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können. Wider Willen war Friedrich August in den
Krieg hineingezogen worden, welchen Preußen gegen
Frankreichs Kaiser, Napoleon, wagte. Die Nieder-
lage, welche die Preußen 1806 bei Jena und Auer-
stadt erlitten, betraf also Sachsen mit. Gleichwohl,
gewährte der mächtige Franzosenkaiser dem sächsischen'
Kurfürsten nicht nur erträglichen Frieden, sondern ver-
anlaßte ihn auch, die Würde eines Königs von Sach-
sen anzunehmen, also, daß seine Nachkommen nun
nicht mehr nach dem falschen Glanze fremder Kronen
zu streben brauchen. Auch an Land und Leüten ward
der neüe König stark bereichert, und er hätte noch
mächtiger werden können auf Kosten des damals so
tief gedrückten Prcüßens, hätte nicht sein rechtlicher
Sinn und sein edles Mitleid Napoleons Freigebigkeit
Einhalt gethan. Freilich mußte e Sachsen den neüen
Glanz und Napoleons Gunst theücr bezahlen, da ihm
der Zwang auferlegt war, mit schweren Kosten starke
Heere zu erhalten, welche in allen Kriegen dieses streit-
lustigen Kaisers ihr Blut verspritzten; aber Friedrich
August durfte man darüber keine Vorwürfe machen;
denn nicht ehrsüchtiger Übermuth hatte ihn angetrichen,
diese Lage der Dinge hcrbeizuführcn; sondern nur dem
Drange der Umstände hatte er nachgegeben. Daß aber
Friedrich August von nun an treu an diesem gewalti-
gen Manne hielt, der als Sieger ihn, den Besiegten,
mit hoher Achtung behandelt, statt ihn zu demüthigcn,
ihn erhöht, statt ihn zu berauben, ihn bereichert hatte;
daß Friedrich August diesem großen Manne auch da
zur Seite blieb, als das Unglück über denselben herein-
brach: das kann man nur als brav und ehrlich loben,
wenn auch dadurch die Unglücks zeit 1812 — 15
hereinbrach. Nachdem 1812 Sachsens Heere auf den
Feldern Rußlands untergegangen waren, wurde im
folgenden Jahre fast Sachsen allein der Hauptschau-
platz des furchtbaren Kampfes. Lützen, Bautzen, Dres-
den sahen Blutströme wie Wasser stießen. Endlich ent-
schied die sogenannte Völkerschlacht bei Leipzig 16—19.
Oktober 1813 Napoleons und Friedrich Augusts Un-
glück. Ersterer mußte Deütschland meiden; Letzterer
ward als Preüßens Gefangener nach Berlin geführt,
von wo er erst 7. Juni 1815 zu den Seinigcn zurück-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_August Friedrich August Napoleon Napoleons Napoleons Friedrich Friedrich August Friedrich_August Friedrich August Friedrich Friedrich August Napoleons Friedrich_Augusts Friedrich Augusts
395
geschähe. Ja, selbst die drückenden Hungerjahre von 1771 und 1772
gaben unter seiner Obhut Veranlassung zu sorgfältigerer Betreibung des
Ackerbaues. Was seine Lebensweise anbetrifft, so war seine Zeit mit
der strengsten Pünktlichkeit eingetheilt. Übungen der Andacht, Regie-
rungsangelegenheiten, wissenschaftliche Bestrebungen nahmen dieselbe regel-
mäßig in Anspruch. Die Stunden, welche ihm hiervon übrig blieben,
verwandte er nicht zu prunkenden Festen, sondern zu unschuldigen, den
Geist veredelnden und anregenden Beschäftigungen mit Pflanzenkunde,
Musik und Drechseln. Ein fast ungestörter Frieden beglückte während
dieses Zeitraumes Sachsens Fluren, weil Friedrich August die Gelegen-
heiten zurückwies, welche sein Land dieser Wohlthat hätte verlustig machen
können. Sein Großvater und Urgroßvater hatten es sich schwere Summen
und theures Sachsenblut kosten lassen, die polnische Königskrone zu er-
langen und zu behaupten; ihm ward sie angetragen; er schlug sie aus.
Nicht minder gerecht und weise zeigte sich Friedrich August, als i. I.
1789 in Frankreich jene furchtbare Umwälzung des Staates anhob,
von welcher nachher ganz Europa ergriffen wurde. Denn während die
größeren Mächte in Deutschland hier mit Gewalt eingreifen wollten,
rieth er zur Besonnenheit und Mäßigung. Hätte man auf seine Stimme
geachtet! Und solche Gesinnung verleugnete er auch nicht, als in un-
serem Vaterlande 1790 Bauernunruhen ausgebrochen waren. Gegen
die Anstifter wurde mit Nachdruck und Strenge, gegen die Verführten
mit Schonung und Milde verfahren. — Die glänzende Zeit von
1806—1812 führten Umstände herbei, von denen man eher Sachsens
Untergang hätte fürchten können. Wider seinen Willen war Friedrich
August in den Krieg hineingezogen worden, welchen Preußen gegen den
Kaiser der Franzosen, Napoleon I. wagte. Die Niederlage, welche die
Preußen 1806 bei Jena und Auerstädt erlitten, betraf Sachsen mit.
Gleichwohl gewährte der mächtige Kaiser der Franzosen dem Kurfürsten
von Sachsen nicht nur einen erträglichen Frieden, sondern veranlaßte
ihn auch, die Würde eines Königs von Sachsen (am 20. December
1806) anzunehmen. Auch an Land und Leuten ward der neue Kö-
nig stark bereichert, und er würde auf Kosten des damals so tief ge-
drückten Preußens noch mächtiger haben werden können, wenn nicht
sein rechtlicher Sinn der Freigebigkeit Napoleon's Einhalt gethan hätte.
Freilich mußte Sachsen seinen neuen Glanz und die Gunst Napoleon's
theuer bezahlen. Denn es war gezwungen, starke Heere mit schweren
Kosten zu erhalten und dieselben in allen Kriegen des streitlustigen Kaisers
ihr Blut verspritzen zu lassen. Jedoch dem Könige von Sachsen durfte
man darüber keine Vorwürfe machen; denn er hatte diese Lage der
Dinge nicht herbeigeführt, sondern dem Drange der Umstände nachge-
geben. Aber treu hielt Friedrich August an diesem gewaltigen Manne,
welcher als Sieger ihn, den Besiegten mit hoher Achtung behandelt,
statt ihn zu demüthigen, ihn bereichert hatte, statt ihn zu berauben. Und
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_August Friedrich August Friedrich_August Friedrich August Friedrich Friedrich August Napoleon_I. Friedrich Friedrich August
Extrahierte Ortsnamen: Sachsens Frankreich Europa Deutschland Sachsens Jena Sachsen Sachsen Sachsen Sachsen Sachsen
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diese Treue bewahrte Friedrich August dem mächtigen Manne auch dann
noch, als das Unglück über denselben hereinbrach. — Das war brav
und ehrlich gehandelt, wenn gleich dadurch die Unglückszeit 1812 bis
1815 hereinbrach. Auch an dem Kampfe Napoleon's gegen Rußland
mußten Sachsens Heere Theil nehmen, fanden aber hier 1812 größten-
theils ihren Untergang. Im folgenden Jahre wurde Sachsen fast allein
der Hauptschauplatz eines Kampfes, wie ihn die Geschichte sonst kaum
zu berichten hat. Lützen, Wurschen bei Bautzen, Dresden sahen Blut-
ströme wie Wasser fließen. Endlich entschied die Völkerschlacht bei Leipzig
vom 16—19. Oktober 1813 Napoleon's und Friedrich August's Schick-
sal. Ersterer mußte sich aus Deutschland zurückziehen; letzterer ward
als Preußen's Gefangener nach Friedrichsfelde bei Berlin geführt. Erst
am 7. Juni 1815 kehrte er zu den Seinigen zurück; allein er hatte barern
willigen müssen, daß die größere Hälfte seines Landes an Prerrßen, be-
ziehendlich an Weimar überging. — Eine schwere Aufgabe hatte er in
der letzten Zeit seiner Regierung, der herstellenden, zu lösen. Von
neuem sollte er da anfangen, wo er beim Antritte seiner Regierung be-
gonnen hatte. Doppelt schwer war dies bei seinem hohen Alter und
der bektagenswerthen Schwächung des Staates. Doch fehlte es weder
in den höheren Behörden des Staates, noch in Städten und Dörfern
an Männern, welche die zweckmäßigsten Maßregeln ergriffen, die er-
littenen Verluste zu ersetzen und den gesunkenen Wohlstand wieder empor-
zubringen. Allgemein war die Theilnahme, mit welcher 1816 das fünfzig-
jährige Regierungsjubiläum Friedrich August's begangen wurde; allge-
mein aber auch die Trauer, als der Jubelgreis am 5. Mai 1827 zu
seinen Vätern ging. —
34. König Anton und der Mitregent Friedrich August.
Anton, der nach August’s des Gerechten langer Regierung
auf den sächsischen Königsthron kam, war dessen Bruder und nur
fünf Jahre jünger, als jener. Er stand sonach zur Zeit seines
Antrittes (1827) ^chon im 72. Lebensjahre. Lang konnte die
Dauer seines Lebens und Wirkens nicht mehr sein; aber in den
engen Zeitraum von 9 Regierungsjahren hat sich Vieles und Grosses
zusammen gedrängt. Anton trat ganz in die Fusstapfen seines
ruhmreichen und unvergesslichen Bruders, den er im Leben so
innig geliebt hatte, und änderte daher, wenn er auch einzelne sehr
zeitgemässe Gesetze ausgehen liess, doch in der Hauptsache nichts
an der bisherigen Verfassung und Regierungsweise. Das Volk
hing auch ihm, dem Herablassenden und Gütigen, mit ungeheuchel-
ter Liebe an. Allein von manchen Lasten und Missbräuchen,
die in den umliegenden Ländern zum Theil längst beseitigt waren,
und über die man an vielen Orten schon im J. 1790 bei Gelegen-
heit der Banernunruhen im Stillen geklagt hatte, wünschten doch
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich August Friedrich_August's Friedrich Friedrich_August's Friedrich Anton Friedrich_August Friedrich August Anton
Extrahierte Ortsnamen: Sachsens Sachsen Bautzen Dresden Leipzig Deutschland Friedrichsfelde Berlin Weimar
366
schaft unterstützt, vertrieb die beiden Markgrafen und nahm nun selbst von
Thüringen und Meißen Besitz. Albrecht zog später mit seiner dritten Ge-
mahlin Elisabeth nach Erfurt, nachdem er sich zuvor mit seinem Sohne
Friedrich ausgesöhnt und diesem Thüringen und 1306 die Wartburg ein-
geräumt hatte. Am 13. Novenrber 1314 starb er in Erfurt, wo er auch
begraben wurde. — Albrecht war allerdings nicht ein Mann von Kraft
und Entschiedenheit; allein so sittlich tief gesunken war er nicht, wie er ge-
wöhnlich geschildert worden ist. Gewiß aber ist, daß auf seine Hand-
lungsweise sowohl die damalige Zeit, als auch seine Umgebungen und vor
Allem die Geistlichkeit, obwohl er Schenkungen an Stifter und Klöster
machte, großen Einfluß hatten. Nach Richter.
18. Friedrich I. (13ö7-132£).
Ehe wir auf Friedrich's l. Regierung selbst übergehen, die mit dem
Jahre 1307 beginnt, wo er alleiniger Besitzer fast aller Länder seines
Vaters und seines Bruders, also Markgraf von Meißen und Landgraf
von Thüringen wurde, wollen wir zuvor noch einige wichtige Ereignisse
aus der früheren Zeit nachholen.
Im I. 1294 drang der König Adolph verheerend und mordend in
Thüringen und in das Osterland ein und eroberte mehre Städte; allein
Friedrich und Diezmann schlugen ihn. Doch schon im I. 1295 kam Adolph
von Neuem. Von Thüringen ging er zwar, unter Zurücklassung eines
Statthalters, an den Rhein zurück, kam aber schon 1296 mit einem noch
größeren Heere wieder und eroberte auch die letzten festen Plätze Eilenburg,
.Leipzig und Pegau. Daraus zog er in's Erzgebirge, um sich der reichen
Stadt Freiberg zu bemächtigen; sie mußte sich nebst dem Schlosse Frei-
stein (später Freudenstein) unter dem Commando des tapfern Ritters
Haugwitz nach sechsmonatlicher Belagerung in Folge eines Verrathes er-
geben, worauf er das. ganze Land besetzte. Friedrich, der sich dann mehre
Monate in Verborgenheit ausgehalten hatte, wurde in Altenburg durch
einen freiberger Bürger von dem ihm bestimmten Meuchelmorde mit Auf-
opferung des eignen Lebens gerettet. Als aber Adolph, der sich die Mäch-
tigsten im Reiche zu Feinden gemacht hatte, seiner Würde entsetzt, und da-
für Albrecht von Habsburg gewählt worden war, änderte sich auch das
Schicksal der beiden Markgrafen und ihres Landes, denn Friedrich sam-
melte ein Heer und vertrieb die Feinde. Allein auch Albrecht gelüstete
nach den Landen der Wettiner; er wurde aber bet Lucka am 31. Mai 1307
von Friedrich gänzlich geschlagen. Am Ende des Jahres 1307 starb Mark-
graf Liezmann ohne Leibeserben und Friedrich übernahnr nun auch dessen
Hinterlassenschaft. Der neue Kaiser, Heinrich Vi!., der Luxemburger,
konnte Nichts gegen Friedrich I. ausrichten und erkannte ihn als recht-
mäßigen Besitzer von Meißen und Thüringen an. Dies geschah aber
auch seit 1314 von dem Kaiser Ludwig dem Bayer, welcher seine Tochter
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Albrecht Friedrich Friedrich Albrecht Albrecht Friedrich_I. Adolph Friedrich Friedrich Adolph
von_Neuem Friedrich Friedrich Adolph Albrecht_von_Habsburg Albrecht Friedrich_sam- Friedrich Albrecht Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Heinrich_Vi!. Heinrich Friedrich_I. Ludwig_dem_Bayer Ludwig
— 127 —
für die Preußen verloren. Fast die Hälfte des preußischen Heeres lag tot oder verwundet auf dem Schlachtfelde, aber auch die Österreicher hatten bedeutende Verluste erlitten und wagten deshalb keine Verfolgung. Schlimmer noch als der unglückliche Ausgang der Schlacht war die Niedergeschlagenheit, die sich der preußischen Armee und ihrer Führer bemächtigte. Friedrich selbst war wie betäubt und schien seine Heldenkraft verloren zu haben.
Bald nach der Schlacht traf ihn sein Gefolge unweit eines böhmischen Dorfes auf einer Brunnenröhre sitzend, den Blick starr auf den Boden geheftet und mit seinem Stocke Figuren in den Sand zeichnend. Keiner wagte, ihn anzureden. Als die Reste seiner geliebten Garde an ihm vorüberzogen, rief er fchmerzerfüllt: „Kinder, Ihr habt heute einen schlimmen Tag gehabt; — aber habt nur Geduld, ich werde alles wieder gut machen!"
Großjägerndorf. — Infolge dieser unglücklichen Schlacht mußte Friedrich die Belagerung von Prag aufheben. Er zog zuerst nach Schlesien und dann nach Sachsen. Zu dem Schmerze um die Niederlage kam die Trauer um den Tod seiner geliebten Mutter, welche wenige Tage nach der Schlacht bei Kollin gestorben war. Bald liefen auch von allen Teilen des Reiches ungünstige Nachrichten ein. Die Russen, welche in Preußen eingefallen waren, schlugen den ihnen entgegeneilenden preußischen General Lehwald bei Großjägerndorf, zogen sich aber glücklicherweise trotzdem zurück, so daß Lehwald sich gegen die in Pommern eingefallenen Schweden wenden konnte, die er bis Stralsund und Rügen zurückdrängte, ohne sie jedoch ganz vertreiben zu können.
Hastenbeck. — Im Westen hatten die Franzosen das englisch-hannoversche Hilfsheer bei Hastenbeck an der Weser geschlagen, infolgedessen der Herzog von Cumberland, der Führer dieses Hilfscorps, einen schimpflichen Vertrag schloß, dnrch den er das ganze nordwestliche Deutschland den Franzosen einräumte. Ein Teil des französischen Heeres vereinigte sich mit der Reichsarmee und drang durch Thüringen nach Sachsen vor. So war Friedrich von allen Seiten von Feinden bedroht, aber er blieb ungebeugt. „Vom Schiffbruch bedroht", sprach er, „werde ich, dem Sturme trotzend, als König denken, leben und sterben." Gerade in den Tagen des Unglücks zeigte sich Friedrich in seiner ganzen Größe. „Jetzt bewährte er sein Feldherrntalent, wie er sich nach Verlusten den Feinden entzog und sie wieder packte und schlug, wo man ihn am wenigsten erwartete, wie er sich bald dem einen, bald dem andern Heer entgegenwarf, unübertroffen in seinen Anordnungen, unerschöpflich in seinen Hilfsmitteln, unerreicht als Führer und Schlachtenherr feiner Truppen." Seine Kriegsführung erregte in diesen Jahren des wechselnden Geschickes überall Staunen und Verwunderung, und überall erkannte man Friedrich als den
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Lehwald Lehwald von_Cumberland Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Prag Sachsen Stralsund Deutschland Sachsen
— 167 -
Auch Blücher rettete feine Ehre. Mit einem kleinen Corps schlug er sich bis Lübeck durch und leistete in den verfallenen Festungswerken der Stadt den tapfersten Widerstand, bis er aus Mangel an Brot und Munition bei Ratkau mit allen Ehren kapitulierte (7. November). Im Gegensatze zu ihm hatte der Fürst Hohenlohe nach der Schlacht von Jena und Auerstädt, von den Franzosen verfolgt und umzingelt und über die wirkliche Stärke der Feinde getäuscht, sich mit den Trümmern seines geschlagenen Heeres auf freiem Felde bei Preuzlau gefangen nehmen lassen. Nun stand Napoleon der Weg nach Berlin offen. Am 27. Oktober hielt er dort seinen Einzug und schlug sein Hauptquartier im königlichen Schlosse auf. Zwar hatten die Bürger noch eine Gegenwehr versuchen wollen, aber der Gouverneur von Berlin ermahnte die Bevölkerung zur Ruhe, indem er den berüchtigten Befehl gab: „Ruhe ist die erste Bürgerpflicht. Ich fordere hierzu alle Einwohner Berlins auf!" So konnte Napoleon ungehindert in die Hauvtstadt einziehen. Die Viktoria mit dem Viergespann auf dem Brandenburger Thore sandte er nach Paris. Ans den königlichen Schlöffern wurden die wertvollsten Gegenstände und teuersten Andenken, darunter die ans Friedrichs des Großen Schlachten heimgebrachten Siegeszeichen, geraubt. Auch die in den Zeughäusern aufgehäuften Vorräte fielen den Feinden in die Hände. Die Staatskassen hatte der Freiherr von Stein vorher noch rechtzeitig in Sicherheit gebracht. Der gebeugte Monarch hatte sich nach Küstrin geflüchtet, wo er mit seiner Gemahlin und seinen Kindern zusammentraf. Von hier aus setzte die königliche Familie die Flucht nach Königsberg fort.
Gerne hätte Friedrich Wilhelm, da auch Sachsen als Königreich dem Rheinbünde beitrat und Napoleon 20 000 Mann Hilfstruppen stellte, nun mit Frankreich Frieden geschlossen, aber der übermütige Sieger wollte von ehrenhaften Friedensbedingungen nichts wissen. Um, wie er hoffte, einen tödlichen Streich gegen England zu führen, erließ er von Berlin aus die sogenannte Kontinentalsperre, wodurch aller Handel und Verkehr mit England streng untersagt wurde. Nachdem er die Marken und Pommern besetzt hatte, rief er die Polen zum Aufstande und nahm dann ihr Land in Besitz. Hierauf zog er über die Weichsel und rückte gegen Preußen vor. Inzwischen hatten sich die Trümmer des preußischen Heeres mit einem russischen Hilfsheere vereinigt. Bei Preußisch-Eylau kam es am 7. und 8. Februar 1807 zu einer blutigen Schlacht, in der sich beide Heere, welche mit ruhmreicher Tapferkeit gefochten hatten, den Sieg zuschrieben. Jetzt bot Napoleon dem Könige von Preußen vorteilhafte Friedensbedingungen an, wenn er bereit sei, von dem russischen Bündnisse
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Friedrichs Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Jena Berlin Berlin Berlins Viktoria Paris Königsberg Sachsen Frankreich England Berlin England
— 177 —
Die letzten Lebensjahre der Königin Luise.
In der Zeit der tiefsten Erniedrigung war die Königin Luise Preußens guter Engel. Wenn auch ihr Herz unter der Wucht der Schicksalsschläge tief gebeugt wurde, so richtete sich ihr erhabener Geist immer wieder auf, und während alle zu verzweifeln schienen, war es das ursprünglich so weiche Gemüt Luisens, welches fast allein den Mut und Den Glauben auf eine bessere Zukunft nicht verlor. Als der unglückliche Krieg mit Frankreich ausbrach, begleitete die Königin ihren Gemahl nach Thüringen, und erst am Tage vor der Schlacht bei Jena verließ sie auf Zureden des Königs, mit dem sie gern alle Gefahren geteilt hätte, das preußische Hauptquartier, um nach Berlin zurückzukehren. Noch vor den Thoren der Hauptstadt erreichte sie die Kunde von der verlorenen Schlacht. In aller Eile raffte sie die notwendigsten Sachen zusammen und floh mit ihren Kindern zunächst nach Stettin und dann nach Königsberg. In jenen Tagen des Verrats, wo eine Unglücksbotschaft die andere jagte, sprach sie zu ihren Kindern: „Ihr seht mich in Thränen; ich beweine den Untergang meines Hauses und den Verlust des Ruhmes, mit dem Eure Ahnen und ihre Generale den Stamm Hohenzollem gekrönt haben. Das Schicksal zerstört in einem Tage ein Gebäude, an dessen Erhöhung große Männer zwei Jahrhunderte hindurch gearbeitet haben. Ruft künftig, wenn Eure Mutter und Königin nicht mehr lebt, diese unglückliche Stunde in Euer Gedächtnis zurück, weint meinem Andenken Thränen, wie ich sie jetzt in diesem schrecklichen Augenblicke dem Umsturz meines Vaterlandes weine. Aber begnügt Euch nicht mit den Thränen, sondern handelt! Werdet Männer und geizet nach dem Ruhm großer Feldherren und Helden!" Auf der Flucht nach Preußen lernte die Königin das Elend und die Not in reichstem Maße kennen. Nicht nur die französischen Zeitungen und der Haß des übermütigen Siegers, sondern auch elende deutsche Lohnschreiber verfolgten die edle Frau mit den gemeinsten Schmähungen und Verleumdungen. Aber nicht genug damit; auf der in der rauhen Jahreszeit doppelt beschwerlichen Reise erkrankten ihre jüngsten Kinder, und sie selbst verfiel infolge der anstrengenden Reise und der Schicksalsschläge, die sie in rascher Folge trafen, in ein hitziges Nervenfieber, von dem sie jedoch in verhältnismäßig kurzer Zeit genas. Kaum wieder hergestellt, mußte sie in feuchter Winterkülte das von den Franzosen bedrohte Königsberg verlassen und nach Memel flüchten. In Betten gehüllt, wurde sie auf elenden Wagen fortgebracht und aus den Armen eines Dieners in ihre Wohnung getragen, da sie sich zum Gehen zu schwach fühlte und ein
Epstein. 12
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Luise_Preußens
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Jena Berlin Stettin Königsberg Königsberg
— 80 —
Landes hörte, brach er mit seinem Heere in Eilmärschen von Franken auf, ließ das Fußvolk bis auf eine kleine Schar, die auf Wagen fortgeschafft wurde, bald hinter sich und langte am 11. Juni 1675 in Magdeburg an. Nach einer zweitägigen Rast brach er im Dunkel der Nacht unter strömendem Regen mit 6000 Reitern, 1200 Mann auserlesenen Fußvolks und 13 Geschützen von Magdeburg auf und erschien unerwartet vor Rathenow. Dem General Derfflinger, welcher schwedisch sprach, gelang es, die Wachen zu täuschen. Die Besatzung wurde überrumpelt und niedergemacht oder gefangen genommen. Nachdem dieser gut befestigte Platz eingenommen war, rückte der Kurfürst eiligst weiter vor, ging über die Havel und schob seine Macht zwischen das von Havelberg bis Brandenburg stehende feindliche Heer. Sein Hauptbestreben ging nun dahin, den Schweden die wenigen Ausgänge aus dem Sumpfgürtel des havelländischen Luchs abzuschneiden und sie zu einer Schlacht zu zwingen. Als er daher erfuhr, daß die Feinde bei Fehrbellin den Rhin überschreiten wollten, beschloß er, sie hier anzugreifen. Am Morgen des 18. (28.) Juni 1675 sandte er den Prinzen von Hessen-Homburg mit 1500 Reitern voraus. Als der Kurfürst mit seinen Generalen noch darüber beriet, ob er die Feinde nur mit seiner Reiterei angreifen oder ihnen nach dem Eintreffen des übrigen Fußvolkes mit seiner gesamten Macht eine Schlacht liefern solle, hörte man auf einmal fernen Kanonendonner. Der Prinz von Hessen-Homburg hatte nämlich, obwohl ihm ausdrücklich befohlen worden war, sich mit dem Feind in keine Schlacht einzulassen, in seiner Heißblütigkeit das 11000 Mann und 38 Geschütze zählende Heer der Schweden bei Fehrbellin angegriffen. „Wir müssen ihm sekundieren", sagte Derfflinger, der kurz vorher entschieden von einem Angriffe abgeraten hatte, „sonst kriegen wir keinen Mann zurück". Sofort gab der Kurfürst den Befehl zum Vorrücken, und in wilder Hast stürmte die Reiterei vorwärts, um dem Prinzen von Hessen-Homburg zu Hilfe zu eilen. Dichter Nebel bedeckte die ganze Gegend. Auf einem Sandhügel, den die Schweden zu besetzen vergessen hatten, ließ der Kurfürst einige Geschütze auffahren, die, als eben der Nebel schwand, Tod und Verderben in die Reihen der Feinde sandten. Um diesen Hügel entbrannte ein heißer Kampf; die Derfflingerfchen Dragoner aber, die den Geschützen zur Bedeckung beigegeben waren, saßen von ihren Pferden ab und hielten den Angriff tapfer aus, bis Hilfe erschien. Der Kurfürst war überall da zu finden, wo der Kugelregen am dichtesten und die Gefahr am größten war. Als die Schweden einen neuen Angriff machten, eilte er au die Spitze eines Dragonerregiments, welches seines Helden-
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— 166 —
Bei Saalfeld stieß er am 10. Oktober 1806 auf die 6000 Mann Zählende preußische Vorhut unter dem Prinzen Louis Ferdinand von Preußen, einem Vetter des Königs. Es kam zum Kampfe, in welchem Louis Ferdinand, nachdem er nach fünfstündiger verzweifelter Gegenwehr den Sieg über die feindliche Übermacht nicht zu erringen vermocht hatte, den Heldentod starb.
Noch unglücklicher als das Treffen von Saalfeld, das den Franzosen die Paffe der Saale öffnete, war der Ausgang der Doppelschlacht von Jena und Anerstädt am 14. Oktober 1806. Die preußische Macht war in zwei Heere geteilt, wovon das stärkere, bei dem sich auch der König befand, unter dem Herzoge von Braunschweig bei Auerslädt, das andere unter dem Fürsten von Hohenlohe bei Jena stand. Napoleon selbst wandte sich gegen den Fürsten von Hohenlohe, während die französischen Marschülle Davoust und Bernadotte gleichzeitig den Herzog von Brauuschweig angriffen. Auf beiden Schlachtfeldern kämpften die Preußen und Sachsen mit großer Tapferkeit, aber sie wurden schlecht geführt. Binnen wenigen Stunden wurde das Heer des Fürsten von Hohenlohe zurückgedrängt, und auch die andere Armee geriet bald in Verwirrung, da der Herzog von Brauuschweig gleich zu Anfang der Schlacht von einer Flintenkugel getroffen wurde, die über dem rechten Auge eindrang und das linke aus seiner Höhle trieb. Vergeblich war General Blücher bemüht, durch einen verzweifelten Reiterangriff das Glück des Tages zu retten.
Die Preußen und Sachsen erlitten eine vollständige Niederlage. Ein ein-
ziger Tag hatte Preußen zertrümmert und den Zauber der Unbesiegbarkeit des Heeres Friedrichs des Großen gebrochen.
Schlimmer aber als der unglückliche Verlauf der Schlacht war der
Geist der Mutlosigkeit, der sich der meisten Heerführer und Festungskommandanten bemächtigte. Die größten und wichtigsten Festungen wurden ohne jeglichen Widerstand dem Feinde schmachvoll überliefert. Schon am Tage nach der Schlacht von Jena ergab sich Erfurt; bald folgten Spandau, Stettin, Küstrin, Magdeburg, Glogau, Breslau u. a. Nur einige Festungen, darunter Kolberg und Graudenz, machten eine rühmliche Ausnahme. Kolberg, durch den tapferen Leutnant Schill mit Vorräten versehen, wurde von dem edlen, siebzigjährigen Bürger Nettelbeck so lange gehalten, bis der herbeigeeilte Oberst Gneisenau die Verteidigung übernehmen konnte. In Graudenz führte der greise General Courbiere das Kommando. Als man diesen unter dem Vorwande, es gäbe keinen König von Preußen mehr, zur Übergabe aufforderte, wies er das Ansinnen mit den Worten zurück: „Nun gut, so bin ich König von Graudenz!"
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— 187 -
Die Befreiungskriege.
Der erste Feldzug (1813—1814).
Möckern (5. April). Nach seiner Rückkehr aus Rußland sammelte Napoleon rasch ein neues, großes Heer, um es den verbündeten Preußen und Russen entgegenzuführen. In stolzem Siegesübermnte prahlte er, wenn die Feinde auch auf dem Montmartre vor Paris ständen, so würde er doch kein Dorf von seinen Eroberungen herausgeben; der preußische Name aber solle gänzlich ausgelöscht werden aus den Reihen der Völker. Seinem Stiefsohne, dem Vizekönig Eugen, der mit 30000 Mann bei Magdeburg stand, gab er den Befehl, sich der Hauptstadt Preußens, welche von den Franzosen geräumt war, wieder zu bemächtigen. Da sammelten der russische Befehlshaber Wittgenstein und die preußischen Generale York und Bülow in aller Eile die zerstreuten Scharen und drangen bei Möckern so ungestüm auf die Franzosen ein, daß diese sich nach Magdeburg zurückziehen mußten. Inzwischen hatte Blücher von Schlesien her die Hauptmacht der Preußen herbeigeführt, welche sich nun mit den Russen vereinigte. Den Oberbefehl über das Heer der Verbündeten übernahm der russische General von Wittgenstein.
Großgörschen (2. Mai). Als nun Napoleon mit einem gewaltigen Heere, das er durch die Streitmacht der deutschen Rheinbundfürsten bedeutend verstärkt hatte, in die Ebene von Leipzig vorrückte, wurde er von den vereinigten Preußen und Russen am 2. Mai bei Großgörschen angegriffen. Auf beiden Seiten wurde mit der äußersten Erbitterung gekämpft, aber schließlich mußten die Verbündeten der Übermacht weichen. Sie zogen sich langsam und mit der größten Ordnung zurück. Zu den Opfern des blutigen Tages gehörte auch Scharnhorst, der verwundet wurde und auf einer Reise nach Wien an den Folgen dieser Verwundung starb.
Bautzen (20. und 21. Mai). Die Verbündeten gingen über die Elbe zurück nach der Lausitz. Nachdem Napoleon Dresden besetzt und den König von Sachsen gezwungen hatte, seine Truppen mit dem französischen Heere zu vereinigen, folgte er den Verbündeten .und lieferte ihnen eine zweitägige, blutige Schlacht bei Bautzen, in welcher er nach bedeutenden Verlusten abermals Sieger blieb, ohne jedoch von den in bester Ordnung Zurückweichenden irgend ein Siegeszeichen zu erbeuten.
Waffenstillstand. Trotz seiner Siege bot Napoleon, da sein Heer sehr geschwächt war, den Verbündeten, die sich nach Schlesien zurückgezogen hatten, einen sechswöchigen Waffenstillstand an, der auch ange-
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Extrahierte Ortsnamen: Paris Magdeburg Wittgenstein Magdeburg Wittgenstein Leipzig Wien Bautzen Dresden Sachsen Bautzen