jo6 Die Weltgeschichte.
Mönchsstand sehr, und in kurzer Zeit sah man allenthal-
den Einsiedeleien und Klöster.
Sälcksale des neuen römischen Reichs.
Unterdessen, da im römischen Gebiet das Christen-
thum entstand, und sich durch alle Theile desselben verbrei-
tete, hatte das neue römische Reich mancherley merkwür-
dige Schicksale. Noch regierte August, und seine Regie-
rung machte ihm und dem Staate viele Freude, ein ein-
ziges Unglück ausgenommen, das er sich durch eine gege«
die Deutschen verlorne Schlacht zuzog, wovon ich Euch
bald erzählen werde. Auch an seinen Kindern erlebte er
keine Freude, weswegen er sie sämmtlich aus dem Lande
verwieg. Wie er also im Jahr 14 nach Christi Geburt
starb, konnte er das neue, große, blühende Reich kei-
nem nähern Verwandten vermachen, als seinem Stief-
sobn Bbel'ius. D.ieser Römer hatte eher das allernie-
drigste Loos der Menschen verdient, als eine so glanzende
Krone. Er war ein argwöhnischer, grausamer und blut- -
dürstigcr Tyrann, und haßte Tugend und Rechtschaffen-
heit, weil er selbst keine besaß. Daher ließ er unter vie-
len tausend vornehmen Römern auch einen liebenswürdi-
gen und tapscrn Prinzen, Gemiamcus, seinen eigenen
Nessn, hinrichten. Da er keiner Seele trauete, so
brachte er sein Leben entfernt von Rom auf einer Insel im
Genuß der schändlichsten Wollüste zu, wo er im Jahr 57
starb. — Sein Nachfolger, Calizula, war noch schlim-
mer, wie er, ein wüthender, r,nsinniger Peiniger seiner
Unterthanen. Er ließ vom einen Ufer des mittelländischen
Meeres bis zum andern eine Brücke bauen, blos um sich
rühmen zu können, er sey übcrs Meer, wie über festes
Land gegangen. Die Römer, die wohl einem Beglücker,
nicht aber einem Peiniger gehorchen wollten, ermordeten
ihn, nachdem er vier Jahre gewüthct hatte. Ihm
folgte
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I
ii4 Die Weltgeschichte.
gegen das Christenthum beyzubringen; denn sie mahlten
ihm alle Christen mit so abscheulichen Farben ab, als die
Mörder seines Vaters gewesen waren. Weil nun Julian
in seinem Leben, außer den schmutzigen und faulen Mön-
chen, fast gar keinen andern Christen gesehen hatte, so
bekam er wirklich einen so großen Haß gegen das Christen-
thum, daß erö abschwur und wieder zum Götzendienst
überaieng^ und von der Zeit an hieß er Julian der Ad-
tnmnige. Er setzte alle christliche Staatsbedienten
wieder ab, verjagte die christlichen Lehrer und machte die
Kirchen zu Götzentempeln. Uebrigens war er ein geschick-
ter Feldherr, ein kluger Staatsmann und ein guter und
rechtschaffener Regent. Er starb im zwcy und dreyßigsien
Jahre seines Alters und im zweyten seiner Regierung an
einer Wunde, die er im Kriege gegen die Parther bekom-
men hatte. Sein früher Tod war für das Reich ein sehr
empfindsamer Verlust, denn, seinen Haß gegen das Chri-
stenthum abgerechnet, war er einer der besten Kaiser, und
seine Nachfolger dagegen waren entweder gewiffenlose
Mietblinge oder schwache Kopfe, wovon jene sich um das
Wohl des Reichs nicht bekümmerten, diese aber die große
Kunst Zu regieren nicht verstanden. Nun wankte der
Thron, die Gerechtigkeitspflege stockte und diekriegszucht
gerieth in Verfall. Da fügte es sich, daß ein deutsches,
an der Donau wohnendes Volk, die Gothen, von einem
Haufen aus der Kalmücke») herbeyströmenden Gesindels,
das sich den Namen Hunnen gab, aus seinen Wohnsitzen
vertrieben wurde. Das Heer der verjagten, 200,000
Mann stark, fand Mitleiden und Schutz beym damals re-
gierenden Kaiser Valens, denn dieser erlaubte ihnen,
sich in Thrazien niederzulassen. Kaum aber hatten diese
Ankömmlinge angefangen, einiger Ruhe zu genießen, als
ihr deutscher Fleiß das ihnen eingeräumte Land in die
reichsten Fluren verwandelte. Dies reizte ihren Beschützer
Valens
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Die Geschichte nach Christi Geburt, n?
Valens zum Neide, und er machte Miene, seine Gast-
freunde wieder zu verjagen. Treulosigkeit und Falschheit
sind den Deutschen von jeher ein Greuel gewesen; auch
diese unsre deutschen Brüder wurden durch die Tücke des
römischen Kaisers so in Zorn gebracht, daß sie sich gegen
ihn rüsteten. Es kam zum Kriege zwischen Wirth und
Gästen; viele Römer wurden erschlagen, Valens selbst
kam ums Leben, und es fehlte nur wenig, so hätten die
Gothen die neue kaiserliche Residenz Constantwopel
erobert. Dem Valens folgte Thcodostus, ein tapferer
Herr, der trieb die noch immer erboßten Gothen wieder
über die Granzen, und verschafte dem Reiche auf einige
Zeit Ruhe. Vielleicht würde die römische Nation durch
ihn ganz wieder aufgeblüht seyn, wenn er nicht einen Feh-
ler begangen hätte: dieser bestand darin, daß er auf sei-
nem Sterbebette das römische Reich unter seine bcyden
Söhne theilte. Arcadius, der ältere Sohn, ein Prinz
von achtzehn Jahren, nahm seinen Sitz zu Constantinopel,
und sein Gebiet, das die östlichen Provinzen des römischen
Reichs befaßte, hieß das tlwrgenländijche, oder auch
das griechische Kaiftrthum, und Honorius, ein Prinz
von eilf Jahren, schlug seinen Knabenthron zu Rom auf,
und bekam Italien, Gallien, Spanien, Britannien, ei-
nige deutsche Lander und einen Theil der Küste von Africa
unter dem Namen des abendländischen oder lateinischen
Kaismhums zu seinem Antheil. Von jetzt an gab es
also zwey römische Kaiserthümer. Da jedoch diese merk-
würdige Ländertheilung sich am Ende unsers Zeitraums,
nemlich gegen das Jahr 40a zugetragen hat, so kann
ich Euch von den Folgen, die sie nach sich gezogen, nicht
eher wieder etwas erzählen, als bis wir die Römer wie-
der besuchen. Dagegen aber ist es nun, da wir einige
Kaiser dieses berühmten Volks kennen gelernt haben, höchst
billig, daß wir uns bey der Nation selbst noch einige Zeit
w, H % auf-
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Extrahierte Personennamen: Wirth Valens Honorius Honorius
Extrahierte Ortsnamen: Christi Constantinopel Rom Italien Gallien Spanien Britannien
Die Geschichte nach Christi Geburt. 119
Erste Geschichte der Deutschen.
Schon im vorigen Zeitraum habe ich Euch bey Gele-
genheit der römischen Geschichte manches von den Deut-
schen gesagt; jetzt, da die eigentliche Geschichte dieser
berühmten Nation anhebt, ist es Zeit, Euch mehr davon
zu erzählen. Wahrscheinlich seyd Jhr sehr begierig, dies
unser Muttervolk von seinem Entstehen an kennen zu lernen;
allein ich kann Eure Neugierde nicht ganz befriedigen,
weil wir vom Ursprünge unserer Nation, und also von
der Geschichte ihrer Kindheit und ihrer ersten Verfassung
gar nichts wissen. Die Ursache ist: unsere ersten Ahnen
konnten nicht schreiben, sie hatten also kein Mittel, ihre
Geschichte aufzuzeichncn; auch wohnten sie anfänglich in
ihren dichten Wäldern so sehr von allen übrigen Völkern
abgesondert, und lebten mit Nachbar - Nationen so ganz
ohne alle Gemeinschaft, daß niemand sie kannte, und daß
also auch kein römischer oder griechischer Schriftsteller uns
etwas von ihnen sagen konnte. Erft vor und zu den Zei-
ten Cñsttts lernten die Römer sie etwas genau kennen,
weil hier große Haufen deutscher Völker es wagten, den
Bezwingern so vieler Nationen die Stirn zu bieten. Hie-
durch erfuhren dre Römer mit Schrecken, daß ein kühnes,
tapferes Volk, die Deutschen genannt, in ihrer Nahe
wohne, und eben diese Furcht bewog sie, die Sitten, Ge-
brauche und Gewohnheiten dieser tapferen Nachbaren und
den Zustand ihres Landes genau zu beobachten. Es gaben
sich daher auch einige römische Schriftsteller die Mühe,
Nachrichten von den Deutschen einzuziehn. Die vornehm-
sten sind: Julius Cäsar; er hat, wie schon gesagt
worden, verschiedene Kriege mit unfern Stammvätern ge-
führt, ist selbst in ihrem Lande gewesen und war folglich
Augenzeuge dessen, was er geschrieben hat; — der vor-
hin genannte Pllmus stand als Officier bey einer römi-
schen Armee, die gegen die Deutschen focht, und ist also
H & gleich-
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i2q Die Weltgeschichte»
gleichfalls Augenzeuge; — Tacitus; dieser Römer bat
eine ausführliche Beschreibung der deutschen Nation gelie-
fert. Was ich Euch also von unseren deutschen Vorfah-
ren zu erzählen habe, das weiß ich blos aus den Schrif-
ten dieser drey Männer.
Die Nation soll den Namen von einem ihrer Götter
Tuisko haben, - weswegen auch verschiedene unfern Na-
men nicht mit dem D, sondern mit dem ^, Deutsche,
schreiben. Andere glauben, der Name sey von den Teu-
tonen , einer einzelnen deutschen Völkerschaft, nach und
nach allen übrigen Deutschen gegeben worden. Diejenigen
Deutschen, die gegen die Römer fochten, nannten sich oft
Wehrmanner, oder Germanner; daher gaben uns die
Römer den Namen Germani, und unser Land nannten
sie Germania. So wie es übrigens jetzt in Deutschland
verschiedene einzelne Völkerschaften giebt, die sich durch
Aussprache, Gewohnheiten und Gebrauche unterscheiden,
als Sachsen, Franken, Bayern, Schwaben, Ocsterrer-
cher, Tyroler rc., so gab es deren sonst noch viel meh-
rere. Die bekanntesten unter den ganz alten deutschen
Völkerschaften waren: die Trevirer; ihre Hauptstadt
war das jetzige friert — die Vangiomn, in der Ge-
gend von Worms;■ — die Nemeter, in der Gegend
von Speyer; —' die Übtet, vom Mayn bis zur Lahn; —
die Gatten j in Hessen; von ihnen hat die Grafschaft
Cahcnel!cnboa"n noch den Namen; — die'friesen, in
Friesland ; es ist das einzige alte deutsche Volk, was Na-
men und Wohnort bis jetzt behalten hat; — die Chauzen,
in der Grafschaft Hoya ; — die Cherusker, auch in
Mestphalen, aber bis an den Harz hinauf; — die
Cimbrer, in Schleswig und Jütland; — die Teu-
tonen, in Mecklenburg und Holstein; — die Angeln,
in Laue? buch und Holstein; — dic Sveven, eine sehr
große Völkerschaft an der Donau; — hie Longobarden,
gleich-
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Die Geschichte nach Christi Geburt» 121
gleichfalls ein mächtiger deutscher Stamm, der im 5üne-
burgischen, Braunschweigischen und Magdeburg!-
schen wohnte; — diemareomannen, in Böhmen ;
die Qua den , in Schlesien und Mähren; — die Go-
thonen oder Gothen, an der Ostsee. Diese Völkerschaft,
die Ihr dem Namen nach auch schon kennet, theilte sich in das
Volk der Ost-und Westgothen, und beyde Stamme
sind durch ihre Eroberungen sehr berühmt geworden.
Als die Römer von den Deutschen zu Kriegen gereizt
worden waren, konnten diese einzelnen Völkerschaften ge-
gen die römischen Kricgsheere nicht bestehen. Viele der?
selben schlossen daher Bündnisse mit einander, vereinigten
sich genauer und gaben sich andere Namen. Die wichtig-
sten solcher vereinigten deutschen Völkerschaften, die be-
sonders vom Jahr 200 an berühmt zu werden anftcngen,
waren: 1) die 51 leffi (innen, ein Zusammenfluß
von vielen Stämmen. Sie wohnten an beydcn Ufern des
May ns, und führten fast beständige Kriege mit den Rö-
mern, aber auch mit ihren eigenen Landsleuten und Nach-
baren, den , von denen sie jedoch überwunden
und zuletzt ihrer Freyheit beraubt wurden» 2) Die
Franken (so viel als die Freyen), ein großes, mäch-
tiges , gleichfalls aus sehr vielen kleinern Stämmen beste-
hendes Volk, das im heutigen Franken, bis an den Rhein
wohnte. 3) Die Sachsen, die eigentlichen Vorfah-
ren derhannoveran"r, ebenfalls ein zahlreiches und sehr
tapferes Volk, vom Ausstuß der Elbe an, bis an die Un-
strut. Ihren Namen sollen sie von dem Worte Süv
(Dolch) haben, womit sie bewafnet waren. Sie bezwan-
gen die Thüringer, und eroberten die Gegenden an bey-
den Ufern der Weser. Dieser Fluß theilte sie in das Volk
der Ost - Phalen und in das Volk der West-Phalen,
oder in die östlichen und westlichen Sachsen. 4) Die
Thüringer (Tlstruinger). Diese Völkerschaft wurde
H Z jedoch
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Extrahierte Ortsnamen: Christi Magdeburg Rhein Sachsen West-Phalen Sachsen
122. Die Weltgeschichte.
jedoch erst im fünften Jahrhundert berühmt, wo sie ein
eigenes Königreich stiftete, das aber erst von den Franken
geschwächt und dann von den Sachsen ganz zertrümmert
wurde. 5) Die B 0) av ier (Bayern). Sie wohnten
an der Donau, waren anfänglich sehr mächtig, wurden
aber nachher von den Franken unterjocht. 6) Die Bur-
gunder. Sie giengcn in großen Heerden über den
Rhein nach Aelvetien (Schweiz), und stifteten da ein
mächtiges Reich, wurden aber zuletzt gleichfalls von den
Franken bezwungen.
Alle diese Völker und viele kleinere Horden wohnten
in Deutschland, oder richtiger gesagt, sie durchstreiften
es mit Sack und Pack. Da, wo sie Weide für ihre
Viehheerden, damals ihr einziger Reichthum, fanden,
blieben sie einige Zeit; und wenn sie Mangel litten, bra-
chen sie wieder auf, und nahmen ihre Habseligkeiten auf
Wagen mit. Nur dte jetzigen Bewohner Westphalens,
vorncmlich aber feie'^tiefen, hatten feste und also blei-
bende Wohnungen. Ihr könnet daher leicht-denken, daß
sich das alte Deutschland vom jetzigen gar sehr unterschied.
Es war so zu sagen ein einziger großer und dichter Wald,
der mit dem Harz, dem Lhüringerwald und dem
Schwarzwalde zusammenhieng, und worin Rennthiere,
Elcndthiere, Baren, Wölfe, Auerochsen und wilde Pferde
in Menge wohnten. Das Fleisch dieses Wildprets, vor-
nemlich aber das Pferdefleisch, roh gespeist, war für un-
sere Großväter ein sehr leckeres Essen; auch genossen sie
Schwalben, Hunde und Fischottern. Gebauete Felder,
Weinberge, Obstgärten gab es nicht, und also auch kein
Getraide, keinen Flachs, keinen Wein, und keine, oder
doch nur sehr wenige Baum - und Erdfrüchte. Daher war
der Ackerbau keine Sache für die alten Deutschen; aber
das Hirtenleben, die Jagd und den Fischfang liebten sie
desto mehr. Diese Beschäftigungen gaben ihnen Kleidung
und
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Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Donau Rhein Deutschland Westphalens Deutschland Lhüringerwald
!2h
Die Weltgeschichte.
Armeen Dienste. Mit diesen deutschen Truppen schlug er,
wie Ihr wisset, den Pompeius, der mit ihm um die
Herrschaft über Rom kämpfte. So verdankte also Cäsar
den Deutschen sein Glück, und nur mit ihrer Hülfe grün-
dete er die neue römische Monarchie. Als Augusrus Zur
Regierung kam, suchte auch er die Gränzen von Deutsch-
land kleiner zu machen, bauete Festungen am Rhein auf,
und legte römische Besatzungen hinein, die die mächtigen
Deutschen im Zaum halten sollten. Wirklich eroberte er
ein ansehnliches Stück Landes im heutigen Schwaben,
und er war cs, der die Stadt Augsburg bauete, die
von ihm auch den Namen hat. Seine Stiefsöhne, Dm-
sus und Tiberius, drangen sogar bis an die Weser, und
bald darauf bis an die Elbe, schlugen die Friesen und
Chauzen, inachten sie dem römischen Reiche Zinsbar und
setzten Statthalter in die eroberten Lander. Einer dieser
Statthalter hieß O.umttilius Varus, ein stolzer,
herrschsüchbgcr, geldgieriger Mann, der mit einer großen
römischen Armee seirien Sitz jenseit der Weser genommen
hatte. Er behandelte die bisher freycn Deutschen auf rö-
mische Art, trieb Steuren mit Gewalt ein, und gab de-
nen, die eine Klage hatten, römische Advocaten. Dies
machte den ganzen Unwillen der Deutschen rege, und sie
beschlossen, das unerträgliche Joch der Römer abzuschüt-
teln. Unter vielen deutschen Fürsten, die sich gegen sie
vereinigten, war auch ein junger, kühner und kluger
Cherusker, also ein naher Landsmann von uns, Namens
Hermann, von den Römern Herminus genannt, der
bot sich zum Anführer gegen die Römer an. Varus
merkte die Absicht unserer Landsleute, und ließ daher
sogleich drep ^egwncn *) Römer, nebst einer großen
An-
*) Dre Römer lheiiren it)*e Heere in Legionen und
Cv horten. Eine Legion machte gemeiniglich ösoomann
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Extrahierte Personennamen: Pompeius Cäsar Tiberius Varus Namens
Hermann Römern_Herminus Varus
Die Geschichte nach Christi Geburt. 129
Anzahl Hülfstruppen aufbrechen, und setzte sich mit
diesem Heer in Bewegung; allein auch das Heer der Deut-
schen war schlachtfertig. Zwischen Horn und Detmold
in Westphalen kamen sich die beyden Heere ins Gesicht.
Die Römer fanden einen vom Regen schlüpfrig gemachten
Boden, und wollten sich zurückziehen ; allein Hermann
und seine Deutschen nöthigten sie, Stich zu halten. Es
kam also zu einer der fürchterlichsten Schlachten, in wel-
cher die Deutschen^, weil sie hier ihre persönliche Stärke
zeigen, die Römer dagegen ihre Kriegskunst nicht gebrau-
chen konnten, den vollkommensten Sieg erhielten. Varus
siel, um nicht lebendig gefangen zu werden, in sein
Schwerdt; die meisten Römer wurden gelobtet, viele
wurden gefangen und nur wenige retteten sich durch die
Flucht. Unter den Gefangenen waren auch viele Advoca-
ten, die mußten sterben, die übrigen wurden als Scla-
ven gebraucht. Männer, die sonst Königen geboten, zo-
gen jetzt an einem deutschen Pfluge oder mußten das Vieh
hüten. Diese Niederlage ist nächst jener, welche beym
Dorfe Cannä geschah, die blutigste in der römischen
Geschichte. So rettete also Hermann, unser ehemali-
ger so naher Landsmann, Deutschland von dem Joche der
Römer, erhielt uns unser Vaterland, unsere Sprache und
unsere Sitten, und machte sich bey allen Völkern, die den Rö-
mern gehorchten, so furchtbar, daß niemand es wagte, diesen
sonst so gefürchteten Beherrschern der Welt Hülfe gegen
die tapferen Deutschen anzubieten. Die Schlacht geschah
im Jahr nach Christi Geburt 9. Als die schreckliche
Nachricht dem Augustus überbracht wurde, stieß er voll
Wuth
aus, und hatte statt unserer Fahnen einen aus einer
Stange befestigten silbernen Adler; eine Cvyotte aber de«
trug 420 Mann.
(Bürgerschule, ztrrbd.) ^
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Extrahierte Personennamen: Hermann Varus Schwerdt Hermann Augustus
Extrahierte Ortsnamen: Christi Detmold Deutschland Christi
Die Weltgeschichte,
130
Wuth den Kopf gegen die Wand und rief: „Varus, giel
mir meine Legionen wieder." Von der Zeit an war der
Name der Deutschen, vornemlich aber der Cherusker,
den Römern ein schreckliches Wort. Zum Glück für die
Überwundenen war es diesen unseren Vorfahren nicht um
Eroberungen zu thun, sondern nur, um frey von den An-
fällen der Feinde zu seyn. Desto furchtbarer machten sich
den Römern in der Folge, vornemlich vom Jahr 120 an,
die Marcomannen in Böhmen und Mahren, die durch
ihre Vereinigung mit andern deutschen Völkern und durch
ihren Muth das römische Reich oft in Gefahr setzten»
Andere deutsche Völker folgten ihrem Bcyspiel und fielen
nach und nach von verschiedenen Seiten ins römische Ge-
biet. Die Franken und Allemanen verwüsteten vom
Jahr 240 an das Innere von Gallien, und die Seeküsten
wurden von den Sachsen geplündert. Wenn von dieser
Seite die geplagten Römer etwas Ruhe hatten, fielen die
Gothen und Vandalen auf der andern Seite ein» Als
endlich Constñntin die christliche Religion im römischen
Gebiete cinsührte, zwang er auch die unter seinem Zepter
stehenden Deutschen zur Annahme des Christenthums, und
schickte ihnen Bischöfe. So hatten zu dieses Kaisers Zei-
ten die deutschen Städte Trier, Mñynz, Metz, Tüll,
Worms, Strasburg, Trident rc. schon christliche
Bischöfe. Wie wunderbar, lieben Leser: Gott ließ es
zu, daß die Römer unser Vaterland anfielcn und einen
Tbeil desselben unterjochten; und dieses Unglück mußte
nun dem Christenthum den Weg bahnen, in die wilden
deutschen Horden zu dringen und ihre Sitten milder zu
machen! Damit die zum Chnstenthum bekehrten Deut-
schen das göttliche Wort lesen könnten, übersetzte ein from-
mer und geehrter Geistlicher der Gothen, der Bischof
Ulsila (Wolf), die heilige Schrift in die deutsche Sprache,
und verbreitete eben dadurch die christliche Religion unter
un-
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