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1. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 2

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
2. Hlus der Schule ins Leben. Ojvr Tñg der Entlassung aus der Schule gilt der Jugend als ein ^ Freudentag. Er ist aber auch ein wichtiger Markstein, der den Garten der sorglosen Kindheit von dem Felde ernsten Lebens scheidet. Vielleicht erinnerst du dich noch, junger Leser, der Stunde, wo du an der Hand der lieben Mutter zum ersten Male die Schwelle des Schnl- hauses überschrittest und dem Lehrer entgegengingst, der mit freundlichem Worte dir die Hand zum Willkomm bot. Bald fühltest du dich heimisch in dem neuen Raum und der Kreis neuer Menschen, der dich jetzt um- fing, wurde dir lieb und wert. Außer dem Elternhause gibt es wohl keinen Ort, der dir so unvergeßlich bleiben wird wie die Statte, wo du die ersten Anfänge menschlichen Wissens bemeistern lerntest und wo du nach ernster geistiger Arbeit im frohen Spiele mit den Jugendfreunden soviele Stunden der Freude genießen konntest. Wie köstlich war es an den schulfreien Nachmittagen und in den Ferien, auf Wiese und Anger, in Busch und Wald zu spielen oder uuter Führung des Lehrers einen hohen Berg zu besteigen oder durch das stille Gemäuer einer verfallenen Burg zu schweifen! Diese glückliche Zeit bleibt dir ein unbezahlbarer Schatz, den dir niemand rauben kann und der dich in mancher Stunde des späteren Lebens mit Frohgefühl laben wird. Wem Gott eine heitere Jugend geschenkt hat, der trägt einen Sonnenstrahl im Herzen durchs ganze Leben. Aber der Knabe soll zum Manne reifen, das Mädchen zur Frau. Die Schulzeit hat ihr Ziel erreicht. Mit froher Zuversicht trittst du hinaus in die Welt um dir mit eigener Kraft dein Glück zu schmieden. Wohin auch immer das Leben dich ruft, sei es zu Pflug und Egge, zu Hammer und Zange, zu Dampf und Rad, zu Küche und Kammer, überall begehrt man von dir geschickte Hand, geschärften Verstand, Arbeitsernst und Lebensart. Schule und Kirche haben sich bemüht dir ihr Bestes zu geben: sie schärften deine äußeren Sinne für die Erscheinungen des Lebens, sie übten dein inneres Auge für alles, was gut, schön und wahr ist, sie senkten in dein Herz uneigennützige Nächstenliebe und festes Gottvertrauen, Tugenden, die dir ein sicherer Führer durch alle Stürme und Bedräng- nisse des Lebens sein sollen. Der Gedanke an Gott wird dich nicht bloß in den Tagen des Leids und Unglücks emporrichten, er wird dich auch von Menschenfurcht und den Schwächen deines Herzens befreien, wird dich bescheiden machen in der Schätzung deiner eigenen Kraft und Arbeit und dich heiter und zufrieden erhalten in allen Lagen des Lebens.

2. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 63

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
63 fast, als habe er niemals ein größeres Glück empfunden als in diesem Augenblicke. Der Fleiß des jungen Gesellen gefiel auch den Ge- fängnisbeamten, und da es Tischlerarbeiten in einem solchen Hause genug gibt, so ließ man ihn in der Gefängniswerkstatt weiter arbeiten nach Herzenslust, bis endlich seine Zeit abgelaufen war. Mit freundlichen Ermahnungen und einem Zeugnis über seine gute Führung wurde Friedrich Breitkopf in seine Heimat entlassen. Er hatte sich im Gefängnis einen hübschen Groschen Geld erspart und hätte damit wohl anderwärts hingehen können als gerade zu den Bekannten des heimatlichen Dorfes, indessen Friedrich Breit- kopf war im Gefängnis ein anderer geworden. Wohl kam es ihm schwer an, den früheren Bekannten wieder unter die Augen zu treten; aber es zog ihn zu seinem alten Mütterchen, das er so bitter gekränkt hatte und dessen Vergebung ihm vor allem anderen am Herzen lag. Der erste, der dem entlassenen Sträfling entgegentrat, als er in das Dorf schritt, war der greise Gemeindediener. Tief beschämt schlug Friedrich die Augen nieder, als er dem alten Manne gegenüber- stand, und kein Wort der Begrüßung wollte über seine Lippen. Da fühlte er, wie der Greis seine Hand ergriff und mild zu ihm sagte: „Bist wieder da, Friedrich? Hast Pech gehabt, armer Junge! Es haben dich alle bedauert im Dorf; laß nur gut sein, das ver- gißt sich wieder; du bist ja nicht schlecht, bloß ein bißchen wild; das kann jedem vorkommen, mein Sohn. Geh jetzt zu deiner Mutter, die wartet schon auf dich!“ O, wie wohl taten dem jungen Manne diese schlichten Worte! — War er wirklich nicht schlecht, sondern nur wild gewesen? — Nein, nein, er hatte sein ehrlich Handwerk aufgegeben; das war nicht recht gewesen; schon darum hatte er seine Strafe verdient. Und doch, es tat ihm so unendlich wohl, daß gerade der greise Gemeindediener sein Vergehen so milde beurteilte. An dem Häuschen seines Mütterchens stand Friedrich einen Augenblick still und blickte durch die Fensterscheiben hindurch in das einzige Wohnstübchen. O Gott, da saß die alte Frau gebeugt in ihrem Lehnstuhl und hatte vor sich ihr altes Gesangbuch mit den großen Buchstaben aufgeschlagen. Leise öffnete Friedrich Haus- und Stubentür; da blickte die alte Frau auf. „Mütterchen, Mütter- chen, vergib mir, daß ich dir so wehe getan habe!“ schrie Friedrich, stürzte zu den Füßen seiner Mutter nieder und begrub sein tränen- überströmtes Antlitz in ihrem Schoße.

3. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 65

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
65 2. Und tausend Stimmen werden laut: „Das ist der Lindwurm, kommt und schaut, Der Hirt und Herden uns verschlungen! Das ist der Held, der ihn bezwungen! l)iel andre zogen vor ihm aus Zu wagen den gewalt'gen Strauß, Doch keinen sah man wiederkehren,- Den kühnen Ritter soll man ehren!" Und nach dem Kloster geht der Zug, U)o Zankt Johanns des Täufers Orden, Die Ritter des Spitals, im Flug Zu Uate sind versammelt worden. 3. Und vor den edlen Meister tritt Der Jüngling mit bescheidnem Schritts Nachdrängt das Volk mit wildem Kufen, Erfüllend des Geländers Stufen. Und jener nimmt das Wort und spricht: „Ich hab' erfüllt die Kitterpflicht. Der Drache, der das Land verödet, Er liegt von meiner Hand getötet, Frei ist dem Wanderer der Weg,- Der Hirte treibe ins Gefilde, Froh walle auf dem Felsensteg Der Pilgrim zu dem Gnadenbilde!" 4. Doch strenge blickt der Fürst ihn an Und fpricht: „Du hast als Held getan - Der Mut ist's, der den Ritter ehret, Du hast den kühnen Geist bewähret. Doch sprich, was ist die erste Pflicht Des Ritters, der für Ehristum ficht, Sich schmücket mit des Kreuzes Zeichen?" Und alle ringsherum erbleichen. Doch er mit edlem Unstand spricht, Indem er sich errötend neiget: „Gehorsam ist die erste Pflicht, Die ihn des Schmuckes würdig zeiget." 5. „Und diese Pflicht, mein Sohn," versetzt Der Meister, „hast du frech verletzt. Den Kampf, den das Gesetz versaget, hast du mit frevlem Mut gewaget!" — „Herr, richte, wenn du alles weißt," Spricht jener mit gesetztem Geist, „Denn des Gesetzes Sinn und Willen Permeint' ich treulich zu erfüllen. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz. 5

4. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 25

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
2 r> Soldat seiner Fahne untreu wurde; aber fast ebenso selten gelang es, einem Fahnenflüchtigen auf die Spur zu kommen. „Ei, so lauf!“ dachte auch jetzt mancher Verfolger bei sich; „die dreißig Taler möchte ich mir wohl gerne verdienen; aber ebenso gerne spare ich dem armen Teufel das Gassenlaufen.“ So. kehrten denn alle Kameraden mit demselben Bescheid zurück: „Herr Hauptmann, der Ausreißer ist entwischt!“ Endlich eilt keuchend noch einer herbei. Wahrhaftig, er schleppt den Heerflüchtigen hinter sich her und — sollte man’s glauben! — es ist sein leiblicher Bruder! Staunen und Unwille malt sich auf den Gesichtern der Kameraden, und als sich der verräterische Bruder seinen Judaslohn auszahlen läßt, treffen ihn verächtliche und wütende Blicke. „Schwer Geld!“ sagte der Hauptmann, als er die dreißig Taler ausgezählt hat. „Ja, schwer Geld!“ wiederholt mit gepreßter Stimme der Empfänger. Auf der Stelle wird an dem Ausreißer die festgesetzte Strafe vollzogen: sechsmaliges Gassenlaufen. Dreimal schon ist er durch die heiße Gasse gerannt und der blutige Schweiß träufelt ihm vom Leibe. Da tritt sein Bruder, der Verräter, hervor. „Herr Haupt- mann,“ sagt er, „halten’s zu Gnaden, wenn der Soldat auch einmal ungefragt ein Wort spricht! Ich bitte untertänigst, daß ich die anderen drei Gassen für meinen Bruder laufen darf!“ „Was fällt dir ein?“ herrscht ihn der Hauptmann an; „packt’s dich an deiner Seele, du Schelm, daß du deinen eigenen Bruder eingefangen hast?“ „Zu Befehl, Herr Hauptmann!“ antwortet der Soldat, „unser Vater klagte uns jüngst in einem Briefe seine bittere Not. Durch Krankheit geriet er in Schulden und ganzer dreißig Taler halber wollen ihn die Gläu- biger von Haus und Hof treiben. Wie sollten wir Brüder dem armen Vater helfen? Lange sannen wir vergeblich hin und her; endlich kam uns ein Ausweg in den Sinn: Zahlt man nicht dem dreißig Taler aus, der einen Deserteur einbringt? Wohlan, so ehrlos es sein mag, einer muß heerflüchtig werden; der andere muß ihn einsangen und mit dem schmachvoll erworbenen Lohne den armen Vater retten. Doch wer soll schimpflich den Fahneneid brechen? — — Wer soll schmählich den Bruder verraten? — — Wir losten darum. — — Halten’s zu Gnaden, Herr Hauptmann, das übrige kann jeder selber erraten.“ Die harten Gesichtszüge des Hauptmanns milderten sich und leise zitterte seine Stimme, als er sagte: „Der Ausreißer muß sechs- mal Gasse laufen, so verlangt’s die Vorschrift. Doch hat ’s damit vorläufig noch keine Eile. ’Ich will den Fall dem König melden.“

5. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 27

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
27 das in Sicherheit bringen, was schon gehauen ist." Er kehrt in un- schlüssiger Stimmung in den fjof zurück und ist angenehm berührt, als er den Schwiegervater hinter einem stattlichen Haufen Strohseile erblickt. von der Stunde an haben sich die beiden verstanden. Der Schwie- gersohn hat den alten Dauer stets zu Date gezogen und ihn vor den Dienstboten ehrerbietig behandelt und der ctlte schwört nicht höher als auf seinen Schwiegersohn. Cr geht oft durch die Fluren und betrachtet die Saaten und die schonen Kleeäcker mit größerem Stolze als ehedem die eigenen. Uuch die Dienstboten haben es bald gemerkt, daß zwischen den beiden die größte Eintracht herrscht, und nicht mehr gelacht, wenn der Alte etwas tadelte, denn sie wußten, daß sie bei dem Jungen übel ankommen würden. Und als nach Jahr und Tag ein Kindlein in der lviege schrie, wurde der Großvater die fleißigste und besorgteste Kindsmagd,- denn er sah hier den alten Daum neue Sprossen treiben und das ist fröhliche Hoffnung, die selbst über das Grab hinaus grünt. Wir können ihn an manchen Sommer- tagen beobachten, wie er daheim, die Fliegenklatsche in der Hand, an der Wiege eingenickt sitzt, während die anderen draußen auf dem Felde arbeiten, oder wie er stolz dareinschaut, wenn der Erstgeborene an seiner Hand die ersten Schritte macht. U)ie schon ist es, wenn so das Ulter mit dem Nat und die Jugend mit der Tat froh zum gemeinschaftlichen Werke schreiten, wenn die alten Leute im Kreise der Kinder und Enkel leben, teilnehmend an all ihren Freuden und Leiden! Leider ist es nicht überall so und in manchem Uuszugstübchen ertönen Seufzer und Klagen. Der sogenannte Uuszug, die Bezüge an Mehl, Schmalz, Eiern, Fleisch u. s. w., die die alten Leute ver- tragsmäßig von ihren Kindern zu erhalten haben, geben nur zu oft Unlaß zu Unzufriedenheiten. Uuf der einen Seite zeigen sich Neid und Geiz, auf der anderen Mißtrauen und Klagen. Wie bitter muß das Stück Drot den Uuszüglern im Munde aufquellen, wenn sie denken müssen, daß es ihnen von ihren Kindern nicht gegönnt sei. Es ist darum nicht gut, wenn die Eltern den Kindern die Übernahme des Gutes zu leicht machen, alles aus den Händen geben und in eine zu große Ubhängigkeit von ihren Kindern geraten. Die Kinder werden ihnen viel mehr Liebe erweisen, wenn sie wissen, daß die Eltern unabhängig von ihnen sind und daß sie noch einmal etwas zu erwarten haben. Nach Fritz Möhrliu.

6. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 86

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
86 nod]mai auf (Enkel und Urenkel bist du, Haus meiner Detter, oererbr worden, vererbt, nie verkauft und nie hat jemand in dir zur Miete gewohnt. Ein frei Geschlecht von deutschen Bauern hast du beherbergt — dreihundert Bahre. Du kennst meine Lebensgeschichte vom „ersten Weinen" bis zu dieser Stunde. Du kennst alle die heißen Seufzer und Gebete meiner Mutter und hast das laute Lachen der Meinen ge- hört, als der Vater den Hampelmann schnitzte und auf dem Gfensims aufstellte. Du hast auch dem Großvater im alten Lehnsessel seine Buhe gegönnt und gesehen, wie die Großmutter den Ubendsegen aus dem Gebetbuch las. Du hast das Weinen gehört, als Gnkel Hansjakob 1812 mit Napoleons Heer ziehen mußte um auf den Eisfeldern Nußlands sein Grab zu finden. Die Geschichte deiner Bewohner ist die Ge- schichte des Dorfes und auch die Geschichte des Vaterlandes. Deine Näume find geweiht von Mühe und Schweiß, von Tränen und Gebeten — in schweren Zeiten, sind geweiht von Freude und Glück, von hoffen und heiterem Gesang — in guten Tagen. Da ist kein Zimmer im Haus, in dem nicht ein Nind meines Stammes geboren, und ist kein Zimmer, darin nicht ein Sarg gestanden hat. Wie viele Särge sind in dreihundert Bahren über diese Schwelle getragen worden! Glieder einer Familie — alle haben denselben Weg genommen nach dem Friedhof im Tale beim Nirchlein der Heimat. Da sind auch Kinder hinausgezogen um anderswo ein heim zu finden, aber innige Bande haben sie lebenslang mit dem Vaterhaus verbunden, — dahin ist auch mancher heimwehkranke zurückgekehrt. Unter deinem Dache haben auch „Schultheißen" und „Schöffen" gewohnt und ernste Männer haben über das Wohl der Gemeinde beraten. Da haben in den Stürmen der Nevolution auch treue Männer dem Landesvater die Liebe und Treue gehalten und haben als die „Stillen im Lande" auch dem König aller Könige Glauben und Gottesfurcht bewahrt. So stehest du da, du Haus meiner Väter, feit dreihundert Bahren. Du bist nicht gemalt für die bildergeschmückten Blätter,' auch gibt es von dir keine Nnsichtskarte. Schlicht wie dein Bau sind auch stets deine Bewohner gewesen. Da ist kein Name von irgend einem in den Nanglisten der Großen zu finden, da sind keine vergnügungs- reisenden gekommen und haben dich als Sehenswürdigkeit bewundert und auch keine Tafel zeugt von einem Gelehrten, der in dir „das Licht der Welt erblickt". Still und einsam, traut wie deine Umgebung, so sind auch die Pfade deiner Bewohner gewesen, durch Mühe und Nrbeit, durch Liebe und Leid — zur Grabesstille und seligen Heimat.

7. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 291

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
291 magst bu dich nun auf die Ebene beschränken oder es vorziehen die herr- lichen Aussichtspunkte unserer Berge zu besuchen und das Auge weit hinein in das Land schweifen zu lassen über Tal und Höhen. In dem ebenen, gartengleichen Talgrund erfreuen vornehmlich wogende Saatfelder, blumenreiche Wiesenflächen oder herrliche Obsthaine das Auge des Wanderers. Am Ostabhange des Wasgaues und der Haardt aber ist das Land, „wo aus den sanften Höh'n die Traube reist im Sonnenglanz". Die Vorhügel der genannten Gebirgszüge bilden das rheinpfälzische „Weingebirg", das nebst den weinbautreibenden Gegenden der westlichen Pfalz zu den hervorragenden Weinbaugebieten Deutschlands gehört und mit Recht Deutschlands größtes Weinland genannt wird. Vom mildesten Klima beglückt, zeitigt es vorzügliche Trauben und treffliche Weine. Diese bergen in ihrer Mannigfaltigkeit die edelsten deutschen Gewächse in sich und haben sich ihrer vorzüglichen Eigenschaften wegen weit über die Grenzen Deutschlands hinaus einen glänzenden Ruf erworben. Das rheinpfälzische Weingebiet umfaßt mehr als 16 000 Hektar. Diese Fläche ist unübertroffen an Weinsülle, welche die üppige Natur in diesem wunderbaren Rebenlunde seit alters hervorzaubert; sie ist aber auch, wenn wir die 15 000 Hektar der östlichen Pfalz in Betracht ziehen, einzig in ihrer Geschlossenheit. Weite Rebenfelder bedecken hier vom letzten Hügel der südlichen Rheinpfalz bei Schweigen bis zum Zeller Wingertsberg an der hessischen Grenze ununterbrochen den lieblichen Gebirgssaum, Mandel- und Pfirsich- bäume schmücken die malerischen Bergabhänge, üppige Kastanienwälder umrauschen die aussichtsreichen Höhen, die nicht selten romantisch ver- klärt werden von altersgrauen, eseuumrankten Burgen, wo einst die Lieder des ritterlichen Sängers oder des fahrenden Spielmanns erklangen. Und aus diesem weit ausgedehnten pfälzischen Rebenmeere grüßen dich die zahlreichen Kirchtürme altehrwürdiger Städte und schmucker Dörfer und der Glocken metallener Mund lädt dich ein dem zu danken, der diese Fluren in paradiesischer Schönheit erschaffen und so reichlich gesegnet hat wie kaum ein anderes Gebiet im deutschen Vaterlande. Und bewohnt wird dieser anmutreiche und segensvolle Streifen Landes von heiteren und gemütlichen Menschen. „Die Heiterkeit und Zutraulichkeit, das offene und biedere Wesen des Weinpsälzers und seine Umgänglichkeit," rühmt August Becker, „machen ihn zu einem liebenswerten Menschen." Wenn auch an der Mittelhaardt sich größere Weingüter finden, so ist doch in: allgemeinen der kleine und mittlere Besitzer vorherrschend. Ter Winzer erscheint zwar als Bauer äußerlich rauh, aber unter der rauhen Hülle schlägt ein braves, biederes Herz, schlägt warm und treu für das engere und weitere Vaterland. Edle Gastfreundschaft ziert selbst die be- scheidenste Winzerhütte, von den größeren Besitzern wird sie in geradezu glänzender Weise ausgeübt. „In keinem Lande der Erde wird sich der Fremde, wenn er nur einigermaßen empfohlen ist oder sich selbst empfiehlt, so freudig und freundlich aufgenommen, so gut aufgehoben und trefflich unterhalten fühlen als in dex schönen Pfalz am Rhein und vor allem hier im Weinland am Abhange des Gebirges." 19

8. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 319

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
319 steuerten Nachen diese Wogen hinabgefahren. Rauschen ja doch die Fluten der beiden Ströme, des Rheines und der Donau, in dem Hohenlied der Deutschen, in dem Lied der Nibelungen: im Rheine liegt der Nibe- lungen Hort begraben und auf der Donau zogen die Burgunder zum Tag der Rache und der Klage ins Hunnenland. Nur eines geht der Donau ab und das ist freilich viel: das freudige, sanges- und liebesfrohe Leben, das den Rhein durchglüht; es prägt sich ein ernsterer, gereifterer Charakter auf ihrem Angesicht aus. Man bleibt, wenn man von ihr geschieden, leichter von dem Heimweh befreit, das einen so oft und so unwiderstehlich nach dem Rheine ge- fangen nimmt, nach der Lorelei, die einem ihr nie zu vergessendes Lied so süß und lockend in die Seele singt. Aber beide einen sich gleichberechtigt, gleich herrlich in dem Gemüt und in der Erinnerung des Wanderers. Und nur wer sie beide zusammen gesehen, wer neben der lieblichen Poesie des Rheines die majestätische Schönheit der Donau in sich aufgenommen hat, der allein vermag Deutsch- lands Schönheitssülle ganz zu verstehen und zu würdigen. Fr. Lamport. 161. An Deutschland. Teaterland, du starkes, wo blüh’n im Sonnenschein " Vom Elbstrom hundert Städte bis an den grünen Rhein, Wo von den Alpenhängen bis an den Nordseestrand Viel tausend Brüder wohnen — Gott segne dich, du starkes Land! 2. Vaterland, du schönes, wo stolz die Ströme gehn, Wo hoch die Dome ragen und ernst die Burgen stehn, Wo sich in zwei Meeren spiegelt der Ufer Rand, Und grün die Hügel glänzen — Gott segne dich, du schönes Land! 3. Vaterland, du kühnes, wo eichenlaub-umkränzt Noch Hermanns Schild nicht rostet, wo neu geschärft erglänzt Das Heldenschwert der Väter und wo die deutsche Hand Weiß beides noch zu führen — Gott segne dich, du kühnes Land! 4. Vaterland, du hehres, wo jedem dunklen Trug Kühn und stolz begegnet lichten Geistes Flug, Indes doch Lieb' und Treue, rein wie Opferbrand, Glühet in den Seelen — Gott segne dich, du hehres Land! 5. Vaterland, du teures, das wie ein holder Stern Erglänzet lieben Brüdern auch in weiter Fern’, An welches treu gebunden hält ein festes Band Alle deutschen Herzen — Gott segne dich, du teures Land!

9. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 332

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
332 Kunstgewerbe der Hauptstadt des Landes und die Pariser Erzeugnisse, namentlich die der Mode, gehen gleich der Seide von Lyon, dem Ol aus der Provence und den Weinen von Bordeaux und der Champagne durch die ganze Welt. Nach Buchholz u. a. 169. Deutsch und fremd. Y\T enn Wald und Heide junges Grün gewinnen, Das Veilchen schüchtern aus dem Grase sieht, Die Wolken segeln und die Bäche rinnen Und rudernd hoch im Blau der Kranich zieht: Da wacht dem Deutschen in Gemüt und Sinnen Alljährlich auf der alten Sehnsucht Lied; Ein leis Erinnern fühlt er in ihm wogen, Daß einst sein Stamm von fern ins Land gezogen. 2. Und wieder möcht' er wandern, schweifen wieder Nach traumverheißnem Glück auf fernen Au’n, Bald nordwärts, wo, umschwirrt vom Seegefieder, Aufs Meer basaltne Pfeilergrotten schau’n; Gen Mittag nun, wo sanft ins Tal hernieder Um Lorbeerwipfel sonn’ge Lüfte blau’n, Und übers Grab versunkner Heldenzeiten Den blüh’nden Teppich Ros' und Rebe breiten. 3. Das zog den Angelsachsen übers Meer, Das ließ, ob blutig auch um solch Gelüsten In welsche Grüfte sank manch deutsches Heer, Stets neuen Römerzug die Kaiser rüsten; Das trieb mit blanker War’ und blankrer Wehr Der Hansa segelnd Volk zu Livlands Küsten. Das läßt noch heut’, wo dumpf die Stämme fallen, Im Urwaldsrauschen deutschen Gruß erschallen. 4. Die Fremde lockt uns all’. Und wem ans Haus Der Fuß gebannt, der schickt auf luft’ger Schwinge Den Wolkenpilger, den Gedanken, aus, Daß forschend er, was draußen liegt, bezwinge. So zieht noch heut’ erobernd fern hinaus Der deutsche Geist und schweift in weitem Ringe Von Ort zu Ort, sich an den Wundergaben Des Auslands allempfänglich zu erlaben. Emanuel Geibel

10. Lesebuch für die Volksfortbildungsschulen der Pfalz - S. 322

1908 - Zweibrücken : Kranzbühler
322 Reiches“ errichtet worden. Meister Schilling in Dresden hat das Denkmal geschaffen. Der Unterbau hat eine Höhe von 25 m, während die Gestalt der Germania 10,5 m mißt. Die Erzgüsse erfolgten in Berlin, Dresden, Nürnberg und Lauchhammer. Die Germania allein erforderte einen Erzaufwand von 700 Zentner. Die Gesamtkosten des Riesenwerkes beliefen sich auf 1 100 000 Mark. An dem hehren Prachtwerk ist alles durch schöpferischen Geist und kunstfertige Hand wunderbar zueinander stimmend zusammengefügt. Zunächst der herrliche Platz mit seiner unver- gleichlichen Umschau, dann der mächtige, terrassenförmig aus den Weinbergen aufsteigende Unterbau als stattlicher Aufgang, zu welchem Steine aus den verschiedensten deutschen Gauen ver- wendet wurden, dann das Denkmal selbst mit den deutschen Eichen im Hintergründe! Wie gewaltig wirkt die erhabene Ge- stalt der Germania, in deren Zügen stolze Kraft und zarte Weib- lichkeit sich so harmonisch einigen! In ernster Ruhe, das Haupt mit Eichenlaub geschmückt, in der Rechten die von einem Lorbeer- kranz umgebene Kaiserkrone als Sinnbild der Einigung hoch empor- haltend, während die Linke auf das gesenkte, in seinen Lorbeeren ruhende Schwert sich stützt — so steht sie da, ein Meisterbild, hochvollendet bis in die kleinsten Einzelheiten des mit Adlern und Juwelen geschmückten, in Falten wallenden Gewandes! Dann schaut man auf die prächtigen Seitengestalten: links vom Be- schauer in fliegendem Mantel die trotzige Gestalt des Krieges, dessen Wildheit durch die aus dem Helme schlagenden Flammen treffend angedeutet ist, mit vollen Backen in die Kriegstrompete stoßend, das Schwert in der Rechten kriegsbereit; und rechts als Gegenstück die wunderbar liebliche Engelsgestalt des Friedens mit himmlisch verklärten Zügen, den Friedenszweig in der Rechten, das Füllhorn im linken Arme haltend! Unten am Sockel sitzt der bärtige Vater Rhein, der seiner lieblichen Tochter Mosel, die fortan in Metz die Wacht zu halten berufen ist, das Kriegshorn vertrauensvoll übergibt. Ernste Mahnungen rufen uns die ehernen Gestalten entgegen. Wir steigen nunmehr die Treppe empor um in der Nähe das auf der Rheinseite prangende Hauptrelief* zu sehen, das die Wacht am Rhein verkörpert: die hoch zu Roß emporragende Heldengestalt Kaiser Wilhelms I., umgeben von den übrigen deutschen Fürsten, den hervorragendsten Heerführern des Deutsch-französischen Krieges und von denjenigen Männern die sich um die Wiedererrichtung des Deutschen Reiches besonders verdient gemacht haben. Daneben befinden sich Krieger der ver- * Relief — Hochbild, erhabene Arbeit auf Metall, Marmor u. s. w.
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