45
den gegenseitigen Haß beider so entflammt, daß sie die
übrigen griechischen Staaten, Korcyra Achen, Korinth
die Peloponnesier, auf ihre Seite ziehen. Denn das
Geschrei über Athens Ungerechtigkeit gegen unabhän-
gige Staaten wurde unterstützt durch die Furcht der
Spartaner, daß Athen unter Perikles alles Gleichge-
wicht der Macht aufheben werde.
38. Pcloponnesischer Krieg.
So entstand der große peloponnesische Krieg
(431 — 404), so reich an Unfällen und Leiden aller Art
für beide Theile, für die kämpfenden zunächst, doch
auch für antheillose und im Frieden lebende Städte und
Völker. Sein Schauplatz war Attika, Böotien, Me-
garis, das Korinthische, Argivische Gebiet, Arkadien
und fast alle Küsten der Peloponnes, Epirus, Akarna-
nien und selbst Ätolien und Lokris; ferner Maccdonien
und Thracien, die Küstenländer und Inseln Klein-
asiens, mehrere Inseln Griechenlands, Sicilien und
einige Theile des Mittclmeeres. Maccdonicr, Thra-
kcn, Perser und andere Barbaren nahmen daran Theil.
Der Anfang wurde für Athen nur durch die schreck-
liche Seuche, so wie durch unverständige Volksführer
nachtheilig, und hätte der 50jährige Friede des Ni-
cias Dauer gehabt, so wäre die Macht dieses Staats
überwiegend geblieben. Allein der zweite Theil des
Krieges seit 418, und besonders die Unternehmung
nach Sicilien, schlug unheilbare Wunden, weil die
Bundesgenossen, insonderheit Chios, abfielen und die
peloponnesische Macht verstärkten.
39. Dessen Folgen.
Der peloponnesische Krieg endete nach der Schlacht
bei Ägospotami (405) mit der Eroberung Athens durch
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40
Lysander (404), mit Zerstörung der langen Mauern
und dem Verlust aller abhängigen Bundesgenossen, die
Sparta wenigstens auf einige Zeit an sich zu fesseln
wußte. Darüber aber zerfiel man mit Persien, dem
bisherigen Bundesgenossen, bald, und Agesilaus würde
Spartas Macht demselben sehr fühlbar gemacht haben
(396), wäre nicht sein Vaterland selbst durch persische
Bestechungen in Gefahr gerathen (394).
40. Spar ta's Anmaßungen.
Bündniß der Argiver, Korinthier und Thebaner
gegen Sparta. Lysander bleibt bei Haliartus, Agesi-
laus siegt beikoronea(394). Aber der Korinthische
Krieg dauert fort, und Athen hat nach Herstellung der
Ordnung und der demokratischen Verfassung unter dem
Archon Euklides (403), durch Konons Sieg bei Km-
dus (394) wieder eine Flotte und zunehmende Macht
gewonnen. Ihm die persische Unterstützung zu ent-
ziehen, vermittelt der Spartaner Antalcidas Frie-
den mit Persien (387), giebt die asiatischen Bundes-
genossen auf und erkennt die Unabhängigkeit aller übri-
gen griechischen Städte an.
41. Thebens Größe.
Aber dies Mittel führte nicht zu dem Ziele, in
Griechenland Ruhe unter dem Principal von Sparta zu
erhalten, und Persien in seiner Ohnmacht von dieser
Seite sicher zu stellen. ' Vor allen widersetzte sich The-
den, nachdem es die Demokratie wieder befestigt hatte,
unter Pelopidas und Epaminondas der Forde-
rung, die abhängigen böotischen Städte als unabhän-
gig anzuerkcnnen. Der Sieg des Epaminondas bei
Lcuktra (3/1) und desselben Feldzüge in die Pelopon-
nes brachten Sparta in große Gefahr. Doch blieb
der Sieger bei Mantinea (362).
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18
frn ihn, als er wortbrüchig sich wieder desselben bemächtigte
(1815), nach St. Helena, wo er als Gefangener starb
5. Mai 1821.
B. Auswahl umfangreicherer Begeben-
heiten der allgemeinen Geschichte.
I. Aus her alten und Mittlern Zeit.
1. Der trojanische Krieg 1184 v. Chr.
Veranlassung und Zweck. Fürsten der Griechen: Aga-
memnon, Menelaos, Achilles, Odysseus, Diome-
dcs, Ajax der Lclamonicr und Teukros, Jdomcncus,
Nestor u. a. Versammlungsort Aulis. Fahrt auf 1200
Schiffen. Lager, Erwerb der Lebensmittel, Kanipf und
Waffenrüstung, Sitten und Culturzustand. Gang des Krie-
gcs, Ausgang. Priamos und seiner Familie Schicksal.
Folgen für die Griechen.
2. Kampf der Griechen mit denper-
sern, 500—449 vor Chr.
Die Griechen Kleinasiens werden zuerst unter Cyrus
llnterthanen der Perser, fallen unter Darius I. ab, erhal-
ten von Athen und Erctria Hülfe, erobern Sardeö (500),
kämpfen bei Lada zur See unglücklich (496), und werden
zum andern Mal unterjocht. Nachkrieg gegen Eretria und
Athen. Mardonius am Athos (493). Datis und Arta-
pherues bei Marathon (490). Xerxcs Flotte bei Artc-
misium und Salamis. Landhccr bei Thermopylä und Platäa
(480 und 479) geschlagen. Griechische Helden: Miltiadcs,
Leonidas, Themistokles, Aristides, Pausanias;
weiterhin Cimon. Mittel des Sieges: Vaterlandsliebe,
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Extrahierte Personennamen: Helena Achilles Cyrus Cyrus Darius_I. Erctria_Hülfe Mardonius Xerxcs Leonidas
44
von diesen Einrichtungen ab, wovon vielfache Empö-
rungen die Folgen waren. Die unter Darius I. ab-
gcfallenen Griechen in Kleinasien wurden sogleich wie-
der unterjocht (496), und griechische Flüchtlinge am
persischen Hofe fachten den Zorn des Königs gegen ihre
Landsleute noch mehr an. Die daraus entstandenen
Kriege (490 — 469) sicherten der Griechen Selbst-
ständigkeit und begründeten ihre nachmalige Größe.
(Vergl. oben S. 18.)
35. Athens Seemacht.
Vorzüglich hob sich Athen vor allen Staaten und
selbst vor Sparta empor, durch Seemacht, von The-
in istoklcs gegründet, und durch billige Stiftung, aber
gewaltsame Ausdehnung und Übung seiner Hegemonie.
Aristides, Cimon, Perikles. Es standen seit-
dem 2 politische Bündnisse einander gegen über, das
attische und das peloponnesische. Fortdauernder Kampf
des erster« gegen die Perser. Siege am Eurymedon
469, bei Epprus 449.
36. Eifersucht Spart a's.
Die schon in den Perserkriegen gereizte Eifersucht
der Spartaner wurde durch so manche Anmaßung der
Athener immer aufs neue geweckt und von den pelo-
ponnesischen Bundesgenossen, die sich von Athen be-
drängt oder beleidigt glaubten, angeregt zu Kriegen,
die zunächst auf Beschränkung der Landherrschaft
Athens in Mittelgriechenland berechnet waren.
37. Athen mißbraucht seine Überlegenheit.
Diese mußte Athen auch wirklich aufgeben nach
dem Überfall bei Koronea (447) und im dreißigjäh-
rigen Frieden (445), der aber kaum 15 Jahre
wahrte, wo ein Krieg zwischen Korcyra und Korinth
wegen Epidamnus, ihrer gemeinschaftlichen Colonie,
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350
schränkt; er nennt sich Sohn des Himmels und wird fast abgöttisch verehrt.
Ihr Land nennen die Chinesen die Blume der Mitte. Ihre Bildung ist
seit Jahrtausenden stehen geblieben.
1v Die Griechen.
Die Stammvater der Griechen wohnten schon zwischen 1500 u.
1000 v. Chr. im jetzigen Griechenland u. auf den Inseln des Archipelagus.
Ihre rohen Sitten wurden durch Einwanderer aus Egypten, Phönizien u.
Kleinasien nach und nach verfeinert. Die vorzüglichsten Staaten Griechen-
lands waren Sparta u. Athen. Jenes war durch die Gesetze des Ly-
kurgus berühmt geworden, 888 v. Chr. So lange die Spartaner
seine Gesetze erfüllten, galten sie als die tapfersten aller Griechen. Die
Spartaner gewöhnten ihren Körper durch Abhärtungen, Spiele u. Übun-
gen an die größten Entbehrungen und zeichneten sich durch großen Muth,
Tapferkeit u. Vaterlandsliebe aus. Kunst und Wissenschaft wurden da-
gegen wenig geachtet. Die Athenienser schätzten die Ausbildung des
Geistes höher. Kein Volk der alten Zeit hat so vorzügliche Künstler u.
Gelehrte gehabt, als sie. Nochjetzt schätzt man diewerkeihrer Dichter, Redner
«Demosthenes) u. Geschichtschreiber, u. bewundert die Überreste ihrer Bau-
und Bildhauerkunst. Ihr vorzüglichster Gesetzgeber war der weise Solon
(600 v. Chr.) Er hob die meisten der zu strengen Gesetze des Drako wieder auf.
Durch die glücklichen Kriege gegen die Perser erwarben ■ sie sich Ruhm u.
große Reichthümer. Sie siegten bei Marathon, Platää, Salamis u.
Mykäle über vielfach stärkere Perserheere. Bewundernswürdig ist noch
heute der Heldenkampf des Leónidas bei Thermopylä mit seinen 300
Spartanern gegen Hunderttausende von Persern. Große Staatsmänner
und Helden waren Miltlades, Themistokles, Leónidas, Ari-
stides u. Cimon. Um 450 v. Chr. gelangte Athen unter Perlkles
zum höchsten Ansehen, weshalb sie von den neidischen Spartanern in einen
verderblichen Krieg verwickelt wurden. Zu dieser Zeit lebte in Athen der
berühmte Weise Sokrates, 399. Eine kurze Zeit gelangte auch Theben
zu bedeutender Größe. Die eingerissene Uneinigkeit benutzte der König
Philipp von Macedonien u. machte sich Griechenland abhängig.
Später wurde es eine römische Provinz (148) u. nach mannigfachem
Wechsel kam es nach der Eroberung des oströmischen Kaiserthums unter die
Herrschaft der Türken, welche Griechenland hart bedrückten. Nach dem
ruhmvollen Freiheitskampfe von 1821 bis 1830 wurden sie mit Hilfe
europäischer Mächte wieder unabhängig und bilden, seit dieser Zeit einen
selbstständigen Staat. Ihr erster König war Otto von Bayern (1832
bis 1863). Dochchesitzt der junge Staat noch nicht die Ruhe u. Sicher-
heit, welche ihm zu seinem gedeihlichen Fortbestehen nöthig sind.
11. Die Mönrer.
Die Römer gehören nicht zu den ältesten Völkern der Erde; denn die
Erbauung' der weltberühmten Stadt Rom fand 754 v. Chr. Statt. Die
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Philipp_von_Macedonien Philipp Otto_von_Bayern Otto
4l
Persische Monarchie.
erst nach 7 Jahren gedampft wurden 456, und in
dem Abfall dcs Mcgabyzus in Syrien,, der die Be-
dingungen des Vergleichs selbst vorschreiben durfte.
Auch wurde Persien durch wiederholte Niederlage in
dem fortgesetzten Kriege mit den Griechen unter **9-
mon so gedemüthigt, daß selbst die griechischen Colo-
«ien auf der Westküste Kleinastens als Athens Bun-
desgenossen frei wurdenx). Dem Artarerres folgten
424 in kurzer Zeit sein Sokm ä:erre_s_h. und der un- '
echte Soq di an, der nur 6 Monate sich behauptete. 1
1) Ob dies durch einen förmlichen Friedensschluß gesche-
hen sey, ist ungewiß und nicht wahrschcinlich^^)iodov
12, 4. redet von einem des-
sen der zuverlässigere Lhucydidcs 1, 112. nicht gedenkt.
Vielmehr waren nach -diesem die Joncr und andere Grie-
chen schon nach der Schlacht bei Mykale frei («?ro ßct-
Gtkiug veuar) j/Asvüäpuvto I, 95). Nach Plutarch
Cim. C. 13. müßte der Friede, wenn er wirklich abge-
schlossen wäre, nach der Schlacht am Eurymcdon 469
geschlossen seyn, was vollends unmöglich ist, da der
Krieg mit den Persern in Ägypten fyrtdaucrt, Noch
entscheidender ist der Zweifel des Kallisthcncs bei Plutarch
a. a. O., wenn man ihn nicht mit Mosche (S. dessen
Programm in den Miscell. crit. 1822. Part. Ii.) bloß
auf einen nach der Schlacht am Eurymcdon erfolgten
Frieden, aber nicht auf den Hauptfriedcn nach den Sie-
gen bei Cyprus beziehen will. Des Thucydidcs Schwei-
gen allein ist freilich nicht entscheidend. Aber da
Plato im Mcnexenus p. 193. Tauchn. auch nur von ei-
nem Fricdenszustande yevo^svrjg) ohne be-
stimmte Bedingungen und Bündniß redet, die übrigen
ältern Zeugen (Isokratcs, Demosthenes, Lykurgus) Red-
ner sind, Plutarch ganz irrt, und Diodor allzuviel wis-
sen will: so hat man llrsach auf das Schweigen des
Thucydides Gewicht zu legen. Auch finden wir im pe-
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44 Alte Geschichte,
Dritter Abschnitt.
Griechischs Staaten.
£ltt eilen: 1. Für die mn.thische Zeit die Sänger der
Nation, Homer, die spätern Dichter, besondere
Tragiker und Epiker,^die den maischen Stoff bear-
beiteten, wie S^p^hok'les, Eurípides, Apol-
lonius.rhodiu6 und die lateinischen Dichter
St]a(Tus", Valerius Flaccus; ferner die ge-
lehrten Erklärer dieser Dichter, vor allen Eusta-
thius, und die Mpthologen (Ap ollodorus, Hy-
ginus), so wie die parische Chronik. 2. Für die hi-
storische Zeit fast alle alte Schriftsteller, besonders
die Histori/er Her^olf otus, Thueydide^/'^
3t ?n°o^p^"ñ^^Di od o"?us , P l u ta{qu6, Livius
und Justinus; die Geographen Strabo und Pau-
sanias, die Redner und Philosophen, beson-
dere Demosthenes, Jsokrates, Plato, und
einige Dich ter, wie Pindar und Aristoph anes.
Mehrere Inschriften. 'Ärüere Reisebeschrei-
bungen (Pyuqueville, Reise durch Griechenland.
Paris 1820. 4 Bde. Dod well, Reise durch Grie-
chenland. Lond. 1819. Deutsch von Sickler 1821.)
Hülfsmittel: Die Werke von John Gillies (Ge-
schichte von Alt-Griechenland, Lpz. 1787 ff. 4 Thle.),
von William Mitford (übers, v. Eichstädt. Jena
1800 ff. 6 Bde. 8.). Heeren, Ideen re. 3ter Lhl.
Pop p o, Prolegom. in Thucyd. 2ier ffifc. Lpz. 1823.
I. C. F. Manso, Sparta. Lpz. 1800 ff. 3 Bde. 8.
Kap. 1. Geographische Übersicht.
4ó. Das eigentliche Griechenland oder Hellas,
jetzt die Provinzen Morca, Livadien und ein Theil von
Albanien, war in seiner größten Ausdehnung etwa
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86
Alte Geschichte.
cioten, Anaktorier, Leuka dier, die östli-
chen Lokrer und Phocenser.
2. Wahrend des Krieges die Trachinicr, Äto-
ter, die übrigen Achäer (gezwungen), die S n-
rakusier, Kamarinaer, Geloer, eine Zeit
lang die Agrigentiner, Selinuntier und
Himeraer, die Messenier, Tarentin er,
Lokrer in Italien. Nachstdcm von den Bar-
baren die Perser, die Edonen in Thracien,
die Macedonier unter Perdikkas, sammtliche
Epiroten, einige Sikuler.
H. Attische Symmachie.
A. Bisherige Bundesgenossenschaft.
1. Mit Autonomie und Freiheit vom Tribut: Mcs-
senier in Naupaktus, Plataenser, Lesbicc
(Methymna), Ehicr.
2. Abhängige Bundesgenossen.
a) Attische Colonisten oder Kleruchen: die Inseln
Skyros, Imbros, Lcmnos, Naros, Andres,
Tenos und Ceos, auch Melos seit 416, Euböa,
Ägina (Mytilene), Potidaa, Skione seit 42t,
Amphipolis, Tburii.
b) Zinspslichtige Unterthanen {^Trrjnooi not) tyopov
vxotsketg).
cc) An der Küste von Macedonien (ra tn\
Qpxhijg) die Chalcidenser (Olynthus), Bot-
tiaer, Skione, Mende, Torone, Sanc,
Akanthus, Stagirus u. a. die sämmtlich im
Kriege abfielen.
ß) Am Hellespont Sestos, Bpzantion, Chal-
ccdon, Cyzikos, Lampsakos, Abydos.
y) Die Äoler, Ioner und Dorier in Asien,
nebst den Inseln Tenedos, Lamos, Kos
und Rhodos, den Sporadcn und Eykladen.
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Griechische Staaten. 89
92. So begann der zweite Act des Krieges (418).
Sobald die Spartaner Nachricht von dem Bündnisse
der Argiver erhielten, griffen sie Argos mit einem star-
ken Heere an, und die zu Hülfe eilenden Athener wur-
den bei Mantinea geschlagen. — Ungeachtet dieses
schlechten Erfolgs und der Warnungen des bedächtigen
Nicias, riß dennoch Alcibiades die Athener zu einem
neuen Unternehmen gegen Syrakus fort, wovon
man sich die Eroberung von ganz Sicilien versprach.
Unter dem Vorwände, der Stadt Segeste die verspro-
chene Hülfe zu leisten, sandte Athen eine Flotte von
130 Schiffen, unter den Befehlen des Nicias, Lama-
chus und Alcibiades nach Sicilien, und vergaß über
Eroberungsplanen seine eigene Vertheidigung.
93. Gleich nach Abgang der Flotte (415) ward
Alcibiades von seinen Feinden angeklagt, und sodann
auf Befehl des Volks zurückgerufen. Er entwich nach
Sparta, und auf seinen Nath wurde von den Sparta-
nern Decelia in Attika eingenommen und befestigt. —
Unterdessen hatte Nicias den besten Zeitpunkt zur Be-
lagerung von Syrakus verfehlt. Sein erster Angriff
mißlang. Durch den zweiten brachte er zwar die
Stadt zu dem Entschlüsse, sich zu ergeben, als Gy-
lippus mit einigen peloponncsifchen Schiffen erschien
(4l4). Die von Athen unter Eurymedon und un-
ter Demosthenes nachgcschickte Hülfe fruchtet we-
nig. Die atheniensische Flotte wird in dem Hafen von
Syrakus geschlagen, eingeschloffen, und als sie sich
durchschlagen will, so beschädigt, daß sie verlassen,
die Mannschaft aber auf dem Rückzüge durch Sicilien,
sammt den Anführern, theils gctödtet, theils gefangen
wird (413).
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90
Alte Geschichte.
94. Das Unglück der Athener stieg durch den
Abfall ihrer Bundesgenossen, wovon einige der wich-
tigsten mit Gewalt wieder unterworfen wurden. Der
Schauplatz des Krieges war daher Ionien und der Hel-
lespont. Tissaphcrnes suchte mit Hülfe der Pelopon-
nesier die asiatischen Colonien wieder zu erobern, und
Alcibiadcs nahm Chios, Milet und andere Städte und
Inseln des agaischen Meeres mit einer spartanischen
Flotte weg. Dennoch verloren die Athener den Muth
nicht. Sie wurden seitdem behutsamer, ordneten ihre
Finanzen, und verwandten ihre Kräfte auf nöthigere
Unternehmungen.
95. Noch einmal hob sich Athens Macht in die-
sem Kriege. Alcibiades hatte sich den Spartanern
durch sein Privatleben verhaßt und verdächtig gemacht,
und entzog sich ihren Nachstellungen durch die Flucht
zum Tissaphernes. Diesen zog er bald von der Ver-
bindung mit Sparta zurück, und versprach den Athe-
nern die Hülfe des Königs, wenn sie eine Art aristo-
kratischer Verfassung annehmen wollten. Der Redner
Antiphon entwarf den Plan (411). Die höchste
Gewalt wurde einem Senate von 400 übertragen, der
statt einer Ekklesia, so oft es nöthig schiene, einen
Ausschuß von 5000 Bürgern zusammenrufen sollte.
Aber bald findet man die Regierung der 400 despotisch;
es entstehen Unruhen, sowohl bei dem Heere auf Sa-
mos, als in der Stadt, wo sie durch die drohende
Nahe und Ankunft einer peloponnesischcn Flotte und
durch den Abfall von Euböa vermehrt werden. Da
wird der Rath der 400 ausgehoben, die höchste Gewalt
den 5000 übergeben 1), und Alcibiades von dem Heere
i) Größer mochte um diese Zeit die Zahl der heimischen
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