259
Historische Darstellung.
Zwischen Frankreich und England hatte sein Vater
entschieden, sein Vater dem König Ludwig, und
wechselsweise Lancaster und Aork, Zuflucht gegeben;
froher blühete nie ein Land ; auch Karl, wenn er nicht
Hütte wollen Alexander seyn, war ein vortrefflicher
Fürst. Er wurde zu Nancy feierlich ausgesetzt.
Rene, (nach der alten Sitte, wenn im ritterlichen
Kampf einer seinen Feind erschlug) mit einem bis
an den Gürtel hängenden goldnen Bart, übrigens
im Trauerkleide, trat vor ihm an der Spitze des
Hofs, nahm feine Hand, und sprach: „Lieber Vet-
ter, Ihr habt uns viel Unglück gemacht; Eure Seele
habe Gott."
Johann v. Müller.
5. Der Bruder Klaus.
Der Bruder Klaus,^ aus einem guten, vielleicht
in alten Zeiten Ennetbürgischen Geschlechte Löwen-
brugger, selbst aber genannt von der Flüe, bei
Saxeln in Obwalden, wo er mit seinen Aeltern und"
Kindern sein Gut wirthete, hatte in den ersten fünf-
zig Jahren seines Lebens alle gemeinen Pflichten
wohl erfüllt. Seine Jugend war arbeitsam und
untadelhaft; in seinem Ehestand hatte er zehn Kin-
der gezeugt; bei Ragaz und in dem Thurgauer Krieg
Tapferkeit mit Menschlichkeit verbunden; als Land-
rarh eine eigne Geschicklichkeit bewiesen, vorkom-
mende Angelegenheiten zu gutem Ende zu führen.
Es lag aber in diesem Manne ein außerordentlich
inniges Gefühl für die erste Quelle, das Wesen von
Allem, das Ewige, durch kein Buch, (er konnte-
nicht lesen) und, so viel man weiß, durch keinen
Umgang entzündet, sondern hervorgegangen aus
dem inwohnenden Gott; nicht finster, (es gab we?
ntg abzubüßen in so schuldlosem Leben) und weit
entfernt von verachtendem Stolz (seine Religion,
war in Gehorsam und Liebe). Da er keinen hohem
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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TM Hauptwörter (200): [T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Karl Karl Alexander Alexander Nancy Johann Johann Klaus Klaus,^
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich England Obwalden Ragaz
341
jungen Agrippa, den der Kaiser ohne ihr Wissen in seiner Verbannung
auf der Insel Planasia, j. Pianosa, besucht hatte, zum Nachfolger
ernennen mochte. Daher hatte sie auch den Tiberius nach Nola
schleunig zurückberufen, damit er sogleich die Regierung antreten konnte.
Mit feierlichem Geleite wurde des Kaisers Leiche nach Rom gebracht
und auf dem Marsfelde mit dem Gepränge und den Ceremonien einer
Vergötterung verbrannt. Für den Oivus Augustus wurden nun im
ganzen römischen Reiche Priester eingesetzt und Tempel und Altäre
errichtet.
Wir können von Augustus nicht scheiden, ohne einen flüchtigen
Blick auf die Wissenschaften und Künste zu werfen, die unter
diesem Kaiser ihr goldenes Zeitalter feierten und ihres Pflegers
Nachruhm vergrößern halfen. Rom, der Mittelpunkt der Weltherr-
schaft, wurde der Sammelplatz alles Schönen, Seltenen und Kostba-
ren, der Sitz der Künste und Wissenschaften, doch bildete sich keine
volksthümliche Literatur aus; die meisten Werke blieben Nachbildungen
griechischer Muster. Vor allen blühete die Dichtkunst, von geistvollen
Nachahmern der Griechen, besonders der alerandrinischen Dichter, ver-
vollkommnet, in denen mehr Gelehrsamkeit, Fleiß und Kunst als poe-
tisches Gefühl und natürliche Schönheit vorherrscht. Die im Museo
zu Alerandria gewöhnliche Sitte der Mitglieder dieses gelehrten Insti-
tuts, Gedichte und andere Erzeugnisse ihres Fleißes öffentlich vorzulesen
und das Urtheil gelehrter Zuhörer zu vernehmen und zu benutzen, kam
von Alerandria, wie manche andere Einrichtungen, an den Hof des
Augustus. Asinius Pollio, ein geistreicher Kunstfreund und witziger
Schriftsteller, Redner und Dichter, richtete in Rom zuerst solche Vor- -
lesungen (recitationes, raissiones) ein. Die meisten römischen Dichter
dieser Zeit dichteten aber nicht aus freier poetischer Begeisterung für
das Volk, sondern für sich und mit Gelehrsamkeit, oft ohne Phantasie,
aber um sich doch als geschickte Verskünstler zu zeigen und den Beifall
hoher Gönner zu erwerben. Vielen Römern war aber diese neuere
Poesie und Darstellungsweise, größtentheils aus griechischen Quellen
geschöpft, ein Anstoß, und bei ihnen standen die ältern Dichter, En-
nius, Lucilius, Pqcuvius u. a. in Ehren. Gegen diese am Alten
fejlhaltende Parthei kämpfte mit den Waffen der Satire Hvratius
F la cens aus Venusta in Apulien, ein fein gebildeter Weltmann, des
Mäcenas, Augustus und vieler geistreicher Männer Freund. Satiren
oder Sermonen, Briefe, Oden und Epoden haben seinen Dichterrnhm
begründet; er konnte sich rühmen, der erste lyrische Dichter Latiums
zu seyn. Als elegische Dichter nehmen Alb ins Tibullus, Pro-
/
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn]]
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Extrahierte Personennamen: Agrippa Pianosa Tiberius Oivus_Augustus Augustus Augustus Augustus Alerandria Augustus Asinius_Pollio Hvratius Augustus Latiums
71
Römische Geschichte.
Erster Zeitraum- Rom unter Königen. 754 —510’).
Rom ist noch der Volks, und Dichtersage, in welcher seine
älteste Geschichte überliefert wurde, 754 von den Enkeln Numi,
tor's, Königs der latinischen Stadt Alba longa, Romulus
und Remus, auf dem palatiniscken Hügel gegründet worden;
ersterer erschlug den Bruder, wählte sich einen Senat von hun,
dert Männern und cröffncte ein Asyl für Landesflüchtige. Der
Raub von Jungfrauen benachbarter Völker am Consualienfeste
veranlaßte Krieg mit diesen, namentlich mit den Sabinern,
welche endlich, mit den Römern durch ihre Töchter versöhnt und
vereinigt, sich auf dem capitolinischen Hügel niederließcn; ihr
König Titus Tatius wurde Mitkönig des Romulus, wurde aber
bald ermordet; auch Romulus verschwand, nachdem er noch in
andern Kämpfen sich als kriegerischen Staatsgründer gezeigt hatte,
wahrend eines Unwetters und wurde als Gott Quirinus ver,
ehrt. Nach einjähriger senatorischer Zwischenregierung wurde
der weise und fromme Sabiner Numa Pompilius (716 —
673) zum Könige gewählt, welcher durch Einführung der Pon,
tifices, Auguren, Flamines und der vestalischen Jungfrauen und
namentlich Musik und Orchestik, war <rtiß mir dem Götkcrdienst« verbunden;
der Gladiatorenkamps war ihnen eigenthümlich; ihre Architektur, welche be»
sonders in regelmäßigen kolossalen Stadtmauern sich zeigt, verrälh Mangel
an Schönheitssinn; im Tempelbau wurden sie Nachahmer der Griechen, de,
reu Sage, Dichtung und Kunst überhaupt vielfachen Einfluß aus sie geübt
hat. Ausgezeichnet waren sie dagegen in Thonarbeitcn (Gefäßen, Reliefs
und Statuen), im Erzguß und in andern Arbeiten in Gold, Silber und
Elfenbein. Die Malerei übten sie in Wandgemälden als selbständige Kunst.
Ihre ?ita,rtti;v war beschränkt, ihre Poesie bestand nur in gottesdienstlichen
Liedern und in Fescenninen (launigen Verhöhnungen in Wechselversen). Be»
schränkt im Norden durch die Galtier, im Süden durch die samnirischen Cam-
paner, verloren die Etrusker durch Schwelgerei, Mangel eines zahlreichen
freien Volkes und Rom'ö lleberlegenheit ihre Selbständigkeit. — Länger be-
wahrten mehrere sabinische Völker, namentlich die Samniter und Marfer,
ihre volksthüniliche Tapferkeit, Frcihettsliebe und Genügsamkeit, jedoch wurden
sie durch den Mangel einer cngcrn Verbindung unter sich geschwächt.
Quellen: Livius 1. Dionys, von Halicarn. römische Archäolo-
gie. I — Iv. Plut.'s Romulus und Numa, und einzelne zerstreute Noti-
zen. — Niebuhr I. Wachsinuth, ältere Geschichte des römische» Sraats.
1819.
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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römischen Schriftstellern durchweg Carthagi-
Nienses.
S) Romani.
Anmerk. Nach den Muthmassungen des App. B. H. 2. waren
die Celten, nach denen des Str. 2, 150 lf. die Phönicier am
frühesten eingewandert. Vergl. des Freiherrn Tvilh. v. Hum-
boldt Prüfung der Untersuchungen über die Urbewohner
Hispaniens, vermittelst der Vaskischen Sprache; desgl. die
lnsh Chronicles von Ocounor und das Magusanische Europa
des Freiherm von Donop, in 3 Abtheilungen.
Hauptziige aus dem Charakter der alten Be-
wohner.
Den Ueberlieferungen von Str. 3, 139. 158. 163.
164; D. Sic. 5, 33. 34; Pl 35, 48; Just. 44, 2;
Liv. 23, 26; 24, 42; 28, 12; Plut. Mar. 6; Val.
Max. 3, 3; Hirt. B. H. 8; Sil. It. 1,225; 3,389;
16, 471; Flor. 2, 18; Oros. 5, 7 und 5 ff. zufolge
lebten die alten Völkerschaften Hispaniens von ein-
ander grossentheils getrennt, redeten verschiedene
Sprachen, wohnten in Hü tten von Stroh oder von ge-
stampfter Erde, auf wohlbefestigten Höhen und Ber-
gen, waren durchaus massig im Essen und besonders ,
im Trinken, liebten jedoch sehr die Kleiderpracht,
Tanz, Gesang, Raub und Krieg, wobei sie keine An-
strengung, Entbehrung und keinen Schmerz scheu-
ten und mit grösster Tapferkeit ihren Führern folg-
ten. Unter ihr Fussvolk mischten sie Reiterei; sie
führten Wurfspiesse, die Schleuder und das kurze
Schwert, das nebst dem Sagum, die Römer von ih-
nen angenommen haben sollen. Neben grosser Frei-
heitsliebe und Festigkeit in Grundsätzen wird ihnen
jedoch auch Stolz, Verschlagenheit, Hinterlist und
imbeugsamer Trotz beigelegt. Für die Gebildetsten
werden übrigens die Turdetani und Turduli von Pohr-
hius bei Strabo a. a. O. erklärt, die schon zur Zeit
des Polybius die Schreibekunst, gegen 6000 Jahre
alte schriftliche Denkmäler, geschichtlichen, dichte-
rischen und gesetzlichen Inhalts, u. s. 1., besessen
hätten.
Anmerk. Polyb. ap. Str. 3, 139: „Soydnuxoi <f t^xu^ovxui, t(2v
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Extrahierte Personennamen: B._H. Hispaniens Max B._H. Strabo
Extrahierte Ortsnamen: Carthagi-
Nienses Europa Donop
157
tische Meer mit dem mittelländischen zu verbinden, den berühmten
Kanal von Languedoc graben, der den schönsten Beweis liefert,
was menschliche Kraft und Kunst vermögen. Unter ihm entstan-
denen Handelsgesellschaften für Ost- und Westindien, Kolonien in
Amerika und Afrika. Nebst Schifffahrt und Handel beförderte er
auch den Ackerbau und eröffnete so dem Staate die unversiegbarsten
Quellen des Wohlstandes.
Auch die Künste und Wiffenschaften gediehen unter Ludwig
zu einer seltenen Blüthe. Er ehrte sie, weil sie ihn ehren und
verherrlichen sollten. Jedes ausgezeichnete 'Talent wurde hervor-
gezogen und unterstützt. Ausgezeichnete Schriftsteller, die zu seiner
Zeit lebten, wie Fenelon, der sinnreiche Verfasser des Telcmach,
Bossuet, Mafsi'llon, Pascal, Racine, Corneille, Molie're, Voileau,
Lafontaine und mehre andere werden noch jetzt von den Franzosen
als unübertroffen bewundert, und Ludwig's Regierung das gol-
dene Zeitalter genannt.
Die Hofhaltung Ludwig's Xiv. war bei weitem die glän-
zendste in ganz Europa. Ein Fest drängte das andere, Tausende
von Menschen waren stets einzig für sein Vergnügen beschäftigt.
Alle Förmlichkeiten waren genau vorgeschrieben und gingen in's
Kleinlichste. Jeder Spaziergang hatte seine besonderen Gesetze; auf
dem einen Schlosse waren diese, auf dem andern jene Gebrauche
und Ceremonien an Tages-Ordnung. Die Höflinge wetteiferten,
dem Könige die verbindlichsten Sachen zu sagen, die Dichter be-
sangen seinen Ruhm und erhoben seine Weisheit über die des
Salomon, und machten durch die unsinnigsten Schmeicheleien den
ohnehin schon eitlen König nur noch eitler und hochmüthiger.
Kein Volk hat überhaupt eine größere Neigung zu außerm Glanze
und leeren Förmlichkeiten, wie das französische; der König ent-
sprach demnach ganz dieser Neigung und gab derselben sogar eine
bleibende Richtung. Der Glanz des französischen Hofes erfüllte
ganz Europa mit blinder Verehrung, und verleitete fast alle übri-
gen Fürstenhöfe, besonders die deutschen, zur lächerlichsten Nach-
äffung des Fremden. Alle wollten Ludwige im Kleinen sein; sie
richteten ihre Hofhaltungen genau nach der französischen ein; mit
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Westindien Amerika Afrika Bossuet Europa Europa
330
Das Zeitalter der Reformation.
Karl V.
1556.
-I- 1558.
satirische Anspielungen auf Personen und Zustände der Zeit verbunden. In den
Bildern Holbeins, der einen großen Theil seines Lebens in England zubrachte und
dort viele Portraits verfertigt hat, herrscht klare und ruhige Würde und ein leben-
diges Colorit. Das Altarbild im Münster zu Freiburg im Breisgau (die Geburt
Christi und die Anbetung der Könige darstellend) gehört zu seinen besten Arbeiten.
Am weitesten gedieh die deutsche Malerei in dem kunstsinnigen Nürnberg, beson-
ders durch Albrecht Dürer (1471—1548). Scharfe und bestimmte Form und
Charakterzeichnung ist das Wesen dieser Schule. Bei Dürer findet man einen hohen
Reichthum an Ideen und Phantasie. Durch Lucas Cranach (1472 —1553)
verbreitete sich diese Richtung nach Sachsen. Auch er ist sehr produktiv, aber statt
Dürers Ernst und Tiefe des Gedankens herrscht bei Cranach ein leichter spielender
Humor, wie in Hans Sachs. Cranach und Dürer leisteten auch Großes in der
Holzschneidekunst. Zu hoher Vollendung wurde die Malerei im 16. und 17. Jahr-
hundert auch in Spanien geführt, wo namentlich Murillo (1618 —1682) etne
glühende Begeisterung und hohen Schwung mit bestimmten Formen und lebens-
vollem Colorit vereinigt.
Die französischen Künstler folgten hauptsächlich italienischen Vorbildern.
Von ihnen wollen wir nur den vorzüglich durch das Studium der Antike gebildeten
Nie. Poussin (-s 1665), den gewandten und liebenswürdigen Lesueur und den
lieblichen Landschaftsmaler Claude Lorrain (1600 —1682) hervorheben. In
Lebrun (-s 1690) zeigt sich schon die theatralische Scheingröße und das affektirte
pomphafte Wesen, das den Verfall der Kunst in Frankreich herbeiführte.
In England kam die Kunst erst später zur Ausbildung. Am merkwürdig-
sten unter den älteren ist Wilhelm Hogarth (s- 1764) durch seine satirischen
und humoristischen Darstellungen der gesellschaftlichen Zustände mit ihren Albernhei-
ten und Lastern.
Li. Das Zeitalter -er Reformation.
A. Die Begründung der neuen Zustände unter Karl V.
1. Ueberschau und Vorblick.
a) Politisches.
§.410. Karl der Fünfte. In der ersten Hälfte des 16. Jahr-
hunderts war das bürg un di sch- Habs bur gische Regentenhaus im
Besitze eines Reichs, wie seit Karls des Großen Tagen keins bestanden.
Der Repräsentant dieses Hauses war Karl V. (geb. 1500 zu Gent),
ein Mann von seltener Klugheit, feinem, verschlagenem Wesen und
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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TM Hauptwörter (200): [T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Albrecht_Dürer Albrecht Lucas_Cranach Dürers_Ernst Ernst Cranach Hans_Sachs Cranach Claude_Lorrain Wilhelm_Hogarth Wilhelm Karl_V. Karl_V. Karl Karls Karl_V. Karl_V.
Extrahierte Ortsnamen: England Freiburg Christi Nürnberg Sachsen Spanien Lebrun Frankreich England
834
Neuere Literatur.
Sr astn et
1714-71.
«Kellert
1715-69.
daß eine elegisch-sentimentale Stimmung an die Stelle der ursprünglichen Heiter-
keit trat, und daß ein Ton der Schwermuth, wie in Poungs Nachtgedan-
ken (§. 528) in die lyrischen Gedichte Ebertö, Giseke's u. a. einkehrte. Tiefes
Gefühl für Freundschaft war der vorherrschende Zug dieses von Klopstock in der
Ode Wingolf poetisch geschilderten Dichterkreises und Kampf gegen die einreißende
Freigeisterei die einzige Polemik ihrer sonst friedfertigen Gedichte. Unter den übrigen
Mitgliedern sind Nabener, als Satiriker und Briefsteller, Gellert, der
Dichter vielgelesener Fabeln, Kirchenlieder und Schauspiele, und Zachariä,
der Verfasser komischer Heldengedichte (der Renommist u. a.) hervorzuheben.
§. 59. Rabcner und Gellert. Gottl. Wilh. Rabener ist als heiterer
Gesellschafter, tüchtiger Beamter (Steuerrevisor) und wackerer Mann höher zu
achten denn als Schriftsteller in seinen Satiren. Statt nämlich wie Liscov die
Fehler und Gebrechen der Zeit, die den Entwicklungsgang der Nation hemmten, zu
züchtigen, wendete sich Nabeners zahme Satire gegen einige Thorheiten des geselligen
Verkehrs der mittleren Klassen, und statt seine Geißel über die höheren Stände zu
schwingen und die Quelle des Verderbnisses dem Volke kenntlich zu machen, richtete
der vorsichtige kluge Mann seine Angriffe gegen rohe Landjunker, gegen klatschende
Frauen, gegen pedantische Schulmeister u. dergl. und zog, um ja jede persönliche
Anspielung zu verhüten, alles ins Breite und Allgemeine. Ohne Phantasie und
Verstandcsticfe, ohne Kühnheit und Schärfe, klebte Rabener an der langweiligen
Alltäglichkeit des bürgerlichen Lebens. Darum blieb auch der friedliebende gut-
müthige Mann ruhig und unangefochten in seinem Stcucramte, selbst unter Brühls
Verwaltung, indeß Liscov im Gefängniß schmachten mußte. Die Leute waren frei-
lich damals so empfindlich gegen jede Stichelei und Anspielung, daß Rabener nicht
wagen durfte kühner aufzutreten. Hatte ja doch sogar der sanfte, bescheidene, von
christlicher Tugend und Demuth durchdrungene Christ. Fürchtcgott Gellert durch
sein Lustspiel die Betschwester Anstoß gegeben. — Gellert kann als Repräsen-
tant der Demuth und Schwächlichkeit seiner Zeit gelten, die zu dem Stolz und
Selbstvertrauen d s Alterthums den Gegensatz bildet. Schwermuth und Ernst, die
Folge eines siechen Körpers und schweren Blutes, machten Gellert für die Genüsse
des Lebens unempfindlich und trieben ihn zu Andachtsübungen, zu ängstlichen Selbst-
prüfungen und Selbstquälercien, die seine guten Stunden verkümmerten. Mit den
Jahren nahm seine Sittenrichterstrenge und sein christlicher Eifer zu, er ging auf
Seelenrcttungen aus und verdammte selbst seine unschuldigsten Jugendgenüsse, seine
Beschäftigungen mit der Fabel und dem Lustspiel und widmete seine literarische Thä-
tigkeit hauptsächlich dem geistl. Liede. Als Lehrer an der Universität Leipzig
war Gellert von der größten Wirksamkeit. Er las über Dichtung, Beredsamkeit
und Moral, verband mit seinen Vorlesungen stylistische Uebungen und ließ sich zu
diesem Behufe von seinen Zuhörern Pocsieen, Briefe, Reden und Abhandlungen
einreichen, die er mit Bescheidenheit und Sorgfalt durchging und beurtheilte. Nicht
bloß bei den Studenten, die sich in großer Zahl um ihn schaarten, sondern bei
allen Ständen war Gellert in größtem Ansehn, er wurde von jedermann um
Rath angegangen, seinen Empfehlungen schenkte man blindes Vertrauen, und die
Briefe, die er zu schreiben hatte, waren unzählig.
In der F ab el betrat Gellert die Bahn der Franzosen, besonders Lafontaines, die kurze äsopische
Fabel voll angeborncr Kraft und natürlicher Derbheit konnte einem Geschlecht von gekünstelter
Bildung nicht behagen; daher wurde der Ton verfeinert, die Erzählung breiter und an die Stelle
der derben Natur traten stttsame Scherze und moralische Bemerkungen. Zn dieser Gestalt er-
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Extrahierte Personennamen: Gellert Gottl Nabeners Demuth Demuth Ernst Gellert
848
Deutschlands klassische Literatur.
( 1759—05). Diese Zeitschrift, woran außer dem größten Kritiker der Zeit, Les-
sing, verständige Männer, wie Abbt, der jüdische Kaufmann und Philosoph Mo-
ses Mendelsohn u. a. thätig waren, bekämpfte die den Franzosen nachgebilde-
ten Theorien und Schulsysteme, setzte dem Klopstockschen Gefühls- und Empsin-
dungsleben den gesunden Menschenverstand, Erfahrung und Weltkenntniß entgegen,
suchte durch klare und scharfe Kritik das usurpirte Ansehen mittelmäßiger Köpfe zu
erschüttern und junge Talente zu heben und richtig zu leiten (Wieland) und schuf
eine elegante Prosa, wobei Lessing die ersten Proben von der wunderbaren
Gabe ablegte, durch Darstellung, Ausdruck und Lebendigkeit der Rede den Leser für
jeden auch noch so trockenen und gelehrten Gegenstand zu fesseln. — Nicolai war
ein Mann des Lebens, der mit praktischem Sinne die Zeitumftände und Bedürfnisse
erfaßte und die Menschen beobachtete und richtig beurtheilte; und so sehr ihn auch
später sein nüchterner prosaischer Geist auf Abwege führte, wo er aus Widerwillen
gegen jede Art von Uebertreibung alle Sentimentalität und Gefühlspocsie bekämpfte
und als flacher Kunst- und Geschmacksrichter alle literarischen Erscheinungen bekri-
telte — durch diese Schöpfung hat er sich große Verdienste um die Literatur er-
worben.
8.69. Die Anakreontiker. In diese Zeit fallen eine Anzahl Dichter,
die mehr der heitern Poesie Hagedorns nachstrebten, als der überschwenglichen
Klopstocks, mit dem jedoch die meisten in freundlicher Verbindung standen. Mittel-
punkt dieser als Anakreontiker (§. 59) bezeichneten Dichter, die dem Horaz
die heitere Lebenslust und den erlaubten Genuß im fröhlichen Freundeskreise abge-
lernt, war der wohlwollende, mehr als Menschenfreund denn als Dichter hervorra-
Gleim gende Gleim. Sein Haus in Halberstadt, wo er bei dem Domstifte angestellt
war, bildete den Sammelplatz der berühmtesten Schriftsteller, mit denen er einen
ununterbrochenen brieflichen Verkehr unterhielt; sein edler Character, sein hohes
Streben, seine Freigebigkeit gegen hülfsbedürstige Talente zog alle Gleichgesinnte an.
Sein Herz schlug nur der Freundschaft und Poesie, und wie weich und tändelnd
sich auch manchmal sein Freundschastsenthusiasmus äußerte, eine solche versöhnende
Persönlichkeit war vom größten Vortheil für das Gedeihen der Dichtkunst, die er
durch seine Natur und sein Wesen mehr förderte, als durch seine anakreonti-
schen Lieder und seine Kriegslieder eines Grenadiers. Die bedeutcnd-
Uz sten lyrischen Dichter, die sich um Gleim schaarten, waren: 1) Peter Uz aus An-
1720— 96^^ (Oden, Lehrgedichte und eine Theodicee nach Leibnitz-Wölfischen Grund-
kleist sähen); 2) Ewald Chr. von Kleist, ein patriotischer Kriegsmann, der in der
1715— 59 Schlacht von Kunersdorf den Heltentod starb. Sein beschreibendes Gedicht, der
Frühling, in elegisch-sentimentalem Tone, ist unter seinen Werken das bekannteste.
Ramlcr 3) Karl Wilh. Ramler (Professor an der Berliner Cadettenschule und später
1725-98 Thxaterdircctor), als O den dichter (nach Horaz, gefeilt und glatt, mitunter steif),
Ueb ersetz er und seiner Kritiker (durch seine Kunsturtheile bei den Gedichten
3.Gg.ja-seiner Freunde) berühmt und verdient. 4) I. Georg Jacobi aus Düsseldorf. In
seiner ersten Periode, als Canonicus in Halberstadt, trieb er (in seinen anakreonti-
schen Liedern und Briefen an Gleim) die Freundschaftsliebelei und Zärtlichkeit
mit Gleim und dessen Kreise auf die Spitze; später, als er sein Taschenbuch Iris
herausgab, tändelte er nach Art der Minnesänger mit Frauenliebe und verfiel in
seinem Gefühlsleben mitunter ins Weichliche und Süßliche, bis zuletzt der Ernst
der Zeit ihn, der mittlerweile Professor in Freiburg, dann Regierungsrath gewor-
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Abbt Mendelsohn Wieland Lessing Nicolai Peter_Uz Ewald_Chr Ramlcr Karl_Wilh Karl Ramler Georg_Jacobi Ernst
Romanliteratur.
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betrachtung an die Stelle des tragischen Ernstes der Genialen setzten." Daraus
gingen die humoristischen Romane hervor, die sich an die Engländer Sterne,
Smollet, Fielding und Goldsmith (§. 528) oder an Don Quixotte und Gilblas
(§. 597) anlehnten, und am liebsten Originalcharaktere und Sonderlinge schilderten,
bei denen irgend eine Leidenschaft, Laune oder Schwäche mächtig vorwaltete. Zahl-
reiche Ucbersetzungen der genannten und ähnlicher ausländischen Schriftsteller förder-
ten und erleichterten diese mehr oder minder aus Nachahmung beruhende Gattung.
Da aber in Deutschland das freie öffentliche Leben fehlte, das den britischen Roman-
schreibern zu Statten kam, so drehen sich die deutschen humoristischen Werke haupt-
sächlich um Leben und Meinungen, um Gelehrsamkeit und Wissenschaft und beson-
ders um Religion und Theologie. So suchte Hermes aus Pommern in einer Hermes
Reihe breiter Romane, unter denen Sophiens Reise von Memel nach ,821.
Sachsen am bekanntesten ist, seine moralischen Grundsätze, seine Ansichten und
Lehren über Ehe, Haus und weibliche Erziehung und namentlich seine Gedanken
über den geistlichen Stand und dessen Hebung anzubringen. Ein Feind aller Sen-
timentalität preist er die alte Zucht, Ehrbarkeit und Lebensweise, aber auch alle
Spießbürgerlichkeit. Eben so benutzte Hippel seine mit nicht viel mehr Geschmack
und mit noch größerer Selbstliebe verfaßten Romane: Die Lebensläufe in auf-
steigender Linie und die Kreuz - und Qu erzeige des Ritters A—z., um
seinen eigenen innern Lcbensgang, die Schicksale seiner Verwandten und Freunde,
seine religiösen und wissenschaftlichen Ansichten und seine Todesbetrachtungen nieder-
zulegen. Hippel selbst war ein unheimlicher, versteckter und von Ehrgeiz beherrsch-
ter Mann. In den „Querzügen" erfahren wir des Verfassers Ansichten über ge-
heime Gesellschaften, zu denen er große Neigung trug, und über Weltbürgerthum
und Politik. In seinem Büchlein von der Ehe und über die bürgerliche Verbesse-
rung der Weiber sprach er einer Gleichstellung der Frauen mit den Männern das
Wort. Musäus (aus Jena, Gymnasiallehrer in Weimar) scherzt mit Wieland'scher
Ironie in seinem deutschen Grandison über die herrschende Sentimentalität
(ähnlich wie Müller aus Hamburg im Siegfried von Lindenberg) in sei-
nen physiognomischen Reisen über Lavater, und suchte in den Volksmähr-
chcn zum Naiven zurückzuführen, aber seine Ironie und gekünstelte Naivetät raub-
ten dem letzteren vielgclesenen Buche die volksthümliche Einfachheit und Natürlich-
keit. — Auch Lafontaine's empfindsame Romane hatten Abschüttelung von
Vorurtheilen in Erziehung (Naturmensch) und Standesverschiedenheit (Quinct. Hey-
meran von Flamming) zum Zweck. W ezel aus Sondcrshausen erregte durch seine
Geschichte des Tobiasknaut, eines Sonderlings, große Erwartungen, die in
seinen späteren Werken nicht erfüllt wurden. Unbefriedigte Eitelkeit führte ihn end-
lich zum Wahnsinn. — Begabter und mit ächterer Menschenkenntniß ausgestattet Thüm-
als die genannten, ist Mor. Aug. von Thümmel (bei Leipzig). Seine in freier™el
Anlehnung an Sterne verfaßten Reisen in die mittäglichen Provinzen
von Frankreich „suchen das Wesentliche der Krankhaftigkeit der Zeit im Mit-
telpunkt zu fassen". Sie schildern in eleganter Sprache und spannender Darstel-
lung das Seelenleben eines Menschen, der von Hypochondrie, von körperlichen und
geistigen Leiden geplagt, nach Frankreich reist, dort sich der Liebe, dem Genuß und
einem cpicureischen Leben hingibt und endlich weise und von allen Irrthümern ge-
heilt nach Hause zurückkehrt.
§.94. Jean Paul. Den ersten Rang unter den Verfassern humoristi-
scher Romane nimmt Jean Paul Friedrich Richter aus Wunsiedel ein,
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Extrahierte Personennamen: Goldsmith Hermes Hippel Siegfried_von_Lindenberg Siegfried Jean_Paul Jean_Paul_Friedrich_Richter Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Pommern Sachsen Jena Weimar Hamburg Sondcrshausen Leipzig Frankreich Frankreich
C. Das Römerreich.
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das Volk dahin; der Fürst und seine Beamten regierten das Innere, die
fernen Kriege wurden durch untergebene Feldherren in Augustus Namen
ausgefcchten. Dadurch sah sich der unthätige Bürgcrstand aufgefordert,
seine Muße dein Lesen und Schreiben zu widmen, und in den Werken
des schaffenden Geistes Zerstreuung und Beschäftigung zu suchen. So ging
man von der That zum Wort, vom Handeln zum Denken über. Feine
Bildung (Urbanität) verbreitete sich über alle Stände, aber Erschlaffung
und gesteigerter Sinnengenuß zerstörten die innere Kraft.
§. 186. In der Poesie nehmen Virgilius (P19v.chr.), H oratius
(-ff8v.chr.) und Ovidius(P17nach Chr.)den crstcnrang ein. Virgilius,
von Augustus und seinen Freunden mit Auszeichnung behandelt, war ein
Dichter voll Gemüth, Unschuld und Sittenreinheit. In seinem epischen
Gedicht Aeneide (§. 44), wobei er den Homer zum Vorbild nahm,
setzte er dein römischen Naticnalstolz ein Denkmal, und suchte die Kaiser-
zeit durch Anknüpfung an das Hcroenalter mit dem republikanischen Rom
zu versöhnen. Der Tod hinderte ihn, die letzte Hand an das Werk zu
legen. Seinem Talente und seiner Gemüthlichkeit angemessener und daher
gelungener sind seine Id y llen oder Hirtengedichte (Bu coli ca) und
sein Lehrgedicht vom Ackerbau (Georgica). Geistreicher und talent-
voller, aber weniger rein und einfach ist Horatius, ein gewandter Wclt-
und Lebemann und ein Philosoph von Aristipps Grundsätzen (§. 81).
Mäcenas, sein Gönner, schenkte ihm ein Gütchen im Sabinerlande, wo er
seine meisten Oden (nach Alcäns und Sappho §. 59), Satiren und hu-
moristische Briefe schrieb, die reich an Witz, Ironie, Welt- und
Menschenkenntniß sind. Sein Grundsatz ist, das Leben zu genießen ehe es
entschwindet. Auch eine Poetik, oder Lehrgedicht wie man beim Dichten
verfahren müsse, wird ihm zugeschrieben. — Ovidius war vielleicht der
talentvollste, aber auch leichtfertigste röinische Dichter. Er genoß des Um-
gangs der gebildetsten Männer seiner Zeit, bis ihm ein unbekanntes Ver-
gehen eine Verweisung nach dem rauhen, unwirthlichen Lande der nomadi-
schen Scythen am schwarzen Meere zuzog, wo er in trauriger Einsamkeit
sein Leben beschloß. Unter seinen durch Sprachgewandtheit und Anmuth
ausgezeichneten Gedichten sind die heroischen Liebesbriefe (Hcroi-
den), die Metamorphosen, worin er die religiösen Traditionen der
Griechen und Römer in anmuthige Erzählungen kleidet und mit Verherr-
lichung des Julischen Hauses schließt, und die Klag-Briefe (Tristia) aus
seinem traurigen Exil am bekanntesten.
Auch die, griechischen Vorbildern nacheifernden, Elegiendichter
(8-59) Catullus, Tibullus und Propertius gehörten diesem
Zeitalter an, während Phädrus, der die äsopischen Fabeln lateinisch
bearbeitete, ein Mcnschenalter später lebte.
§. 187. Größer waren die Römer in der Prosaliteratur, besonders in
der Beredsamkeit (Cicero, Hortensius u. a.) rmd Geschicht-
schreibung, wenngleich auch hier die Griechen als Muster dienten.
Sallustius (-ff35) entwirft in dem Jugurthinischen und Cati-
l in arischen Kriege ein treues aber schreckliches Bild von jener Zeit
bodenloser Entartung itnb Entsittlichung; Titus Livius, Erzieher der
Enkel des Augustus, schrieb in 142 Büchern (von denen jedoch nur 34 er-
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TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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Extrahierte Personennamen: Augustus Augustus Augustus Catullus Titus_Livius Augustus
Extrahierte Ortsnamen: Ovidius(P17nach_Chr. Rom Alcäns Hortensius Cati-