja, schwer Geld!“ wiederholt mit gepreßter Stimme der Empfänger.
Auf der Stelle wird an dem Ausreißer die festgesetzte Strafe
vollzogen: sechsmaliges Gassenlaufen. Dreimal schon ist er durch
die heiße Gasse gerannt und der blutige Schweiß träufelt ihm vom
Leibe. Da tritt sein Bruder, der Verräter, hervor. „Herr Haupt-
mann,“ sagt er, „halten’s zu Gnaden, wenn der Soldat auch einmal
ungefragt ein Wort spricht! Ich bitte untertänigst, daß ich die anderen
drei Gassen für meinen Bruder laufen darf!“ „Was fällt dir ein?“
herrscht ihn der Hauptmann an; „packt’s dich an deiner Seele, du
Schelm, daß du deinen eigenen Bruder eingefangen hast?“ „Zu
Befehl, Herr Hauptmann!“ antwortet der Soldat, „unser Vater klagte
uns jüngst in einem Briefe seine bittere Not. Durch Krankheit geriet
er in Schulden und ganzer dreißig Taler halber wollen ihn die Gläu-
biger von Haus und Hof treiben. Wie sollten wir Brüder dem armen
Vater helfen? Lange sannen wir vergeblich hin und her; endlich
kam uns ein Ausweg in den Sinn: Zahlt man nicht dem dreißig
Taler aus, der einen Deserteur einbringt? Wohlan, so ehrlos es sein
mag, einer muß heerflüchtig werden; der andere muß ihn einsangen
und mit dem schmachvoll erworbenen Lohne den armen Vater retten.
Doch wer soll schimpflich den Fahneneid brechen? — — Wer soll
schmählich den Bruder verraten? — — Wir losten darum. — —
Halten’s zu Gnaden, Herr Hauptmann, das übrige kann jeder selber
erraten.“
Die harten Gesichtszüge des Hauptmanns milderten sich und
leise zitterte seine Stimme, als er sagte: „Der Ausreißer muß sechs-
mal Gasse laufen, so verlangt’s die Vorschrift. Doch hat ’s damit
vorläufig noch keine Eile. ’Ich will den Fall dem König melden.“
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das in Sicherheit bringen, was schon gehauen ist." Er kehrt in un-
schlüssiger Stimmung in den fjof zurück und ist angenehm berührt,
als er den Schwiegervater hinter einem stattlichen Haufen Strohseile
erblickt.
von der Stunde an haben sich die beiden verstanden. Der Schwie-
gersohn hat den alten Dauer stets zu Date gezogen und ihn vor
den Dienstboten ehrerbietig behandelt und der ctlte schwört nicht
höher als auf seinen Schwiegersohn. Cr geht oft durch die Fluren
und betrachtet die Saaten und die schonen Kleeäcker mit größerem
Stolze als ehedem die eigenen. Uuch die Dienstboten haben es
bald gemerkt, daß zwischen den beiden die größte Eintracht herrscht,
und nicht mehr gelacht, wenn der Alte etwas tadelte, denn sie wußten,
daß sie bei dem Jungen übel ankommen würden. Und als nach
Jahr und Tag ein Kindlein in der lviege schrie, wurde der Großvater
die fleißigste und besorgteste Kindsmagd,- denn er sah hier den alten
Daum neue Sprossen treiben und das ist fröhliche Hoffnung, die selbst
über das Grab hinaus grünt. Wir können ihn an manchen Sommer-
tagen beobachten, wie er daheim, die Fliegenklatsche in der Hand,
an der Wiege eingenickt sitzt, während die anderen draußen auf dem
Felde arbeiten, oder wie er stolz dareinschaut, wenn der Erstgeborene
an seiner Hand die ersten Schritte macht. U)ie schon ist es, wenn
so das Ulter mit dem Nat und die Jugend mit der Tat froh zum
gemeinschaftlichen Werke schreiten, wenn die alten Leute im Kreise
der Kinder und Enkel leben, teilnehmend an all ihren Freuden und
Leiden!
Leider ist es nicht überall so und in manchem Uuszugstübchen
ertönen Seufzer und Klagen. Der sogenannte Uuszug, die Bezüge an
Mehl, Schmalz, Eiern, Fleisch u. s. w., die die alten Leute ver-
tragsmäßig von ihren Kindern zu erhalten haben, geben nur zu oft
Unlaß zu Unzufriedenheiten. Uuf der einen Seite zeigen sich Neid und
Geiz, auf der anderen Mißtrauen und Klagen. Wie bitter muß das
Stück Drot den Uuszüglern im Munde aufquellen, wenn sie denken
müssen, daß es ihnen von ihren Kindern nicht gegönnt sei. Es ist
darum nicht gut, wenn die Eltern den Kindern die Übernahme des
Gutes zu leicht machen, alles aus den Händen geben und in eine
zu große Ubhängigkeit von ihren Kindern geraten. Die Kinder
werden ihnen viel mehr Liebe erweisen, wenn sie wissen, daß die
Eltern unabhängig von ihnen sind und daß sie noch einmal etwas
zu erwarten haben.
Nach Fritz Möhrliu.
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nod]mai auf (Enkel und Urenkel bist du, Haus meiner Detter, oererbr
worden, vererbt, nie verkauft und nie hat jemand in dir zur Miete
gewohnt. Ein frei Geschlecht von deutschen Bauern hast du beherbergt
— dreihundert Bahre. Du kennst meine Lebensgeschichte vom „ersten
Weinen" bis zu dieser Stunde. Du kennst alle die heißen Seufzer und
Gebete meiner Mutter und hast das laute Lachen der Meinen ge-
hört, als der Vater den Hampelmann schnitzte und auf dem Gfensims
aufstellte. Du hast auch dem Großvater im alten Lehnsessel seine Buhe
gegönnt und gesehen, wie die Großmutter den Ubendsegen aus dem
Gebetbuch las. Du hast das Weinen gehört, als Gnkel Hansjakob 1812
mit Napoleons Heer ziehen mußte um auf den Eisfeldern Nußlands
sein Grab zu finden. Die Geschichte deiner Bewohner ist die Ge-
schichte des Dorfes und auch die Geschichte des Vaterlandes.
Deine Näume find geweiht von Mühe und Schweiß, von Tränen
und Gebeten — in schweren Zeiten, sind geweiht von Freude
und Glück, von hoffen und heiterem Gesang — in guten
Tagen. Da ist kein Zimmer im Haus, in dem nicht ein Nind meines
Stammes geboren, und ist kein Zimmer, darin nicht ein Sarg gestanden
hat. Wie viele Särge sind in dreihundert Bahren über diese Schwelle
getragen worden! Glieder einer Familie — alle haben denselben Weg
genommen nach dem Friedhof im Tale beim Nirchlein der Heimat.
Da sind auch Kinder hinausgezogen um anderswo ein heim zu finden,
aber innige Bande haben sie lebenslang mit dem Vaterhaus verbunden,
— dahin ist auch mancher heimwehkranke zurückgekehrt.
Unter deinem Dache haben auch „Schultheißen" und „Schöffen"
gewohnt und ernste Männer haben über das Wohl der Gemeinde beraten.
Da haben in den Stürmen der Nevolution auch treue Männer dem
Landesvater die Liebe und Treue gehalten und haben als die „Stillen
im Lande" auch dem König aller Könige Glauben und Gottesfurcht
bewahrt.
So stehest du da, du Haus meiner Väter, feit dreihundert Bahren.
Du bist nicht gemalt für die bildergeschmückten Blätter,' auch gibt
es von dir keine Nnsichtskarte. Schlicht wie dein Bau sind auch
stets deine Bewohner gewesen. Da ist kein Name von irgend einem
in den Nanglisten der Großen zu finden, da sind keine vergnügungs-
reisenden gekommen und haben dich als Sehenswürdigkeit bewundert
und auch keine Tafel zeugt von einem Gelehrten, der in dir „das
Licht der Welt erblickt". Still und einsam, traut wie deine Umgebung,
so sind auch die Pfade deiner Bewohner gewesen, durch Mühe und
Nrbeit, durch Liebe und Leid — zur Grabesstille und seligen Heimat.
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magst bu dich nun auf die Ebene beschränken oder es vorziehen die herr-
lichen Aussichtspunkte unserer Berge zu besuchen und das Auge weit
hinein in das Land schweifen zu lassen über Tal und Höhen.
In dem ebenen, gartengleichen Talgrund erfreuen vornehmlich
wogende Saatfelder, blumenreiche Wiesenflächen oder herrliche Obsthaine
das Auge des Wanderers. Am Ostabhange des Wasgaues und der Haardt
aber ist das Land, „wo aus den sanften Höh'n die Traube reist im
Sonnenglanz".
Die Vorhügel der genannten Gebirgszüge bilden das rheinpfälzische
„Weingebirg", das nebst den weinbautreibenden Gegenden der westlichen
Pfalz zu den hervorragenden Weinbaugebieten Deutschlands gehört und
mit Recht Deutschlands größtes Weinland genannt wird. Vom mildesten
Klima beglückt, zeitigt es vorzügliche Trauben und treffliche Weine. Diese
bergen in ihrer Mannigfaltigkeit die edelsten deutschen Gewächse in sich
und haben sich ihrer vorzüglichen Eigenschaften wegen weit über die
Grenzen Deutschlands hinaus einen glänzenden Ruf erworben.
Das rheinpfälzische Weingebiet umfaßt mehr als 16 000 Hektar.
Diese Fläche ist unübertroffen an Weinsülle, welche die üppige Natur in
diesem wunderbaren Rebenlunde seit alters hervorzaubert; sie ist aber auch,
wenn wir die 15 000 Hektar der östlichen Pfalz in Betracht ziehen, einzig
in ihrer Geschlossenheit.
Weite Rebenfelder bedecken hier vom letzten Hügel der südlichen
Rheinpfalz bei Schweigen bis zum Zeller Wingertsberg an der hessischen
Grenze ununterbrochen den lieblichen Gebirgssaum, Mandel- und Pfirsich-
bäume schmücken die malerischen Bergabhänge, üppige Kastanienwälder
umrauschen die aussichtsreichen Höhen, die nicht selten romantisch ver-
klärt werden von altersgrauen, eseuumrankten Burgen, wo einst die Lieder
des ritterlichen Sängers oder des fahrenden Spielmanns erklangen. Und
aus diesem weit ausgedehnten pfälzischen Rebenmeere grüßen dich die
zahlreichen Kirchtürme altehrwürdiger Städte und schmucker Dörfer und
der Glocken metallener Mund lädt dich ein dem zu danken, der diese
Fluren in paradiesischer Schönheit erschaffen und so reichlich gesegnet hat
wie kaum ein anderes Gebiet im deutschen Vaterlande.
Und bewohnt wird dieser anmutreiche und segensvolle Streifen Landes
von heiteren und gemütlichen Menschen. „Die Heiterkeit und Zutraulichkeit,
das offene und biedere Wesen des Weinpsälzers und seine Umgänglichkeit,"
rühmt August Becker, „machen ihn zu einem liebenswerten Menschen."
Wenn auch an der Mittelhaardt sich größere Weingüter finden, so ist
doch in: allgemeinen der kleine und mittlere Besitzer vorherrschend. Ter
Winzer erscheint zwar als Bauer äußerlich rauh, aber unter der rauhen
Hülle schlägt ein braves, biederes Herz, schlägt warm und treu für das
engere und weitere Vaterland. Edle Gastfreundschaft ziert selbst die be-
scheidenste Winzerhütte, von den größeren Besitzern wird sie in geradezu
glänzender Weise ausgeübt. „In keinem Lande der Erde wird sich der
Fremde, wenn er nur einigermaßen empfohlen ist oder sich selbst empfiehlt,
so freudig und freundlich aufgenommen, so gut aufgehoben und trefflich
unterhalten fühlen als in dex schönen Pfalz am Rhein und vor allem
hier im Weinland am Abhange des Gebirges."
19
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steuerten Nachen diese Wogen hinabgefahren. Rauschen ja doch die Fluten
der beiden Ströme, des Rheines und der Donau, in dem Hohenlied
der Deutschen, in dem Lied der Nibelungen: im Rheine liegt der Nibe-
lungen Hort begraben und auf der Donau zogen die Burgunder zum
Tag der Rache und der Klage ins Hunnenland.
Nur eines geht der Donau ab und das ist freilich viel: das
freudige, sanges- und liebesfrohe Leben, das den Rhein durchglüht;
es prägt sich ein ernsterer, gereifterer Charakter auf ihrem Angesicht
aus. Man bleibt, wenn man von ihr geschieden, leichter von dem Heimweh
befreit, das einen so oft und so unwiderstehlich nach dem Rheine ge-
fangen nimmt, nach der Lorelei, die einem ihr nie zu vergessendes Lied
so süß und lockend in die Seele singt.
Aber beide einen sich gleichberechtigt, gleich herrlich in dem Gemüt
und in der Erinnerung des Wanderers. Und nur wer sie beide zusammen
gesehen, wer neben der lieblichen Poesie des Rheines die majestätische
Schönheit der Donau in sich aufgenommen hat, der allein vermag Deutsch-
lands Schönheitssülle ganz zu verstehen und zu würdigen.
Fr. Lamport.
161. An Deutschland.
Teaterland, du starkes, wo blüh’n im Sonnenschein
" Vom Elbstrom hundert Städte bis an den grünen Rhein,
Wo von den Alpenhängen bis an den Nordseestrand
Viel tausend Brüder wohnen — Gott segne dich, du starkes Land!
2. Vaterland, du schönes, wo stolz die Ströme gehn,
Wo hoch die Dome ragen und ernst die Burgen stehn,
Wo sich in zwei Meeren spiegelt der Ufer Rand,
Und grün die Hügel glänzen — Gott segne dich, du schönes Land!
3. Vaterland, du kühnes, wo eichenlaub-umkränzt
Noch Hermanns Schild nicht rostet, wo neu geschärft erglänzt
Das Heldenschwert der Väter und wo die deutsche Hand
Weiß beides noch zu führen — Gott segne dich, du kühnes Land!
4. Vaterland, du hehres, wo jedem dunklen Trug
Kühn und stolz begegnet lichten Geistes Flug,
Indes doch Lieb' und Treue, rein wie Opferbrand,
Glühet in den Seelen — Gott segne dich, du hehres Land!
5. Vaterland, du teures, das wie ein holder Stern
Erglänzet lieben Brüdern auch in weiter Fern’,
An welches treu gebunden hält ein festes Band
Alle deutschen Herzen — Gott segne dich, du teures Land!
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
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Kunstgewerbe der Hauptstadt des Landes und die Pariser Erzeugnisse,
namentlich die der Mode, gehen gleich der Seide von Lyon, dem Ol
aus der Provence und den Weinen von Bordeaux und der Champagne
durch die ganze Welt.
Nach Buchholz u. a.
169. Deutsch und fremd.
Y\T enn Wald und Heide junges Grün gewinnen,
Das Veilchen schüchtern aus dem Grase sieht,
Die Wolken segeln und die Bäche rinnen
Und rudernd hoch im Blau der Kranich zieht:
Da wacht dem Deutschen in Gemüt und Sinnen
Alljährlich auf der alten Sehnsucht Lied;
Ein leis Erinnern fühlt er in ihm wogen,
Daß einst sein Stamm von fern ins Land gezogen.
2. Und wieder möcht' er wandern, schweifen wieder
Nach traumverheißnem Glück auf fernen Au’n,
Bald nordwärts, wo, umschwirrt vom Seegefieder,
Aufs Meer basaltne Pfeilergrotten schau’n;
Gen Mittag nun, wo sanft ins Tal hernieder
Um Lorbeerwipfel sonn’ge Lüfte blau’n,
Und übers Grab versunkner Heldenzeiten
Den blüh’nden Teppich Ros' und Rebe breiten.
3. Das zog den Angelsachsen übers Meer,
Das ließ, ob blutig auch um solch Gelüsten
In welsche Grüfte sank manch deutsches Heer,
Stets neuen Römerzug die Kaiser rüsten;
Das trieb mit blanker War’ und blankrer Wehr
Der Hansa segelnd Volk zu Livlands Küsten.
Das läßt noch heut’, wo dumpf die Stämme fallen,
Im Urwaldsrauschen deutschen Gruß erschallen.
4. Die Fremde lockt uns all’. Und wem ans Haus
Der Fuß gebannt, der schickt auf luft’ger Schwinge
Den Wolkenpilger, den Gedanken, aus,
Daß forschend er, was draußen liegt, bezwinge.
So zieht noch heut’ erobernd fern hinaus
Der deutsche Geist und schweift in weitem Ringe
Von Ort zu Ort, sich an den Wundergaben
Des Auslands allempfänglich zu erlaben.
Emanuel Geibel
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Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksfortbildungsschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Reiches“ errichtet worden. Meister Schilling in Dresden hat
das Denkmal geschaffen. Der Unterbau hat eine Höhe von 25 m,
während die Gestalt der Germania 10,5 m mißt. Die Erzgüsse
erfolgten in Berlin, Dresden, Nürnberg und Lauchhammer. Die
Germania allein erforderte einen Erzaufwand von 700 Zentner.
Die Gesamtkosten des Riesenwerkes beliefen sich auf 1 100 000
Mark.
An dem hehren Prachtwerk ist alles durch schöpferischen
Geist und kunstfertige Hand wunderbar zueinander stimmend
zusammengefügt. Zunächst der herrliche Platz mit seiner unver-
gleichlichen Umschau, dann der mächtige, terrassenförmig aus den
Weinbergen aufsteigende Unterbau als stattlicher Aufgang, zu
welchem Steine aus den verschiedensten deutschen Gauen ver-
wendet wurden, dann das Denkmal selbst mit den deutschen
Eichen im Hintergründe! Wie gewaltig wirkt die erhabene Ge-
stalt der Germania, in deren Zügen stolze Kraft und zarte Weib-
lichkeit sich so harmonisch einigen! In ernster Ruhe, das Haupt
mit Eichenlaub geschmückt, in der Rechten die von einem Lorbeer-
kranz umgebene Kaiserkrone als Sinnbild der Einigung hoch empor-
haltend, während die Linke auf das gesenkte, in seinen Lorbeeren
ruhende Schwert sich stützt — so steht sie da, ein Meisterbild,
hochvollendet bis in die kleinsten Einzelheiten des mit Adlern
und Juwelen geschmückten, in Falten wallenden Gewandes! Dann
schaut man auf die prächtigen Seitengestalten: links vom Be-
schauer in fliegendem Mantel die trotzige Gestalt des Krieges,
dessen Wildheit durch die aus dem Helme schlagenden Flammen
treffend angedeutet ist, mit vollen Backen in die Kriegstrompete
stoßend, das Schwert in der Rechten kriegsbereit; und rechts als
Gegenstück die wunderbar liebliche Engelsgestalt des Friedens mit
himmlisch verklärten Zügen, den Friedenszweig in der Rechten,
das Füllhorn im linken Arme haltend! Unten am Sockel sitzt
der bärtige Vater Rhein, der seiner lieblichen Tochter Mosel, die
fortan in Metz die Wacht zu halten berufen ist, das Kriegshorn
vertrauensvoll übergibt. Ernste Mahnungen rufen uns die ehernen
Gestalten entgegen. Wir steigen nunmehr die Treppe empor um
in der Nähe das auf der Rheinseite prangende Hauptrelief* zu
sehen, das die Wacht am Rhein verkörpert: die hoch zu Roß
emporragende Heldengestalt Kaiser Wilhelms I., umgeben von den
übrigen deutschen Fürsten, den hervorragendsten Heerführern
des Deutsch-französischen Krieges und von denjenigen Männern
die sich um die Wiedererrichtung des Deutschen Reiches besonders
verdient gemacht haben. Daneben befinden sich Krieger der ver-
* Relief — Hochbild, erhabene Arbeit auf Metall, Marmor u. s. w.
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