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Hellen Verstand, um die verbreiteten Irrlehren aufzu-
decken z den festen Willen, alle seine Kräfte für den
Sieg der Wahrheit zu verwenden; und ein fröhliches
Gottvertrauen, welches ihn keine Gefahr fürchten ließ.
Dieses Gottvcrtrauen war ihm auch sehr nöthig; denn
als er verlangte, daß seinen Landsteüten das Evange-
lium in ihrer Muttersprache gepredigt werden sollte —
kannst du wohl glauben, mein Sohn, daß man da-
mals den Gottesdienst in lateinischer Sprache hielt,
die Niemand verstand? — als er forderte, daß beim
heiligen Abendmahle den Christen nicht nur die Hostie,
wie der Papst in Rom geboten, sondern auch der
Kelch gereicht werde, wie Christus befohlen hatte; als
er die schwelgerische und wollüstige Geistlichkeit mit
lauter Stimme zur Verbesserung ihrer Sitten antrieb:
da forderte man ihn 1414 nach Koftnitz in der Schweiz,
wo eine Menge vornehmer Geistlichen und weltlicher
Fürsten zusammengekommen war, um sich über die
Angelegenheiten der Kirche zu berathen. Als er hier
nun nicht widerrief, was er gelehrt hatte: da warf
man ihn in ein schreckliches Gefangniß, verbrannte
ihn lebendigen Leibes und zerstreüte seine Asche in dem
Rheine. Aber seine Freünde, die Hussiten, hatte man
nicht zerstreüt; sie sammelten sich vielmehr zu furcht-
barer Rache. Der Haß der Böhmen war besonders
gegen den Kaiser Sigismund gerichtet, welcher den
Huß durch trüglichcs Versprechen der Sicherheit nach
Kostnitz gelockt hatte. Unter den deütschen Fürsten
nun, welche Sigismunden gegen die Böhmen beistan-
den, zeichnete sich besonders Friedrich der Streitbare
aus. Das bekam seinem Lande übel. Denn nicht
nur wurden seine Heere in Böhmen zu verschiedenen
Malen völlig geschlagen, sondern schon bei Friedrichs
Lebzeiten, mehr aber noch nach dessen Tode 1428 stürz-
ten die Hussiten in die meißnischen Länder herüber,
wo sie Städte und Dörfer plünderten und anzundeten,
Männer, Weiber und Kinder mordeten und den übrig-
tzcbliebenen nur die Augen ließen, um ihr Unglück zu
uberschauen und zu beweinen. Alles dieß thaten die
Hussiten zur traurigen Vergeltung eben so entsetzlicher
Greüelthatcn, welche zuvor die Deütschen in Böhmen
ausgeübt hatten. Böse Saat, böse Frucht! Aber,
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Extrahierte Personennamen: Christus Sigismund Friedrich Friedrichs
Extrahierte Ortsnamen: Rom Koftnitz Schweiz Rheine Friedrichs
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Streitigkeiten und Zänkereien, die endlich soweit führten, daß gegen 5000
Studenten mit ihren Lehrern auszuwandern beschlossen. Gegen 2000
wendeten sich nach Leipzig, wo sie Aufnahme fanden. So wurde dadurch
im I. 1409 die dasige Universität gestiftet. — Später, im I. 1414,
sehen wir den Markgrafen Friedrich in großem Glanze, von vielen meißner
Rittern begleitet und mit einer Menge Knappen und Diener in der Stadt
Costnitz am Bodensee einziehen. Dort ward damals die berühmte Kirchen-
versammlung gehalten, auf welcher 1415 Huß und 1416 Hieronymus
zum Feuertode verdammt wurden. Von Costnitz zog er im nächsten Jahre
wieder herein und züchtigte sogleich nach seiner Rückkehr den rebellischen
Ritter Staupitz auf der sehr festen Burg Kriebstein bei Waldheim. — Bald
aber gab's für ihn weit ernstere Kämpfe und einen weit mächtigeren Feind.
Die Hussiten, aufgebracht über die Wortbrüchigkeit des Kaisers Sigismund
und über die Beschränkungen ihrer Freiheit, begannen in Böhmen kriege-
rische Unruhen (1418), aus welchen der unselige 20jährige Hussitenkrieg
hervorging. Der Markgraf gab den Bitten des Kaisers nach und eilte im I.
1420 nach Prag, den Aufrührern und Ketzern entgegen. Auch schlug er
sie und ihren großen Anführer Ziska mehrmals. Allein die hussitische
Partei wuchs von Tag zu Tag; der Kaiser und die übrigen deutschen
Fürsten vermochten nur wenig Kriegsvolk in's Feld zu stellen; und so
mußte denn auch Friedrich mit Trauer und Ingrimm im Herzen der
Übermacht des Feindes weichen. —- In dieser Zeit trug sich ein Er-
eigniß zu, das für unser Vaterland auf's Reue von großer Wichtigkeit
war. In der Gegend von Wittenberg und Dessau nämlich lag damals
das kleine Kurfürstenthum Sachsen, das an Rang und Würde weit
höher, als die Markgrafschaft Meißen war. Der Kurfürst Albert Iii.,
(aus dem askanischen Hause stammend), der keine Kinder hatte, starb
im I. 1422 plötzlich, als er eben in der lochauer Haide mit der Jagd
sich vergnügte. Da fiel das Land dem Kaiser Sigismund zu, und dieser
schenkte es Friedrich dem Streitbaren, dem er schon 90000 Thlr. schul-
dig war und den er auch gern noch länger als Beistand gegen die
Hussiten behalten wollte. So ward aus der Markgrafschaft Meißen,
die fast 500 Jahre bestanden hatte, im I. 1423 das Kurfürstenthum
Sachsen, und unser Staat war nun an Umfang und Rang einer der
ersten im deutschen Reiche. Friedrich zog zwar wieder gegen die Hus-
siten, die in Böhmen immer mächtiger geworden waren und schon Sach-
sens Grenzen bedrohten; aber was konnte er allein ausrichten, da die
übrigen deutschen Fürsten ihn verließen, und auch der tapferste Kriegs-
mann vor den schwarzen Räuberhorden der Hussiten die Flucht ergriff?
Bei Brüx (1425), bei Mieß und vor Allem bei Außig (1426) verlor er
gegen sie viele seiner trefflichsten Streiter. Diese unglücklichen Ereignisse
der letzten Jahre und dazu die stets peinigende Voraussehung, daß es noch
schlimmer kommen und Sachsen selbst in die Hände der grausamen
Feinde gerathen werde, brach die Kraft und den Muth des einst so
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Costnitz Friedrich Friedrich Albert_Iii Sigismund Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich